Man beginnt zu träumen...
von RedFlower
Kurzbeschreibung
[Logan Lerman FF] Grelles Licht strahlte in meine Augen. Grässliche Scheinwerfer! Ich kniff die Augen zusammen und rieb mir mit den Händen den Schmerz aus den Augen. Wieso hatte ich überhaupt da hoch gesehen? Um mich herum sprachen mehrere Stimmen durcheinander, manche durch Megaphone. Eine Lagerhalle. Nein, Moment. Nach und nach begann ich das Bild zu erkennen, auch wenn ich es nicht verstand. Ein Filmset! ... Ich tauchte einfach an einem anderen Ort auf. Alles war fremd, bis auf eine Person: Logan Lerman...
GeschichteMystery, Liebesgeschichte / P12 / Gen
05.11.2011
27.05.2012
4
14.021
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Dieses Kapitel
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05.11.2011
4.519
Hier das nächste Kapitel. Ich hoffe meine Beschreibungen und Angaben zur Technik waren nicht so verfänglich! Ich besitze diese Teile nämlich nicht selbst^^ Viel Spaß
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Ich fuhr so heftig zusammen, dass ich fast aus dem Bett gekugelt wäre. Das leise Klacken der Tür hatte mich geweckt und im ersten Moment hatte ich mir nichts dabei gedacht. Als ich dann aber langsam zu realisieren begann, wo ich war und warum es überhaupt geklackt hatte, saß ich sofort kerzengerade. Wie vorherzusehen war, war das Licht im Zimmer angegangen, weil jemand den Raum betrat…das hatte ich nicht bemerkt…
Logan stand schon in meiner Sicht und hielt ganz still. Er sah mich vollkommen perplex an, so wie ich ihn.
„Woh…alles klar? Hast du schlecht geträumt?“ er war anscheinend ganz stutzig von meiner Panikattacke, die mich mit einem Schlag hellwach gemacht hatte. Er kam jetzt mit müdem Gesichtsausdruck näher und setzte sich mit dem Rücken zu mir auf das Bett.
„N-nein. Alles gut.“ ich schlug die Bettdecke beiseite und wollte meinem Plan nachkommen auf der Couch zu schlafen. Ich zog die Bettdecke nach.
„Hey, nein, bleib liegen, wo willst du denn hin?“ sagte er verwundert, als er sich zu mir herum drehte. Ich hielt inne und sah ihn mit klopfendem Herzen an. Konnte er bitte aufhören mich so anzusehen? Konnte er generell aufhören mich mit diesen blauen Augen anzusehen? Das ließ mich jedes Mal wieder meinen eigenen Namen vergessen! Ich riss mich los und blinzelte kurz, dann sagte ich:
„Äh…du siehst müde aus. Sicherlich willst du das Bett für dich allein.“
„Wie kommst du denn auf so einen Quatsch?“ sagte er und lächelte irritiert. Das Lächeln zog mich so in seinen Bann, dass ich unwillkürlich auch etwas lächelte. Schnell räusperte ich mich, als er mich weiterhin ansah und offenbar auf eine Antwort wartete. Ich rang nach Worten. Was sollte ich denn um Himmelswillen sagen?! ‚Hör zu, keine Ahnung warum wir irgendwann mal geknutscht haben, aber ich bin nicht die, für die du mich hältst und generell weiß ich gar nicht was ich hier mache’?! Ich sah sicherlich verzweifelt aus, als ich versuchte eine Erklärung zu finden, aber Logan wandte nun den Blick von mir ab.
„Hör zu, war ein langer Tag. Wir reden morgen drüber.“ Dann erhob er sich müde und schlurfte zum Bad. Etwas wehmütig sah ich ihm nach. Ich fühlte, dass er etwas von mir verlangte, dem ich nicht nachkommen konnte. Anscheinend war er von mir gewohnt, dass ich ihn liebte und ihm das auch zeigte. Allerdings geriet ich beim Gedanken daran, ihn so zu küssen, wie auf den Fotos, so ins Schwitzen, dass allein die Idee schon als wahnwitzig abgestempelt werden konnte. Nervös krallte ich meine Hand in die Bettdecke. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass er mich nicht nur für übergeschnappt verkaufen würde, wenn ich ihm erzählte, was geschehen war, sondern dass ich ihm vielmehr damit enttäuschen oder wehtun würde.
Ich hörte die Dusche im Bad und den Luftabzug, der sich automatisch einschaltete, wenn diese anging. Mit angespannten Muskeln stand ich vom Bett auf und lief an die Stelle, an der vorderen Bettkante, auf der er gesessen hatte. Ich sah wieder die blauen Augen, die mich von da aus angesehen hatten.
Ich stand da und wartete. Bis irgendwann die Badezimmertür aufging, hatte ich einfach nur unruhig da gestanden und versucht die Fassung zu behalten. Als ich ihm jetzt entgegen sah, hätte ich beinahe hörbar Luft geschnappt. Schnell wandte ich den Blick von ihm ab und kniff die Augen zusammen. Aber das Bild von ihm, nur halb bekleidet mit einer Hose blieb vor meinem geistigen Auge, als hätte es sich eingebrannt. Ich wollte gerade sehen, wo er war, als ich plötzlich sah und fühlte, wie er seine Arme um meinen Hals legte. Ich spürte sie auf meinen Schultern und dann lag seine Wange an meiner.
„Kannst du nicht schlafen?“ fragte er. Atemnot hätte es eher getroffen, dachte ich mir. Ich hob langsam und stockend die Arme, um sie ebenfalls um ihn zu legen. Ich fasste hinter seinem Rücken mein Handgelenk und spürte seinen Bauch an meinen Armen. Ich schloss die Augen und versuchte nicht durchzudrehen. Mein Puls schlug so schnell, das ich glaubte, er könne ihn spüren. Dass er auch noch anfing meinen Rücken zu streicheln, machte es nicht einfach, cool zu bleiben. Ich wartete vergebens darauf, dass er sich in den nächsten Sekunden von mir löste. Aber das war okay. Ich wurde lockerer. Schließlich schmiegte ich mich an ihn. Mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren, aber ich versuchte ihn zu ignorieren. Scheinbar zufrieden ging er kurz darauf einen halben Schritt zurück und legte die Hände an meinen Hals. Ehe ich mich versehen hatte, spürte ich plötzlich seine Lippen auf meinen. Überrumpelt hielt ich einfach still. Meine Muskeln wurden so hart, dass sie schmerzen. Zuerst lagen seine Lippen einfach auf meinen, bevor er zu einem nächsten Kuss ansetzte. Er machte es mir leicht einzustimmen und seine Lippen fühlten sich so verlockend an, dass ich bald den Kuss fordernd erwiderte. Für ihn war es sicherlich nur einer von vielen Küssen, die wir offenbar schon getauscht hatten, aber in mir löste es ein Feuerwerk an Gefühlen aus. Freude durchflutete meinen Körper so gewaltig, dass ich nicht an einer Stelle stehen bleiben konnte. Ich war fast schon enttäuscht, als er sich von mir löste und den Kuss damit beendete. Aber sein Blick machte alles wieder gut. Er strich mir liebevoll über die Haare und ließ dann von mir ab. Er ging dann zu seiner Seite vom Bett. Er ließ sich darauf fallen und blieb müde liegen. Ich starrte ihn sehnsüchtig an, atemlos, hypnotisiert, vor Aufregung wahrscheinlich hochrot. Offenbar stand ich ziemlich lang da und starrte ihn so an.
„Wolltest du nicht gerade…?“
„Oh ja, ich wollte… ins Bad.“ überlegte ich mir eine Ausrede.
„Hm.“ machte er nur legte jetzt auch seine Beine aufs Bett. Er ächzte überrascht und zog dann das Ringbuch unter seinem Rücken hervor, um es dann achtlos auf dem Boden fallen zu lassen. Dann nahm er die Bettdecke, um sich zuzudecken. Ich riss mich von seinem Anblick los und stolperte zum Bad. Die letzten Meter rannte ich beinahe und schlug die Tür hinter mir etwas zu fest zu. Aber das war unwesentlich…
„Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!“ sagte ich mit so hoher Stimme, dass es mehr klang wie ein heiseres Krächzen. Ich sah mich im Spiegel an und stellte erschrocken fest, wie rot ich tatsächlich war. Sicherlich war das komisch rüber gekommen. Ich blickte mich im Bad um und sah, dass er auch hier seine Sachen einfach fallen gelassen hatte. Ich nahm es einfach so hin und setzte sich auf die geschlossene Toilette um einigermaßen zu mir zu kommen. Ich stellte zu meinem Bedauern fest, dass ich einfach nicht zu meiner natürlichen Hautfarbe zurückkommen konnte. Also konnte ich getrost den Kuss Revue passieren lassen. Ich zappelte dabei nervös.
„Oh mein Gott!“ flüsterte ich wieder und legte mein Gesicht in meine Hände. Mir wurde heiß, als ich über das Gefühl seiner Lippen auf meinen nachdachte. Unglaublich. Gewiss würde es mir nichts ausmachen, das zu wiederholen. Mein Herz schlug erwartungsvoll in meiner Brust. Aber etwas in mir verdarb mir meine Hochstimmung.
Schließlich spielte ich ihm etwas vor.
Aber ich konnte meinen Gedanken nicht zu Ende denken, sondern bekam plötzlich Angst, dass er sich wundern könnte, wo ich blieb. Also betätigte ich einfach die Spülung und lief dann langsam aus dem Bad. Ich machte das Licht aus und lief langsam zurück. Im Raum war das Licht noch an. Ich schlich langsam auf das Bett zu und betrachtete ihn, wie er schon fast schlummerte. Ich atmete tief durch und murmelte kaum hörbar zu mir selbst:
„Ich kann das nicht. Ich dreh durch…“ Er hob darauf den Kopf und sah zu mir. Ich fragte schnell:
„Gibt es hier einen Lichtschalter?“
„Das Licht geht doch von allein aus. Mit Bewegungsmelder.“
„Ja, aber… wir können schneller schlafen, wenn ich es einfach ausmache.“
„Guck mal bei der Tür.“ sagte er und legte dann den Kopf wieder ab. Ich tat was er sagte und sah tatsächlich einen Drehknopf, bei dem man verschiedenes einstellen konnte: Automatisch, Manuell und Dimmen. Ich hoffte, dass es nicht doch für irgendwas anderes gut war und drehte den Knopf vorsichtig mit einem Klicken auf Manuell und als ich das tat, leuchtete auf dem Knopf selbst das Wort „An“ auf. Ich überlegte und drückte den Knopf vorsichtig hinein. Es funktionierte! Das Licht ging aus und statt dem „An“ blinkte jetzt ein „Aus“ auf. Sehr gut. Ich schlich langsam durch die Dunkelheit zum Bett und blieb wieder zögernd stehen. Als er sich im Bett drehte, lief ich schnell los und legte ich mich auch hinein.
‚Bloß keine Probleme machen. Das wäre das Letzte, was du und er jetzt noch brauchen.’ dachte ich mir und machte es mir so gut es ging bequem. Ich betrachtete sein Gesicht im schwachen Licht, dass durch die Fenster von der Außenanlage kam. Er öffnete kurz die Augen und rutschte ein Stück näher. Er flüsterte:
„Dein Handy hat vorhin geklingelt.“
„Ja?“
„Ich hab mir gedacht, vielleicht solltest du noch einpaar von den Teilen verschenken, bevor das Neue da ist.“ sagte er jetzt in normaler Tonlage, wenn auch gedämpft.
„Was, iPhones?“
„Wir haben immer noch ’ne Menge übrig von Pee Jay.“ erklärte er.
„Pee Jay?“ fragte ich verwirrt. Er öffnete ein Auge und beobachtete mich.
„Percy Jackson.“ antwortete er irritiert.
„Ach, ja klar.“ log ich zunächst und erinnerte mich erst ganz langsam an den Film Ich betrachtete bezaubert sein Gesicht, als er jetzt wieder versuchte zu schlafen. Es war noch viel unwirklicher über den Film nachzudenken, jetzt, wo er hier direkt vor mir lag...
Aber ich täuschte mich. Er schlief nicht. Er angelte nach meiner Hand und verschränkte stattdessen unsere Finger.
„Das hat sie mir schon x-mal gesagt. Mütter...“
„Wieso Mütter?“ fragte ich verwundert.
„Ja okay, nicht jede Mutter ist gleichzeitig auch Manager.“ gab er zu und scherzte dann: „Da hat’s mich schon ganz schön hart getroffen, was?“ Ich machte große Augen, aber das sah er nicht, weil er seine geschlossen hatte. Lisa war also seine Mutter, stellte ich verblüfft fest und versuchte ihr Bild in meinem Kopf zu regenerieren um Ähnlichkeiten festzustellen. Aber ich konnte mich nicht lang genug konzentrieren, sondern war bald gefesselt von seinem Anblick. Ich konnte ihn jetzt ganz ungeniert ansehen, ohne, dass er es komisch fand. Ich wartete, bis er eingeschlafen war, dann holte ich, möglichst ohne mich zu viel zu bewegen, mein Handy und aktivierte die Kamera. Ich versuchte unsere Hände die ineinander lagen zu fotografieren. Diesen schönen Moment wollte ich nicht vergessen. Ich betrachtete das Foto skeptisch. Es war nicht gerade gelungen, aber ich konnte einigermaßen erkennen, was ich beabsichtig hatte, festzuhalten. Ich legte das Handy vorsichtig weg und machte dann weiter damit ihn anzusehen und genoss es auch. Aber irgendwann war selbst das phänomenale Gefühl meiner Hand in seiner nicht mehr stark genug, um mich wach zu halten.
Am nächsten Tag schien die Sonne, als ich wach wurde. Es war, trotz zugezogener Vorhänge, die das Zimmer in angenehmen Schatten legten, extrem warm im Raum. Ich schlug die Augen auf und aus meiner Schläfrigkeit wurde schnell Nervosität, als ich mich erinnerte, was gestern passiert war.
Schlimmer wurde es noch, als ich mich erinnerte wo und neben wem ich eingeschlafen war. Und wessen Arm das war, der über meinem Bauch lag, wessen regelmäßiger Atem mir in den Nacken pustete. Wieder mein Herz, das fassungslos pumpte.
Schnell kniff ich wieder die Augen zusammen.
Es blieb also alles bei der verwirrenden Situation von gestern, die mir gleichzeitig den Verstand raubte und es mir schwer machte einen Ausweg finden zu wollen.
Dass das, was hier geschah, ein Traum war, war nach dieser Nacht ausgeschlossen. Denn in einem Traum zu schlafen und zu träumen, das hielt ich für unmöglich.
Ich fragte mich selbst, fast schon vorwurfsvoll, wie ich mir wohl vorstellte, dass es nun weiterging. Wann würde ich Logan widerstehen können, um ihm die Wahrheit zu sagen?
Er regte sich neben mir und zog langsam den Arm von meinem Bauch, während mein Herzschlag durch die Berührung verrückt spielte. Die Antwort lautete: Nicht all zu bald, wahrscheinlich…
Ich spannte mich wieder an und hielt ganz still, verkniff mir sogar jedes tiefere Luftholen, als er sich im Bett drehte. Ich warf einen Blick über meine Schulter und sah, dass er jetzt mit dem Gesicht nach oben schlief. Der Anblick war so himmlisch, dass ich ergriffen das Gesicht verzog. Ich drehte mich ebenfalls auf den Rücken und fischte nach dem Handy. Ein weiteres Bild für die Serie. Als ich diesen göttlichen Anblick verewigt hatte, starrte ich ihn noch einen Moment an.
Ich hatte keine Ahnung was hier passierte, aber es war einfach zu schön, um es zu beenden. Ich würde noch einpaar Stunden, oder vielleicht auch bis morgen warten, bevor ich etwas sagen wollte. Ich musste einfach auskosten, was hier geschah, auch wenn es mit Sicherheit ungesund war.
Logan musste auf mich warten, da ich so viel Zeit im Bad gebraucht hatte. Dabei hatte ich nicht mal so viel Zeit damit verbracht mich fertig zu machen. Stattdessen hatte ich vor dem Spiegel gestanden und mir Mut zugeredet, mir selbst die Daumen gedrückt und am Ende dann doch noch 3 mal überprüft, ob ich so nach draußen gehen konnte.
Wie sollte ich es sagen? In diesem Leben?
In diesem Leben hatte ich andere Kleidung zur Verfügung. Ich hatte während er aufgestanden war die gesamte Tasche durchwühlt und neben manchen wenigen Sachen, die mir tatsächlich bekannt vor kamen, viele gesehen, die neu waren. Na ja. Mehr oder minder neu, wahrscheinlich.
Auch die Sachen im Bad kamen mir fremd vor. Ich hatte noch nie so viel Make-up und andere Kosmetika mit mir herum geschleppt, wie ich dort gefunden hatte. Ich benutzte heute auch nur wenige Artikel davon, immer noch ehrfürchtig und skeptisch darüber, dass das alles mir gehören sollte.
Jetzt lief ich auf ihn zu und lächelte schüchtern, er erwiderte es mit einer Spur Aufmunterung, was mich kurz verwunderte, aber ich ließ mich viel zu schnell davon gefangen nehmen, dass er mir überhaupt ein vertrautes Lächeln schenkte und lief ich einfach durch die Tür, die er mir aufhielt.
Wir waren auf dem Weg zum Frühstück. Seit wir aufgewacht waren, hatten wir kein Wort mehr gewechselt, außer: „Willst du zuerst?“ „Nein, geh du nur.“ als er aufstehen wollte. Jetzt gingen wir stumm nebeneinander den Flur entlang zum Aufzug. Er wusste wahrscheinlich nicht, was er sagen sollte, während ich mich auf meinen Puls konzentrierte und sowieso ausgeschlossen war, dass ich einen kleinen Plausch anfangen könnte. Ich war angespannt und erwartete weitere Annäherungsversuche, wie gestern. Diesmal wollte ich gefasster sein, aber das setzte auch voraus, dass ich die ganze Zeit aufgeregt und fast schon erwartungsvoll war. Dass er bis jetzt nichts dergleichen getan hatte, war nun schon nahezu enttäuschend.
Wir gingen in den Aufzug, der praktisch auf uns gewartet hatte und Logan betätigte die Taste für das Erdgeschoss. Im Aufzug waren die Wände mit golden glänzenden Metallenwänden ausgekleidet. Im Spiegelbild neben mir betrachtete ich erst mich und dann neben mir Logan. Dieses Bild ließ mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Ich biss mir nervös auf der Unterlippe herum, bis er plötzlich meine Hand nahm. Ich hielt Inne und drehte langsam den Kopf zu ihm. Dabei konnte ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen, dass nur noch größer wurde, als er es erwiderte.
„Du bist so still.“ stellte er dann allerdings fest. Ich schüttelte den Kopf und zuckte gleichzeitig zurückhaltend mit der Schulter.
„Vielleicht bin ich noch müde.“ Ich schalt mich selbst innerlich für das, was ich gesagt hatte, aber ließ es mir nicht anmerken. Wer wäre müder von euch beiden? Du, die den ganzen Tag nur bei den Dreharbeiten zugesehen hat, oder Logan, der tatsächlich dem Dreh mitgewirkt hatte?! Ich wich reuevoll seinem Blick aus und er landete auf unseren Händen, die ineinander lagen. Mein Herz setzte kurz aus.
„Du bist seit gestern früh schon so müde.“
„Tut mir Leid, ehrlich, ich weiß auch nicht was mit mir ist.“ sagte ich sofort bestürzt und wollte verhindern, dass er sich Sorgen oder gar Vorwürfe machte.
„Passiert jedem mal.“ erwiderte er und kam näher. Er beugte sich zu mir und ich spürte seine Hand an meiner Wange, von der anderen Seite drückte er einen Kuss in mein Gesicht. Ich lächelte und Gott sei Dank war auch auf seinem Gesicht ein Schmunzeln zu sehen.
Als der Aufzug einen Ton von sich gab und die Türen aufgingen, sah ich, dass die Lobby voll von Leuten war. Erschrocken dachte ich daran, meine Hand aus Logans zu ziehen, aber er hielt sie so fest, als würde er das gar nicht erst zulassen. Deshalb vertraute ich ihm einfach und lief eilig hinterher, als er mich mit sich zog.
„Vielleicht hätten wir früher aufstehen sollten.“ sagte er nachdenklich und sein Blick flog durch den Eingangsbereich. Ich war der Meinung, wir hatten Glück, dass ihn niemand ansprach und uns damit lange aufhielt. Aber eigentlich konnte ich gar nicht wissen, ob das hier normale Gäste waren, oder ob sie nicht zur Filmcrew gehörten und damit Logans Anblick für sie schon zum Alltag gehörte, wie es für mich eigentlich auch hätte sein müssen.
Ich sah mir die Leute näher an, als wir zum Essbereich liefen, aber konnte weder irgendwelche Requisiten noch andere Utensilien feststellen, wie in der Halle, die die Leute eindeutig identifizierbar gemacht hätten.
„Wie lang… bleiben wir eigentlich noch hier?“
„Nicht mehr lang, heute und morgen vielleicht noch. Wieso, hast du was vor?“ fragte er und sah sich lächelnd zu mir um.
„Nein, nur so.“ erwiderte ich und grinste, als er wieder nach vorn sah. Wir hatten die dichte Menschenmenge hinter uns gelassen und nun liefen wir wieder nebeneinander. Als er meine Hand losließ, fiel mein Gesicht kurz in sich zusammen, aber als er dann die Tür für mich aufhielt erwiderte ich sein Lächeln wahrheitsgemäß.
Logan überholte mich im Saal, als ich mir die Tische ansah und das Gelände draußen, dass durch die hohen Fenster ersichtlich war. Er griff allerdings im Gehen auch wieder meine Hand und zog mich mit sich. Wir liefen zu einem Bereich in dem ein riesiges Buffet, aus mehreren Theken bestehend, aufgebaut war. Die einzelnen Aufbewahrungsfelder waren entweder gekühlt oder wärmten das Essen, dass in ihnen eingebettet war. Jeweils am vorderen und hinteren Ende des Raumes waren Speisen aufgetischt, wie Brot und andere Teigwaren, die keinerlei Wärmezufuhr oder Kühlung bedurften.
Von meinen wenigen Urlaubsaufenthalten her konnte ich sagen, dass ich warmes und kaltes Buffet sowieso liebte und schon nur der Anblick allein, der hier servierten Speisen, reichte um festzustellen, dass dieses Buffet meine Erwartungen weit übersteigen würde. Mein Magen knurrte bei der bunten Vielfalt und ich nahm mir ebenfalls begierig ein Tablett, als wir uns auf die Jagd begaben.
Während sich Logan auf die warmen Speisen beschränkte, griff ich vor allem zum frischen Angebot an Früchten. Auch Müsli und Toast schafften es auf mein Tablett.
Als wir uns einen Platz suchen wollten, stellte ich fest, dass es mehrere Bereiche hier gab, alle waren weitestgehend leer. Nur wenige Leute hatten sich offenbar noch zum Frühstück hier her verirrt. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass der Vormittag tatsächlich schon fortgeschritten war. Aber das war ja auch gut so. Logan hatte Schlaf gebraucht und ich ausnahmsweise auch. Außerdem hatten wir ja einpaar Stunden frei, wie Lisa gesagt hatte.
Logan lief voraus in einen der Bereiche, die nicht weiter als durch eine räumliche Begrenzung gekennzeichnet waren und ich folgte ihm. Wir suchten uns einen Tisch am Fenster, was ich gut fand, denn dann würde ich in Ruhe alles beobachten können. Sowohl was hier drinnen geschah, als auch was draußen vor sich ging.
Wir hatten gerade mit dem Essen an einem großen runden Tisch Platz genommen, da sah ich, wie Lisa, Logans Mom, sich lächelnd einen Weg durch die freien Tische zu uns bahnte. Sie sah aus, als wäre sie schon länger auf den Beinen.
„Guten Morgen.“ begrüßte sie zuerst mich und wuschelte dann, wahrscheinlich mit Absicht besonders grob durch Logans Haare, der sich sofort unter ihr wegduckte.
„Morgen Großer.“
„Morgen.“ sagten er und ich gleichzeitig. Er grinste über die Geste seiner Mom, aber beschäftigte sich weiter mit seinem Essen. Ich musste auch grinsen, als ich ihre Bindung förmlich spüren konnte.
„Ich hoffe, ihr habt euren freien Vormittag verplant, damit euch nichts mehr dazwischen kommt?“ lächelte sie und begutachtete dabei kurz unser Frühstück.
„Es kommt nichts dazwischen.“ beschloss Logan und schnitt sein Spiegelei.
„Dann ist ja gut.“ erwiderte Lisa und lächelte wieder. „Bleibt ihr auf dem Gelände?“ fragte sie nun und warf mir nur einen kurzen Blick zu, um sich dann zu ihrem Sohn zu beugen, der Essen in sich stopfte. Er nickte nur.
„Okay.“ erwiderte seine Mutter, dann wandte sie sich wieder zum Gehen. Allerdings tippte sie ihrem Sohn noch mal auf die Schulter. „Denk an die Vitamine.“ sagte sie und sah ihn eindringlich an. Sie ging dann davon und Logan warf ihr kurz einen wortlosen Blick hinterher. Wahrscheinlich unsicher darüber, ob sie ihn hören könnte, schluckte er und formte dann tonlos mit den Lippen die Worte: Es nervt. so dass nur ich es sehen konnte, bevor er weiter aß. Allerdings sah ich dann ein kleines Schmunzeln auf seinem Gesicht, dass mir bestätigte, dass er ihr nicht übel nahm, wie sie auf ihn achtete. Ich wandte mich mit einem kleinen Lächeln meinem Essen zu.
Ich schob mit einem Löffel den Joghurt auf seinem Müsli unter die Späne.
„Was? Nein, ich frage das ganz im Ernst.“ erwiderte ich und versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Ich hatte keine Ahnung von was er sprach. Meine Hand faltete nervös die hellgelbe Tischdecke, die vom Tisch auf mein Bein hing. Er schien kurz zu überlegen und sah irritiert aus. Er kontrollierte meinen Gesichtsausdruck und sagte dann:
„Fast ein Jahr.“ Ich konnte nicht verhindern, dass meine Augenbrauen kurz nach oben schossen.
„So…lang schon.“ sagte ich schnell und versuchte hilflos zu lächeln, um seinen starren Gesichtsausdruck zu lockern. Er hob tatsächlich kurz einen Mundwinkel. Jetzt verstand ich auch, was er gemeint hatte. Offenbar war bald unser…Jahrestag. Mir wurde kurz schwindlig.
Ich steckte schnell einen Löffel Müsli in meinen Mund. Er schien sich nicht länger Gedanken darüber zu machen und aß auch weiter.
„Ich hab die Zeit irgendwie aus den Augen verloren.“ versuchte ich mich trotzdem zu verteidigen. Ich wusste gleichzeitig auch, dass es nicht mal eine Notlüge sein musste, sondern das mir das wirklich hätte passieren können, wenn ich mit ihm unterwegs wäre. Logan antworte nicht, sondern lächelte nur kurz. Ich beobachtete einen Moment, wie er aß und sah dann auf dem Stuhl auf meiner anderen Seite eine Zeitung. Logan saß dem Stuhl gegenüber, sodass er sie nicht sehen konnte. Ich streckte die Hand danach aus und begann zu blättern. Das Datum wich gar nicht mal so sehr von dem ab, an das ich mich erinnern konnte und vor allem das Jahr stimmte, das beruhigte mich. Ich überflog einpaar Überschriften von Politik- und Wirtschaftsnachrichten ohne sie wirklich zu lesen und kam irgendwann im Klatsch- und Tratschbereich an. Was ich auf der ersten Seite sah, erschreckte mich so sehr, das meine Hand von der Zeitung extrem schnell zurückzuckte, als hätte ich mich verbrannt.
Logan bemerkte es.
„Was ist?“
„Nichts, ich lese nur… in der Zeitung.“ ich sah kurz zu ihm. Keine Ahnung wie geschockt ich tatsächlich aussah, er sah jedenfalls alarmiert auf.
„Steht wieder was über jemanden von uns drin?“
„Na ja…“ ich sah zurück und begutachtete das Bild, dass ein Paparazzi von uns auf der Straße gemacht hatte. Es sah so ähnlich aus, wie der Hotelvorplatz, wir liefen Hand in Hand. Logan war ziemlich groß im Vordergrund, er hielt zwar meine Hand, aber ich lief etwas versteckt hinter ihm und hatte eine Sonnenbrille auf. Wir waren beide von Blitzlichtern angestrahlt. Ich sah angestrengt aus, während sein Gesicht den Ausdruck zeigte, den ich so gerne sah. Dieses kleine ernste Lächeln, die aufgeweckten Augen, die irgendwas in der Ferne zu sehen schienen, auf das er erwartungsvoll zu lief.
„…Text ist da nur wenig.“
„Ist doch das Klatschblatt vom Resort, oder?“ fragte er und ich sah zu, wie er weiter aß. Ich klappte die Zeitung kurz zu und las das Titelblatt. Offenbar war es eine Zeitung, die eigens für die Leute raus gebracht wurde, die hier nächtigten oder zur Filmcrew gehörten. Ich zog meine Augen zusammen.
Keine Paparazzis, keine aufgeregten Gäste oder Fans, ein kurzer, unbeschwerlicher Arbeitsweg und ein Hotel, das offenbar zur Filmhalle gehörte, plus eine eigene Zeitung… Es kam mir vor, als wären die Filmstars hier bestens abgeschottet. Als könnte nichts und niemand hier plötzlich oder unbefugt auftauchen.
Ich warf einen Blick aus dem Fenster und suchte nach Anhaltspunkten. Vermutlich war es auch so. Dieses Gelände war weitestgehend abgesperrt und wer rein oder raus wollte, wurde eingehend geprüft. Das meinte er vermutlich mit dem „Resort“.
Ich sah dann zu Logan, der mich wieder eingehend anblickte und nickte endlich.
„Ja, genau.“ Er verdrehte darauf die Augen.
„Hm.“ erwiderte er und trank aus seinem Glas. „Was willst du eigentlich heute machen?“
„Das fragst du mich? Es ist dein freier Tag.“ sagte ich verwundert.
„Ich hab doch meinen Spaß beim Dreh, du bist es doch, die sich die ganze Zeit langweilt.“
„Das langweilt mich kein Stück, ehrlich. Ich sehe gern zu!“ erklärte ich schnell. Er nickte zu meiner Verblüffung.
„Ja, stimmt, ich weiß. Wenn du willst, können wir ja mal in der Halle etwas herumstöbern. Vielleicht können wir uns mit einpaar Leuten unterhalten.“
„Das wäre der Wahnsinn!“ sagte ich und grinste ungläubig. Logan lachte und schien auf seinem Tablett etwas zu suchen.
„Ich dachte du könntest das Ganze schon nicht mehr sehen.“
„Doch, klar. Der Löffel ist da.“ wies ich ihn auf das Besteckstück hin, dass unter seinem Tellerrand versteckt war. Er fand ihn dann.
„Danke. Na dann tun wir das.“
„Bist du sicher?“ fragte ich noch einmal. In seinem Mund landete ein Löffel Wackelpudding und er antwortete gedämpft, allerdings grinsend:
„Sicher. Und jetzt iss dein Müsli, sonst wird es noch kalt.“
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Ich fuhr so heftig zusammen, dass ich fast aus dem Bett gekugelt wäre. Das leise Klacken der Tür hatte mich geweckt und im ersten Moment hatte ich mir nichts dabei gedacht. Als ich dann aber langsam zu realisieren begann, wo ich war und warum es überhaupt geklackt hatte, saß ich sofort kerzengerade. Wie vorherzusehen war, war das Licht im Zimmer angegangen, weil jemand den Raum betrat…das hatte ich nicht bemerkt…
Logan stand schon in meiner Sicht und hielt ganz still. Er sah mich vollkommen perplex an, so wie ich ihn.
„Woh…alles klar? Hast du schlecht geträumt?“ er war anscheinend ganz stutzig von meiner Panikattacke, die mich mit einem Schlag hellwach gemacht hatte. Er kam jetzt mit müdem Gesichtsausdruck näher und setzte sich mit dem Rücken zu mir auf das Bett.
„N-nein. Alles gut.“ ich schlug die Bettdecke beiseite und wollte meinem Plan nachkommen auf der Couch zu schlafen. Ich zog die Bettdecke nach.
„Hey, nein, bleib liegen, wo willst du denn hin?“ sagte er verwundert, als er sich zu mir herum drehte. Ich hielt inne und sah ihn mit klopfendem Herzen an. Konnte er bitte aufhören mich so anzusehen? Konnte er generell aufhören mich mit diesen blauen Augen anzusehen? Das ließ mich jedes Mal wieder meinen eigenen Namen vergessen! Ich riss mich los und blinzelte kurz, dann sagte ich:
„Äh…du siehst müde aus. Sicherlich willst du das Bett für dich allein.“
„Wie kommst du denn auf so einen Quatsch?“ sagte er und lächelte irritiert. Das Lächeln zog mich so in seinen Bann, dass ich unwillkürlich auch etwas lächelte. Schnell räusperte ich mich, als er mich weiterhin ansah und offenbar auf eine Antwort wartete. Ich rang nach Worten. Was sollte ich denn um Himmelswillen sagen?! ‚Hör zu, keine Ahnung warum wir irgendwann mal geknutscht haben, aber ich bin nicht die, für die du mich hältst und generell weiß ich gar nicht was ich hier mache’?! Ich sah sicherlich verzweifelt aus, als ich versuchte eine Erklärung zu finden, aber Logan wandte nun den Blick von mir ab.
„Hör zu, war ein langer Tag. Wir reden morgen drüber.“ Dann erhob er sich müde und schlurfte zum Bad. Etwas wehmütig sah ich ihm nach. Ich fühlte, dass er etwas von mir verlangte, dem ich nicht nachkommen konnte. Anscheinend war er von mir gewohnt, dass ich ihn liebte und ihm das auch zeigte. Allerdings geriet ich beim Gedanken daran, ihn so zu küssen, wie auf den Fotos, so ins Schwitzen, dass allein die Idee schon als wahnwitzig abgestempelt werden konnte. Nervös krallte ich meine Hand in die Bettdecke. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass er mich nicht nur für übergeschnappt verkaufen würde, wenn ich ihm erzählte, was geschehen war, sondern dass ich ihm vielmehr damit enttäuschen oder wehtun würde.
Ich hörte die Dusche im Bad und den Luftabzug, der sich automatisch einschaltete, wenn diese anging. Mit angespannten Muskeln stand ich vom Bett auf und lief an die Stelle, an der vorderen Bettkante, auf der er gesessen hatte. Ich sah wieder die blauen Augen, die mich von da aus angesehen hatten.
Ich stand da und wartete. Bis irgendwann die Badezimmertür aufging, hatte ich einfach nur unruhig da gestanden und versucht die Fassung zu behalten. Als ich ihm jetzt entgegen sah, hätte ich beinahe hörbar Luft geschnappt. Schnell wandte ich den Blick von ihm ab und kniff die Augen zusammen. Aber das Bild von ihm, nur halb bekleidet mit einer Hose blieb vor meinem geistigen Auge, als hätte es sich eingebrannt. Ich wollte gerade sehen, wo er war, als ich plötzlich sah und fühlte, wie er seine Arme um meinen Hals legte. Ich spürte sie auf meinen Schultern und dann lag seine Wange an meiner.
„Kannst du nicht schlafen?“ fragte er. Atemnot hätte es eher getroffen, dachte ich mir. Ich hob langsam und stockend die Arme, um sie ebenfalls um ihn zu legen. Ich fasste hinter seinem Rücken mein Handgelenk und spürte seinen Bauch an meinen Armen. Ich schloss die Augen und versuchte nicht durchzudrehen. Mein Puls schlug so schnell, das ich glaubte, er könne ihn spüren. Dass er auch noch anfing meinen Rücken zu streicheln, machte es nicht einfach, cool zu bleiben. Ich wartete vergebens darauf, dass er sich in den nächsten Sekunden von mir löste. Aber das war okay. Ich wurde lockerer. Schließlich schmiegte ich mich an ihn. Mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren, aber ich versuchte ihn zu ignorieren. Scheinbar zufrieden ging er kurz darauf einen halben Schritt zurück und legte die Hände an meinen Hals. Ehe ich mich versehen hatte, spürte ich plötzlich seine Lippen auf meinen. Überrumpelt hielt ich einfach still. Meine Muskeln wurden so hart, dass sie schmerzen. Zuerst lagen seine Lippen einfach auf meinen, bevor er zu einem nächsten Kuss ansetzte. Er machte es mir leicht einzustimmen und seine Lippen fühlten sich so verlockend an, dass ich bald den Kuss fordernd erwiderte. Für ihn war es sicherlich nur einer von vielen Küssen, die wir offenbar schon getauscht hatten, aber in mir löste es ein Feuerwerk an Gefühlen aus. Freude durchflutete meinen Körper so gewaltig, dass ich nicht an einer Stelle stehen bleiben konnte. Ich war fast schon enttäuscht, als er sich von mir löste und den Kuss damit beendete. Aber sein Blick machte alles wieder gut. Er strich mir liebevoll über die Haare und ließ dann von mir ab. Er ging dann zu seiner Seite vom Bett. Er ließ sich darauf fallen und blieb müde liegen. Ich starrte ihn sehnsüchtig an, atemlos, hypnotisiert, vor Aufregung wahrscheinlich hochrot. Offenbar stand ich ziemlich lang da und starrte ihn so an.
„Wolltest du nicht gerade…?“
„Oh ja, ich wollte… ins Bad.“ überlegte ich mir eine Ausrede.
„Hm.“ machte er nur legte jetzt auch seine Beine aufs Bett. Er ächzte überrascht und zog dann das Ringbuch unter seinem Rücken hervor, um es dann achtlos auf dem Boden fallen zu lassen. Dann nahm er die Bettdecke, um sich zuzudecken. Ich riss mich von seinem Anblick los und stolperte zum Bad. Die letzten Meter rannte ich beinahe und schlug die Tür hinter mir etwas zu fest zu. Aber das war unwesentlich…
„Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!“ sagte ich mit so hoher Stimme, dass es mehr klang wie ein heiseres Krächzen. Ich sah mich im Spiegel an und stellte erschrocken fest, wie rot ich tatsächlich war. Sicherlich war das komisch rüber gekommen. Ich blickte mich im Bad um und sah, dass er auch hier seine Sachen einfach fallen gelassen hatte. Ich nahm es einfach so hin und setzte sich auf die geschlossene Toilette um einigermaßen zu mir zu kommen. Ich stellte zu meinem Bedauern fest, dass ich einfach nicht zu meiner natürlichen Hautfarbe zurückkommen konnte. Also konnte ich getrost den Kuss Revue passieren lassen. Ich zappelte dabei nervös.
„Oh mein Gott!“ flüsterte ich wieder und legte mein Gesicht in meine Hände. Mir wurde heiß, als ich über das Gefühl seiner Lippen auf meinen nachdachte. Unglaublich. Gewiss würde es mir nichts ausmachen, das zu wiederholen. Mein Herz schlug erwartungsvoll in meiner Brust. Aber etwas in mir verdarb mir meine Hochstimmung.
Schließlich spielte ich ihm etwas vor.
Aber ich konnte meinen Gedanken nicht zu Ende denken, sondern bekam plötzlich Angst, dass er sich wundern könnte, wo ich blieb. Also betätigte ich einfach die Spülung und lief dann langsam aus dem Bad. Ich machte das Licht aus und lief langsam zurück. Im Raum war das Licht noch an. Ich schlich langsam auf das Bett zu und betrachtete ihn, wie er schon fast schlummerte. Ich atmete tief durch und murmelte kaum hörbar zu mir selbst:
„Ich kann das nicht. Ich dreh durch…“ Er hob darauf den Kopf und sah zu mir. Ich fragte schnell:
„Gibt es hier einen Lichtschalter?“
„Das Licht geht doch von allein aus. Mit Bewegungsmelder.“
„Ja, aber… wir können schneller schlafen, wenn ich es einfach ausmache.“
„Guck mal bei der Tür.“ sagte er und legte dann den Kopf wieder ab. Ich tat was er sagte und sah tatsächlich einen Drehknopf, bei dem man verschiedenes einstellen konnte: Automatisch, Manuell und Dimmen. Ich hoffte, dass es nicht doch für irgendwas anderes gut war und drehte den Knopf vorsichtig mit einem Klicken auf Manuell und als ich das tat, leuchtete auf dem Knopf selbst das Wort „An“ auf. Ich überlegte und drückte den Knopf vorsichtig hinein. Es funktionierte! Das Licht ging aus und statt dem „An“ blinkte jetzt ein „Aus“ auf. Sehr gut. Ich schlich langsam durch die Dunkelheit zum Bett und blieb wieder zögernd stehen. Als er sich im Bett drehte, lief ich schnell los und legte ich mich auch hinein.
‚Bloß keine Probleme machen. Das wäre das Letzte, was du und er jetzt noch brauchen.’ dachte ich mir und machte es mir so gut es ging bequem. Ich betrachtete sein Gesicht im schwachen Licht, dass durch die Fenster von der Außenanlage kam. Er öffnete kurz die Augen und rutschte ein Stück näher. Er flüsterte:
„Dein Handy hat vorhin geklingelt.“
„Ja?“
„Ich hab mir gedacht, vielleicht solltest du noch einpaar von den Teilen verschenken, bevor das Neue da ist.“ sagte er jetzt in normaler Tonlage, wenn auch gedämpft.
„Was, iPhones?“
„Wir haben immer noch ’ne Menge übrig von Pee Jay.“ erklärte er.
„Pee Jay?“ fragte ich verwirrt. Er öffnete ein Auge und beobachtete mich.
„Percy Jackson.“ antwortete er irritiert.
„Ach, ja klar.“ log ich zunächst und erinnerte mich erst ganz langsam an den Film Ich betrachtete bezaubert sein Gesicht, als er jetzt wieder versuchte zu schlafen. Es war noch viel unwirklicher über den Film nachzudenken, jetzt, wo er hier direkt vor mir lag...
Aber ich täuschte mich. Er schlief nicht. Er angelte nach meiner Hand und verschränkte stattdessen unsere Finger.
„Wenn morgen früh dieser Scherzkeks von Hotelier hier klopft, bringe ich ihn diesmal um. Ich schwöre es dir.“ Ich erwiderte seinen liebevollen Händedruck und lächelte verwöhnt. Das alles war zu schön um wahr zu sein. Was würde morgen davon noch übrig sein, wenn ich jetzt einschlief?
„Ich soll dir übrigens sagen, dass wir erst morgen Abend los müssen und dass du übermorgen einen Termin mit Lisa hast.“ Stolz auf mich, dass ich mir alles gemerkt hatte, lächelte ich. Aber Logan seufzte nur müde und erwiderte nach einem Moment:
„Ich soll dir übrigens sagen, dass wir erst morgen Abend los müssen und dass du übermorgen einen Termin mit Lisa hast.“ Stolz auf mich, dass ich mir alles gemerkt hatte, lächelte ich. Aber Logan seufzte nur müde und erwiderte nach einem Moment:
„Das hat sie mir schon x-mal gesagt. Mütter...“
„Wieso Mütter?“ fragte ich verwundert.
„Ja okay, nicht jede Mutter ist gleichzeitig auch Manager.“ gab er zu und scherzte dann: „Da hat’s mich schon ganz schön hart getroffen, was?“ Ich machte große Augen, aber das sah er nicht, weil er seine geschlossen hatte. Lisa war also seine Mutter, stellte ich verblüfft fest und versuchte ihr Bild in meinem Kopf zu regenerieren um Ähnlichkeiten festzustellen. Aber ich konnte mich nicht lang genug konzentrieren, sondern war bald gefesselt von seinem Anblick. Ich konnte ihn jetzt ganz ungeniert ansehen, ohne, dass er es komisch fand. Ich wartete, bis er eingeschlafen war, dann holte ich, möglichst ohne mich zu viel zu bewegen, mein Handy und aktivierte die Kamera. Ich versuchte unsere Hände die ineinander lagen zu fotografieren. Diesen schönen Moment wollte ich nicht vergessen. Ich betrachtete das Foto skeptisch. Es war nicht gerade gelungen, aber ich konnte einigermaßen erkennen, was ich beabsichtig hatte, festzuhalten. Ich legte das Handy vorsichtig weg und machte dann weiter damit ihn anzusehen und genoss es auch. Aber irgendwann war selbst das phänomenale Gefühl meiner Hand in seiner nicht mehr stark genug, um mich wach zu halten.
Am nächsten Tag schien die Sonne, als ich wach wurde. Es war, trotz zugezogener Vorhänge, die das Zimmer in angenehmen Schatten legten, extrem warm im Raum. Ich schlug die Augen auf und aus meiner Schläfrigkeit wurde schnell Nervosität, als ich mich erinnerte, was gestern passiert war.
Schlimmer wurde es noch, als ich mich erinnerte wo und neben wem ich eingeschlafen war. Und wessen Arm das war, der über meinem Bauch lag, wessen regelmäßiger Atem mir in den Nacken pustete. Wieder mein Herz, das fassungslos pumpte.
Schnell kniff ich wieder die Augen zusammen.
Es blieb also alles bei der verwirrenden Situation von gestern, die mir gleichzeitig den Verstand raubte und es mir schwer machte einen Ausweg finden zu wollen.
Dass das, was hier geschah, ein Traum war, war nach dieser Nacht ausgeschlossen. Denn in einem Traum zu schlafen und zu träumen, das hielt ich für unmöglich.
Ich fragte mich selbst, fast schon vorwurfsvoll, wie ich mir wohl vorstellte, dass es nun weiterging. Wann würde ich Logan widerstehen können, um ihm die Wahrheit zu sagen?
Er regte sich neben mir und zog langsam den Arm von meinem Bauch, während mein Herzschlag durch die Berührung verrückt spielte. Die Antwort lautete: Nicht all zu bald, wahrscheinlich…
Ich spannte mich wieder an und hielt ganz still, verkniff mir sogar jedes tiefere Luftholen, als er sich im Bett drehte. Ich warf einen Blick über meine Schulter und sah, dass er jetzt mit dem Gesicht nach oben schlief. Der Anblick war so himmlisch, dass ich ergriffen das Gesicht verzog. Ich drehte mich ebenfalls auf den Rücken und fischte nach dem Handy. Ein weiteres Bild für die Serie. Als ich diesen göttlichen Anblick verewigt hatte, starrte ich ihn noch einen Moment an.
Ich hatte keine Ahnung was hier passierte, aber es war einfach zu schön, um es zu beenden. Ich würde noch einpaar Stunden, oder vielleicht auch bis morgen warten, bevor ich etwas sagen wollte. Ich musste einfach auskosten, was hier geschah, auch wenn es mit Sicherheit ungesund war.
Logan musste auf mich warten, da ich so viel Zeit im Bad gebraucht hatte. Dabei hatte ich nicht mal so viel Zeit damit verbracht mich fertig zu machen. Stattdessen hatte ich vor dem Spiegel gestanden und mir Mut zugeredet, mir selbst die Daumen gedrückt und am Ende dann doch noch 3 mal überprüft, ob ich so nach draußen gehen konnte.
Wie sollte ich es sagen? In diesem Leben?
In diesem Leben hatte ich andere Kleidung zur Verfügung. Ich hatte während er aufgestanden war die gesamte Tasche durchwühlt und neben manchen wenigen Sachen, die mir tatsächlich bekannt vor kamen, viele gesehen, die neu waren. Na ja. Mehr oder minder neu, wahrscheinlich.
Auch die Sachen im Bad kamen mir fremd vor. Ich hatte noch nie so viel Make-up und andere Kosmetika mit mir herum geschleppt, wie ich dort gefunden hatte. Ich benutzte heute auch nur wenige Artikel davon, immer noch ehrfürchtig und skeptisch darüber, dass das alles mir gehören sollte.
Jetzt lief ich auf ihn zu und lächelte schüchtern, er erwiderte es mit einer Spur Aufmunterung, was mich kurz verwunderte, aber ich ließ mich viel zu schnell davon gefangen nehmen, dass er mir überhaupt ein vertrautes Lächeln schenkte und lief ich einfach durch die Tür, die er mir aufhielt.
Wir waren auf dem Weg zum Frühstück. Seit wir aufgewacht waren, hatten wir kein Wort mehr gewechselt, außer: „Willst du zuerst?“ „Nein, geh du nur.“ als er aufstehen wollte. Jetzt gingen wir stumm nebeneinander den Flur entlang zum Aufzug. Er wusste wahrscheinlich nicht, was er sagen sollte, während ich mich auf meinen Puls konzentrierte und sowieso ausgeschlossen war, dass ich einen kleinen Plausch anfangen könnte. Ich war angespannt und erwartete weitere Annäherungsversuche, wie gestern. Diesmal wollte ich gefasster sein, aber das setzte auch voraus, dass ich die ganze Zeit aufgeregt und fast schon erwartungsvoll war. Dass er bis jetzt nichts dergleichen getan hatte, war nun schon nahezu enttäuschend.
Wir gingen in den Aufzug, der praktisch auf uns gewartet hatte und Logan betätigte die Taste für das Erdgeschoss. Im Aufzug waren die Wände mit golden glänzenden Metallenwänden ausgekleidet. Im Spiegelbild neben mir betrachtete ich erst mich und dann neben mir Logan. Dieses Bild ließ mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Ich biss mir nervös auf der Unterlippe herum, bis er plötzlich meine Hand nahm. Ich hielt Inne und drehte langsam den Kopf zu ihm. Dabei konnte ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen, dass nur noch größer wurde, als er es erwiderte.
„Du bist so still.“ stellte er dann allerdings fest. Ich schüttelte den Kopf und zuckte gleichzeitig zurückhaltend mit der Schulter.
„Vielleicht bin ich noch müde.“ Ich schalt mich selbst innerlich für das, was ich gesagt hatte, aber ließ es mir nicht anmerken. Wer wäre müder von euch beiden? Du, die den ganzen Tag nur bei den Dreharbeiten zugesehen hat, oder Logan, der tatsächlich dem Dreh mitgewirkt hatte?! Ich wich reuevoll seinem Blick aus und er landete auf unseren Händen, die ineinander lagen. Mein Herz setzte kurz aus.
„Du bist seit gestern früh schon so müde.“
„Tut mir Leid, ehrlich, ich weiß auch nicht was mit mir ist.“ sagte ich sofort bestürzt und wollte verhindern, dass er sich Sorgen oder gar Vorwürfe machte.
„Passiert jedem mal.“ erwiderte er und kam näher. Er beugte sich zu mir und ich spürte seine Hand an meiner Wange, von der anderen Seite drückte er einen Kuss in mein Gesicht. Ich lächelte und Gott sei Dank war auch auf seinem Gesicht ein Schmunzeln zu sehen.
Als der Aufzug einen Ton von sich gab und die Türen aufgingen, sah ich, dass die Lobby voll von Leuten war. Erschrocken dachte ich daran, meine Hand aus Logans zu ziehen, aber er hielt sie so fest, als würde er das gar nicht erst zulassen. Deshalb vertraute ich ihm einfach und lief eilig hinterher, als er mich mit sich zog.
„Vielleicht hätten wir früher aufstehen sollten.“ sagte er nachdenklich und sein Blick flog durch den Eingangsbereich. Ich war der Meinung, wir hatten Glück, dass ihn niemand ansprach und uns damit lange aufhielt. Aber eigentlich konnte ich gar nicht wissen, ob das hier normale Gäste waren, oder ob sie nicht zur Filmcrew gehörten und damit Logans Anblick für sie schon zum Alltag gehörte, wie es für mich eigentlich auch hätte sein müssen.
Ich sah mir die Leute näher an, als wir zum Essbereich liefen, aber konnte weder irgendwelche Requisiten noch andere Utensilien feststellen, wie in der Halle, die die Leute eindeutig identifizierbar gemacht hätten.
„Wie lang… bleiben wir eigentlich noch hier?“
„Nicht mehr lang, heute und morgen vielleicht noch. Wieso, hast du was vor?“ fragte er und sah sich lächelnd zu mir um.
„Nein, nur so.“ erwiderte ich und grinste, als er wieder nach vorn sah. Wir hatten die dichte Menschenmenge hinter uns gelassen und nun liefen wir wieder nebeneinander. Als er meine Hand losließ, fiel mein Gesicht kurz in sich zusammen, aber als er dann die Tür für mich aufhielt erwiderte ich sein Lächeln wahrheitsgemäß.
Logan überholte mich im Saal, als ich mir die Tische ansah und das Gelände draußen, dass durch die hohen Fenster ersichtlich war. Er griff allerdings im Gehen auch wieder meine Hand und zog mich mit sich. Wir liefen zu einem Bereich in dem ein riesiges Buffet, aus mehreren Theken bestehend, aufgebaut war. Die einzelnen Aufbewahrungsfelder waren entweder gekühlt oder wärmten das Essen, dass in ihnen eingebettet war. Jeweils am vorderen und hinteren Ende des Raumes waren Speisen aufgetischt, wie Brot und andere Teigwaren, die keinerlei Wärmezufuhr oder Kühlung bedurften.
Von meinen wenigen Urlaubsaufenthalten her konnte ich sagen, dass ich warmes und kaltes Buffet sowieso liebte und schon nur der Anblick allein, der hier servierten Speisen, reichte um festzustellen, dass dieses Buffet meine Erwartungen weit übersteigen würde. Mein Magen knurrte bei der bunten Vielfalt und ich nahm mir ebenfalls begierig ein Tablett, als wir uns auf die Jagd begaben.
Während sich Logan auf die warmen Speisen beschränkte, griff ich vor allem zum frischen Angebot an Früchten. Auch Müsli und Toast schafften es auf mein Tablett.
Als wir uns einen Platz suchen wollten, stellte ich fest, dass es mehrere Bereiche hier gab, alle waren weitestgehend leer. Nur wenige Leute hatten sich offenbar noch zum Frühstück hier her verirrt. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass der Vormittag tatsächlich schon fortgeschritten war. Aber das war ja auch gut so. Logan hatte Schlaf gebraucht und ich ausnahmsweise auch. Außerdem hatten wir ja einpaar Stunden frei, wie Lisa gesagt hatte.
Logan lief voraus in einen der Bereiche, die nicht weiter als durch eine räumliche Begrenzung gekennzeichnet waren und ich folgte ihm. Wir suchten uns einen Tisch am Fenster, was ich gut fand, denn dann würde ich in Ruhe alles beobachten können. Sowohl was hier drinnen geschah, als auch was draußen vor sich ging.
Wir hatten gerade mit dem Essen an einem großen runden Tisch Platz genommen, da sah ich, wie Lisa, Logans Mom, sich lächelnd einen Weg durch die freien Tische zu uns bahnte. Sie sah aus, als wäre sie schon länger auf den Beinen.
„Guten Morgen.“ begrüßte sie zuerst mich und wuschelte dann, wahrscheinlich mit Absicht besonders grob durch Logans Haare, der sich sofort unter ihr wegduckte.
„Morgen Großer.“
„Morgen.“ sagten er und ich gleichzeitig. Er grinste über die Geste seiner Mom, aber beschäftigte sich weiter mit seinem Essen. Ich musste auch grinsen, als ich ihre Bindung förmlich spüren konnte.
„Ich hoffe, ihr habt euren freien Vormittag verplant, damit euch nichts mehr dazwischen kommt?“ lächelte sie und begutachtete dabei kurz unser Frühstück.
„Es kommt nichts dazwischen.“ beschloss Logan und schnitt sein Spiegelei.
„Dann ist ja gut.“ erwiderte Lisa und lächelte wieder. „Bleibt ihr auf dem Gelände?“ fragte sie nun und warf mir nur einen kurzen Blick zu, um sich dann zu ihrem Sohn zu beugen, der Essen in sich stopfte. Er nickte nur.
„Okay.“ erwiderte seine Mutter, dann wandte sie sich wieder zum Gehen. Allerdings tippte sie ihrem Sohn noch mal auf die Schulter. „Denk an die Vitamine.“ sagte sie und sah ihn eindringlich an. Sie ging dann davon und Logan warf ihr kurz einen wortlosen Blick hinterher. Wahrscheinlich unsicher darüber, ob sie ihn hören könnte, schluckte er und formte dann tonlos mit den Lippen die Worte: Es nervt. so dass nur ich es sehen konnte, bevor er weiter aß. Allerdings sah ich dann ein kleines Schmunzeln auf seinem Gesicht, dass mir bestätigte, dass er ihr nicht übel nahm, wie sie auf ihn achtete. Ich wandte mich mit einem kleinen Lächeln meinem Essen zu.
Ich schob mit einem Löffel den Joghurt auf seinem Müsli unter die Späne.
„Sag mal… wie lang sind wir schon… zusammen?“ fragte ich ihn und mein Herz klopfte als ich den Blick seiner azurblauen Augen erwiderte. Er kaute und schluckte runter, bevor er antwortete:
„Ich hab’s nicht vergessen, wenn du das meinst.“
„Ich hab’s nicht vergessen, wenn du das meinst.“
„Was? Nein, ich frage das ganz im Ernst.“ erwiderte ich und versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Ich hatte keine Ahnung von was er sprach. Meine Hand faltete nervös die hellgelbe Tischdecke, die vom Tisch auf mein Bein hing. Er schien kurz zu überlegen und sah irritiert aus. Er kontrollierte meinen Gesichtsausdruck und sagte dann:
„Fast ein Jahr.“ Ich konnte nicht verhindern, dass meine Augenbrauen kurz nach oben schossen.
„So…lang schon.“ sagte ich schnell und versuchte hilflos zu lächeln, um seinen starren Gesichtsausdruck zu lockern. Er hob tatsächlich kurz einen Mundwinkel. Jetzt verstand ich auch, was er gemeint hatte. Offenbar war bald unser…Jahrestag. Mir wurde kurz schwindlig.
Ich steckte schnell einen Löffel Müsli in meinen Mund. Er schien sich nicht länger Gedanken darüber zu machen und aß auch weiter.
„Ich hab die Zeit irgendwie aus den Augen verloren.“ versuchte ich mich trotzdem zu verteidigen. Ich wusste gleichzeitig auch, dass es nicht mal eine Notlüge sein musste, sondern das mir das wirklich hätte passieren können, wenn ich mit ihm unterwegs wäre. Logan antworte nicht, sondern lächelte nur kurz. Ich beobachtete einen Moment, wie er aß und sah dann auf dem Stuhl auf meiner anderen Seite eine Zeitung. Logan saß dem Stuhl gegenüber, sodass er sie nicht sehen konnte. Ich streckte die Hand danach aus und begann zu blättern. Das Datum wich gar nicht mal so sehr von dem ab, an das ich mich erinnern konnte und vor allem das Jahr stimmte, das beruhigte mich. Ich überflog einpaar Überschriften von Politik- und Wirtschaftsnachrichten ohne sie wirklich zu lesen und kam irgendwann im Klatsch- und Tratschbereich an. Was ich auf der ersten Seite sah, erschreckte mich so sehr, das meine Hand von der Zeitung extrem schnell zurückzuckte, als hätte ich mich verbrannt.
Logan bemerkte es.
„Was ist?“
„Nichts, ich lese nur… in der Zeitung.“ ich sah kurz zu ihm. Keine Ahnung wie geschockt ich tatsächlich aussah, er sah jedenfalls alarmiert auf.
„Steht wieder was über jemanden von uns drin?“
„Na ja…“ ich sah zurück und begutachtete das Bild, dass ein Paparazzi von uns auf der Straße gemacht hatte. Es sah so ähnlich aus, wie der Hotelvorplatz, wir liefen Hand in Hand. Logan war ziemlich groß im Vordergrund, er hielt zwar meine Hand, aber ich lief etwas versteckt hinter ihm und hatte eine Sonnenbrille auf. Wir waren beide von Blitzlichtern angestrahlt. Ich sah angestrengt aus, während sein Gesicht den Ausdruck zeigte, den ich so gerne sah. Dieses kleine ernste Lächeln, die aufgeweckten Augen, die irgendwas in der Ferne zu sehen schienen, auf das er erwartungsvoll zu lief.
„…Text ist da nur wenig.“
„Ist doch das Klatschblatt vom Resort, oder?“ fragte er und ich sah zu, wie er weiter aß. Ich klappte die Zeitung kurz zu und las das Titelblatt. Offenbar war es eine Zeitung, die eigens für die Leute raus gebracht wurde, die hier nächtigten oder zur Filmcrew gehörten. Ich zog meine Augen zusammen.
Keine Paparazzis, keine aufgeregten Gäste oder Fans, ein kurzer, unbeschwerlicher Arbeitsweg und ein Hotel, das offenbar zur Filmhalle gehörte, plus eine eigene Zeitung… Es kam mir vor, als wären die Filmstars hier bestens abgeschottet. Als könnte nichts und niemand hier plötzlich oder unbefugt auftauchen.
Ich warf einen Blick aus dem Fenster und suchte nach Anhaltspunkten. Vermutlich war es auch so. Dieses Gelände war weitestgehend abgesperrt und wer rein oder raus wollte, wurde eingehend geprüft. Das meinte er vermutlich mit dem „Resort“.
Ich sah dann zu Logan, der mich wieder eingehend anblickte und nickte endlich.
„Ja, genau.“ Er verdrehte darauf die Augen.
„Ich kann das Blatt nicht mehr sehen.“ sagte er und fragte dann allerdings: „Was steht diesmal drin?“ Ich lächelte kurz und sah wieder zu dem Foto, dass meinen Herzrhythmus kurz durcheinander brachte. Dann las ich die kurze Bildunterschrift und suchte die Seite nach einem Text ab, aber da war nichts.
„Bloß, dass wir hier Gäste für den Dreh von Run sind.“
„Bloß, dass wir hier Gäste für den Dreh von Run sind.“
„Hm.“ erwiderte er und trank aus seinem Glas. „Was willst du eigentlich heute machen?“
„Das fragst du mich? Es ist dein freier Tag.“ sagte ich verwundert.
„Ich hab doch meinen Spaß beim Dreh, du bist es doch, die sich die ganze Zeit langweilt.“
„Das langweilt mich kein Stück, ehrlich. Ich sehe gern zu!“ erklärte ich schnell. Er nickte zu meiner Verblüffung.
„Ja, stimmt, ich weiß. Wenn du willst, können wir ja mal in der Halle etwas herumstöbern. Vielleicht können wir uns mit einpaar Leuten unterhalten.“
„Das wäre der Wahnsinn!“ sagte ich und grinste ungläubig. Logan lachte und schien auf seinem Tablett etwas zu suchen.
„Ich dachte du könntest das Ganze schon nicht mehr sehen.“
„Doch, klar. Der Löffel ist da.“ wies ich ihn auf das Besteckstück hin, dass unter seinem Tellerrand versteckt war. Er fand ihn dann.
„Danke. Na dann tun wir das.“
„Bist du sicher?“ fragte ich noch einmal. In seinem Mund landete ein Löffel Wackelpudding und er antwortete gedämpft, allerdings grinsend:
„Sicher. Und jetzt iss dein Müsli, sonst wird es noch kalt.“