Ich saß mit verschränkten Armen genervt auf der Couch und starrte die Wand auf der anderen Seite des Raumes an. "Du bist selbst Schuld. Würdest du dich verhalten wie jeder andere normale Mensch auch, wäre das alles nicht passiert…was hab ich in deiner Erziehnung nur falsch gemacht?" Meine Mutter schüttelte den Kopf. Ich sah sie wütend an. "ERZIEHUNG?? ICH BIN SCHULD?? ihr habt doch wegen eurem lächerlichen neuen Job alles in Deutschland geschmissen und habt mich nach Korea verschleppt. Was ich gemacht hab war nicht halb so schlimm. Wir hätten ja in Deutschland wieder umziehen können. Aber neiiin lass uns ins Ausland gehen. Am besten so weit weg wie möglich??" Brüllte ich sie an. "Diesmal hattest du den Bogen überspannt, die Polizei hätte dich überall in Deutschland eingesperrt. Das war die einzige Möglichkeit das weißt du genau. Und sei doch froh, dass deine Eltern reich sind und dir was bieten können. Nicht jedes Kind hat so ein Glück und du ziehst das alles in den Dreck." Sie wurde etwas lauter. "OOOOH, meine Eltern die reichen Geschäftsleute.WEIßT DU WAS? ICH SCHEIß AUF EUER VERDAMMTES GELD!!" Ich stand auf, ging in mein Zimmer und knallte laut die Tür hinter mir zu.

Ich streitete oft mit meinen Eltern, also war das nichts neues für mich. Nur weil meine Eltern reiche Geschäftsleute sind mussten sie unbedingt nach Korea ziehen, weil sie hier ein tolles Jobangebot bekommen hatten. Und wer dachte an mich? Niemand! Meine Eltern hatten sich noch nie dafür interessiert, was ich machte oder ob es mir überhaupt gut ging. Das einzige was sie bisher im Zusammenhang mit mir beschäftigt hatte war, was sie tun konnten wenn ich mal wieder Scheiße gebaut hatte. Und dabei kam meistens raus, dass wir Umziehen mussten. Sie wollten ja ihren perfekten Ruf nicht schädigen und da ist halt so eine Tochter wie ich nicht zu gebrauchen. Es kümmerte mich nicht ob sie mich dafür was ich tat hassten oder nicht, ich hatte ohnehin ein schlechtes Verhältnis zu ihnen. Ich wusste, dass ich auch Schuld daran hatte das wir Umziehen mussten, aber das würde ich vor meinen Eltern niemals zugeben. Ich hatte diesmal wirklich Mist gebaut. Ich war nicht der Typ Mädchen, die wie eine Barbie rumliefe und direkt anfing zu kreischen wenn irgendwas passierte. Ich war ein Mädchen, dass sich für Autos interessierte und mit anderen heimlich Autorennen veranstaltete, es passierte nicht oft und immer nur mit wenigen zuschauern. Mein Auto war natürlich in Deutschland geblieben, dank meinen Eltern. Ich war auch oft bei illegalen Tanzbattles und Flashmobs dabei und das hatte mich, bevor wir hierherkamen, fast in den Knast gebracht. Auch wenn mir nicht klar war, was daran so schlimm war zu tanzen und Battles zu machen. Anscheinend war Hausfriedensbruch der Hauptgrund gewesen. Jedenfalls hatte ich einige Probleme gehabt in Deutschland. Und meine Mum hoffte fest darauf, dass sich das ändern würde wenn sie mich auf so eine Elite Schule schicken würde. So eine wo alle so spießig waren und alles voll mit Strebern war und man musste Uniformen tragen. Sind wir im 21. jahrhundert oder nicht? Das einzige was ich mir vornahm hier zu tun, war nicht auffallen und lieber ein Einzelgänger sein. Weil mich einfach alles nur noch nervte und ich mal meine Ruhe haben wollte.

Wir waren zwar schon länger hier, aber ich hatte immernoch ein paar volle Umzugskartons in meinem Zimmer stehen und machte mich daran sie auszuräumen, weil ich im moment sowieso nichts besseres zu tun hatte. Nach einiger Zeit klopfte meine Mutter an die Tür. Sie schubste sie auf und sagte ohne irgendein Anzeichen von Gefühlen:"Dein Koreanisch Lehrer ist da." und ging wieder weg. Ich seuftze und ging ins Wohnzimmer. Meine Mum hatte mir schon vor einem Jahr in Deutschland einen Koreanisch Lehrer besorgt. Damals wunderte ich mich noch wieso, aber jetzt wusste ich es ja. Hier haben sie dann direkt wieder einen herbestellt. aber zum Glück war heute meine letzte Unterrichtsstunde. Ich konnte schon fließend Koreanisch sprechen und Heute war einfach nochmal eine Infostunde was ich besonders zu beachten hatte.
Ich hasste diese privat Lehrer. Aber ehrlich gesagt fand ich, dass Koreanisch eine schöne Sprache war.
Nach der Unterrichtsstunde ging ich wieder in mein Zimmer, leerte die restlichen Kartons und Telefonierte kurz mit einer Freundin aus Deutschland. Als ich aufgelegt hatte ging ich in die Küche und trank ein Glas Wasser. "Es tut mir leid wegen vorhin." Ich verschluckte mich am Wasser und musste erstmal husten, dann sah ich meine Mutter mit großen Augen an. Sie lehnte sich an die Theke, die die Küche vom Wohnzimmer trennte. Sie hatte sich noch nie zuvor für irgendwas bei mir entschuldigt "hä?" war alles was ich sagte. "Ich will mich nicht immer mit dir streiten, lass uns neu anfangen, hier in Korea." Ich sah meine Mutter verwirrt an und ging mit meinem Glas an ihr vorbei zurück in mein Zimmer, wobei ich abwinkend sagte. "Jaja schon klar Mum."
In meinem Zimmer schaltete ich meinen PC an und versuchte rauszufinden, wo ich hier an ein anständiges Auto kommen konnte, aber alles was ich fand war entweder zu weit weg oder zu teuer und ich gab es nach kurzer Zeit auf und ging ins Bett. Mit der Hoffnung, dass der erste Schultag morgen nicht zu spießig werden würde.