Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

LiebesLinien

von Cbraham
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P16 / FemSlash
Alice Pieszecki Carmen de la Pica Morales Helena Peabody Kit Porter Shane McCutcheon Tasha Williams
22.05.2011
06.06.2011
19
54.093
2
Alle Kapitel
5 Reviews
Dieses Kapitel
noch keine Reviews
 
22.05.2011 3.093
 
Etwas wacklig rollte der Kleintransporter über den Bordstein, der Motor heulte zum Endspurt  kurz noch einmal auf und blieb dann direkt neben dem kleinen Gartenhäuschen stehen. Als die Wagentüren ins Schloss geworfen wurden, ließ das Geräusch Shane stöhnend erwachen. Stechender Schmerz durchfuhr ihren Schädel als die Lichtstrahlen durch ihr Auge wanderten. Doch als sie den Kopf zur Seite, weg von der unangenehmen Helligkeit drehte, kam eine zweite Welle, als wäre ihr Gehirn gegen eine Wand gedonnert. Oh Gott, scheiß Alkohol. Gleich explodiert meine Birne dachte Shane während sie erneut versuchte gaaanz vorsichtig die Augen zu öffnen. Das Gesicht fühlte sich unangenehm schlaff an, doch ein bisschen Grimassen schneiden zu gymnastischen Zwecken brachten wieder Leben unter die Haut.
Shane fühlte sich nun stark genug für den nächsten Schritt. Auf den Ellenbogen ruhend schaute sei um sich. Wo zur Hölle war sie ? Ach ja, im Gartenhäuschen. Seit sie nur noch zu zweit im Haus wohnten stand es meistens leer, aber ein Bett für Gäste stand noch immer bereit. Ja aber was machte sie dann hier ? Da registrierte sie neben sich einen warmen Frauenkörper. Sie drehte ihren Kopf und im nächsten Moment war sie hellwach. Die Hände vors Gesicht schlagend fiel sie mit einem Plumps zurück ins Kissen. Ihr Herz pumpte vor Schock im Takt eines Maschinengewehrs. Oh Fuck.
Scheiße. Das kann doch nicht wahr sein! Zögernd richtete sie sich noch einmal auf  und mit großen Augen erkannte sie einen dunkelhäutigen Arm, die dazugehörende Schulter und einen Haarschopf aus Rastalocken. Ein heiß kalter Schauer durchfuhr sie. Ich hab doch nicht wirklich mit...Oh, Fuck. Ich Wahnsinnige ! Mein Gott, was hab ich denn jetzt wieder angerichtet? Panik überkam sie. Unversehens bewegte sich die Frau neben ihr, drehte ihr Gesicht zu Shane und lächelnd blickte Felicity sie an.

„Hey Baby, guten Morgen. Puh, was für ein Abend. Und was für eine Nacht !“ begrüßte sie mit belegter Stimme ihre Bettnachbarin.
Shane konnte nur fassungslos auf sie starren und bei der Erwähnung des letzten Satzes fiel ihre Kinnlade vollends nach unten. Unter allergrößter Anstrengung riss sie sich so weit zusammen um einen verzweifelten Erklärungsversuch zu starten:“Äääh, hey Feli. Versteh mich bitte nicht falsch, aber was gestern vielleicht zwischen uns abgelaufen ist..weißt du..“.Mit einer hilflosen Geste stockte sie. Plötzlich brach Felicity neben ihr in hemmungsloses Gelächter aus. Völlig konfus schaute sie zu ihr hin.

„Hör zu Shane“ meinte sie prustend,“schau dich doch mal an.“

„Wieso ?“fragte Shane noch mehr verwirrt.

„Fällt dir wirklich nichts auf ?“

Shane blickte an sich herunter. Noch immer kapierte sie es nicht.

„Schau mal Süße“, meinte Felicity spöttisch,“wenn ich mit einer Frau ficke, dann hab ichs gerne wenn wir beide dabei nackt sind. Es ist einfach gefühlsechter und man hat hinterher keine Fusseln im Mund.“

Da fiel der Groschen. Klar. Sie hatte ihre komplette Unterwäsche und ihr Hemd noch an. Shane musste vor Erleichterung lachen einen tiefen Seufzer von sich gebend.

Felicity legte ihre Hand auf Shanes Unterarm:“Es ist nichts passiert. Keine Angst. So weit würde ich nie gehen, und du nach allem was ich bisher von dir gesehen habe, auch nicht.“

Zustimmend nickte Shane. „Aber was machen wir zwei dann hier ?“fragte sie nachdenklich.

„Hey du erinnerst dich wohl an gar nichts mehr, was?“

„Doch,doch, aber du kannst mir gern auf die Sprünge helfen“ bat sie.

„Also,“begann Felicity die Ereignisse der letzten Nacht zu rekonstruieren, „ich bin nachdem die Party zu Ende war und die Letzten dann auch verschwunden sind ins Bett. Irgendwann bin ich dann nochmal aufgewacht und in die Küche um etwas Wasser zu trinken. Da hab ich dich dann durch das Fenster auf den Stufen sitzen sehen.“

„Aha“meinte Shane angestrengt. Tatsächlich, langsam kehrten ein paar Bilder zurück.

„Naja, da bin ich dann zu dir gegangen und,....“ihre Stimme bekam einen besorgten Ton, „du bist da so in dich gekehrt und, wie soll ich sagen, es kam mir so vor als würde dir irgendwas zu schaffen machen.“ Sie merkte wie Shane eine abwehrende Haltung einnahm, und beschloss, behutsam an die Sache heranzugehen. Gestern Nacht hatte der Alkohol Shanes Zunge wohl etwas lockerer gemacht, aber wie weit sie am Morgen danach gehen konnte wusste sie noch nicht.

„Oh, und weswegen war ich so drauf ?“ fragte Shane mit wachsamer Stimme.

Felicity wagte sich etwas weiter vor. Den Kopf auf die Hände gestützt, ihr direkt in die Augen blickend, fragte sie sacht:“ Wer ist Carmen ?“

Die Reaktion blieb nicht aus. Shane zuckte merklich zusammen und fragte gequält: „Was hab ich gesagt, gestern Nacht ?“

Felicity merkte wie Shane augenblicklich eine Mauer um sich zog, und ohne Zweifel auf jeden schießen würde, der sich unerlaubt näherte. Jetzt war Rückzug angesagt. Sie gab lachend zur Antwort:“Eigentlich nicht viel. Du warst mehr sauer auf irgendeine Tussi, die dich gestern hat abblitzen lassen.. Hey, im Grunde hab ich dich nur aufgesammelt und weil das Gute lag so nah, dich in das Bett hier gesteckt. Wir haben dann noch kurz über die Party geredet und dabei muss ich wohl eingeschlafen sein. Das ist alles.“

Shane glaubte ihr nicht so recht, aber sie honorierte die Tatsache, das Felicity die Sache unten hielt und sich nicht weiter einmischte. Sie überließ es einfach Shane wie weit sie gehen konnte. Wieder einmal beglückwünschte sie sich zur Wahl ihrer Mitbewohnerin. Eine andere hätte daraus sicher ein Drama gestrickt. Nun gut.

Mit einem Sprung aus dem Bett unterbrach Felicity das Schweigen und meinte bestimmt:“ Seis drum. Wir haben gestern Nacht wild gefeiert und jetzt wartet der Preis dafür im Haus.“

Dankbar für diese Überleitung nickte Shane zustimmend. Den Arm um sie gelegt verließ sie mit ihr das Gartenhäuschen Jäh stoppte sie. Im Haus nebenan, das früher Bette und Tina bewohnt hatten, wurde gerade ein Rolladen hochgezogen. Mehrere Leute in der Arbeitskluft wie ein Reinigungstrupp sie trug machten sich an den Fenstern und dem Hausinnern zu schaffen.

„Hey“,meinte sie an Felicity gerichtet,“wir bekommen wohl bald neue Nachbarn.“

„Oh ja. Sieh so aus.“ antwortete diese.“ Vielleicht geben die dann auch eine Party. Dann können wir zur Abwechslung mal anderer Leute Wohnzimmer verwüsten.“

Vergnügt gingen beide in ihr Haus, um es wieder bewohnbar zu machen.



Aus dem Badezimmer war die schräge Version eines bekannten Pinksongs zu hören. Zweieinhalb Stunden  Aufräumarbeiten zeigten Wirkung. Ein Knopfdruck setzte den Geschirrspüler mit einer seiner letzten Fuhre in Bewegung und Shane setzte sich an den Tisch während sie darauf wartete, daß Felicity mit duschen fertig wurde. Im Verlauf des Morgens hatte sie die Bilder der vergangenen Nacht wieder aneinander gereiht.

Zur vorgerückten  Stunde hatte sie sich eine süße Bettgenossin für die Nacht auserkoren und nach gelungener Verführung mit dem Mädchen im Gartenhäuschen verschwunden. An ihren Name konnte sie sich nicht mehr erinnern, dafür umso genauer an ihre Gefühle. Unter wilden Küssen und leidenschaftlichen Berührungen flogen die Kleider umher. Auf dem Bett gelandet ging es weiter, und während  die Kleine mit heißen Liebkosungen auf Shanes Brüste und Bauch nach unten vordrang, passierte es.
Mit einem Mal stürzten die Eindrücke dieses verrückten Tages auf sie ein. Überraschung.Demütigung und das Bild von Carmen. Immer wieder Carmen. Auf einmal verspürte sie keine Freude mehr am Sex mit der Unbekannten. Wie wenn jemand die Verbindung zu ihrem Lustzentrum durchtrennt hätte. Sie richtete sich auf und langer Rede kurzer Sinn, sie verscheuchte das verstörte Mädchen, das sich schließlich unter wüsten Beschimpfungen davon machte.
Aber die nahm Shane nicht zur Kenntnis. Was sollte das Ganze ? Die Sache mit der Hochzeit war schon so viele Jahre her und seither waren andere Frauen, darunter auch ernsthaft gemeinte Beziehungen, gekommen und dann wieder verschwunden. Geblieben war die ihr sehr wichtige Freiheit.  Ach fuck. Darüber hinaus ließ Carmens „Reaktion“ auf ihr Wiedersehen nicht den geringsten Zweifel an deren Gefühle für Shane. Wieso reagierte sie dennoch so extrem auf die Begegnung ? Selbst wenn da noch eine wie auch immer geartete Zuneigung für Carmen existieren sollte, das Ganze wäre von vornerein ein verlorene Sache. Nein, nein. Was sie genau mit Felicity besprochen hatte wusste sie wirklich nicht mehr genau. Besser so. Vielleicht waren es nur die Umstände gestern gewesen. Heute war ein neuer Tag und kein Grund sich mit  fruchtlosen Spekulationen und Grübeleien zu beschäftigen.
Eine kurze Dusche und dann eine Runde auf die Couch zum Gammeln. Heute Mittag kam auf dem Sportkanal die Übertragung der lokalen Skatermeisterschaften.
Sie stöhnte auf als das Handy klingelte und auf dem Display Alice Nummer erschien. Kurz erwog sie die Möglichkeit es einfach zu ignorieren, dann aber drückte sie die Annahmetaste, setzte ein gezwungenes Lächeln auf und sagte: „Hey, Alice...“





„Carmencita.....CARMEN !“ die ältere Latina stapfte genervt den Flur entlang. Vor einer schön gemaßerten, hellbraunen Tür blieb sie stehen und klopfte. „Hola Carmen. Telefon. Nun komm schon.“ rief sie dem Türschlitz zu.

Da öffnete die Tür sich und Carmen lugte heraus. Sie hatte einen großen Kopfhörer um den Hals.“Entschuldige Mama, aber ich hab, du weißt schon...“sie deutete auf ihren Halsschmuck. „Wer ist es denn ?“ fragte sie neugierig.

„Ach, irgendein Club. Was weiß ich. Die junge Frau hat so schnell gesprochen. Lalalala. Und hintendran so laute Musik.Da nimm den Hörer.“ mit diesen Worten übergab sie das Telefon an Carmen, die ihn nahm und zurück in ihr Zimmer verschwand. Seufzend steuerte sie in die Küche zurück. Soweit sie ihre Tochter verstanden hatte, ging es wohl um einen neuen Job. Oder eine neue Bekanntschaft ? Vielleicht auch beides. Es war schon eine verrückte Zeit gewesen seit Carmens Coming-out vor ihrer Familie. Eigentlich hatte sie es immer gewusst. Naja. Und halt verdrängt. Innerlich war ein langes Ringen gefolgt, am Ende aber akzeptierte sie es. Sie liebte ihre Tochter wie alle ihre Kinder, aber Carmen war immer etwas Besonderes gewesen. Nicht das sie das ihren anderen Kindern gegenüber  zugeben würde, aber ja.Sie war ihr Engel.  Grauenvolle Zeiten waren gefolgt nach der...geplanten Hochzeit. Diese weiße dürre Ziege ! Was hatte sie angerichtet? Zugegeben, sie hatte Shane wie eine weitere Tochter geliebt  und miterlebt wie glücklich sie ihre Tochter gemacht hat.Aber dann.....Wie auch immer,die Zeit heilt alle Wunden, und Carmen hatte sich wieder gefangen. Sie war zwar gestern etwas verstört nach Hause gekommen, aber das kam halt ab und zu vor. Wahrscheinlich wegen dieses neuen Jobs ? Schulterzuckend machte sich Mama Morales wieder an die Arbeit.

„Okay, dann bis heute Abend. Wann ? Ach,ja so um sechs ? Super..Bis dann.“ Carmen legte auf und hielt sich den Telefonhörer tippend ans Kinn. Gerade hatte sie die Bestätigung für ein neues Engagement bekommen. Endlich.
OK es war zwar erst mal auf Probe, aber sie wusste sie war gut in dem was sie tat und ein längerfristiger Job für eine DJane selten genug. Es ging wieder aufwärts. Juhu. Außerdem hatte sie in dem Club in dem sie arbeiten sollte einen echt heißen Käfer entdeckt, und wer weiß, vielleicht gab es heute Abend einen Doppelsieg ?
Denn ihre Beziehungsbilanz war recht durchwachsen. Vor einem Jahr hatte sie die letzte dauerhafte Freundin gehabt. Und seither nur noch kurzfristiges. Die letzte wirklich ernsthafte Beziehung war mit. Ja. Genau. Mit der.
Sie dachte lieber nicht daran. Zugegeben gestern Nacht waren ihr, als sie still im Bett lag, Bilder aus der Vergangenheit erschienen. Und die damit verbundenen Gefühle. Nein, dieses surreale Ereignis im Supermarkt war abgehakt und sie musste sich auf Wichtigeres konzentrieren. Gut. Sie richtete ihre ganze Aufmerksamkeit dem Mischpult zu das vor ihr stand.
Denn ein potenzieller Arbeitgeber musste noch überzeugt werden, das DJ Sugar die einzig richtige Wahl war.




Geschwind öffnete Shane die Tür zum Planet und suchte den Raum mit ihren Augen ab. Helena stand an der Theke mit ihrem Smartphone beschäftigt.

„Hey, Helena. Hast du Alice gesehen. Sie hat mich angerufen.“

Wortlos schaute sie zu Shane auf und deutete in den hinteren Teil des Raumes. Shane zuckte kurz. Was war das für eine Antwort ? Erstaunt nahm sie den Ausdruck in Helenas Augen wahr. War das...Feindseligkeit ?
Helena hatte tolle Augen, und wenn sie es nicht darauf anlegte konnte man darin lesen wie in einem Buch. Im Moment war keine gute Seite aufgeschlagen.

Verwundert fragte Shane:“Helena, alles in Ordnung ?“

Den Ausdruck beibehaltend schüttelte diese mit einem „Hmhm“ verneinend den Kopf. Shane konnte sich keinen Reim darauf machen und wollte es jetzt erstmal dabei belassen.

„OK, danke , ich geh dann mal zu ihr“meinte sie noch und ging davon.

Alice saß am Tisch mit versteinerter Miene und starrte mit einem Ausdruck aus Wut und Verzweiflung auf den Tisch.
Neben ihr saßen Angus und Kit, die ihren tröstend um Alice gelegt hatte. Ohoh. Nachricht von Tasha. Und keine die Alice gefiel, das stand fest. Innerlich auf einen dramatischen Nachmittag eingestellt, trat Shane näher und grüßte die Runde:“ Hey.“

„Hey, Süße“ grüßte Kit mit hochgezogenen Augen zurück.

„Hallo Shane“ kam es auch von Angus.

Bevor sie sich Alice widmete fragte sie die beiden anderen schnell:“ Wißt ihr was mit Helena ist? Sie hat kein Wort zu mir gesagt und mich ganz schön sauer angeschaut.“ Angus hob abwehrend die Hände und verneinte.

Kit neigte den Kopf zu ihr und flüsterte:“ Irgendwas ist auf der Party gestern passiert. Du weißt schon, sie war ziemlich mit deiner Neuen zugange. Und ganz nebenbei, als ich heute morgen den Laden aufgemacht habe, etwa eine Stunde später ist sie mit hochrotem Kopf hereingestürmt. Und seither hat sie noch nicht viel gesagt. Aber hey..ich hoffe da ist keine zweite Shane McCutcheon bei dir eingezogen.“

Shane schaute sie schief mit gerunzelter Stirn an.“Wie meinst du das, Kit ?“

Kit gab schnell mit lässigem Ton zurück:“Shane ich vergöttere dich und du bist eine tolle Freundin. Aber ich weiß nicht ob unsere kleine Lesbenwelt einen zweiten Womanizer von deinem Format aushält.“

Angus musste lachen und auch Shane grunzte vergnügt.“Nein, keine Angst. Felicity kommt vielleicht ziemlich locker und ungewohnt rüber, aber im Grunde ist sie, was ich bisher gesehen habe, anständig was den Umgang mit Herzensachen angeht. Du kannst also den Shane-Alarm wieder abstellen.“

„Okay, ich wollte es nur wissen. Freut mich aber das Felicity so ist. Naja, Helena ist auch nicht gerade unkompliziert und wir werden schon noch früh genug erfahren, was da vor sich geht.“schloß Kit die Unterhaltung.


Unvermittelt meldete sich Alice mit einem Schluchzen zu Wort und Shane erinnerte sich wieder warum sie hier war.
Sie zog einen Stuhl vom Tisch und setzte sich direkt vor sie. Dann nahm sie ihr die Hände vom Gesicht weg. Rote verheulte Augen schauten sie an.

„Schhhh..Alice. Beruhige dich. Sag mir was los ist.“

Wortlos schob Alice ihr das Handy entgegen. Shane nahm es entgegen und las die letzte Nachricht von Tasha leise vor:“lass es alice. ich habe genug. ich will nichts mehr von dir hören. leb wohl. T.“ Hm, seltsam dachte Shane bei sich. So etwas sah Tasha überhaupt nicht ähnlich. Obwohl sie und Tasha gewiß Differenzen hatten, schätzte sie bei ihr doch die Art und Weise Konflikte und Schwierigkeiten direkt anzugehen. Von Angesicht zu Angesicht und nicht auf dem bequemen Weg per SMS.

„Und sie will wirklich nicht mehr mit dir sprechen ? Al, das kann ich mir nicht vorstellen.“ meinte Shane behutsam mit forschender Stimme.

„Eben“,warf Kit von der Seite ein,“Tasha würde es dir ins Gesicht sagen. Vielleicht sind die Pferde mit ihr durchgegangen und hat das hier in einem schlechten Moment geschrieben. Ich denke sie wird sich auf jeden Fall noch mal melden.“

„Nein, das glaub ich nicht“,meldete sich Alice mit rauher Stimme zu Wort,“ihr habt nicht miterlebt, wie wir auseinander gegangen sind. Wir haben diesmal einfach den Bogen überspannt. Scheiße, warum muss immer wenn mal alles schön ist und endlich gut zu werden scheint irgendein verdammter Fuck abgehen und alles geht den Bach runter? Warum?“ Das letzte sagte sie mit immer geknickterer Stimme.

Darauf wussten die Anwesenden am Tisch erstmal auch nichts zu sagen.

Dann fasste sich Shane ein Herz und fragte:“Aber Alice, du liebst sie doch noch oder?“

Ein ersticktes Ja war unter den blonden Haaren zu hören

„Schau, dann geh zu ihr, sprich mit ihr. Vielleicht ist es ja wirklich zu Ende. Dann weißt du es aber aus ihrem Mund und musst hier nicht hocken und warten bis sie vielleicht eines Tages doch noch zurückruft.“

„Meinst du ?“

„Alice, ich will dir keine Hoffnung machen, aber es kann ja sein, das..naja. Komm schon. Du bist eine starke Frau.Hier rumzusitzen das willst du doch selbst nicht.“

„Oh, du hast ja recht.“fuhr Alice auf,“ich weiß. Fuck. Aber wo soll ich denn mit ihr sprechen. Wenn ich zur Wohnung ihrer Freundin fahre, wimmelt die dumme Nuss mich bestimmt ab. Und ich hab keine Lust, die Nacht durch Mahnwache vor ihrer Haustür zu halten. Nein. Ich müsste ihr, na du weißt schon, zufällig irgendwo begegnen. Nur wo ?“

Ratlos blickten sich die drei Freundinnen an.

Aus heiterem Himmel meldete sich Angus zu Wort:“Ich hätte da eine Idee wo sie sein könnte.“

„Du“fragte Kit verwundert“aber du kennst Tasha nicht mal richtig, Woher zum Geier willst du wissen wo sie stecken könnte“

Angus beugte sich herausfordernd zu Kit und sagte frech:“ Als erstens war ich schließlich damals auch auf ihrer Abschiedsparty eingeladen, als sie in den Irak musste. Und zweitens habe ich dir doch erzählt das ein paar von meinen früheren Freundinnen später lesbisch wurden. Und die waren alle schwarz.“

Kit zuckte zurück:“ Und was willst du damit sagen, das sie alle schwarz waren ?“

Ein Schrei ließ alle zusammenfahren. Alice saß da die Hände seitlich an den Kopf gedrückt und mit weit aufgerissenen Augen rief sie“Natürlich. Fuck. Klar. Das ich darauf nicht selber gekommen bin. Verdammt. Der CoCo-Club.“

Angus grinste sie an:“Genau. Die Frauen die da hingehen sind, wieso auch immer, meistens Schwarze. Also wenn sie sich mit alten Freunden treffen will, dann vielleicht dort.“

Kit war immer noch ratlos:“Alice, woher kennst du denn diesen Club. Von dem hab ja sogar ich noch nichts gehört.Naja jedenfalls nicht viel.“

Alice erwiederte aufgeregt:“Damals, auf dem PinkRide. Dieser Benefiz-Radtour, die für die Brustkrebshilfe veranstaltet wurde. Dort haben Tasha und ich das Team ihrer Freundinnen getroffen. Das CoCo-Club-Team.“ Erleichtert ließ sie sich in den Stuhl zurückfallen. „So Freunde. Somit haben wir das Ziel für die nächste Aktion ausgemacht“, überschwänglich, weil sich ein Hoffnungsschimmer zeigte, fragte sie Shane ob sie sie begleiten würde.

„Äh nein, das ist vielleicht keine gute Idee, Al“ ,hielt sie dagegen,“du weißt doch wie es zwischen mir und Tasha steht und...“

„Stimmt, du hast recht Shane“ stimmte ihr Alice zu, „aber schade, ich meine..“

„Schon gut Al“, winkte Shane ab. Außerdem wollte sie Alice nicht unbedingt in den Club begleiten, denn sie hatte noch etwas anderes zu erledigen. Und dafür brauchte sie keine Begleitung.
Review schreiben
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast