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Ein Haus voller Musen

Kurzbeschreibung
KurzgeschichteHumor, Familie / P6 / Gen
02.08.2012
02.08.2012
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Und wieder ein weiteres, spantones Projekt. Diesmal zu "Unsere Musen"
Nach einem Gespräch mit meiner Mum habe ich die letzten zwei Seiten kurzfristig unmgeschwenkt und ihr diese Zeilen gewidmet, in der Hoffnung, dass sie ihre Musen nicht mehr so ganz vernachlässigt und sich auch irgendwann mal einen kleinen Plotbunny oder eine Artfly zulegt ^^
Hab dich lieb, Mum <3

dem Rest viel Unterhaltung,
GLG, Dream Huntress
________________


Ein Haus voller Musen



Erleichtert stapfe ich nach geschlagenen zwei Stunden bügeln in mein Zimmer.
Uff. Alles erledigt für heute. Inklusive mich selbst.

Aber hinter der Tür zu meinem kleinen, grünen Reich erwartet mich jemand - wie jeden Tag.
"Husch! Weg da", zische ich den unzähligen Kaninchen, genauer "Plotbunnys", zu, die mir den Weg versperren.
Widerwillig hoppeln die Tierchen zur Seite, und ich kann endlich die Türe komplett öffnen.

Nachdem ich noch einigen "Artflys", großen, schillernd bunten Libellen, ausgewichen bin, kann ich mich endlich auf meinen Drehstuhl fallen lassen.
Ruhe finde ich hier allerdings nicht...

Auf meiner Schreibtischlampe hockt ein kleiner Vogel, etwa so groß wie eine Amsel, aber wesentlich gedrungener und kompakter.
Sein Gefieder ist von einem tiefen blau, mit einzelnen weißen Federn durchsetzt. Brust und Kopf sind heller und enden in einem kurzen, kräftigen Schnabel.
Beleidigt starren mich die hellgrünen Augen an.

"Schau mich nicht so an, Fabula. Ich kann auch nichts dafür, wenn ich grad keine Zeit zum schreiben habe", seufze ich.

Etwas weiter oben, auf einem Arm meiner Efeutute, blitzen mich zwei weitere vorwurfsvolle Äuglein an.
Sie gehören zu einem Kolibri, der aussieht, als wäre er in mehrere Farbtöpfe gefallen. Ein Muster hat das Gefieder nicht, zumindest habe ich in dem Wirrwarr aus bunten Klecksen noch keines entdeckt.

Ich stehe noch mal auf, um das Fenster zu öffnen. Sofort fliegt der kleine Vogel nach draußen und im selben Moment vergesse ich das Konzept für mein nächste Tuschebild.
Und bevor meine kleine Maler-Muse Arca zurückkommt, wird es mir wohl auch nicht mehr einfallen.
Mist.

Zumindest ist Fabula, meine eigenwillige Schreiber-Muse noch da.
Obwohl... Ob das momentan so gut ist?

"Also schreibst du jetzt wieder nicht?", fragt sie mich genervt.
Erneut seufze ich. "Nö. Ich muss gleich wieder weg"

Entrüstet plustert das Vögelchen sich auf und gleicht kurzzeitig einem blauen Feder-PomPom.
"Wenn die Sommerferien erst Mal vorbei sind, hast du wieder keine Zeit irgendwas zu machen"

Ich schaue zur Tür und beobachte ein junges, hellbraunes Kaninchen, dass die letzten Stufen erklimmt.
"Deshalb brauchst du mir nicht noch mehr Plotbunnys auf den Hals hetzen. Das Vieh verfolgt mich schon den ganzen Tag! Reicht schon, wenn Arca mich nicht in ruhe lässt!"

"Mit der eingebildeten Schnepfe hab ich nichts zu tun", wehrt Fabula ab. "Du musst diese lästigen, fliegenden Schreckstöcke ja nicht den ganzen Tag ertragen"

"Hast du eine Ahnung", murre ich und verscheuche eine große, schwarz-weiße Libelle, die Kurs auf meine Nase hält. "Und du könntes dich ruhig mit Arca vertragen"

Fabula hüpft auf den Computerbildschirm. "Das kannste vergessen. Am liebsten würd ich sie..."

"Denk nicht mal dran!", warne ich sie. "Außerdem schreibe ich viel öfter als ich male. Hast keinen Grund zur Eifersucht"

"Ich bin doch nicht eifersüchtig!", quietscht sie ein paar Oktaven zu hoch.
Natürlich nicht.

"Ich mach mir nur Sorgen um unsere Plotbunnys", heuchelt sie und fliegt auf mein Nachtkästchen.
Ihr Blick fällt auf einen großen, weißen Nager, der sich seit geschlagenen zwei Jahren bei mir aufhält. Zu anfangs war er noch klein und schwach, das Kaninchen von "Weiße Teufel".

"Schau dir zum Beispiel den hier an. Aus diesem mageren Zwerg ist ein fünf-Kilo-Hase geworden! Und Nachwuchs gibts da auch bald! Und weiterschreiben tust du trotzdem nicht", sagt sie in belehrendem Ton zu mir.

"Ich weiß!", aber meine Schreiber-Muse ist noch lange nicht fertig.

Sie hüpft weiter, auf ein zierliches, schwarzes Häschen zu, mit glänzendem Fell und einem sternförmigen, weißen Fleck auf dem Rücken.
"Das von "Pentagram Soul" hockt auch schon wochenlang unberührt hier rum!"

"Ich hab den Plot doch schon fertig, mir..."

"... fehlt nur noch die richtige Überleitung, jaja, das sagst du jetzt schon ewig!", beendet sie meinen Satz genervt.

"Ich. Hab. Keine. Zeit!", gleich verliere ich die Beherrschung...

"Und was ist mit dem hier?"

Mit 'dem hier' meint meine Muse das graue, zottelige Kaninchen zu meinen Füßen.
""Maledicta" könntest du locker in zwei, drei Kapiteln abschließen! Ein Häschen weniger"

Bestürzt nehme ich das strubblige Tierchen auf den Arm und streichle es liebevoll.
"Nein! Ich will nicht!"

Fabula seufzt. "Bei "The Devils Daughter" hattest du auch keine Hemmungen. Weißt du noch, die FF zu Soul Eater? Die Idee war super, und du versaust alles! Schlimm genug dass du die Geschichte gelöscht hast, nein, du hast das arme Tierchen dann auch noch gestutzt und gefärbt und blue-strawberry für ihre MMFF gegeben! Du bist so skrupellos!"

Ich rümpfe die Nase. "Da ist es gut aufgehoben. Außerdem hol ich mir es vielleicht wieder, wenn sie es nicht braucht"

"Pah, und dann endet sie wie das Arme Vieh von "Wolfstochter"!"

"Wolfstochter?", ich runzle die Stirn. Ach ja, mein erster richtige Versuch als Autorin.
Aber irgendwie habe ich mit elf noch nicht so richtig was zustande gebracht...

Ich stehe auf, lasse das "Maledicta"-Häschen wieder laufen und lege mich vor meinem Bett auf den Bauch.
Schielend versuche ich etwas zu erkennen, aber unters Bett fällt zu wenig Licht.
Da liegt... Staub und... Wollmäuse. Nee, eher Wollratten. Ich sollte dringend mal wieder saugen.
Ein Bleistift, eine Packung Tempos... und da, ja, ganz hinten kann man ein mageres Fellhäufchen erkennen.
Das ehemals güldene, wallene Fell ist im Laufe der Zeit und mit meiner Erfahrung ergraut und fällt stellenweise aus.
Armes Tierchen.
Bei Gelegenheit muss ich es mir mal vorknöpfen.
Irgendwann mal.

Aber zuerst sollte ich mich um die anderen kümmern...
Aus dem Augenwinkel sehe ich etwas buntes auf meine immer noch geöffnete Zimmertüre zuschweben.
"Was zum...?", setzte ich an, und da ist es schon zu spät.
Arca, meine Maler-Muse ist zurück. Mit einem halben dutzend bunten und einfarbigen Ideen im Gepäck...
In meinem Zimmer sirrt es laut, als die neuen Libellen ihre Runden durch mein Zimmer drehen.
Fluchtartig verlasse ich den Raum, gefolgt von Fabula.

"Ich hab jetzt keine Zeit für neue Bilder!", rufe ich noch, ehe ich die Türe zuknalle und den bunten Schwarm hindere, mir zu folgen.
Also, auf ins Wohnzimmer.

Ich gehe an dem Zimmer meiner Schwester vorbei, und auch dort hoppeln schon einige Plotbunnys umher.
Zwar sind sie alle recht klein, aber allesamt hübsch, bunt und gut genährt.
Ein paar Libellen zockeln durch das Zimmer, sie sind noch farbenfroher wie die meinen, auch wenn sie kleiner und unförmiger sind.
Die Neunjährige besitzt eine Muse mehr wie ich. Eine Musik-Muse, die Glückliche.
Meine hat wohl meine Geburt verpasst.
Mistvieh.

Ein Stockwerk tiefer liegt meine Mum auf der Couch.
"Na, alles klar?", frage ich sie.
Sie nickt und wendet sich wieder ihrem Buch zu. Auf ihrer Schulter lümmelt eine spatzengroße, abgemagerte Muse, mit stumpfen Federn und kahlen Stellen.
"Tu doch mal wieder was für dich", schimpfe ich sie. "Jetzt hast du doch Zeit, wo du dich von der OP erholen musst. Wie wärs mit Tuschen?", bei diesen Worten beobachte ich den etwas kräftigeren Vogel, Mamas Maler-Muse, der im Wohnzimmer umherschwirrt.

"Ich kann nicht malen", meint sie.

"Überhaupt nicht!"
Achtung. Sarkasmus.
Ich denke an die vielen Bilder, die sie mit mir gemalt hat, als ich noch in der Grundschule war.
Es waren die ersten Anreize, die mich selbst zum malen animiert hatten.

"Dir fällt bestimmt was ein. Immerhin ist deine Muse noch nicht ganz verschwunden", ich grinse sie an.

Das Vögelchen auf ihrer Schulter antwortet mit rauher Stimme. "Ich will auch gar nicht weg. Ich bleibe so lange hier, bis sie wieder einen Geistesblitz hat"

"Also, da hast dus gehört"

Meine Mutter rollt die Augen. "Jaja"

Von oben kommt lautes schimpfen und zetern. Meine Schwester hat wohl gerade wieder Zoff mit einer ihrer Musen.
Alle vier furchtbar dickköpfig...
Das führt dazu, dass sie viele Kunstwerke anfängt, und selten zu ende bringt.

Bin ich in diesem Haushalt die einzige, die was für ihre Muse tut?

"Los, komm schon, Mama. Morgen gehen wir ne Runde spazieren, und dann setzt du dich hin und machst etwas künstlerisches. Und wenn du nur Eier auf ne Leinwand wirfst!"

"Du spinnst doch", schmunzelt sie.

"Nö", ich schiele zu Fabula. "Aber ich hab nen Vogel"

Diese rollt die Augen. "Deine Witze werden auch immer schlechter. Witz komm raus du bist umzingelt..."

"Lass das", gifte ich. "Sonst gibts Musen-Muß!"

Fabula seufzt. "Genau DAS meine ich"
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