Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Herbst-Impressionen (2012)

von Jaderegen
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
26.10.2012
17.12.2012
3
3.473
2
Alle Kapitel
15 Reviews
Dieses Kapitel
5 Reviews
 
 
26.10.2012 1.779
 
Ein neuer Lebensabschnitt

Wie die Überschrift schon passend ausdrückt, änderte sich Anfang Dezember einiges für mich. Seit einigen Tagen lebe ich mit meinem Freund und meiner besten Freundin zusammen in einer WG. Gespräche darüber gab es schon sehr lange, auf einen passenden Zeitpunkt mussten wir noch eine Weile warten. Was insofern gut war, dass Sven und ich diese Zeit in Ruhe nutzen konnten, um eine taugliche Bleibe zu finden.

Das gestaltete sich gar nicht so einfach. Wir stellten fest, dass viele Vermieter etwas gegen unsere Konstellation einzuwenden hatten. Abgesehen davon, dass Wohngemeinschaften offenbar generell nicht allzu gerne unterstützt werden, schien es zusätzlich eine abschreckende Wirkung zu haben, dass unsere Gruppe aus zwei Studenten mit potentiell unsicherem Nebenjob und einer Ausländerin noch ohne Arbeit hier besteht. Rational kann ich das irgendwo nachvollziehen, praktisch war das nervig. Denn auch der Hausbesitzer, bei dem wir schließlich Glück hatten, machte keinen Hehl daraus, dass er uns die Wohnung nur überlässt, weil sie ohnehin auf März 2015 befristet ist und er somit nicht viel Ärger zu erwarten hat. Wir vermuten, dass er einfach niemand geeigneteren gefunden hat, weil die wenigsten Menschen davon ausgehen, nach rund 28 Monaten schon wieder umzuziehen. Für uns bietet sich dieser Zeitrahmen perfekt an, weil raven ohnehin höchstens zweieinhalb Jahre bleiben möchte und Sven und ich zu dem Zeitpunkt mit dem Studium fertig sind und möglicherweise in eine andere Stadt zum nächsten Lehrabschnitt wechseln müssen.

Wie es bei solchen Sachen eigentlich immer der Fall ist, lief einiges nicht so, wie wir uns das gedacht hatten.

Ursprünglich war geplant, dass Sven und ich eine Woche bevor wir raven aus Österreich abholen, bereits in die Wohnung können, um grobe Arbeiten zu erledigen, so dass wir beim eigentlichen Einzug weniger Stress haben. Das klappte nicht, weil die Vormieterin plötzlich im Verzug war und ihren Teil der Übergabe nicht erledigen konnte. Einen passenden neuen Termin zu finden, gestaltete sich schwierig, weil wir am 30.11. bereits morgens auf dem Weg ins Ausland sein wollten. Also entschieden wir uns dafür, dass Svens Dad die Übergabe stellvertretend machen sollte, da laut unserem Vermieter nur ein Nachmittagstreffen möglich war.

Nachdem alle Überlegungen dementsprechend umgeändert waren, erreichte uns plötzlich die Nachricht, dass der Vermieter doch schon Freitagvormittag vor Ort ist. Also schmissen wir wieder alles um, vereinbarten den Termin für elf Uhr und beschlossen, vorher noch Kram von Svens und meinem Elternhaus in die neue Wohnung zu schaffen.

Was einfacher klingt, als es letztendlich war. Der Lieferwagen, den Sven für das Wochenende gemietet hatte, war am Donnerstagabend zu Schrott gefahren worden. Also hieß es warten, bis ein Ersatzfahrzeug hergeschafft wurde.

Das führte dazu, dass ich die Übergabe mit meinem Dad (er war ohnehin am mithelfen) zusammen machte. Dabei stellten wir fest, wie penibel genau der Vermieter auf jede Kleinigkeit achtet. Er vermerkte die einzelnen Löcher im Protokoll (in dem die Garage noch gar nicht aufgeführt war - wir hatten Glück, dass er sie noch nicht an jemand anderen vermietet hatte und sie noch zubuchbar war). Beim Auszug müssen wir Farbe und Tapeten entfernen und Nagel- sowie Schraubenspuren zuspachteln. Normalerweise hätten wir auch beim Einzug tapezieren müssen, aber es war möglich, uns mit dem Vermieter und der Vormieterin darauf zu einigen, dass sie nichts entfernen und wir dafür nichts neu machen müssen. Was sehr erleichternd ist, denn die zwei Jahre können wir auf jeden Fall mit dem leben, was sie hinterlassen hat und wir ließen nur einen Raum von Svens Vater streichen.

Noch ein paar Worte zum Lieferwagen: Dieses Gefährt wurde per Kreditkarte bezahlt. Das Problem dabei: Svens neue Karte hatte einen Limit, das unter dem zu bezahlenden Wert lag. Es war ein Glücksfall, dass die Bank die Grenze nach einem kurzen Telefonat problemlos anheben konnte. Aufgeregt durch den ganzen Hickhack verfuhr Sven sich und kam noch später. Lustig daran ist, dass er genau denselben Navigationsfehler machte wie ich vor einigen Wochen, als wir ein Gespräch mit dem damals noch nur potentiellen Vermieter hatten.

Da wir ohnehin schon viel später dran waren als gedacht, transportierten wir noch so viel Kram wie möglich aus den ehemaligen Bleiben zum neuen Heim. Eigentlich hatten wir vor, das am Sonntagabend nach der Österreich-Tour zu machen, aber im Nachhinein sind wir sehr froh, dass wir nach so einer Strecke nicht noch mehr umhergurken mussten.

Die lange Fahrt an sich war auch ein Erlebnis. Ich bin erst einmal einen Transporter gefahren und hatte das als interessante, aber nicht gerade umwerfende Sache in Erinnerung behalten. Aber den, den wir jetzt hatten, fuhr sich unglaublich toll. Es hat wirklich Beherrschung gekostet, nicht immer mehr aufs Gas zu drücken. Der lag extrem gut auf der Straße und hat im sechsen Gang noch gezogen wie sonst was. Sehr schick! Gegen drei Uhr nachts hatten wir unser Ziel erreicht. Und natürlich schafften raven und ich es, noch bis sieben Uhr durchzuquatschen - wenn man sich lange nicht gesehen hat, gibt es eben viel zu erzählen.

In Österreich hatten wir eine Entspannungspause, in der wir nur einkaufen waren und den Wagen mit ravens Besitz beluden. Ich war dank der nächtlichen Plauder-Session total erledigt und die Tatsache, dass es nicht mehr allzu viel zu tun gab, mehr als notwendig.

Am Sonntag traten wir den Rückweg an und waren alle drei total überrascht, wie schnell die Fahrt verging. Die Zeit verflog gerade zu und schon waren wir im neuen Heim angekommen. Mehr als Sachen hineintragen und den Essenskorb von Svens Eltern in Empfang nehmen, gab es an diesem Abend allerdings nicht mehr.

Es gibt ja dieses Sprichwort, dass das, was man in der ersten Nacht in der neuen Wohnung träumt, Wirklichkeit wird. In Anbetracht dessen, was uns kopfintern so widerfahren ist, wird das zumindest für mich eine interessante Zukunft. Sven und raven können sich an nichts mehr erinnern. Das heißt demnach ja, dass sie … nichts erleben? Klingt ja irgendwie langweilig. Aber ich werde das wohl wieder ausgleichen, denn wenn sich bewahrheitet, was ich mir im Schlaf zusammengesponnen habe, dann sitze ich demnächst in einem Aufzug fest und muss eine Bombe entschärfen, die kurz vor der Explosion steht. Und wenn ich mich recht entsinne, muss ich danach noch irgendwelche Verbrecher jagen, die den Sprengsatz dort angebracht haben. Ähm … ja. Also wenn demnächst die Schlagzeile „Studentin bewahrt Gebäude vor Explosion und stellt Terroristen“ in den Nachrichten erscheint, dann war ich das. Sollte ich mich schon mal prophylaktisch bei verschiedenen Spezialeinheiten bewerben, falls ich Talent in dieser Branche beweise?

Bevor ich jetzt anfange, an dieser Stelle 'James Bond'- oder 'Stirb langsam'-Fanfiktions mit mir als Selfinsert zu schreiben, lieber wieder zurück zur Realität.

Die nächsten Tage verbrachten wir mit auf- und einräumen. Nach und nach wurde unser Heim also immer wohnlicher. Wir sind so froh, dass wir die Küche der Vormieterin für 300 Euro (sie wollte sie erst für 500 Euro verkaufen, aber die Mischung aus Faulheit und Sympathie uns gegenüber kam uns sehr zugute) behalten konnten. Wir wären so aufgeschmissen gewesen! Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass die Geräte aus der Wohnung meiner Oma, die wir eigentlich hatten nehmen wollen, bis auf Kühlschrank und Trockner, in völlig inakzeptablem Zustand waren (das Highlight war der Froster - irgendein Vollhonk hatte beim Ausräumen vor über zwei Jahren nicht darauf geachtet, alle Reste zu beseitigen und der Schimmel hat uns beim Öffnen der Türe beinahe angesprungen). Das Geld für eine neue Küche hätten wir definitiv nicht aufbringen können und raven hatte ihre alte bereits verkauft.

Überhaupt gab es viele Kleinigkeiten, bei denen wir Glück hatten, dass sie gerade gut verlaufen sind. So ließ die Vormieterin zum Beispiel eine Leiste mit Garderobenhaken und ein kleines Schuhschränkchen zurück - beides natürlich sehr praktisch. In meinem Zimmer hing bereits ein Rollo, im Wohnzimmer Gardinen und in der Küche eine ansehnliche Lampe - das heißt, wir sparten wieder Anschaffungskosten.

Wir hatten insgesamt viele Dinge von Verwandten von Sven und mir bei deren Wohnungsauflösungen bekommen, die wir alle gar nicht unterbringen können. Mehrere Schränke, Schreibtisch und Sofa blieben über; aus dem ganzen Angebot suchten wir die am besten erhaltenen Sachen aus. Für verschiedene Geschirrsets gilt dasselbe. Man sieht schon, wir haben einen recht zusammengepuzzelten Wohnstil. Aber das ist uns allemal lieber, als irgendwelche finanziellen Drahtseilakte zwecks bombastischer Einrichtung zu versuchen. So können wir unser Geld in das stecken, was wirklich noch fehlt. Lampen, zum Beispiel. Oder Lebensmittel. Wir sind nämlich alle drei der Meinung, dass man da nicht unbedingt das Billigste holen, sondern ein bisschen auf Qualität achten sollte. Ich bin neugierig, wie viele Kleinigkeiten uns in den nächsten Wochen noch einfallen, die bisher fehlen.

Aber im Großen und Ganzen sind wir dafür, dass das unsere erste gemeinsame Wohnung ist, wirklich gut ausgerüstet.

Da bis auf das Streichen von einem Zimmer keine Renovierungen nötig waren, brauchten wir auch nicht oft Leute, die uns helfen. Beim Schleppen packten Svens und mein Vater am meisten mit an. Und für weitere Regalmontagen und die Beleuchtung unterstütze uns ein Freund von Sven. Das alles lief sehr überschaubar ab und ehrlich gesagt weniger stressig, als ich es mir vorgestellt habe.

Inzwischen haben wir uns gut eingelebt. Ich fühle mich wohl hier und der erste Eindruck vermittelt, dass unsere Konstellation (der einige sehr skeptisch gegenüberstanden) wohl gut funktionieren wird. Ab und an schlaf ich noch bei meinem Dad, weil ich zurzeit jeden Abend in der Stadt, in der er wohnt, spät arbeiten muss. Da ist es sehr praktisch, zu ihm zu fahren, wenn ich morgens etwas zu erledigen habe, wie Arzttermine oder Treffen mit meinem besten Kumpel, der nur ein paar Minuten von meinem alten Zuhause entfernt wohnt.

Summa sumarum: Die neue Wohnung scheint meinem ersten Eindruck nach eine gute Idee gewesen zu sein und ich bin sehr froh, dass wir endlich die Gelegenheit hatten, das umzusetzen. Den Freund und die beste Freundin bei sich zu haben, ist schon eine tolle Sache. Der Umzug ging trotz Planänderungen relativ unkompliziert über die Bühne und wir hatten teilweise wirklich Glück, das uns die ganze Aktion wesentlich erträglicher gemacht hat. Ich würd's wieder tun - sage ich zumindest jetzt, wo es noch keine Schwierigkeiten gegeben hat!


-----


Sooo. :) Mit diesem Highlight und einem abschließenden Bild, das die Aussicht aus unserem größten Schlafzimmer/Wohnzimmer zeigt, ist die Teilnahme an Mimikrys Projekt für dieses Jahr beendet und alle weiteren (Herbst-)Erlebnisse lassen sich wie üblich auf meinem Blog nachlesen. Wie schon beim letzten Mal habe ich die Teilnahme sehr genossen und es hat Spaß gemacht, diesmal recht linklastige Texte zu erstellen; das hatte ich bisher auch noch nicht in der Form.

Ich hoffe, meine Herbstimpression hat euch gefallen. Jegliche Art der Rückmeldung ist nach wie vor gerne gesehen. :) Ich danke MissSnowWhitePink, Mimikry, hermione-twin, Bruchpilot, Net Sparrow und CherieEmily für ihre Kommentare.

Liebe Grüße und frohe Festtage wünscht euch eure Jade. :)
Review schreiben
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast