Uneducated
von Cbraham
Kurzbeschreibung
Shane hat mit einem Mal besondere Selbstzweifel. Gleichzeitig taucht eine merkwürdige Unbekannte auf. Vielleicht gerade zur rechten Zeit ?
GeschichteDrama / P16 / FemSlash
Carmen de la Pica Morales
Shane McCutcheon
12.06.2011
04.07.2011
19
45.945
2
12.06.2011
2.033
Eilig flossen die Tage geschäftig dahin; dramenlos ging scheinbar alles seinen Gang. Sogar die fragile Wohngemeinschaft Sidle-McCutcheon schien recht reibungslos zu funktionieren. Nicht, das Shanes Gefühle für Sara nachließen, nein, aber ihr prall gefüllter Tagesplan ließ ihr keine Luft für amouröse Unternehmungen. Zeitweise flüchtete sie in diese oder jene Lesbenbar, aber nur um das angestaute Bedürfnis nach Sex zu befriedigen. Egal mit wem sie im Bett landete, das Bild vor ihren Augen zeigte am Schluß nur eine Person. Zudem nahm sie sich trotz allem Zeit für ihre Treffen mit Carmen. Sie mußte sich eingestehen, daß sie sich in deren Gesellschaft sehr wohl fühlte.
Außerdem sorgte Sara hinter den Kulissen dafür, daß sie nicht allzu oft aufeinander trafen. Zwar gab sie Shane immer noch Nachhilfe, aber derart sachlich und kühl gestaltet, daß es Shane manchmal vorkam, als säße sie neben einer Maschine. Ansonsten bemühten sich beide einen normalen Umgang miteinander zu pflegen. Nichtsdestotrotz waren die Erinnerungen an den Sex und zweideutige Gefühle für Shane ihrerseits allgegenwärtig. Sie hatte jedoch alles unter „Kontrolle“.
Der wahre Zustand einer Sache und der Gefühlte können sich manchmal jedoch sehr unterscheiden.
Nur weil man Erde auf eine Müllhalde wirft und duftende Blumen darauf anpflanzt, hört der Gärprozess darunter noch lange nicht auf. Nur die Anzeichen in Form des Gestanks werden eine zeitlang überdeckt. Bis irgendwann der Druck so groß wird, daß faulige Risse entstehen; Vorboten einer unangenehmen Entwicklung.
Ahnungslos machte sich Sara an diesem sonnigen Morgen auf den Weg zu ihrer „geliebten“ Arbeit. Rasch holte sie ihre Jacke und die Schlüssel, als es plötzlich an der Tür klingelte. Wer konnte das sein, so früh? dachte sie noch, dann öffnete sie die Tür und ein Mitarbeiter der Post stand davor.
„Guten Morgen, ich suche eine Sara Sidle. Wohnt die hier?“ fragte er geschäftsmäßig.
„Ja, daß bin ich. Was kann ich für sie tun?“
Mit einem Griff zog der Bote einen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke:“ Ich habe hier eine Briefsendung für Sie. Allerdings wurde diese zuerst an verschiedene, wohl falsche, Adressen geschickt bis wir schließlich herausfanden wo ihre richtige Adresse ist.“
„Ah, so. Ok. Ja ich bin viel umgezogen in letzter Zeit. Sorry“
Gleichgültig zuckte der Mann mit den Schultern:“ So, daß macht dann noch 28 $ Nachsendegebühr und Aufwandskosten.“
Jesus. Fuck. Eine Menge Geld für ein einfaches Briefchen, sagte sie zu sich selbst. Vorsicht, ich muß aufpassen sonst nehme ich noch Shanes Sprachgebrauch an bemerkte sie verdutzt.
Unwillig händigte sie den geforderten Betrag aus und erhielt im Gegenzug den Brief. Auf der Vorderseite waren zahlreiche Stempel und Vermerke aufgedruckt, unmöglich zu sagen welcher der Erste gewesen war. Eigentlich sollte sie jetzt flitzen, sie war spät dran, der Brief war so lange unterwegs gewesen, die Nachricht konnte sicher noch bis heute Abend warten.
Letzten Endes siegte die Neugier und mit dem Schlüssel öffnete sie ihn vorsichtig. Ihre Augen weiteten sich immer mehr, als sie erkannte wer der Verfasser war. Bleich ließ sie sich rückwärts auf einen Stuhl fallen, als sie die zwei Seiten durchgelesen hatte. Starr verweilte sie lange so, bis sie mit einem Mal aufsprang, den Brief zusammengeknüllt in die Jackentasche stopfte und fluchtartig das Haus verließ.
Frech stibitzte Carmen in einem unbeobachtet geglaubten Moment einen Schokoladenkeks von Shanes Untertasse, bis diese ihr mit dem Löffel auf die vorwitzigen Finger klopfte um den Diebstahl zu ahnden.
„Au“ kicherte Carmen während sie mit siegreicher Geste die Beute in den Mund steckte.
„Das kommt davon, Frechdachs.“ gab Shane grinsend zurück.
Dann wurde Carmen ernst und meinte seufzend:“ Du weißt was heute für ein Tag ist?“
„Freitag?“
„Ja klar. Freitag. Nein ich meine was für ein Freitag?“
„Jesus Carmen, keine Ratespielchen in meinem Zustand“ erwiederte Shane gequält.
„Oh, meine arme, ausgelaugte Shane“ frotzelte sie und strich mit ihrer Hand über Shanes Wange. Schnell zog sie die Hand zurück, als ihr die Berührung bewußt wurde. „Ich will dich nicht weiter quälen. Heute ist unser letztes Treffen hier.“
Erschrocken fuhr Shane auf:“ Was? Wieso? Ich hab doch nichts angestellt, oder?“
„Nein, hast du nicht. Aber heute war der letzte Tag meines Kurses. Der offizielle Abschluß ist zwar am Montag, aber halt schon am Morgen.“ betrübt schaute sie auf Shane.
„Fuck, daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Sind schon wieder zwei Monate rum. Jesus. So ein Scheiß.“
„Tja, mir kams auch rasend schnell vor. Das ist eben so wenn die Zeit die man miteinander verbringt....so angenehm ist.“ fügte sie rot werden hinzu.
„Aber....aber wir könnten uns doch weiterhin treffen. Ich meine nur weil du nicht mehr hierher kommst, heißt daß nicht...“
„Leider muss ich abends arbeiten. Da habe ich keine Zeit.“
„Wo arbeitest du denn jetzt? Im...Planet?“ fragte Shane hoffnungsvoll. Sie war schon eine Ewigkeit nicht mehr dort gewesen.
Carmen verneinte. Am Ende verbot ihr Stolz die Stelle dort anzunehmen. Nun fing sie an es zu bereuen.
„Außer an zwei, vielleicht mal drei Tagen die Woche.“
„Ich hätte da eine Idee.“ meinte Shane vorsichtig.
„Aha, und welche?“
„Wir könnten uns doch ab und zu im Planet treffen. Weißt du, meine restlichen Freundinnen seh ich echt nur ab und zu und, naja....“
Hm, zurück an den Ort, wo alles begann. Naja, nicht direkt aber...Aber sie wollte unbedingt weiterhin mit Shane zusammenkommen. Unbedingt! Verflucht! Ach was solls, sie hatte ja nie Streit oder sowas in der Art mit Alice, Kit und den anderen gehabt überlegte Carmen.
„Ok. Machen wir das so.“
Shane lächelte sie glücklich an. Dieser Anblick löste wieder eine Welle des Begehrens in Carmen aus, worauf ein verwegener Gedanke in ihrem Kopf Gestalt annahm.
„Was machen wir jetzt mit diesem angebrochenen Abend ?“ fragte sie unvermittelt.
„Wie meinst du das?“ Shane war überrascht. Bisher war nach dem Kaffee immer Schluß gewesen.
„Ich meine wir sollten diese Tradition würdig beerdigen, denkst du nicht? Allerdings habe ich heute echt keine Lust mehr auf Kneipen oder Clubs.“ bemerkte sie listig.
„Ja, also, ich meine wenn du wirklich möchtest, wir könnten bei mir noch etwas trinken.“ schlug Shane über sich selbst überrascht vor.
„Gerne. Gehen wir.“ schoss es aus Carmen hervor und ehe sich Shane versah, waren sie schon auf dem Weg zur Beerdigung.
„Sara, alles in Ordnung?“ fragte Shane mit besorgter Miene. Gerade eben war sie mit Carmen durch die Tür gekommen, und schon sah sie wie ihre Mitbewohnerin bleich und kränklich wirkend auf dem Sofa lag.
„Shane“ meinte Sara ein aufkeimendes Blitzen in den Augen. Nichts benötigte sie jetzt dringender, als Shane die ihr Trost und vielleicht auch mehr spendete...Sie wollte sich gerade in ihre Arme werfen, da bemerkte sie im Hintergrund eine Latinafrau. Moment, das ist doch diese Carmen! Oh, nein. Maßlos enttäuscht sank sie auf die Couch zurück. Ich dumme Kuh.
Offensichtlich war Shane über sie hinweg und sie wußte ja, daß sich die beiden regelmäßig trafen. Selbst Schuld! Immer wieder bin ich zu spät. Immer wieder. hämmerte der Satz in ihrem Kopf.
Schnell legte sie sich eine Ausrede zurecht, wobei ihre krächzende Stimme die Glaubwürdigkeit unterstützte:
„Hab mir wohl was eingefangen. Ich leg mich jetzt einfach ins Bett, das wird schon wieder“
Carmen schaute mitfühlend zu ihr:“ Tut mir leid. Ich geh dann wohl besser wieder“
„Nein,nein. Kein Problem. Wenn ich mich hinlege schlafe ich eh gleich wie ein Stein. Bleib ruhig.“ antwortete Sara.
Plötzlich spürte sie die sanfte Berührung von Shanes Hand und hörte ihre Stimme:“ Bist du sicher ?“
Gezwungen lächelnd bejahte sie und ging in Richtung Schlafzimmer. Daraufhin drehte sich Shane zu Carmen:“ Komm, wir gehen ins Gartenhäuschen. Da können wir plaudern ohne sie zu stören. Ich hol uns was zu trinken. Du kannst ja schon mal voraus gehen, du weißt ja noch, wos langgeht“
Die Augenbrauen grinsend erhoben machte sie sich auf den Weg.
Aus der Dunkelheit heraus beobachtete Sara traurig die beiden. Falsche Antwort. Zu früh. Zu spät und Zu früh. Das schien ihr ewiges Schicksal zu sein. Geknickt wand sie sich ab.
Es schien als würde Carmen durch eine Galerie laufen. Eine Galerie die Bilder aus der Vergangenheit ausstellte. Freude, Lust, Trauer, Freundschaft und.....Liebe. So lauteten die Unterschriften auf diesen imaginären Gemälden; die meisten von ihnen doch in freundlichen Farben gemalt. Möglicherweise bot sich die Gelegenheit die Alten abzuhängen oder zumindest Neue hinzuzufügen.
Gemeinsam saßen sie nebeneinander auf der alten Couch, jeder ein Glas Rotwein in der Hand. Der Raum wurde von ein paar Kerzen in warmes Licht getaucht, die Shane noch irgendwo zusammengekramt hatte.
„So, hier ist also das Büro von Professor McCutcheon.“ witzelte Carmen entspannt.
„Oh Gott, du nicht auch noch.“
„Wieso?“
„Ach, Alice macht auch ständig Witze über meine neue Nebenbeschäftigung“
Carmen blickte sie eindringlich an:“ Ich finde es nicht lächerlich was du machst. Im Gegenteil. Mir gefällt die neue Shane. Sehr sogar.“
Shane sah zu ihr und bemerkte wie das flackernde Kerzenlicht auf Carmens karamellfarbene Haut schimmerte. Blinzelnd schaute sie zur Seite:“ Neue Shane? Ich bin immer noch ich.“
Als das darauf folgende Schweigen einen unangenehmen Grad erreichte, fragte Carmen nach Alice und den anderen, und eine entspannte Unterhaltung begann.
Der Rotwein und die gemütliche Atmosphäre versetzten Shane zunehmend in einen gelösten Zustand. Sie spürte wie die Anspannung von ihr abfiel, während ihre Augen auf Carmens Gesicht ruhten. Ihr fielen mehr und mehr die reizvollen Züge, die sinnlichen Lippen und die schönen braunen Augen auf. Dazu die elegant geschwungene Nase und das ganze umrandet von der prächtige Mähne ihrer dunklen gewellten Haare. Sie versuchte sich zu erinnern wie Carmen sich früher angefühlt und geschmeckt hatte, als sie damals....
„Was ist?“ unterbrach sie Carmen mit leiser Stimme.
Shane berührte mit den Zähnen die Vorderlippe: „Nichts“
Carmen schlug kurz die Augen nieder. Dann, mit einem Mal kniete sie auf der Couch, nahm Shane das Weinglas aus der Hand, stellte es beiseite und umschloß mit beiden Händen zart Shanes Wangen.
Nur wenige Zentimeter waren ihre Gesichter voneinander entfernt, nah genug um den Duft, die Wärme und den Atem des anderen zu spüren. Shanes Miene zeigte einen Ausdruck von Überraschung und Zärtlichkeit. Sie war völlig gebannt von dieser Situation, unfähig zu irgendwelchen Überlegungen. Dann schloß sie verzückt die Augen, als Carmens weiche Lippen lustvoll ihre berührten. Carmen küsste sie mit aller Leidenschaft, ihre Hände fuhren den Hals hinab und streichelten den Körper auf den sie so lange hatte verzichten müssen. Vor Lust und Freude fuhr sie lachend auf. Sie merkte wie Shane sie umarmte und dabei das Gesicht in ihren Hals vergrub, gleichzeitig liebkosend; den süßen Duft von Carmens Haut einatmend.
Wahnsinnig vor Leidenschaft riß Carmen Shane das Hemd vom Laib und begann sie weiter ausziehend mit den Lippen auf die kleinen Brüste sowie den durchtrainierten Bauch zu küssen. Shane tat es ihr gleich und unter Lachen und lustvollem Stöhnen rissen, zerrten, warfen sie die Kleider von sich weg. Dann hob Shane die atemlose Carmen mit beiden Armen auf und legte sie liebevoll aufs Bett. Carmen zog sie besinnungslos zu sich herunter und dann versanken beide in den tobenden Gefühlstürmen die sie sich gegenseitig bereiteten.
Ihr Körper zitterte unter den bestialischen Kämpfen, die in ihrem Inneren mit brutaler Gewalt geführte wurden. Schwitzend hielt sie unter Mühe ihre Hand zurück, um jeden Millimeter vor und zurück wurde hart gefochten.
Sara stand vor dem offenen Kühlschrank und direkt im kalten Licht stand wie auf dem Präsentierteller der Stoff aus dem ihr Begehren war. Nur ein Bier. Ich brauch das jetzt.
Nein! schrie die anderen Stimme. Du weißt was dann auf dich wartet.
Aber es ist doch nur ein Bier. Ein einziges. Na komm schon........
Mit aller Kraft die ihr noch verblieb warf sie die Tür zu und sank weinend zu Boden. Vornübergebeugt hielten ihre Hände den Kopf; den Oberkörper vor und zurück wiegend. Dann stoppte sie. Was war das? Laute drangen an ihr Ohr.
Sie kroch vorwärts und am Fenster angekommen, zog sie sich mit beiden Händen daran hoch. Was sie sah, gab ihr den letzten Rest. Im Halbschatten des Gartenhäuschen erkannte sie zwei Körper die sich mit Stöhnen lustvoll einander hingaben.
Das sollte ich sein!
Nicht Carmen.
Ich!
Stumm kreischend schlug sie mit den Fäusten an die Scheiben, bevor sie kraftlos schluchzend erneut zusammenknickte. Mit dem letzten Aufbäumen eines disziplinierten Verstandes wendete sie den bevorstehenden Zusammenbruch ab. Wie eine Gejagte ihre letzte Chance auf Entkommen ergreifend, floh sie nur mit einem Bademantel bekleidet in die Nacht hinaus.
Außerdem sorgte Sara hinter den Kulissen dafür, daß sie nicht allzu oft aufeinander trafen. Zwar gab sie Shane immer noch Nachhilfe, aber derart sachlich und kühl gestaltet, daß es Shane manchmal vorkam, als säße sie neben einer Maschine. Ansonsten bemühten sich beide einen normalen Umgang miteinander zu pflegen. Nichtsdestotrotz waren die Erinnerungen an den Sex und zweideutige Gefühle für Shane ihrerseits allgegenwärtig. Sie hatte jedoch alles unter „Kontrolle“.
Der wahre Zustand einer Sache und der Gefühlte können sich manchmal jedoch sehr unterscheiden.
Nur weil man Erde auf eine Müllhalde wirft und duftende Blumen darauf anpflanzt, hört der Gärprozess darunter noch lange nicht auf. Nur die Anzeichen in Form des Gestanks werden eine zeitlang überdeckt. Bis irgendwann der Druck so groß wird, daß faulige Risse entstehen; Vorboten einer unangenehmen Entwicklung.
Ahnungslos machte sich Sara an diesem sonnigen Morgen auf den Weg zu ihrer „geliebten“ Arbeit. Rasch holte sie ihre Jacke und die Schlüssel, als es plötzlich an der Tür klingelte. Wer konnte das sein, so früh? dachte sie noch, dann öffnete sie die Tür und ein Mitarbeiter der Post stand davor.
„Guten Morgen, ich suche eine Sara Sidle. Wohnt die hier?“ fragte er geschäftsmäßig.
„Ja, daß bin ich. Was kann ich für sie tun?“
Mit einem Griff zog der Bote einen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke:“ Ich habe hier eine Briefsendung für Sie. Allerdings wurde diese zuerst an verschiedene, wohl falsche, Adressen geschickt bis wir schließlich herausfanden wo ihre richtige Adresse ist.“
„Ah, so. Ok. Ja ich bin viel umgezogen in letzter Zeit. Sorry“
Gleichgültig zuckte der Mann mit den Schultern:“ So, daß macht dann noch 28 $ Nachsendegebühr und Aufwandskosten.“
Jesus. Fuck. Eine Menge Geld für ein einfaches Briefchen, sagte sie zu sich selbst. Vorsicht, ich muß aufpassen sonst nehme ich noch Shanes Sprachgebrauch an bemerkte sie verdutzt.
Unwillig händigte sie den geforderten Betrag aus und erhielt im Gegenzug den Brief. Auf der Vorderseite waren zahlreiche Stempel und Vermerke aufgedruckt, unmöglich zu sagen welcher der Erste gewesen war. Eigentlich sollte sie jetzt flitzen, sie war spät dran, der Brief war so lange unterwegs gewesen, die Nachricht konnte sicher noch bis heute Abend warten.
Letzten Endes siegte die Neugier und mit dem Schlüssel öffnete sie ihn vorsichtig. Ihre Augen weiteten sich immer mehr, als sie erkannte wer der Verfasser war. Bleich ließ sie sich rückwärts auf einen Stuhl fallen, als sie die zwei Seiten durchgelesen hatte. Starr verweilte sie lange so, bis sie mit einem Mal aufsprang, den Brief zusammengeknüllt in die Jackentasche stopfte und fluchtartig das Haus verließ.
Frech stibitzte Carmen in einem unbeobachtet geglaubten Moment einen Schokoladenkeks von Shanes Untertasse, bis diese ihr mit dem Löffel auf die vorwitzigen Finger klopfte um den Diebstahl zu ahnden.
„Au“ kicherte Carmen während sie mit siegreicher Geste die Beute in den Mund steckte.
„Das kommt davon, Frechdachs.“ gab Shane grinsend zurück.
Dann wurde Carmen ernst und meinte seufzend:“ Du weißt was heute für ein Tag ist?“
„Freitag?“
„Ja klar. Freitag. Nein ich meine was für ein Freitag?“
„Jesus Carmen, keine Ratespielchen in meinem Zustand“ erwiederte Shane gequält.
„Oh, meine arme, ausgelaugte Shane“ frotzelte sie und strich mit ihrer Hand über Shanes Wange. Schnell zog sie die Hand zurück, als ihr die Berührung bewußt wurde. „Ich will dich nicht weiter quälen. Heute ist unser letztes Treffen hier.“
Erschrocken fuhr Shane auf:“ Was? Wieso? Ich hab doch nichts angestellt, oder?“
„Nein, hast du nicht. Aber heute war der letzte Tag meines Kurses. Der offizielle Abschluß ist zwar am Montag, aber halt schon am Morgen.“ betrübt schaute sie auf Shane.
„Fuck, daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Sind schon wieder zwei Monate rum. Jesus. So ein Scheiß.“
„Tja, mir kams auch rasend schnell vor. Das ist eben so wenn die Zeit die man miteinander verbringt....so angenehm ist.“ fügte sie rot werden hinzu.
„Aber....aber wir könnten uns doch weiterhin treffen. Ich meine nur weil du nicht mehr hierher kommst, heißt daß nicht...“
„Leider muss ich abends arbeiten. Da habe ich keine Zeit.“
„Wo arbeitest du denn jetzt? Im...Planet?“ fragte Shane hoffnungsvoll. Sie war schon eine Ewigkeit nicht mehr dort gewesen.
Carmen verneinte. Am Ende verbot ihr Stolz die Stelle dort anzunehmen. Nun fing sie an es zu bereuen.
„Außer an zwei, vielleicht mal drei Tagen die Woche.“
„Ich hätte da eine Idee.“ meinte Shane vorsichtig.
„Aha, und welche?“
„Wir könnten uns doch ab und zu im Planet treffen. Weißt du, meine restlichen Freundinnen seh ich echt nur ab und zu und, naja....“
Hm, zurück an den Ort, wo alles begann. Naja, nicht direkt aber...Aber sie wollte unbedingt weiterhin mit Shane zusammenkommen. Unbedingt! Verflucht! Ach was solls, sie hatte ja nie Streit oder sowas in der Art mit Alice, Kit und den anderen gehabt überlegte Carmen.
„Ok. Machen wir das so.“
Shane lächelte sie glücklich an. Dieser Anblick löste wieder eine Welle des Begehrens in Carmen aus, worauf ein verwegener Gedanke in ihrem Kopf Gestalt annahm.
„Was machen wir jetzt mit diesem angebrochenen Abend ?“ fragte sie unvermittelt.
„Wie meinst du das?“ Shane war überrascht. Bisher war nach dem Kaffee immer Schluß gewesen.
„Ich meine wir sollten diese Tradition würdig beerdigen, denkst du nicht? Allerdings habe ich heute echt keine Lust mehr auf Kneipen oder Clubs.“ bemerkte sie listig.
„Ja, also, ich meine wenn du wirklich möchtest, wir könnten bei mir noch etwas trinken.“ schlug Shane über sich selbst überrascht vor.
„Gerne. Gehen wir.“ schoss es aus Carmen hervor und ehe sich Shane versah, waren sie schon auf dem Weg zur Beerdigung.
„Sara, alles in Ordnung?“ fragte Shane mit besorgter Miene. Gerade eben war sie mit Carmen durch die Tür gekommen, und schon sah sie wie ihre Mitbewohnerin bleich und kränklich wirkend auf dem Sofa lag.
„Shane“ meinte Sara ein aufkeimendes Blitzen in den Augen. Nichts benötigte sie jetzt dringender, als Shane die ihr Trost und vielleicht auch mehr spendete...Sie wollte sich gerade in ihre Arme werfen, da bemerkte sie im Hintergrund eine Latinafrau. Moment, das ist doch diese Carmen! Oh, nein. Maßlos enttäuscht sank sie auf die Couch zurück. Ich dumme Kuh.
Offensichtlich war Shane über sie hinweg und sie wußte ja, daß sich die beiden regelmäßig trafen. Selbst Schuld! Immer wieder bin ich zu spät. Immer wieder. hämmerte der Satz in ihrem Kopf.
Schnell legte sie sich eine Ausrede zurecht, wobei ihre krächzende Stimme die Glaubwürdigkeit unterstützte:
„Hab mir wohl was eingefangen. Ich leg mich jetzt einfach ins Bett, das wird schon wieder“
Carmen schaute mitfühlend zu ihr:“ Tut mir leid. Ich geh dann wohl besser wieder“
„Nein,nein. Kein Problem. Wenn ich mich hinlege schlafe ich eh gleich wie ein Stein. Bleib ruhig.“ antwortete Sara.
Plötzlich spürte sie die sanfte Berührung von Shanes Hand und hörte ihre Stimme:“ Bist du sicher ?“
Gezwungen lächelnd bejahte sie und ging in Richtung Schlafzimmer. Daraufhin drehte sich Shane zu Carmen:“ Komm, wir gehen ins Gartenhäuschen. Da können wir plaudern ohne sie zu stören. Ich hol uns was zu trinken. Du kannst ja schon mal voraus gehen, du weißt ja noch, wos langgeht“
Die Augenbrauen grinsend erhoben machte sie sich auf den Weg.
Aus der Dunkelheit heraus beobachtete Sara traurig die beiden. Falsche Antwort. Zu früh. Zu spät und Zu früh. Das schien ihr ewiges Schicksal zu sein. Geknickt wand sie sich ab.
Es schien als würde Carmen durch eine Galerie laufen. Eine Galerie die Bilder aus der Vergangenheit ausstellte. Freude, Lust, Trauer, Freundschaft und.....Liebe. So lauteten die Unterschriften auf diesen imaginären Gemälden; die meisten von ihnen doch in freundlichen Farben gemalt. Möglicherweise bot sich die Gelegenheit die Alten abzuhängen oder zumindest Neue hinzuzufügen.
Gemeinsam saßen sie nebeneinander auf der alten Couch, jeder ein Glas Rotwein in der Hand. Der Raum wurde von ein paar Kerzen in warmes Licht getaucht, die Shane noch irgendwo zusammengekramt hatte.
„So, hier ist also das Büro von Professor McCutcheon.“ witzelte Carmen entspannt.
„Oh Gott, du nicht auch noch.“
„Wieso?“
„Ach, Alice macht auch ständig Witze über meine neue Nebenbeschäftigung“
Carmen blickte sie eindringlich an:“ Ich finde es nicht lächerlich was du machst. Im Gegenteil. Mir gefällt die neue Shane. Sehr sogar.“
Shane sah zu ihr und bemerkte wie das flackernde Kerzenlicht auf Carmens karamellfarbene Haut schimmerte. Blinzelnd schaute sie zur Seite:“ Neue Shane? Ich bin immer noch ich.“
Als das darauf folgende Schweigen einen unangenehmen Grad erreichte, fragte Carmen nach Alice und den anderen, und eine entspannte Unterhaltung begann.
Der Rotwein und die gemütliche Atmosphäre versetzten Shane zunehmend in einen gelösten Zustand. Sie spürte wie die Anspannung von ihr abfiel, während ihre Augen auf Carmens Gesicht ruhten. Ihr fielen mehr und mehr die reizvollen Züge, die sinnlichen Lippen und die schönen braunen Augen auf. Dazu die elegant geschwungene Nase und das ganze umrandet von der prächtige Mähne ihrer dunklen gewellten Haare. Sie versuchte sich zu erinnern wie Carmen sich früher angefühlt und geschmeckt hatte, als sie damals....
„Was ist?“ unterbrach sie Carmen mit leiser Stimme.
Shane berührte mit den Zähnen die Vorderlippe: „Nichts“
Carmen schlug kurz die Augen nieder. Dann, mit einem Mal kniete sie auf der Couch, nahm Shane das Weinglas aus der Hand, stellte es beiseite und umschloß mit beiden Händen zart Shanes Wangen.
Nur wenige Zentimeter waren ihre Gesichter voneinander entfernt, nah genug um den Duft, die Wärme und den Atem des anderen zu spüren. Shanes Miene zeigte einen Ausdruck von Überraschung und Zärtlichkeit. Sie war völlig gebannt von dieser Situation, unfähig zu irgendwelchen Überlegungen. Dann schloß sie verzückt die Augen, als Carmens weiche Lippen lustvoll ihre berührten. Carmen küsste sie mit aller Leidenschaft, ihre Hände fuhren den Hals hinab und streichelten den Körper auf den sie so lange hatte verzichten müssen. Vor Lust und Freude fuhr sie lachend auf. Sie merkte wie Shane sie umarmte und dabei das Gesicht in ihren Hals vergrub, gleichzeitig liebkosend; den süßen Duft von Carmens Haut einatmend.
Wahnsinnig vor Leidenschaft riß Carmen Shane das Hemd vom Laib und begann sie weiter ausziehend mit den Lippen auf die kleinen Brüste sowie den durchtrainierten Bauch zu küssen. Shane tat es ihr gleich und unter Lachen und lustvollem Stöhnen rissen, zerrten, warfen sie die Kleider von sich weg. Dann hob Shane die atemlose Carmen mit beiden Armen auf und legte sie liebevoll aufs Bett. Carmen zog sie besinnungslos zu sich herunter und dann versanken beide in den tobenden Gefühlstürmen die sie sich gegenseitig bereiteten.
Ihr Körper zitterte unter den bestialischen Kämpfen, die in ihrem Inneren mit brutaler Gewalt geführte wurden. Schwitzend hielt sie unter Mühe ihre Hand zurück, um jeden Millimeter vor und zurück wurde hart gefochten.
Sara stand vor dem offenen Kühlschrank und direkt im kalten Licht stand wie auf dem Präsentierteller der Stoff aus dem ihr Begehren war. Nur ein Bier. Ich brauch das jetzt.
Nein! schrie die anderen Stimme. Du weißt was dann auf dich wartet.
Aber es ist doch nur ein Bier. Ein einziges. Na komm schon........
Mit aller Kraft die ihr noch verblieb warf sie die Tür zu und sank weinend zu Boden. Vornübergebeugt hielten ihre Hände den Kopf; den Oberkörper vor und zurück wiegend. Dann stoppte sie. Was war das? Laute drangen an ihr Ohr.
Sie kroch vorwärts und am Fenster angekommen, zog sie sich mit beiden Händen daran hoch. Was sie sah, gab ihr den letzten Rest. Im Halbschatten des Gartenhäuschen erkannte sie zwei Körper die sich mit Stöhnen lustvoll einander hingaben.
Das sollte ich sein!
Nicht Carmen.
Ich!
Stumm kreischend schlug sie mit den Fäusten an die Scheiben, bevor sie kraftlos schluchzend erneut zusammenknickte. Mit dem letzten Aufbäumen eines disziplinierten Verstandes wendete sie den bevorstehenden Zusammenbruch ab. Wie eine Gejagte ihre letzte Chance auf Entkommen ergreifend, floh sie nur mit einem Bademantel bekleidet in die Nacht hinaus.