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Moments of Immortality (Fragmente)

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P18 / MaleSlash
Carlisle Cullen Esme Cullen
07.01.2011
09.01.2022
89
149.974
11
Alle Kapitel
208 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
03.12.2019 2.220
 
Als ich diesen Sommer aus Venedig zurück war, hatte ich die ersten Sätze im Kopf, die ich unbedingt aufschreiben wollte. Der Titel stand auch schon recht lange fest und dennoch wusste ich nicht, wo das Ganze hier hinführen wird. Lange habe ich gebraucht, um letztlich mit dem Kapitel zu beginnen, da ich zwischendurch noch meine Diplomarbeit geschrieben habe.


Die Außenposten, die ich in anderen Geschichten schon erwähnt habe, werden auch hier wieder vorkommen. In einer weiteren Geschichte, die bereits in Arbeit ist, werden sie näher beleuchtet und auch ihre Stellung innerhalb der Volturi.




Venice Dreams




Sie stand auf der berühmten Rialtobrücke, wohl Venedigs berühmtestes Wahrzeichen, und blickte den Canale Grande entlang, den süßlichen Geschmack von Blut noch auf ihrer Zunge. Es war eine Wohltat für sie, nun hier zu stehen und die doch ruhige Szenerie auf sich wirken zu lassen. Die meisten Anlässe, die die Familie hierher geführt hatten, waren von Versuchen der Diplomatie und Kämpfen geprägt gewesen. Nun lag die Lagunenstadt friedlich da und ihr Blutdurst war gestillt. Die Erschöpfung spürte sie trotz der belebenden Stärkung deutlich, aber das war es wert gewesen. Die nächsten Tage wurden deutlich ruhiger und Chelsea freute sich darauf, einfach im Gemeinschaftszimmer vor dem Kamin zu liegen und ein gutes Buch zu lesen. Vielleicht fand sich auch jemand, um mit ihr die eine oder andere Partie Schach zu spielen.

Dass sie nun hier alleine stehen konnte, war eher ein Zufall. Als spürten die Menschen nahendes Unheil, hatte sich in dieser Nacht kaum jemand hierher verirrt. Sonst waren die Gassen nur so von Touristen gesäumt, gerade wenn mehrere Schiffe im Hafen lagen, konnte es sehr eng werden.

Von jeher war die Stadt der Kanäle umkämpft gewesen und endlich waren sie siegreich daraus hervorgegangen. Jetzt gönnte sie sich diesen kleinen Moment der Ruhe und ließ ihre Gedanken schweifen. Sie konnte die Faszination die diese Stadt versprühte nur allzu gut verstehen. Volterra war ein tolles Fleckchen Erde und sie wollte das Schloss nicht missen, aber wenn sie die Wahl hätte, in Volterra oder in Venedig zu leben, würde sie sich wahrscheinlich für die Lagunenstadt entscheiden.

Wo ihre Begleiter waren, wusste sie nicht genau, aber sie würde sie schon finden, oder gefunden werden. Die wenige Zeit, die noch blieb, bis sie wieder nach Volterra zurückkehren mussten, wollte sie nutzen, um einen genaueren Blick auf die Stadt zu werfen, wenn sie doch schon einmal hier war und die Atmosphäre in Ruhe auf sich wirken lassen konnte.

In der Ferne konnte sie einige Gondeln ausmachen, die an Holzpfählen vertäut waren und sich sanft im Wasser wiegten. Sie hoffte, dass der Frieden zwischen den Unsterblichen in dieser Stadt diesmal auf Dauer war und das kulturelle und architektonische Erbe erhalten bleiben konnte.

„So alleine? Darf ich Sie ein Stück des Weges mitnehmen junge Dame?“ Chelsea konnte ein Lachen nicht unterdrücken, als sie diese Wort Aftons hörte, der unter ihr gerade  in einer Gondel auftauchte und zu ihr hinauf sah. Er machte eine wirklich gute Figur, wie sie sich eingestehen musste.

„Sehr gerne. Ich möchte mich doch selbst von deinen Fähigkeiten als Gondoliere überzeugen“, entgegnete sie und sprang leichtfüßig zu ihm hinunter und landete sicher in dem kleinen Boot, welches mit reichlich Ornamenten an den Sitzen verziert war. Afton hielt mühelos das Gleichgewicht, zog sie in seine Arme und hauchte einen Kuss auf ihre Lippen. Dabei schmeckte er das Blut.

„Du bist bereits gesättigt.“

Sie nickte. „Ja, es war eine vorzügliche Mahlzeit, die ich dringend gebraucht habe.“

Afton schien zu wissen, wo er hin steuern musste. Sie genoss diesen einzigartigen Anblick der kleineren Kanäle, in die er einbog. Die etwas verfallene Architektur faszinierte sie sehr. Im Mondschein war diese Fahrt schon wirklich romantisch und sie wünschte sich, dass sie noch ewig andauern würde, aber leider war die Fahrt zu schnell wieder vorbei.

Am Ufer konnte Chelsea schnelle Schatten ausmachen.

„Da seid ihr ja endlich ihr Turteltauben“, konnte sich Felix den Kommentar nicht verkneifen, als Afton die Gondel sanft an dem kleinen Steg anlegte und vertäute, nachdem er Chelsea hinaus geholfen hatte. „Während ihr zwei euch auf dem Canale Grande vergnügt habt, haben wir weiter aufgeräumt und sind nun bereit, nach Volterra aufzubrechen.“

Chelsea unterdrückte den Drang, ihm die Zunge herauszustrecken. Sie bedauerte seine Worte.

„Jetzt schon?“ Chelsea konnte ein sehnsüchtiges Seufzen nicht unterdrücken und hatte ihre Gedanken unbewusst laut ausgesprochen. Was sprach dagegen, wenn sie noch ein oder zwei Nächte hier blieben? Oder sie mit Afton alleine? Dann wären ihr zumindest die blöden Kommentare der anderen erspart und sie hatten ihre Ruhe.

„Wenn ihr noch privat hierbleiben wollt, dann sprecht das mit Santiago ab, ob es möglich ist“, erwiderte Demetri. „Er wartet am Dogenpalast auf uns.“

Sie brauchten nicht lange, bis sie den Treffpunkt erreichten, wo Santiago auf sie wartete. „Unsere Mission ist hiermit beendet. Ihr habt gute Arbeit geleistet. Die Meister werden sehr zufrieden sein.“

„Ich würde mit Chelsea gern noch einige Tage hier bleiben, wenn wir nicht anderweitig gebraucht werden“, mischte Afton sich in den Siegestaumel ein, der unter den Anwesenden ausgebrochen war. Nachdem Santiago den Dienstplan konsultiert hatte, gab er sein Okay und schon bald verabschiedeten sich die anderen Wächter von ihnen.

Sobald sie alleine waren, zog Afton sie erneut in seine Arme und in einen leidenschaftlichen Kuss. „Es ist schön, mit dir hier in Venedig zu sein. Ich hatte das schon so lange mit dir vor und ich freue mich, dass es nun endlich geklappt hat.“

„Weißt du, ich spiele schon lange mit dem Gedanken, für eine Weile hier zu leben. Vielleicht sogar als Außenposten, oder zumindest unterstützend für sie“, sprach Chelsea ihre Gedanken aus, die sie schon seit Längerem hegte. Sie presste die Lippen aufeinander und wartete.

Wie würde Afton auf dieses Geständnis reagieren? Sie hatte noch nicht wirklich mit ihm darüber gesprochen. Ihr Partner machte ein überraschtes Gesicht und schwieg. Wie so oft, wenn er eine Situation erst überdenken wollte. Entspannt liefen sie den Canale Grande entlang und genossen die Stille, die nur durch das seichte Schwappen des Wassers im Kanal unterbrochen wurde.

„Ich denke, das ist eine gute Idee. Auch wenn mir das Leben im Schloss wirklich gut gefällt, kann etwas Abwechslung nicht schaden. Ich glaube auch kaum, dass Santiago, oder einer der Meister etwas dagegen haben wird. Wir sind immer noch erreichbar und im Notfall schnell in Volterra, wenn wir dort gebraucht werden.“

Chelsea freute es, dass Afton demgegenüber so aufgeschlossen war. Freudig umarmte sie ihn. „Es freut mich, dass du dem nicht abgeneigt bist.“

„Warum sollte ich?“, erkundigte er sich leise.

„Vielleicht hast du andere Pläne, von denen ich noch nicht weiß.“

„Ich würde mit dir überall hingehen. Ich dachte, das weißt du.“

„Diese Worte wollte ich nur nochmal von dir hören.“ Hand in Hand liefen sie durch die Gassen und genossen einfach das Beisammensein. Auch wenn es nach dem Tumult der letzten Stunden und Tage hier fast gespenstisch ruhig war, konnten sie dennoch mit ihren feinen Sinnen Artgenossen wahrnehmen, ohne gleich in Anspannung zu verfallen, die einem während des Kampfes so sehr zu eigen wurde.

Als sie die Insel San Marco erreichten, trafen sie auf einen Vampir, der ihnen nur allzu vertraut war. „Es freut mich, euch hier zu treffen.“

„Acacio“, grüßte Afton. Er war der Vorsteher der Außenposten. Dass er gerade hier in Venedig anzutreffen war, war eine wirkliche Überraschung. Wo er sich sonst die meiste Zeit aufhielt, wussten wohl nur er selbst und einige wenige Außenposten. Nur wenn wichtige Besprechungen anstanden, war er im Schloss anzutreffen.

„Ich dachte, ihr wäret alle abgereist.“

„Wir  beide bleiben noch einige Tage außerhalb jeglicher Verpflichtungen“, erklärte Chelsea. „Die Stadt hat so viel zu bieten und in Ruhe können wir sie besser genießen.“

„Das ist eine gute Entscheidung, jetzt, wo hier hoffentlich wieder Frieden ein gekehrt ist“, entgegnete der Vorsteher der Außenposten. „Es war keine schöne Zeit hier in den letzten Jahren. Die Medici haben jetzt hoffentlich gelernt, dass sie sich mit uns nicht mehr anzulegen brauchen.“

„Ich glaube nicht, dass noch viele von ihnen übrig sein werden“, entgegnete Chelsea und erschauderte bei dem Gedanken an die vielen Feuer, die von ehemaligen Unsterblichen zeugten. Die Medici waren die Erzfeinde der Volturi gewesen, wenn es um die Besitzansprüche von Venedig gegangen war.

„Wir wissen nicht, wie viele Verbündete sie haben. Deswegen sind wir noch einige Zeit hier, um die Lage zu beobachten“, erklärte Acacio.

„Könntet ihr dabei Unterstützung gebrauchen?“ Diese Frage überraschte Chelsea selbst, als sie sie stellte. Vielleicht bot sich so die Gelegenheit, bei den Außenposten aufgenommen zu werden. Wenn sie jetzt schon einmal die Chance bekam, erste Erfahrungen zu sammeln, wollte sie diese nutzen. Wobei sie nicht wusste, ob man dazu noch ein besonderes Training absolvieren musste. Aber wenn dem so wäre würde Acacio es ihnen schon mitteilen. Und was würden die Meister dazu sagen? Würden sie dem einfach so zustimmen, oder Einwände erheben? Und was war mit Santiago? Hatte auch er in dieser Angelegenheit ein Wörtchen mitzureden? Dies waren nur einige Fragen, die Chelsea durch den Kopf gingen.

„Euren Eifer in Ehren. Jedoch möchte ich euch eure verdienten dienstfreien Tage nicht durch Hilfeleistungen eurerseits verderben. Ihr habt tapfer und gut gekämpft, eine Pause habt ihr euch mehr als verdient.“

„Ich hätte nicht gefragt, wenn es mir nicht ernst gewesen wäre“, entgegnete Chelsea. „Und ich denke, Afton hat auch nichts dagegen?“ Sie blickte ihn fragend an und der dunkelhaarige Vampir konnte nicht anders, als dem zuzustimmen. Es gab kaum etwas, das er Chelsea abschlagen konnte.

„Es macht uns wirklich nichts aus, euch zu unterstützen“, versicherte nun auch Afton.

„Wenn das so ist, habe ich sicher eine Aufgabe für euch.“



***




Im Schutze der Nacht hielten sie sich im Schatten der Gassen verborgen. Auch wenn es seit gut 24 Stunden ruhig in der Stadt war, durften sie sich dadurch nicht täuschen lassen. Noch immer konnten Vampire in der Stadt sein, die ihnen nicht wohlgesonnen waren. Den Gegner zu unterschätzen, war einer der gravierendsten Fehler, den man im Laufe des Wächterdaseins früher oder später schmerzhaft zu spüren bekam. Wenn man Glück hatte, wurde man von einem Kameraden gerettet.

Chelsea konnte noch immer den süßlichen Geruch verbrannter Vampire wahrnehmen, obwohl die letzten Feuer bereits erloschen waren. Mit Schaudern dachte sie an die letzten Kämpfe zurück, die wohl in ihrer Grausamkeit ihresgleichen suchten.

„Du wirkst so bedrückt Chelsea.“ Aftons besorgter Blick erfasste seine Gefährtin.

„Ich finde es grausam, das solche schlimmen Kriege um Städte ausgetragen werden müssen. Warum helfen Worte und Verhandlungen dabei nicht? Das würde Vieles vereinfachen“, gab sie zu bedenken.

„Da hast du Recht. Leider haben nicht Viele dieses Denken und wollen ihre Macht demonstrieren. Ich muss zugeben, dass ich solch einen erbitterten Kampf um eine Stadt auch noch nie gesehen habe.“

Nur ganz leise nahm Chelsea ein Geräusch wahr, nachdem Afton geendet hatte. Sie stimmte ihm zu. Die kämpferischen Auseinandersetzungen zwischen den Unsterblichen hatten der Lagunenstadt nicht gut getan. Sie drehte sich in die Richtung, aus der sie das Geräusch vernommen hatte und Afton tat es ihr gleich. Sie waren auch im Kampf ein eingespieltes Team und es bedurfte keiner weiteren Worte, ehe sie sich lautlos in Bewegung setzten.

Schnell und geräuschlos begaben sie sich in die Richtung. Es war nicht leicht, in dem Gewimmel von engen Gassen die Orientierung zu behalten. Noch dazu konnte man schnell vom Gegner entdeckt werden. Offensichtlich bewegte sich ihr Objekt der Aufmerksamkeit auf den Markusplatz zu. Chelsea selbst machte sich keine Gedanken darüber, ob er möglicherweise sogar in den Dogenpalast wollte. Wichtig war, herauszufinden, wer sich hier um diese Zeit so schnell durch die Gassen bewegte und was für Absichten Derjenige oder Diejenige hatte. Es konnten sich auch noch weitaus mehr Vampire hier aufhalten und nach den Gefechten der vergangenen Nacht war nicht auszuschließen, dass Racheaktionen verübt werden konnten. Sie konnten nicht vorsichtig genug sein.

Afton wurde unvermittelt von den Füßen gerissen, konnte sich jedoch gegen seinen Gegner erwehren. Der war deutlich größer als er, was jedoch keinen Nachteil für Afton selbst bedeutete. Auch Chelsea wurde angegriffen und stieß einen spitzen Schrei aus, der einige Tauben in der Umgebung auffliegen ließ. Es fiel ihr schwer, dem schraubstockartigen Griff ihres Gegners zu entkommen. Mit Aftons Hilfe, der seinen Gegner abgeschüttelt hatte, schaffte sie es. Ihre Gegner hatten wieder die Flucht angetreten.

Erneut nahmen sie die Verfolgung auf und hatten den Markusplatz erreicht.

Überrascht bremste Afton ab und Chelsea musste sehr aufpassen, um nicht in ihn hineinzulaufen. „Was zum Teufel?!“

Sie sahen sich einer Reihe Vampire gegenüber, die ähnlich gekleidet waren, wie Afton und Chelsea selbst.

„Ich gebe zu, dass ich hier etwas unfair gespielt habe“, gestand Acacio. „Aber nehmt es mir bitte nicht übel, dass ich eure Fähigkeiten für unsere Gruppe getestet habe. Normalerweise nehmen wir keinen Vampir auf, ohne dass dieser vorher trainiert wird.“

Etwas verstimmt war Chelsea schon, konnte ihm aber nicht lange böse sein. „Also, Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung. Ich würde mich freuen, euch während eures Kurzurlaubs in unseren Reihen begrüßen zu dürfen, wenn ihr immer noch das Bedürfnis verspürt, uns unterstützen zu wollen. Dann werde ich alles weitere in Volterra mit Santiago absprechen.“

Chelsea war glücklich und als sie den Blick zu Afton wandte, spiegelte er ihre Gefühle sehr deutlich. Es war eine Ehre, den Außenposten anzugehören und in dieser Funktion immer noch Dienst für die Volturi leisten zu dürfen. Und wenn sie dabei in Venedig bleiben durften, dann war das ein Nebeneffekt, der nur allzu gerne von beiden hingenommen wurde.
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