Weihnachtswünsche
Kurzbeschreibung
Diese Geschichte hat ein Open End. Daran werde ich auch nichts ändern. Es sollte offen bleiben. Eventuell (kein Versprechen) werde ich weitere One Shots hinzufügen. Entweder zu den Feiertagen (Neujahr, Valentinstag, Ostern, Independsday, ect.) oder jedes Weihnachten. Ich weiß es noch nicht.
GeschichteDrama, Freundschaft / P12 / Gen
Shane McCutcheon
06.12.2011
06.12.2011
1
2.875
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06.12.2011
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AUTHORS NOTE: Diese Geschichte ist eine Art Semi – AU. Es geht zwar schon um die Ereignisse in der letzten Folge der sechsten Staffel von ‚The L – Word‘, aber die Geschehnisse stimmen nicht eins zu eins über ein. Ich habe weggelassen, dass Molly eigentlich eine Freundin hatte und Jenny ist nicht tot. Sie ist nur unter mysteriösen Umständen in den Pool gefallen und weder Shane noch die anderen wissen warum.
Es tut mir für alle Molly Fans leid, aber so habe ich ihren Charakter teilweise gesehen. Ich bin der Meinung aus den beiden wäre kein gutes Paar geworden und ich bin der Meinung, dass es Molly gewesen wäre, die einen Rückzieher gemacht hätte.
Diese Geschichte hat ein Open End. Daran werde ich auch nichts ändern. Es sollte offen bleiben. Eventuell (kein Versprechen) werde ich weitere One Shots hinzufügen. Entweder zu den Feiertagen (Neujahr, Valentinstag, Ostern, Independsday, ect.) oder jedes Weihnachten. Ich weiß es noch nicht.
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Weihnachtswünsche
Shane wusste, dass sie Mist gebaut hatte. Sie hatte schon viele Fehler in ihrem Leben begangen. Zu viele um sich an jeden einzelnen zu erinnern. Der schlimmste jedoch – der Fehler, der sie bis heute quälte – war der ihre beste Freundin dafür verantwortlich zu machen, dass sie fast die Chance auf eine Beziehung verpasst hatte. Eine Beziehung, die sowieso nur zum Scheitern verurteilt war.
Nachdem sie Mollys Brief gefunden hatte, den Jenny vor ihr versteckt hatte, war Shane wütend gewesen. Molly war etwas Besonderes für sie. Sie war anders. Durch eine von Jennys kleinen Intrigen glaubte Shane die Chance auf die eine Beziehung verspielt zu haben, die sie wirklich hatte haben wollen. Sie hatte geglaubt glücklich mit Molly werden zu können.
Deswegen hatte sie sich von Jenny betrogen gefühlt. Deswegen hatte sie die Schwarzhaarige einfach verlassen. Jenny war besessen von ihr und ihr war jedes Mittel recht, um Shane in der Beziehung mit ihr zu halten. Dabei hatte sie sich nur darauf eingelassen, weil sie glaubte so ihre Freundschaft retten zu können.
Die Beziehung mit Jenny war für Shane damals ein großer Fehler gewesen. Sie hatte es bereut und für sie war nach dem Finden des Briefes auch die Freundschaft mit Jenny vorbei. Kein Freund verwehrte dem anderen die Chance auf Glück, aus so egoistischen Motiven, wie nicht mehr alleine sein zu wollen.
Jetzt, wo es schon längst zu spät war, begriff Shane erst, dass die Schwarzhaarige etwas von Anfang an erkannt hatte, was ihr erst vor einiger Zeit klar geworden war.
Ja, Molly war anders. Sie war für Shane etwas Besonderes. Leider hieß es jedoch nicht, dass es anders herum genauso war. Erst jetzt war die Hairstylistin bereit es sich einzugestehen.
Mit Molly hätte es nie geklappt. Da hatte sie sich etwas vorgemacht. Shane war für die andere Frau nichts weiter gewesen, als das Sprungbrett in eine Welt in der Frauen andere Frauen liebten. Ihre ‚Beziehung‘ – wenn man das was sie hatten, denn wirklich so bezeichnen wollte – hatte nicht einmal zwei Monate gedauert. Nicht einmal einen, wenn Shane ganz ehrlich zu sich war.
Molly hatte bereits bei ihrem zweiten Date angefangen sich nach anderen Frauen umzusehen. Zuerst hatte Shane versucht es nur als belangloses Flirten abzutun. Jeder tat es mal und es hatte nichts zu bedeuten. Sie kannte es ja schließlich selbst. Sie ignorierte dabei sogar den Stich der Eifersucht und den Schmerz, den sie fühlte, wenn sie dabei zusah, wie ihre Freundin eine andere anlächelte.
Shane sah es als ihre persönliche karmische Strafe. Sie hatte es nie ernst mit einer ihrer vorherigen Freundinnen gemeint. Keine ihrer Beziehungen hatte lange gehalten. Die längste, die sie jemals hatte, war die mit Jenny gewesen. Vor Molly war die schwarzhaarige Autorin auch der einzige Mensch gewesen, dem sich die Stylistin so sehr geöffnet hatte.
Deswegen entging ihr die Ironie der Situation nicht, die ihr praktisch ins Gesicht schrie. Das erste Mal, dass sie es mit jemandem ernst meinte und ausgerechnet diese Person schien es nicht ernst mit Shane zu machen. Das erste Mal, dass sie sich jemanden öffnen wollte und ausgerechnet diese eine Person, der sie alles über sich erzählen wollte, schien nichts über sie wissen zu wollen.
Trotz alledem versuchte Shane das Beste aus der Situation zu machen. Sie ignorierte die Anzeichen für das drohende Beziehungsaus, obwohl sie diese sah.
Mit Jenny hatte die Hairstylistin in all der Zeit nicht gesprochen. Shane war zu wütend gewesen. Natürlich hatte sie sich Sorgen gemacht nach Jennys mysteriösen Sturz in den Pool, doch als Alice ihr irgendwann sagte, dass die Ärzte der Meinung waren, sie würde wieder auf die Beine kommen, wich diese Sorge wieder der Wut. Plötzlich kam sich die Brünette dumm vor.
„Das war doch nur ein Trick von ihr, damit du zurückkommst und bei ihr bleibst“, dachte sie sich damals.
Ohne sich weiter Gedanken um Jennys Verfassung zu machen oder darum, was sie nun machen würde, war Shane aus dem Haus ausgezogen, dass sie gemeinsam bewohnten. Diese Freundschaft war zu ungesund für sie gewesen und nun würde sie sich von dem Menschen lösen, der sie immer weiter mit hinabgezogen hatte. Stattdessen hatte sie sich in die Illusion einer Beziehung, die sie mit Molly hatte gestürzt.
Eigentlich hätte sie es schon wissen müssen, als Molly sich geweigert hatte, nach ihren Dates auch nur einmal in das Motel zu kommen, in dem Shane vorübergehend wohnte. Genauso wenig bot sie der Brünetten jedoch an, bei ihr zu wohnen. Shane hatte schon damals das Gefühl gehabt, dass ihre Freundin sie nicht respektierte und auf sie hinabsah.
Es war keine schöne Sache gewesen, als es dann endlich zwischen ihnen endete. Nicht mit fliegenden Tellern oder anderen Gewalttätigkeiten, aber ihre Trennung war voller Vorwürfe gewesen. Die meisten von ihnen kamen von Mollys Seite.
Sie beschwerte sich darüber, dass Shane nichts aus sich machte, darüber, dass sie schon länger keine Anstellung als Stylistin hatte. Die Brünette versuchte ihr zu erklären, dass sie noch Stammkunden von früher hatte, die sie für Hausbesuche gut bezahlten, doch dann sagte Molly etwas, dass Shane klar machte, dass es egal war was sie tat oder vorbrachte. Ihre Freundin hatte sich bereits eine Meinung gebildet, von der sie sich nicht abbringen ließ.
Sie warf Shane vor, dass sie nur vorhatte sich von ihr und ihrer gutsituierten Mutter aushalten zu lassen. Sie behauptete, nur deswegen wäre die Brünette überhaupt mit ihr zusammen gewesen. Auch dagegen wollte die Stylistin etwas sagen. Sie hätte so gerne laut aufgelacht, weil ihr dieser Gedanke noch nie durch den Kopf gegangen ist. Sie war mit Molly zusammen, weil sie sie liebte und daran glaubte, dass aus ihnen etwas werden könnte. Ihre Freundin schien da jedoch anderer Meinung zu sein.
Sie beschrieb der Brünetten in den blumigsten und ausdrucksstärksten Worten, dass eine Frau, die in einem Motel lebte und auch keinen ordentlichen Schulabschluss hatte, für sie einfach nicht gut genug war.
„Es war schön so lange es gedauert hat, aber wir sollten beide einsehen, dass aus uns nichts wird“, hatte sie gesagt.
Shane fiel es selbst jetzt noch schwer nicht verächtlich zu lachen, wenn sie an diese Worte dachte. Es war Mollys Art ihr zu sagen, dass sie bereits mit der Beziehung abgeschlossen hatte und Shane hatte das jetzt zu akzeptieren.
In dieser Nacht war die Hairstylistin in ihr altes Verhaltensmuster zurückgefallen. Sie hatte in einer Bar gleich zwei Frauen aufgerissen und mit auf ihr Motelzimmer genommen. Die restlichen Stunden verflogen in einem Rausch aus Sex, Koks und Alkohol. Am nächsten Morgen wachte Shane alleine in ihrem billigen Zimmer auf. Erst da begriff sie, dass Molly wirklich weg war. Noch härter traf es sie, dass Molly es gewesen war, die ihre Beziehung beendet hatte.
Sie weinte in ihrer Verzweiflung darüber, dass sie scheinbar unfähig war, eine glückliche Beziehung zu führen. Es folgten weitere Tage mit namenlosen Frauen, Alkohol und Drogen.
Irgendwann stand Alice vor ihrer Tür. Sie hatte lange nichts mehr von Shane gehört und machte sich deswegen Sorgen. Als sie sah, was aus ihrer Freundin geworden war, schaffte sie sie zuerst in ein Krankenhaus, um sie auszunüchtern. Dort schaffte es Shane zum ersten Mal seit Tagen aus diesem selbstinduzierten Rausch heraus. Alice saß bei ihr am Krankenbett. Ihr Blick sagte mehr als Worte es gekonnt hätten, dass sie nun wissen wollte, was passiert war. Da Alice jemand war, der sich nicht so leicht abwimmeln ließ, erzählte Shane ihr alles, was passiert war.
„Es ist schon irgendwie seltsam, dass Jenny dir damit wirklich einen Gefallen getan hat, diesen Brief vor dir zu verstecken.“
Dieser Satz war der überdrehten Blondine nur rausgerutscht, doch auch wenn er nicht gerade zum richtigen Zeitpunkt ausgesprochen wurde, so entsprach er doch der Wahrheit.
„Was macht sie denn so?“, hatte Shane zögernd gefragt. „Wie geht es ihr?“
Der Blick der Brünetten war auf ihre Hände gerichtet, die mit der Bettdecke spielten, so sah sie nicht, wie Alice das Gesicht verzog und sich hilfesuchend umschaute. Zu ihrem Glück kam Max gerade herein.
„Shane will wissen, wie es Jenny geht“, sagte die Blondine und überließ es somit Max ihr die schlechte Nachricht zu überbringen.
Er funkelte die Moderatorin verärgert an. Die Stylistin sah bereits erwartungsvoll zu ihm hinüber.
„Was ist los? Oh Gott…sag mir nicht…sag nicht die Verletzungen waren dann doch so stark, dass sie daran gestorben ist“, flehte Shane.
Das war das Schlimmste Szenario, dass sie sich vorstellen konnte.
„Nein, nein“, beruhigte Max sie schnell. „Es ist nur…nachdem du weg warst, war sie absolut down und sie hatte einen Nervenzusammenbruch und es ging ihr richtig dreckig. Sie wollte ihre Physiotherapie nicht machen und die Ärzte haben sie zu einer Psychologin geschickt. Es hat eine Weile gedauert, aber ihr ging es dann wieder gut. Nur…Jenny ist zu dem Schluss gekommen, dass es ihr nicht gut tut hier leben zu bleiben. Sie ist ausgezogen und hat mir das Haus überlassen.“
Shane wurde plötzlich klar, dass sie erwartet hatte, dass ihre beste Freundin immer noch da war. Sie war davon ausgegangen, dass Jenny zurückbleiben würde und dass sie diejenige war, die weitergezogen war, diejenige, die sich weiterentwickelt hatte, doch eigentlich…eigentlich war es genau anders herum. Sie war diejenige, die noch genau dort war, wo sie auch schon war, als sie Jenny kennen gelernt hatte. Sie hatte sich kein Stück weiterentwickelt. Es war auch nicht ihre beste Freundin, die sie heruntergezogen hatte, sondern sie war es, die Jenny daran gehindert hatte sich vollkommen zu entfalten.
„Wo ist sie jetzt?“, fragte Shane so leise, das man ihre Stimme kaum hörte.
„Sie wollte nach San Francisco ziehen, als ich das letzte Mal mit ihr gesprochen hatte. Ein Verlag dort, wollte eine der Geschichten publizieren, die sie während des Krankenhausaufenthalts geschrieben hatte.“
San Francisco war zwar nicht unbedingt am anderen Ende der Welt, doch es schockierte die Brünette trotzdem, dass ihre Freundin sogar die Stadt verlassen hatte.
*****
Shane zog wieder mit Max zusammen. Er hatte es ihr angeboten. Sie hatte dankend angenommen.
Es vergingen Wochen. Sehr viel Zeit, in denen der Stylistin klar wurde, dass sie den größten Fehler ihres Lebens begangen hatte. Sie hatte nicht nur ihre beste Freundin von sich gestoßen und im Stich gelassen. Sie hatte auch die einzige Frau davongejagt, die es wirklich mit ihr ausgehalten hatte und die nicht bereit war einfach alles hinzuschmeißen, nur weil Shane Angst vor einer festen Beziehung hatte.
Sie war es gewesen, die ihre Freundschaft zerstört hatte, als sie sich auf eine Beziehung mit Jenny eingelassen hatte. Sie war es gewesen, die alles getan hatte um ihr beste Freundin nicht zu verlieren. Danach hatte sie versucht die Schwarzhaarige realisieren zu lassen, dass aus ihnen nichts werden konnte, doch Jenny war nicht bereit gewesen, sie aufzugeben. Vielleicht hatte sie ja gewusst, dass sie zueinander passten und das einzige Problem nur der Zeitpunkt war? Vielleicht hatte sie ja gewusst, dass sie füreinander bestimmt waren und das Shane noch nicht bereit war es zu sehen? Was auch immer es war, Jenny war bereit gewesen zu warten, bis auch die Brünette es verstanden hatte.
Zumindest war sie dazu bereit gewesen, bevor ihr Shane vorgeworfen hatte sie zu manipulieren. Sie bereute diesen Fehler jetzt. Sie bereute ihn so sehr, doch dies war einer der Momente, in der ihr die Reue nichts brachte.
Es war der Heilige Abend und das ganze Haus war festlich geschmückt. Max hatte sogar von irgendwoher einen kleinen Weihnachtsbaum aufgetrieben und ihn geschmückt. Es hingen überall Lichterketten und Tannenzweige lagen fast auf jedem Tisch, als Dekoration herum.
Shane verstand nicht warum es ihm so wichtig war das Haus zu schmücken. Er war ja gar nicht da und sie befand sich nun wirklich nicht in Festtagsstimmung. Sie saß stattdessen mal wieder allein am Küchentisch. Sie hielt eine Flasche Wodka in ihrer Hand. Das Haus war still. Max war auf einem Kurztrip über die Weihnachtsfeiertage. Alice war kurz vorbeigekommen und hatte versucht sie auf diese Weihnachtsparty in einem der angesagten Clubs mitzuschleppen, doch Shane war einfach nicht danach zumute wirklich feiern zu gehen.
Es war Weihnachten und an Weihnachten geschahen manchmal Wunder. Shane wusste nicht, ob es vom Alkohol oder von ihrer Verzweiflung kam, doch sie erwischte sich, wie sie einen Weihnachtswunsch äußerte. Das hatte sie nicht mehr getan, seitdem sie ein kleines Kind gewesen war.
„Ich weiß, dass ich keine Möglichkeit habe meine Fehler ungeschehen zu machen, aber ich wünsche mir eine zweite Chance mit Jenny“, sagte sie in den leeren Raum hinein.
Ihre Stimme klang dumpf in ihren eigenen Ohren. Ihre Zunge war schwer vom Alkohol und die Worte kamen nur schleppend aus ihrem Mund. Gleich im nächsten Moment kam sie sich lächerlich deswegen vor. Wer glaubte denn in ihrem Alter noch an Weihnachtswunder oder daran, dass Wünsche war wurden?
Shane schleppte sich auf das Sofa und warf sich drauf. Nachdem sie die Flasche abgestellt hatte, deckte sie sich mit einem Couchüberwurf zu und schlief ein.
Am nächsten Morgen wachte Shane mit einem Kater auf. Durch das Fenster schien die Sonne in den Raum und blendete sie. Es dauerte eine Weile, bis ihr einfiel wo sie war. Als es ihr klar wurde, stand die stöhnend Brünette auf und beschloss sich einen Kaffee zu machen.
Während der Kaffee durch die Maschine lief, wollte Shane duschen gehen. Auf dem Weg zur Treppe sah sie, dass das Lämpchen am Anrufbeantworter leuchtete. Sie konnte sich nicht daran erinnern es klingeln gehört zu haben.
Neugierig ging sie zum Telefon und drückte die Taste, um die Nachrichten abzuhören.
Sie haben…vier…neue Nachrichten“, erklang die elektronische Stimme vom Band.
Shane verdrehte genervt die Augen.
„Erste neue Nachricht. 01:27 Uhr.
„Hi Shane. Die Party ist toll. Du kannst sie ja vermutlich hier im Hintergrund hören. Bist du sicher, dass du nicht mal vorbeikommen willst? Ich bin gerade im Pillowfight‘. Komm vorbei, wenn du deine Meinung ändern solltest.“
Die Nachricht war von Alice. Sie war aufgedreht wie immer. Im Hintergrund konnte Shane tatsächlich Musik hören und Menschen, die feierten, lachten und manche, die sturzbetrunken waren und lallten. Shane musste lächeln. Sie bereute es nicht wirklich diese Party verpasst zu haben.
Zweite neue Nachricht. 02:03 Uhr.
„Hey Max. Hey Shane. Hier sind Bette und Tina. Wir wollten nur mal kurz anrufen und fragen, ob die Sache mit dem Treffen zu Neujahr noch steht. Meldet euch, wenn ihr das abgehört habt.“
Richtig. Die beiden hatten sie zum neuen Jahr nach New York eingeladen. Shane musste Max noch daran erinnern zuzusagen.
Dritte neue Nachricht. 08:25 Uhr.
„Hey Max, hier ist Jenny.“
Shane erstarrte augenblicklich, als sie die vertraute Stimme ihrer Freundin hörte. Sie klang nicht mehr so aufgedreht und fröhlich wie früher. Gesetzter eher und müde.
„Ob das meine Schuld ist?“, fragte sich Shane.
„Ich werde demnächst vorbeikommen und meine Sachen bei dir abholen. Es steht jetzt fest. Ich bleibe hier. Der Verlag hat mir ein Angebot für drei weitere Kurzgeschichten gemacht und…na ja…mir geht es hier gut. Besser als in sehr langer Zeit. Ich werde wohl irgendwann im neuen Jahr vorbeischauen und die restlichen Kisten abholen.“
Der Kater war vergessen. Shane fühlte sich plötzlich wie unter Strom gesetzt. Es hatte ihr wehgetan zu hören, dass ihre beste Freundin nun wesentlich glücklicher zu sein schien, als sie es vorher gewesen war. Nicht, weil sie ihr dieses Glück missgönnte, sondern weil sie es hatte, obwohl sie nicht bei ihr war. Es tat ihr weh, dass Jenny ohne sie glücklich sein konnte. Gleichzeitig war da dieser kleine Schimmer Hoffnung. Jenny würde hierherkommen. Sie würde wieder zurückkommen. Auch wenn es nur wegen ihrer restlichen Sachen war, sie wäre trotzdem hier.
Das war sie. Das war die zweite Chance, die sie sich gewünscht hatte. Von alleine wäre sie nie nach San Francisco gefahren, auch wenn es nicht gerade am anderen Ende der Welt lag. Shane wusste, sie wäre zu feige gewesen, um diese Reise je selbst anzutreten, aber wenn Jenny jetzt zu ihr kam…diese Chance konnte sie nutzen.
Die Stylistin hörte die vierte Nachricht schon gar nicht mehr. Es war zwar nicht das Happy End, auf das sie hoffte, doch es war dennoch ein Anfang. Erst als sie die Treppe hochging, merkte sie, dass sie lächelte. Da ihre Stimmung plötzlich nicht mehr so düster war wie vorher, beschloss sie für sich, dass Weihnachten vielleicht doch zu einem ihrer Lieblingsfeiertage werden würde.
Als sie unter der Dusche stand begann Shane gut gelaunt ‚Wish you a merry Christmas‘ zu summen.
Das mit den Weihnachtswünschen funktionierte …und dazu auch noch ziemlich schnell.
Es tut mir für alle Molly Fans leid, aber so habe ich ihren Charakter teilweise gesehen. Ich bin der Meinung aus den beiden wäre kein gutes Paar geworden und ich bin der Meinung, dass es Molly gewesen wäre, die einen Rückzieher gemacht hätte.
Diese Geschichte hat ein Open End. Daran werde ich auch nichts ändern. Es sollte offen bleiben. Eventuell (kein Versprechen) werde ich weitere One Shots hinzufügen. Entweder zu den Feiertagen (Neujahr, Valentinstag, Ostern, Independsday, ect.) oder jedes Weihnachten. Ich weiß es noch nicht.
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Weihnachtswünsche
Shane wusste, dass sie Mist gebaut hatte. Sie hatte schon viele Fehler in ihrem Leben begangen. Zu viele um sich an jeden einzelnen zu erinnern. Der schlimmste jedoch – der Fehler, der sie bis heute quälte – war der ihre beste Freundin dafür verantwortlich zu machen, dass sie fast die Chance auf eine Beziehung verpasst hatte. Eine Beziehung, die sowieso nur zum Scheitern verurteilt war.
Nachdem sie Mollys Brief gefunden hatte, den Jenny vor ihr versteckt hatte, war Shane wütend gewesen. Molly war etwas Besonderes für sie. Sie war anders. Durch eine von Jennys kleinen Intrigen glaubte Shane die Chance auf die eine Beziehung verspielt zu haben, die sie wirklich hatte haben wollen. Sie hatte geglaubt glücklich mit Molly werden zu können.
Deswegen hatte sie sich von Jenny betrogen gefühlt. Deswegen hatte sie die Schwarzhaarige einfach verlassen. Jenny war besessen von ihr und ihr war jedes Mittel recht, um Shane in der Beziehung mit ihr zu halten. Dabei hatte sie sich nur darauf eingelassen, weil sie glaubte so ihre Freundschaft retten zu können.
Die Beziehung mit Jenny war für Shane damals ein großer Fehler gewesen. Sie hatte es bereut und für sie war nach dem Finden des Briefes auch die Freundschaft mit Jenny vorbei. Kein Freund verwehrte dem anderen die Chance auf Glück, aus so egoistischen Motiven, wie nicht mehr alleine sein zu wollen.
Jetzt, wo es schon längst zu spät war, begriff Shane erst, dass die Schwarzhaarige etwas von Anfang an erkannt hatte, was ihr erst vor einiger Zeit klar geworden war.
Ja, Molly war anders. Sie war für Shane etwas Besonderes. Leider hieß es jedoch nicht, dass es anders herum genauso war. Erst jetzt war die Hairstylistin bereit es sich einzugestehen.
Mit Molly hätte es nie geklappt. Da hatte sie sich etwas vorgemacht. Shane war für die andere Frau nichts weiter gewesen, als das Sprungbrett in eine Welt in der Frauen andere Frauen liebten. Ihre ‚Beziehung‘ – wenn man das was sie hatten, denn wirklich so bezeichnen wollte – hatte nicht einmal zwei Monate gedauert. Nicht einmal einen, wenn Shane ganz ehrlich zu sich war.
Molly hatte bereits bei ihrem zweiten Date angefangen sich nach anderen Frauen umzusehen. Zuerst hatte Shane versucht es nur als belangloses Flirten abzutun. Jeder tat es mal und es hatte nichts zu bedeuten. Sie kannte es ja schließlich selbst. Sie ignorierte dabei sogar den Stich der Eifersucht und den Schmerz, den sie fühlte, wenn sie dabei zusah, wie ihre Freundin eine andere anlächelte.
Shane sah es als ihre persönliche karmische Strafe. Sie hatte es nie ernst mit einer ihrer vorherigen Freundinnen gemeint. Keine ihrer Beziehungen hatte lange gehalten. Die längste, die sie jemals hatte, war die mit Jenny gewesen. Vor Molly war die schwarzhaarige Autorin auch der einzige Mensch gewesen, dem sich die Stylistin so sehr geöffnet hatte.
Deswegen entging ihr die Ironie der Situation nicht, die ihr praktisch ins Gesicht schrie. Das erste Mal, dass sie es mit jemandem ernst meinte und ausgerechnet diese Person schien es nicht ernst mit Shane zu machen. Das erste Mal, dass sie sich jemanden öffnen wollte und ausgerechnet diese eine Person, der sie alles über sich erzählen wollte, schien nichts über sie wissen zu wollen.
Trotz alledem versuchte Shane das Beste aus der Situation zu machen. Sie ignorierte die Anzeichen für das drohende Beziehungsaus, obwohl sie diese sah.
Mit Jenny hatte die Hairstylistin in all der Zeit nicht gesprochen. Shane war zu wütend gewesen. Natürlich hatte sie sich Sorgen gemacht nach Jennys mysteriösen Sturz in den Pool, doch als Alice ihr irgendwann sagte, dass die Ärzte der Meinung waren, sie würde wieder auf die Beine kommen, wich diese Sorge wieder der Wut. Plötzlich kam sich die Brünette dumm vor.
„Das war doch nur ein Trick von ihr, damit du zurückkommst und bei ihr bleibst“, dachte sie sich damals.
Ohne sich weiter Gedanken um Jennys Verfassung zu machen oder darum, was sie nun machen würde, war Shane aus dem Haus ausgezogen, dass sie gemeinsam bewohnten. Diese Freundschaft war zu ungesund für sie gewesen und nun würde sie sich von dem Menschen lösen, der sie immer weiter mit hinabgezogen hatte. Stattdessen hatte sie sich in die Illusion einer Beziehung, die sie mit Molly hatte gestürzt.
Eigentlich hätte sie es schon wissen müssen, als Molly sich geweigert hatte, nach ihren Dates auch nur einmal in das Motel zu kommen, in dem Shane vorübergehend wohnte. Genauso wenig bot sie der Brünetten jedoch an, bei ihr zu wohnen. Shane hatte schon damals das Gefühl gehabt, dass ihre Freundin sie nicht respektierte und auf sie hinabsah.
Es war keine schöne Sache gewesen, als es dann endlich zwischen ihnen endete. Nicht mit fliegenden Tellern oder anderen Gewalttätigkeiten, aber ihre Trennung war voller Vorwürfe gewesen. Die meisten von ihnen kamen von Mollys Seite.
Sie beschwerte sich darüber, dass Shane nichts aus sich machte, darüber, dass sie schon länger keine Anstellung als Stylistin hatte. Die Brünette versuchte ihr zu erklären, dass sie noch Stammkunden von früher hatte, die sie für Hausbesuche gut bezahlten, doch dann sagte Molly etwas, dass Shane klar machte, dass es egal war was sie tat oder vorbrachte. Ihre Freundin hatte sich bereits eine Meinung gebildet, von der sie sich nicht abbringen ließ.
Sie warf Shane vor, dass sie nur vorhatte sich von ihr und ihrer gutsituierten Mutter aushalten zu lassen. Sie behauptete, nur deswegen wäre die Brünette überhaupt mit ihr zusammen gewesen. Auch dagegen wollte die Stylistin etwas sagen. Sie hätte so gerne laut aufgelacht, weil ihr dieser Gedanke noch nie durch den Kopf gegangen ist. Sie war mit Molly zusammen, weil sie sie liebte und daran glaubte, dass aus ihnen etwas werden könnte. Ihre Freundin schien da jedoch anderer Meinung zu sein.
Sie beschrieb der Brünetten in den blumigsten und ausdrucksstärksten Worten, dass eine Frau, die in einem Motel lebte und auch keinen ordentlichen Schulabschluss hatte, für sie einfach nicht gut genug war.
„Es war schön so lange es gedauert hat, aber wir sollten beide einsehen, dass aus uns nichts wird“, hatte sie gesagt.
Shane fiel es selbst jetzt noch schwer nicht verächtlich zu lachen, wenn sie an diese Worte dachte. Es war Mollys Art ihr zu sagen, dass sie bereits mit der Beziehung abgeschlossen hatte und Shane hatte das jetzt zu akzeptieren.
In dieser Nacht war die Hairstylistin in ihr altes Verhaltensmuster zurückgefallen. Sie hatte in einer Bar gleich zwei Frauen aufgerissen und mit auf ihr Motelzimmer genommen. Die restlichen Stunden verflogen in einem Rausch aus Sex, Koks und Alkohol. Am nächsten Morgen wachte Shane alleine in ihrem billigen Zimmer auf. Erst da begriff sie, dass Molly wirklich weg war. Noch härter traf es sie, dass Molly es gewesen war, die ihre Beziehung beendet hatte.
Sie weinte in ihrer Verzweiflung darüber, dass sie scheinbar unfähig war, eine glückliche Beziehung zu führen. Es folgten weitere Tage mit namenlosen Frauen, Alkohol und Drogen.
Irgendwann stand Alice vor ihrer Tür. Sie hatte lange nichts mehr von Shane gehört und machte sich deswegen Sorgen. Als sie sah, was aus ihrer Freundin geworden war, schaffte sie sie zuerst in ein Krankenhaus, um sie auszunüchtern. Dort schaffte es Shane zum ersten Mal seit Tagen aus diesem selbstinduzierten Rausch heraus. Alice saß bei ihr am Krankenbett. Ihr Blick sagte mehr als Worte es gekonnt hätten, dass sie nun wissen wollte, was passiert war. Da Alice jemand war, der sich nicht so leicht abwimmeln ließ, erzählte Shane ihr alles, was passiert war.
„Es ist schon irgendwie seltsam, dass Jenny dir damit wirklich einen Gefallen getan hat, diesen Brief vor dir zu verstecken.“
Dieser Satz war der überdrehten Blondine nur rausgerutscht, doch auch wenn er nicht gerade zum richtigen Zeitpunkt ausgesprochen wurde, so entsprach er doch der Wahrheit.
„Was macht sie denn so?“, hatte Shane zögernd gefragt. „Wie geht es ihr?“
Der Blick der Brünetten war auf ihre Hände gerichtet, die mit der Bettdecke spielten, so sah sie nicht, wie Alice das Gesicht verzog und sich hilfesuchend umschaute. Zu ihrem Glück kam Max gerade herein.
„Shane will wissen, wie es Jenny geht“, sagte die Blondine und überließ es somit Max ihr die schlechte Nachricht zu überbringen.
Er funkelte die Moderatorin verärgert an. Die Stylistin sah bereits erwartungsvoll zu ihm hinüber.
„Was ist los? Oh Gott…sag mir nicht…sag nicht die Verletzungen waren dann doch so stark, dass sie daran gestorben ist“, flehte Shane.
Das war das Schlimmste Szenario, dass sie sich vorstellen konnte.
„Nein, nein“, beruhigte Max sie schnell. „Es ist nur…nachdem du weg warst, war sie absolut down und sie hatte einen Nervenzusammenbruch und es ging ihr richtig dreckig. Sie wollte ihre Physiotherapie nicht machen und die Ärzte haben sie zu einer Psychologin geschickt. Es hat eine Weile gedauert, aber ihr ging es dann wieder gut. Nur…Jenny ist zu dem Schluss gekommen, dass es ihr nicht gut tut hier leben zu bleiben. Sie ist ausgezogen und hat mir das Haus überlassen.“
Shane wurde plötzlich klar, dass sie erwartet hatte, dass ihre beste Freundin immer noch da war. Sie war davon ausgegangen, dass Jenny zurückbleiben würde und dass sie diejenige war, die weitergezogen war, diejenige, die sich weiterentwickelt hatte, doch eigentlich…eigentlich war es genau anders herum. Sie war diejenige, die noch genau dort war, wo sie auch schon war, als sie Jenny kennen gelernt hatte. Sie hatte sich kein Stück weiterentwickelt. Es war auch nicht ihre beste Freundin, die sie heruntergezogen hatte, sondern sie war es, die Jenny daran gehindert hatte sich vollkommen zu entfalten.
„Wo ist sie jetzt?“, fragte Shane so leise, das man ihre Stimme kaum hörte.
„Sie wollte nach San Francisco ziehen, als ich das letzte Mal mit ihr gesprochen hatte. Ein Verlag dort, wollte eine der Geschichten publizieren, die sie während des Krankenhausaufenthalts geschrieben hatte.“
San Francisco war zwar nicht unbedingt am anderen Ende der Welt, doch es schockierte die Brünette trotzdem, dass ihre Freundin sogar die Stadt verlassen hatte.
*****
Shane zog wieder mit Max zusammen. Er hatte es ihr angeboten. Sie hatte dankend angenommen.
Es vergingen Wochen. Sehr viel Zeit, in denen der Stylistin klar wurde, dass sie den größten Fehler ihres Lebens begangen hatte. Sie hatte nicht nur ihre beste Freundin von sich gestoßen und im Stich gelassen. Sie hatte auch die einzige Frau davongejagt, die es wirklich mit ihr ausgehalten hatte und die nicht bereit war einfach alles hinzuschmeißen, nur weil Shane Angst vor einer festen Beziehung hatte.
Sie war es gewesen, die ihre Freundschaft zerstört hatte, als sie sich auf eine Beziehung mit Jenny eingelassen hatte. Sie war es gewesen, die alles getan hatte um ihr beste Freundin nicht zu verlieren. Danach hatte sie versucht die Schwarzhaarige realisieren zu lassen, dass aus ihnen nichts werden konnte, doch Jenny war nicht bereit gewesen, sie aufzugeben. Vielleicht hatte sie ja gewusst, dass sie zueinander passten und das einzige Problem nur der Zeitpunkt war? Vielleicht hatte sie ja gewusst, dass sie füreinander bestimmt waren und das Shane noch nicht bereit war es zu sehen? Was auch immer es war, Jenny war bereit gewesen zu warten, bis auch die Brünette es verstanden hatte.
Zumindest war sie dazu bereit gewesen, bevor ihr Shane vorgeworfen hatte sie zu manipulieren. Sie bereute diesen Fehler jetzt. Sie bereute ihn so sehr, doch dies war einer der Momente, in der ihr die Reue nichts brachte.
Es war der Heilige Abend und das ganze Haus war festlich geschmückt. Max hatte sogar von irgendwoher einen kleinen Weihnachtsbaum aufgetrieben und ihn geschmückt. Es hingen überall Lichterketten und Tannenzweige lagen fast auf jedem Tisch, als Dekoration herum.
Shane verstand nicht warum es ihm so wichtig war das Haus zu schmücken. Er war ja gar nicht da und sie befand sich nun wirklich nicht in Festtagsstimmung. Sie saß stattdessen mal wieder allein am Küchentisch. Sie hielt eine Flasche Wodka in ihrer Hand. Das Haus war still. Max war auf einem Kurztrip über die Weihnachtsfeiertage. Alice war kurz vorbeigekommen und hatte versucht sie auf diese Weihnachtsparty in einem der angesagten Clubs mitzuschleppen, doch Shane war einfach nicht danach zumute wirklich feiern zu gehen.
Es war Weihnachten und an Weihnachten geschahen manchmal Wunder. Shane wusste nicht, ob es vom Alkohol oder von ihrer Verzweiflung kam, doch sie erwischte sich, wie sie einen Weihnachtswunsch äußerte. Das hatte sie nicht mehr getan, seitdem sie ein kleines Kind gewesen war.
„Ich weiß, dass ich keine Möglichkeit habe meine Fehler ungeschehen zu machen, aber ich wünsche mir eine zweite Chance mit Jenny“, sagte sie in den leeren Raum hinein.
Ihre Stimme klang dumpf in ihren eigenen Ohren. Ihre Zunge war schwer vom Alkohol und die Worte kamen nur schleppend aus ihrem Mund. Gleich im nächsten Moment kam sie sich lächerlich deswegen vor. Wer glaubte denn in ihrem Alter noch an Weihnachtswunder oder daran, dass Wünsche war wurden?
Shane schleppte sich auf das Sofa und warf sich drauf. Nachdem sie die Flasche abgestellt hatte, deckte sie sich mit einem Couchüberwurf zu und schlief ein.
Am nächsten Morgen wachte Shane mit einem Kater auf. Durch das Fenster schien die Sonne in den Raum und blendete sie. Es dauerte eine Weile, bis ihr einfiel wo sie war. Als es ihr klar wurde, stand die stöhnend Brünette auf und beschloss sich einen Kaffee zu machen.
Während der Kaffee durch die Maschine lief, wollte Shane duschen gehen. Auf dem Weg zur Treppe sah sie, dass das Lämpchen am Anrufbeantworter leuchtete. Sie konnte sich nicht daran erinnern es klingeln gehört zu haben.
Neugierig ging sie zum Telefon und drückte die Taste, um die Nachrichten abzuhören.
Sie haben…vier…neue Nachrichten“, erklang die elektronische Stimme vom Band.
Shane verdrehte genervt die Augen.
„Erste neue Nachricht. 01:27 Uhr.
„Hi Shane. Die Party ist toll. Du kannst sie ja vermutlich hier im Hintergrund hören. Bist du sicher, dass du nicht mal vorbeikommen willst? Ich bin gerade im Pillowfight‘. Komm vorbei, wenn du deine Meinung ändern solltest.“
Die Nachricht war von Alice. Sie war aufgedreht wie immer. Im Hintergrund konnte Shane tatsächlich Musik hören und Menschen, die feierten, lachten und manche, die sturzbetrunken waren und lallten. Shane musste lächeln. Sie bereute es nicht wirklich diese Party verpasst zu haben.
Zweite neue Nachricht. 02:03 Uhr.
„Hey Max. Hey Shane. Hier sind Bette und Tina. Wir wollten nur mal kurz anrufen und fragen, ob die Sache mit dem Treffen zu Neujahr noch steht. Meldet euch, wenn ihr das abgehört habt.“
Richtig. Die beiden hatten sie zum neuen Jahr nach New York eingeladen. Shane musste Max noch daran erinnern zuzusagen.
Dritte neue Nachricht. 08:25 Uhr.
„Hey Max, hier ist Jenny.“
Shane erstarrte augenblicklich, als sie die vertraute Stimme ihrer Freundin hörte. Sie klang nicht mehr so aufgedreht und fröhlich wie früher. Gesetzter eher und müde.
„Ob das meine Schuld ist?“, fragte sich Shane.
„Ich werde demnächst vorbeikommen und meine Sachen bei dir abholen. Es steht jetzt fest. Ich bleibe hier. Der Verlag hat mir ein Angebot für drei weitere Kurzgeschichten gemacht und…na ja…mir geht es hier gut. Besser als in sehr langer Zeit. Ich werde wohl irgendwann im neuen Jahr vorbeischauen und die restlichen Kisten abholen.“
Der Kater war vergessen. Shane fühlte sich plötzlich wie unter Strom gesetzt. Es hatte ihr wehgetan zu hören, dass ihre beste Freundin nun wesentlich glücklicher zu sein schien, als sie es vorher gewesen war. Nicht, weil sie ihr dieses Glück missgönnte, sondern weil sie es hatte, obwohl sie nicht bei ihr war. Es tat ihr weh, dass Jenny ohne sie glücklich sein konnte. Gleichzeitig war da dieser kleine Schimmer Hoffnung. Jenny würde hierherkommen. Sie würde wieder zurückkommen. Auch wenn es nur wegen ihrer restlichen Sachen war, sie wäre trotzdem hier.
Das war sie. Das war die zweite Chance, die sie sich gewünscht hatte. Von alleine wäre sie nie nach San Francisco gefahren, auch wenn es nicht gerade am anderen Ende der Welt lag. Shane wusste, sie wäre zu feige gewesen, um diese Reise je selbst anzutreten, aber wenn Jenny jetzt zu ihr kam…diese Chance konnte sie nutzen.
Die Stylistin hörte die vierte Nachricht schon gar nicht mehr. Es war zwar nicht das Happy End, auf das sie hoffte, doch es war dennoch ein Anfang. Erst als sie die Treppe hochging, merkte sie, dass sie lächelte. Da ihre Stimmung plötzlich nicht mehr so düster war wie vorher, beschloss sie für sich, dass Weihnachten vielleicht doch zu einem ihrer Lieblingsfeiertage werden würde.
Als sie unter der Dusche stand begann Shane gut gelaunt ‚Wish you a merry Christmas‘ zu summen.
Das mit den Weihnachtswünschen funktionierte …und dazu auch noch ziemlich schnell.