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Moments of Immortality (Fragmente)

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P18 / MaleSlash
Carlisle Cullen Esme Cullen
07.01.2011
09.01.2022
89
149.974
11
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09.01.2022 1.606
 
Wer Ordnung hält ...




Man hörte ein lautes Fluchen, sobald man die Lobby am Palazzo dei Priori betrat. Zwar konnte man die  Richtung des Lärms in etwa ausmachen, aber nicht, wer genau der Ursprung war. Hinter riesigen Bergen von Akten vergraben, die fast den gesamten Schreibtisch einnahmen, hörte man es Rascheln.

Einer der Aktenberge wackelte bedrohlich und fiel unter einem Schrei in sich zusammen. Papier verbreitete sich auf dem gesamten Boden. Der Schrei stammte von keiner Geringeren als Bianca, die vertretungsweise bei der Büroarbeit in der Empfangszone des Palazzos aushalf.

Als wäre das nicht schon genug, und Bianca jetzt schon total überfordert, klingelte auch das Telefon. Sie unterdrückte ein genervtes Seufzen. Wenn es einen Tag gab, an dem es nicht schlimmer kommen konnte, dann war es dieser. Sie wusste ja nicht mal, was sie zuerst machen sollte. Aufräumen wäre sicherlich nicht schlecht, damit sie etwas Platz hatte, um sich zu bewegen. Nur, wo sollte sie anfangen, wenn nicht mal die Berge an Papier ein Muster erahnen ließen, nach dem sie sortiert waren? Wenn sie überhaupt sortiert waren. Und vor allem, wohin mit der geballten Masse an Papier? Auch ohne alles gesichtet zu haben, war sie sich ziemlich sicher, dass mindestens die Hälfte davon nicht relevant war und in den Müll gehörte.



Warum war sie an diesem Morgen überhaupt aufgestanden und nicht im Bett geblieben?



Richtig, weil sie so etwas wie Pflichtbewusstsein besaß. Allerdings hatte sie nicht damit rechnen können, dass Gianna so ein Chaos hinterließ. Wenn das die Herrschaften Volturi wüssten ... Bianca wollte nicht an ihre Reaktion denken. Sie musste irgendwie Ordnung in dieses Chaos bringen. Und wenn sie daran dachte, wie lange sie eigentlich an diesem Tag zu arbeiten hatte, bezweifelte sie stark, dass sie es ansatzweise auch nur schaffen konnte, den Schreibtisch leer zu räumen, bevor sie in ihren wirklich verdienten Feierabend ging. Und wenn sie alles verräumt hatte, wer sagte ihr denn, dass Gianna sich dann zurecht fand? Es sollte ja Menschen geben, die sich erst im Chaos so richtig wohl fühlten. Bianca gehörte definitiv nicht dazu.



Wenn sie Gianna in den nächsten Tagen wieder sah, musste sie dringend mit ihr reden. So konnte das nicht weiter gehen. Sie sollten sich gemeinsam zusammensetzen und überlegen, wie sie sich so strukturierten, dass sie beide sich zurecht fanden.



Sie streckte sich, um nach dem Telefon greifen zu können, das immer noch erbarmungslos läutete und meldete sich atemlos.



Zu allem Überfluss meldete sich Caius am anderen Ende. Hätte sie auch nur eine Sekunde inne gehaltten, um auf die Nummer zu sehen, hätte sie ahnen können, was auf sie zukam.: „Ich warte auf die Rechnung von .... “ Das Schicksal meinte es heute wirklich sehr böse mit ihr.



Die Rechnung .... skeptisch und beinahe schon panisch ließ die junge Frau ihren Blick über den Schreibtisch schweifen. Wo sollte sie die Rechnung in diesen Papierbergen finden? Wo sollte sie mit Suchen anfangen? Wenn es einen Allmächtigen gab, was hatte sie angestellt, um so eine Behandlung verdient zu haben?



„Ich ... ich werde schauen, ob sie bereits eingetroffen ist.“



„Ich habe bereits mit Signore Portello telefoniert. Die Rechnung ist bereits vor zwei Tagen angekommen und ich habe sie immer noch nicht vorliegen.“ Das klang gar nicht gut. Wenn Caius Volturi so ungeduldig klang und er seinen Zorn nur mit Mühe aus der Stimme heraushalten konnte, lief ihr ein kalter Schauder über den Rücken. Was hatte Gianna in den letzten Tagen nur angestellt? Wenn sie ihre Kollegin doch noch sehr bald zu Gesicht bekommen sollte, konnte diese sich auf eine Ansage gefasst machen! Doch zunächst galt es, Caius zu besänftigen.



„Sicher ist das untergegangen. Ich werde sie Ihnen bringen. Die Verzögerung tut mir schrecklich leid.“ Sobald ich sie gefunden habe. Die letzten Worte sprach sie nicht laut aus. Sie wollte sich nicht die Blöße geben, einzugestehen, dass sie mit diesem Chaos nicht zurecht kam. Was machte das für einen Eindruck? Natürlich konnte sie in erster Linie nichts dafür, aber sie konnte auch nicht die gesamte Schuld auf Gianna abwälzen. Das ließ sie nicht mit ihrem Gewissen und Charakter vereinbaren.



Also machte sie sich an den ersten Stapel Papier und begann, ihn durchzusehen. In der Hoffnung, schnell fündig zu werden. Das Gute daran war, dass sie  bereits von diesem Stapel gut dreiviertel als unrelevant aussortieren konnte und dieser sogar größtenteils im Papierkorb landen konnte. Je weniger Papier sie vor der Nase hatte, desto wohler fühlte sie sich und desto mehr ließen der Druck und die Unruhe nach, die sie befallen hatte, seitdem sie an diesem Morgen den Schreibtisch so vorgefunden hatte,

Sicher war sie längere Zeit nicht hier gewesen. Ein längerer und wohlverdienter Urlaub hatte ihre letzten Wochen sehr erholsam gestaltet und sie hatte keinen einzigen Gedanken an die Arbeit verschwendet.

Es stellte sich ihr die Frage, ob Gianna in den letzten Wochen überhaupt gearbeitet hatte. Danach sah es nämlich ganz und gar nicht aus.

Bei dem Rest Papier dieses Stapels, welchen sie sich vorgenommen hatte, musste sie sich noch einen Überblick über den Bearbeitungsstand machen und notfalls bearbeiten, wenn es wirklich dringliche Fälle waren, bevor sie sich dem nächsten Stapel widmete.



Ein Räuspern ließ sie zusammenzucken.



Als sie ihren Blick hob und vorsichtig über den Rand des Tresens spähte, hinter welchem sie immer noch hockte, entwich ihr sämtliche Gesichtsfarbe, welche aufgrund des Makeups sowieso kaum vorhanden war.



Vor ihr stand Caius und sein Blick versprach nichts Gutes.



Wie es Murphys Gesetz wollte, hatte sie bisher keinen Erfolg gehabt und die gewünschte Rechnung noch nicht finden können. Vielleicht sollte sie mit dem Stapel zu ihrer Rechten weiter machen, denn bekanntlich fand sich das, was man suchte doch immer dort, wo man zuletzt danach suchte? Und je schneller sie Caius das Gewünschte reichen konnte, desto schneller konnte sie dieser unangenehmen Situation entfliehen.



„Erkläre mir diese Unordnung.“



„Es sah heute Morgen fast genau so aus. Ich bin noch nicht dazu gekommen, mir einen Überblick zu verschaffen. Aber ich ...“  Ehrlichkeit war hier wohl der bessere Weg.



„Ich wollte keine Ausreden hören.“



Aber wenn sie doch die Wahrheit sagte? Warum war nicht Aro an seiner Stelle hier? Bei ihm hatte sie das Gefühl, als würde er in das Tiefste ihrer Seele blicken können und die Lüge von der Wahrheit zu unterscheiden wissen.

„Diese Lobby ist das Erste, was die Menschen hier von unserer bescheidenen Herberge sehen. Meinst du nicht, dass es eher negativ aufstößt, wenn es so hier aussieht?“

Er machte eine ausschweifende Handbewegung, die den gesamten Raum einnahm. Und wenn Bianca eines nicht ausstehen konnte, dann waren es rhetorische Fragen. Was sie ihn jedoch nicht wissen ließ. Sie hing an ihrem Job, auch wenn sie nur ab und an einsprang, wenn Gianna nicht konnte.



Sie verkniff sich eine Erwiderung, dass aufgrund der weltweit grassierenden Pandemie derzeit so gut wie keine Besucher diese Lobby betreten würden, denn das würde unweigerlich ihre Kündigung nach sich ziehen. Da war sie sich sehr sicher.



„Ich werde hier aufräumen, sobald ich die Rechnung gefunden habe.“



„Das will ich auch hoffen.“





***






Wie sollte sie Gianna gegenüber das Thema ansprechen? Eigentlich kam Bianca gut mit ihr aus und beruflich hatten sie bisher noch nie Probleme gehabt. Auch die Absprachen untereinander klappten gut. Deshalb war Bianca mehr als irritiert über diese Unordnung gewesen. Etwas nervös war sie ja schon vor diesem Gespräch. Wobei sie ihre Kollegin nicht so einschätzte , als dass sie ihr ein sachliches Gespräch über ihre Arbeitsweise übel nehmen würde.



Gianna erwartete sie bereits. Bianca hatte unterwegs noch Kaffee geholt. Sie hatte sich auf dem Weg mehr als nur den Kopf zerbrochen. Vielleicht hatte Gianna auch private Probleme und das und die zusätzliche Arbeit wuchsen ihr über den Kopf. Es gab so viele Möglichkeiten.



Bianca versuchte, Gianna unauffällig zu mustern, ob sie Anzeichen von schlechtem Gewissen erkennen konnte, aber da war gar nichts. Und das machte sie wütend. Sie stellte einen Kaffeebecher heftig auf den Tresen und nur der Plastikdeckel verhinderte, dass sich der Inhalt auf dem Tresen verteilte.



„Was ist los mit dir?“



„Du fragst mich, was mit mir los ist? Schau dir doch mal dieses Chaos...“ Bianca machte eine ausladende Handbewegung und hielt abrupt inne. Der Tresen und der dahinterliegende Schreibtisch waren penibel aufgeräumt. Das konnte sie nie und nimmer in einer Nacht geschafft haben.



„Was soll das? Ich verstehe nicht ...“



„Was meinst du? Was soll was?“



Ein stetiges Piepen durchbrach die peinliche Stille der Irritation und Bianca realisierte erst so langsam und allmählich, dass das ihr Wecker war, der da stetig piepte und sie sich in ihrem warmen Bett befand.



War das alles nur ein Traum gewesen und es herrschte gar kein Chaos im Palazzo?









***






Sie hatte ein merkwürdiges Gefühl, als sie ihren Arbeitsplatz betrat. Was für ein Bild würde sich ihr bieten? Das erste, was ihr auffiel, war Gianna, welche sie begrüßte.



„Was machst du hier?“, wollte Bianca wissen.



„Ich habe dir doch gesagt, dass ich heute übernehmen werde.“ Gianna erwiderte dies mit einer Selbstverständlichkeit, sodass Bianca sich fragte, ob sie hier diejenige war, die etwas nicht mitbekommen hatte.



Sie warf einen Blick auf den Kalender an der Wand und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.



Ach ja richtig .... durch diesen kuriosen Traum hatte Bianca das beinahe vergessen. Ein befreites Lachen entkam ihrer Kehle und auf Giannas Nachfrage hin, winkte sie ab.  Sie hatte heute frei. Wie sie es vor einer Woche besprochen hatten. Gianna hatte sie extra  gefragt, ob sie tauschen wollten und Bianca hatte bereitwillig zugesagt.



„Nicht so wichtig. Ich bin froh, dass du hier bist. Dann wünsche ich dir einen angenehmen Tag.“



Damit drehte sie sich beschwingt um und trat vor den Palazzo, um ihrem freien Tag entgegenzutreten und es zu genießen, dass kein Chaos auf sie wartete.
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