Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Feigheit

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P12 / Gen
21.08.2011
21.08.2011
1
1.068
 
Alle Kapitel
noch keine Reviews
Dieses Kapitel
noch keine Reviews
 
 
 
21.08.2011 1.068
 
So.
Dies ist also nun mein Beitrag zum Projekt "Niemals stattfindende Gespräche"[ http://forum.fanfiktion.de/t/11715/1 ]

Es war ziemlich therapeutisch das Ganz einmal runter zu schreiben. Wer weiß, vielleicht hat es mir ja wirklich gut getan.

----------------------------------------------------------------------------------------

„Warum kannst du mich so wenig leiden?“
Ein tiefes Seufzen.
<< Das ist es nicht, ich mag dich schon.>>
„Aber?“
<< Ich behandle dich wie jeden anderen Menschen in meiner Umgebung auch. Lass es doch mal endlich gut sein.>>
„Nein tust du nicht! Du bist absichtlich böse zu mir, schnippisch und gemein. Und wenn es tatsächlich so sein sollte, dass du mich genauso wie jeden anderen Menschen in deiner Umgebung behandelst – dann behandelst du sie wie Dreck. Als ob du ein besserer Mensch wärst. Als ob du über den Dingen stehen würdest.“
Diese Worte hatten mich geschmerzt. Sie waren tatsächlich gefallen. Aber danach verließ ich den Raum. Mit einem gekünstelten Lächeln auf den Lippen als ob mir dieser kurze Dialog zu lächerlich vorgekommen wäre um ihn weiter zu führen. Genauso wenig fand das eigentlich so wichtige, klärende Gespräch danach je statt. Und das würde es auch nie.
Die Person die mir diese Worte an den Kopf geschmissen hatte, hatte durchaus Recht. Es gab Momente, in denen ich die Menschen in meiner Umgebung schlecht behandelte. Meistens war das der Fall wenn ich sie besonders mochte. Das mag paradox klingen, ist aber so.
Mit fällt es schwer meine Gefühle zu zeigen. Besonders wenn es sich dabei um Zuneigung handelt. Oder Handlungen die aus dieser Zuneigung heraus entstehen.
>> Du willst wissen warum ich so zu dir bin? Ich werde es dir sagen. - Du ekelst mich an.->>
„Was?“
>> Du widerst mich an. Wie du dich gehen lässt. Deine Faulheit. Einfach alles. Ich weiß dass dich der Verlust deines Vaters damals schon gekränkt hat. Er war am Ende seiner zeit ein ziemlich unfreundlicher, unzufriedener Mann. Aber immer noch dein Vater. Und irgendwie hast du diese Krise nie überwunden.>>
„Natürlich habe ich das.“
<< Nein hast du nicht. Und wage nicht zu behaupten dass es anders wäre. Aber richtig schlimm wurde es erst nachdem du deine Arbeit verloren hast. Ich weiß das die Umstände gemein und niederträchtig waren und das dich mehr der Verlust der Freundschaft zu deiner Chefin geschmerzt hat als der tatsächliche Verlust der Arbeit an sich. Aber seit da an... Du bist zusammen gesackt. Tagelang stehst du nicht mehr auf. Ziehst dich nicht mehr richtig an, geschweige denn, dass du aus dem Haus gehst. Machst keinen Sport obwohl  du weißt das es so richtig wäre. Und DANN bist du auch noch so dreist MIR die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben. Weil ich schließlich nicht mit dir zum Sport gehe.->>
Ich werde unterbrochen.
„Ich bin alt! Da ist das nun mal so. Hör dich doch nur an. DU denkst schon wieder du weißt alles besser. Du weißt ich habe Probleme mit meiner Gesundheit-“
Jetzt bin ich es die unterbricht.
<< Die habe ich auch! Verdammt nochmal. Aber du – du lässt dich hängen und suhlst dich in deiner Rolle als leidender Patient. Es könnte dir so viel besser gehen wenn du auch nur eine Winzigkeit an Ehrgeiz hättest aber den hast du nicht. Und das kann ich nicht verstehen und nicht akzeptieren. Es macht mich wütend. Du kannst es dir nicht vorstellen.>>
Es folgt ein längeres Schweigen.
„Und du verstehst mich genauso wenig. Ich habe niemanden mit dem ich sprechen kann. Weder aus der Familie noch sonnst jemanden. Ich bin einsam und das tut weh. Ich hab nicht mehr die Kraft mich da allein heraus zu ziehen, dass mag sein. Aber mir hilft auch niemand. Niemand unterstützt mich. Ich bin traurig und – ich kann nicht immer alles aus eigener Kraft heraus machen. Man braucht auch mal jemanden der einen unterstützt.“
<< Ich kann mir denken dass du einsam bist. Aber ich habe wirklich soviel versucht um dir zu helfen, hab immer wieder dafür gesorgt dass du mal raus kamst. Wir sind schwimmen gegangen. All das. Aber von alleine kommt von dir gar nichts und das hat auch meine Motivation sinken lassen. Es tut mir so weh dich so allein zu sehen und glaub mir ich sehe es. Aber ich hab auch nicht die Kraft dich noch auf den Beinen zuhalten. Ich habe meine eigenen Probleme. Mein eigenes Leben.
>>
„Ich habe nicht das Gefühl das dich überhaupt irgendetwas interessiert. Und ich weiß das dein Leben auch schwierig ist. So blöd bin ich dann auch wieder nicht“
Auf die letzten beiden Sätze gehe ich gar nicht erst ein. Es ist eine Art Verständnis für mich zu zeigen die ich nicht schaffe auch wieder zu geben. Das macht mich verlegen und wütend weil ich wieder nicht richtig zeigen kann was ich fühle.
<< Mag sein. Ist aber nicht so. Verstehst du nicht? Du warst so lebenslustig. Hattest Freunde und warst beliebt. Selbst bei meinen Freunden die dich kaum oder sogar nie gesehen hatten warst du es. Wie kann man bei fremden Menschen nur durch Erzählungen so einen starken positiven Eindruck erreichen? Ich begreife es nicht. Und alles was ich jetzt noch sehe ist eine alte, in sich zurückgezogene, traurige Frau.“
„Und das ist der Grund mich wie Dreck zu behandeln? Du hast sie doch nicht mehr alle.“
<< Nein darum geht es eigentlich nicht. Ich habe einfach nur eine Kraft mehr permanent für dein Gejammere Verständnis aufzubringen. Dadurch wird deine Situation nämlich nicht besser. Ich dachte das du... ich weiß auch nicht – dich irgendwie daran stören würdest das ich dich so behandle, aber das es dann in Trotz umschlägt und du mir mal zeigst was du noch alles aus deinem Leben machen kannst. Irgendwie so etwas hatte ich wohl gehofft. Verletzen wollte ich doch damit nie ernsthaft. Nur wachrütteln. Es tut mir Leid wenn dass anders angekommen ist>>
Alles was ich als Antwort bekam, war ein leises Klicken des Feuerzeugs und der behäbige Zug an der Kippe.


Es folgten noch wenige Sätze in denen wir klärten das wir in Zukunft gemeinsam mehr machen wollte und und regelmäßig daran erinnerten über was wir angefangen hatten zu streiten.
Zwar veränderte sich nicht alles von Grund auf – dass war wohl auch kaum möglich, aber zumindest verließen wir das Gespräch mit ein bisschen mehr Verständnis auf beiden Seiten.



.
Review schreiben
 
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast