Herbst-Impressionen (2011)
von Jaderegen
Kurzbeschreibung
Erinnerungswürdige Erlebnisse/Momente in diesem Herbst.
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
27.09.2011
27.11.2011
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27.09.2011
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Herbst-Impressionen (2011)
*kreisch* Was für ein geniales Projekt (weitere Infos dazu gibt es hier: http://forum.fanfiktion.de/t/12124/1)! Ich hatte im Sommer 2010 ein ähnliches (wer neugierig ist, ist herzlich eingeladen, auf meinem Profil zu stöbern) und als das zu Ende war, die Überlegung, es fortzusetzen. Die Umsetzung wäre Mimikrys Idee sehr ähnlich gewesen. Damit ist klar, warum ich jetzt so begeistert bin. Die Schreibweise meines Geschichtentitels orientiert sich an der, die ich damals bei meinem eigenen Projekt hatte. Ich finde, diese oberflächliche Verknüpfung der beiden 'Tagebücher' passt.
Das folgende Kapitel sollte eigentlich das zweite werden, aber nachdem dieses hier nun fertig ist (inklusive Betadurchgang), möchte ich mich nicht weiter gedulden müssen! Die Reihenfolge lässt sich ja später bei Bedarf immer noch leicht ändern. ;)
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
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Über dem Nebel
Dieses Erlebnis hätte eigentlich schon in meine Sommer-Episoden von letztem Jahr gehört. Aufgrund unten erklärter, unpassender Umstände ist es nicht dazu gekommen und ich freue mich, dass ich jetzt innerhalb dieses Projektes (danke Mimikry *grins und zwinker*) die Möglichkeit habe, es zu dokumentieren. Es wäre schade gewesen, das unter den Tisch fallen lassen zu müssen.
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Ich hätte ja fast nicht mehr daran geglaubt! Letztes Jahr zum Geburtstag bekamen mein Dad und ich eine Ballonfahrt von meiner Oma geschenkt. Nachdem in den vergangenen Monaten immer wieder Termine aufgrund von schlechtem Wetter abgesagt wurden, vereinbarten wir einen neuen Versuch für Mitte Oktober, damit rechnend, dass es wieder nicht funktionieren würde. Gestern nachmittag, ich saß nichts ahnend vor meinem Laptop, rief mich eine Mitarbeiterin des Ballonfahrtbetriebes an und fragte, ob wir auch spontan am nächsten Tag Zeit hätten, die Tickets einzulösen. Das Wetter war an diesem Wochenende unerwartet gut (genaugenommen sogar traumhaft: sehr warm, aber nicht zu heiß und Sonne), so dass sie kurzfristig Fahrten organisierten, für die es vorher keine Anmeldemöglichkeit gab. Das passte wie die Faust aufs Auge, da mein Dad zufällig frei hatte (er arbeitet in einem Bereich, in dem ein freies Wochenende nicht selbstverständlich ist). Natürlich sagten wir zu und ich verbrachte den Rest des Tages in aufgeregter Vorfreude.
Der große Tag
(Die Zeitangaben sind nicht auf die Minute genau, da ich mit anderem beschäftigt war, als ständig auf die Uhr zu schauen und Notizen zu machen. ^^)
ca. 05.45 Uhr: Aufstehen. Bah, wie ich es hasse, früh aus dem Bett zu müssen. Aber hey, ich bin so wibbelig, ich merke (noch!) gar nicht richtig, wie müde ich eigentlich bin. Also fertig machen, schnell frühstücken und auf zum Treffpunkt.
ca. 07.00 Uhr: Treffen mit den anderen Teilnehmern auf dem Parkplatz eines Supermarktes, der nicht allzu weit weg von meinem Wohnort ist. Es wird langsam hell, die Sonne ist aber noch nicht aufgegangen. Wenn sie es ist, sollen wir laut Plan in die Luft steigen. Aber erst einmal müssen wir zum Startpunkt und dort alles vorbereiten. Also alle (wir sind insgesamt 18 Personen) rein in die Jeeps, wir werden auf zwei verteilt. Die Fahrzeuge haben das gesamte Equipment, das wir benötigen, bereits auf Anhängern geladen und jedes Gespann wiegt inklusive der Personen rund sechs Tonnen. Nicht gerade wenig Gewicht, das da über die Straßen brettert und je nach Untergrund werden wir ganz schön durchgeschüttelt. Wir fahren in die Nähe einer Kläranlage. Dort gibt es Wiesenflächen, die groß genug sind, um die Ballons dort aufzubauen und zu starten. Bis auf ein Wendemanöver in recht engem Gelände aufgrund eines Navigationsfehlers erreichen wir das Ziel problemlos.
ca. 07.30 Uhr: Die Aufbauarbeiten beginnen, nachdem wir in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Jeder muss bei dem Herrichten des Ballons, in dem er mitfährt, helfen. Zunächst werden der rund 800 kg schwere Korb und die Stoffhülle von dem Anhänger geladen; letztere wird auf der Wiese ausgelegt. Der Pilot montiert den Gasbrenner und überprüft mit einer kurzen so genannten Brennerprobe die Funktionstüchtigkeit. Nun wird der Korb von allen gemeinsam auf die Seite gekippt, so dass die Stahlseile der Ballonhülle mit massiven Karabinerhaken daran befestigt werden können. Mit einer Windmaschine wird kalte Luft in die Hülle geblasen, sie nimmt nach und nach ihre Form an. Wenn sie zu etwa 2/3 gefüllt ist, kommt die erste heiße Luft hinein. Langsam hebt sich der Ballon und richtet den Korb dadurch wieder auf. Die Passagiere müssen nun einsteigen, der Pilot prüft noch einmal seine Ausrüstung und die Verbindungsseile. Normalerweise wird nun abgehoben, wir warten allerdings noch ein paar Minuten, da ein Mitreisender auf der Autobahn aufgehalten wurde und versucht, noch früh genug da zu sein. Er hat Glück und schafft es in buchstäblich letzter Minute. Noch länger hätten wir nicht warten können, da dann nicht mehr genug Zeit für die eigentliche Fahrt geblieben wäre. Wenn sich die Erde genug erwärmt hat, setzt die Thermik ein, was Landungen unangenehm machen kann. Daher sollten Fahrten zu dieser Zeit beendet sein. (Abendfahrten werden nach der Thermik - zu so später Stunde setzt sie wieder aus, weil die Erde aufgrund geringerer Sonneneinstrahlung wieder abkühlt - angesetzt und gehen bis zum Sonnenuntergang.)
ca. 08.15 Uhr: Start. Ich bin aufgeregt! Höhenangst habe ich nicht, aber ein bisschen skeptisch ist man ja erst mal schon, wenn es hoch in die Lüfte geht. Aber ich merke schnell, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Wir heben ganz sanft ab, es gibt keinerlei Turbulenzen. Zunächst sieht man fast nichts. Wir fahren durch eine Nebelschicht, alles ist grau in grau, bald ist auch der Boden nicht mehr zu erkennen. Ich empfinde das als spannende Atmosphäre. Richtig toll wird es allerdings, als wir uns über dem Nebel befinden. Hier scheint die Sonne und verleiht der Luftfeuchtigkeit einen goldenen Glanz. Man genießt einen Ausblick, wie man ihn von Bildern aus einem Flugzeug heraus kennt. Wunderschön! Nach und nach lichtet sich der Nebel am Boden und man erspäht Dinge, die am Boden sind: Bäume, Wege, einzelne Gebäude, Dörfer, Gegenden, in denen ich schon viel spazieren gegangen bin …
Der Wind entscheidet, in welche Richtung es uns verschlägt. Der einzige Einfluss auf die Richtung besteht darin, die Höhe zu ändern, da in verschiedenen Höhen verschiedene Luftströmungen herrschen. Sehr cool finde ich, dass wir Glück haben und genau dorthin getrieben werden, wo sich mein Freund mit Fernglas und Kamera postiert hat. Wir sind teilweise so tief, dass man Zuwinken mit bloßem Auge gut erkennen kann.
Die gesamte Zeit in der Luft geht ruhig und beschaulich vonstatten. Es gibt keine Turbulenzen, keine hektischen Bewegungen. Man bewegt sich ruhiger fort als im Auto oder Zug.
Auf den Straßen folgt uns der Jeep, damit dessen Fahrer genau beobachten kann, wo wir landen. Der Pilot hält zu ihm und dem zweiten Ballon häufigen Funkkontakt. Darüber hinaus achtet er auf den Gasvorrat sowie auf Landkarten, GPS und den Höhenmesser, damit nichts schief gehen kann. Zwischendurch erzählt er uns Geschichten von anderen Ballonfahrten.
Das ist wirklich eine angenehme Zeit da oben und ich finde es schade, dass sie sich langsam dem Ende nähert.
ca. 09.45 Uhr: Landung auf einem großen Feld. Wir müssen uns gut festhalten, während der Pilot die Landung ansagt. 3 – 2 – 1 – es ruckelt ein bisschen und die Erde hat uns wieder. Nun heißt es auf den Jeep warten. Wir vertreiben uns die kurze Zeit mit Gesprächen. Als der Fahrer uns erreicht, bleibt er auf einem Nachbarfeld stehen und fragt, ob wir noch mal versetzen wollen. Er müsse sonst über die frische Saat eines Feldes fahren. Natürlich hat niemand etwas gegen einen weiteren Start mit Landung einzuwenden, auch wenn das eigentlich nicht so vorgesehen ist. Schnell treibt uns der Wind ein paar Dezimeter oberhalb von Gras und Kuhmist dem Fahrzeug entgegen. Das wieder Aufsetzen ist ein bisschen ruckeliger.
ca. 10.00 Uhr: Abbau. Wieder müssen alle mit anfassen. Die heiße Luft wird langsam aus dem oberen Ende des Ballons, genannt Parachute, entleert. Dann wird die Hülle ausgelegt und die restliche Luft so gut wie möglich aus ihr herausgepresst. Der gesamte Stoff wird zurück in den Sack gestopft. Dieser und der Korb müssen wieder auf den Anhänger geschafft werden. Das ist dann aber auch die letzte Anstrengung für heute.
ca. 10.15 Uhr: Die Taufe. Jeder, der zum ersten Mal an einer Ballonfahrt teilnimmt, wird geadelt, da sich das gemeine Volk früher nicht in die Lüfte und so über die Adeligen erheben durfte. Wir müssen ein paar Verse nachsagen:
Ehre dem der alles hat geschaffen.
Er schuf als schönsten Teil der Welt,
für uns das weite Himmelsfeld.
Er hat das Feuer uns gegeben,
mit dessen Kraft wir uns erheben
über Wiesen, Felder und Bäche schweben.
Drum soll uns auch das Feuer taufen.
Zum Löschen soll der Sekt dann laufen,
den Rest werden wir gemeinsam (trinken).
Im Anschluss daran gehen die Piloten herum und flämmen den Teilnehmern an einer Haarsträhne die Spitzen an, um sie umgehend mit Sekt zu löschen. Mit selbigem wird natürlich auch angestoßen. Nun werden Urkunden verteilt, auf denen der neue Adelstitel zu lesen ist. Ich darf mich ab sofort „Baroness Jade, die tollkühne Piratin der Lüfte“ nennen. Mal schauen, ob das bei irgendjemandem den entsprechenden Eindruck hinterlässt. :D
ca. 10.30 Uhr: Fahrt zum Parkplatz inklusive einer kleinen Extrarunde. Wenn man sich bei der Hinfahrt verfährt, muss man das der Vollständigkeit halber natürlich auch bei der Rückfahrt tun. ^^
Fazit:
Eine wirklich geniale Unternehmung. Ich bin hundemüde (und muss noch arbeiten ^^), aber dafür lohnt sich das alle male. (Sollte ich einschlafen und mich jemand darauf ansprechen, kann ich mir das mit meinem neuen Adelstitel ja verbieten; das gemeine Volk hat mir nun nichts mehr zu sagen. :D) Leuten, die keine Höhenangst haben, kann ich das nur empfehlen. Auch mein Dad ist mit dem gesamten Abenteuer mehr als zufrieden – dafür darf er mein Kapitel nun auch betalesen. ^^
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Hach, war das geil! Das Aufschreiben hat fast noch mal genauso viel Spaß gemacht wie das Erlebnis selbst. Es ist doch immer wieder toll, in Erinnerungen schwelgen zu können. ^^ Ich hoffe, das Kapitel war interessant für euch zu lesen. Zu wenig Informationen, zu viele? Gibt es Dinge, die euch interessiert hätten, die ich aber ausgelassen habe?
Herbstliche Grüße von eurer tollkühnen Piratin. ;)