Mark Brandis Junior: Eine alte Schuld
von Ender Wiggin
Kurzbeschreibung
Mittlerweile hat auch Mark Brandis Junior die VEGA Akademie durchlaufen und hat sie erfolgreich abgeschlossen. Zum Lieutenant befördert, wurde er dem Projekt Zypro zugeteilt. Als Zweimannjäger konzipiert, sollen sie die Nachfolge der Tauruszerstörer antreten. Auch Steffen, Marks bester Freund, wurde diesem Projekt zugeteilt. Doch nun geht das Projekt seinem Ende zu und auf Mark Junior warten neue Herausforderungen, die ihn diesmal an die Seite seines Vaters führen sollen.
GeschichteAbenteuer / P12 / Gen
John Harris
Mark Brandis
Mark Brandis Junior
Ruth O´Hara
07.10.2011
22.03.2012
9
19.528
07.10.2011
2.566
Kapitel 3: Start
Die letzten Vorbereitungen, die ich auf der Erde erledigen konnte, zogen sich hin.
Meine Zweifel blieben mir erhalten, so beschloss ich, mich mit Steffen darüber zu unterhalten.
„Mein lieber Captain, was erwartest du denn? Dass alle Besatzungsmitglieder jünger sind als du? Oder nicht so erfahren wie du? Wann willst du denn den Rang eines Captain erhalten? Mit sechzig? Denn bis dahin kann es dir immer passieren, dass Mitglieder deiner Besatzung älter sind als du. Und die Erfahrung? Mensch, Mark, sieh das Ganze doch positiv: Du profitierst von einem ungeheueren Erfahrungsschatz. Du kannst auf Ressourcen zurückgreifen, von denen jeder andere nur träumen kann. Und du fliegst unter dem erfahrensten Commander, den du dir vorstellen kannst. Was willst du mehr?“
„Und wenn ich Fehler mache?“
„Nicht wenn, du wirst Fehler machen! Sie werden aber nur dazu dienen, dass du es zukünftig besser machst. Ich bin jetzt schon eine Weile unter dir geflogen und da hast du auch Fehler gemacht, aber du hast sie immer nur einmal gemacht. Wenn dir die Meinung eines kleinen, unerfahrenen Lieutenant etwas bedeutet, ich kann mir meinen Vorgesetzten schlimmer vorstellen.“
Das zu hören tat gut, dennoch blieben ein paar Zweifel zurück.
„Wie soll ich aus dem Erfahrungsschatz – wie du es nennst – schöpfen, ohne dabei meine Autorität zu verlieren?“
„Deine Autorität ist nicht in Gefahr. Die ist durch deinen Rang und das Bordreglement geschützt. Was aber zählt, ist nicht deine Autorität, sondern der Respekt der Besatzung. Den aber musst du dir verdienen. Sei dir sicher, das wird vielleicht nicht leicht werden, aber du kannst ihn ganz schnell wieder verlieren, wenn du dich als Captain herausstellst, der meint, alles besser zu können.
Du hast mir einiges über dein Praktikum auf der MLK erzählt. Denk einfach an das Verhalten der Besatzung an Bord dieses Schiffes.
Der Commander hat auch Vorschläge angenommen und nicht nur von seiner Besatzung, sondern auch von dir. Er hat gelernt, auf solche Quellen zurückzugreifen. Und? Hat er dadurch Autorität verloren, oder Respekt?“
„Ganz im Gegenteil!“
„Siehst du? Es ist nicht schlimm, auf die Ratschläge der Besatzung zu hören, schlimm ist, nicht auf sie zu hören. So was ist engstirnig, so was ist größenwahnsinnig und kann sehr fatal enden.
Was also hast du zu befürchten?“
„Aber ich kann doch nicht einfach irgendwelche Vorschläge annehmen.“
„So wie die Besatzung lernen muss, dir zu vertrauen, wirst du lernen müssen, der Besatzung zu vertrauen. Das geht nicht von jetzt auf gleich, es braucht seine Zeit. Dennoch wirst du es lernen und wissen, welchen Vorschlägen du blind vertrauen kannst und welchen nicht.
Wie wäre es denn, wenn du unserem Commander zuschaust? Da kannst du bestimmt einiges lernen. Ich weiß, du wirst ein paar Probleme damit haben, schließlich ist er nebenbei noch dein Vater. Aber wenn du das alles außen vor lässt, dann, denke ich, wirst du einiges erfahren und, wenn das Wortspiel erlaubt ist, Erfahrungen sammeln.“
Steffen grinste. Ich versuchte, mein Gesicht auch zu einem solchen zu überreden, anscheinend gelang es nicht wirklich, denn Steffen verzog das Gesicht und klopfte mir auf die Schulter.
„Nun lass mal den Kopf nicht hängen, du schaffst das, da bin ich mir völlig sicher. Wäre doch das erste Mal, dass mein Freund Mark Brandis etwas nicht schafft.“
Seine Zuversicht tat gut und auch seine Ratschläge waren dazu angetan, meine Stimmung zu heben. Ich atmete tief durch.
„Du hast Recht, ich glaube, ich mache mir viel zu viele Sorgen.“
„Das bringt die Stellung so mit sich. Warte mal ab, wenn du eines Tages Commander wirst. Das wird einige Magengeschwüre mit sich ziehen und viele schlaflose Nächte.“
Steffen machte ein so sorgenvolles und ernstes Gesicht, dass ich anfangen musste zu lachen. Er stimmte mit ein, konnte allerdings einen Kommentar nicht unterdrücken.
„Sir, es ist unangepasst, über einen Untergebenen zu lachen, wenn ich mir die Anmerkung erlauben darf, bei allem Respekt.“
„Sie haben Recht, Lieutenant!“ Mein Gesicht wurde wieder ernst. „Untergebene sind nicht zum Auslachen da, sondern zum Dienen. Wenn Sie also bitte meine Schuhe auf Hochglanz polieren könnten!“
„Vergiss es! So was ist seit einer Million Jahren nicht mehr angesagt.“
Er machte ein entrüstetes Gesicht.
„Meuterei!“
„Nein, Sir, Menschenrechte!“
„Wer hat Ihnen denn davon erzählt?“
„Sie!“, war die knappe Antwort.
Es gab vieles, was in meinem Leben nicht ideal verlaufen war. Anderes war fast wie ein Wunder, aber einen Freund zu finden wie Steffen, war mit Abstand das Allerbeste, was mir widerfahren war. Jeder konnte sich glücklich schätzen, der solch einen Freund hatte. Ich hoffte sehr, dass unsere Freundschaft niemals enden mochte.
*** *** ***
Stundenlang saß ich im Cockpit der Omegron II und versuchte, mich in die Bedienung der einzelnen Knöpfe einzufinden. Selbst die MLK hatte nicht annähernd so viele Bedienfunktionen. Immer wieder ging ich einzelne Möglichkeiten durch, bis ich im Schlaf wusste, wo welcher Knopf sich befand. Es war anstrengend, aber notwendig. Im Notfall konnte ich nicht das Handbuch zur Hilfe nehmen, um zu erfahren, wie ich die Schleuse schloss oder Schub gab.
Hin und wieder sah mir der Commander dabei zu. Die ersten Male machte mich das nervös, doch ich gewöhnte mich dran. Nie mischte er sich ein, in das, was ich tat. War dies nun ein gutes Zeichen, oder eher ein schlechtes? Ich entschied mich dafür, dass es ein gutes Zeichen war. Der Commander würde niemals zulassen, dass ein Besatzungsmitglied nicht voll und ganz sein Element beherrschte.
Mühsam lernte ich alles, bis ich mir sicher war, alles zu beherrschen. Ich lehnte mich, als ich zu dieser Erkenntnis kam, in meinem Sessel zurück und schloss die Augen, um zu prüfen, ob ich wirklich wusste, ohne hinzusehen, wo sich welches Bedienelement befand. Ich merkte nicht, wie der Commander die Brücke betrat.
„Na, schon müde?“
Ich schreckte hoch.
„Nein, Sir, ich wollte nur...“
„...sichergehen, ob Sie auch mit geschlossenen Augen alles finden. Ich habe das früher genauso gemacht. Dennoch kann ich mich nicht erinnern, dass ich das in einer meiner Aufzeichnungen erwähnt hatte.“
„Soweit ich mich erinnere, kam das tatsächlich nicht vor.“
„Erstaunlich. Aber lassen wir das. Ich sehe, Sie sind bereit für einen letzten Test.“
„Ein Test, Sir?“
„Ja, im Simulator. Ich habe mir schon gedacht, dass wir den heute brauchen werden.“
Ich sah ihn erstaunt an.
„Woher ich das weiß? Ein Commander, der nicht über alles im Bilde ist, ist ein schlechter Commander. Kommen Sie. Wir wollen die Techniker nicht warten lassen.“
*** *** ***
Es war erstaunlich, man konnte wirklich glauben, man befände sich noch im Cockpit der Omegron. Alles war an seinem Platz, aber das war ja auch Sinn der Sache. Unsinnig wäre es, hier zu proben und auf dem Schiff nichts mehr zu finden.
Ich setzte mich auf den Pilotensessel, der Commander auf den für ihn reservierten. Ich studierte die Anzeigen, um bereit zu sein, dann legte ich die Gurte an. Ein Blick über die Schulter verriet mir, dass der Commander das gleiche getan hatte. Er saß da und hatte die Augen für einen Moment geschlossen, wie um sich besser konzentrieren zu können. Dann öffnete er sie wieder und sah mich hellwach an.
„Fertig machen für ein erstes Manöver.“
„Fertig machen für Manöver, aye, aye, Sir!“
Die Scheibe vor mir nahm plötzlich die Farbe von schwarzem Samt an, verziert mit unzähligen Diamanten und einem gleißenden Licht zu meiner Linken. Die Simulation war perfekt. Ich befand mich im All, zumindest hätte ich das jedem gesagt, der mich gefragt hätte. Nur ein kleiner Teil, ganz weit in meinem Unterbewusstsein verborgen, sagte mir, dass es nur ein Simulator war.
Hatte ich gedacht, die Sitzungen im Cockpit wären anstrengend, so erwies sich der Aufenthalt im Simulator als körperlich und geistig anstrengender, als alles, was ich bisher erlebt hatte.
Wir vollführten Flugmanöver über Flugmanöver. Jedes Einzelne so atemberaubend wie das andere. Wäre Raumfahrt so anstrengend, wie diese vier Stunden im Simulator, ich hätte sie wieder aufgegeben. Dennoch muss ich zugeben, dass die Techniker ihr Handwerk verstanden und auch die Auswahl der Simulationen war hervorragend ausgesucht worden.
Nach den vier Stunden fühlte ich mich, als hätte ich einen Gewaltmarsch hinter mir und gleichzeitig eine Woche nicht geschlafen. Ich war schweißüberströmt, als der Commander schließlich das Ende dieser Einheit bekannt gab.
„Hervorragende Arbeit, Captain. Das sage ich nicht oft, also können Sie sich was darauf einbilden. Allerdings nicht so lange. Sie sollten sich lieber ausruhen. Morgen früh 0800 erfolgt der richtige Start.“
„Morgen schon, Sir?“
„Ja, ich denke nicht, dass noch jemand irgendwelche Übungen nötig hat. Je schneller wir starten, desto schneller sind wir wieder hier.“
Mit hochgezogenen Augenbrauen fügte er noch hinzu:
„Ein bisschen Zeit ist ja noch bis zum Start, vielleicht wollen Sie mich begleiten? Ich fahre gleich nach Hause.“
War es vorschriftsmäßig, seinen Commander anzugrinsen? Ich wusste es nicht. Wäre es gegen das Reglement, konnte er mich ja zurechtweisen.
„Herzlich gerne, Sir.“
„Dann kommen Sie.“
*** *** ***
Mutter war wohl eingeweiht, zumindest bereitete sie gerade ein ausführliches Abendessen zu, als wir eintraten.
Ich wartete, bis Vater und sie sich begrüßt hatten, dann war ich an der Reihe, sie zu umarmen. Sie verzog das Gesicht.
„Buh! Sag mal, legt man keinen Wert mehr auf Hygiene bei euch Offizieren?“
„Doch, Ma´am! Nur nach dem Dienst war keine Möglichkeit mehr, zu duschen. Der Commander bestand auf eine baldige Abfahrt.“
„Dann: Marsch, marsch unter die Dusche. In einer halben Stunde ist das Essen fertig, da will ich dich frisch und sauber vor mir sehen.“
Ich grinste: „Aye, aye Ma´am!“
Sie wedelte mit der Hand und scheuchte mich aus der Küche. Beim Verlassen sah ich noch, wie sie ihren Mann erneut in die Arme schloss.
Geduscht, rasiert und mit neuem Outfit saß ich fünfundzwanzig Minuten später an unserem Esstisch. Der Tisch war bereits gedeckt und aus der Küche duftete es herrlich nach Fleisch und Gemüse. Mir lief das Wasser im Munde zusammen. Das würde wohl für sehr lange Zeit das letzte Mal sein, dass ich mich von den Kochkünsten meiner Mutter verwöhnen lassen durfte.
Der Abend verlief ruhig. Vater und ich vermieden es, ein dienstliches Thema anzuschneiden, oder gar über die Reise zu reden. Allerdings gab es auch so genügend Gesprächsstoff. Erst gegen Ende, ich wollte gerade in mein Bett verschwinden, brachte Mutter das Gespräch noch einmal in diese Richtung.
„Hast du jetzt schon eine Ahnung, wie lange euer Ausflug dauern wird?“
Vater sah sie nachdenklich an.
„Nicht genau, der Flug hin wird wohl um die zwölf Wochen dauern, dann kommt es darauf an, wie schnell wir vorankommen mit dem Erkunden. Ich rechne grob mit sieben Monaten, aber du weißt ja selbst, so was lässt sich schwer planen.“
„Das Ganze gefällt mir nicht, Mark. Der Bericht von deinem letzten Aufenthalt auf dieser vermaledeiten Station klang alles andere als nach: Da will ich noch einmal hin.“
„Ich weiß! Doch ich habe noch eine Schuld einzulösen und diesmal sind wir vorbereitet und wissen genau, was uns erwartet. Das war das letzte Mal nicht so. Diesmal geht bestimmt alles gut.“
„Ich hoffe es sehr und gib auf deine Besatzung Acht!“
Sie warf mir einen schnellen Blick zu. Nicht schnell genug, Vater merkte es natürlich.
„Du bekommst deinen Captain da unversehrt zurück, ich verspreche es.“
„Wie war das mit dem Vorhersagen?“
„Gut, ich werde alles Menschenmögliche tun, damit er zurückkommt.“
„Damit will ich mich zufrieden geben.“
Dann sah er mich an.
„Und du: Davon will ich kein Wort an Bord der Omegron II hören, verstanden?“
„Aye, aye, Sir!“
Ich versuchte, ernst zu bleiben, aber es gelang mir nicht ganz. Ich sagte „Gute Nacht“ und verschwand in mein Zimmer. Ruth O'Hara war schon ein wundervoller Mensch. Ein klein bisschen gönnte ich dem Commander die missliche Lage, aber nur ein ganz klein wenig.
Als ich im Bett lag und die Augen schloss, sah ich vor mir die Armaturen des Schiffes, welches für mehrere Monate meine Heimat sein sollte. Ich freute mich auf die Reise. Nur eines ließ mich nach wie vor schaudern. Ich weiß nicht, ob ich es schon einmal erwähnt habe: Ich hasse Ratten!
Bald danach schlief ich ein. Nicht eine Ratte fand den Weg in einen meiner Träume. Dann klingelte der Wecker und der Tag der Abreise war angebrochen. 0500. Was für eine Zeit.
*** *** ***
Um 0715 begannen der Commander und ich, die Checkliste durchzugehen. Waren es früher um die einhundert Punkte, die abzuarbeiten waren, so waren es hier 221 einzelne Checks, die durchzuführen waren, um einen ordnungsgemäßen Start zu sichern.
Keine der Anzeigen zeigte eine Fehlfunktion. Alle Lampen brannten grün. Die letzten Punkte waren schnell erledigt.
„Höhenmesser?
„Checkt. Null Meter. Anzeige grün.“
„Automatik?“
Ich betätigte den Schalter. Wie zu erwarten war, brannte das grüne Licht.
„Checkt. Automatik aus.“
Der Commander machte einen weiteren Haken an die Liste. Damit waren auf Seiten der Brücke die Startvorbereitungen abgeschlossen. Er reichte mir die Liste und ich zeichnete gegen. Danach meldete ich:
„Brücke bereit zum Start.“
„Holen Sie die Klarschiffmeldungen ein.“
„Klarschiffmeldungen einholen. Aye, aye, Sir! Brücke an Technik. Frage: Klarschiff?“
„Technik an Brücke, Klarschiff. Schleuse gesichert, alle Anzeigen normal. Technik ist klar zum Start.“
Steffens Stimme klang ein bisschen blechern, doch das lag einzig an der Sprechanlage. Ansonsten klang sie ruhig und sicher.
„Danke, TÜ. Brücke an RC. Die Klarschiffmeldung.“
Sergei Kasprows Stimme dröhnte aus dem Lautsprecher. Aus einem mir unerfindlichen Grund konnte der Radarcontroller nicht leise sprechen. Bei ihm klang es immer so, als ob er sich ohne Sprechanlage verständlich machen musste.
„RC klar zum Start, keine Kontakte.“
„Danke, RC. Brücke an NC, bitte Ihre Klarschiffmeldung.“
Tom Bauer konnte es nicht ganz verbergen, wo er aufgewachsen war. Ein leichtes Sächseln war in jedem seiner Sätze zu vernehmen.
„NC an Brücke. Alles Grün, Kurs errechnet, müsste bereits auf Ihrem Schirm erschienen sein. Klarschiff zum Start.“
Er sagte es zwar nicht, aber irgendwie hörte ich das angehangene „nu“ dennoch.
„Danke, NC. Brücke an FK. Ihre Klarschiffmeldung, bitte.“
„Momentan keine Meldung, alles im grünen Bereich. FK hat Klarschiff.“
Ich sah den Commander an, die Meldung war nicht ganz vorschriftsgemäß. Dieser schien es aber überhört zu haben, also wollte ich auch kein Aufhebens darum machen. Dennoch, ein kleiner Hinweis konnte nicht schaden.
„Danke, FK. Bitte halten Sie sich zukünftig an die Vorschrift zum Melden von Klarschiff.“
„Aye, aye, Sir.“
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Commander zufrieden nickte. Ich durfte ihn nicht unterschätzen, niemals. Er bekam alles mit.
„Brücke an Kombüse, bitte die Klarschiffmeldung.“
„Alles gesichert, keine Beanstandungen. Klarschiff zum Start, Sir.“
„Danke, Kombüse. Brücke an Labor, bitte Ihre Klarschiffmeldung.“
Das Labor beherbergte zu diesem Zeitpunkt unsere drei Wissenschaftler. Da sie keine für den Bordbetrieb wichtigen Funktionen innehatten, war hier nur die Meldung erforderlich, dass die Materialien gesichert waren und die Wissenschaftler angeschnallt auf ihren Plätzen saßen. Als „Melder“ war Professor Adrian auserkoren worden. Zwar hatte sie sich zuerst gesträubt, doch ein energisches Wort aus dem Mund des Commanders hatte sie dann doch überzeugt. Ihre Stimme klang dennoch trotzig aus dem Lautsprecher.
„Hier ist alles klar. Schränke zu und wir sind angeschnallt.“
Ein Zeichen des Commanders machte mir klar, dass ich in diesem Fall die Meldung so akzeptieren sollte.
„Danke, Labor.“
„Bitte schön, Brücke.“ Es würde noch einiges an Nerven kosten, die Wissenschaftler an Bord zu haben.
„Pilot an Commander. Schiff klar zum Start.“
„Danke, Captain. Sie können starten.“
„Aye, aye, Sir.“
Ich rief den Tower und bekam die Startfreigabe. Danach drückte ich den Knopf, der die Energien entfesselte, die uns zu den Sternen tragen sollten. Es dauerte nur einige Sekunden, dann zeigte die Triebwerksanzeige, dass ich starten konnte. Ich spürte, nachdem ich den Knopf erneut gedrückt hatte, die enorme Kraft, die mich empor trug in meine wahre Heimat. Hinauf zu den Sternen.
Die letzten Vorbereitungen, die ich auf der Erde erledigen konnte, zogen sich hin.
Meine Zweifel blieben mir erhalten, so beschloss ich, mich mit Steffen darüber zu unterhalten.
„Mein lieber Captain, was erwartest du denn? Dass alle Besatzungsmitglieder jünger sind als du? Oder nicht so erfahren wie du? Wann willst du denn den Rang eines Captain erhalten? Mit sechzig? Denn bis dahin kann es dir immer passieren, dass Mitglieder deiner Besatzung älter sind als du. Und die Erfahrung? Mensch, Mark, sieh das Ganze doch positiv: Du profitierst von einem ungeheueren Erfahrungsschatz. Du kannst auf Ressourcen zurückgreifen, von denen jeder andere nur träumen kann. Und du fliegst unter dem erfahrensten Commander, den du dir vorstellen kannst. Was willst du mehr?“
„Und wenn ich Fehler mache?“
„Nicht wenn, du wirst Fehler machen! Sie werden aber nur dazu dienen, dass du es zukünftig besser machst. Ich bin jetzt schon eine Weile unter dir geflogen und da hast du auch Fehler gemacht, aber du hast sie immer nur einmal gemacht. Wenn dir die Meinung eines kleinen, unerfahrenen Lieutenant etwas bedeutet, ich kann mir meinen Vorgesetzten schlimmer vorstellen.“
Das zu hören tat gut, dennoch blieben ein paar Zweifel zurück.
„Wie soll ich aus dem Erfahrungsschatz – wie du es nennst – schöpfen, ohne dabei meine Autorität zu verlieren?“
„Deine Autorität ist nicht in Gefahr. Die ist durch deinen Rang und das Bordreglement geschützt. Was aber zählt, ist nicht deine Autorität, sondern der Respekt der Besatzung. Den aber musst du dir verdienen. Sei dir sicher, das wird vielleicht nicht leicht werden, aber du kannst ihn ganz schnell wieder verlieren, wenn du dich als Captain herausstellst, der meint, alles besser zu können.
Du hast mir einiges über dein Praktikum auf der MLK erzählt. Denk einfach an das Verhalten der Besatzung an Bord dieses Schiffes.
Der Commander hat auch Vorschläge angenommen und nicht nur von seiner Besatzung, sondern auch von dir. Er hat gelernt, auf solche Quellen zurückzugreifen. Und? Hat er dadurch Autorität verloren, oder Respekt?“
„Ganz im Gegenteil!“
„Siehst du? Es ist nicht schlimm, auf die Ratschläge der Besatzung zu hören, schlimm ist, nicht auf sie zu hören. So was ist engstirnig, so was ist größenwahnsinnig und kann sehr fatal enden.
Was also hast du zu befürchten?“
„Aber ich kann doch nicht einfach irgendwelche Vorschläge annehmen.“
„So wie die Besatzung lernen muss, dir zu vertrauen, wirst du lernen müssen, der Besatzung zu vertrauen. Das geht nicht von jetzt auf gleich, es braucht seine Zeit. Dennoch wirst du es lernen und wissen, welchen Vorschlägen du blind vertrauen kannst und welchen nicht.
Wie wäre es denn, wenn du unserem Commander zuschaust? Da kannst du bestimmt einiges lernen. Ich weiß, du wirst ein paar Probleme damit haben, schließlich ist er nebenbei noch dein Vater. Aber wenn du das alles außen vor lässt, dann, denke ich, wirst du einiges erfahren und, wenn das Wortspiel erlaubt ist, Erfahrungen sammeln.“
Steffen grinste. Ich versuchte, mein Gesicht auch zu einem solchen zu überreden, anscheinend gelang es nicht wirklich, denn Steffen verzog das Gesicht und klopfte mir auf die Schulter.
„Nun lass mal den Kopf nicht hängen, du schaffst das, da bin ich mir völlig sicher. Wäre doch das erste Mal, dass mein Freund Mark Brandis etwas nicht schafft.“
Seine Zuversicht tat gut und auch seine Ratschläge waren dazu angetan, meine Stimmung zu heben. Ich atmete tief durch.
„Du hast Recht, ich glaube, ich mache mir viel zu viele Sorgen.“
„Das bringt die Stellung so mit sich. Warte mal ab, wenn du eines Tages Commander wirst. Das wird einige Magengeschwüre mit sich ziehen und viele schlaflose Nächte.“
Steffen machte ein so sorgenvolles und ernstes Gesicht, dass ich anfangen musste zu lachen. Er stimmte mit ein, konnte allerdings einen Kommentar nicht unterdrücken.
„Sir, es ist unangepasst, über einen Untergebenen zu lachen, wenn ich mir die Anmerkung erlauben darf, bei allem Respekt.“
„Sie haben Recht, Lieutenant!“ Mein Gesicht wurde wieder ernst. „Untergebene sind nicht zum Auslachen da, sondern zum Dienen. Wenn Sie also bitte meine Schuhe auf Hochglanz polieren könnten!“
„Vergiss es! So was ist seit einer Million Jahren nicht mehr angesagt.“
Er machte ein entrüstetes Gesicht.
„Meuterei!“
„Nein, Sir, Menschenrechte!“
„Wer hat Ihnen denn davon erzählt?“
„Sie!“, war die knappe Antwort.
Es gab vieles, was in meinem Leben nicht ideal verlaufen war. Anderes war fast wie ein Wunder, aber einen Freund zu finden wie Steffen, war mit Abstand das Allerbeste, was mir widerfahren war. Jeder konnte sich glücklich schätzen, der solch einen Freund hatte. Ich hoffte sehr, dass unsere Freundschaft niemals enden mochte.
*** *** ***
Stundenlang saß ich im Cockpit der Omegron II und versuchte, mich in die Bedienung der einzelnen Knöpfe einzufinden. Selbst die MLK hatte nicht annähernd so viele Bedienfunktionen. Immer wieder ging ich einzelne Möglichkeiten durch, bis ich im Schlaf wusste, wo welcher Knopf sich befand. Es war anstrengend, aber notwendig. Im Notfall konnte ich nicht das Handbuch zur Hilfe nehmen, um zu erfahren, wie ich die Schleuse schloss oder Schub gab.
Hin und wieder sah mir der Commander dabei zu. Die ersten Male machte mich das nervös, doch ich gewöhnte mich dran. Nie mischte er sich ein, in das, was ich tat. War dies nun ein gutes Zeichen, oder eher ein schlechtes? Ich entschied mich dafür, dass es ein gutes Zeichen war. Der Commander würde niemals zulassen, dass ein Besatzungsmitglied nicht voll und ganz sein Element beherrschte.
Mühsam lernte ich alles, bis ich mir sicher war, alles zu beherrschen. Ich lehnte mich, als ich zu dieser Erkenntnis kam, in meinem Sessel zurück und schloss die Augen, um zu prüfen, ob ich wirklich wusste, ohne hinzusehen, wo sich welches Bedienelement befand. Ich merkte nicht, wie der Commander die Brücke betrat.
„Na, schon müde?“
Ich schreckte hoch.
„Nein, Sir, ich wollte nur...“
„...sichergehen, ob Sie auch mit geschlossenen Augen alles finden. Ich habe das früher genauso gemacht. Dennoch kann ich mich nicht erinnern, dass ich das in einer meiner Aufzeichnungen erwähnt hatte.“
„Soweit ich mich erinnere, kam das tatsächlich nicht vor.“
„Erstaunlich. Aber lassen wir das. Ich sehe, Sie sind bereit für einen letzten Test.“
„Ein Test, Sir?“
„Ja, im Simulator. Ich habe mir schon gedacht, dass wir den heute brauchen werden.“
Ich sah ihn erstaunt an.
„Woher ich das weiß? Ein Commander, der nicht über alles im Bilde ist, ist ein schlechter Commander. Kommen Sie. Wir wollen die Techniker nicht warten lassen.“
*** *** ***
Es war erstaunlich, man konnte wirklich glauben, man befände sich noch im Cockpit der Omegron. Alles war an seinem Platz, aber das war ja auch Sinn der Sache. Unsinnig wäre es, hier zu proben und auf dem Schiff nichts mehr zu finden.
Ich setzte mich auf den Pilotensessel, der Commander auf den für ihn reservierten. Ich studierte die Anzeigen, um bereit zu sein, dann legte ich die Gurte an. Ein Blick über die Schulter verriet mir, dass der Commander das gleiche getan hatte. Er saß da und hatte die Augen für einen Moment geschlossen, wie um sich besser konzentrieren zu können. Dann öffnete er sie wieder und sah mich hellwach an.
„Fertig machen für ein erstes Manöver.“
„Fertig machen für Manöver, aye, aye, Sir!“
Die Scheibe vor mir nahm plötzlich die Farbe von schwarzem Samt an, verziert mit unzähligen Diamanten und einem gleißenden Licht zu meiner Linken. Die Simulation war perfekt. Ich befand mich im All, zumindest hätte ich das jedem gesagt, der mich gefragt hätte. Nur ein kleiner Teil, ganz weit in meinem Unterbewusstsein verborgen, sagte mir, dass es nur ein Simulator war.
Hatte ich gedacht, die Sitzungen im Cockpit wären anstrengend, so erwies sich der Aufenthalt im Simulator als körperlich und geistig anstrengender, als alles, was ich bisher erlebt hatte.
Wir vollführten Flugmanöver über Flugmanöver. Jedes Einzelne so atemberaubend wie das andere. Wäre Raumfahrt so anstrengend, wie diese vier Stunden im Simulator, ich hätte sie wieder aufgegeben. Dennoch muss ich zugeben, dass die Techniker ihr Handwerk verstanden und auch die Auswahl der Simulationen war hervorragend ausgesucht worden.
Nach den vier Stunden fühlte ich mich, als hätte ich einen Gewaltmarsch hinter mir und gleichzeitig eine Woche nicht geschlafen. Ich war schweißüberströmt, als der Commander schließlich das Ende dieser Einheit bekannt gab.
„Hervorragende Arbeit, Captain. Das sage ich nicht oft, also können Sie sich was darauf einbilden. Allerdings nicht so lange. Sie sollten sich lieber ausruhen. Morgen früh 0800 erfolgt der richtige Start.“
„Morgen schon, Sir?“
„Ja, ich denke nicht, dass noch jemand irgendwelche Übungen nötig hat. Je schneller wir starten, desto schneller sind wir wieder hier.“
Mit hochgezogenen Augenbrauen fügte er noch hinzu:
„Ein bisschen Zeit ist ja noch bis zum Start, vielleicht wollen Sie mich begleiten? Ich fahre gleich nach Hause.“
War es vorschriftsmäßig, seinen Commander anzugrinsen? Ich wusste es nicht. Wäre es gegen das Reglement, konnte er mich ja zurechtweisen.
„Herzlich gerne, Sir.“
„Dann kommen Sie.“
*** *** ***
Mutter war wohl eingeweiht, zumindest bereitete sie gerade ein ausführliches Abendessen zu, als wir eintraten.
Ich wartete, bis Vater und sie sich begrüßt hatten, dann war ich an der Reihe, sie zu umarmen. Sie verzog das Gesicht.
„Buh! Sag mal, legt man keinen Wert mehr auf Hygiene bei euch Offizieren?“
„Doch, Ma´am! Nur nach dem Dienst war keine Möglichkeit mehr, zu duschen. Der Commander bestand auf eine baldige Abfahrt.“
„Dann: Marsch, marsch unter die Dusche. In einer halben Stunde ist das Essen fertig, da will ich dich frisch und sauber vor mir sehen.“
Ich grinste: „Aye, aye Ma´am!“
Sie wedelte mit der Hand und scheuchte mich aus der Küche. Beim Verlassen sah ich noch, wie sie ihren Mann erneut in die Arme schloss.
Geduscht, rasiert und mit neuem Outfit saß ich fünfundzwanzig Minuten später an unserem Esstisch. Der Tisch war bereits gedeckt und aus der Küche duftete es herrlich nach Fleisch und Gemüse. Mir lief das Wasser im Munde zusammen. Das würde wohl für sehr lange Zeit das letzte Mal sein, dass ich mich von den Kochkünsten meiner Mutter verwöhnen lassen durfte.
Der Abend verlief ruhig. Vater und ich vermieden es, ein dienstliches Thema anzuschneiden, oder gar über die Reise zu reden. Allerdings gab es auch so genügend Gesprächsstoff. Erst gegen Ende, ich wollte gerade in mein Bett verschwinden, brachte Mutter das Gespräch noch einmal in diese Richtung.
„Hast du jetzt schon eine Ahnung, wie lange euer Ausflug dauern wird?“
Vater sah sie nachdenklich an.
„Nicht genau, der Flug hin wird wohl um die zwölf Wochen dauern, dann kommt es darauf an, wie schnell wir vorankommen mit dem Erkunden. Ich rechne grob mit sieben Monaten, aber du weißt ja selbst, so was lässt sich schwer planen.“
„Das Ganze gefällt mir nicht, Mark. Der Bericht von deinem letzten Aufenthalt auf dieser vermaledeiten Station klang alles andere als nach: Da will ich noch einmal hin.“
„Ich weiß! Doch ich habe noch eine Schuld einzulösen und diesmal sind wir vorbereitet und wissen genau, was uns erwartet. Das war das letzte Mal nicht so. Diesmal geht bestimmt alles gut.“
„Ich hoffe es sehr und gib auf deine Besatzung Acht!“
Sie warf mir einen schnellen Blick zu. Nicht schnell genug, Vater merkte es natürlich.
„Du bekommst deinen Captain da unversehrt zurück, ich verspreche es.“
„Wie war das mit dem Vorhersagen?“
„Gut, ich werde alles Menschenmögliche tun, damit er zurückkommt.“
„Damit will ich mich zufrieden geben.“
Dann sah er mich an.
„Und du: Davon will ich kein Wort an Bord der Omegron II hören, verstanden?“
„Aye, aye, Sir!“
Ich versuchte, ernst zu bleiben, aber es gelang mir nicht ganz. Ich sagte „Gute Nacht“ und verschwand in mein Zimmer. Ruth O'Hara war schon ein wundervoller Mensch. Ein klein bisschen gönnte ich dem Commander die missliche Lage, aber nur ein ganz klein wenig.
Als ich im Bett lag und die Augen schloss, sah ich vor mir die Armaturen des Schiffes, welches für mehrere Monate meine Heimat sein sollte. Ich freute mich auf die Reise. Nur eines ließ mich nach wie vor schaudern. Ich weiß nicht, ob ich es schon einmal erwähnt habe: Ich hasse Ratten!
Bald danach schlief ich ein. Nicht eine Ratte fand den Weg in einen meiner Träume. Dann klingelte der Wecker und der Tag der Abreise war angebrochen. 0500. Was für eine Zeit.
*** *** ***
Um 0715 begannen der Commander und ich, die Checkliste durchzugehen. Waren es früher um die einhundert Punkte, die abzuarbeiten waren, so waren es hier 221 einzelne Checks, die durchzuführen waren, um einen ordnungsgemäßen Start zu sichern.
Keine der Anzeigen zeigte eine Fehlfunktion. Alle Lampen brannten grün. Die letzten Punkte waren schnell erledigt.
„Höhenmesser?
„Checkt. Null Meter. Anzeige grün.“
„Automatik?“
Ich betätigte den Schalter. Wie zu erwarten war, brannte das grüne Licht.
„Checkt. Automatik aus.“
Der Commander machte einen weiteren Haken an die Liste. Damit waren auf Seiten der Brücke die Startvorbereitungen abgeschlossen. Er reichte mir die Liste und ich zeichnete gegen. Danach meldete ich:
„Brücke bereit zum Start.“
„Holen Sie die Klarschiffmeldungen ein.“
„Klarschiffmeldungen einholen. Aye, aye, Sir! Brücke an Technik. Frage: Klarschiff?“
„Technik an Brücke, Klarschiff. Schleuse gesichert, alle Anzeigen normal. Technik ist klar zum Start.“
Steffens Stimme klang ein bisschen blechern, doch das lag einzig an der Sprechanlage. Ansonsten klang sie ruhig und sicher.
„Danke, TÜ. Brücke an RC. Die Klarschiffmeldung.“
Sergei Kasprows Stimme dröhnte aus dem Lautsprecher. Aus einem mir unerfindlichen Grund konnte der Radarcontroller nicht leise sprechen. Bei ihm klang es immer so, als ob er sich ohne Sprechanlage verständlich machen musste.
„RC klar zum Start, keine Kontakte.“
„Danke, RC. Brücke an NC, bitte Ihre Klarschiffmeldung.“
Tom Bauer konnte es nicht ganz verbergen, wo er aufgewachsen war. Ein leichtes Sächseln war in jedem seiner Sätze zu vernehmen.
„NC an Brücke. Alles Grün, Kurs errechnet, müsste bereits auf Ihrem Schirm erschienen sein. Klarschiff zum Start.“
Er sagte es zwar nicht, aber irgendwie hörte ich das angehangene „nu“ dennoch.
„Danke, NC. Brücke an FK. Ihre Klarschiffmeldung, bitte.“
„Momentan keine Meldung, alles im grünen Bereich. FK hat Klarschiff.“
Ich sah den Commander an, die Meldung war nicht ganz vorschriftsgemäß. Dieser schien es aber überhört zu haben, also wollte ich auch kein Aufhebens darum machen. Dennoch, ein kleiner Hinweis konnte nicht schaden.
„Danke, FK. Bitte halten Sie sich zukünftig an die Vorschrift zum Melden von Klarschiff.“
„Aye, aye, Sir.“
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Commander zufrieden nickte. Ich durfte ihn nicht unterschätzen, niemals. Er bekam alles mit.
„Brücke an Kombüse, bitte die Klarschiffmeldung.“
„Alles gesichert, keine Beanstandungen. Klarschiff zum Start, Sir.“
„Danke, Kombüse. Brücke an Labor, bitte Ihre Klarschiffmeldung.“
Das Labor beherbergte zu diesem Zeitpunkt unsere drei Wissenschaftler. Da sie keine für den Bordbetrieb wichtigen Funktionen innehatten, war hier nur die Meldung erforderlich, dass die Materialien gesichert waren und die Wissenschaftler angeschnallt auf ihren Plätzen saßen. Als „Melder“ war Professor Adrian auserkoren worden. Zwar hatte sie sich zuerst gesträubt, doch ein energisches Wort aus dem Mund des Commanders hatte sie dann doch überzeugt. Ihre Stimme klang dennoch trotzig aus dem Lautsprecher.
„Hier ist alles klar. Schränke zu und wir sind angeschnallt.“
Ein Zeichen des Commanders machte mir klar, dass ich in diesem Fall die Meldung so akzeptieren sollte.
„Danke, Labor.“
„Bitte schön, Brücke.“ Es würde noch einiges an Nerven kosten, die Wissenschaftler an Bord zu haben.
„Pilot an Commander. Schiff klar zum Start.“
„Danke, Captain. Sie können starten.“
„Aye, aye, Sir.“
Ich rief den Tower und bekam die Startfreigabe. Danach drückte ich den Knopf, der die Energien entfesselte, die uns zu den Sternen tragen sollten. Es dauerte nur einige Sekunden, dann zeigte die Triebwerksanzeige, dass ich starten konnte. Ich spürte, nachdem ich den Knopf erneut gedrückt hatte, die enorme Kraft, die mich empor trug in meine wahre Heimat. Hinauf zu den Sternen.
Dieser Autor möchte Reviews nur von registrierten Nutzern erhalten. Bitte melde dich an, um einen Review für diese Geschichte zu schreiben.