Die Werwölfe von Mercy Falls - Zurück.
von chesirecat
Kurzbeschreibung
Würdest du alles tun, alles, um dich selbst zu verlieren? Um vergessen zu können? Um nicht mehr an den Schmerz denken zu müssen? Und wenn, was würdest du tun, wenn du vom einen auf den anderen Moment einen Sinn findest, eine Person, die mehr ist, als alles andere? Wenn du nicht mehr zurückkannst? Wenn du dein eigenes Todesurteil ausgesprochen hättest? Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich alles tun könnte, um zurück zukönnen. Einfach nur zurück. Eine Geschichte aus der Sicht von Cole & Isabel, spielend nach dem O2. Teil "Ruht das Licht": Ohne Zusammenhang zum wirklichen dritten Teil und ohne Sam und Grace, nur eine Liebesgeschichte zwischen Cole und Isabel, zwischen Wolf und Mensch.
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
19.01.2012
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1
1.213
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COLE
5°C
Ich bereute es. Zum allerersten Mal bereute ich es, dass ich mich für dieses Leben entschieden hatte, dafür meinen Körper, nein mich selbst, immer mehr zu verlieren. Ich wollte zum ersten Mal seit langer Zeit Cole St.Clair sein.
Zögernd sah ich zu ihrem Fenster auf, zu dem gelben Schein, der das einzige Licht in der Dunkelheit der Nacht war. Der Wind wehte kalt an mir vorbei, riss an meinen Gliedern, die zitterten wie Espenlaub. Mir war klar, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis ich mich verwandelte, doch das war mir egal. Natürlich hätte ich einfach klopfen können, vielleicht würde sie mich reinlassen, aber das würde ich nicht tun. Niemals würde ich vor ihr zugeben, dass ich hier gewesen war, dass ich so gut wie immer hier war.
Es war nicht so, dass ich irgendetwas für sie empfand, sie war bloß irgendein Mädchen, wie jedes andere. Nicht jeder hatte so eine tragische Romeo und Julia Geschichte wie Sam und Grace, war auch besser so. Am Ende starben eh immer beide, und wie es mit Grace aussah ... Aber sie faszinierte mich auf eine Art, wie mich noch nie irgendein Mädchen fasziniert hatte; so völlig egal war ihr, dass ich nicht irgendjemand, sondern Cole St. Clair, der Frontsänger von NEKOTIA war. Denn auf irgendeine, sehr merkwürdige, verwirrende Art, ähnelte sie mir, so war es. Hoffentlich würde sie es nicht schaffen, noch mehr aus meinem ... meinem Inneren oder wie auch immer das hieß herauszupolen, zumindest nicht diesen Sommer. Oder den danach. Oder überhaupt irgendwann; selbst nicht, wenn sie wieder mit diesem "Du-sagst-etwas-Ich-sag-etwas" Spiel ankam, dass mich jedes mal dazu brachte, ihr ein klein bisschen mehr zu erzählen, etwas von diesen Sachen, die man nicht bei Wikipedia oder einer anderen dieser Suchmaschinen fand. Sondern etwas wahres ...
Das Geräusch der wenigen, noch nicht abgefallenen Blätter vermischte sich mit dem Klappern meiner Zähne, als ein weiterer eisiger Windzug kam. Der Frühling hatte sich heute anscheinend noch mal unter seiner Decke verborgen und dem Winter einen weiteren Tag gegeben. Die Sonne hatte nicht mal eine Sekunde den Himmel erblickt, der von den grauen Wolken bedeckt wurde. Die kleinen Härchen an meinen nackten Armen stellten sich auf; war es Einbildung oder wurde es von Minute zu Minute noch kälter?
Wie immer kam das Gefühl in meinem Magen, als wenn ich mich übergeben könnte. Es ging ziemlich schnell, nicht mal eine Minute des Schmerzes, den ich sosehr liebte. Das letzte was ich sah, war, wie das Licht in ihrem Zimmer erlosch.
Dann verlor ich mich. Und in jeder Sekunde bereute ich es, weil ich nur einen Tag lang, einen einzigen Tag doch Cole St.Clair sein wollte.
ISABEL
ich wusste noch nicht, wie genau es in seinem Herz aussah, aber eines war hundertprozentig sicher: Cole St. Clair war ein Feigling..
Anstatt ein klein wenig Mut und Anstand zu haben und an der Tür zu klopfen, stand er studenlang in der Kälte herum bis der Winter ihm seine menschliche Gestalt nahm und er mit langsamen Schritten im Wald von Mercy Falls verschwand. Er kam jeden einzelnen Tag, seit dem Tag, an dem das mit Grace passiert war ... Jedes Mal wartete er bis die Sonne untergegangen war und jedesmal wartete ich auf den Moment, in dem er sich verwandelte, bevor ich das Licht ausschaltete und mich unter meiner Daunendecke verkroch. Warum in aller Welt kam er immer wieder?
Weil er kein zuhause hatte ... Cole war eine heimatlose Seele und er tat alles mögliche um das zu verdrängen ... Becks Haus musste jetzt noch leerer sein, jetzt wo Sam weg war ... Wo alle weg waren ... Außer Cole und seinem Freund, dessen Namen ich unglücklicher Weise vergessen hatte, was allerdings mittlerweile eh unrelevant war, da er tot war, hatte sich noch niemand zurückverwandelt. Studenlang hatte ich im Wald bei der eisigen Kälte nach Olivia oder einem anderen der Wölfe Ausschau gehalten, doch keiner war zurückgekommen.
Es war schon länger so, dass ich ein ziemlich mulmiges Gefühl hatte, irgendein Gefühl, das mir sagte, dass es auch so bleiben würde ... Obwohl ich das mehr hoffte als alles andere ...
Gedankenverloren starrte ich auf die weiße Decke über mir. Meine Augen waren schon immer ziemlich gut gewesen und konnten sich schnell an die Dunkelheit gewöhnen; in einer der hinteren Ecken blätterte allmählig der Putz ab ... Wenn ich es meiner Mum sagen würde, würde die sofort ein großes Brimborium machen. Oder sie würde mich einfach nicht beachten.
Unwillkürlich stellte ich mir vor, wie Cole durch den Wald rannte. Wie er sich langsam wieder in einen Menschen zurückverwandelte, sich etwas zerstreut umsah und dann ins Haus eintrat ... Wie er -
In diesem Moment klingelte mein Handy. Genervt setzte ich mich auf, schaltete die grelle Nachttischlampe an und schnappte es vom Nachttisch. "Hallo?", sagte ich ein klein wenig schnippisch. Anstatt einer Antwort erklang nur ein leises Lachen mit einer Spur Bitterkeit. Wie dunkle Schokolade. "Cole?", fragte ich ihn und konnte mich gerade noch zurückhalten sagen: "Bist du so schnell nach Haus gekommen?" Wann war ich nur so töricht und unbedacht geworden?! "Hast du meine Nummer noch immer nicht eingespeichert?", entgegnete er gespielt Machohaft und ich konnte sein Grinsen förmlich vor meinen Augen sehen. "Was willst du?", stellte ich nur eine Gegenfrage. "Reden." Ein einziges Wort: reden. "Dann red." "Ich weiß nicht worüber ...", gestand er. Die Sache mit Grace hatte ihn nachdenklich gemacht, das wusste ich ... ich wusste nur nicht wieso ...
"Wieso nimmt dich ihre Verwandlung so mit?", fragte ich. Eine ganze Weile schwieg er nur, sodass ich schon fasste, er hätte aufgelegt, dann meinte er langsam: "Weil es zeigt, dass das Glück nie echt ist, dass es immer einen Haken in der Sache gibt." "Wie meinst du das?", hakte ich nach, obwohl ich es ganz genau wusste. "Sam und Grace ... sie hatten alles, Isabel, wirklich alles was sie wollten. Vielleicht ein bisschen Ärger mit den Eltern der Kleinen, aber ansonsten war alles perfekt. Und dann hat das Leben ihnen so mir nichts dir nichts einen Strich durch die Rechnung gemacht. So ist es immer. Also warum für irgendetwas kämpfen ..." "Noch immer auf dem Selbstzerstörungstrip?", entgegnete ich mit einem Augenverdehen und spielte mit einer meiner kurzen Strähnen herum. "Ja." "Und wieso bist du dann nicht draußen und versuchst ein Wolf zu werden? Bald ist Sommer, da hast du keine Chance mehr. Warum bist du stattdessen in Becs Haus und telefonierst mit mir, mit der Begründung Reden zu wollen, obwohl du nicht weißt worüber?" "Es ist nicht Becks Haus ...", meinte er nur ohne auf eine einzige Frage einzugehen. "Antworte", bestand ich. "Geht dich doch nichts an." Und wiedermal blockte er ab, baute eine Mauer um sich herum, sodass ich keine Chance mehr hatte, an ihn heranzukommen. "Was für einen Strich hat dir das Leben gemacht, Cole?", fragte ich, doch ich wusste, dass es sinnlos war. Er legte einfach den Hörer auf ohne ein Wort, wie ich es geahnt hatte und ließ mich ganz allein in meinem dunklen Zimmer.
An diesem Abend gab ich zum ersten Mal das Wort "Cole St.Clair" in die Suchmaschine ein.
5°C
Ich bereute es. Zum allerersten Mal bereute ich es, dass ich mich für dieses Leben entschieden hatte, dafür meinen Körper, nein mich selbst, immer mehr zu verlieren. Ich wollte zum ersten Mal seit langer Zeit Cole St.Clair sein.
Zögernd sah ich zu ihrem Fenster auf, zu dem gelben Schein, der das einzige Licht in der Dunkelheit der Nacht war. Der Wind wehte kalt an mir vorbei, riss an meinen Gliedern, die zitterten wie Espenlaub. Mir war klar, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis ich mich verwandelte, doch das war mir egal. Natürlich hätte ich einfach klopfen können, vielleicht würde sie mich reinlassen, aber das würde ich nicht tun. Niemals würde ich vor ihr zugeben, dass ich hier gewesen war, dass ich so gut wie immer hier war.
Es war nicht so, dass ich irgendetwas für sie empfand, sie war bloß irgendein Mädchen, wie jedes andere. Nicht jeder hatte so eine tragische Romeo und Julia Geschichte wie Sam und Grace, war auch besser so. Am Ende starben eh immer beide, und wie es mit Grace aussah ... Aber sie faszinierte mich auf eine Art, wie mich noch nie irgendein Mädchen fasziniert hatte; so völlig egal war ihr, dass ich nicht irgendjemand, sondern Cole St. Clair, der Frontsänger von NEKOTIA war. Denn auf irgendeine, sehr merkwürdige, verwirrende Art, ähnelte sie mir, so war es. Hoffentlich würde sie es nicht schaffen, noch mehr aus meinem ... meinem Inneren oder wie auch immer das hieß herauszupolen, zumindest nicht diesen Sommer. Oder den danach. Oder überhaupt irgendwann; selbst nicht, wenn sie wieder mit diesem "Du-sagst-etwas-Ich-sag-etwas" Spiel ankam, dass mich jedes mal dazu brachte, ihr ein klein bisschen mehr zu erzählen, etwas von diesen Sachen, die man nicht bei Wikipedia oder einer anderen dieser Suchmaschinen fand. Sondern etwas wahres ...
Das Geräusch der wenigen, noch nicht abgefallenen Blätter vermischte sich mit dem Klappern meiner Zähne, als ein weiterer eisiger Windzug kam. Der Frühling hatte sich heute anscheinend noch mal unter seiner Decke verborgen und dem Winter einen weiteren Tag gegeben. Die Sonne hatte nicht mal eine Sekunde den Himmel erblickt, der von den grauen Wolken bedeckt wurde. Die kleinen Härchen an meinen nackten Armen stellten sich auf; war es Einbildung oder wurde es von Minute zu Minute noch kälter?
Wie immer kam das Gefühl in meinem Magen, als wenn ich mich übergeben könnte. Es ging ziemlich schnell, nicht mal eine Minute des Schmerzes, den ich sosehr liebte. Das letzte was ich sah, war, wie das Licht in ihrem Zimmer erlosch.
Dann verlor ich mich. Und in jeder Sekunde bereute ich es, weil ich nur einen Tag lang, einen einzigen Tag doch Cole St.Clair sein wollte.
ISABEL
ich wusste noch nicht, wie genau es in seinem Herz aussah, aber eines war hundertprozentig sicher: Cole St. Clair war ein Feigling..
Anstatt ein klein wenig Mut und Anstand zu haben und an der Tür zu klopfen, stand er studenlang in der Kälte herum bis der Winter ihm seine menschliche Gestalt nahm und er mit langsamen Schritten im Wald von Mercy Falls verschwand. Er kam jeden einzelnen Tag, seit dem Tag, an dem das mit Grace passiert war ... Jedes Mal wartete er bis die Sonne untergegangen war und jedesmal wartete ich auf den Moment, in dem er sich verwandelte, bevor ich das Licht ausschaltete und mich unter meiner Daunendecke verkroch. Warum in aller Welt kam er immer wieder?
Weil er kein zuhause hatte ... Cole war eine heimatlose Seele und er tat alles mögliche um das zu verdrängen ... Becks Haus musste jetzt noch leerer sein, jetzt wo Sam weg war ... Wo alle weg waren ... Außer Cole und seinem Freund, dessen Namen ich unglücklicher Weise vergessen hatte, was allerdings mittlerweile eh unrelevant war, da er tot war, hatte sich noch niemand zurückverwandelt. Studenlang hatte ich im Wald bei der eisigen Kälte nach Olivia oder einem anderen der Wölfe Ausschau gehalten, doch keiner war zurückgekommen.
Es war schon länger so, dass ich ein ziemlich mulmiges Gefühl hatte, irgendein Gefühl, das mir sagte, dass es auch so bleiben würde ... Obwohl ich das mehr hoffte als alles andere ...
Gedankenverloren starrte ich auf die weiße Decke über mir. Meine Augen waren schon immer ziemlich gut gewesen und konnten sich schnell an die Dunkelheit gewöhnen; in einer der hinteren Ecken blätterte allmählig der Putz ab ... Wenn ich es meiner Mum sagen würde, würde die sofort ein großes Brimborium machen. Oder sie würde mich einfach nicht beachten.
Unwillkürlich stellte ich mir vor, wie Cole durch den Wald rannte. Wie er sich langsam wieder in einen Menschen zurückverwandelte, sich etwas zerstreut umsah und dann ins Haus eintrat ... Wie er -
In diesem Moment klingelte mein Handy. Genervt setzte ich mich auf, schaltete die grelle Nachttischlampe an und schnappte es vom Nachttisch. "Hallo?", sagte ich ein klein wenig schnippisch. Anstatt einer Antwort erklang nur ein leises Lachen mit einer Spur Bitterkeit. Wie dunkle Schokolade. "Cole?", fragte ich ihn und konnte mich gerade noch zurückhalten sagen: "Bist du so schnell nach Haus gekommen?" Wann war ich nur so töricht und unbedacht geworden?! "Hast du meine Nummer noch immer nicht eingespeichert?", entgegnete er gespielt Machohaft und ich konnte sein Grinsen förmlich vor meinen Augen sehen. "Was willst du?", stellte ich nur eine Gegenfrage. "Reden." Ein einziges Wort: reden. "Dann red." "Ich weiß nicht worüber ...", gestand er. Die Sache mit Grace hatte ihn nachdenklich gemacht, das wusste ich ... ich wusste nur nicht wieso ...
"Wieso nimmt dich ihre Verwandlung so mit?", fragte ich. Eine ganze Weile schwieg er nur, sodass ich schon fasste, er hätte aufgelegt, dann meinte er langsam: "Weil es zeigt, dass das Glück nie echt ist, dass es immer einen Haken in der Sache gibt." "Wie meinst du das?", hakte ich nach, obwohl ich es ganz genau wusste. "Sam und Grace ... sie hatten alles, Isabel, wirklich alles was sie wollten. Vielleicht ein bisschen Ärger mit den Eltern der Kleinen, aber ansonsten war alles perfekt. Und dann hat das Leben ihnen so mir nichts dir nichts einen Strich durch die Rechnung gemacht. So ist es immer. Also warum für irgendetwas kämpfen ..." "Noch immer auf dem Selbstzerstörungstrip?", entgegnete ich mit einem Augenverdehen und spielte mit einer meiner kurzen Strähnen herum. "Ja." "Und wieso bist du dann nicht draußen und versuchst ein Wolf zu werden? Bald ist Sommer, da hast du keine Chance mehr. Warum bist du stattdessen in Becs Haus und telefonierst mit mir, mit der Begründung Reden zu wollen, obwohl du nicht weißt worüber?" "Es ist nicht Becks Haus ...", meinte er nur ohne auf eine einzige Frage einzugehen. "Antworte", bestand ich. "Geht dich doch nichts an." Und wiedermal blockte er ab, baute eine Mauer um sich herum, sodass ich keine Chance mehr hatte, an ihn heranzukommen. "Was für einen Strich hat dir das Leben gemacht, Cole?", fragte ich, doch ich wusste, dass es sinnlos war. Er legte einfach den Hörer auf ohne ein Wort, wie ich es geahnt hatte und ließ mich ganz allein in meinem dunklen Zimmer.
An diesem Abend gab ich zum ersten Mal das Wort "Cole St.Clair" in die Suchmaschine ein.