Szenen einer Ehe
von LadyAthos
Kurzbeschreibung
Was wäre geschehen, wenn das Gespräch zwischen Athos und Mylady im "Gasthaus zum Roten Taubenschlag" anders verlaufen wäre?
GeschichteAbenteuer / P12 / Gen
29.09.2011
29.09.2011
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1.600
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Diese Fanfic basiert auf dem Kapitel "Szenen einer Ehe", im Musketierroman, in dem Athos Mylady mit einer Pistole bekommt, um von ihr den Freibrief, den sie vom Kardinal verlangt hat, zu bekommen. Ich wollte mal eine FF schreiben, in der es zwischen Athos und Mylady eine Versöhnung gibt, da ich es immer schade fand, dass ihre Geschichte für beide so tragisch endete.
So leise wie er es vermochte, stieg Athos die Treppe hinauf, und erblickte schliesslich durch die halbgeöffnete Tür Mylady. In seinen Mantel gehüllt, den Hut tief in die Augen gedrückt, blieb er in der Türe stehen und betrachtete sie nachdenklich. Sie war noch immer genauso schön wie damals, vor fünf Jahren, dachte er mit einem Anflug von Wehmut und Trauer, doch was war nur aus ihr geworden? Gerade eben hatte sie den Kardinal um einen Freibrief für zwei Morde gebeten. Hatte er sie durch seine Tat damals zu einem solch skrupellosen Menschen gemacht?
Als Mylady die stumme, unbewegliche Gestalt, die wie eine Statue in der Tür stand, erblickte, wurde ihr Angst und bange.
“Wer seid Ihr und was wollt Ihr?”, rief sie laut.
Da ließ Athos den Mantel fallen, hob den Hut in die Höhe und trat seiner ihm nun so fremden Frau entgegen.
“Erkennt Ihr mich, Madame?”, sprach er mit ruhiger Stimme, darum bemüht, zu verbergen was in ihm gerade vorging. Nach außen hin wirkte er völlig ungerührt, während es in ihm gewaltig brodelte.
Sie wich zurück, als hätte sie einen Geist erblickt.
“Nun, ich sehe Ihr erkennt mich”; stellte er nüchtern fest.
“Der Graf de La Fére”, murmelte sie, und ihr Gesicht wurde leichenblass, sie wich so lange immer weiter zurück, bis sie gegen die Wand gedrängt dastand.
“Ja, Mylady”; erwiderte er, “ich bin es, und ich bin gekommen, weil ich mit Euch reden muss. Setzt Euch, und wir wollen uns besprechen, um es einmal mit den Worten des Kardinals zu sagen.”
Schreckensstarr blickte sie ihn an, und setzte sich hin, trommelte nervös mit den Fingern auf der Tischplatte herum.
“Sprecht”; meinte sie schliesslich mit dumpfer Stimme, “wer führt Euch zu mir und was wollt Ihr von mir?”
Traurig blickte er sie an.
“Was ist nur aus Euch geworden, Madame? Ihr habt den Kardinal um einen Freibrief für zwei Morde gebeten…das ist nicht mehr die Frau, die ich einst geliebt habe…”
Er merkte, dass sich krampfhaft bemühte, ihr Gesicht kalt und emotionslos wirken zu lassen, konnte jedoch trotzdem den tiefen Schmerz darin lesen.
“Jene Frau, die Ihr einst geliebt habt, Anne de Brioul ist tot, sie starb, als ihr Mann sie, ohne sie zu Wort kommen zu lassen, wie eine gemeine Verbrecherin an einem Baum aufknüpfte..sie wäre beinahe erstickt, wenn nicht die Kutsche des Kardinals zufällig des Weges gekommen wäre…”, erwiderte sie mit zitternder Stimme, “wisst Ihr, sie hat Euch einst so sehr geliebt, war so glücklich mit Euch…”
Athos Kehle schien wie zugeschnürt, seine Schuldgefühle waren in diesem Moment unerträglich für ihn. Es war genauso wie er vermutet hatte, an jenem Nachmittag war sie innerlich gestorben und ihr Herz hatte sich verhärtet, und sie zu der skrupellosen Spionin des Kardinals gemacht, die sie heute war.
Es kostete ihn viel Überwindung, ihr in die Augen zu sehen, aber dennoch tat er es, und gewahrte darin nun keine eisige Kälte mehr, sondern tiefen Schmerz.
“Als Ihr damals vom Pferd gefallen seid, und ich dieses Schandmal auf Eurer Schulter sah, da verlor ich völlig die Beherrschung und wusste nicht mehr, was ich da eigentlich tat. Hinterher habe ich es zutiefst bereut, und bis heute quält mich Tag für Tag mein Gewissen, denn ich weiss, dass ich Euch bitteres Unrecht zugefügt habe, “gestand er ihr, “doch auch Ihr habt einen Fehler gemacht. Ihr hättet mir von der Lilie erzählen müssen, anstatt mir zu verheimlichen dass Ihr eine Gebrandmarkte seid.”
“Ich habe Euch so sehr geliebt”; erwiderte sie leise, “und deswegen sagte ich es Euch nicht, denn ich wusste um Euer ausgeprägtes Ehrgefühl, und mir war klar, dass Ihr mich dann niemals geheiratet und mich verstoßen hättet. Und da war es für mich längst zu spät, ich hatte mein Herz an Euch verloren, konnte mir ein Leben ohne Euch nicht mehr vorstellen…nur deswegen habe ich geschwiegen, weil ich Euch nicht verlieren wollte. Es gab Zeiten, da hätte ich für Eure Liebe alles gegeben..und selbst heute noch…”
“Gebt mir das Dokument, Madame”; forderte Athos sie auf, ohne auf ihre Worte einzugehen, “d Ártagnan ist einer meiner besten Freunde, und ich werde nicht zulassen, dass Ihr ihm und Constance auch nur ein Haar krümmt.”
Sie blickte ihm fest in die Augen.
“Sagt, tut es Euch wirklich leid, was Ihr damals getan habt, oder waren das gerade eben nur leere Worte?”
“Ich bereue es wirklich”; erwiderte er und blickte sie traurig an, “dass Ihr mich getäuscht habt war unrecht, doch was ich tat, war weitaus schlimmer, und ich würde alles dafür geben, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, zurück in jene Tage, als wir noch glücklich waren. Wir beide haben alles zerstört, Ihr mit Euren Lügen, und ich mit dem was ich Euch antat.”
“Ja, ich wünschte auch manchmal, ich könnte die Zeit zurückdrehen, und jene Tage, in denen wir so glücklich waren, noch einmal erleben. Erinnert Ihr Euch noch an den Tag unserer Hochzeit, als Ihr mir die Rose ins Haar gesteckt und mich zärtlich geküsst habt?”
“Ja, ich erinnere mich daran”; meinte Athos und blickte sie mit einem Anflug von Wehmut an, “damals glaubte ich, dass vor uns eine glückliche Zukunft läge, dass wir gemeinsam alt werden würden.”
Er verstand nicht, was da gerade in ihm vorging, konnte sich das heftige Pochen seines Herzens nicht erklären. Liebte er sie etwa noch immer? Nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war? Jahrelang hatte er geglaubt, sie wäre tot, und neben dem Groll wegen ihrer Lügen auch tiefe Reue für seine Tat empfunden. Ja, gestand er sich schliesslich ein, da sind noch Gefühle für sie. Fünf Jahre lang hatte er seinen Schmerz mit Alkohol betäubt, sich eingeredet, dass seine Liebe tot sei. Doch nun kamen seine Gefühle mit einem Mal wieder an die Oberfläche und drohten ihn regelrecht zu überwältigen, alles sah er wieder vor sich..die erste Begegnung, ihren ersten Kuss, die gemeinsamen kuscheligen Abende am Kamin, die gemeinsamen Ausritte, jene sechs Monate waren die glücklichlichsten seines Lebens gewesen.
Nun saßen sie sich direkt gegenüber, so nahe, dass ihre Nasenspitzen sich fast berührten, und da war eine ganz besondere Spannung zwischen ihnen, es knisterte regelrecht, und beide spürten, dass die Liebe trotz der schlimmen Ereignisse der Vergangenheit noch nicht gestorben war, dass sie sich zueinander hingezogen fühlten.
Dann näherten seine Lippen sich den ihren, es geschah einfach so, fühlte sich, als ob er nicht mehr Herr seiner Sinne wäre, und dann küsste er sie zärtlich, spürte ihre samtigen weichen Lippen auf seinen. Mit einem Mal schienen die Schatten der Vergangenheit in den Hintergrund zu treten, und es schien fast so, als habe es die letzten fünf Jahre und die schlimmen Ereignisse niemals gegeben. Es war wieder wie an jenen langen Winterabenden, an denen sie sich in Bragélonne auf einem Bärenfell vor dem Kamin eingekuschelt hatten.
“Ihr könnt den Brief haben”, meinte sie schliesslich lächelnd und blickte ihm tief in die Augen, ” dieser d Ártagnan hat doch noch sein ganzes Leben vor sich und sollte mit seiner Freundin glücklich werden. Ich bin nicht so schlimm, wie Ihr vielleicht denkt, ich will dem Kardinal doch gar nicht dienen.”
“Warum dient Ihr ihm denn dann?”; fragte er sie, “kündigt ihm doch Eure Dienste auf, und…”
Eigentlich hatte er sagen wollen, kommt zurück mit mir nach Bragélonne, doch dazu fehlte ihm der Mut.
“Ich diene ihm, weil ich das Geld brauche. Ohne das Geld, das er mir bezahlt, wäre ich völlig mittellos, und könnte mich und Mordaunt nicht ernähren.”
“Wer ist denn Mordaunt?”; wollte Athos wissen.
Wieder blickte sie ihm tief in die Augen, und lächelte zaghaft.
“Mordaunt ist mein Sohn, nein, unser Sohn, Olivier. Und vor allem wegen ihm habe ich dem Kardinal gedient, damit ich nicht auf der Straße leben und er nicht hungern und frieren musste…er ist Euch wie aus dem Gesicht geschnitten..”
Fassungslos blickte er sie an, konnte das, was er da gerade gehört hatte, kaum glauben.
“Was, wir haben einen Sohn? Oh mein Gott…hätte ich das doch nur gewusst..”
“Er ist in Paris bei Kitty, meiner Dienerin. Ich finde, Ihr solltet ihn kennenlernen, er ist so ein wunderbarer Junge…im Januar ist er sieben geworden.”
“Anne…könnt Ihr mir jemals verzeihen, was ich Euch angetan habe?”; fragte er sie.
“Ich habe Euch schon längst verziehen”; erwiderte sie, “und ich weiss jetzt, dass ich Euch damals nicht hätte anlügen dürfen..”
“Anne, Liebste, würdet Ihr mir zurück nach Bragélonne kommen? Zusammen mit dem kleinen Mordaunt? Vielleicht gelingt es uns ja, die Vergangenheit hinter uns zu lassen und einen neuen Anfang zu machen. Ich liebe Euch noch immer, und ich wäre gerne dort wieder mit Euch so glücklich wie damals. Und ich möchte meinen Sohn kennenlernen und will mich bemühen, ihm ein guter Vater zu sein.”
Mylady nahm den Brief aus ihrem Mieder, zerriss ihn in zwei Teile und warf sie dann in den Kamin, wo sie kurz darauf vom Feuer verzehrt wurden.
“Das brauche ich jetzt nicht mehr..ich hätte es ohnehin nicht fertiggebracht…”, meinte sie, dann küsste sie ihn erneut, “ja, ich komme mit dir nach Bragélonne zurück, ich denke auch, dass wir beide einen neuen Anfang machen, und die Vergangenheit hinter uns lassen sollten.”
Hand in Hand verließen sie das Zimmer, während das Dokument im Kamin zu einem Häufchen Asche verglimmte.
So leise wie er es vermochte, stieg Athos die Treppe hinauf, und erblickte schliesslich durch die halbgeöffnete Tür Mylady. In seinen Mantel gehüllt, den Hut tief in die Augen gedrückt, blieb er in der Türe stehen und betrachtete sie nachdenklich. Sie war noch immer genauso schön wie damals, vor fünf Jahren, dachte er mit einem Anflug von Wehmut und Trauer, doch was war nur aus ihr geworden? Gerade eben hatte sie den Kardinal um einen Freibrief für zwei Morde gebeten. Hatte er sie durch seine Tat damals zu einem solch skrupellosen Menschen gemacht?
Als Mylady die stumme, unbewegliche Gestalt, die wie eine Statue in der Tür stand, erblickte, wurde ihr Angst und bange.
“Wer seid Ihr und was wollt Ihr?”, rief sie laut.
Da ließ Athos den Mantel fallen, hob den Hut in die Höhe und trat seiner ihm nun so fremden Frau entgegen.
“Erkennt Ihr mich, Madame?”, sprach er mit ruhiger Stimme, darum bemüht, zu verbergen was in ihm gerade vorging. Nach außen hin wirkte er völlig ungerührt, während es in ihm gewaltig brodelte.
Sie wich zurück, als hätte sie einen Geist erblickt.
“Nun, ich sehe Ihr erkennt mich”; stellte er nüchtern fest.
“Der Graf de La Fére”, murmelte sie, und ihr Gesicht wurde leichenblass, sie wich so lange immer weiter zurück, bis sie gegen die Wand gedrängt dastand.
“Ja, Mylady”; erwiderte er, “ich bin es, und ich bin gekommen, weil ich mit Euch reden muss. Setzt Euch, und wir wollen uns besprechen, um es einmal mit den Worten des Kardinals zu sagen.”
Schreckensstarr blickte sie ihn an, und setzte sich hin, trommelte nervös mit den Fingern auf der Tischplatte herum.
“Sprecht”; meinte sie schliesslich mit dumpfer Stimme, “wer führt Euch zu mir und was wollt Ihr von mir?”
Traurig blickte er sie an.
“Was ist nur aus Euch geworden, Madame? Ihr habt den Kardinal um einen Freibrief für zwei Morde gebeten…das ist nicht mehr die Frau, die ich einst geliebt habe…”
Er merkte, dass sich krampfhaft bemühte, ihr Gesicht kalt und emotionslos wirken zu lassen, konnte jedoch trotzdem den tiefen Schmerz darin lesen.
“Jene Frau, die Ihr einst geliebt habt, Anne de Brioul ist tot, sie starb, als ihr Mann sie, ohne sie zu Wort kommen zu lassen, wie eine gemeine Verbrecherin an einem Baum aufknüpfte..sie wäre beinahe erstickt, wenn nicht die Kutsche des Kardinals zufällig des Weges gekommen wäre…”, erwiderte sie mit zitternder Stimme, “wisst Ihr, sie hat Euch einst so sehr geliebt, war so glücklich mit Euch…”
Athos Kehle schien wie zugeschnürt, seine Schuldgefühle waren in diesem Moment unerträglich für ihn. Es war genauso wie er vermutet hatte, an jenem Nachmittag war sie innerlich gestorben und ihr Herz hatte sich verhärtet, und sie zu der skrupellosen Spionin des Kardinals gemacht, die sie heute war.
Es kostete ihn viel Überwindung, ihr in die Augen zu sehen, aber dennoch tat er es, und gewahrte darin nun keine eisige Kälte mehr, sondern tiefen Schmerz.
“Als Ihr damals vom Pferd gefallen seid, und ich dieses Schandmal auf Eurer Schulter sah, da verlor ich völlig die Beherrschung und wusste nicht mehr, was ich da eigentlich tat. Hinterher habe ich es zutiefst bereut, und bis heute quält mich Tag für Tag mein Gewissen, denn ich weiss, dass ich Euch bitteres Unrecht zugefügt habe, “gestand er ihr, “doch auch Ihr habt einen Fehler gemacht. Ihr hättet mir von der Lilie erzählen müssen, anstatt mir zu verheimlichen dass Ihr eine Gebrandmarkte seid.”
“Ich habe Euch so sehr geliebt”; erwiderte sie leise, “und deswegen sagte ich es Euch nicht, denn ich wusste um Euer ausgeprägtes Ehrgefühl, und mir war klar, dass Ihr mich dann niemals geheiratet und mich verstoßen hättet. Und da war es für mich längst zu spät, ich hatte mein Herz an Euch verloren, konnte mir ein Leben ohne Euch nicht mehr vorstellen…nur deswegen habe ich geschwiegen, weil ich Euch nicht verlieren wollte. Es gab Zeiten, da hätte ich für Eure Liebe alles gegeben..und selbst heute noch…”
“Gebt mir das Dokument, Madame”; forderte Athos sie auf, ohne auf ihre Worte einzugehen, “d Ártagnan ist einer meiner besten Freunde, und ich werde nicht zulassen, dass Ihr ihm und Constance auch nur ein Haar krümmt.”
Sie blickte ihm fest in die Augen.
“Sagt, tut es Euch wirklich leid, was Ihr damals getan habt, oder waren das gerade eben nur leere Worte?”
“Ich bereue es wirklich”; erwiderte er und blickte sie traurig an, “dass Ihr mich getäuscht habt war unrecht, doch was ich tat, war weitaus schlimmer, und ich würde alles dafür geben, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, zurück in jene Tage, als wir noch glücklich waren. Wir beide haben alles zerstört, Ihr mit Euren Lügen, und ich mit dem was ich Euch antat.”
“Ja, ich wünschte auch manchmal, ich könnte die Zeit zurückdrehen, und jene Tage, in denen wir so glücklich waren, noch einmal erleben. Erinnert Ihr Euch noch an den Tag unserer Hochzeit, als Ihr mir die Rose ins Haar gesteckt und mich zärtlich geküsst habt?”
“Ja, ich erinnere mich daran”; meinte Athos und blickte sie mit einem Anflug von Wehmut an, “damals glaubte ich, dass vor uns eine glückliche Zukunft läge, dass wir gemeinsam alt werden würden.”
Er verstand nicht, was da gerade in ihm vorging, konnte sich das heftige Pochen seines Herzens nicht erklären. Liebte er sie etwa noch immer? Nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war? Jahrelang hatte er geglaubt, sie wäre tot, und neben dem Groll wegen ihrer Lügen auch tiefe Reue für seine Tat empfunden. Ja, gestand er sich schliesslich ein, da sind noch Gefühle für sie. Fünf Jahre lang hatte er seinen Schmerz mit Alkohol betäubt, sich eingeredet, dass seine Liebe tot sei. Doch nun kamen seine Gefühle mit einem Mal wieder an die Oberfläche und drohten ihn regelrecht zu überwältigen, alles sah er wieder vor sich..die erste Begegnung, ihren ersten Kuss, die gemeinsamen kuscheligen Abende am Kamin, die gemeinsamen Ausritte, jene sechs Monate waren die glücklichlichsten seines Lebens gewesen.
Nun saßen sie sich direkt gegenüber, so nahe, dass ihre Nasenspitzen sich fast berührten, und da war eine ganz besondere Spannung zwischen ihnen, es knisterte regelrecht, und beide spürten, dass die Liebe trotz der schlimmen Ereignisse der Vergangenheit noch nicht gestorben war, dass sie sich zueinander hingezogen fühlten.
Dann näherten seine Lippen sich den ihren, es geschah einfach so, fühlte sich, als ob er nicht mehr Herr seiner Sinne wäre, und dann küsste er sie zärtlich, spürte ihre samtigen weichen Lippen auf seinen. Mit einem Mal schienen die Schatten der Vergangenheit in den Hintergrund zu treten, und es schien fast so, als habe es die letzten fünf Jahre und die schlimmen Ereignisse niemals gegeben. Es war wieder wie an jenen langen Winterabenden, an denen sie sich in Bragélonne auf einem Bärenfell vor dem Kamin eingekuschelt hatten.
“Ihr könnt den Brief haben”, meinte sie schliesslich lächelnd und blickte ihm tief in die Augen, ” dieser d Ártagnan hat doch noch sein ganzes Leben vor sich und sollte mit seiner Freundin glücklich werden. Ich bin nicht so schlimm, wie Ihr vielleicht denkt, ich will dem Kardinal doch gar nicht dienen.”
“Warum dient Ihr ihm denn dann?”; fragte er sie, “kündigt ihm doch Eure Dienste auf, und…”
Eigentlich hatte er sagen wollen, kommt zurück mit mir nach Bragélonne, doch dazu fehlte ihm der Mut.
“Ich diene ihm, weil ich das Geld brauche. Ohne das Geld, das er mir bezahlt, wäre ich völlig mittellos, und könnte mich und Mordaunt nicht ernähren.”
“Wer ist denn Mordaunt?”; wollte Athos wissen.
Wieder blickte sie ihm tief in die Augen, und lächelte zaghaft.
“Mordaunt ist mein Sohn, nein, unser Sohn, Olivier. Und vor allem wegen ihm habe ich dem Kardinal gedient, damit ich nicht auf der Straße leben und er nicht hungern und frieren musste…er ist Euch wie aus dem Gesicht geschnitten..”
Fassungslos blickte er sie an, konnte das, was er da gerade gehört hatte, kaum glauben.
“Was, wir haben einen Sohn? Oh mein Gott…hätte ich das doch nur gewusst..”
“Er ist in Paris bei Kitty, meiner Dienerin. Ich finde, Ihr solltet ihn kennenlernen, er ist so ein wunderbarer Junge…im Januar ist er sieben geworden.”
“Anne…könnt Ihr mir jemals verzeihen, was ich Euch angetan habe?”; fragte er sie.
“Ich habe Euch schon längst verziehen”; erwiderte sie, “und ich weiss jetzt, dass ich Euch damals nicht hätte anlügen dürfen..”
“Anne, Liebste, würdet Ihr mir zurück nach Bragélonne kommen? Zusammen mit dem kleinen Mordaunt? Vielleicht gelingt es uns ja, die Vergangenheit hinter uns zu lassen und einen neuen Anfang zu machen. Ich liebe Euch noch immer, und ich wäre gerne dort wieder mit Euch so glücklich wie damals. Und ich möchte meinen Sohn kennenlernen und will mich bemühen, ihm ein guter Vater zu sein.”
Mylady nahm den Brief aus ihrem Mieder, zerriss ihn in zwei Teile und warf sie dann in den Kamin, wo sie kurz darauf vom Feuer verzehrt wurden.
“Das brauche ich jetzt nicht mehr..ich hätte es ohnehin nicht fertiggebracht…”, meinte sie, dann küsste sie ihn erneut, “ja, ich komme mit dir nach Bragélonne zurück, ich denke auch, dass wir beide einen neuen Anfang machen, und die Vergangenheit hinter uns lassen sollten.”
Hand in Hand verließen sie das Zimmer, während das Dokument im Kamin zu einem Häufchen Asche verglimmte.
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