One single kiss (Defense Devil)
von Miss Kuri
Kurzbeschreibung
Jupiter, das Waisenmädchen, das sonst im Kloster von Pater Seruma lebt, wurde vor den Augen Kucabaras und Idamarias von Dämonen entführt. Gerettet werden kann sie nur, wenn die beiden es schaffen, binnen drei Tagen in die Dämonenwelt zu gelangen, doch dazu fehlt dem Dämonenprinzen noch die nötige Kraft, eine Schneise zu dieser Welt zu schlagen. Doch Idamaria lässt nicht einmal das Abwegigste unversucht, um die Kleine zu retten...
GeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P12 / Gen
25.06.2012
21.11.2012
12
16.361
1
25.06.2012
1.704
Schnellen Schrittes eilte Idamaria den Flur zu Pater Serumas Arbeitszimmer entlang. Ihr kamen ein paar von den anderen Mädchen entgegen, von denen sie weiß, dass sie sie bewundern, doch sie hatte in diesem Moment keine Augen für sie. Das einzige, was sie sich fragte, war, warum die Schwestern sich überhaupt in diesem Teil des Klosters aufhielten.
„Schwester Idamaria ist so anmutig, selbst wenn sie sich so beeilt“, schwärmte die Kleinste von den dreien, als die Exorzistin an ihnen vorbeirauschte und die Mädchen stehen blieben, um ihr hinterher zu blicken. Eine etwas größere und auch ältere mit schwarzen Haaren verschränkte verwundert die Arme vor der Brust. „Warum hat sie es denn so eilig?“
Zwar wussten sie alle, dass am Ende des Gangs der Pater sein Zimmer hatte, doch warum wollte sie so dringend zu ihm?
Vor der Holztür des Raumes blieb die Rothaarige schließlich stehen und senkte den Kopf. Immer und immer wieder hatte sie das Szenario vor Augen, wie Jupiter von einem Dämon mit dunklen Rasta-Locken in die Dämonenwelt verschleppt wurde. Zwar hatten Kucabara und sie versucht, das Mädchen zu retten, doch letztlich waren sie beide mit ihren Kräften kollidiert und hatten nichts ausrichten können. Idamaria ballte wütend die Hände zu Fäusten und biss die Zähne so aufeinander, dass es schon schmerzte. Nachts, nach dem ersten Tag ihres gemeinsamen Trainings mit dem Dämon, hatte sie überlegt, ob es nicht eine andere und schnellere Möglichkeit gab, Jupiter zu retten, doch sie war auf keinen Nenner gekommen. Nun musste sie den Pater um Rat fragen, der jedoch beharrlich auf das Training pochte.
Tz, als ob Tennisspielen etwas mit taktischem Kämpfen zu tun hat, dachte sie sich und klopfte dann an die Tür. Sie hoffte, dass Seruma sich in dem Raum aufhielt, doch sicher war sie sich dabei nicht.
Der Pater war gerade damit beschäftigt, die Pflanzen in seinem Zimmer zu gießen, als er das Klopfen an der Tür hörte.
„Nanu?“, fragte er sich und blickte zur Tür. Rasch stellte er die Gießkanne ab und rief den Besucher mit einem lauten „Herein!“ in den Raum. Er hätte damit gerechnet, dass derjenige vor seiner Tür sofort hereinkommt, doch es dauerte ein paar Augenblicke, sodass er noch seinen Rock glattstreichen konnte und dann neben dem Schreibtisch Stellung bezog. War es etwa Kucabara? Seine Vorahnung wurde nicht bestätigt, als Idamaria eintrat.
„Ah, Idamaria. Wie schön, dich zu sehen!“, schmetterte er ihr fröhlich entgegen, doch ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. „Kann ich etwas für dich tun?“
Die junge Frau kam nur zögerlich näher an den Schreibtisch heran, nachdem sie die Tür hinter sich verschlossen hatte und sich vergewissert hatte, dass niemand die beiden hören konnte.
„Guten Morgen, Pater“, kam es nun aus ihrem Mund und man merkte ihr an, dass ihr unwohl zumute war. „Ich wollte Sie um Rat fragen.“
„Um Rat?“, fragte er nun überrascht.
„Ja, es... geht um Jupiter.“ Sie senkte den Kopf für einen kurzen Moment, doch dann hob sie ihn wieder und sah dem Mann vor ihr fest in die Augen.
„Ich wollte Sie fragen, ob es nicht vielleicht noch eine andere Möglichkeit gibt, sie zu retten.“
Das Gesicht des Paters wurde nun ernst. Es sah für ihn so aus, als würde die Schwester sich nicht mit dem Dämon arrangieren wollen. Das hatte auch das Training gestern gezeigt. Er setzte sich schließlich in den Bürostuhl, legte die Unterarme auf dem Tisch ab und verschränkte die Hände ineinander.
„So? Bist du etwa mit dem Training unzufrieden?“, fragte er sie dann und sah sie abwartend an.
Idamaria griff mit beiden Händen in ihren Rock und das Herz klopfte ihr bis zum Hals, doch sie musste sich zur Ruhe zwingen.
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Meiner Meinung nach dauert das zu lange. Wer weiß, was die Dämonen schon mit ihr angestellt haben...“ Sie hatte sich schon die schlimmsten Dinge in ihrem Kopf ausgemalt, denn diese abscheulichen Kreaturen waren zu allem fähig. „Wir müssen eine andere Lösung finden. Pater, gestern sagten Sie zu mir, in mir schlummert etwas Dunkles, das nicht einmal ich genau definieren kann.“
Seruma hörte der Schwester genau zu. Natürlich dauerte es seine Zeit, doch daran war nur das Verhalten von Kucabara und Idamaria Schuld. Wenn die beiden nicht lernten, zu kooperieren, dann wurde es alles nichts. Und dabei war der Dämonenprinz noch derjenige, der versucht war, mit Idamaria zu agieren.
„Worauf willst du hinaus?“ Die Augen des Paters verengten sich zu schmalen Schlitzen.
Die junge Frau hätte nun damit gerechnet, dass Seruma gegen ihre Meinung über das Training wettern würde, doch das tat er zu ihrem Erstaunen nicht.
„Pater, Dämonen brauchen doch eine dunkle Energie, die sie dazu bringt, stärker zu werden.“ Sie erinnerte sich daran, dass Kucabara und auch Bichura kleine Reagenzgläser mit einer schwarzen Substanz dabei hatten, als sie sich in ihre ursprünglichen Formen verwandelt hatten.
„Was, wenn ich eben diese Energie in mir habe?“ Ihre Stimme wurde brüchig, als sie sich auf ihre Worte hin besann. Sie sollte Dark Matter in sich haben? Doch wie ließe sich dieses „Dunkle“ in ihr sonst erklären?
Der Pater wollte dazu nichts weiter sagen. Er stand wieder vom Stuhl auf und ging zum Fenster. Dort blickte er auf den Hof hinaus und überlegte für einen Moment, bevor er sich wieder zu ihr umwandte und sprach.
„Und du möchtest nun wissen, wie sich diese Energie nach draußen transportieren lässt, nicht wahr?“
Er hatte die Worte genau auf den Kopf getroffen, denn die junge Frau nickte.
„Ich möchte wissen, wie sie sich so nutzbar machen lässt, dass sie aus meinem Körper entweichen kann“, erwiderte sie nun. Sie wollte diese erschreckende finstere Macht nicht länger mit sich herumtragen. Vielleicht würde sie sie auch ganz los werden, wenn sie nur genug davon auf Kucabara übertragen würde.
„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, doch sie haben immer mit Konzentration zu tun. Du musst dich vollständig auf deine negativen Gefühle konzentrieren, nur dann gibst du diese dunkle Kraft für Dämonen frei. Ist das geschehen, kannst du sie schließlich bündeln und zu ihm senden. Doch die Voraussetzung dafür ist Zusammenarbeit, die wir gerade trainieren wollen.“
Die Schwester biss sich nun auf die die Unterlippe und ignorierte den letzten Satz vom Pater. Es stimmte, sie hatte genügend negative Gedanken, die sie nachts manchmal nicht schlafen ließen oder tagsüber ihren Geist einnahmen.
„Und wie... soll Kucabara sie aufnehmen?“ Es missfiel ihr, überhaupt nur an den Dämon zu denken, doch um Jupiter schnellstmöglich zu retten, war ihr jedes Mittel recht.
Ein Sonnenstrahl brachte die Brillengläser des Paters zum Spiegeln, als er ihr nun antwortete. „Da du eine dunkle Aura aussendest und zu ihm schickst, sollte es ein Leichtes für ihn sein, sie zu absorbieren. Jedoch kann es Komplikationen geben, da du ebenfalls die heilige Kraft in dir trägst. Kommt nur ein Funke davon dazu, kann es gefährlich werden.“
Idamaria wusste, worauf er anspielte. Eine Vermischung vom Dark Matter mit ihrer heiligen Kraft hatte schon veranlasst, dass sie Jupiter nicht sofort retten konnten und sich verletzt hatten. Ihr war diese Variante zu riskant und das konnte der Pater an ihrem Gesicht ablesen.
„Gibt es... noch eine Alternative, bei der Risikofaktoren überschaubar sind?“, fragte sie nun weiter und war auch darauf bedacht, nicht zu viel Aufsehen zu erregen, wenn es zu dieser Symbiose kommen sollte.
Seruma nickte daraufhin. „Oh ja, die gibt es tatsächlich. Nur würde sie euch beide Überwindung kosten.“
Überwindung?
„Sagen Sie schon, Pater.“
„Die andere Möglichkeit wäre, dass er dir sehr nah kommen müsste, um die dunkle Materie aufzunehmen.“
Idamaria errötete ein wenig, doch mit einem Laut des Unmuts, wandte sie den Kopf zur Seite und hatte mittlerweile die Arme vor ihrer Brust verschränkt.
„Wie nah?“, fragte sie danach trotzig.
„Er müsste dich berühren können, damit diese Energie aus deinem Bannkreis auf ihn über geht. Eine Umarmung wäre dabei von Nutzen, aber es ist anzunehmen, dass das noch nicht ausreicht.“
Idamaria traute ihren Ohren nicht, weshalb sie ungläubig nachfragte. „Bitte?“
„Durch einen Kuss, der lange genug aufrecht erhalten wird, kann gewährleistet werden, dass er die Energie auch wirklich aufnimmt.“
„Das kann nicht Ihr Ernst sein, Pater!“, polterte die junge Frau nun los und zog zornig die Augenbrauen zusammen. „Nein, das... das geht absolut nicht!“
Pater Seruma zeigte sich ein wenig amüsiert über das Verhalten der Schwester. Sie wollte doch schließlich wissen, ob es noch andere Möglichkeiten gab. Die gab es, doch besonders die zweite war für Idamaria alles andere als akzeptabel, wie es schien.
„Das ist mein Ernst. Aber natürlich liegt es an dir, ob du diesen Weg wählst oder lieber mit dem gemeinsamen Training fortfährst, damit wir die Aura ausprobieren können.“
Die Rothaarige knirschte mit den Zähnen. Dieses Gespräch war vollkommen sinnlos gewesen und ihr wurde nur eine noch viel unangenehmere Variante zur Rettung Jupiters aufgezeigt.
„Danke, Pater. Ich denke, ich überlege mir doch selbst eine eigene Möglichkeit“, antwortete sie dann entrüstet und drehte sich zur Umkehr um.
„Was dir lieber ist“, sagte er melodiös und verabschiedete Idamaria. „Wenn du trotz allem mit dem Training fortfahren möchtest, lass es mich wissen.“
Die Exorzistin hatte diese Worte nur noch beiläufig mitbekommen. Sie stampfte aus dem Zimmer des Paters und war nicht viel schlauer als vorher. Sie musste sich entweder für eine der Möglichkeiten entscheiden oder sich selbst etwas ausdenken.
Als Idamaria aus dem Raum getreten war und die Tür ins Schloss gezogen hatte, lehnte sie sich mit einem Seufzer dagegen und schloss die Augen. Was sollte sie nur tun? Das Training war zu langwierig und das andere für sie nicht vertretbar. Oder doch? Es wäre ja nur das eine Mal, danach würde sie den Dämon sicher nicht mehr wiedersehen und hatte genug Zeit, alles zu verdrängen.
Verdammt!
Anschließend stieß sie sich von der Tür ab, die mit einem leisen Knarren nachgab und ging den Korridor wieder entlang, doch dieses Mal nicht so gehetzt wie vorher. Sie wusste genau, wo Kucabara momentan zusammen mit Bichura hauste und kurz bevor sie bei diesem Zimmer ankam, verlangsamte sich ihr Schritt und sie sah die Tür eindringlich an, als würde sie durch sie hindurch blicken können. Sie und der Dämon sollten...?
Nein, nein und nochmals nein!, dachte sie und schüttelte bekräftigend den Kopf. Ehe sie es sich noch einmal überlegen konnte, ihm diesen Vorschlag zu unterbreiten, lief sie das letzte Stück des Flurs bis zur Außentür und trat nach draußen.
„Schwester Idamaria ist so anmutig, selbst wenn sie sich so beeilt“, schwärmte die Kleinste von den dreien, als die Exorzistin an ihnen vorbeirauschte und die Mädchen stehen blieben, um ihr hinterher zu blicken. Eine etwas größere und auch ältere mit schwarzen Haaren verschränkte verwundert die Arme vor der Brust. „Warum hat sie es denn so eilig?“
Zwar wussten sie alle, dass am Ende des Gangs der Pater sein Zimmer hatte, doch warum wollte sie so dringend zu ihm?
Vor der Holztür des Raumes blieb die Rothaarige schließlich stehen und senkte den Kopf. Immer und immer wieder hatte sie das Szenario vor Augen, wie Jupiter von einem Dämon mit dunklen Rasta-Locken in die Dämonenwelt verschleppt wurde. Zwar hatten Kucabara und sie versucht, das Mädchen zu retten, doch letztlich waren sie beide mit ihren Kräften kollidiert und hatten nichts ausrichten können. Idamaria ballte wütend die Hände zu Fäusten und biss die Zähne so aufeinander, dass es schon schmerzte. Nachts, nach dem ersten Tag ihres gemeinsamen Trainings mit dem Dämon, hatte sie überlegt, ob es nicht eine andere und schnellere Möglichkeit gab, Jupiter zu retten, doch sie war auf keinen Nenner gekommen. Nun musste sie den Pater um Rat fragen, der jedoch beharrlich auf das Training pochte.
Tz, als ob Tennisspielen etwas mit taktischem Kämpfen zu tun hat, dachte sie sich und klopfte dann an die Tür. Sie hoffte, dass Seruma sich in dem Raum aufhielt, doch sicher war sie sich dabei nicht.
Der Pater war gerade damit beschäftigt, die Pflanzen in seinem Zimmer zu gießen, als er das Klopfen an der Tür hörte.
„Nanu?“, fragte er sich und blickte zur Tür. Rasch stellte er die Gießkanne ab und rief den Besucher mit einem lauten „Herein!“ in den Raum. Er hätte damit gerechnet, dass derjenige vor seiner Tür sofort hereinkommt, doch es dauerte ein paar Augenblicke, sodass er noch seinen Rock glattstreichen konnte und dann neben dem Schreibtisch Stellung bezog. War es etwa Kucabara? Seine Vorahnung wurde nicht bestätigt, als Idamaria eintrat.
„Ah, Idamaria. Wie schön, dich zu sehen!“, schmetterte er ihr fröhlich entgegen, doch ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. „Kann ich etwas für dich tun?“
Die junge Frau kam nur zögerlich näher an den Schreibtisch heran, nachdem sie die Tür hinter sich verschlossen hatte und sich vergewissert hatte, dass niemand die beiden hören konnte.
„Guten Morgen, Pater“, kam es nun aus ihrem Mund und man merkte ihr an, dass ihr unwohl zumute war. „Ich wollte Sie um Rat fragen.“
„Um Rat?“, fragte er nun überrascht.
„Ja, es... geht um Jupiter.“ Sie senkte den Kopf für einen kurzen Moment, doch dann hob sie ihn wieder und sah dem Mann vor ihr fest in die Augen.
„Ich wollte Sie fragen, ob es nicht vielleicht noch eine andere Möglichkeit gibt, sie zu retten.“
Das Gesicht des Paters wurde nun ernst. Es sah für ihn so aus, als würde die Schwester sich nicht mit dem Dämon arrangieren wollen. Das hatte auch das Training gestern gezeigt. Er setzte sich schließlich in den Bürostuhl, legte die Unterarme auf dem Tisch ab und verschränkte die Hände ineinander.
„So? Bist du etwa mit dem Training unzufrieden?“, fragte er sie dann und sah sie abwartend an.
Idamaria griff mit beiden Händen in ihren Rock und das Herz klopfte ihr bis zum Hals, doch sie musste sich zur Ruhe zwingen.
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Meiner Meinung nach dauert das zu lange. Wer weiß, was die Dämonen schon mit ihr angestellt haben...“ Sie hatte sich schon die schlimmsten Dinge in ihrem Kopf ausgemalt, denn diese abscheulichen Kreaturen waren zu allem fähig. „Wir müssen eine andere Lösung finden. Pater, gestern sagten Sie zu mir, in mir schlummert etwas Dunkles, das nicht einmal ich genau definieren kann.“
Seruma hörte der Schwester genau zu. Natürlich dauerte es seine Zeit, doch daran war nur das Verhalten von Kucabara und Idamaria Schuld. Wenn die beiden nicht lernten, zu kooperieren, dann wurde es alles nichts. Und dabei war der Dämonenprinz noch derjenige, der versucht war, mit Idamaria zu agieren.
„Worauf willst du hinaus?“ Die Augen des Paters verengten sich zu schmalen Schlitzen.
Die junge Frau hätte nun damit gerechnet, dass Seruma gegen ihre Meinung über das Training wettern würde, doch das tat er zu ihrem Erstaunen nicht.
„Pater, Dämonen brauchen doch eine dunkle Energie, die sie dazu bringt, stärker zu werden.“ Sie erinnerte sich daran, dass Kucabara und auch Bichura kleine Reagenzgläser mit einer schwarzen Substanz dabei hatten, als sie sich in ihre ursprünglichen Formen verwandelt hatten.
„Was, wenn ich eben diese Energie in mir habe?“ Ihre Stimme wurde brüchig, als sie sich auf ihre Worte hin besann. Sie sollte Dark Matter in sich haben? Doch wie ließe sich dieses „Dunkle“ in ihr sonst erklären?
Der Pater wollte dazu nichts weiter sagen. Er stand wieder vom Stuhl auf und ging zum Fenster. Dort blickte er auf den Hof hinaus und überlegte für einen Moment, bevor er sich wieder zu ihr umwandte und sprach.
„Und du möchtest nun wissen, wie sich diese Energie nach draußen transportieren lässt, nicht wahr?“
Er hatte die Worte genau auf den Kopf getroffen, denn die junge Frau nickte.
„Ich möchte wissen, wie sie sich so nutzbar machen lässt, dass sie aus meinem Körper entweichen kann“, erwiderte sie nun. Sie wollte diese erschreckende finstere Macht nicht länger mit sich herumtragen. Vielleicht würde sie sie auch ganz los werden, wenn sie nur genug davon auf Kucabara übertragen würde.
„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, doch sie haben immer mit Konzentration zu tun. Du musst dich vollständig auf deine negativen Gefühle konzentrieren, nur dann gibst du diese dunkle Kraft für Dämonen frei. Ist das geschehen, kannst du sie schließlich bündeln und zu ihm senden. Doch die Voraussetzung dafür ist Zusammenarbeit, die wir gerade trainieren wollen.“
Die Schwester biss sich nun auf die die Unterlippe und ignorierte den letzten Satz vom Pater. Es stimmte, sie hatte genügend negative Gedanken, die sie nachts manchmal nicht schlafen ließen oder tagsüber ihren Geist einnahmen.
„Und wie... soll Kucabara sie aufnehmen?“ Es missfiel ihr, überhaupt nur an den Dämon zu denken, doch um Jupiter schnellstmöglich zu retten, war ihr jedes Mittel recht.
Ein Sonnenstrahl brachte die Brillengläser des Paters zum Spiegeln, als er ihr nun antwortete. „Da du eine dunkle Aura aussendest und zu ihm schickst, sollte es ein Leichtes für ihn sein, sie zu absorbieren. Jedoch kann es Komplikationen geben, da du ebenfalls die heilige Kraft in dir trägst. Kommt nur ein Funke davon dazu, kann es gefährlich werden.“
Idamaria wusste, worauf er anspielte. Eine Vermischung vom Dark Matter mit ihrer heiligen Kraft hatte schon veranlasst, dass sie Jupiter nicht sofort retten konnten und sich verletzt hatten. Ihr war diese Variante zu riskant und das konnte der Pater an ihrem Gesicht ablesen.
„Gibt es... noch eine Alternative, bei der Risikofaktoren überschaubar sind?“, fragte sie nun weiter und war auch darauf bedacht, nicht zu viel Aufsehen zu erregen, wenn es zu dieser Symbiose kommen sollte.
Seruma nickte daraufhin. „Oh ja, die gibt es tatsächlich. Nur würde sie euch beide Überwindung kosten.“
Überwindung?
„Sagen Sie schon, Pater.“
„Die andere Möglichkeit wäre, dass er dir sehr nah kommen müsste, um die dunkle Materie aufzunehmen.“
Idamaria errötete ein wenig, doch mit einem Laut des Unmuts, wandte sie den Kopf zur Seite und hatte mittlerweile die Arme vor ihrer Brust verschränkt.
„Wie nah?“, fragte sie danach trotzig.
„Er müsste dich berühren können, damit diese Energie aus deinem Bannkreis auf ihn über geht. Eine Umarmung wäre dabei von Nutzen, aber es ist anzunehmen, dass das noch nicht ausreicht.“
Idamaria traute ihren Ohren nicht, weshalb sie ungläubig nachfragte. „Bitte?“
„Durch einen Kuss, der lange genug aufrecht erhalten wird, kann gewährleistet werden, dass er die Energie auch wirklich aufnimmt.“
„Das kann nicht Ihr Ernst sein, Pater!“, polterte die junge Frau nun los und zog zornig die Augenbrauen zusammen. „Nein, das... das geht absolut nicht!“
Pater Seruma zeigte sich ein wenig amüsiert über das Verhalten der Schwester. Sie wollte doch schließlich wissen, ob es noch andere Möglichkeiten gab. Die gab es, doch besonders die zweite war für Idamaria alles andere als akzeptabel, wie es schien.
„Das ist mein Ernst. Aber natürlich liegt es an dir, ob du diesen Weg wählst oder lieber mit dem gemeinsamen Training fortfährst, damit wir die Aura ausprobieren können.“
Die Rothaarige knirschte mit den Zähnen. Dieses Gespräch war vollkommen sinnlos gewesen und ihr wurde nur eine noch viel unangenehmere Variante zur Rettung Jupiters aufgezeigt.
„Danke, Pater. Ich denke, ich überlege mir doch selbst eine eigene Möglichkeit“, antwortete sie dann entrüstet und drehte sich zur Umkehr um.
„Was dir lieber ist“, sagte er melodiös und verabschiedete Idamaria. „Wenn du trotz allem mit dem Training fortfahren möchtest, lass es mich wissen.“
Die Exorzistin hatte diese Worte nur noch beiläufig mitbekommen. Sie stampfte aus dem Zimmer des Paters und war nicht viel schlauer als vorher. Sie musste sich entweder für eine der Möglichkeiten entscheiden oder sich selbst etwas ausdenken.
Als Idamaria aus dem Raum getreten war und die Tür ins Schloss gezogen hatte, lehnte sie sich mit einem Seufzer dagegen und schloss die Augen. Was sollte sie nur tun? Das Training war zu langwierig und das andere für sie nicht vertretbar. Oder doch? Es wäre ja nur das eine Mal, danach würde sie den Dämon sicher nicht mehr wiedersehen und hatte genug Zeit, alles zu verdrängen.
Verdammt!
Anschließend stieß sie sich von der Tür ab, die mit einem leisen Knarren nachgab und ging den Korridor wieder entlang, doch dieses Mal nicht so gehetzt wie vorher. Sie wusste genau, wo Kucabara momentan zusammen mit Bichura hauste und kurz bevor sie bei diesem Zimmer ankam, verlangsamte sich ihr Schritt und sie sah die Tür eindringlich an, als würde sie durch sie hindurch blicken können. Sie und der Dämon sollten...?
Nein, nein und nochmals nein!, dachte sie und schüttelte bekräftigend den Kopf. Ehe sie es sich noch einmal überlegen konnte, ihm diesen Vorschlag zu unterbreiten, lief sie das letzte Stück des Flurs bis zur Außentür und trat nach draußen.