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Briefe von Logan

Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P12 / Gen
06.07.2012
22.09.2012
9
27.997
 
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06.07.2012 1.439
 
Hey!
Da bin ich wieder. Diesmal ist das Kapitel etwas kürzer - aber es ging nicht anders. Dafür wird das nächste wieder länger - versprochen. Mal schaun, ob Logan bis dahin das Briefeschreiben lernt... ;-)

LG Robin
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3. Eine überraschende Entdeckung

Eine Woche später

Zimmeraufräumen ist ja wohl das Letzte! Da kommt meine Mutter heute um 8 Uhr in der Früh in mein Zimmer geschneit und verkündet, dass sie mit meinem Vater irgendwohin wandern gehen will. Keine Ahnung wohin – aber das ist hier ohnehin nicht relevant. Jedenfalls ist sie ziemlich gereizt – wieso auch immer – und sagt zu mir, dass ich gefälligst den Saustall den ich als mein Zimmer bezeichne endlich aufräumen soll und zwar bis sie von ihrer Wanderung zurückkommen. Ach, und den halbleeren Koffer aus London soll ich auch endlich fertig auspacken. Bis heute Abend! Und keine Widerrede!
Argh – diese Frau treibt mich manchmal in den Wahnsinn! In solchen Momenten wie diesen, frage ich mich wieso ich nicht schon längst ausgezogen bin… Saustall, von wegen – liegt eh nur mein halber Kleiderschrank übers ganze Zimmer verstreut irgendwo rum und der Schreibtisch ist noch längst nicht so vollgeräumt, als dass alles bei der kleinsten Erschütterung krachend zu Boden fallen würde.
Aber, naja, wenn meine Mutter so etwas in Furien-Stimmung verkündet fügt man sich besser ihrem Willen und führt ihre Befehle am besten ohne jeglichen Protest aus. Tja, und so sitze ich jetzt hier inmitten lauter Zettel die aus einer der dicken Mappen herausgefallen sind die auf meinen Schreibtisch gelegen haben. Mein Kleiderchaos ist schon so gut wie behoben – einiges ist gleich mal in die Waschmaschine gewandert. Und gut, ich gebe zu eine gute Sache hat die ganze Aufräumaktion doch – ich hab endlich wieder meinen dunkelblauen Lieblingspullover gefunden, den ich noch vor London vergeblich gesucht habe. Ich gebe zu, vielleicht ist Chaos doch nicht die beste Lösung – aber auf jeden Fall die bequemere, zumindest für eine gewisse Zeit…
Verzweifelt lasse ich meinen Blick über das Zettelmeer in dessen Mitte ich sitze schweifen und spiele mit dem verlockenden Gedanken einfach alles in einen großen, schwarzen Müllsack zu stecken und ab damit zum Altpapier! Ich meine immerhin wollte ich nach der Matura sowieso all meine Schulsachen wegschmeißen…
Ich seufze und beschließe mir erst einmal eine kleine Pause zu gönnen. Ich stehe auf und gehe hinunter in die Küche wo ich den Teekocher mit Wasser auffülle und dann aufsetze. Da ich ohnehin ein paar Minuten warten muss bis das Wasser kocht gehe ich hinunter in den Keller und klopfe an Martins Zimmertür. Er hat mal wieder seine geliebte Stereoanlage auf extremlaut gedreht und hört mein Klopfen nicht, also reiße ich die Tür kurzerhand einfach auf.
„Kannst du die Anlage etwas leiser drehen?“, schreie ich gegen den Lärm.
Martin, welcher mit seinem Laptop auf dem Schoß auf seinem Bett sitzt und wahrscheinlich irgendein Computerspiel zockt, fährt erschrocken zusammen und funkelt mich böse an. „Verdammt, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du anklopfen sollst bevor du in mein Zimmer kommst?!“
„Wenn du deine Musik vielleicht nicht ganz so laut aufdrehen würdest, hättest du vielleicht auch mal die Chance ein Klopfen an deiner Zimmertür zu hören“, kontere ich, verschränke die Arme und lehne mich lässig mit meiner rechten Schulter gegen den Türrahmen. „Außerdem klopfst du bei mir auch nie an.“
Martin brummt etwas Unverständliches, drückt irgendetwas an seinem Laptop herum und sieht mich dann wieder an. „Was willst du überhaupt?“
„Tja, eigentlich wollte ich bloß fragen, ob du auch einen Tee willst, wenn ich schon einen mache – aber ich hab’s mir jetzt doch anders überlegt…“, antworte ich schnippisch, recke mein Kinn stolz in die Höhe, mache am Absatz kehrt und verlasse das Zimmer mit einem lauten Zuknallen der Zimmertür. Da will man einmal etwas Nettes machen… Aber naja, wenn Martin mal wieder am Zocken ist, ist er sowieso selten ansprechbar. Ansonsten ist er ja eh ganz okay – für einen großen Bruder.
Ich gehe zurück in die Küche, richte mir meinen Teebeutel her und gieße das inzwischen aufgekochte Wasser in die größte Tasse die ich finden kann. Dann hole ich einen Untersetzer aus dem Regal und gehe wieder hinauf in mein Zimmer, wo ich die Tasse auf einem meiner Bücheregale abstelle. Ich wende mich wieder dem Zettelchaos zu. Wenn ich jeden einzelnen Zettel durchgehen würde bräuchte ich Stunden, wenn nicht gar Tage.
„So, aus! Das kommt alles weg!“ Ich renne wieder hinunter ins Erdgeschoss und hole aus der Küche einen großen, schwarzen Plastikmüllsack. Mit diesem bewaffnet gehe ich dem Zettelchaos dann an den Kragen. Entschlossen stopfe ich sämtliche Zettel in den Sack, bis ich plötzlich unter dem Haufen auf etwas stoße worauf ich schon längst wieder vergessen habe. Mein „Artemis Fowl“-Buch aus London. Jenes Buch, das ich per Post aus Amerika bekommen habe, nachdem ich es in Heathrow im Coffee-Shop habe liegen lassen. Post aus Amerika… Post von…
„Nein, Lou! Nicht daran denken!“, ermahne ich mich selbst und hebe das Buch auf um es in mein englisches Bücherregal zu stellen, wo ich extra noch einen Platz dafür freigehalten habe. Doch als ich es aufhebe rutscht etwas Weißes, Viereckiges heraus. Ich kann mich nicht erinnern etwas in das Buch hineingelegt zu haben. Ich bin nicht so der Lesezeichentyp.
Mit gerunzelter Stirn bücke ich mich abermals und hebe einen Umschlag auf. Es ist ein Briefumschlag auf dessen Vorderseite „Lucy“ steht. Einfach nur „Lucy“ – in derselben geschwungenen Schrift, wie auf dem Post-It, das noch immer auf dem Buchcover von „Artemis Fowl“ klebt.
Lucy?“, flüstere ich verwirrt und setze ich mich auf den Boden. Das Buch lege ich neben mich, dann öffne ich den Briefumschlag. Diesmal ich brauche keinen Brieföffner, denn er ist nicht zugeklebt. Zögerlich ziehe ich einen gefalteten Bogen Papier heraus. Kann das möglich sein? Ist das wirklich…? Hastig entfalte ich das Stück Papier und für einen kurzen Moment stockt mir vor Überraschung der Atem.


Hey, Lucy!
Ich hoffe du hast den Brief hier gefunden.
Ja… ehrlichgesagt habe ich so rein gar keine Ahnung was ich dir schreiben soll. Ist ja nicht so als ob ich jeden Tag Briefe schreiben würde… Naja, aber ich will ja auch mal Schriftsteller werden, also muss ich mich mit dem Schreiben auskennen und… Was schreibe ich da bitte für einen Scheiß zusammen? (Verzeih mir meine Wortwahl, mir fiel nichts Besseres ein…)
Okay, also worüber könnte ich schreiben? Ich weiß es wirklich nicht. Eigentlich mache ich das hier nur, weil du mir ja sonst keine Chance gegeben hast anderweitig in Kontakt zu bleiben. Du bist wirklich ein sonderbarer Mensch, Lucy – im guten Sinne, versteht sich.
Mir ist noch nie ein Mädchen wie du es bist begegnet. Die meisten Mädchen mit denen ich zu tun habe sind entweder Schauspielerinnen oder kreischende Fangirls.
Jetzt fällt mir ein… weißt du eigentlich wer ich bin?
Ich… Na gut, ich mache jetzt besser Schluss. Das hier ist wahrscheinlich der mieseste Brief aller Zeiten und wenn du nicht willst, brauchst du mir auch nicht zurückzuschreiben. Ich würde es dir nicht verübeln…
Eigentlich wollte ich dir bloß dein Buch wiedergeben. Du hast es im Cafe liegen lassen. Hoffe das Packet ist heil bei dir angekommen.

Logan

P.S.: Habe mir erlaubt ein bisschen in dem Buch herumzublättern und ein paar Seiten zu lesen. Ist gar nicht mal so schlecht. Vielleicht kaufe ich mir ja den ersten Band…


Nachdem ich fertiggelesen habe, lese ich den ganzen Brief noch einmal von vorne bis hinten und dann noch einmal und noch einmal und noch einmal. Ich kann es nicht fassen! Er hat mir wirklich geschrieben.
Ich springe auf und hüpfe vor Freude wie ein kleines Kind quietschend durch mein Zimmer, den Brief fest an meine Brust gepresst. „Oh-mein-Gott-oh-mein-Gott-oh-mein-Gott-oh-mein-Gott…!!!“
Nachdem mir langsam die Luft ausgeht und Seitenstechen einsetzt, ermahne ich mich selbst, dass ich 18 und keine 8 mehr bin und deshalb zu alt für so ein kindisches Verhalten. Ich führe mich ja schon beinahe wie ein überdrehtes Fangirl auf!
Ich atme einmal tief durch und zwinge mich dazu mein Zimmer fertig aufzuräumen, obwohl es mich in meinen Fingern juckt Logan eine Antwort zu schreiben. Bestimmt denkt er, dass ich ihm nicht antworten will, jetzt wo schon über eine Woche vergangen ist seit sein Paket bei mir in der Post lag.
Als ich irgendwann kurz vor halb sieben am Abend mit Zimmeraufräumen fertig bin – und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen – hole ich sofort das schöne Briefpapier, das ich letztes Jahr in Mailand in einem kleinen Papierfachgeschäft gekauft habe, aus seinem Versteck und setzte sofort einen Antwortbrief auf.
Ich muss grinsen. Jetzt habe ich doch noch jemanden gefunden für den es sich gelohnt hat schickes Briefpapier zu kaufen…
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