I want you, come after me
von Siberianchan
Kurzbeschreibung
Eine Fanfiction zu Lynn Flewelling's "Nightrunner" Romanen, angesiedelt kurz nach "Casket of souls". Seregil und Alec können keine zwei Wochen ohne Pause und Ruhe verbringen - doch dieses Mal ist der Ärger weder auf politischer, noch auf magischer Ebene vorhanden, sondern richtet sich einfach privat gegen sie. Was nicht heißt, dass es angenehmer wird.
GeschichteFantasy / P16 / MaleSlash
25.08.2012
16.02.2013
4
16.259
25.08.2012
3.661
Kapitel 04
Ein Abend allein hatte durchaus seine angenehmen Seiten, stellte Alec fest, während er eine Seite in dem Buch umblätterte, das aufgeschlagen in seinem Schoß lag. Er hatte vor einer Stunde, kurz nachdem Seregil gegangen war, den letzten Teil seiner Korrespondenz abgeschlossen. Morgen würde er die Briefe an ihre Empfänger nach Mycena schicken. Danach blieb abzuwarten, ob und welche Angebote an ihn eintreffen würden.
Seregil hätte ihn um diese Stunde schon zu der dritten Partie Bakshi überredet oder ihn ins Theater oder zu irgendeiner Feierlichkeit einer ihrer Bekannten geschleift. Alec ging gern aus, ja und meistens musste Seregil ihn nicht im geringsten aus dem Haus locken. Andererseits war es hin und wieder richtig anstrengend, sich in Gesellschaft zu bewegen, zu lächeln, sich freundlich zu geben und ganz allgemein eine soziale, gesellschaftsfähige Persona zu pflegen. Er wusste seine seltenen Abende zu Hause sehr zu schätzen. Aber er wusste eben auch, dass Seregil nie stillsitzen konnte. Wenn es keine Arbeit für sie gab, musste er sich und seinen Geist irgendwie beschäftigt halten und eine der besten Beschäftigungen für ihn war es, durch Lauschen und Lächeln all die kleinen Skandale, Intrigen und Schicksalsschläge herauszufinden, die ihre Gesellschaftsschicht so heimsuchten. Das oder er fand Vergnügen an einer Partie Bakshi nach der anderen wenn er und Alec doch einmal einen Abend daheim verbrachten.
Er blätterte zufrieden eine Seite in seinem Buch um. Inzwischen hatte Seregil bestimmt schon fünf Runden gewonnen und wenigstens zwei verloren.
Er hörte ein leises Klopfen von der Haustür aus und dann Runcer hineilen, dann leise Worte und Runcers Schritte zurück.
Das hieß es war jemand, mit dem er und Seregil nicht eng befreundet waren. Thero, Magyana, Valerius, die Cavishs und ein, zwei Mitglieder ihres Freundeskreises in Rhiminee wurden von Runcer immer ohne Vorankündigung ins Haus gelassen wo sie dann selbst nach ihnen suchen konnten.
Alec senkte das Buch, als Runcer eintrat. „Besuch um diese Zeit?“
„Es scheint so, Mylord. Wie soll ich verfahren? Wünschen sie, nicht gestört zu werden?“
Alec winkte ab. „Es ist schon gut. Wer ist es?“
„Ein Asten Freider“, sagte Runcer. „Ein Händler aus Mycena, wie er selbst sagt.“
Alec seufzte. „Bring ihn in die Bibliothek und biete ihm etwas an. Ich richte mich rasch her.“ Er schielte an sich hinunter. Hemdsärmel und eine lockere Leinenhose. Doch, er zog sich besser an.
„Sehr wohl.“ Runcer verbeugte sich und ging wieder.
Alec ging nach oben ins Schlafzimmer wo noch immer die grünseidene Weste und die pasende Hose lagen, die er angzogen hätte, wäre er ebenfalls Korathans Einladung gefolgt. Seregil hatte sie herausgelegt und nichts weiter dazu gesagt.
Er sprang hinein, richtete sein Hemd und löste den Pferdeschwanz, in den er seine Haare aufgebunden hatte, kämmte sie kurz durch und flocht sie dann wieder.
Dann ging er über die Galerie zur Bibliothek und trat ein.
Sein Besuch stand vor einem Bücherregal, den Kopf in den Nacken gelegt und augenscheinlich darin vertieft, die Titel zu studieren.
Alec musterte ihn. Die Schultern waren breit und kräftig unter einer einfachen, aber sehr guten Wolljacke. Die Haltung verriet Selbstbewusstsein. Die hellbraunen, schon graumelierten Haare waren nach mycenischer Art kurz geschnitten und Alec konnte einen Bart erkennen.
„Meister Freider?“, fragte er und der Mann drehte sich in einer Verbeugung um.
„Mylord Sir Alec von Ivywell, eine Ehre, sie zu treffen!“ Der Mann drehte sich um und lächelte ihn an. Er hatte ein einnehmendes, offenes Gesicht, mit hellblauen Augen, die wohl in noch einmal zwanzig Jahren genau die Augen sein würden, die man sich im Gesicht einess gutmütigen alten Großväterchens wünschte.
Eben diese Augen musterten Alec nun eindringlich. „Ja, so hat man sie beschrieben. Man sieht, dass sie aus dem Norden sind. Pardon.“
„Nicht doch. Setzen sie sich doch. Kann ich ihnen etwas anbieten? Ein Tee vielleicht?“
„Zu freundlich.“
Alec wandte sich um und nickte Runcer kurz zu.
Der Diener verstand sofort, verbeugte sich und verließ die Bibliothek leisen Schrittes.
Alec führte seinen Gast zu der kleinen Sitzecke und sie ließen sich nieder. „Ich fürchte, wir haben nicht mit Besuch gerechnet. Falls sie Lord Seregil zu sprechen wünschen, Runcer hat ihnen sicher schon mitgeteilt, dass er heute abend außer Haus ist.“
„Ich wurde informiert“, nickte Sir Freider. „Allerdings hatte ich ohnehin mehr auf sie gehofft, Mylord.“
Das war ungewöhnlich. Die einzigen Leute, die nicht nach Seregil, sondern gleich nach Alec verlangten, waren seine Freunde. Und Unbekannte waren schon gar nicht darauf aus, ihn zu sprechen. „Was kann ich für sie tun?“
„Darf ich direkt zur Sache kommen?“
„Ich bitte darum.“
Die Tür zur Bibliothek schob sich wieder auf und Runcer erschien erneut. „Der Tee, Mylord.“
Alec nickte und Runcer stellte das Tablett ab und zog sich zurück.
Alec schenkte seinem Gast ein. „Nun?“
„Um es kurz zu machen, Mylord, ich wünsche, mich in Rhiminee niederzulassen“, erklärte Meister Freider.
Alec musste lächeln. Die direkte, unumwundene Art der Mycener war etwas, das er hier in Skala nur zu oft vermisste. „Ich denke, sie wünschen, dass wir ihnen dabei zur Hand gehen?“
„Wenn es Mylord keine Umstände bereitet.“
„Nicht doch. Allerdings müsste ich dazu wissen, was sie treiben und was sie hierher verschlägt.“
„Nun, ich bin Händler“, erklärte Freider. „Mit einem Schwerpunkt auf Gewürze und Weine, aber im Grunde vertreibe ich alles, wenn es nur gut genug ist.“
„Also handeln sie eher in Spezialitäten?“
„Da ich wünsche, dass meine Kundschaft gut zahlt, ist es nur recht und billig, dass ich ihnen nur auserlesene Waren vorlege, seien es nun Gewürze oder Stoffe oder Weine.“
Alec musterte ihn unauffällig. Seine Kleidung war nicht brandneu, aber auch noch nicht alt und sie war von guter Qualität, außerdem schlicht, mit kleinen, mäandernden Verzierungen auf den Lederriemen. „Sie machen gute Geschäfte, vermute ich.“
„In letzter Zeit wieder, ja.“ Freider nickte. „Der Krieg hatte mir das Leben eine Weile etwas schwer gemacht. Ich habe jetzt schon eine Weile in Cirna Handel getrieben, aber ich finde, langsam ist es an der Zeit, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Der Allerjüngste bin ich ja auch nicht mehr, sie verstehen.“
Alec nickte. „Sicher.“
„Das heißt, ich kann mir vorstellen, hier in Rhiminee Geschäfte zu treiben.“
„Warum ausgerechnet Rhiminee?“, fragte Alec. „Ich vermute, in Cirna oder Ylani hätten sie weniger Konkurrenz zu fürchten.“
„Oh, vermutlich. Aber andererseits ist Rhiminee groß genug für mehr als nur fünf Händler und ich habe nicht vor, zu scheitern. Mit ihrer Hilfe, wenn sie erlauben, wird mir das noch um einiges leichter fallen.“
Alec lächelte in seine Teetasse hinein. Aha. Jetzt kam er zum Punkt. „Inwiefern kann ich ihnen behilflich sein?“
„Nun, ich hoffte, sie hätten Interesse, einem Landsmann ein wenig zu Kontakten verhelfen können.“
Alec nickte vor sich hin. Die direkte Art, mit der der Mann zur Sache kam, machte ihn durchaus sympathisch. „Ich denke, für tatsächliche Handelskontakte wenden sie sich am besten an Lord Seregil. Ich versuche selbst gerade erst, mich in etwas bodenständigere Geschäften vorzubewegen.“
Meister Freiders Miene fiel ein wenig in sich zusammen. „Oh, ich verstehe.“ Er sammelte sich immerhin schnell wieder und meinte dann: „Das wäre mir ein Vergnügen.“
„Ich werde sie bei Gelegenheit miteinander bekannt machen.“ Alec tippte sich mit dem Finger auf die Nasenspitze. „Haben sie bereits eine Bleibe?“
„Ich habe einige Häuser im Blick. Ich suche vor allem nach etwas Großem, mit einem geräumigen Erdgeschoss oder auch gern einem eigenen kleinen Gebäudeteil, in dem ich meine Geschäfte abwickeln kann. Das Dumme bei einem ist, dass ich nicht so recht weiß, ob ich in eine Nachbarschaft passe, in der der kleinere Adel lebt und in der vornehmlich hochwertiges Kunstgewerbe getrieben wird.“
„Oh, der Adel dürfte kein Problem sein“, erklärte Alec. „Wenn sie bei Tag durch die Radstraße reiten, werden sie einige ähnliche Geschäfte finden.“
Meister Freider lächelte wieder. „Das beruhigt mich. Ich darf also auf ihre Unterstützung hoffen?“
„So wenig ich tun kann.“ Alec hielt ihm die Hand hin und Freider ergriff sie, ohne seine Handschuhe auszuziehen.
„Verzeihen sie. Ich bin von einem kleinen Hautleiden geplagt. Meine Hände müssen zur Behandlung abgedeckt bleiben, sie verstehen. Und ich schäme mich ein wenig für den Ablick, den sie bieten.“
Alec drückte die Hand. „Ich kann sie mit einem hervorragenden Drysier bekannt machen, wenn sie wünschen.“
„Oh, die Behandlung schlägt bereits an“, wiegelte Freider ab.
Alec ließ den Blick aus dem Fenster schweifen. Es war schon sehr spät. Seregil war vermutlich bereits auf dem Heimweg. Alec hätte nur zu gern noch ein, zwei Korrespondenzen abgewickelt ehe er nach Hause kam.
„Nun, ich bedaure, sie so spät noch gestört zu haben, sie wünschen sicher, sich zur Nachtruhe zu begeben“, bemerkte Freider, der seinen Blick wohl bemerkt hatte. Er griff in seine Westentasche. „Darf ich ihnen meine Karte hinterlassen?“
„Gern.“ Alec nahm das ihm angebotene Stück dicken Papiers entgegen, studierte es kurz und stecke es dann weg. Papier war eine neumodischere Erscheinung in Skala, das über Handelswege weit in den Osten hinein seinen Weg in die drei Länder gefunden hatte. Es wurde aus geschwemmten Holzfasern hergestellt, ungefähr genauso aufwendig, jedoch billiger als Pergament. Allerdings kratzte die Feder widerlich wenn man darauf schrieb und es musste noch einmal speziell bearbeitet werden, damit die Tinte von den Fasern nicht zu einem Fleck gesogen wurde. Außerdem brannte es sehr leicht. Seregil hatte bemerkt, dass Papier sich wohl weitläufig durchsetzen würde, ohne jemals das Pergament ablösen zu können wenn es um die Anfertigung wichtiger Handschriften und offizieller Staatsdokumente ging. „Pergament ist nicht nur haltbarer, sondern eben auch kostbarer“, hatte er erklärt. „Wenn das, was du da schreibst, hochnotwichtig ist, willst du das auch durch das verwendete Material zeigen.“
Mit dem Papier war auch die Mode aufgekommen, einander kleine Visienkarten zu hinterlassen, um bei neuen Bekannten in Erinnerung zu bleiben und kleine Stadtschreiber hatten seitdem mit dem massenhaften Schreiben ganzer Stapel identischer, kleiner Kärtchen ein sehr sicheres Einkommen gefunden.
Alec las die Adresse eines sehr guten Gasthauses nur wenige Straßen entfernt und legte die Karte dann gut sichtbar auf den Tisch.
„Ich wünsche ihnen einen guten Heimweg.“ Noch einmal drückte er Sir Freider die Hand, ehe Runcer wieder erschien und ihn aus der Bibliothek führte.
Alec gähnte leise und wartete noch einen Augenblick, bis er die Haustür ins Schloss fallen hörte.
Dann ging er direkt in das Schlafzimmer, zog sich aus und legte sich hin. Vielleicht schaffte er es ja noch, wachzubleiben bis Seregil nach Hause kam.
E blieb bei dem Vorsatz; er schlief ein, kaum dass sein Kopf das Kissen berührte.
Der Abend war länger geworden als Seregil gedacht hatte und auch um einiges erfolgreicher. Er hatte es geschafft, nicht wesentlich viel Geld zu verlieren und einen guten Teil dessen was er verloren hatte, hatte er auch gleich wieder zurück gewonnen. Es war ein guter Abend gewesen, aber eben auch ermüdend und Seregil freute sich darauf, nach Hause zu kommen, ins Bett zu kriechen und sich an Alec zu schmiegen ehe er einschlief.
Cynrils Hufe klackerten geräuschvoll über das Pflaster der Silbermondstraße. Seregil war allein, niemand zu sehen; ab und zu flackerten die Lichter in den Laternen und ließen seinen Schatten zittern.
Es war beinahe unheimlich.
Um Cynrils Hufe zu schonen ritt er nur in einem langsamen Schritt über das Pflaster, bei dem jeder Hufschlag einzeln für sich hallte, ehe der nächste in das Echo einfiel.
Eigentlich hätte er es kommen sehen müssen. Wirklich, als er zwei Figuren aus den Schatten heran schleichen sah, verfluchte er sich, dass er auch nie auf diese Eventualität vorbereitet war. Während diverser Missionen war er immer auf Zwischenfälle eingestellt. Er war darauf vorbereitet, sich in engen Seitengassen zu verteidigen. Nur war er eben nicht darauf vorbereitet, dass ihm das passierte, wenn er als Lord Seregil durch einen sehr noblen und entsprechend sicheren Stadtteil ritt, egal wie spät es war. Natürlich war er heute abend ohne Schwert ausgegangen. Alles, was er hatte, waren zwei Dolche, einer am Gürtel, einer im Stiefelschaft versteckt, für Notfälle.
Seine Augen glitten über die – ja, es waren Männer. Sie blockierten jeden Fluchtweg, Lange Messer in der Hand, bei denen Seregil flau wurde. Er hätte kein Problem gehabt, sie über den Haufen zu reiten, aber todsicher hätte keiner von ihnen gezögert, Cynril dabei den Bauch aufzuschlitzen.
Das arme Mädchen tänzelte unter ihm.
„Shh. Alles gut.“ Noch während er ihren Hals tätschelte zog er die Beine aus den Steigbügeln und schwang sich dann aus dem Sattel. „Schönen Abend, Herrschaften, waren wir verabredet?“
Die Männer kamen langsam näher und kreisten ihn ein.
Seregil zog den Dolch und dann sah er nur noch drei Schatten, die sich auf ihn warfen.
„Sir!“
Alec brummte, als eine Hand ihn an der Schulter packte und schüttelte.
„Mylord, Mylord, wachen sie auf!“
Er blinzelte, nur um sofort wieder die Augen zu schlließen, als das Kerzenlicht ihn blendete.
„Runcer? Was ist?“
„Meister Valerius schickt nach ihnen, Sir.“ Der Diener klang ungewohnt aufgeregt und das ließ Alec wacher werden. Dann bemerkte er, dass Seregil immer noch nicht da war. Die andere Seite des Bettes war vollkommen unberührt. Das ließ ihn endgültig aufschrecken. „Was ist passiert?“
Runcer schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Ein Bote vom Dalnatempel ist unten, Meister Valerius hätte ihn geschickt. Es sei dringend.“
Alec nickte kurz. „Gib ihm eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken, während ich mich anziehe. Ich bin sofort unten. Und dann melde im Stall, dass ich Windläufer brauche.“
„Sehr wohl, Mylord.“ Runcer rang sichtlich um seine gewohnte Fassung wiederzuerlangen, ehe er sich verbeugte.
„Und Runcer, danach geh wieder zu Bett und versuch zu schlafen, ja?“
„Sehr wohl, Mylord.“ Runcer verließ ihn und Alec sprang aus dem Bett und griff nach Hemd, Hose und Wams, die auf der Kleidertruhe bereit lagen. Seine Finger zitterten, während er sich ankleidete und er brauchte für einige Knoten mehrere Anläufe.
Sie hatten keine Aufträge erledigt. Es gab keinen Anlass, warum etwas passiert sein sollte. Oder? Nein, sicher nicht. Das Adelsviertel war sicher. Seregil war sicher nichts passiert. Oder? Nein, sicher nicht. Valerius wollte bestimmt nur etwas dringendes mit ihnen beiden besprechen und hatte Seregil im Palast abgefangen. Sicher. Ganz sicher. Oder?
Als er nach unten eilte und das bleiche, ein wenig gehetzte Gesicht des jungen Tempeldieners in seiner braunen Kutte sah, verflog jede noch so kleine Hoffnung, dass nichts passiert war. Er kannte den Jungen vom Sehen, er war einer von Valerius' persönlichen Schülern. Malkis war sein Name.
„Was ist passiert?“, fragte er.
Der Junge drehte zwei Brotschnitten in den Händen zwischen Runcer vermutlich höchstselbst eine sehr dicke Scheibe guten, gelben Käses gelegt hatte. Er hatte nicht gegessen. „Meister Valerius schickt mich, es... also, es...“
„Was?!“ Alec schluckte. „Entschuldige bitte.“
„Lord Seregil. Er ist bei uns... und...“
Alec fühlte wie ihm die Luft aus dem Körper zischte. „Was ist mit ihm?“ Seine Stimme war auf einmal sehr hoch und sehr dünn.
„Er ist verletzt... ich glaub, es war ein Überfall...“ Der Junge schluckte. Alec wusste, dass er Seregil mochte, gleichwie sein Meister darüber brummte und zeterte. „Meister Valerius will, dass ihr sofort kommt.“
Alec nickte, atmete einmal tief durch und eilte dann in die Diele. „Bist zu zu Pferd?“
Der Junge schüttelte den Kopf.
„Verstehe.“ Er warf sich einen Mantel über und sprang in die Stiefel. „Iss schnell auf. Schlecht werden muss es nicht.“
„Ja. Danke. Verzeihung.“ Der Junge stopfte sich das Brot eilig in den Mund, während Alec seine Stiefel schnürte.
Draußen hörte er Hufgetrappel, sie eilten durch die Tür und Alec sah Windläufer auf der Straße stehen.
Ein Stallbursche schwang sich eben aus dem Sattel. „Abend“, wünschte er.
Alec nicke nur und drückte ihm einen halben Silbersester in die Hand. „Danke. Entschuldige die späte Stunde.“
„Nix zu danken, Meister, gute Nacht.“ Der Bursche machte schon wieder auf dem Absatz kehrt.
Alec schwang sich in den Sattel und beugte sich zu dem Jungen hinunter. „Komm, hoch mit dir.“ Er zog ihn hoch und hinter sich. „Halt dich fest“, wies er ihn an, ehe er Windläufer antraben ließ. Am liebsten hätte er ihn in einen vollen Galopp getrieben, doch der Boden war eisig und glatt und er wollte nicht riskieren, dass das Pferd stürzte.
Der Dalnatempel war dunkel, von den wenigen Kohlebecken abgesehen. Alec stieg rasch ab und half Malkis hinunter.
„Meister Valerius ist in seinen privaten Räumen“, sagte Malkis. „Gehen sie ruhig. Ich kümmere mich um das Pferd.“
Alec fühlte eine Welle der Dankbarkeit aufschwappen und mit einem Nicken rannte er die Stufen zum Tempel hinauf, durch den Eingangsschrein, dann durch den Hain und in das Hospital.
Eine junge Drysierin, die wohl den Nachtdienst verrichtete, hob eine Augenbraue als sie ihn sah. „Laufen sie ordentlich, Mylord. Hier sind Kranke, die Ruhe brauchen.“
Alec schluckte. „Verzeihung. Meister Valerius hat nach mir geschickt.“
„Rechtfertigt die Eile, aber nicht das Rennen“, schnappte sie. „Finden sie den Weg allein?“
Alec nickte.
„Gut – rennen sie nicht!“
Alec ignorierte sie, während er in einen Seitenflügel des Hospitals abbog und dann die Treppen hinauf sprang bis er auf Valerius' Wohnebene war. Der Hohepriester des Dalnakults hatte seinem Rang gemäß eine sehr großzügige Wohnung im obersten Stockwerk des Hospitals, die jedoch sehr einfach und schlicht, beinahe karg eingerichtet war, wenn man von seiner Bibliothek und seinem sehr umfangreichen Laboratorium absah.
Die Tür öffnete sich, noch während Alec die Stufen hinauf rannte und im Kerzenlicht sah er den struppigen, schwarzen Bart Valerius' wie eine schwarze Flamme aufglühen.
Der Drysier, groß und breit und haarig wie ein Bär starrte ihn an. „Ela hat dir gesagt, du sollst nicht rennen.“
Alec schluckte. „Was ist passiert?“
Valerius schoss ihm einen weiteren bösen Blick zu ob seiner mangelnden Entschuldigung, doch dann seufzte er. „Ärger. Das ist passiert. Komm rein.“
Jetzt, wo er nicht mehr rannte, merkte Alec erst, wie sehr sein Herz raste und wie er zitterte.
Er würgte und versuchte das Wasser, das seine Kehle aufstieg, zurück zu drängen. Nach einigen Versuchen schaffte er es.
Valerius' Wohnung roch nach Kräutern und Wundalkohol und Tee und heißem Wasser. Eigentlich war der Geruch Balsam für Alecs Nerven wann immer sie ihn besuchten, doch nun wurde ihm nur noch übler davon.
„Er lebt. Und wird vermutlich auch weiter leben“, sagte Valerius, während er ihn durch seine Wohnung zu einem kleinen Zimmer führte. „Ich dacht nur, du solltest Bescheid wisen.“
Alec nickte. „Danke.“ Seregil lebte. Das war gut. Er atmete durch.
Valerius ließ ihn in das kleine Zimmer ein und alle Gedanken waren erst einmal aus Alecs Kopf gefegt, was passiert war, wie sie Seregil gefunden hatten, nichts.
Da war nur Seregil, der in einem Bett lag, mit nacktem, verbundenem Oberkörper, die Haare geflochten und zur Seite gekämmt. Er war sehr bleich, beinahe so weiß wie das Bettlaken.
Aber er atmete.
Alec ging rasch zum Bett und beugte sich über ihn, um noch einmal sicher zu gehen, dass er auch wirklich atmete.
Auf einmal war jedes Gefühl aus seinen Beinen gewichen und schwankend ließ Alec sich in einen Stuhl sinken, der neben dem Bett stand. Ihm war ein wenig übel. „Was ist denn passiert?“
„Das wüsst ich gern“, brummte Valerius. „Er wurde mir hergebracht, von ein paar Blaumänteln. Anscheinend war er zwei Straßen weiter überfallen worden.“ Er nickte grimmig. „Hat einem von ihnen gegeben was er verdient.“
„Einer?“ Alecs Kehle wurde trocken. „Das waren mehrere?“
„Zu viele Stichverletzungen an zu vielen Stellen für nur einen“, sagte Valerius. „Wir werden mehr wissen, wenn er aufwacht.“
Alec fühlte sich nicken.
„Er hat einiges an Blut verloren“, fuhr Valerius fort. „Ich habe jeden Drysier, jeden Tempeldiener und jeden Priester dazu verdonnert, zu testen, ob ihr Blut mit seinem kompatibel ist.“
„Wie?“
„Ganz einfach. Vermisch ein wenig von seinem Blut mit dem eines anderen, wenn es nicht verklumpt ist alles gut und wir können ihm ein wenig Blut spenden, genug, dass er nicht den Geist aufgibt. Ach ja, wo du schon mal da bist...“ Er reichte Alec ein glänzendes, silbernes Messer.
Alec nahm es geistesabwesend und schnitt sich in den Finger.
Valerius ließ einige Tropfen in ein flaches Glasschälchen fallen und träufelte Blut aus einem halbleeren Fläschchen dazu.
Nach einem Augenblick jedoch seufzte er leise. „Schade.“
„Nichts?“
„Nein, leider.“ Valerius stellte das Schälchen beiseite. „Wir werden abwarten müssen, ob einer von den Priestern in Frage kommt.“
Alec schluckte. „Wie ernst ist es?“ Seregil war totenbleich.
„Seine Verletzungen selbst sind nicht schlimm. Keine lebenswichtigen Organe und er hat bis jetzt keine inneren Blutungen. Aber wie gesagt, der Blutverlust macht mir Sorgen.“
Alec nickte leicht. Keine Organe verletzt. Keine inneren Blutungen. Das war gut, oder? Das hieß, dass er überlebte? Verdammt? „Was ist mit Cynril?“, schaffte er zu fragen.
„Bei uns im Stall. Ihr geht’s gut, ist nur sehr aufgeregt.“
Alec nickte leicht, während er nach Seregils Hand griff. „Dann ist gut. Ich glaub, Seregil würd durchdrehen, wenn ihr was passiert wäre.“
Seregil atmete einfach nur still weiter und Alec griff nach seiner Hand.
Valerius legte einen Finger an Seregils Hals. „Gut, sein Puls ist etwas kräftiger.“
Alec atmete durch. Seregils blasses Gesicht sah nicht wirklich nach einem kräftigen Puls aus.
Doch er atmete ruhig und still und friedlich, die ganze Zeit, die Alec neben ihm saß.
Irgendwann klopfte es und Valerius ging zur Tür.
Alec hörte ihn leise reden und es klang erfreut.
Dann kam er zu ihm. „Ich fürchte, du musst kurz nach draußen“, sagte er und er klang auf einmal so sanft, dass Alec sich kurz wunderte, wer dieser Mann war und was er mit Valerius gemacht hatte. „Dasya hier hat Blut, das mit Seregils kompatibel ist und ist bereit, etwas zu spenden. Ich muss dich jetz bitten, während der Transfusion draußen zu warten.“
„Aber...“
„Vorschriften haben ihren Sinn, Alec“, sagte Valerius. „Es wird nicht lang dauern.“
Alec sah noch einmal auf seine Hand, die Seregils umschlossen hielt.
Dann beugte er sich zu ihm hinunter und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich find denjenigen, der dahinter steckt“, flüsterte er. „Ich schwörs dir und dann wird er sich wünschen, er hätte dich nie auch nur schief angesehen.“
Seregil rührte sich nicht.
Alec drückte ihm noch einen Kuss auf die Stirn und ging dann nach draußen.
Valerius schloss sachte die Tür hinter ihm.
Danach konnte er nur noch warten.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~+
Damit habt ihr jetzt nicht mehr gerechnet, hm? Denkt ihr etwa, ich vergess meine FFs?
:)
Ein Abend allein hatte durchaus seine angenehmen Seiten, stellte Alec fest, während er eine Seite in dem Buch umblätterte, das aufgeschlagen in seinem Schoß lag. Er hatte vor einer Stunde, kurz nachdem Seregil gegangen war, den letzten Teil seiner Korrespondenz abgeschlossen. Morgen würde er die Briefe an ihre Empfänger nach Mycena schicken. Danach blieb abzuwarten, ob und welche Angebote an ihn eintreffen würden.
Seregil hätte ihn um diese Stunde schon zu der dritten Partie Bakshi überredet oder ihn ins Theater oder zu irgendeiner Feierlichkeit einer ihrer Bekannten geschleift. Alec ging gern aus, ja und meistens musste Seregil ihn nicht im geringsten aus dem Haus locken. Andererseits war es hin und wieder richtig anstrengend, sich in Gesellschaft zu bewegen, zu lächeln, sich freundlich zu geben und ganz allgemein eine soziale, gesellschaftsfähige Persona zu pflegen. Er wusste seine seltenen Abende zu Hause sehr zu schätzen. Aber er wusste eben auch, dass Seregil nie stillsitzen konnte. Wenn es keine Arbeit für sie gab, musste er sich und seinen Geist irgendwie beschäftigt halten und eine der besten Beschäftigungen für ihn war es, durch Lauschen und Lächeln all die kleinen Skandale, Intrigen und Schicksalsschläge herauszufinden, die ihre Gesellschaftsschicht so heimsuchten. Das oder er fand Vergnügen an einer Partie Bakshi nach der anderen wenn er und Alec doch einmal einen Abend daheim verbrachten.
Er blätterte zufrieden eine Seite in seinem Buch um. Inzwischen hatte Seregil bestimmt schon fünf Runden gewonnen und wenigstens zwei verloren.
Er hörte ein leises Klopfen von der Haustür aus und dann Runcer hineilen, dann leise Worte und Runcers Schritte zurück.
Das hieß es war jemand, mit dem er und Seregil nicht eng befreundet waren. Thero, Magyana, Valerius, die Cavishs und ein, zwei Mitglieder ihres Freundeskreises in Rhiminee wurden von Runcer immer ohne Vorankündigung ins Haus gelassen wo sie dann selbst nach ihnen suchen konnten.
Alec senkte das Buch, als Runcer eintrat. „Besuch um diese Zeit?“
„Es scheint so, Mylord. Wie soll ich verfahren? Wünschen sie, nicht gestört zu werden?“
Alec winkte ab. „Es ist schon gut. Wer ist es?“
„Ein Asten Freider“, sagte Runcer. „Ein Händler aus Mycena, wie er selbst sagt.“
Alec seufzte. „Bring ihn in die Bibliothek und biete ihm etwas an. Ich richte mich rasch her.“ Er schielte an sich hinunter. Hemdsärmel und eine lockere Leinenhose. Doch, er zog sich besser an.
„Sehr wohl.“ Runcer verbeugte sich und ging wieder.
Alec ging nach oben ins Schlafzimmer wo noch immer die grünseidene Weste und die pasende Hose lagen, die er angzogen hätte, wäre er ebenfalls Korathans Einladung gefolgt. Seregil hatte sie herausgelegt und nichts weiter dazu gesagt.
Er sprang hinein, richtete sein Hemd und löste den Pferdeschwanz, in den er seine Haare aufgebunden hatte, kämmte sie kurz durch und flocht sie dann wieder.
Dann ging er über die Galerie zur Bibliothek und trat ein.
Sein Besuch stand vor einem Bücherregal, den Kopf in den Nacken gelegt und augenscheinlich darin vertieft, die Titel zu studieren.
Alec musterte ihn. Die Schultern waren breit und kräftig unter einer einfachen, aber sehr guten Wolljacke. Die Haltung verriet Selbstbewusstsein. Die hellbraunen, schon graumelierten Haare waren nach mycenischer Art kurz geschnitten und Alec konnte einen Bart erkennen.
„Meister Freider?“, fragte er und der Mann drehte sich in einer Verbeugung um.
„Mylord Sir Alec von Ivywell, eine Ehre, sie zu treffen!“ Der Mann drehte sich um und lächelte ihn an. Er hatte ein einnehmendes, offenes Gesicht, mit hellblauen Augen, die wohl in noch einmal zwanzig Jahren genau die Augen sein würden, die man sich im Gesicht einess gutmütigen alten Großväterchens wünschte.
Eben diese Augen musterten Alec nun eindringlich. „Ja, so hat man sie beschrieben. Man sieht, dass sie aus dem Norden sind. Pardon.“
„Nicht doch. Setzen sie sich doch. Kann ich ihnen etwas anbieten? Ein Tee vielleicht?“
„Zu freundlich.“
Alec wandte sich um und nickte Runcer kurz zu.
Der Diener verstand sofort, verbeugte sich und verließ die Bibliothek leisen Schrittes.
Alec führte seinen Gast zu der kleinen Sitzecke und sie ließen sich nieder. „Ich fürchte, wir haben nicht mit Besuch gerechnet. Falls sie Lord Seregil zu sprechen wünschen, Runcer hat ihnen sicher schon mitgeteilt, dass er heute abend außer Haus ist.“
„Ich wurde informiert“, nickte Sir Freider. „Allerdings hatte ich ohnehin mehr auf sie gehofft, Mylord.“
Das war ungewöhnlich. Die einzigen Leute, die nicht nach Seregil, sondern gleich nach Alec verlangten, waren seine Freunde. Und Unbekannte waren schon gar nicht darauf aus, ihn zu sprechen. „Was kann ich für sie tun?“
„Darf ich direkt zur Sache kommen?“
„Ich bitte darum.“
Die Tür zur Bibliothek schob sich wieder auf und Runcer erschien erneut. „Der Tee, Mylord.“
Alec nickte und Runcer stellte das Tablett ab und zog sich zurück.
Alec schenkte seinem Gast ein. „Nun?“
„Um es kurz zu machen, Mylord, ich wünsche, mich in Rhiminee niederzulassen“, erklärte Meister Freider.
Alec musste lächeln. Die direkte, unumwundene Art der Mycener war etwas, das er hier in Skala nur zu oft vermisste. „Ich denke, sie wünschen, dass wir ihnen dabei zur Hand gehen?“
„Wenn es Mylord keine Umstände bereitet.“
„Nicht doch. Allerdings müsste ich dazu wissen, was sie treiben und was sie hierher verschlägt.“
„Nun, ich bin Händler“, erklärte Freider. „Mit einem Schwerpunkt auf Gewürze und Weine, aber im Grunde vertreibe ich alles, wenn es nur gut genug ist.“
„Also handeln sie eher in Spezialitäten?“
„Da ich wünsche, dass meine Kundschaft gut zahlt, ist es nur recht und billig, dass ich ihnen nur auserlesene Waren vorlege, seien es nun Gewürze oder Stoffe oder Weine.“
Alec musterte ihn unauffällig. Seine Kleidung war nicht brandneu, aber auch noch nicht alt und sie war von guter Qualität, außerdem schlicht, mit kleinen, mäandernden Verzierungen auf den Lederriemen. „Sie machen gute Geschäfte, vermute ich.“
„In letzter Zeit wieder, ja.“ Freider nickte. „Der Krieg hatte mir das Leben eine Weile etwas schwer gemacht. Ich habe jetzt schon eine Weile in Cirna Handel getrieben, aber ich finde, langsam ist es an der Zeit, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Der Allerjüngste bin ich ja auch nicht mehr, sie verstehen.“
Alec nickte. „Sicher.“
„Das heißt, ich kann mir vorstellen, hier in Rhiminee Geschäfte zu treiben.“
„Warum ausgerechnet Rhiminee?“, fragte Alec. „Ich vermute, in Cirna oder Ylani hätten sie weniger Konkurrenz zu fürchten.“
„Oh, vermutlich. Aber andererseits ist Rhiminee groß genug für mehr als nur fünf Händler und ich habe nicht vor, zu scheitern. Mit ihrer Hilfe, wenn sie erlauben, wird mir das noch um einiges leichter fallen.“
Alec lächelte in seine Teetasse hinein. Aha. Jetzt kam er zum Punkt. „Inwiefern kann ich ihnen behilflich sein?“
„Nun, ich hoffte, sie hätten Interesse, einem Landsmann ein wenig zu Kontakten verhelfen können.“
Alec nickte vor sich hin. Die direkte Art, mit der der Mann zur Sache kam, machte ihn durchaus sympathisch. „Ich denke, für tatsächliche Handelskontakte wenden sie sich am besten an Lord Seregil. Ich versuche selbst gerade erst, mich in etwas bodenständigere Geschäften vorzubewegen.“
Meister Freiders Miene fiel ein wenig in sich zusammen. „Oh, ich verstehe.“ Er sammelte sich immerhin schnell wieder und meinte dann: „Das wäre mir ein Vergnügen.“
„Ich werde sie bei Gelegenheit miteinander bekannt machen.“ Alec tippte sich mit dem Finger auf die Nasenspitze. „Haben sie bereits eine Bleibe?“
„Ich habe einige Häuser im Blick. Ich suche vor allem nach etwas Großem, mit einem geräumigen Erdgeschoss oder auch gern einem eigenen kleinen Gebäudeteil, in dem ich meine Geschäfte abwickeln kann. Das Dumme bei einem ist, dass ich nicht so recht weiß, ob ich in eine Nachbarschaft passe, in der der kleinere Adel lebt und in der vornehmlich hochwertiges Kunstgewerbe getrieben wird.“
„Oh, der Adel dürfte kein Problem sein“, erklärte Alec. „Wenn sie bei Tag durch die Radstraße reiten, werden sie einige ähnliche Geschäfte finden.“
Meister Freider lächelte wieder. „Das beruhigt mich. Ich darf also auf ihre Unterstützung hoffen?“
„So wenig ich tun kann.“ Alec hielt ihm die Hand hin und Freider ergriff sie, ohne seine Handschuhe auszuziehen.
„Verzeihen sie. Ich bin von einem kleinen Hautleiden geplagt. Meine Hände müssen zur Behandlung abgedeckt bleiben, sie verstehen. Und ich schäme mich ein wenig für den Ablick, den sie bieten.“
Alec drückte die Hand. „Ich kann sie mit einem hervorragenden Drysier bekannt machen, wenn sie wünschen.“
„Oh, die Behandlung schlägt bereits an“, wiegelte Freider ab.
Alec ließ den Blick aus dem Fenster schweifen. Es war schon sehr spät. Seregil war vermutlich bereits auf dem Heimweg. Alec hätte nur zu gern noch ein, zwei Korrespondenzen abgewickelt ehe er nach Hause kam.
„Nun, ich bedaure, sie so spät noch gestört zu haben, sie wünschen sicher, sich zur Nachtruhe zu begeben“, bemerkte Freider, der seinen Blick wohl bemerkt hatte. Er griff in seine Westentasche. „Darf ich ihnen meine Karte hinterlassen?“
„Gern.“ Alec nahm das ihm angebotene Stück dicken Papiers entgegen, studierte es kurz und stecke es dann weg. Papier war eine neumodischere Erscheinung in Skala, das über Handelswege weit in den Osten hinein seinen Weg in die drei Länder gefunden hatte. Es wurde aus geschwemmten Holzfasern hergestellt, ungefähr genauso aufwendig, jedoch billiger als Pergament. Allerdings kratzte die Feder widerlich wenn man darauf schrieb und es musste noch einmal speziell bearbeitet werden, damit die Tinte von den Fasern nicht zu einem Fleck gesogen wurde. Außerdem brannte es sehr leicht. Seregil hatte bemerkt, dass Papier sich wohl weitläufig durchsetzen würde, ohne jemals das Pergament ablösen zu können wenn es um die Anfertigung wichtiger Handschriften und offizieller Staatsdokumente ging. „Pergament ist nicht nur haltbarer, sondern eben auch kostbarer“, hatte er erklärt. „Wenn das, was du da schreibst, hochnotwichtig ist, willst du das auch durch das verwendete Material zeigen.“
Mit dem Papier war auch die Mode aufgekommen, einander kleine Visienkarten zu hinterlassen, um bei neuen Bekannten in Erinnerung zu bleiben und kleine Stadtschreiber hatten seitdem mit dem massenhaften Schreiben ganzer Stapel identischer, kleiner Kärtchen ein sehr sicheres Einkommen gefunden.
Alec las die Adresse eines sehr guten Gasthauses nur wenige Straßen entfernt und legte die Karte dann gut sichtbar auf den Tisch.
„Ich wünsche ihnen einen guten Heimweg.“ Noch einmal drückte er Sir Freider die Hand, ehe Runcer wieder erschien und ihn aus der Bibliothek führte.
Alec gähnte leise und wartete noch einen Augenblick, bis er die Haustür ins Schloss fallen hörte.
Dann ging er direkt in das Schlafzimmer, zog sich aus und legte sich hin. Vielleicht schaffte er es ja noch, wachzubleiben bis Seregil nach Hause kam.
E blieb bei dem Vorsatz; er schlief ein, kaum dass sein Kopf das Kissen berührte.
Der Abend war länger geworden als Seregil gedacht hatte und auch um einiges erfolgreicher. Er hatte es geschafft, nicht wesentlich viel Geld zu verlieren und einen guten Teil dessen was er verloren hatte, hatte er auch gleich wieder zurück gewonnen. Es war ein guter Abend gewesen, aber eben auch ermüdend und Seregil freute sich darauf, nach Hause zu kommen, ins Bett zu kriechen und sich an Alec zu schmiegen ehe er einschlief.
Cynrils Hufe klackerten geräuschvoll über das Pflaster der Silbermondstraße. Seregil war allein, niemand zu sehen; ab und zu flackerten die Lichter in den Laternen und ließen seinen Schatten zittern.
Es war beinahe unheimlich.
Um Cynrils Hufe zu schonen ritt er nur in einem langsamen Schritt über das Pflaster, bei dem jeder Hufschlag einzeln für sich hallte, ehe der nächste in das Echo einfiel.
Eigentlich hätte er es kommen sehen müssen. Wirklich, als er zwei Figuren aus den Schatten heran schleichen sah, verfluchte er sich, dass er auch nie auf diese Eventualität vorbereitet war. Während diverser Missionen war er immer auf Zwischenfälle eingestellt. Er war darauf vorbereitet, sich in engen Seitengassen zu verteidigen. Nur war er eben nicht darauf vorbereitet, dass ihm das passierte, wenn er als Lord Seregil durch einen sehr noblen und entsprechend sicheren Stadtteil ritt, egal wie spät es war. Natürlich war er heute abend ohne Schwert ausgegangen. Alles, was er hatte, waren zwei Dolche, einer am Gürtel, einer im Stiefelschaft versteckt, für Notfälle.
Seine Augen glitten über die – ja, es waren Männer. Sie blockierten jeden Fluchtweg, Lange Messer in der Hand, bei denen Seregil flau wurde. Er hätte kein Problem gehabt, sie über den Haufen zu reiten, aber todsicher hätte keiner von ihnen gezögert, Cynril dabei den Bauch aufzuschlitzen.
Das arme Mädchen tänzelte unter ihm.
„Shh. Alles gut.“ Noch während er ihren Hals tätschelte zog er die Beine aus den Steigbügeln und schwang sich dann aus dem Sattel. „Schönen Abend, Herrschaften, waren wir verabredet?“
Die Männer kamen langsam näher und kreisten ihn ein.
Seregil zog den Dolch und dann sah er nur noch drei Schatten, die sich auf ihn warfen.
„Sir!“
Alec brummte, als eine Hand ihn an der Schulter packte und schüttelte.
„Mylord, Mylord, wachen sie auf!“
Er blinzelte, nur um sofort wieder die Augen zu schlließen, als das Kerzenlicht ihn blendete.
„Runcer? Was ist?“
„Meister Valerius schickt nach ihnen, Sir.“ Der Diener klang ungewohnt aufgeregt und das ließ Alec wacher werden. Dann bemerkte er, dass Seregil immer noch nicht da war. Die andere Seite des Bettes war vollkommen unberührt. Das ließ ihn endgültig aufschrecken. „Was ist passiert?“
Runcer schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Ein Bote vom Dalnatempel ist unten, Meister Valerius hätte ihn geschickt. Es sei dringend.“
Alec nickte kurz. „Gib ihm eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken, während ich mich anziehe. Ich bin sofort unten. Und dann melde im Stall, dass ich Windläufer brauche.“
„Sehr wohl, Mylord.“ Runcer rang sichtlich um seine gewohnte Fassung wiederzuerlangen, ehe er sich verbeugte.
„Und Runcer, danach geh wieder zu Bett und versuch zu schlafen, ja?“
„Sehr wohl, Mylord.“ Runcer verließ ihn und Alec sprang aus dem Bett und griff nach Hemd, Hose und Wams, die auf der Kleidertruhe bereit lagen. Seine Finger zitterten, während er sich ankleidete und er brauchte für einige Knoten mehrere Anläufe.
Sie hatten keine Aufträge erledigt. Es gab keinen Anlass, warum etwas passiert sein sollte. Oder? Nein, sicher nicht. Das Adelsviertel war sicher. Seregil war sicher nichts passiert. Oder? Nein, sicher nicht. Valerius wollte bestimmt nur etwas dringendes mit ihnen beiden besprechen und hatte Seregil im Palast abgefangen. Sicher. Ganz sicher. Oder?
Als er nach unten eilte und das bleiche, ein wenig gehetzte Gesicht des jungen Tempeldieners in seiner braunen Kutte sah, verflog jede noch so kleine Hoffnung, dass nichts passiert war. Er kannte den Jungen vom Sehen, er war einer von Valerius' persönlichen Schülern. Malkis war sein Name.
„Was ist passiert?“, fragte er.
Der Junge drehte zwei Brotschnitten in den Händen zwischen Runcer vermutlich höchstselbst eine sehr dicke Scheibe guten, gelben Käses gelegt hatte. Er hatte nicht gegessen. „Meister Valerius schickt mich, es... also, es...“
„Was?!“ Alec schluckte. „Entschuldige bitte.“
„Lord Seregil. Er ist bei uns... und...“
Alec fühlte wie ihm die Luft aus dem Körper zischte. „Was ist mit ihm?“ Seine Stimme war auf einmal sehr hoch und sehr dünn.
„Er ist verletzt... ich glaub, es war ein Überfall...“ Der Junge schluckte. Alec wusste, dass er Seregil mochte, gleichwie sein Meister darüber brummte und zeterte. „Meister Valerius will, dass ihr sofort kommt.“
Alec nickte, atmete einmal tief durch und eilte dann in die Diele. „Bist zu zu Pferd?“
Der Junge schüttelte den Kopf.
„Verstehe.“ Er warf sich einen Mantel über und sprang in die Stiefel. „Iss schnell auf. Schlecht werden muss es nicht.“
„Ja. Danke. Verzeihung.“ Der Junge stopfte sich das Brot eilig in den Mund, während Alec seine Stiefel schnürte.
Draußen hörte er Hufgetrappel, sie eilten durch die Tür und Alec sah Windläufer auf der Straße stehen.
Ein Stallbursche schwang sich eben aus dem Sattel. „Abend“, wünschte er.
Alec nicke nur und drückte ihm einen halben Silbersester in die Hand. „Danke. Entschuldige die späte Stunde.“
„Nix zu danken, Meister, gute Nacht.“ Der Bursche machte schon wieder auf dem Absatz kehrt.
Alec schwang sich in den Sattel und beugte sich zu dem Jungen hinunter. „Komm, hoch mit dir.“ Er zog ihn hoch und hinter sich. „Halt dich fest“, wies er ihn an, ehe er Windläufer antraben ließ. Am liebsten hätte er ihn in einen vollen Galopp getrieben, doch der Boden war eisig und glatt und er wollte nicht riskieren, dass das Pferd stürzte.
Der Dalnatempel war dunkel, von den wenigen Kohlebecken abgesehen. Alec stieg rasch ab und half Malkis hinunter.
„Meister Valerius ist in seinen privaten Räumen“, sagte Malkis. „Gehen sie ruhig. Ich kümmere mich um das Pferd.“
Alec fühlte eine Welle der Dankbarkeit aufschwappen und mit einem Nicken rannte er die Stufen zum Tempel hinauf, durch den Eingangsschrein, dann durch den Hain und in das Hospital.
Eine junge Drysierin, die wohl den Nachtdienst verrichtete, hob eine Augenbraue als sie ihn sah. „Laufen sie ordentlich, Mylord. Hier sind Kranke, die Ruhe brauchen.“
Alec schluckte. „Verzeihung. Meister Valerius hat nach mir geschickt.“
„Rechtfertigt die Eile, aber nicht das Rennen“, schnappte sie. „Finden sie den Weg allein?“
Alec nickte.
„Gut – rennen sie nicht!“
Alec ignorierte sie, während er in einen Seitenflügel des Hospitals abbog und dann die Treppen hinauf sprang bis er auf Valerius' Wohnebene war. Der Hohepriester des Dalnakults hatte seinem Rang gemäß eine sehr großzügige Wohnung im obersten Stockwerk des Hospitals, die jedoch sehr einfach und schlicht, beinahe karg eingerichtet war, wenn man von seiner Bibliothek und seinem sehr umfangreichen Laboratorium absah.
Die Tür öffnete sich, noch während Alec die Stufen hinauf rannte und im Kerzenlicht sah er den struppigen, schwarzen Bart Valerius' wie eine schwarze Flamme aufglühen.
Der Drysier, groß und breit und haarig wie ein Bär starrte ihn an. „Ela hat dir gesagt, du sollst nicht rennen.“
Alec schluckte. „Was ist passiert?“
Valerius schoss ihm einen weiteren bösen Blick zu ob seiner mangelnden Entschuldigung, doch dann seufzte er. „Ärger. Das ist passiert. Komm rein.“
Jetzt, wo er nicht mehr rannte, merkte Alec erst, wie sehr sein Herz raste und wie er zitterte.
Er würgte und versuchte das Wasser, das seine Kehle aufstieg, zurück zu drängen. Nach einigen Versuchen schaffte er es.
Valerius' Wohnung roch nach Kräutern und Wundalkohol und Tee und heißem Wasser. Eigentlich war der Geruch Balsam für Alecs Nerven wann immer sie ihn besuchten, doch nun wurde ihm nur noch übler davon.
„Er lebt. Und wird vermutlich auch weiter leben“, sagte Valerius, während er ihn durch seine Wohnung zu einem kleinen Zimmer führte. „Ich dacht nur, du solltest Bescheid wisen.“
Alec nickte. „Danke.“ Seregil lebte. Das war gut. Er atmete durch.
Valerius ließ ihn in das kleine Zimmer ein und alle Gedanken waren erst einmal aus Alecs Kopf gefegt, was passiert war, wie sie Seregil gefunden hatten, nichts.
Da war nur Seregil, der in einem Bett lag, mit nacktem, verbundenem Oberkörper, die Haare geflochten und zur Seite gekämmt. Er war sehr bleich, beinahe so weiß wie das Bettlaken.
Aber er atmete.
Alec ging rasch zum Bett und beugte sich über ihn, um noch einmal sicher zu gehen, dass er auch wirklich atmete.
Auf einmal war jedes Gefühl aus seinen Beinen gewichen und schwankend ließ Alec sich in einen Stuhl sinken, der neben dem Bett stand. Ihm war ein wenig übel. „Was ist denn passiert?“
„Das wüsst ich gern“, brummte Valerius. „Er wurde mir hergebracht, von ein paar Blaumänteln. Anscheinend war er zwei Straßen weiter überfallen worden.“ Er nickte grimmig. „Hat einem von ihnen gegeben was er verdient.“
„Einer?“ Alecs Kehle wurde trocken. „Das waren mehrere?“
„Zu viele Stichverletzungen an zu vielen Stellen für nur einen“, sagte Valerius. „Wir werden mehr wissen, wenn er aufwacht.“
Alec fühlte sich nicken.
„Er hat einiges an Blut verloren“, fuhr Valerius fort. „Ich habe jeden Drysier, jeden Tempeldiener und jeden Priester dazu verdonnert, zu testen, ob ihr Blut mit seinem kompatibel ist.“
„Wie?“
„Ganz einfach. Vermisch ein wenig von seinem Blut mit dem eines anderen, wenn es nicht verklumpt ist alles gut und wir können ihm ein wenig Blut spenden, genug, dass er nicht den Geist aufgibt. Ach ja, wo du schon mal da bist...“ Er reichte Alec ein glänzendes, silbernes Messer.
Alec nahm es geistesabwesend und schnitt sich in den Finger.
Valerius ließ einige Tropfen in ein flaches Glasschälchen fallen und träufelte Blut aus einem halbleeren Fläschchen dazu.
Nach einem Augenblick jedoch seufzte er leise. „Schade.“
„Nichts?“
„Nein, leider.“ Valerius stellte das Schälchen beiseite. „Wir werden abwarten müssen, ob einer von den Priestern in Frage kommt.“
Alec schluckte. „Wie ernst ist es?“ Seregil war totenbleich.
„Seine Verletzungen selbst sind nicht schlimm. Keine lebenswichtigen Organe und er hat bis jetzt keine inneren Blutungen. Aber wie gesagt, der Blutverlust macht mir Sorgen.“
Alec nickte leicht. Keine Organe verletzt. Keine inneren Blutungen. Das war gut, oder? Das hieß, dass er überlebte? Verdammt? „Was ist mit Cynril?“, schaffte er zu fragen.
„Bei uns im Stall. Ihr geht’s gut, ist nur sehr aufgeregt.“
Alec nickte leicht, während er nach Seregils Hand griff. „Dann ist gut. Ich glaub, Seregil würd durchdrehen, wenn ihr was passiert wäre.“
Seregil atmete einfach nur still weiter und Alec griff nach seiner Hand.
Valerius legte einen Finger an Seregils Hals. „Gut, sein Puls ist etwas kräftiger.“
Alec atmete durch. Seregils blasses Gesicht sah nicht wirklich nach einem kräftigen Puls aus.
Doch er atmete ruhig und still und friedlich, die ganze Zeit, die Alec neben ihm saß.
Irgendwann klopfte es und Valerius ging zur Tür.
Alec hörte ihn leise reden und es klang erfreut.
Dann kam er zu ihm. „Ich fürchte, du musst kurz nach draußen“, sagte er und er klang auf einmal so sanft, dass Alec sich kurz wunderte, wer dieser Mann war und was er mit Valerius gemacht hatte. „Dasya hier hat Blut, das mit Seregils kompatibel ist und ist bereit, etwas zu spenden. Ich muss dich jetz bitten, während der Transfusion draußen zu warten.“
„Aber...“
„Vorschriften haben ihren Sinn, Alec“, sagte Valerius. „Es wird nicht lang dauern.“
Alec sah noch einmal auf seine Hand, die Seregils umschlossen hielt.
Dann beugte er sich zu ihm hinunter und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich find denjenigen, der dahinter steckt“, flüsterte er. „Ich schwörs dir und dann wird er sich wünschen, er hätte dich nie auch nur schief angesehen.“
Seregil rührte sich nicht.
Alec drückte ihm noch einen Kuss auf die Stirn und ging dann nach draußen.
Valerius schloss sachte die Tür hinter ihm.
Danach konnte er nur noch warten.
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Damit habt ihr jetzt nicht mehr gerechnet, hm? Denkt ihr etwa, ich vergess meine FFs?
:)