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L'amour de Versailles

von Kanji
Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P16 / MaleSlash
13.10.2012
21.10.2012
2
3.714
 
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13.10.2012 1.812
 
Ich hoffe euch gefällt das erste Kapitel und ihr zeigt mir das mit einem Favo-Eintrag und/oder einem Rev.
Viel Spaß und Freude ^^
Eure Kanji




L’amour de Versailles

Chapitre 1

Mit schmerzverzogenem Gesicht lehnte ich an einem der Himmelbett-Pfosten und versuchte krampfhaft, meinen Bauch einzuziehen.
Hinter mir zerrte Yuki an den Schnüren meines Korsetts und band diese fest zusammen.
Wie jeden Morgen half er mir, mich in die engen Kleider zu zwängen und die Unmengen von Parfum zu versprühen.
Meine langen, blonden Haare wurden gekämmt, mit vielen Klammern hochgesteckt und anschließend mit einer roten Rose geschmückt.
Auf meine Wangen legte sich ein dünner Rouge-Schleier und meine Augen wurden mit einem schwarzen Stift nachgefahren.
Zum Schluss bekamen meine Lippen noch einen dunklen Rotton, ehe Yuki sein Werk betrachtete und mit einem Kopfnicken als gelungen erklärte.
Ich ordnete lediglich die Falten meines Kleides und verfluchte innerlich den Erfinder des Reifrocks.
Die Teile waren so unbequem, dass man den Erfinder selbst einmal in eines der Modelle stecken wollte.
Von den Schuhen fing ich gar nicht erst an.
Blasen, wundgeriebene Stellen und eingeengte Zehen waren längst Teil meines Lebens.
Ebenso, wie das tägliche Versteckspiel, das mich zu einer Frau machte.
Ja, ich war ein Mann.

Mein Vater, einer der Berater des Königs und ein hoch angesehener Adeliger, hatte vor mehreren Jahren eine heimliche Geliebte.
Sie gebar ihm einen Sohn und verstand danach spurlos.
Nur ich zeugte noch von ihrer Existenz.
Aber als meine jüngere Schwester und ihre Mutter kurz darauf bei einem Unfall starben, hatte mein Vater eine Idee.
Er verbannte mich, den Bastard, in die Kleider meiner Schwester und drohte Yuki, ihn hinrichten zulassen, sollte er je ein Wort über mein wahres Geschlecht, meine wahre Identität verlieren.
Yuki fügte sich ihm und da der Hofstaat nichts von dieser Maskerade bemerkte, hatte ich heute keine andere Wahl mehr, als den Forderungen ebenfalls nachgeben müssen.
Meine Schwester war nur wenige Wochen jünger gewesen und mit fast einem Jahr gestorben.
Niemand hätte bemerken können, dass ich nicht sie war.
Nicht einmal ich selbst hatte es gemerkt, bis mein Vater seltsame Regeln aufstellte.
Ich solle meine Stimme verstellen, solle höher sprechen, hatte er mir eingeschärft.
Niemals dürfe ich mich von einem Jungen anfassen lassen, doch das hätte ich auch ohne sein Zureden niemals zugelassen.
Dann verbot mein Vater mir, mehrere Bücher über den menschlichen Körper zu lesen - er war ganz außer sich, als er sie auf meinem Tisch liegen sah.
Und mein Hauslehrer durfte mir ebenfalls nichts über den Körper einer Frau lehren.
Aber egal, wie sehr ich ihn um eine Erklärung bat, ich bekam nie eine.
Erst, als ich Yuki danach gefragt hatte, erzählte dieser mir die Wahrheit.

Jahrelang hatte ich in dem Glauben gelebt, ich sein ein Mädchen.
Und jetzt wurde mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt.
Plötzlich schämte ich mich, wenn Yuki mich morgens ankleidete und zu einer Frau verwandelte.
Bei anderen Frauen fühlte ich mich fehl am Platz und war unnatürlich still.
Besonders peinlich war es für mich, von einem der jungen Adeligen zu einem Tanz aufgefordert wurde.
Manchmal lud man mich zu einem kleinen Spaziergang eingeladen, doch ich wäre lieber in meinem Zimmer geblieben.
Einer von ihnen würde bald um meine Hand anhalten.
Was würde mein Vater wohl dann tun?
In einer Ehe war es üblich, dass die Frau einen Sohn zur Welt brachte.
Aber ich war ein Mann und konnte dies nicht.
Wahrscheinlich blieb ich eine ewige Jungfrau, wenn mein Vater keinen Mann fand, der sowohl von hohem Adel war, als auch mit meiner Situation zurechtkam.
Nur, ich wollte nicht heiraten.
Ich hatte Angst vor dem, was dann noch alles kommen würde.

Seufzend lehnte ich meinen Kopf an Yukis Schulter und schloss für einen Moment die Augen.
Yuki wusste so viel über mich, er sollte nicht einfach nur mein Diener sein.
Er war wie ein Bruder für mich, auch wenn er unter mir stand.
Und trotz meines peinlichen Lebens, hatte ich ihn gerne bei mir.
Man konnte ihm alles anvertrauen, er schwieg wie ein Grab und hielt seine Versprechen.
Doch wenn mein Vater von diesem leichtsinnigen Umgang mit den Bediensteten, wie er es immer nannte, erfuhr, war Yukis Entlassung sicher.
Das hinderte mich allerdings nicht daran, ab und zu eine kleine, lieb gemeinte Geste von Yuki zu ergattern.
Vielleicht war es verrückt, aber das brauchte ich manchmal, um all die Hindernisse zu überwinden, welche mir jeden Tag auf’s Neue in den Weg gelegt wurden.

„Die Abendgesellschaft hat sich bereits versammelt, Ihr werdet schon erwartet, Mademoiselle Hizaki“, flüsterte Yuki mir zu, drückte mich jedoch kurz sanft an sich.
Ich nickte nur stumm und zwang mich zu einem Lächeln, ehe ich mich von ihm löste und noch einmal mein Kleid ordnete.
Dann folgte ich ihm durch die hohen Gänge in den bereits belebten Spiegelsaal.
Die ganze Zeit war ich darauf bedacht, keinen falschen Schritt zu setzen oder auch nur eine unpassende Bewegung zu machen.
Vieles tat ich schon ganz von selbst - mein Vater hatte es mir oft genug eingeredet, fast schon eingeprügelt.
Den Bauch noch flacher machen, als er ohnehin schon war.
Die Stimme eine Oktave höher klingen lassen, sodass man nicht bemerkte, dass ich ein Mann war.
Den Fächer immer griffbereit halten, damit ich bei Gelegenheit beschämt damit in der Luft herum fuchteln konnte.
Mit großen, naiven Augen das Geschehen betrachten und mich stets abseits halten.
All diese Dinge gehörten für mich schon zum alltäglichen Leben dazu, obwohl ich gerade erst sechzehn Jahre alt geworden war.
Und all diese Dinge hatte ich nur aus einem Grund lernen müssen. Wegen der gehässigen Hofdamen.
Am Hof gab es viele alte Frauen, die nur auf eine Gelegenheit warteten, ein neues Gerücht verbreiten zu können.
Auch ich war schon in ihre Missgunst gefallen, als ich nicht interessiert genug ihrem Plausch gelauscht hatte.
Sie hatten große Macht und konnten ganz schnell den Ruf einer gesamten Familie ruinieren.
Eine Familie, die mich liebte, hatte ich nicht, dennoch musste ich mich vor ihnen hüten.
Sonst konnte ich womöglich noch meinen Vater verlieren, ohne den ich vollkommen hilflos wäre.

„Hizaki! Hizaki!“
Erschrocken zuckte ich zusammen und sah eine große, junge Frau auf mich zu eilen.
In ihren gelockten, dunkelbraunen Haaren, war ein großes Gesteck aus violetten, geschneiderten Blumen und mehreren Pfauenfedern befestigt.
Ihr ovales Gesicht sah recht blass aus und ihre Augen blitzten unter einer filigranen, goldfarbenen Maske hervor, die sie sich an einem dünnen Stab vor das Gesicht hielt.
An ihren Fingern steckten zahlreiche, kostbare Ringe, welche im Licht der Kerzen bezaubernd glitzerten.
Doch das Schönste war ihr Kleid: Schwere Stoffe in den verschiedensten Violett-Tönen und goldene Nähte waren zu einem wahren Kunstwerk geschneidert, das an mehreren Stellen mit fliedernen Rosen verziert war.
Leise kicherte ich und wedelte etwas mit meinen Fächer umher, während sie sich durch die lachende Gesellschaft zwängte.
Yuki lächelte mir kurz verschwörerisch zu, als wollte er sagen, sie sei nicht mehr zu retten.
Und ich musste ihm von ganzen Herzen zustimmen.
Ich kannte sie, sogar sehr gut.

„Ist das wieder einmal eine Hitze hier!“, beschwerte Jasmine sich launisch und zückte anmutig ihren Fächer.
Sie gehörte zu dem engsten Kreise unseres Königs und genoss hohes Ansehen.
Das war vermutlich auch der einzige Grund, weshalb nicht andauernd Beschwerden gegen sie bei der Leibgarde eingingen.
Jasmine war eine der wenigen Frauen, die sich nicht um Etikette oder gutes Benehmen scherten.
Sie besaß Scharm und gutes Aussehen - mehr war in ihrer Stellung nicht nötig, um respektiert zu werden.
Natürlich hatte sie Tischmanieren und wusste sehr wohl, was sie tun konnte und was sie lieber bleiben ließ.
Doch war sie sehr teils etwas anzüglich und auch ein wenig vorlaut, wenn die Gerüchteküche des Schlosses erneut am Überkuchen war.
Im Gegensatz zu den meisten Frauen hier war sie sehr gebildet und hatte eine beachtliche Bibliothek in ihren Gemächern angelegt.
Dies hatte sie größtenteils dem König zu verdanken, der ihr viel Aufmerksamkeit schenkte.
Warum genau, wusste niemand so genau, aber an jeder Ecke bekam man eine andere Geschichte zu hören.
Die Hofdamen jedenfalls waren von einer Affäre überzeugt, weswegen sie Jasmine nur aus der Ferne betrachteten.
Ich hingegen hatte Jasmine in mein Herz geschlossen, seit sie mir vor einigen Jahren auf einem schwarzen Hengst entgegen geritten kam.
Sie hatte an einer Jagd teilgenommen, Pfeil und Bogen waren am Sattel befestigt gewesen und an einigen Pfeilspitzen klebte noch dunkelrotes Blut.
Anstatt eines feinen Kleides trug sie die Bekleidung ihres schüchternen Dieners Teru, der kurz darauf ebenfalls herbeigeritten kam.
Es faszinierte mich, wie diese Frau in einer Welt der Männer lebte und sich nicht scheute, ihre Lieblichkeit abzulegen.
So begann ich, ihr zu folgen, um mehr über sie herauszufinden.
Anfangs reagierte sie genervt, wenn sie mich sah, doch mit der Zeit wurden wir enge Freunde.
Nichts konnte sie schocken oder aus dem Gleichgewicht bringen und dafür war ich ihr sehr dankbar.
Selbst als ich ihr erzählte, ich sei ein Junge, behielt sie die Ruhe und nahm mich tröstend in den Arm, wie es eine Mutter tat.

Ein leises Kichern seitens Jasmines ließ mich aus meinen Gedanken schrecken.
Verwirrt sah ich sie an und bemerkte das leichte Funkeln in ihren Augen, als sie unauffällig hinter mich deutete.
„Da ist ein junger Schönling aber sehr mit Starren beschäftigt. Dreh‘ dich um, Kleines. Er wartet schon sehnsüchtig darauf!“
Langsam drehte ich meinen Kopf und ließ meinen Blick scheinbar ziellos über die Anwesenden wandern, bis ich ab ihm hängen blieb.
Jasmine hatte Recht - ein unverhohlen neugieriger Blick durchlöcherte mich schamlos und ließ mich schutzsuchend näher zu Yuki rutschen.
Doch die dunklen Augen des jungen Prinzen folgten mir sogleich und jagten mir einen Schauder über den Rücken.
Was wollte er, der Sohn des Königs, von der recht unbedeutenden Tochter eines Beraters seines Vaters?
Kurz schien er zu zögern, dann löste er sich von der Menge und kam mit einem kleinen Lächeln auf mich zu.
Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug und wünschte mir Jasmines diamantharte Nerven herbei.
„Mademoiselle“, flüsterte es da auch schon vor mir und ein kleiner Kuss wurde auf meine Hand gehaucht.
„Darf ich um einen Tanz bitten?“
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, setzte auch schon die Musik ein und erfüllte den Saal mit tanzenden Paaren.
Verschmitzt lächelte er mich an und strich sich eine lange, blonde Strähne aus dem Gesicht.
„Ich tanze nicht gut“, setzte ich an und hoffte, somit seinem Wunsch entgehen zu können.
Doch Jasmine lachte leise auf und rief ihm zu: „Sie tanzt wundervoll! Wie ein Engel!“
„Das ist nicht wahr, ich-“
„Jetzt nehmt sie schon mit, Prinz Kamijo, sonst tanze ich mit ihr!“
Entsetzt starrte ich zu der Dame in Violett, die mir nur ein gewinnendes Lächeln zuwarf.
„Wollen wir?“
Zufrieden nahm Kamijo meine Hand und zog mich mit auf die Tanzfläche.
Als ich sah, wie sich die Tanzpaare zu uns drehten und einen großen Kreis in ihrer Mitte freigaben, drehte es mir den Magen um.
Hoffentlich ging das alles hier schnell vorüber…
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