Ich ging die Straße entlang und rief nach Dexter. Er lief von der Wiese runter und trottete dann zu mir. Ich packte ihn am Halsband und schnallte die Leine an. Meine Nachbarn mochten es gar nicht, wenn Dexter nicht angeleint ist.
Aber meine Nachbarn übertrieben es wirklich immer. Erst neulich, als Dexter den Hund von Sandra angebellt hatte, war ihre Mutter vollkommen ausgeflippt. Die waren alle gegen Dexter und Tyson, naja, ihnen konnte man es nicht verübeln. Ich würde auch total Angst haben, wenn ich so einen kleinen Wollknäuel hätte und dann neben mir zwei Rottweiler eingezogen wären.
Dexter jaulte kurz, doch ich ignorierte ihn. »Ariana?«, rief jemand von hinten. Dexter drehte sich schnurstracks um. Ich beruhigte ihn und hielt nach der Person, die meinen Namen rief, ausschau. »Hey, Ariana!« Kayla kam winkend auf mich zu. Ich richtete mich auf und ging lächelnd auf sie zu. »Heute nicht mit Trommel?«, fragte ich Augen zwinkernd und umarmte sie. »Ne, der pennt noch. Hat anscheinend keine Lust, ist auch besser so, denn ich muss noch in die Stadt«, antwortete sie und streichelte den hüpfenden Dexter. »In die Stadt? Ich kann dich mitnehmen, wollte heute noch dahin und alleine ist das ja blöd.«, sagte ich. Sie willigte ein und wir kehrten zu meinem Haus zurück.
»MAMA! Ich geh mit Kayla in die Stadt und wenn du dein Auto brauchst, dann kann ich leider nichts machen!«, rief ich nach oben. Ich schmiss die Leine auf den Flurtisch und suchte an dem vollen Kleiderständer nach meiner Tasche. Ich erhaschte sie und ging auf die offene Tür zu, als meine Mutter im Türrahmen stand. »Du hast doch noch gesagt, du gehst nachher mit Tyson raus.«, sagte sie und begrüßte Kayla. Ich verdrehte genervt die Augen. Immer wieder blamierte sie mich vor meinen Freunden, bah!
»Boah, das kann doch Jason übernehmen«
»Du weißt dass Patricia bei Jason ist!«
»Uh, Jason hat eine Freundin!«, lachte ich. Mama sah mich mit ihrem bösen Blick an, der bei mir jedoch nicht wirkte. Ich sagte ihr überfreundlich Tschüß und ehe sie etwas sagen konnte, war ich verschwunden.


»Hast du eigentlich schon das Neueste gehört?« Kayla und ich saßen im Starbucks und klammerten uns an unsere warmen Becher. »Logan Lerman zieht nach Bristol! Ich habe keine Ahnung warum, er sagte nur, er wolle etwas Abseits des Ruhmes sein.«, erklärte sie mir und nippte an ihrem Kaffee. Ich zuckte mit den Schultern und betrachtete den Namen, die der Verkäufer auf den Becker gekritzelt hatte. »Aryanai«, murmelte ich und drehte den Becher. Die wussten nie, wie ein Name richtig geschrieben wird und waren zu stur, um sich das Buchstabieren anzuhören. Kayla stupste mich an und ich fiel wieder in die Realität. »Ja, was, cool. Logan Lerman ist doch dieser Milchbubi von Percy Jackson, oder?«, fragte ich sie und zupfte meinen Schal zurecht. Mit ungläubigem Blick beobachtete sie mich. »Milchbubi? Logan Lerman ist total heiß und mein zukünftiger Ehemann!«, grinste sie mich an. Ich schüttelte lachend den Kopf und trank den Kaffee weiter.
»Ex auf drei Uhr«
»Was? Wo?«
»Dort neben der Bank.. du solltest da lieber nicht hinsehen, Ariana.«
»Wieso denn?«
Ich drehte meinen Kopf wild umher bis ich einen blonden Typen entdeckte, der das Gesicht eines Mädchens ableckte. Meine Augen erweiterten sich, ich verspürte Ekel. Ich schob meinen halbvollen Becher von mir und zeigte Kayla, dass ich keine Lust mehr hatte, hier zu sein. Sie verstand sofort, wir griffen synchron nach unseren Taschen, nahmen unsere Becher in die Hand und standen auf. »Oh, Ariana! Wie schön, dass wir uns wiedersehen« Matt stand gegenüber von uns, seinen Arm fest um das Mädchen, was immer noch etwas feucht um die Lippen ist. Ich nickte leicht und versuchte wegzugehen, doch er griff nach meiner Schulter und zog mich wieder zurück. »Willst du nicht meine neue Freundin kennen lernen?«, fragte er und lächelte mich falsch an. Ich könnte kotzen! Dieser Typ will mir nur ins Gesicht drücken, dass er wieder eine Neue hatte und ich alleine bin. »Nein danke, ich kenne sie schon. Ausgabe vier vom Schlampen-Magazin, da warst du doch auf dem Cover, oder?« Sie blickte mich boshaft an. Mit so etwas hätte sie nicht gerechnet. Matt murmelte eine Beschimpfung in meine Richtung und ging dann mit dem Mädchen an uns vorbei. Kayla klopfte mir lachend auf die Schulter. »Mädchen, wäre ich nicht mit dir befreundet, wäre mein Leben nur halb so lustig!«


Wir suchten verzweifelt mein Auto am Straßenrand. Als wir es endlich gefunden hatten, stiegen wir beide ein. Ich machte den Motor an und sofort lief im Radio »Call me maybe« von Carly Rae Japsen. Ich konnte dieses Lied nicht ab, denn es lief im Radio seit was weiß ich wie lange! Ich fuhr los und sah Kayla an, dass sie das Bedürfnis verdrängte, laut mitzusingen. Ich lächelte und wechselte das Thema: »Und wann zieht der hier hin?« - »Wer? Logan Lerman? Ah, du findest ihn also doch süß! Hab ich's doch gewusst« Sie schlug mir leicht auf den Arm. Ich verdrehte die Augen, räusperte kurz und sagte zur Verteidigung: »Ne, aber es ist doch mal was cooles, wenn eine berühmte Person hier nach Bristol zieht.« Sie wechselte den Radiokanal – ich war echt dankbar, dass sie das gemacht hatte, denn ich hatte echt kein Bock mehr auf Japsen's Gesang – und blickte zu mir. »Er soll angeblich schon angekommen sein. Macht es dir was aus, wenn ich seine Adresse in deinen Navigator eingebe?«, fragte sie mich und kramte einen Zettel aus ihrer Handtasche. Verblüfft schaute ich sie und den Zettel abwechselnd an.
Ich wusste ja, dass Kayla ein Fan von ihm ist, aber ein Hardcore-Fan? Ich hoffe sie steigerte sich nicht in diese Sache rein. Manchmal liebte Kayla einen Star zu sehr und wenn er dann eine Freundin bekam, war sie am Boden zerstört und meistens musste ich oder Kevin als Stütze für sie da sein.
Ich zuckte mit den Schultern und zeigte schnell mit einer Hand auf den Navigator. »Nur zu, ich würde gerne mal sehen, wie er lebt.« Sie klatschte kurz und leise und gab dann seine Adresse in den Navigator ein. Ein paar Minuten später zeigte er mir an, wo ich hinfahren musste. Ich folgte der umständlichen Anleitung zu seinem Haus und nach 20 Minuten Fahrtzeit kamen wir an.
Kayla löste ihren Gurt und sprang aus dem Wagen. Gelassen folgte ich ihr und schloss das Auto ab. Man konnte schon von Weitem sehen, dass ein Star hier eingezogen war, da viele Mädchen um das Haus herum standen und andauern Sachen wie »LOGAN WIR LIEBEN DICH!« oder »HEIRATE MICH!« schrien. Ich würde jeder Einzelnen am liebsten eine Ohrfeige geben. Die sollten doch realistisch bleiben: Es käme nur ein Mädchen dazu, sich als Logan Lerman's Freundin zu outen. Und alle dachten, dass sie es wären, doch ich wusste, dass er sich ein Model oder eine Schauspielerin krallen würde, anstatt eine von den Dorfmädchen, diese 08/15-Girls die auf alles und jeden stehen und alle das selbe Hobby haben.