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120 x Wicked

Kurzbeschreibung
DrabbleAllgemein / P12 / Mix
Boq/Moq Elphaba Thropp Glinda/Galinda Upland of the Upper Uplands Nessarose Thropp
22.08.2012
06.10.2013
6
9.181
 
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Dieses Kapitel
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22.08.2012 1.674
 
Mehr zum 120-er-Projekt unter: http://forum.fanfiktion.de/t/7084/1



1. In between the worlds – Zwischen den Welten

Während sie, genährt von dem Elixier, in einer grünen Welt schwebt, die in Wellen um sie brandet wie das mythische Meer, tauchen manchmal Gesichter auf. Menschen und THIERE, die Elphaba kennt: Fiyero, Dr. Dillamond, Frex, Melena, Glinda, Liir, aber auch Unbekannte: ausgemergelte Quadlinger, geknechtete Arbeiter aus der Smaragdstadt, ausgebeutete RINDER und SCHAFE, sogar ein TIGER. Und dazu seltsame Dinge und fremde … Städte? und wieder und wieder ein verzweifelter junger Mann im Ballon, der wie sie einem unsicheren Schicksal entgegentreibt.

Niemand von all jenen, die aus dem Nebel in ihrem Geist auftauchen und wieder hinabsinken, sieht glücklich aus.


2. Love – Liebe

Frex fragte sich nie, wie es kam, dass er zwei Menschen gleichermaßen liebte. Ihm kam gleichfalls nie der Gedanke, sich zwischen ihnen entscheiden zu müssen (oder auch nur zu können). Er fand nichts Falsches daran. Was sie drei hatten, war schön und gut und richtig so.

Und war dies nicht eine Liebe, die ihm dem Namenlosen Gott noch näher brachte – der doch alle Menschen gleichermaßen liebte?


3. Sunset – Sonnenuntergang

Melena steht im Türrahmen und schaut teilnahmslos dem (ihrem! befiehlt sie sich zu denken) kleinen Mädchen zu, das träge auf einem Stück Holz herumbeißt. Die Hitze des Tages flaut langsam ab. Die Spitzlappblätter, die sie selbst kaut, lassen das Haus und die öde Landschaft und die Situation, alles, in einen erträglichen freundlichen Nebel verschwimmen. Ganz ruhig ist sie und entspannt und doch weiß sie, dass etwas geschehen wird, es nähert sich, sie fühlt es wie die orangegoldene Wärme auf der Haut.

Die Gestalt eines Wanderers schält sich aus dem Schein der untergehenden  Sonne am Horizont und kommt langsam heran. Melena blinzelt. Ob es Frex ist oder jemand anderes, lässt sich noch nicht sagen, doch sie fühlt die Luft um sich herum vibrieren und weiß, dass, wer immer dort kommt, zu ihr kommt.

Sie lächelt ihm entgegen.

4. Deep – Tief

Tief ist der Brunnen in Kiamo Ko, tief, tief - und vielleicht hat Manek wirklich recht, vielleicht reicht das schwarze Wasser bis zum Grund der Erde. Liir will mutig sein und verbeißt die Angst. Nor und Irji werden ihn so bewundern, wenn sie ihn finden! Aber dann macht Manek den Deckel zu und um ihn herum ist nur noch Schwärze. Es gibt keinen Boden außer dem des schwankenden Eimers, in dem er sitzt und an dessen Seil er sich klammert, die einzige Verbindung zur Welt.

Irgendetwas bewegt sich dort unten in der entsetzlichen Tiefe oder ist das nur der Hall von Wassertropfen? Er beginnt zu schlottern. Es ist kalt. Das Spiel soll aufhören jetzt, gleichgültig, ob sie ihn auslachen! Das tun sie doch sowieso immerzu. Er ruft. Lange. Erst nach Manek. Dann nach Irji und Nor. Und dann, von Grauen gepackt, ruft er immer verzweifelter, nach Ämmchen, nach Sarima, und schließlich, ganz zuletzt, als ihm schon schlecht vor Angst ist, nach der Hexe, obwohl er nicht einmal weiß, warum.

Er ruft, stundenlang, bis seine Lungen wund sind und seine Kräfte erlahmen und nur noch Krächzen aus seinem Mund kommt, das gespenstisch an den Brunnenwänden widerhallt. Und als er nicht einmal mehr krächzen kann, hört er das Glucksen und weiß, dass in der Tiefe etwas lauert.

Im letzten Augenblick, bevor er vor Angst wahnsinnig wird, beginnt der FISCH, zu ihm zu sprechen.


5. Seeking Solace – Trost suchen

Galinda hatte den Ausdruck immer gemocht, wenn sie ihn in einem ihrer Liebesromane gelesen hatte oder in den Erzählungen ihrer Muhme gehört, auch wenn sie nie so genau wusste, was er eigentlich heißen sollte. Es klang nach geheimer, innerer Verbundenheit und herrlich romantisch – eben so, dass man an einer solchen Stelle laut aufseufzen und den Roman ans Herz drücken konnte, um vor seinen Freundinnen zu betonen, wie empfindsam und literaturverständig man war.

Aber erst in einem schäbigen Gasthaus, in einem winzigen zugigen Zimmerchen, durch dessen Ritzen in der Wand der Wind pfiff, in einem wackeligen Bett unter viel zu dünnen Decken erfuhr sie, was „Trost beieinander suchen“ wirklich bedeutete.


6. Break Away – Sich lösen

Nach ihrer Rückkehr begann die verschworene Gemeinschaft, sich aufzulösen. Boq zog sich zum Lernen zurück, Nessa weinte Tag und Nacht, Krapp und Timmel hatten einander und Avaric sah sich anderswo nach lustigerer Gesellschaft um.

Und Glinda? Glinda hatte vollauf damit zu tun, allen anderen vorzuspielen, sie lebe immer noch.


7. Eden – Paradiesgarten

„Wie stellst du dir eigentlich das Paradies vor?“, fragte Galinda schnell, um Nessa davon abzuhalten, noch länger ihre ermüdenden Ausführungen über die Glaubensgrundsätze des Unionismus‘ fortzusetzen.
Nessa zögerte keine Sekunde mit der Antwort. „Oh – ein großer, schöner Garten… mit vielen, vielen Rosen – wie die in Kolkengrund! Und was glaubt ihr?“

Galinda meinte nach etwas Überlegen, dass sie gern Apfelbäume darin hätte. Und immer Frühling. Boq sagte, Apfelbäume im Frühling seien sicherlich sehr schön und Rosen auch, aber das Schönste sei doch Felder und Früchte zur Erntezeit, rotwangige Äpfel und reifes, goldenes Korn und daher stelle er sich das Paradies so vor. Avaric wandte grinsend ein, die Botanik sei ihm völlig egal – sein Paradies sei auf jeden Fall voller junger Damen, die zur Ehren des Namenlosen Gottes ausschließlich so herumliefen, wie dieser sie geschaffen hätte. Krapp und Timmel prusteten daraufhin los und konnten sich eine ganze Weile nicht beruhigen, schließlich aber meinten sie, ihnen genüge es vollauf, wenn sie im Paradies zusammen wären, gleichgültig, wie es dort aussehe.

„Und du, Elphaba?“, fragte Nessa dann. „Wie denkst du dir das Paradies? Und sag nicht, dass die Frage nicht zählt, weil du nicht dran glaubst. Wie würdest du es dir vorstellen?“
Elphaba hatte die ganze Zeit so getan, als hörte sie nicht richtig zu und sei in ihr Buch vertieft. Sie antwortete ohne aufzusehen. „Naja, ich nehme mal an, es gibt da viel Grünzeug und so, wenn es doch Paradiesgarten heißt. Deshalb lockt es mich auch nicht so. Ich mag kein Grün. Wenn ich es mir aussuchen könnte, hätte ich lieber eine Bibliothek. Und vielleicht ein Forschungslabor.“

Woraufhin Timmel, Krapp und Avaric sie einstimmig für verrückt erklärten.


8. Innocence – Unschuld

„Es war seine eigene Schuld! Ein Unfall kann ja so leicht passieren, wenn man den Arbeitsschutz nicht einhält… Ach ja, ach ja, die Zerstreutheit des Wissenschaftlers! Welch eine Schande bei einem so klugen Kopf!“

Elphaba spürt, wie sich alles in ihr zusammenkrampft bei diesen gemeinen… bösen Vorwürfen. Lügen sind es, Lügen, Lügen – und am liebsten würde sie es schreien. Dass es kein Unfall war, dass Dr. Dillamond nicht zerstreut war, nie, dass sie ihn alle nur aus dem Weg haben wollten, diese missgünstigen, bösen… - sie findet keine Worte für solche unfassbare Niedertracht.  

Sie muss wohl lange Zeit so dagestanden haben, ohnmächtig, irgendetwas etwas zu tun – und erst als Galinda versucht, ihre Hand zu nehmen, bemerkt sie, dass sie die Fäuste vor Zorn so fest geballt hat, dass die Nägel blutige Spuren in ihren Handflächen hinterlassen haben.
„Er hatte keine Schuld!“ Mehr bringt sie nicht heraus, sonst würde sie zu weinen anfangen.


9. Drive – Antrieb

Der Kaffee war längst kalt geworden, aber das kümmerte ihn nicht. Dr. Dillamond stürzte ihn auch so hinunter, als er die Tasse zwischen all den Papieren wiederfand – das Koffein wirkte schließlich unabhängig von der Temperatur. Ein Jammer, dass der Körper so anfällig gegen Müdigkeit war, dass man nicht einmal zwei Nächte hintereinander durcharbeiten konnte, wo doch der Geist stets wach war und enteilte, bevor man noch alle Ideen auf Papier oder Tafel hatte bannen können. Vor drei Stunden schon hatte er die studentische Schreibkraft nach Hause geschickt… die trotz ihrer Begeisterung und ihres Fleißes das Gähnen nicht mehr hatte unterdrücken können und Anstalten machte, beim Schreiben einzuschlafen. Besser, er ließ sich nicht dabei erwischen, junge Studentinnen außerhalb der vorgesehenen Arbeitszeiten zu beschäftigen. Das wäre der gefundene Vorwand, wieder jemanden wie ihn aus den offiziellen akademischen Kreisen auszuschließen.

Manchmal dachte er darüber nach, wie es wäre, einen Tick-Tack-Assistenten anzuschaffen, eine Hilfskraft, die niemals müde wurde. Selbst, wenn sie sehr teuer waren – er hätte sich das leisten können! Aber dann seufzte er nur und ließ die Träumerei sein – THIERE durften ja keine solchen Errungenschaften der Technik erwerben.


10. Fireworks – Feuerwerk

Das erste Feuerwerk, das Galinda als kleines Mädchen sah, erschreckte sie so sehr, dass sie sich entsetzt an den Hals ihres Vaters klammerte und das Gesicht in seine Schulter drückte. Die grellen Lichter und das laute Krachen machten ihr Angst, und während alle anderen staunend lächelten und applaudierten, weinte sie die ganze Zeit leise vor sich hin.

Das erste Feuerwerk, das Elphaba sah, war der Abschluss des Sommerfestes in Shiz. Sie hatte nicht hingehen wollen, aber Dr. Dillamond hatte sie auf seine  freundliche Art behutsam gedrängt und gesagt, dass man so etwas nicht verpassen dürfe. Er selber wäre auf jeden Fall dabei – wenn THIEREN die Teilnahme erlaubt wäre. Also ging sie, beinahe widerstrebend, sehr spät. Sie war erst auf der Brücke, als das Feuerwerk begann und musste sich am Geländer festhalten, weil es sie so überwältigte. Das Theater-Orchester spielte, als die Sterne und Funken vom Himmel regneten, immer noch höher, noch größer, noch schöner als die vorangegangenen. Mit offenem Mund staunte sie die vergängliche Schönheit an, die so unerwartet über sie hereingebrochen war und ihr war so seltsam zumute, dass sie dem Gefühl keinen Namen geben konnte. Sie lernte ihr Leben lang nicht, es sich einzugestehen, wenn sie glücklich war.

Das erste Feuerwerk, das Liir sah, fand zu Ehren des Todes seiner Mutter statt. Er bestaunte vom Boot aus die weißen Fontänen, die rosa und roten Kometen, den goldenen Regen. Es war kein Grün dabei und er glaubte lange, das liege wohl daran, dass grünes Feuerwerk nicht möglich sei. Das Krachen und Knistern hallte als dumpfes Echo in den Kanälen wider und in dem dunklen Wasser zerflossen die Bilder der herabsinkenden Sterne. Er fühlte sich sehr festlich und seit langer Zeit wieder fast froh – dann aber, als sie durch eine Brücke hindurchglitten, sah er eine Dame allein auf einem Balkon stehen und weinen.




Und? Welches Drabble findet ihr am gelungensten? Oder welches gar nicht?
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