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[♪ | ✎] The Four Quests of Bermuda

von - Leela -
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Mystery / P12 / Gen
Kowalski Private Rico Skipper
23.09.2012
12.01.2013
20
34.651
 
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23.09.2012 1.700
 
Das kleine Schiff lag gekentert auf der Seite zwischen den Steinen, die den Beginn der Klippen markierten, die sich imposant im Hintergrund der Insel erhoben. An dieser Stelle ging der Strand gerade in die Felsenlandschaft über, und die Insassen des Schiffes hatten Glück im Unglück gehabt. Ein großes Loch klaffte im Rumpf des Schiffes, und das Wasser spülte in rhythmischen Wellen hindurch.
      „Warum muß eigentlich immer irgend eine schreckliche Katastrophe passieren, wenn wir in Urlaub wollen?!“ jammerte Kowalski, der sich aufgesetzt hatte und die Benommenheit gerade von sich abschüttelte.
      „Freu’ dich lieber! Wir sind nicht in Hoboken gelandet!“ kommentierte Skipper, der auf dem Bauch lag und seine Sinne gerade sammelte.
      Kowalski sah sich um. „Wo sind Rico und Private?“
      Spätestens das mobilisierte Skippers Lebensgeister. Mit einem Satz war er auf den Beinen und ließ den Blick suchend über den Strand schweifen. „Rico! Private!“
      Kowalski zuckte unwillkürlich zusammen bei der kräftigen, panikschwangeren Stimme seines Anführers.
      Von einer Seite bekam er Antwort. Es war Rico. Und seine Stimme klang nicht amüsiert! Laut fluchend kam er hinter einigen Felsen hervor.
      Die beiden anderen Pinguine sahen ihn verdutzt an.
      „’ie ganzen Fischvorräte ’ind weg!“ beschwerte sich Rico.
      Skipper atmete tief durch. „Was hast du denn erwartet? Wir haben uns mehrfach überschlagen!“
      „Dann ist das Boot leckgeschlagen, und wir haben uns wieder mehrfach überschlagen, und dann…“
      „Es reicht, Kowalski!“ unterbrach Skipper ihn grimmig. „Rico, hast du Private gesehen?“
      Rico überlegte kurz, sah sich um, dann nickte er.
      „Wo?“ rief Skipper aufgeregt.
      Rico deutete nach vorne – von seiner Sicht aus gesehen.
      Skipper wandte sich um, und da gesellte sich Private gerade ein wenig desorientiert wieder zu ihnen. „Private! Was ist passiert?“
      „Ich bin durch den Aufprall bis in den Wald geschleudert worden“, erzählte der junge Pinguin. „Tja, ich war wohl zu leicht!“
      „Oooder du hattest einfach die äußerste Position an Deck, um mit dem richtigen Winkel und exakten Schlagkraft…“
      „Kowalski!“ Skippers Stimme klang genervt.
      „Entschuldige Skipper! Aber das ist ein ganz einfacher, physikalisch erklärbarer Ablauf!“
      Skipper kommentierte es nicht. Das war auch nicht notwendig. Doch trotz seiner mürrischen Miene war er froh, seine Kameraden den Umständen entsprechend wohlbehalten wiederzusehen. „Wir haben einige andere elementare Fragen zu klären“, wechselte er das Thema. „Erstens: Wo sind wir? Zweitens: Wie kommen wir hier wieder weg? Und drittens: Wie lange müssen wir hier ausharren, bis wir zweitens in Angriff nehmen können?“
      „Um das »erstens« zu klären, würde ich vorschlagen, daß wir uns erst einmal umsehen!“ sagte Kowalski.
      „Das nenne ich doch schon mal einen konstruktiven Vorschlag!“ lobte Skipper. „Vielleicht sind wir ja gar nicht so weit von Kuba entfernt!“
      Kowalski warf Rico hinter Skippers Rücken einen Blick zu. Er war von Anfang an skeptisch gewesen, als Skipper angeordnet hatte, sich mit dem Schiff nach Kuba aufzumachen. Angeblich gab es dort einen geheimen Auftrag zu erledigen, über den nicht einmal Skipper etwas wußte, und auch der Kurs war fest vorgeschrieben gewesen. Es hatte gleich zu Beginn ein seltsames Gefühl in Kowalskis Magengegend ausgelöst. Und jetzt war es nicht besser.
      Gemeinsam gingen sie in den Wald und sahen sich um. Nach kurzer Zeit wagten sie es, sich aufzuteilen, um die Insel zu erkunden und stellten fest, daß diese nicht übermäßig groß war. Auf der einen Seite wurde die Insel von einem hohen, steilen Gebirge gesäumt. Zur anderen Seite konnte man über den Strand auf’s offene Meer hinausblicken. Dazwischen gab es größtenteils nur Dschungel, der von einem Fluß durchschnitten wurde. Relativ mittig der Insel wurde der Fluß durch einen Wasserfall gespeist, der über eine zerklüftete Felswand rauschte und für Kowalski derzeit noch ein Mysterium darstellte. Das Wasser sammelte sich in einem kleinen See, bevor es sich zu dem Fluß formierte, der von hier in den Ozean führte. Alles in allem schien es ein idyllisches Stück Land zu sein, auf dem sie gestrandet waren.
      „Kowalski, Analyse“, sagte Skipper geistesabwesend, als sie zum Ausgangspunkt zurückkehrten.
      „Ich habe nicht sehr viele Anhaltspunkte für eine Analyse“, begann Kowalski. „Aber ich habe ein bißchen den Kurs mitverfolgt, den wir genommen haben. Das, in Kombination mit der Zeit, die wir bis hierher gebraucht haben und der Beschaffenheit der Umgebung sagt mir eindeutig: Dies ist nicht Kuba!“
      „Wunderbar, Kowalski! Zu der Erkenntnis bin ich auch schon gekommen!“ erwiderte Skipper sarkastisch.
      „Tut mir leid, aber wesentlich mehr kann ich dir im Moment auch nicht liefern!“
      Skipper drehte sich argwöhnisch zu dem Wissenschaftler um. „Ich kenne dich, Kowalski! Und deine Stimme sagt mir, daß da noch mehr ist, was du mir nicht sagen willst! Da schwingt so ein latenter Unterton mit!“
      Kowalski versuchte noch einen Moment, den Unschuldigen zu spielen, dann seufzte er unter Skippers Blick. „Na gut! Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich habe eine Theorie, wo wir hier gelandet sind!“
      „Und zwar…?“
      Kowalski sah Skipper abschätzend, ohne jedes Lächeln an. „Was befindet sich zwischen San Juan, Miami und Bermuda…?“
      „Keine Ahnung, jede Menge Wasser?“
      Kowalski mußte ein Grollen unterdrücken. „Ich wiederhole: Was befindet sich zwischen San Juan, Miami und Bermuda…?“
      Skipper sah ihn verständnislos an. „Der Ozean?“
      „Muß ich es noch mehr betonen? Wir sind hier vermutlich im Bermuda-Dreieck gelandet!“
      „Ja, und?“ fragte Skipper.
      „Den Legenden zufolge verschwinden Schiffe spurlos im Bermuda-Dreieck und werden nie wieder gesehen!“ Kowalski unterstrich seine Worte mit einer dramatischen Geste.
      Skipper warf ihm einen abschätzenden Blick zu. „Erstens: Unser Schiff ist noch da! Und zweitens: Seit wann glaubst du an Legenden? Ich dachte, du hast dich der Wissenschaft verschrieben!“
      „Dir scheint nicht klar zu sein, daß Legenden wissenschaftlich verifiziert werden können!“ begann Kowalski ärgerlich. „Und ich hatte nicht vor, der erste Wissenschaftler zu sein, der…“ In dem Moment switchte irgend etwas in Kowalskis Geist um. Einen Augenblick hielt er inne, als er begriff, was er da gerade sagte. „Ich bin der erste… Der erste Wissenschaftler… Ja! Das ist ja unglaublich! Ich habe als erster Wissenschaftler die Gelegenheit, die Legende vom Bermuda-Dreieck zu untersuchen!“ Von einem zum anderen Moment, war die Frustration aus seiner Stimme gewichen und hatte aufgeregtem Enthusiasmus Platz gemacht.
      Skipper beobachtete Kowalskis euphorische Zwiesprache besorgt.
      „Du meine Güte! Du meine Güte! So eine Chance bekomme ich nie wieder! Ja! Ich, Kowalski, werde die Legende verifizieren, oder widerlegen! Oh, ich bin ja so aufgeregt!“ Seine Stimme rutschte in eine hohe Tonlage ab, die Skippers Alarmbereitschaft auf die höchste Stufe setzte.
      Der Anführer packte Kowalski bei den Flügeln und verpaßte ihm einen schnellen Flügelhieb, um ihn zur Besinnung zu bringen. „Komm’ zu dir, Kowalski! Wir brauchen unsere Energie nicht, um irgend welchen Hirngespinsten nachzujagen, sondern dafür, ein neues Schiff zu bauen und nach Kuba zu kommen!“
      Kowalski hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und starrte Skipper abschätzend an. „Weißt du, was ich für viel wahrscheinlicher halte? Daß uns jemand eine Falle gestellt hat! Aus welchem Grund wohl war die Route nach Kuba so explizit vorgegeben?“
      „Na, ganz einfach, weil wir an einem ganz bestimmten Punkt erwartet werden, und dieser von der vorgegebenen Route aus am besten zu erreichen ist, und gegebenenfalls so verhindert wird, daß man von markanten anderen Punkten aus auf uns aufmerksam wird.“
      „Nein!“ sagte Kowalski. „Jemand wollte uns ganz bewußt in’s Bermuda-Dreieck schicken, um uns loszuwerden! Und das ist ihm auch gelungen!“
      „Das ist doch Quatsch mit Fischsauce!“ erwiderte Skipper. „Wir sind in ein plötzliches Unwetter geraten, ja, aber selbst wenn wir mitten im Bermuda-Dreieck sind, wir bauen ein neues Schiff und machen uns wieder auf den Weg! Da ist nichts mysteriöses dran!“
      „Sagte der Pinguin, der unserem Auto eine diabolische Seele andichten wollte!“ gab Kowalski hitzig zurück.
      „Nun fang nicht an, Fische mit Mangos zu vergleichen!“ gab Skipper nun auch gereizt zurück.
      Während sich die beiden gegeneinander aufrieben, brachte Rico mit einem kleinen Lächeln ein Netz mit Fischen zu dem Platz, an dem er zwei Stoffklappstühle und einen kleinen Tisch aufgestellt hatte, die er aus dem Schiff hatte retten können.
      Private und er beobachteten von dort gelassen das Treiben.
      „Bitte sehr, e’ ist ange’ichtet!“ sagte Rico und ließ sich in seinen Stuhl sinken.
      „Oh, prima! Danke!“ Genüßlich nahm sich Private einen Fisch. Nachdenklich sah er wieder zu den anderen beiden herüber. „Weißt du, warum die beiden so aufeinander losgehen?“
      Rico hob die Schultern. „Keine Ahnung!“ Es schien ihn auch nicht sonderlich zu interessieren, denn er nahm sich einen Fisch, verschlang ihn und lehnte sich dann entspannt zurück.
      „Also, statt zu streiten sollten wir wirklich überlegen, wie wir hier wieder wegkommen!“ meinte Private. „Um ein Schiff zu bauen werden wir auch einige Zeit brauchen.“
      „Ja, u’ um Proviant zu be’orgen au’!“ stimmte Rico zu und nahm sich den nächsten Fisch.
      Private lächelte. „Na, wenigstens müssen wir uns hier keine Sorgen machen, daß wir verhungern!“ meinte er und griff auch noch einmal zu.
      Der Streit zwischen Skipper und Kowalski erreichte derweil seinen Höhepunkt.
      „Und ich sage: Wir bauen ein Schiff!“
      „Wir bleiben hier und erforschen die Legende!“
      „Schiff bauen!“
      „Legende!“
      Rico und Private hatten stillschweigend beschlossen, nicht einzugreifen.
      „Ich wüßte zu gerne, was es mit dem Auftrag in Kuba auf sich hat“, sinnierte Private derweil. „Was wohl in der Nachricht stand…“
      „Schau doch nach“, meinte Rico und würgte ein Pergament hoch.
      Private sah ihn perplex an. „Du hast den Auftrag…?“
      Rico nickte. „Jap!“
      Private nahm das Pergament entgegen und sah es sich an. „Aber… Ich bin ja nicht wirklich gut im Kartenlesen, aber wenn ich das richtig sehe, dann ist hier nicht einmal die Rede von Kuba!“
      Rico sah neugierig mit auf das Blatt Papier.
      „Schau mal“, sagte Private und zog die imaginäre Linie weiter, die auf der Karte mitten im Ozean endete. „Wenn man die angefangene Linie weiterzieht, dann käme man nach Kuba!“ Er sah sich zu Skipper um, der sich noch immer lautstark aufregte und versuchte, seine Meinung durchzusetzen. „Ich fürchte Skipper hat tatsächlich zu viel in diese Sache reininterpretiert.“
      „O’er zu wenig!“ meinte Rico und deutete auf etwas am Fuß des Pergaments.
      Private senkte den Blick und erkannte einige Einrisse, die wie von Hummerscheren verursacht sein konnten.
      „Mir ist egal, was du willst!“ drang die Stimme Kowalskis an ihre Ohrlöcher, als der große Pinguin mittlerweile näherkam. „Ich werde diese Gelegenheit nicht ungenutzt vorüberstreichen lassen!“
      Private konnte sehen, daß Skipper in einiger Entfernung noch immer kochte und lächelte Kowalski an. „Möchtest du auch einen Fisch? Die sind köstlich!“
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