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~Pain~

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P12 / Gen
07.03.2011
07.03.2011
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Pain

Der Krieg zwischen Iga und Kouga war vorbei. Einsam stand Kuraiko in dieser verregneten Nacht auf einer Klippe und der stark wehende Wind lies ihre schwarzen Haare tanzen. Ihre leeren, türkisfarbenen Augen blickten in die Ferne, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Sie dachte nach. Über den Krieg. Über ihre Familie. Über ihr Leben. Sie fragte sich, ob ihr Leben, nach diesem grausamen Lebensabschnitt denn überhaupt noch einen Sinn hatte? Der Krieg hatte ihr einfach alles genommen, was ihr lieb und teuer war. Okoi, Shougen, selbst Danjou, Juubei, Saemon, Kagerou, Jousuke, Gyoubu. Auch ihre große Liebe, Hyouma, obwohl dieser ihre Gefühle nie erwidert hätte da sein Herz schon an einer anderen vergeben war.  Aber das schlimmste dennoch war, dass sie ihren geliebten Cousin, Gennousuke verloren hatte. Er hatte ihr am meisten bedeutet. Er war einfach alles für sie. Der einzige, der immer hinter ihr gestanden und zu ihr gehalten hatte. Kuraiko lief einige Schritte näher auf die Schlucht zu.

Dabei erinnerte sie sich noch ein letztes mal an die Zeit vor dem Krieg. Wie alles war, bevor der Friedensvertrag aufgelöst worden war. Sie erinnerte sich daran, wie sie mit Gennousuke aufgewachsen ist. Beide waren fast wie Pech und Schwefel. Wie sie als kleine Kinder immer Verstecken gespielt hatten. Als Kuraiko beim Fangen spielen hingefallen war und sich ihr Cousin sofort um sie sorgte. Oder als sie mit Okoi und Gyoubu, als sie größer waren, ab und zu Jagen war. Auch erinnerte sie sich an die allzähligen Stunden, die sie dabei war und lauschte während Gennousuke fleißig das Flöten spielen übte. Oder ebenso, als sie bei Juubei saß und sich die Sterne hat lesen lassen. Ab und zu saß sie sogar mit Saemon zusammen und trank Tee. Als sie fünfzehn wurde und ihre wahren Gefühle gegenüber Hyouma endlich verstand, verbrachte sie wie Gennousuke viel Zeit bei ihm, nur um in seiner Nähe sein zu können. Kurz danach begann sie auch, an einem geheimen Fleckchen den sie einst gefunden hatte, zu trainieren. Nachdem ihr Großvater ihr ein Erbstück ihres Vaters gab, eine Kusarigama. Eine Art Kettensichel.
Kuraiko war eben schon immer die aufgewecktere während Gennousuke immer der ruhigere von beiden war.
Sie trainierte sehr hart, wollte immer so gut wie die anderen sein. Mit sechzehn hatte sie sich schließlich in den Kopf gesetzt, die Menschen beschützen zu wollen die sie liebt, falls es je zu einem Krieg kommen sollte. Was sie aber hätte nie gelaubt dass es passieren würde.
Plötzlich musste sie auch an einen alten Sandkasten Freund denken. Higuchi Toshi. Er war der Sohn eines niedrigeren Ninja Paares, doch sie verstand sich immer sehr gut mit ihm. Bis er versehentlich den Glücksbringer von Kuraiko zerstörte als er mit ihr trainiert hatte. Den Glücksbringer, den sie von ihrem Cousin bekam als sie acht Jahre alt war. Von da an wollte sie nichts mehr mit ihm zu tun haben. Von da an war er für sie gestorben.

Sie blickte auf.
Ihr scharlachroter Kimono, der mehr einem Morgenmantel glich, saugte sich langsam immer mehr mit dem herab fallenden Regen voll. Gleichzeitig fasste sie sich an ihre Brust. Dieser Schmerz wollte einfach nicht aufhören. Oft schon hatte sie daran gedacht Vergeltung zu üben, sich an den Menschen zu rächen, die ihr diese Qual auferlegt hatten. An dem Shogun Tokugawa  Ieyasu, dem Shôgunat, an dem neuen  Oberhaupt der Iga, ihrer alten Erzfeindin Hinoko, einfach an allen. Dennoch schaffte sie es einfach nicht. So sehr sie sich es auch wünschte, sie konnte es nicht. Und sie wollte es nicht. Es würde doch eh zu nichts führen, außer zu noch mehr Streit und noch mehr Krieg. Also lief sie noch ein paar Schritte zum Abgrund. Sie sah nur noch einen Weg, ihr Leiden zu beenden. Nur noch einen Weg, um wieder bei den Menschen zu sein die sie liebte. Ihre Sicht verschwamm nun nach und nach immer mehr bis schließlich Tränen ihre Wangen herab liefen. Kuraiko schloss ihre Augen und lächelte. Sie war dem Abgrund jetzt so nahe, dass, wenn ein heftiger Wind wehen würde, sie ihr Gleichgewicht verlieren könnte und hinab stürzen könnte. Nach einigen Sekunden öffnete sie ihre Augen wieder. „Ich komme zu dir, Gennousuke. Auf das wir wieder für immer Vereint sein werden..“

Gerade, als sie einen Schritt nach vorne wagen wollte, um sich in die Tiefe zu werfen, wehte ein starker Wind von vorne und lies sie ein paar Schritte rückwärts taumeln. Sie riss ihre Augen weit auf, als der Wind in ihren Ohren pfiff und sie sich einbildete, das Flötenspiel von Gennousuke heraushören zu können. Für einen Moment war es nun totenstill. „Gennousuke...“ Dann aber wehte wieder der Wind und lies einige Kirschblütenblätter an ihr vorbei ziehen. „Kuraiko.. Tue dies nicht. Ich bin bei dir und werde es immer sein, solange du lebst. Ich werde immer in deinem Herzen weiterleben. Vergesse das nicht.“ Plötzlich war seine Stimme in ihrem Kopf und redete auf sie ein. Sie kniete sich nieder, legte ihre Hände vor das Gesicht und fing an zu weinen. „Warum hilft mir niemand? Gennousuke, ich brauche dich hier..“ Schließlich vernahm sie hinter sich eine Stimme. Sie neigte ihren Kopf in dessen Richtung und stockte, als ein Junge in ihrem Alter auf sie zu rannte und sie festhielt. „T-Toshi?“ Kuraiko blickte in seine magentafarbenen Augen. „Ich weiß, du kannst mich nicht mehr sonderlich gut leiden, nachdem ich deinen Rosenquarz Stein, den dir Gennousuke geschenkt hatte, versehentlich kaputtgemacht hatte, a-aber du bist nicht allein! Also nimm dir bitte nicht das Leben.“ Einige Sekunden sah sie ihn an. Und er blickte zurück. Voller Sorge, Verzweiflung, versuchte ihr klar zu machen dass es ihm Leid tat. Nach weiteren Sekunden legte er vorsichtig eine Hand unter ihr Kinn und hob diesen leicht, gleich darauf gab er ihr einen kurzen, sanften Kuss auf die Lippen. Dann blickte er ihr wieder in ihre wunderschönen Augen. „W-was sollte das?“, stammelte Kuraiko leise und sah Toshi mit geröteten Wangen an. „Ich liebe dich, Kuraiko. Ich tat es schon immer und ich werde es immer.“ Nun lächelte er sanft und liebevoll, sodass Kuraiko für eine kurze Zeit verlegen wegsah. Sie merkte, wie ihr Herz immer schneller Schlug und spührte wie damals bei Hyouma, dieses angenehm warme Kribbeln in der Magengegend und verstand sofort.
Anschließend sah sie wieder zu ihm auf und erneut liefen Tränen ihre Wangen hinab, worauf Toshi sie in seine Arme nahm und ihr über die Haare strich. „Es wird alles gut Kuraiko. Vertraue darauf.“
„.....ich danke dir, Toshi..“
Nach diesem Satz legte sie ihren Kopf an seine Brust und wünschte sich, die Zeit würde für immer stehen bleiben, gerade, als die Trauer und der Schmerz nach ließen.

~Ende~
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