Another - Natürlich tot
von Drummer Queen
Kurzbeschreibung
Vor ein paar Monaten war die Klasse 9c noch eine normale Klasse wie jede andere. Doch plötzlich sterben Leute, die in Verbindung mit der Klasse stehen, auf mysteriöse Weise. Es scheint als stünde die 9c unter einem Fluch. Eine Gruppe Schüler versucht herauszufinden was dahinter steckt. Gibt es eine Möglichkeit unschuldige Leben zu retten? Und was hat der neue Mitschüler Naoya Teshigawara damit zu tun? >>Anime: Another <<
GeschichteHorror, Übernatürlich / P18 / Gen
10.09.2012
11.01.2015
8
19.086
1
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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10.09.2012
2.195
Sport ist Mord
-Der Tod lächelt uns alle an, das einzige was man machen kann ist zurücklächeln!-
Freitag, der 12. August
„Wenn ich mal um eure Aufmerksamkeit bitten dürfte!“, schalte die laute, bellende Stimme unseres Klassenlehrers durch den Raum. Stille kehrte ein und meine Klassekameraden drehten sich zu ihm um. Obwohl wir Herr Heyl erst seit Montag als neuen Klassenlehrer hatten, wussten wir schon, dass wir es uns besser nicht mit ihm verscherzen sollten, da er für seinen Disziplintick bekannt war. Auch ich unterbrach mein Gespräch über meine Katze Lola, welche gestern nach langer Leidenszeit eingeschläfert werden musste, und richtete meinen überraschten Blick nach vorne. Laut Stundenplan hätten wir jetzt eigentlich Deutsch mit Herr Schreiner, einen älteren komischen Kauz. Dieser hatte die Eigenschaft Witze zu reißen, welche nur er verstand.
Herr Schreiner stand nun an Herr Heyls rechter Seite und blickte desinteressiert in der Gegend rum. Erst jetzt fiel mir der Junge auf, der links neben Herr Heyl stand und mit neugierigem Blick alles und jeden musterte. Es schien so als wolle er so viele Informationen wie möglich über diese Klasse in der möglich kürzesten Zeit erlangen. Der Junge hatte längeres, dunkelblondes Haar, braune Augen, trug ein schlichtes T-Shirt und eine karierte 3/4-Hose.
Kurz trafen sich unsere Blicke, doch rasch wand er ihn wieder ab. Wer war dieser Junge nur? Nachdem ich einen Moment überlegt hatte fiel es mir wieder an. Ich Idiot! Mein Gehirn hatte ich wohl die ganze Zeit auf Energiesparmodus gestellt. Erst gestern hatte Herr Heyl uns noch darauf hingewiesen, dass wir einen neuen Schüler in die Klasse bekommen würden. Er komme aus Japan wohne aber jetzt mit seiner Mutter in der Nähe der Schule.
„So, dass hier ist euer neuer Mitschüler Naoya Teshigawara. Er ist von Yomiyama hergezogen und ich verlange von euch freundlich zu ihm zu sein!“, stelle Herr Heyl den Neuen vor. „Kann der überhaupt Deutsch?“, fragte Arber, der vorlauteste und selbstverliebteste von uns, lautstark in die Klasse hinein. „Eure Sprache spreche ich gut, da meine Mutter aus Deutschland kommt“, erwiderte der Neue gelassen und tatsächlich… Wenn ich nicht gewusst hätte, dass er aus Japan kommt, hätte ich den leichten Akzent wohl nicht bemerkt.
„Dann wäre ja nun alles geklärt. Naoya setz dich bitte neben Niklas und Arber spar dir deine Energie lieber für den Sportunterricht“, wand Herr Heyl sich an den Neuen und Arber, „Ich sehe euch ALLE dann später beim Schwimmbad… Und seid ja PÜNKTLICH sonst…“, fügte er mit einem fiesen Lächeln hinzu, während er den Raum verließ.
Unser Deutschlehrer setzte sich nun auf den Lehrerstuhl und begann seinen langweiligen Unterricht. Anschließend mussten wir noch Sozialkunde über uns ergehen lassen, bevor wir uns alle auf den Weg zum Bus machten. Dieser würde uns zum Schwimmbad bringen, da wir ansonsten eine halbe Stunde zu Fuß unterwegs wären.
Normalerweise war der Schwimmunterricht mein absolutes Hassfach, da ich das Schwimmtalent einer Kartoffel hatte und mir somit immer die ganze Sportzeugnisnote versaute. Doch heute freute ich mich sogar ein wenig darauf, denn am Mittwoch war ich beim Fußballtraining umgeknickt und konnte nun meinen rechten Fuß kaum belasten. Also hatte meine Mutter daraufhin eine Entschuldigung geschrieben, um mich vom Sportunterricht zu befreien. Als ich die Halle betrat, waren Herr Heyl, der Bademeister und Steffi, die wohl auch kein Sport mitmachte, bereits da. Ich gab Herr Heyl die Entschuldigung mit einer hingemurmelten Erklärung ab und setzte mich neben Steffi auf die Steinback. Diese verlief am Rand des Beckens.
Nach und nach füllte sich die Halle nun mit meinen Mitschülern. „Man, warum hat mir niemand gesagt, dass wir heute Schwimmunterricht haben? Ich würde denen zeigen wie man richtig schwimmt.“ Überrascht drehte ich meinen Kopf zu der mir unbekannten Stimme und bemerkte, dass mich der Neue angesprochen hatte. Er saß neben mir und beobachtete meine Klassenkameraden beim Schwimmen. „Bist du gut in Sport?“, fragte ich ihn schnell um meine Verwunderung darüber, dass er mich angesprochen hatte zu verbergen. „Ich? Natürlich! Sieht man doch!“, antwortete er grinsend, „Wie heißt du eigentlich?“ Er sah mich neugierig an und ich antwortete schnell: „Marie.“ „Ich bin Naoya Teshigawara…“ „Ja, ich weiß. Herr Heyl hat dich ja vorgestellt“, antwortete ich lächelnd. Und so unterhielten wir uns weiterhin.
Die zwei Sportstunden waren noch nie so schnell vergangen. Naoya und ich redeten die ganze Zeit miteinander und ich erfuhr, dass er eigentlich schon in die 10. Klasse gehen müsste, doch er hatte beschlossen die neunte zu wiederholen. Schließlich unterschied sich das deutsche Schulsystem vom japanischen. Unteranderem hatte ich noch erfahren, dass seine Eltern sich scheiden lassen würden und seine Mutter mit ihm hierher gezogen war, da sie gebürtig aus dieser Gegend kam. Sein Vater und seinen Schwestern waren in Japan geblieben. Als wir den Bus wieder verließen, welcher uns nach dem Schwimmunterricht am Schwimmbad abgeholt hatte, schlurften die meisten erschöpft vom Sportunterricht missmutig Richtung Schule. Ich wartete auf meine Freundinnen Aylin, Anika, Vanessa und Carina um mit ihnen gemeinsam zurück zu gehen. „Was macht der da?“ Der Neue hatte mich wieder unerwartet von der Seite angequatscht und deutete mit seinem Arm auf Arber. Dieser stand auf dem Boden einer überdachten Bühne, die für irgendein Fest aufgebaut worden war. Das „Betreten verboten“ – Schild, das quer über die Bühnentreppe gespannt worden war, hatte er gekonnt übersehen. Die restlichen Jungs standen um die Bühne herum. „Vermutlich will er sich irgendwie aufspielen“, antwortet Carina. „Er hält sich halt für den Besten“, meinte Naoya und Anika, Aylin und Vanessa nickten zustimmend. „Und wie viele Klimmzüge pack ich? Fünf oder zehn? Auf jeden Fall mehr als ihr alle zusammen“, prahlte Arber vor seinem Publikum. Er genoss es richtig im Mittelpunkt zu stehen. „Laber nicht, mach doch endlich!“, antwortete Felix, Arbers bester Freund, leicht genervt von dessen Angeberei. „Schon gut, schon gut. Ich mach ja schon! Reg dich ab, Mann!“ Arber sprang ab und hielt sich mit beiden Händen an einer Eisenquerlatte, die einen Meter unter dem Dach befestigt worden war fest.
Doch bevor er überhaupt einen Klimmzug machen konnte, fiel er, mitsamt der Eisenstange, wieder auf den Boden. Das laute Knallen des Aufschlags war auf dem gesamten Busbahnhof zu hören. Meine Klassenkameraden und ein paar Touristen drehten sich fragend zu der Herkunft des Geräusches um. „ Oh Mann, Arber, was kannst du eigentlich?“, feixte Felix hämisch und auch andere aus der Klasse begannen schadenfroh ihn auszulachen. Der Neue schüttelte bloß über so viel Dummheit den Kopf und murmelte etwas, was wie „Baka“ klang. „Alter, du kannst ruhig wieder aufstehen. Da rum liegen macht’s auch nicht besser“, spottete Felix weiter. „Ihm wird doch wohl nichts passiert sein“, fragte Carina mehr sich selbst als uns. Die Panik in ihrer Stimme verwunderte mich ein wenig, da sie wirklich keine war, die bei der kleinsten Kleinigkeit überreagierte und den Weltuntergang vorhersagte. „Bullshit, als ob der sich bei der geringen Höhe was getan hat. Der schämt sich nur. Aber ich geh mal gucken. Will ja nicht, dass du noch an einem Herzinfarkt stirbst“, grinste ich Carina an, doch diese ignorierte mich und starrte weiterhin nervös zur Bühne. Daraufhin zuckte ich mit den Schultern und schlenderte langsam zu meinem Ziel. „Arber jetzt antworte doch… Das ist NICHT lustig, Alter! ARBER!“ Ich verdrehte die Augen. Diese Panik war anscheinend ansteckend. Selbst Felix wurde jetzt schon hysterisch. Er kletterte auf die Bühne und blieb dort wie angewurzelt stehen.
„Lukas, Lukas kommt sofort her. Der Balken liegt auf seinem Hals. Er bekommt keine Luft mehr. BEEILT EUCH! Verdammte scheiße… hier liegt Blut!“, Felix redete so schnell, dass ich Mühe hatte ihn überhaupt zu verstehen. Die Angst um seinen besten Freund hatte seine Stimme unnatürlich hoch klingen lassen. Lukas U. und Lukas K., beide vom Schulsanitätsdienst, überrannten sich fast, als sie schnell die Treppe hochhasteten. Ich hatte nun ebenfalls die Bühne erreicht. Von der ersten Treppenstufe aus hatte ich die beste Sicht aufs Geschehen. Arber lag mit einem verblüfften Gesicht da, das steif wie eine Maske war. Deine Arme und der Hals lagen unter der Eisenstange. Das Genick, Elle und Speiche mussten wohl unter dem Gewicht zertrümmert worden sein, denn er bewegte sich nicht mehr. Außerdem hatte die Halsschlagader wohl ebenfalls unter der Eisenstange gelitten, denn Arber lag in einer stetig wachsenden Blutlache.
Lukas U. fühlte nach Arbers Puls und schrie panisch auf: „Ich spüre seinen Herzschlag nicht mehr! Ruft beim Krankenhaus und bei der Schule an! Und helft mir diese gottverdammte Eisenstande hochzuheben! Los! Es geht um Leben und Tod!“ Jetzt schien die Nachricht auch bei den letzten Begriffsstutzigen angekommen zu sein.
Unruhe brach aus, während die Jungs auf die Bühne stürmten um Lukas U. zu helfen oder rumtelefonierten. Mädchen begannen zu weine, rumzuschreien und hysterisch rum zu gestikulieren. Ich wusste nicht was ich machen sollte, fühlte mich total fehl am Platz. Da berührte mich eine Hand an der Schulter. Ich zuckte zusammen als ob der Tod persönlich mich berührt hätte, um mich statt Arber mitzunehmen. Doch es war Carina, die mich, bleich im Gesicht, ansah. „Geh weg. Tu dir das nicht an…“, flüsterte sie jedoch mit erstaunlich fester Stimme. Ich wusste, dass es sie wohl einige Überwindungskraft gekostet hatte hier hin zu kommen, da sie kein Blut sehen konnte. Wegen ihrer Worte oder aus eigener Entscheidung, ich wusste es nicht, hastete ich wieder zurück zu den Anderen. Anika, Aylin und Vanessa sahen mich auffordernd an doch aus meinem Mund würden sie nichts erfahren, was dahinten geschah. „Ist er…, ist er…“, Naoyas Stimme klang so hilflos und verzweifelt. Plötzlich und unerwartet wurde mir alles zu viel. Panik, Angst, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, all die Gefühle, die ich vorher unterdrückt hatte, übermannten mich. Ungewollt begann ich zu zittern. Mein Verhalten und meine Mimik waren wohl Antwort genug, denn irgendwie spürte ich, dass niemand Arber mehr helfen konnte… Der Japaner schluckte als ob etwas ihm den Hals zuschnürte und murmelte heiser etwas auf Japanisch vor sich hin. Dann drehte er sich um und ging, ohne sich noch einmal umzusehen, vermutlich nach Hause. Das muss wohl ein toller erster Schultag für ihn gewesen sein.
Ich blickte nochmal zur Bühne. Die Jungs bemühten sich weiterhin vergeblich die Eisenstange hochzuheben. Carina stand neben ihnen und redete auf Felix ein. Warum versuchten sie überhaupt noch ihn zu retten? Er war doch eh tot. Warum begriffen sie es nicht? Weil sie es nicht wollten, beantwortete ich meine Frage im Geiste selbst. Sie wollten es nicht wahr habe, dass er fort gegangen war, für immer.
Ein Tinnitus verursachende laute Sirene riss mich aus meinen Gedanken, ein Polizeiauto und der Krankenwagen waren da. Zwei Polizisten und vier Sanitäter stiegen aus. Zwei trugen eine Krankentrage, zwei rannten zur Bühne und mit ihrer Unterstützung konnten die Jungs die Eisenstange entfernen. Dann legten sie Arber auf die Trage. Ich konnte sehen wie einige Jungs bei Arbers kompletten Anblick grün im Gesicht wurden und schnell den Blick auf den Boden richteten. Während die Sanitäter mit Arber an mir vorbei gingen erhaschte ich nochmal eine kurz einen Teil seines Gesichtes und ich war mir sicher, dass es das letzte Mal war, das ich ihn sehen würde. Sie trugen ihn in den Innenraum des Krankenwagens und schlossen die Türen.
Doch als das Auto fahren wollte, schnitt ein anderes Auto, mit quietschenden Reifen, dem Wagen den Weg ab. Die Türen des Autos wurden auf gerissen und Herr Heyl und Herr Brück, der Schulleiter, stiegen aus. Herr Brück ging mit hochrotem Kopf zum Krankenwagen, redete mit dem aufgebrachten Fahrer und stieg kurzerhand auf den Beifahrersitz. Der Fahrer lenkte den Wagen an um Herr Heyls Auto und fuhr mit Blaulicht und Sirene Richtung Krankenhaus.Herr Heyl hob währenddessen seinen Arm und rief: „Kommt mal alle zusammen, ich muss mit euch reden!“ Er versuchte seine Stimme möglichst ruhig und gefasst klingen zu lassen, doch ich bemerkte, dass auch er nervös war und mit dieser Situation nicht zurechtkam. Er zählte nach, ob alle da waren. Sein Blick blieb an mir hängen: „Marie wo ist Naoya?“ „Woher soll ich das wissen?! Er ist vermutlich heimgegangen… Ich soll ja schließlich nicht auf ihn aufpassen“, fuhr ich ihn an, bevor mir klar wurde, dass ich mit meinem Klassenlehrer redete. Ich stand total neben mir und erwartete schon, dass Herr Heyl mich zu Recht wies. Doch er wand sich jetzt wieder an alle und sagte: „Ich fahr jetzt zu Arbers Eltern und dann ins Krankenhaus. Bei Naoya schau ich noch vorbei. Ihr fahrt jetzt bitte nach hause. Am Montag treffen wir uns in der ersten Stunde im Klassenraum. Da wird alles weitere geklärt.“ Dann eilte er zu seinem Auto, fuhr los und ließ uns mit lauter Fragen zurück. Wir setzten uns in kleinen Gruppen zusammen und redeten leise miteinander. Ich ließ mich auf eine Bank neben Vanessa und Carina nieder und schwieg. Anika und Aylin hatten sich auf den Weg zum Zugbahnhof gemacht um heim zufahren. Nach und nach stiegen immer mehr meiner Klassenkameraden in ihre Busse ein. Ich war noch nie so froh meinen Bus zu sehen wie in diesem Moment. Schweigend setzte ich mich auf eine der Busbänke neben Vanessa und warf nochmal einen kurzen Blick auf die Bühne. Die Polizisten sicherten gerade die letzten Spuren, sonst erinnerte nichts mehr an das, was vor wenigen Minuten hier passiert war.
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So hier ist das erste Kapi (:
Schreibt mir ein paar Reviews, wie es euch gefällt (: Bin gespannt!
-Der Tod lächelt uns alle an, das einzige was man machen kann ist zurücklächeln!-
Freitag, der 12. August
„Wenn ich mal um eure Aufmerksamkeit bitten dürfte!“, schalte die laute, bellende Stimme unseres Klassenlehrers durch den Raum. Stille kehrte ein und meine Klassekameraden drehten sich zu ihm um. Obwohl wir Herr Heyl erst seit Montag als neuen Klassenlehrer hatten, wussten wir schon, dass wir es uns besser nicht mit ihm verscherzen sollten, da er für seinen Disziplintick bekannt war. Auch ich unterbrach mein Gespräch über meine Katze Lola, welche gestern nach langer Leidenszeit eingeschläfert werden musste, und richtete meinen überraschten Blick nach vorne. Laut Stundenplan hätten wir jetzt eigentlich Deutsch mit Herr Schreiner, einen älteren komischen Kauz. Dieser hatte die Eigenschaft Witze zu reißen, welche nur er verstand.
Herr Schreiner stand nun an Herr Heyls rechter Seite und blickte desinteressiert in der Gegend rum. Erst jetzt fiel mir der Junge auf, der links neben Herr Heyl stand und mit neugierigem Blick alles und jeden musterte. Es schien so als wolle er so viele Informationen wie möglich über diese Klasse in der möglich kürzesten Zeit erlangen. Der Junge hatte längeres, dunkelblondes Haar, braune Augen, trug ein schlichtes T-Shirt und eine karierte 3/4-Hose.
Kurz trafen sich unsere Blicke, doch rasch wand er ihn wieder ab. Wer war dieser Junge nur? Nachdem ich einen Moment überlegt hatte fiel es mir wieder an. Ich Idiot! Mein Gehirn hatte ich wohl die ganze Zeit auf Energiesparmodus gestellt. Erst gestern hatte Herr Heyl uns noch darauf hingewiesen, dass wir einen neuen Schüler in die Klasse bekommen würden. Er komme aus Japan wohne aber jetzt mit seiner Mutter in der Nähe der Schule.
„So, dass hier ist euer neuer Mitschüler Naoya Teshigawara. Er ist von Yomiyama hergezogen und ich verlange von euch freundlich zu ihm zu sein!“, stelle Herr Heyl den Neuen vor. „Kann der überhaupt Deutsch?“, fragte Arber, der vorlauteste und selbstverliebteste von uns, lautstark in die Klasse hinein. „Eure Sprache spreche ich gut, da meine Mutter aus Deutschland kommt“, erwiderte der Neue gelassen und tatsächlich… Wenn ich nicht gewusst hätte, dass er aus Japan kommt, hätte ich den leichten Akzent wohl nicht bemerkt.
„Dann wäre ja nun alles geklärt. Naoya setz dich bitte neben Niklas und Arber spar dir deine Energie lieber für den Sportunterricht“, wand Herr Heyl sich an den Neuen und Arber, „Ich sehe euch ALLE dann später beim Schwimmbad… Und seid ja PÜNKTLICH sonst…“, fügte er mit einem fiesen Lächeln hinzu, während er den Raum verließ.
Unser Deutschlehrer setzte sich nun auf den Lehrerstuhl und begann seinen langweiligen Unterricht. Anschließend mussten wir noch Sozialkunde über uns ergehen lassen, bevor wir uns alle auf den Weg zum Bus machten. Dieser würde uns zum Schwimmbad bringen, da wir ansonsten eine halbe Stunde zu Fuß unterwegs wären.
Normalerweise war der Schwimmunterricht mein absolutes Hassfach, da ich das Schwimmtalent einer Kartoffel hatte und mir somit immer die ganze Sportzeugnisnote versaute. Doch heute freute ich mich sogar ein wenig darauf, denn am Mittwoch war ich beim Fußballtraining umgeknickt und konnte nun meinen rechten Fuß kaum belasten. Also hatte meine Mutter daraufhin eine Entschuldigung geschrieben, um mich vom Sportunterricht zu befreien. Als ich die Halle betrat, waren Herr Heyl, der Bademeister und Steffi, die wohl auch kein Sport mitmachte, bereits da. Ich gab Herr Heyl die Entschuldigung mit einer hingemurmelten Erklärung ab und setzte mich neben Steffi auf die Steinback. Diese verlief am Rand des Beckens.
Nach und nach füllte sich die Halle nun mit meinen Mitschülern. „Man, warum hat mir niemand gesagt, dass wir heute Schwimmunterricht haben? Ich würde denen zeigen wie man richtig schwimmt.“ Überrascht drehte ich meinen Kopf zu der mir unbekannten Stimme und bemerkte, dass mich der Neue angesprochen hatte. Er saß neben mir und beobachtete meine Klassenkameraden beim Schwimmen. „Bist du gut in Sport?“, fragte ich ihn schnell um meine Verwunderung darüber, dass er mich angesprochen hatte zu verbergen. „Ich? Natürlich! Sieht man doch!“, antwortete er grinsend, „Wie heißt du eigentlich?“ Er sah mich neugierig an und ich antwortete schnell: „Marie.“ „Ich bin Naoya Teshigawara…“ „Ja, ich weiß. Herr Heyl hat dich ja vorgestellt“, antwortete ich lächelnd. Und so unterhielten wir uns weiterhin.
Die zwei Sportstunden waren noch nie so schnell vergangen. Naoya und ich redeten die ganze Zeit miteinander und ich erfuhr, dass er eigentlich schon in die 10. Klasse gehen müsste, doch er hatte beschlossen die neunte zu wiederholen. Schließlich unterschied sich das deutsche Schulsystem vom japanischen. Unteranderem hatte ich noch erfahren, dass seine Eltern sich scheiden lassen würden und seine Mutter mit ihm hierher gezogen war, da sie gebürtig aus dieser Gegend kam. Sein Vater und seinen Schwestern waren in Japan geblieben. Als wir den Bus wieder verließen, welcher uns nach dem Schwimmunterricht am Schwimmbad abgeholt hatte, schlurften die meisten erschöpft vom Sportunterricht missmutig Richtung Schule. Ich wartete auf meine Freundinnen Aylin, Anika, Vanessa und Carina um mit ihnen gemeinsam zurück zu gehen. „Was macht der da?“ Der Neue hatte mich wieder unerwartet von der Seite angequatscht und deutete mit seinem Arm auf Arber. Dieser stand auf dem Boden einer überdachten Bühne, die für irgendein Fest aufgebaut worden war. Das „Betreten verboten“ – Schild, das quer über die Bühnentreppe gespannt worden war, hatte er gekonnt übersehen. Die restlichen Jungs standen um die Bühne herum. „Vermutlich will er sich irgendwie aufspielen“, antwortet Carina. „Er hält sich halt für den Besten“, meinte Naoya und Anika, Aylin und Vanessa nickten zustimmend. „Und wie viele Klimmzüge pack ich? Fünf oder zehn? Auf jeden Fall mehr als ihr alle zusammen“, prahlte Arber vor seinem Publikum. Er genoss es richtig im Mittelpunkt zu stehen. „Laber nicht, mach doch endlich!“, antwortete Felix, Arbers bester Freund, leicht genervt von dessen Angeberei. „Schon gut, schon gut. Ich mach ja schon! Reg dich ab, Mann!“ Arber sprang ab und hielt sich mit beiden Händen an einer Eisenquerlatte, die einen Meter unter dem Dach befestigt worden war fest.
Doch bevor er überhaupt einen Klimmzug machen konnte, fiel er, mitsamt der Eisenstange, wieder auf den Boden. Das laute Knallen des Aufschlags war auf dem gesamten Busbahnhof zu hören. Meine Klassenkameraden und ein paar Touristen drehten sich fragend zu der Herkunft des Geräusches um. „ Oh Mann, Arber, was kannst du eigentlich?“, feixte Felix hämisch und auch andere aus der Klasse begannen schadenfroh ihn auszulachen. Der Neue schüttelte bloß über so viel Dummheit den Kopf und murmelte etwas, was wie „Baka“ klang. „Alter, du kannst ruhig wieder aufstehen. Da rum liegen macht’s auch nicht besser“, spottete Felix weiter. „Ihm wird doch wohl nichts passiert sein“, fragte Carina mehr sich selbst als uns. Die Panik in ihrer Stimme verwunderte mich ein wenig, da sie wirklich keine war, die bei der kleinsten Kleinigkeit überreagierte und den Weltuntergang vorhersagte. „Bullshit, als ob der sich bei der geringen Höhe was getan hat. Der schämt sich nur. Aber ich geh mal gucken. Will ja nicht, dass du noch an einem Herzinfarkt stirbst“, grinste ich Carina an, doch diese ignorierte mich und starrte weiterhin nervös zur Bühne. Daraufhin zuckte ich mit den Schultern und schlenderte langsam zu meinem Ziel. „Arber jetzt antworte doch… Das ist NICHT lustig, Alter! ARBER!“ Ich verdrehte die Augen. Diese Panik war anscheinend ansteckend. Selbst Felix wurde jetzt schon hysterisch. Er kletterte auf die Bühne und blieb dort wie angewurzelt stehen.
„Lukas, Lukas kommt sofort her. Der Balken liegt auf seinem Hals. Er bekommt keine Luft mehr. BEEILT EUCH! Verdammte scheiße… hier liegt Blut!“, Felix redete so schnell, dass ich Mühe hatte ihn überhaupt zu verstehen. Die Angst um seinen besten Freund hatte seine Stimme unnatürlich hoch klingen lassen. Lukas U. und Lukas K., beide vom Schulsanitätsdienst, überrannten sich fast, als sie schnell die Treppe hochhasteten. Ich hatte nun ebenfalls die Bühne erreicht. Von der ersten Treppenstufe aus hatte ich die beste Sicht aufs Geschehen. Arber lag mit einem verblüfften Gesicht da, das steif wie eine Maske war. Deine Arme und der Hals lagen unter der Eisenstange. Das Genick, Elle und Speiche mussten wohl unter dem Gewicht zertrümmert worden sein, denn er bewegte sich nicht mehr. Außerdem hatte die Halsschlagader wohl ebenfalls unter der Eisenstange gelitten, denn Arber lag in einer stetig wachsenden Blutlache.
Lukas U. fühlte nach Arbers Puls und schrie panisch auf: „Ich spüre seinen Herzschlag nicht mehr! Ruft beim Krankenhaus und bei der Schule an! Und helft mir diese gottverdammte Eisenstande hochzuheben! Los! Es geht um Leben und Tod!“ Jetzt schien die Nachricht auch bei den letzten Begriffsstutzigen angekommen zu sein.
Unruhe brach aus, während die Jungs auf die Bühne stürmten um Lukas U. zu helfen oder rumtelefonierten. Mädchen begannen zu weine, rumzuschreien und hysterisch rum zu gestikulieren. Ich wusste nicht was ich machen sollte, fühlte mich total fehl am Platz. Da berührte mich eine Hand an der Schulter. Ich zuckte zusammen als ob der Tod persönlich mich berührt hätte, um mich statt Arber mitzunehmen. Doch es war Carina, die mich, bleich im Gesicht, ansah. „Geh weg. Tu dir das nicht an…“, flüsterte sie jedoch mit erstaunlich fester Stimme. Ich wusste, dass es sie wohl einige Überwindungskraft gekostet hatte hier hin zu kommen, da sie kein Blut sehen konnte. Wegen ihrer Worte oder aus eigener Entscheidung, ich wusste es nicht, hastete ich wieder zurück zu den Anderen. Anika, Aylin und Vanessa sahen mich auffordernd an doch aus meinem Mund würden sie nichts erfahren, was dahinten geschah. „Ist er…, ist er…“, Naoyas Stimme klang so hilflos und verzweifelt. Plötzlich und unerwartet wurde mir alles zu viel. Panik, Angst, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, all die Gefühle, die ich vorher unterdrückt hatte, übermannten mich. Ungewollt begann ich zu zittern. Mein Verhalten und meine Mimik waren wohl Antwort genug, denn irgendwie spürte ich, dass niemand Arber mehr helfen konnte… Der Japaner schluckte als ob etwas ihm den Hals zuschnürte und murmelte heiser etwas auf Japanisch vor sich hin. Dann drehte er sich um und ging, ohne sich noch einmal umzusehen, vermutlich nach Hause. Das muss wohl ein toller erster Schultag für ihn gewesen sein.
Ich blickte nochmal zur Bühne. Die Jungs bemühten sich weiterhin vergeblich die Eisenstange hochzuheben. Carina stand neben ihnen und redete auf Felix ein. Warum versuchten sie überhaupt noch ihn zu retten? Er war doch eh tot. Warum begriffen sie es nicht? Weil sie es nicht wollten, beantwortete ich meine Frage im Geiste selbst. Sie wollten es nicht wahr habe, dass er fort gegangen war, für immer.
Ein Tinnitus verursachende laute Sirene riss mich aus meinen Gedanken, ein Polizeiauto und der Krankenwagen waren da. Zwei Polizisten und vier Sanitäter stiegen aus. Zwei trugen eine Krankentrage, zwei rannten zur Bühne und mit ihrer Unterstützung konnten die Jungs die Eisenstange entfernen. Dann legten sie Arber auf die Trage. Ich konnte sehen wie einige Jungs bei Arbers kompletten Anblick grün im Gesicht wurden und schnell den Blick auf den Boden richteten. Während die Sanitäter mit Arber an mir vorbei gingen erhaschte ich nochmal eine kurz einen Teil seines Gesichtes und ich war mir sicher, dass es das letzte Mal war, das ich ihn sehen würde. Sie trugen ihn in den Innenraum des Krankenwagens und schlossen die Türen.
Doch als das Auto fahren wollte, schnitt ein anderes Auto, mit quietschenden Reifen, dem Wagen den Weg ab. Die Türen des Autos wurden auf gerissen und Herr Heyl und Herr Brück, der Schulleiter, stiegen aus. Herr Brück ging mit hochrotem Kopf zum Krankenwagen, redete mit dem aufgebrachten Fahrer und stieg kurzerhand auf den Beifahrersitz. Der Fahrer lenkte den Wagen an um Herr Heyls Auto und fuhr mit Blaulicht und Sirene Richtung Krankenhaus.Herr Heyl hob währenddessen seinen Arm und rief: „Kommt mal alle zusammen, ich muss mit euch reden!“ Er versuchte seine Stimme möglichst ruhig und gefasst klingen zu lassen, doch ich bemerkte, dass auch er nervös war und mit dieser Situation nicht zurechtkam. Er zählte nach, ob alle da waren. Sein Blick blieb an mir hängen: „Marie wo ist Naoya?“ „Woher soll ich das wissen?! Er ist vermutlich heimgegangen… Ich soll ja schließlich nicht auf ihn aufpassen“, fuhr ich ihn an, bevor mir klar wurde, dass ich mit meinem Klassenlehrer redete. Ich stand total neben mir und erwartete schon, dass Herr Heyl mich zu Recht wies. Doch er wand sich jetzt wieder an alle und sagte: „Ich fahr jetzt zu Arbers Eltern und dann ins Krankenhaus. Bei Naoya schau ich noch vorbei. Ihr fahrt jetzt bitte nach hause. Am Montag treffen wir uns in der ersten Stunde im Klassenraum. Da wird alles weitere geklärt.“ Dann eilte er zu seinem Auto, fuhr los und ließ uns mit lauter Fragen zurück. Wir setzten uns in kleinen Gruppen zusammen und redeten leise miteinander. Ich ließ mich auf eine Bank neben Vanessa und Carina nieder und schwieg. Anika und Aylin hatten sich auf den Weg zum Zugbahnhof gemacht um heim zufahren. Nach und nach stiegen immer mehr meiner Klassenkameraden in ihre Busse ein. Ich war noch nie so froh meinen Bus zu sehen wie in diesem Moment. Schweigend setzte ich mich auf eine der Busbänke neben Vanessa und warf nochmal einen kurzen Blick auf die Bühne. Die Polizisten sicherten gerade die letzten Spuren, sonst erinnerte nichts mehr an das, was vor wenigen Minuten hier passiert war.
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