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Mark Brandis Junior: Eine alte Schuld

Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer / P12 / Gen
John Harris Mark Brandis Mark Brandis Junior Ruth O´Hara
07.10.2011
22.03.2012
9
19.528
 
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07.10.2011 2.697
 
Kapitel 4:     Bordroutine

Unterwegs!
Unterwegs, das hieß auch immer gleichbleibende Arbeiten, angehende Langeweile und langsam einschlafende Wachsamkeit.
Einschlafende Wachsamkeit bedeutete aber immer Gefahr. Ich versuchte alles, um der Routine zu entgehen. Eine einfache Übung war, die Kontrollen, die ich durchzuführen hatte, immer in einer anderen Reihenfolge zu tätigen. Das war schon ein Grund, warum man aufmerksamer sein musste, denn man durfte nichts übersehen.
Unterwegs, das hieß aber auch, sich weit weg träumen zu können unter dem hellen Schein der silberglänzenden Sterne.
Oft, wenn ich Wache hatte, besah ich sie mir und stellte mir vor, dass ich unter dem Licht der fernen Sonnen fliegen würde. Natürlich war dies mit der heutigen Technik nicht möglich. Kein Schiff, auch die Omegron II nicht, erreichte annähernd eine Geschwindigkeit, um auch nur unser Nachbarsystem aufzusuchen.
Nur ein einziges Schiff hatte es jemals geschafft. Nicht aus eigener Kraft, sondern unter Zuhilfenahme der Kraft eines Kometen. Niemals ist man hinter das wahre Geheimnis gekommen, wie genau das vonstattenging. Und niemand war bereit, ein Schiff und seine Besatzung aufs Spiel zu setzen, um es auszuprobieren. Es würde wohl ein Rätsel bleiben. Und nur ein Mensch konnte von sich behaupten, dort in der fernen Weite geboren worden zu sein: Ruth O`Hara.
Wenn sie auf Formularen angeben musste, wo sie geboren wurde, war der Unglaube groß. Oft fühlten sich die Personen auf den Arm genommen und sie hatte Probleme, die Betroffenen zu überzeugen. Meist nahm sie deswegen ihre Geburtsurkunde mit. Aber auch dann wurde ihr oft genug nicht geglaubt.
Was mochte aus Großvater geworden sein? Nie wieder kam eine Nachricht zur Erde – wie auch?
Wie immer musste ich mich gewaltsam aus meinen Träumereien reißen, um meinen Pflichten nachzukommen.

Auch auf der MLK hatte ich Pflichten gehabt, aber dort stand ich unter Aufsicht. Gut, der Commander beaufsichtigte mich auch, doch hatte er auch Besseres zu tun, als jeden meiner Schritte nachzuprüfen.
Captain! Das bedeutete Verantwortung; das bedeutete, selbstständig zu arbeiten und nicht nur das, ich war auch teilweise dafür verantwortlich, dass die anderen Abteilungen richtig arbeiteten. Wieder kam, zumindest zeitweise, das Gefühl der Verlorenheit in mir hoch. Doch es half nur eines: Zähne zusammen beißen und die Arbeit machen, für die ich ausgebildet wurde.

Als ich abgelöst worden war, machte ich meinen Rundgang. Ich kam mir ein bisschen albern vor, doch der Commander bestand darauf. Lieutenant Kasprow sah auf und grüßte mich. Ich grüßte zurück.
„Etwas Neues, Lieutenant?“
„Nein, Sir, da hätte ich mich schon gemeldet.“
Mich irritierte es noch immer, von einem Mann, der fast doppelt so alt war wie ich, mit Sir angesprochen zu werden. Doch ich musste an Steffen denken: Wollte ich warten, bis ich sechzig wurde? Ich unterdrückte ein Lächeln, verabschiedete mich und schloss die Tür wieder.
Ich musste einige Meter zurücklegen, um die nächste Abteilung zu betreten. Wer immer den Umbau geleitet hatte, hatte eine seltsame Einteilung gewählt. Direkt neben dem RC befand sich eine Toilette. Gegenüber befand sich das Ersatzteillager, erst danach kamen die nächsten Abteilungen. Neben der Toilette befand sich das NC. Tom Bauer begrüßte mich freundlich. Seine stets gute Laune war ansteckend und ich befand mich immer gerne in seiner Abteilung.
„Ah, Captain! Kommen Sie rein, ich kann Ihnen da etwas Interessantes zeigen.“
Lieutenant Bauer hatte immer etwas Interessantes zu zeigen. Für einen einfachen Kartenleser war er ein bemerkenswerter Mann. Kein Wunder, er hatte zeitweise unter Onkel Iwan gelernt und wenn er nur halb so viel aufgeschnappt hatte, wie der erzählte, dann war das Wissen dieses Fünfundzwanzigjährigen enorm.
„Sehen Sie sich das an, Captain.“
Ich bildete mir zwar ein, kein kompletter Laie zu sein, doch die Zahlenkolonnen, die er mir zeigte, waren für mich nur das eine: Zahlenkolonnen.
„Ich verstehe nicht ganz, Lieutenant. Was sind das für Berechnungen?“
Er wirkte fast ein bisschen enttäuscht.
„Das eine ist unsere Flugbahn, das andere ist die Flugbahn der Trümmer von Interplanar VI.“
Ich zog die Augenbrauen hoch.
„Das ist verdammt nahe. Haben Sie die Brücke schon verständigt?“
„Selbstverständlich, Sir. Gerade eine Minute bevor Sie eingetreten sind.“
„Wie kamen Sie darauf, die Flugbahn zu berechnen? Und wann wird das Zusammentreffen sein?“
„Morgen um 1137. Und wir werden nicht wirklich zusammenstoßen, unser Kurs führt uns 9835 Meter daran vorbei.“
Das war, in kosmischen Entfernungen gerechnet, hautnah.
„Was sagt der Commander dazu?“
„Dem ist das zu nahe, er möchte einen Ausweichkurs von mir haben. Das Kästchen läuft schon.“
Das Kästchen, wie er sein Instrument so zärtlich nannte, war ein Computer neuster Bauart. Er war gefüttert worden mit allen möglichen Koordinaten und Flugbahnen.
„Was Sie mir noch nicht verraten haben, ist, wie Sie darauf kamen, die Flugbahn zu berechnen.“
„Routine, Sir. Ich kann ja nicht immer warten, bis die Brücke einen neuen Kurs braucht und auch das Verfolgen des Kurses nimmt nicht viel Zeit in Anspruch, also berechne ich noch ein paar Sachen, damit die Zeit umgeht.“
Ich lächelte.
„Gute Arbeit, Lieutenant.“
„Danke, Sir. Ah, da spuckt das Kästchen auch schon einen neuen Kurs aus. Werde mich gleich mal auf der Brücke melden.“
„Tun Sie das! Ich werde dann mal wieder gehen. Bis zum nächsten Mal.“
„Ja, Sir, bis zum nächsten Mal.“
Als ich das NC verließ, hörte ich noch, wie er mit der Brücke sprach. Ich überquerte erneut den Flur und betrat das FK.

Auch hier summte es aus allen Ecken, und nebenbei schwirrte ein Stimmenwirrwarr durch den Raum. Aus unzähligen Lautsprechern erklangen viele Stimmen, die sich zum Teil vermischten. Keine Ahnung, wie Lieutenant de Gallion dort etwas heraushörte, dennoch wusste ich, dass er jedes Gespräch verfolgen konnte.
Er saß auf seinem Stuhl und hielt sich einen Kopfhörer an das rechte Ohr und lauschte sehr konzentriert auf das Gespräch, welches er verfolgte.
Als er mich bemerkte, hob er abwehrend die Hand. Er wollte nicht gestört werden. Es war mir bekannt, dass der Lieutenant in solch einer Situation noch einige Zeit benötigte, deswegen stellte ich mich ruhig in den Türrahmen und wartete ab.
Schließlich setzte er den Kopfhörer ab und nickte.
„Entschuldigung, Sir. Ich dachte, es wäre etwas Wichtiges, aber es war nur ein Gespräch zwischen zwei Frachterpiloten. Kann ich etwas für Sie tun?“
„Nein, danke, Lieutenant. Ich bin nur auf meinem Rundgang. Gibt es was Neues?“
„Eine Menge, Sir. All diese Funksprüche bergen Neuigkeiten. Zum Beispiel hat ein Frachtercaptain, der Gemüse geladen hat, einen Ungezieferbefall. Die ganze Besatzung ist dabei, den kleinen Tierchen den Garaus zu machen, aber wohl nur mit mäßigem Erfolg. Die Gloria meldet eine Kindsgeburt und...“
„Danke, Lieutenant.“
Ich wusste genau, wollte man nicht stundenlang solche Meldungen hören, musste man ihn unterbrechen. Unser Funkoffizier hätte lieber zum Rundfunk gesollt, er hörte seine Stimme viel zu gern.
„Ach, Sir, noch eines. Sie baten mich darum, Ihnen spezielle Neuigkeiten zu melden. Die Martin Luther King ist gegenwärtig auf einem Medikamentenflug.“
„Danke, Lieutenant.“
Medikamentenflug, das bedeutete, dass ein Schiff zwar keine ärztliche Hilfe benötigte, dennoch ein Besatzungsmitglied krank war und die benötigte Arznei nicht vorrätig oder bereits aufgebraucht war. Auch dafür war die UGzRR da.
„Bis später dann.“
„Bis später, Sir.“
Ich verließ das FK und betrat das Technische Überwachungscenter, kurz TÜ. Diese Abteilung war raummäßig die größte. Die gesamte hintere Breite wurde von ihr eingenommen. Dahinter schloss sich nur noch der Antrieb an, der alle drei Decks ausfüllte.
Steffen war nicht zu sehen, als ich in das TÜ kam. Sollte er sich gerade auf seinem eigenen Rundgang befinden? Nun, in diesem Fall würde ich auf dem Rückweg noch einmal hier reinschauen müssen. Gerade als ich wieder gehen wollte, sah ich flüchtig eine Bewegung. Ich stutzte. Dann sah ich, was sich dort bewegt hatte. Es waren die Beine unseres Bordingenieurs. Steffen lag unter einem der Schränke am hinteren Ende seines Bereiches. Nur die Füße und ein kleiner Teil der Beine waren zu sehen.
Ich trat an die Stelle und räusperte mich laut. Es geschah genau das, was ich mir gedacht hatte. Ein leiser „Bums“ und ein lauter Fluch. Vor sich hin schimpfend, kroch Steffen aus seinem Verschlag.
„Wer zum Henker...“, dann erblickte er mich.
„Sir, was kann ich für Sie tun?“
Es klang mürrisch und übellaunig.
„Probleme, Lieutenant?“
„Nur ein lockeres Scharnier, Sir. Nichts Weltbewegendes, aber nervig. Vor allem die Stelle, an die es angebracht wurde.“
Ich schmunzelte.
„Dann komme ich wohl ungelegen?“
„Darf ich offen sprechen, Sir?“
Ich sah mich um. Keiner in der Nähe.
„Klar.“
„Musstest du mich so erschrecken?“ Er rieb sich die Stirn. „Das Ding ist nervig genug, auch ohne dass man mich erschreckt und ich mir meine Birne anstoße.“
Er war richtig sauer und ich konnte es ihm nicht einmal verübeln.
„Du hast Recht. Tut mir leid, aber die Versuchung war einfach zu groß.“
„Ach?“ Er machte weiterhin ein finsteres Gesicht, doch man sah ihm an, dass es ihm immer schwerer fiel.
„Ich denke, Sir, ich werde mich bei Gelegenheit revanchieren, bei allem Respekt.“
Ich wusste genau, dass es geschehen würde und auch das konnte ich ihm nicht verübeln.
„Habe ich wohl dann verdient?“
„Sehe ich auch so.“
Jetzt grinste er doch.
„Hast du was Besonderes? Wenn nicht, mache ich meinen Rundgang zu Ende.“
„Außer dem Scharnier ist hier alles in Ordnung. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich dich begleiten, muss auch noch durch die anderen Decks und außerdem habe ich Lust auf einen Kaffee.“
„Da sage ich auch nicht nein, los komm.“
Wir verließen das TÜ und kletterten den Abstieg hinunter auf das nächste Deck. Hier waren neben den Kabinen nur das Bad, ein Computerraum und die Messe untergebracht. Dieses Deck hoben wir uns für den Abschluss auf und stiegen weiter nach unten auf das Frachtdeck.

An Backbord und Steuerbord befanden sich die beiden Dingikammern. Meines Wissens war die Omegron II in ihrer jetzigen Form das einzige Schiff, welches zwei Dingis hatte. Der eine Grund war die relativ große Besatzung, der andere lag in der Beschaffenheit unserer Mission. Mit zwei Dingis konnte man ein Gebilde wie die Pilgrim 2000 einfach doppelt so schnell erkunden und man musste nicht warten, bis der erste Trupp zurück war, um einen zweiten loszuschicken.
Beide Dingis waren fest in ihren Halterungen. Weder Steffen noch ich hatten etwas zu beanstanden.
Danach kamen die beiden Frachträume. Hier stapelte sich allerlei an Ausrüstung, die die Wissenschaftler als unverzichtbar deklariert hatte. Neben Jetpacks, die an der Wand hingen, sah man die neusten Hilfsmittel. Flammenwerfer der neusten Generation und allerlei Flaschen mit chemischen Mitteln würden uns vor den Ratten sichern. Ohne hätten wir wohl kaum eine Chance, sicheren Fußes die Gegend zu erkunden. Man war nicht eben sparsam gewesen, als die Expedition ausgerüstet wurde.
Die Ladung befand sich im tadellosen Zustand. Nichts konnte sich in ein Geschoss verwandeln, auch bei extremen Flugmanövern nicht.

Zu guter Letzt befand sich auf diesem Deck ein hydroponischer Garten. Die Küche konnte hier auf eine Menge frisches Grünzeug zurückgreifen und auch die Luftaufbereitungsanlage war froh, nicht alleine für alles verantwortlich zu sein.
Steffen hatte hier einiges zu prüfen und ich half ihm dabei.
Luftfeuchtigkeit, Druck, Wasserstand, jede Kleinigkeit musste überprüft werden.
Die Innenseite des Gartens war vollständig mit einem Kunststoff ausgekleidet, ansonsten hätte die Feuchtigkeit hier dazu geführt, dass sich schnell Rost und Schimmel gebildet hätte.
Steffen war zufrieden mit seinen Ergebnissen, also verließen wir den Garten wieder. Nun mussten wir das Schiff fast gänzlich von vorne nach hinten durchwandern. Zwar hätten wir auch über den Garten in das darüber liegende Deck gelangen können, aber dies hätte nur bedeutet, die Strecke an anderer Stelle zurückzulegen.

Auf diesem Deck gab es am wenigsten zu kontrollieren. Hier befanden sich vor allem die Kabinen der Besatzung. Neben der Wendeltreppe, die den Auf- und Abstieg ermöglichte, befand sich das Badezimmer. Ein schöner Begriff für einen Raum, so groß, dass man sich kaum rühren konnte. Dennoch war es für ein Schiff fast purer Luxus. Ein Blick verriet mir, dass alles in Ordnung war.
Nun gingen wir an den Kabinen vorbei, bis wir zum Computerraum kamen. Er war verwaist, die Wissenschaftler befanden sich wohl nach wie vor im Labor und brüteten dort über ihren Problemen. Hier machte Steffen einige Tests. Danach gingen wir zu dem letzten Punkt unseres Rundgangs: Die Messe mit der angeschlossenen Kombüse.
„Sirs, was kann ich für Sie tun?“
Sergeant Harris sah uns freudig entgegen. Er war immer froh, wenn er etwas für unser leibliches Wohl tun konnte.
„Zuerst die Kontrolle, dann einen Kaffee, wenn möglich.“
„Er steht frisch aufgebrüht bereit, Captain.“
„Gibt es etwas?“
„Nichts, Sir. Alles ruhig. Zu ruhig, wenn Sie mich fragen. Keiner kommt und will etwas. Aber bald ist ja Essenszeit!“
Das war es allerdings und es roch verführerisch. Was immer er mal wieder kochte und brutzelte, es war bestimmt wieder ein kulinarischer Genuss.
Steffen war inzwischen fertig mit seinen Kontrollen und wir nahmen uns jeder einen Becher mit dem schwarzen Getränk. Wir setzten uns und nippten vorsichtig an unserem Kaffee. Steffen entschied jedoch, dass er ihm noch zu heiß war. Er setzte seinen Becher ab und sah zu unserem Koch hinüber, den man durch die Durchreiche hantieren sah.
„Was gibt es denn heute, Direktor?“
Der Angesprochene verzog keine Miene. Den Spitznamen hatte er schon von Anfang an weg. Wahrscheinlich auch nicht erst auf diesem Schiff.
„Zu Beginn eine leichte Brühe, dann Hackbraten, Kartoffeln und gedünstetes Lauchgemüse. Zum Abschluss gibt es Eis, allerdings nur für artige Kinderchen.“
Neben dem Commander und dem Biologen, war unser Koch der Älteste der Besatzung und dies unterstrich er gerne, vor allem bei Leuten wie Steffen und mir. Vor allem, wenn man ihn vorher mit Direktor angesprochen hatte.
„Und wer bestimmt, ob wir artig waren?“
„Ich natürlich.“
Sein Gesicht verwandelte sich in eine Berglandschaft, als er es zu einem breiten Grinsen verzog.
„Aber ich habe einen höheren Rang!“
„Sir“, er betonte dieses Wort, als wolle er es zweimal unterstrichen sehen. „In meinem Bereich bin ich der Chef und als Direktor bin ich sowieso der Oberste.“
Steffen machte ein betroffenes Gesicht.
„Und wenn ich von jetzt an ganz artig bin?“
„Wir werden sehen.“
Es war ein Dialog, den es nicht erst einmal gegeben hatte und bestimmt auch nicht das letzte Mal geführt werden würde. Dennoch war es immer wieder amüsant, ihn zu verfolgen.
Wir tranken unseren Kaffee leer und verabschiedeten uns von unserem Koch. Der Rundgang war beendet, nun musste ich nur noch die Brücke unterrichten und mein „Keine besonderen Vorkommnisse“ loswerden. Dann hatte ich noch eine knappe halbe Stunde, bis es was zu Essen gab.

*** *** ***

Der tägliche Trott wurde bald unterbrochen. Fast in Vergessenheit war geraten, dass dies nicht nur ein Flug zu einer Mission war, sondern eben auch ein Testflug. Alle Neuerungen mussten auf Herz und Nieren geprüft werden.

Als ich mich nach einem harten Tag auf meiner Koje ausstreckte und ein wenig Augengymnastik betreiben wollte, gellten die Alarmglocken.
Für einen, der noch vor gar nicht allzu langer Zeit lange gebraucht hatte, um sich aus den Federn zu kämpfen, war ich blitzschnell wieder auf den Beinen. Ich zog mir eine Jogginghose über, hastete die zwei Aufgänge hoch und setzte mich auf meinen gewohnten Sessel. Der Commander saß auf seinem und war natürlich bereits angeschnallt. Ich griff nach den Gurten und tat es ihm nach.

Ein Blick auf die Instrumente sagte mir, dass nichts Außergewöhnliches geschehen war. Ich drehte mich zu unserem Commander um und sah in ein ernstes, jedoch nicht beunruhigtes Gesicht.
„Eine Minute Fünfundvierzig. Nicht schlecht, aber bei Weitem nicht gut genug. Das muss sich erheblich steigern.“
„Sir?“ Ich sah ihn verwirrt an.
„Das beste Schiff wird uns nichts nützen, wenn die Besatzung, angefangen mit dem Piloten, nicht rechtzeitig die richtigen Knöpfe drückt.“
Es war also nur ein Test gewesen. Und nachdem ich halbwegs den Überblick über die Situation gewann, schien der Test auch nur für mich stattgefunden zu haben, denn die anderen Stationen hätten sich ansonsten längst gemeldet.
„Ach, Captain, noch eines.“
Ich sah ihn an.
„Ich erwarte von meinen Offizieren, dass sie bei einem Alarm so schnell wie möglich hier erscheinen. Das bedeutet auch, dass sie nicht erst anfangen, sich anzuziehen und sich fein zu machen, sondern umgehend, so wie sie sind!“
„Aye, aye, Sir.“
Ich nahm mir vor, mich zukünftig vom ordnungsgemäßen Zustand meiner Unterwäsche zu überzeugen, bevor ich mich hinlegte.
„Gut, Captain. Sie können dann wieder gehen.“
Er nickte mir zu und ich nickte zurück. Wesentlich langsamer als der Aufstieg, ging der Abstieg vonstatten. Ich schloss meine Kabinentür, zog die Jogginghose wieder aus, legte mich auf meine Koje und dachte nach.
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