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Moments of Immortality (Fragmente)

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P18 / MaleSlash
Carlisle Cullen Esme Cullen
07.01.2011
09.01.2022
89
149.974
11
Alle Kapitel
208 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
03.07.2020 1.767
 
Das kommt dabei heraus, wenn man eine vage Idee aufschreibt, sie jahrelang unbeachtet lässt und sie irgendwann hervorholt und einfach mit neuem Impuls und neuen Ideen weiterschreibt. Das Ergebnis finde ich sehr faszinierend. Und ja, ich habe aktuell eine Renata-Phase :)




Unwiderrufliche Entscheidung




„Bleib nicht so lange weg Renata.“

„Ja Mama.“

Befreit lief sie die Straße entlang. Endlich raus aus diesem überfüllten Haus.

Ihr Großonkel  hatte sie warnend aus seinen dunklen Augen angesehen und ihr zu verstehen gegeben, das Haus zu verlassen. Nur zu gerne hatte sie sich seiner stummen Aufforderung gefügt. Sie wusste, dass es ihm und einigen anderen Familienmitgliedern nach Blut dürstete und es war nicht ratsam, dann dort zu bleiben, wenn dieser Durst gestillt werden musste.

Luca achtete stets auf ihr Wohl und legte Wert darauf, dass sie niemals anwesend war, wenn sie tranken. Dafür war sie ihm sehr dankbar.

Die Angst, die sie einmal vor ihnen verspürt hatte, war verschwunden. Zunächst war sie ihm, sofern möglich, aus dem Weg gegangen, denn er hatte etwas an sich, was ihr Unbehagen bereitete. Mit den Jahren hatte sie sich daran gewöhnt und nun sehnte sie sich selbst danach, unsterblich zu werden, nachdem man sie eingeweiht hatte. Auch, wenn Luca davon nichts hören wollte. Doch Renata würde an ihrem Entschluss festhalten. Sich ihrem Onkel zu widersetzen, kostete sie zwar Überwindung, da sie das Vertrauensverhältnis unweigerlich ins Wanken bringen würde, doch das nahm sie in Kauf.

Ihre Familie bestand zu einem großen Teil aus Vampiren. Renata hatte nach und nach die Familienlegende erzählt bekommen und sie verinnerlicht. Anfangs hatte es sie noch abgeschreckt, dass ihre Familie Menschen tötete, um sich zu ernähren. Nachdem man ihr jedoch versicherte, dass nur alte und kranke Menschen als Opfer infrage kamen, hatte sie sich etwas beruhigt.

Dennoch ließ es sie nicht unberührt, wenn sie die warnenden Blicke von Luca trafen. Dann wurde sie sich der Gefahr in der sie schwebte, deutlich bewusst. Es musste sie enorme Anstrengung kosten, wenn Renata anwesend war und sie Durst verspürten. Warum taten sie sich diese Qual an? War es nicht einfacher, man würde sie ebenfalls in einen Vampir verwandeln?

Die Straßen Madrids waren überfüllt mit Menschen, die nicht ahnten, dass unter ihnen Geschöpfe der Nacht hausten. Renata war es ein Rätsel, wie ihnen das Geheimnis verborgen bleiben konnte, wo sie sich doch schon früh Gedanken über das seltsame Verhalten gemacht hatte.

Unzählige Pferdekutschen kreuzten ihren Weg. Renata bahnte sich ihren Weg durch die Fuhrwerke, um auf die andere Seite zu gelangen. Noch nie war sie dabei gewesen, wenn Luca seinen Durst gestillt hatte. Schon mehrmals hatte sie den Gedanken gehegt, sich im Haus zu verstecken, um dem Geschehen beizuwohnen. Es war ihr verboten und doch fand sie allein den Gedanken daran faszinierend.

Die Ungewissheit, wie Luca darauf reagieren würde, wenn er es herausfand, ließ sie den Gedanken wieder verwerfen. Seinen Zorn wollte sie nicht auf sich ziehen.  Das würde schon noch früh genug geschehen, wenn sie ihm, ihre Entscheidung unsterblich zu werden, verkündete.

Auf der anderen Seite angelangt,  setzte sie ihren Weg in einer Gasse fort. An der Ecke gab es einen kleinen Stand, der Früchte verkaufte. Die Besitzerin kannte sie.

„Hallo Renata.“

„Hallo.“

„Wie geht es deiner Mutter? Hat sie den Esel verkauft oder war der alte Ruiz wieder mal am Markt und hat die Preise verdorben?“

„Ihr geht es gut danke. Wir behalten den Esel. Sie will den alten Olivenhain nochmal abernten und die Jungtiere sind noch nicht so weit.“

Die Marktfrau nickte mit dem Kopf. „Deine Mutter soll mir Ware bringen. Oliven sind gefragt.“ Sie steckte ihr eine Birne zu. „Vergiss es nicht!“ Renata strahlte.  „Werde ich nicht. Vielen Dank.“



***




Es dämmerte bereits und Renata war sich bewusst, dass sie viel zu lange von Zuhause fort gewesen war und eigentlich schleunigst den Rückweg antreten sollte. Zum Glück hatte sie noch die Birne gehabt, um den ersten Hunger zu stillen, der sie überkommen hatte. Nicht, dass man noch nach ihr suchte. Wobei es Luca ein Leichtes sein würde, sie aufzuspüren. Sie wollte sich gerade umwenden, als eine Bewegung sie innehalten ließ.

Nicht weit von ihr entfernt, entdeckte sie einige Gestalten, die sich sehr anmutig auf dem ansonsten leeren Platz bewegten. Sie kannte diese Art der Bewegung von Luca und einigen anderen Familienmitgliedern. Es waren eindeutig Vampire. Was machten sie hier?

Bisher war sie keinen fremden Vampiren begegnet und sie war neugierig, was sie hier vorhatten. Wollten sie zu ihrer Familie? Es war nicht die Rede von Besuch gewesen. Zumindest konnte sie sich nicht daran erinnern, dergleichen gehört zu haben. Renata duckte sich hinter die Hausecke und versuchte, so leise wie möglich zu atmen und keine Geräusche von sich zu geben. Sie wusste, dass Vampire mit einem ausgezeichneten Gehör gesegnet waren und sie sich und ihr Versteck sehr leicht verraten konnte.

„Und du glaubst, sie hier zu finden Aro?“, drang eine Stimme an ihre Ohren.

„Daran halte ich immer noch fest Caius. Habe nur noch etwas Geduld.“

Ein abschätziges Schnauben war zu vernehmen. Vom wem es genau kam, vermochte sie nicht zu sagen. „Wie oft schon hast du uns mit diesen Worten vertröstet?“

Sie war so in die Unterhaltung vertieft, dass sie nicht merkte, wie jemand an sie herangetreten war. Als ihr plötzlich eine Hand vor den Mund gehalten wurde und damit der Schrei, den sie vor Schreck ausgestoßen hatte, erstickt wurde,  bemerkte sie, dass es Luca war, der sie gefunden hatte. Sie zitterte vor Schock und ihr Herz schlug hart in ihrer Brust. „Du lauscht und bist dabei auch noch unaufmerksam. Es sind neue Vampire im Ort.“

Die fremden Vampire waren ebenfalls auf sie aufmerksam geworden und kamen in ihre Richtung. Renata wich dem Blick ihres Onkels aus. Sie schämte sich, dass er sie beim Lauschen erwischt hatte. Was musste das für einen Eindruck auf ihn machen?

„Luca, welch Freude, dich hier zu sehen.“ Der Tonfall des Vampires strafte seine Worte Lügen. Er hatte etwas Bedrohliches an sich, fand Renata. Ihr war er unheimlich und sie war insgeheim froh, dass sie ihm und seinen Begleitern nicht alleine gegenüberstand, sondern ihr Onkel bei ihr war. Zumindest was das Wesen anging, war er ihnen ebenbürtig. Das war die leise Hoffnung, die sie hegte. Wenn er hier war, konnte ihr doch eigentlich nichts passieren.

„Willst du uns deine Begleitung nicht vorstellen?“, wandte einer der Vampire sich an ihren Onkel.

„Natürlich Aro.“ Luca klang unterwürfig und gleichzeitig angespannt, was Renata irritierte und deutete eine leichte Verbeugung an. „Das ist Renata, meine Nichte.“

Der Vampir mit den langen schwarzen Haaren sah sie interessiert an und streckte ihr die Hand entgegen. Renata ergriff sie etwas zögerlich. Seine Haut war eiskalt, wie sie es auch von Luca kannte. Spätestens jetzt bestand kein Zweifel mehr, dass sie Vampiren gegenüberstand.

„Sehr erfreut, dich kennenzulernen Renata. Ich bin Aro. Ein alter Freund deiner unsterblichen Familie. Aber es ehrt mich, auch sterbliche Mitglieder kennenzulernen.“



***




„Woher waren diese Vampire? Wer ist Aro?“ Renata konnte nicht länger warten. Es war schon schwer genug gewesen, sie nicht während des schweigsamen Rückwegs mit Luca zu stellen. Doch nun, wo sie wieder zuhause war, wollte sie Antworten. Aro hatte ihr zunächst Respekt eingeflößt, doch er hatte auch etwas an sich gehabt, was sie sehr faszinierte. Charismatisch und voller Gefühl hatte er von seiner Reise erzählt und seine Begleitung vorgestellt.  

„Es gibt Vampire, die unsere Gemeinschaft regieren. Aro ist einer von ihnen.“ Sie hing Luca fasziniert an den Lippen. „Zusammen mit Marcus und Caius regiert er von Volterra in Italien aus über unsere Welt und stellt Regeln auf, die das Zusammenleben unter Vampiren und das zwischen Vampiren und Menschen regeln.“

„Weshalb waren sie hier?“ Sie hatte nur Bruchstücke des Gespräches zwischen Aro und seinen Begleitern mitbekommen, aber sich noch keinen Reim darauf machen können. Sie merkte, wie ihre Mutter mit Luca einen stummen, ermahnenden Blick tauschte. Was ging hier vor?

„Ich muss es ihr sagen“, wandte er sich an Renatas Mutter. „Sie hat ein Recht darauf, es zu erfahren.“

„Was zu erfahren?“ Konnten sie aufhören, in Rätseln zu sprechen und sie aufklären?

„Den eigentlichen Grund dafür, warum Aro, Caius und Marcus hier waren.“ Renata beschlich ein ungutes Gefühl, als sie diese Worte aus Lucas Mund vernahm. „Sie sind wegen dir hier.“

Ungläubig schaute sie ihren Onkel an. „Warum? Woher kennen sie mich?“

„Aro baut sich eine Garde auf, wenn man den Gerüchten Glauben schenken mag. Er ist bekannt dafür, dass er Vampire um sich schart, die mit seltenen und mächtigen Gaben ausgestattet sind, um eine effektive Verteidigung zu haben, sollte er angegriffen werden. Und offensichtlich sieht er Potenzial in dir.“

„Aber ich bin doch noch ein Mensch“, widersprach sie.

„Aro hat dir vorhin die Hand gereicht, als er sich vorgestellt hat, richtig?“

Renata nickte. „Er hat die Gabe, durch Berührungen die Gedanken zu lesen. Jeden einzelnen Gedanken, den du je gedacht hast und diese auch zu filtern. Er wird von deinem Wunsch, unsterblich zu werden, wissen und er möchte dich in seiner Garde haben, wie es scheint.“

„Das werden wir nicht zulassen Schatz“, hörte Renata die zitternde Stimme ihrer Mutter. „Diese Männer sind sehr gefährlich. Und Volterra liegt auch nicht gerade in der Nähe. Wir brauchen dich hier.“

„Ich denke, sie hat sich insgeheim schon entschieden“, murmelte ihr Vater. „Sie will schon lange unsterblich werden, Seht es ein, dass sie ihren eigenen Willen hat.“

Luca nickte konzentriert. Auch wenn er nicht überzeugt war. „Wenn Aro etwas haben möchte, dann wird er alles daran setzen, es auch zu bekommen. Er hat Zeit und sehr viel Geduld.“  Der Vampir seufzte und erzählte einige Geschichten, die er über die Königsfamilie wusste. „Aro wartet und findet dann einen Grund, jemanden an sich zu binden.  Kaum einer wagt es, sich ihnen entgegenzustellen.“ Er lächelte traurig und schaute zu Renatas Eltern. „Sollte sie unsterblich werden, wird es noch einige Jahre dauern bis sie gesellschaftsfähig ist. Solange werden wir sie hier beschützen. Soweit ich weiß, gehen nur Vampire nach Volterra. Sie bleibt uns also noch einige Zeit.“  

„Wenn ich unsterblich bin, dann müsst ihr nicht mehr Rücksicht auf mich nehmen, wenn ihr durstig seid.“ Sie hoffte, dass dieses Argument Luca besänftigen konnte.  

„Da ist was Wahres dran.“ Seine roten Augen wirkten ungewöhnlich kalt. „Gib mir das Versprechen, dass wir noch zwei Jahre warten, bis ich dich endgültig verwandeln werde. Dann bist du volljährig.“ Solch eine Antwort von Luca zu hören, war schon mehr, als sie erwartet hatte. „Somit kann ich auch mit Aro verhandeln. Es wird nicht lange dauern, bis wir wieder Besuch erhalten und ein Entgegenkommen wird uns die notwendige Zeit verschaffen.“

„Das verspreche ich.“ Renata strahlte aufgeregt. Was würde ihr die Zukunft alles bringen?
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