Moments of Immortality (Fragmente)
von CarlisleVolturi
Kurzbeschreibung
Eine Sammlung unsterblicher und zugleich unvergesslicher Momente. Taucht ein in eine Weilt voller Liebe, Hass und Trauer. / Eine Sammlung kleiner Momente, die mir durch den Kopf gehen, teilweise Outtakes meiner anderen Storys.
GeschichteAllgemein / P18 / MaleSlash
Carlisle Cullen
Esme Cullen
07.01.2011
09.01.2022
89
149.974
11
Alle Kapitel
208 Reviews
208 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
1 Review
19.02.2019
2.297
Ein weiteres Kapitel das bis zu seiner Fertigstellung über anderthalb Jahre gebraucht hat. Und mal wieder mit einem Teil der jüngeren Garde.
Jugendliche Freuden
„Wir haben das Schloss für drei Tage für uns alleine!“
Die Anwesenden sahen Phileas an, als wären ihm zusätzliche Köpfe und Arme gewachsen. Nicht nur, dass er wie von der Tarantel gestochen ins Gemeinschaftszimmer der Garde gestürmt und dabei Therasia fast über den Haufen gerannt wäre, nein, er gab auch noch Unsinn von sich. Die letzte Blutmahlzeit schien ihm wirklich nicht bekommen zu sein. Hoffentlich gab es nicht noch mehr Nebenwirkungen und andere Anwesende hatten sich ebenfalls diesen undefinierbaren Virus eingefangen. Das konnte sehr anstrengend werden.
„Freut ihr euch denn nicht darüber?“ Offenbar hatte er nun begriffen, dass niemand seine Freude teilte, oder dass niemand ihm zu glauben schien. Sie alle starrten ihn an, als habe er verkündet, von nun an nur noch nackt durchs Schloss zu laufen.
„Wie kommst du darauf, dass man gerade uns das Schloss anvertrauen und darauf hoffen sollte, dass es bei der Rückkehr der Meister noch steht? Es ist doch eher unrealistisch, dass diese Konstellation eintreten wird.“ Magnar war es, der diese offensichtlichen Zweifel aussprach und er meinte diese Worte auch so, wie er sie sagte. Wenigstens einer, der den Mut dazu hatte, oder zumindest in der Lage einer Erwiderung war.
„Das weiß ich nicht. Offenbar haben sie so großes Vertrauen in uns. Und das ist doch ein weiterer Grund zur Freude. Wenn wir beweisen, dass wir dieses Vertrauen verdienen, können wir vielleicht bald auf unsere erste Mission. Und das ist es doch, was wir und alle schon seit einiger Zeit herbeisehnen.“
„Ich traue dem Frieden noch nicht“, gab Therasia zu bedenken und sprach damit die Zweifel an, die die meisten Anwesenden wohl hegten. „Da ist bestimmt irgendetwas faul.“
„Warten wir es doch einfach ab und sehen, was kommt“, schlug Magnar vor. Er selbst konnte sich ebenfalls nicht vorstellen, dass sämtliche Meister und die Garde das Schloss verließen. Wozu? Und dass Phileas sie hier gerade alle veralberte, dass konnte er ebenso wenig glauben.
Abwarten und Tee trinken. Was anderes blieb ihnen wohl nicht übrig. Der Gedanke war allerdings schon verlockend. Niemand, der darauf achtete, dass sie die Etikette befolgten. Niemand, der sie tadelte, wenn sie zu laut waren. Und niemand, der darauf achtete, welche Räume sie betraten. Diese wenigen Tage versprachen, sehr interessant und abenteuerreich zu werden.
Aber man sollte sich ja bekanntlich nicht zu früh freuen.
***
„Es hat sich doch erstaunlich schnell herumgesprochen.“ Sulpicia blickte zu Aro hinauf, der gedankenversunken die Landschaft vor dem Fenster betrachtete. Sie selbst hatte sich in einem Sessel niedergelassen, die Beine lässig überschlagen und hatte ein Buch auf dem Schoß liegen, in dem sie gedankenverloren geblättert hatte.
„Wir sollten ihnen Vertrauen entgegenbringen und sie beweisen lassen, dass sie dieses Vertrauen auch verdient haben. Sie werden in der Zeit einiges an Erfahrungen fürs Leben sammeln und hoffentlich die richtigen Lehren daraus ziehen.“
„Du hast keine Bedenken, dass sie irgendetwas anrichten in der Zeit, wo wir nicht da sind?“ Sulpicia klang immer noch nicht überzeugt. Aro hätte gern ihre Gedanken gekannt, wagte es jedoch nicht, sie explizit danach zu fragen. Auch sie hatte einen Teil Privatsphäre verdient und auch wenn er ihr Ehemann war, ziemte es sich nicht, sämtliche ihrer Gedanken zu kennen. Geheimnisse in einer Beziehung zu haben gehörte nun einmal dazu und gerade von Sulpicia ließ er sich gerne überraschen.
„Wenn doch, werden Caius und Santiago ihnen die Leviten lesen und das wird niemand überleben.“ Daran hatte auch sie keine Zweifel. Dass Aro seine Schützlinge so von Caius bestrafen ließ, würden sie in dieser Woche Chaos anrichten, daran zweifelte sie ebenso wenig. Sie wusste wie sehr Aro an den jüngeren Vampiren hing.
***
Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen und spähte sorgsam um jede Ecke, als fürchtete sie, ein wild gewordener Werwolf könnte sie anfallen. Was gar nicht mal so unwahrscheinlich war, dachte man an jenen runden Geburtstag von Meister Aro, der so dermaßen aus dem Ruder gelaufen war.
„Was tust du da?“
Erschrocken wirbelte Therasia herum und sah sich einige Meter entfernt Titus gegenüber, der sie verwirrt musterte. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ So wie er aussah, zweifelte er ernsthaft daran, dass sie Herrin all ihrer geistigen Fähigkeiten war.
„Die Gänge kommen mir so ausgestorben vor und es ist so ruhig. Das ist ziemlich ungewohnt, selbst in einem Schloss voller Unsterblicher, die sich lautlos bewegen“, gab sie schließlich zu, wohl wissend, dass diese Aussage schon recht lahm klang und er sich wahrscheinlich über sie lustig machen könnte.
„Warts ab, wenn wir erstmal so richtig aufdrehen. Dann ist hier nichts mehr ruhig“, entgegnete er mit einem Lächeln. Offenbar hatte er schon genaue Vorstellungen davon, wie es laufen würde, wenn sie erst einmal realisiert hatten, dass die Meister wirklich fort waren. Therasia selbst war noch sehr skeptisch.
Sie hatte noch genau die Worte der Meister im Ohr. Alle waren sie angetreten, um Aro, Caius, Marcus und die Ehefrauen zusammen mit ihren Leibwachen zu verabschieden.
„Dass das Schloss ja noch steht, wenn wir wiederkommen.“ Unter Caius Blick wurden sie alle mindestens einen Kopf kleiner.
„Wir werden unser Bestes geben, dass es so bleibt, wie es ist“, entgegnete Magnar und klang dabei nicht ganz so überzeugt, wie er gern geklungen hätte. Therasia war sich sicher, dass nicht nur sie sich ein Lachen verkneifen musste. Auch Felix, Demetri und Alec sahen sehr amüsiert aus, konnten sich jedoch beherrschen und hatten ihre Mienen sehr schnell wieder im Griff.
„Nun lass sie Bruder. Wir haben bereits darüber gesprochen. Hätte ich nicht vollstes Vertrauen in die Fähigkeit unserer jungen Vampire hier, würden wir heute nicht guten Gewissens fortgehen können“, sprang Aro ein und bekräftigte noch einmal, dass er viel Vertrauen in sie hatte.
Dieses Vertrauen sollten sie nicht verspielen.
*
Therasia blickte Titus an und entgegnete:
„Wie die Ruhe vor dem Sturm kommt es mir nun vor und ich habe kein wirklich gutes Gefühl dabei.“
„Sag nicht, dass dir das Angst macht.“
Der Spott war deutlich aus seiner Stimme herauszuhören und das ärgerte sie. „Seh ich etwa so aus?“ Entrüstet stemmte sie die Arme in die Hüften, in dem Versuch, halbwegs bedrohlich auszusehen und sich ihre wahren Gefühle nicht anmerken zu lassen, was angesichts seines immer breiter werdenden Lächelns kläglich scheiterte.
„Ich spare mir jetzt einen Kommentar. Lass uns lieber zu den anderen gehen. Ich glaube, Magnar hat eine Versammlung einberufen und möchte einige Fragen klären. Da sollten wir nicht zu spät kommen. Du weißt doch, wie sehr er versucht, Santiago nachzueifern.“
„Na super. Einer von dieser Sorte reicht mir schon.“ Das Augenrollen ihrerseits kam von Herzen.
„Lass das nur nicht Santiago hören.“
Der Weg bis zum Gemeinschaftszimmer der Garde war nicht weit und diesen legten sie schweigend zurück.
Magnar schien zufrieden, als er sie beide eintreten sah und als die Tür geschlossen war und sie sich einen Platz gesucht hatten, um seinen Worten zu lauschen, begann er:
„Was machen wir als erstes?“
Auffordernd sah er einmal in die Runde und Phileas, der an der Wand hockte, war derjenige, der als erstes einen Vorschlag unterbreitete, auch, wenn er es eher als Frage formulierte:
„Die Throne besetzen?“
„Ist das dein Ernst? Du hast alle Möglichkeiten, die du dir vorstellen kannst und du kommst allen ernstes mit diesem Vorschlag?“ Titus hatte sich den Kommentar nicht verkneifen können. Am liebsten hätte er sich die flache Hand vor die Stirn geschlagen, doch noch konnte er sich beherrschen.
„Dann mach doch einen besseren Vorschlag!“, grummelte Phileas verstimmt. Therasia machte sich erst gar nicht die Mühe, ein Augenrollen zu unterdrücken. Wenn sie sich jetzt schon stritten, konnte die Woche ja spannend werden. Und sie hatte jetzt schon keine Nerven mehr für unnötige Diskussionen, wie diese hier.
„Die Bibliothek plündern?“, entgegnete Titus.
„Viel zu riskant. Denk nur daran, was alles schief gehen kann. Ich möchte am Ende nicht derjenige sein, der Meister Caius die Unordnung in den Urteilen erklärt, die er einst gefällt hat. Oder schlimmer noch, das Verschwinden eines solchen. Nein danke. Darauf verzichte ich gerne. Dann kann ich auch gleich persönlich meine Vernichtungserklärung unterschreiben.“ Er schauderte bei dem Gedanken.
„Durch die unterirdischen Gänge wandeln?“
„Und dabei riskieren, sich zu verlaufen und nie wieder ans Tageslicht zu kommen?“
„Einen Versuch wäre es wert. Dann wären wir ihn zumindest los“, murmelte Titus.
„Uns Gedanken über die Verpflegung machen?“ Therasia hatte ihre Gedanken laut ausgesprochen. Die letzte Blutmahlzeit war schon etwas länger her und sie mussten jagen, bis die Meister wiederkehren würden.
„Du denkst auch nur ans Essen!“
„Ach, so lange sind sie doch gar nicht weg. Wir werden schon nicht verdursten.“
„Sagst du!“
„Hast du etwa Angst, dass wir dir alles weg trinken?“
„Man kann nie wissen ...“
„Können wir uns bitte wieder auf das Wesentliche konzentrieren? Sonst stehen wir noch hier und die anderen kommen schon wieder zurück! Ich möchte die Gelegenheit schon sinnvoll nutzen, wenn sie sich mir bietet. Wer weiß, wann wir eine solche noch einmal bekommen werden.“ Beherzt setzte Magnar dem Streit vorerst ein Ende. „Damit haben wir auch absolut nichts gewonnen. Wir sollten dennoch bedacht an die Sache herangehen. Auch, damit wir die Zeit hier effektiv nutzen können und gleichzeitig beweisen, dass wir das Vertrauen verdient haben, welches uns entgegengebracht wird.“
„Dann mach du bitte einen Vorschlag, wie wir unser Überleben hier sichern können.“ Therasia funkelte ihn herausfordernd an und hatte die Hände in die Hüften gestützt. Magnar hasste es, wenn sie ihn so ansah. Da fühlte er sich beinahe provoziert … und überhaupt, was hatte sie heute wieder reizende Laune.
„Wir sollten vielleicht ausmachen, wer uns die Verpflegung ranschafft. Nur damit das geklärt ist und es nicht zu weiteren Diskussionen kommt, wenn es dann an der Zeit ist. An den privaten Blutvorrat dürfen wir sicher nicht.“
„Es hat niemand explizit gesagt, dass wir es nicht dürfen.“ Da hatte Therasia Recht.
„Wir haben aber auch nicht die Erlaubnis dazu bekommen“, gab Phileas zu bedenken.
„Ich werde mich nicht zum Idioten machen und Stadtführungen anbieten!“, protestierte Therasia, als die Männer sie auffordernd anblickten.
„Wer, wenn nicht du?“
„Die Männer waren schon immer Jäger und Sammler“, konterte sie.
„Und die Frau war immer am Herd anzutreffen“, entgegnete Phileas.
„Wie gut, dass wir frisches Blut nicht noch aufwärmen müssen“, gab Titus zu bedenken.
Therasia schüttelte sich allein bei dem Gedanken. „Der Gedanke ist ekelhaft.“
„Wenn wir weiter hier diskutieren, werden wir elendig verdursten. Wir können auch einen Plan aufstellen, sodass jeder mal dran ist.“ Da würden sie wohl nicht drum herum kommen. „Dann kann sich jeder beweisen, dass er das Zeug zu Heidis Nachfolge hat.“
„Als ob das mal nötig sein würde.“
„Sieh es als Kompliment, dass wir dir das zutrauen Therasia“, versuchte Titus es noch einmal, sie umzustimmen.
„Nur weil ihr zu faul seid. Von mir aus kann sich auch jeder selbst um sein Blut kümmern und die Sache ist erledigt.“
„Nun sei keine Miesmuschel!“
***
Die Diskussion war recht schnell beigelegt worden und man hatte sich darauf geeinigt, gemeinsam jagen zu gehen. Damit sich niemand dieser Verantwortung entziehen konnte. Jeder war für seine Nahrung selbst verantwortlich.
Nachdem dieser Punkt endlich geklärt war, konnten sie sich angenehmeren Dingen zuwenden.
***
„Magnar, kann ich dich sprechen?“ Dass gerade Santiago eine Unterredung mit ihm suchte, überraschte ihn sehr. Schon seit einer Weile sah er zu dem Gardentrainer auf und wenn er die Chance hatte, Ratschläge von ihm zu erhalten, oder von ihm zu lernen, nahm er diese sehr gerne wahr. Er bewunderte den Gardentrainer insgeheim.
Der Spanier hatte ihn im Gemeinschaftszimmer der Garde aufgesucht, wo er mit Felix zusammen über einem Schachspiel gesessen und dieses, wie so oft, verloren hatte.
Die Meister waren vor gerade einmal drei Stunden zurückgekehrt und bisher hatte sich noch niemand der Abwesenden geäußert, dass etwas am Schloss anders war, als sonst. Sie hatten wirklich alles heile gelassen, was gar nicht mal so schwer in der Umsetzung gewesen war. Diskussionen waren zum Glück vergänglich. Wie peinlich wäre das bitte, wenn die Meister und die älteren Gardenmitglieder wüssten, über was für Banalitäten sie sich doch tatsächlich Gedanken gemacht hatten?
Darüber wollte Magnar gar nicht nachdenken.
„Natürlich Santiago.“ Er folgte ihm aus dem Raum und den Gang hinunter nach draußen auf den Innenhof. Entspannt liefen sie nebeneinander her und der junge Wächter konnte eine gewisse Unruhe nicht verbergen.
„In den letzten Tagen wart ihr nicht ganz so unbeobachtet, wie ihr vielleicht geglaubt habt.“ Abrupt hielt Magnar im Laufen inne und konnte nicht verhindern, Santiago überrascht anzustarren. Er öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton heraus und schloss ihn wieder.
„Es wäre unverantwortlich, euch wirklich ohne Aufsicht das Schloss zu überlassen. Du hast gut agiert und durchaus Führungsqualitäten bewiesen, was mir so erzählt wurde und ich wollte dir nur sagen, dass ich schon einen gewissen Stolz verspüre, dass du versuchst, in meine Fußstapfen zu treten.“
Magnar war etwas peinlich berührt über diese Worte. „Ich ... es soll nicht so rüber kommen, als würde ich dir den Posten streitig machen wollen ...“, stammelte er. Warum konnte er nicht so selbstbewusst sein, wie er gerne würde und wie es der Situation angemessen wäre?
„Das kommt es nicht. Es ehrt mich und ich denke, ich kann zumindest ab und an einen Assistenten gebrauchen. Und ich bin mir sicher, dass du der Richtige dafür bist.“
„Vielen Dank. Das freut mich wirklich.“
„Ich habe gehofft, dass du das sagen würdest. Denn du bist den anderen schon ziemlich weit voraus, sowohl im Training, als auch in Sachen Verantwortung. Ich denke, du könntest bald sogar schon auf kleinere Missionen mitkommen. Zumindest wollte ich diesbezüglich mit Meister Aro reden und ich denke, er würde dem zustimmen.“
„Wenn es so kommen sollte, bin ich bereut dafür.“
„Nichts anderes wollte ich von dir hören.“
Sie setzen ihre Runde durch den Innenhof fort und als Magnar wenig später den Gemeinschaftsraum der Garde erneut betrat, konnte er sich ein seliges Lächeln nicht verkneifen.