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Drachenzähmen leicht gemacht - Die Geschichte von Hicks dem Anführer

von Genaua
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P12 / Gen
Astrid Hofferson Haudrauf der Stoische Hicks der Hüne
19.07.2012
19.07.2012
2
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19.07.2012 1.046
 
Im Kerzenlicht holt Hicks einen tiefen Atemzug und öffnet wieder seine Augen.

"Bring´s schnell hinter dich, dann hast du nicht mehr das Problem..."

Ohnezahn sitzt zur selben Zeit, ganz gemütlich auf Hicks Bett und schaut ihm mit wedelndem Schwanz und seinen großen grünen Augen ganz aufmerksam und ruhig an.
Hicks setzt sich auf den Boden und versucht eine bequeme Position zu finde, doch vergebens. Der harte, kalte Untergrund und seine immer steigernde Nervösität lassen dies nicht zu. Deshalb entschließt er sich, einfach das Beste daraus zu machen und versucht sich zu entspannen. Er schließt langsam seine Augen, atmet noch tiefer ein als vorher und lehnt seinen Kopf nach hinten. Nun ist er fest dazu entschlossen und macht keinen Rückzieher mehr, wie das letzte mal. Er sieht Ohnezahn mit einem eher ängstlichem Lächeln an und schaut dann mit einem ernsten Blick ins Leere. Hicks grabscht sich das zusammengedrückte Tuch und steckte es sich in den Mund. Mit leicht zitternden Händen nimmt er die Zange vom Hocker und betrachtet sie. Es herrscht Stille im Raum, nur das leichte Knistern des kleinen Feuers im Kamin war zu hören.

"Du machst das jetzt!..."

Hicks drückt die kalte Zange in seiner Faust zu und ist entschlossen.
Ruckartig führt er die Zange an seine Prothese und versucht die rostigen, alten Schraube wegzureißen, die vor einer Woche in sein Bein reingebohrt wurden. Er beißt mit Schmerz vollzogenem Gesicht in sein Tuch und schreit dumpf rein, in der Hoffnung, dass es schnell vorbeigehen würde. Als Hicks wieder seine Augen öffnet, sieht er, dass die Schraube immer noch in seinem Bein feststeckt. Er nimmt nochmal seine letzte Kraft zusammen und zerrt mit steigenden Schmerzen die Schraube heraus. Ohnezahn starrte Hicks mit großen Augen an und seine Lauscher stellen sich nach oben. Er richtet sich vom Bett auf, um auf ihn zu zugehen. Doch als Hicks dies sieht, streckt er ihn nur seine Hand entgegen.

"Bleib wo du bist, Ohnezahn! Mir ahr...geht´s gleich wieder gut..."

Er weiß nicht, was er tun soll. Der treue Freund möchte ihm doch so gerne helfen, will ihn aber auch nicht provozieren.
Hicks schnappt wieder nach einem weiterem tiefen Atemzug und macht sich an die zweite und letzte Schraube ran. Er zerrt mit all seiner Kraft, die seine dünnen Arme ihn bieten können die schwere Schraube heraus. Wieder schrie er dumpf in sein Tuch und die Tränen rollen an seinen sommersproßigen Wangen entlang. Hicks hört nur, wie die Prothese sich von ihm löst und auf den Boden fällt. Das Blut fließt, aber das war ihm egal. Er ist nun von der kantigen, Rost befallenen Eisenprothese von Grobian befreit, die eigentlich eher behindernd war, als hilfreich. Nun, da sie jetzt weg ist, spürt Hicks den Schmerz nicht mehr so stark, wie vorher und kann nun wieder normal durchatmen. Im Liegen betrachtet er sein verstümmeltes Bein. Nun stellt er sich, wie manchmal auch einfach vor, wie es wieder ist ein Bein zu haben. Er kann spüren wie sich seine Zehen bewegen und fühlen, wie das nasse Gras an seinen Fuß kleben bleibt, wenn er darüber geht. Ohnezahn, der sich völlig hilflos vorkommt, als er Hicks blutend und ohne Bein am Boden liegen sieht  rennt durch das ganze Geschoß, geht immer wieder im Kreis und schreit so laut, dass dies Hicks schon mehr weh tut, als sein blutendes Bein.
Er richtet sich panisch auf,

"Ahhr...Ohnezahn, hör auf damit, bi...bitte! Du weckst Vater und die Nachbarn sonst noch damit auf! Bitte, hör doch ein einziges mal auf das, was ich dir sage..."

"Was ist denn hier los?"

Hicks Vater, Haudrauf stand auf der Treppe und schaut mit finsterem Blick seinen Sohn von oben herab an.

"Ich habe alles unter Kontrolle.."

"Allmächtiger Odin! Wo ist dein Ersatzbein?"

"Aahr..Ich habe mir eine neue bessere Beinprothese gebaut, die nicht anoperiert werden muss."

"Was hast´n gegen die Alte?"

Hicks nimmt sich ein Seil und und bindet sich das Bein ab, damit es nicht mehr blutet. Sein Vater kommt die Treppe runter, schüttelt seinen Kopf und bindet ihm das Bein ab, nachdem Hicks es nicht geschafft hat, weil er zu geschwächt ist.

"Das ist gefährlich, was du da machst mein Junge. Die Wunde ist noch ziemlich frisch. Du kannst nicht einfach..."

"Lauf du mal mit dem zu kurz geratenen Haken rum."

Haudrauf sieht seinen Hicks mit besorgten Augen an, lächelt aber und schüttelt den Kopf. Währenddessen flickt Hicks sich mit zuckendem Gesicht sein offenes Bein zu.

"Genau so stur wie der Vater, haha. Ich kann´s dir nicht verübeln mein Sohn. Hast ja alles gut geplant, wie?" ,und lächelt erneut.

"Ja, ich habe alles unter Kontrolle. Ich muss die Wunde nur noch zunähen, dann muss alles eigentlich nur noch abheilen. Hier, sieh dir nur mal meine Konstruktion an! Ich kann sozusagen in sie reinschlüpfen, dann muss ich mit den Gurten mich nur noch anschnallen, so dass sie nicht verrutscht. Ziemlich beeindruckend,oder?"

"Ja..."

"Endlich habe ich das Gefühl, dass das Glück auf meiner Seite ist. Ich habe endlich einen besten Freund..", Hicks zwinkert Ohnezahn zu, der sich endlich beruhigt hat, ", einen Freundeskreis und die Anerkennung meines Volkes, durch das Zusammenleben mit den Drachen. Jeder mag mich jetzt, Vater."

Hicks schaut verträumt, aus den Fenster, in die sternenklare Nacht hinein. Haudrauf versucht in die selbe Richtung zu sehen, wie sein Sohn.

"Früher war ich nur der kleine Junge, der in Grobians Werkstatt arbeitete. Ich war ein Außenseiter, aber nun werde ich gefeiert..."

Hicks wendet seinen Blick wieder seinem Vater zu, dessen Gesichtsausdruck gelangweilt erscheint. Nun dreht er sich wieder um und betrachtet wieder die Sterne.

"Ich werde dafür gefeiert, dass ich ich bin. Sie schauen auf mich auf. Sie akzeptieren mich nun nach all den langen Jahren. Ich werde sogar geliebt, von einem wunderschönen,witzigen Mädchen. Hättest du das gedacht, Vater? Ich weiß, nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt für mich und niemand kann mich aufhalten... Vater?"

Der aber liegt inzwischen mit Ohnezahn zusammen im Bett und schnarcht, worauf Hicks lächelt und die Augen verdreht, während er sich wieder weiter seinem Bein widmet.

"Manche Dinge werden sich aber nie ändern..."
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