Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Vollmond über Sachaka

von Avarya
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Het
Dakova Hoher Lord Akkarin OC (Own Character)
30.09.2012
23.04.2019
2
2.183
 
Alle Kapitel
2 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
 
30.09.2012 868
 
Vollmond über Sachaka

„In der alten kyralischen Dichtung heißt der Mond das Auge. Wenn das Auge weit offen ist, schreckt seine alles durchdringende Aufmerksamkeit vor bösen Taten ab – oder treibt diejenigen, die es gewagt haben, sich unter seinem Blick zu versündigen, in den Wahnsinn. Wenn das Auge so weit geschlossen ist, dass nur noch eine schmale Sichel seine Gegenwart verrät, lässt es zu, dass im Verborgenen begangene Taten – sowohl gute als auch böse – unbemerkt blieben.“



Ich trat aus dem Zelt, löste meine Hand sachte von der Plane, damit sie den Eingang wieder verschloss. Der Mond stand voll und rund am Nachthimmel und tauchte die Umgebung in silbriges Licht. Langsam sog ich die kalte, klare Luft ein – und verzog im nächsten Moment das Gesicht. Selbst das Atmen schmerzte höllisch. Mein Herr war nicht gerade zimperlich mit mir umgegangen. Aber ich hatte immer noch mehr Glück, als der arme Sklave ein paar Stunden zuvor. Ich hatte Dakova noch nie so wütend gesehen und dabei diente ich ihm nun schon seit sechs Jahren. Als Strafe für das Vergehen, woraus auch immer es bestand, hatte der Ichani den Sklaven mit seinem Messer fein säuberlich in Stücke geschnitten. Wir hatten natürlich alle zusehen müssen, die Schreie hallten immer noch in meinen Ohren. Doch Dakovas Wut war nicht gänzlich abgeflaut gewesen, noch immer war er zornig, als er mich mit in sein Zelt nahm, die Tracht Prügel, die er mir verabreichte, waren natürlich nichts im Vergleich zum Schicksal des Sklaven. Ich sah mich um. Die meisten schliefen schon. Ich konnte nur Akkarins hochgewachsene Silhouette erkennen, der auf dem sandigen Boden saß und in die Ferne sah, zumindest glaubte ich, dass er das tat. Langsam überwand ich die wenigen Meter zu ihm und ließ mich dann vorsichtig neben den Kyralier zu Boden sinken. Ein Stöhnen, ausgelöst durch den Schmerz, der meinen Körper peinigte, entwich meinem Mund.
Akkarin sah zu mir und ich konnte die Besorgnis in seinen dunkelgrauen Augen erkennen, als er mich musterte. Ich runzelte leicht die Stirn. Er hatte sich also Sorgen gemacht? Um mich?
„Ist alles in Ordnung, Avarya?“ fragte der Magier neben mir leise und ich nickte.
„Ja, es geht mir, den Umständen entsprechend, gut“ erwiderte ich, seufzte jedoch leise. „Er war heute ausgesprochen wütend, so wütend habe ich ihn noch nie erlebt“ Ich brauchte wohl nicht zu präzisieren, von wem ich sprach, es war klar, dass ich unseren Meister meinte. Akkarin seufzte betrübt und nickte.
„Das, was er mit dem Sklaven angestellt hat, war das Schrecklichste, das ich je erlebt habe“ Nun war es an mir, zustimmend zu nicken. Wir verfielen in Schweigen und sahen auf die weite Fläche des Ödlands hinaus, die der Mond silbrig schimmern ließ. Ein scharfer Windstoß erfasste uns und ich fröstelte leicht. Am Tage war es hier meistens sehr heiß, aber in der Nacht kühlten die Temperaturen schnell ab. Ich warf Akkarin verstohlen einen Seitenblick zu, sah aber schnell wieder weg. Ich unterdrückte ein Seufzen. Ich mochte den kyralischen Magier, darin bestand kein Zweifel. Ich mochte ihn sehr. Aber wie sehr? Liebte ich ihn? Ich unterdrückte ein Seufzen. Selbst wenn ich das tun würde, dann könnte ich es niemals zugeben. Beziehungen zwischen Sklaven waren allgemein unerwünscht und Dakova würde so etwas nicht dulden, vor allem nicht, wenn es sich um mich handelte. Immerhin war ich seine Lustsklavin.
„An was denkst du?“ fragte Akkarin nach einer Weile und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich zuckte leicht zusammen.
„Nichts“ erwiderte ich nach kurzem Zögern. Ich konnte ihm ja nicht sagen, dass ich über meine Gefühle für ihn nachdachte. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass sich seine Mundwinkel, offensichtlich belustigt, hoben.
„Nichts ist immer sehr aufschlussreich“ sagte der Magier und ich konnte das Lächeln aus seinem Tonfall heraushören. Auch meine Mundwinkel zuckten leicht. Wann war ich zuletzt wirklich glücklich gewesen? Keinesfalls in den letzten sechs Jahren. Nicht, seit meine Familie ausgelöscht worden war und man mir meine Freiheit genommen hatte. Abermals schwiegen wir uns gegenseitig an. Jeder war wohl mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Auch nun war er derjenige, der das Schweigen brach.
„Weißt du, Avarya“ sagte Akkarin langsam und sah mich an. Der Vollmond erhellte sein Gesicht. Ich konnte den Blick nicht mehr von den grauen Augen des Magiers abwenden. „du bist mir unglaublich wichtig“ Überrascht blinzelte ich. So etwas hatte nun wirklich nicht erwartet. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als mir die Bedeutung seiner Worte wirklich bewusst wurde. Ich war ihm wichtig. Unglaublich wichtig sogar. Das hieß also, dass Akkarin auch etwas für mich empfand. Ich rutschte näher zu ihm.
„Du bist mir auch unglaublich wichtig“ erwiderte ich leise, beobachtete, wie sich seine Augen weiteten und sich dann ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete. Wortlos zog er mich vorsichtig in seine Arme. Mein Körper schmerzte noch immer, aber die Schmerzen waren in den Hintergrund gerückt. Ich lehnte meinen Kopf an die Brust des Magiers und lächelte. Schon seit vielen Jahren hatte ich nicht mehr gelächelt oder war auch nur annähernd glücklich gewesen. Zufrieden schloss ich die Augen, hätte nie gedacht, dass ich mich in den Armen eines Mannes jemals wohlfühlen könnte, nicht, nach allem, was ich erlebt hatte. Ein warmes, geborgenes Gefühl breitete sich in mir aus und kurz darauf schlief ich ein.
Review schreiben
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast