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Moments of Immortality (Fragmente)

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P18 / MaleSlash
Carlisle Cullen Esme Cullen
07.01.2011
09.01.2022
89
149.974
11
Alle Kapitel
208 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
31.10.2018 3.163
 
Diese Idee liegt schon Jahre auf dem Laptop und auch hier bin ich mal andere Wege mit meinen Charakteren gegangen. War selbst erstaunt, was alles so möglich ist. Das hier ist auch eines der zahlreichen Kapitel, die nie einen Weg in die CE-Reihe gefunden haben.







Erdrückende Einsamkeit






Er fühlte sich verloren zwischen all dem Gelächter das aus den angrenzenden Zimmern von den jüngeren Vampiren die mit ihm auf dem Flur wohnten, zu ihm drang. Warum konnten sie alle so fröhlich sein, wenn er sich so elend fühlte? Das musste die Ungerechtigkeit des Lebens sein, die ihn nun mit aller Härte traf.



Er fühlte sich wie ein Ausgestoßener, etwas, das er so in seinem  bisherigen Dasein noch nicht erfahren hatte und es fühlte sich grausamer an als alles, was er bisher verspürt hatte.



Nachdem Alessandro von Alec auf sein Zimmer geschickt worden war, hatte sich noch niemand bei ihm gemeldet. So als würden ihn alle bewusst meiden und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Vielleicht hatte es auch einen Befehl gegeben, ihn bewusst außen vor zu lassen. Wer konnte das schon wissen? Sprachen Alec und Jane noch mit Aro? Konnte sein Schöpfer ein gutes Wort für ihn einlegen? Würde man ihn hier erneut akzeptieren und ihm eine zweite Chance geben? Ihn wieder in die Garde aufnehmen?  Oder stand ihm noch eine Aussprache vor Caius bevor? Davor hatte Alessandro den meisten Respekt. Konnte er den Meister besänftigen, der dafür bekannt war, gerecht aber hart zu urteilen? Oder konnte er sich schon einmal endgültig von seiner Existenz verabschieden? Eigentlich war es doch ein Wunder, dass man ihn nicht gleich vernichtet hatte. Aber war das wirklich die bessere Idee? Oder ließ man ihn warten, nur um ihn dann in den Kerker zu schaffen?



Diese unzähligen unbeantworteten Fragen zermürbten ihn.



Die Einsamkeit war ebenso erdrückend wie die Ungewissheit, wie es nun mit ihm weitergehen würde. Die Medici hatten ihn nicht im Guten gehen lassen. Ungewiss war, ob er von ihrer Seite aus noch Konsequenzen zu fürchten hatte. Wenn es wirklich dazu kommen sollte, würde man ihn hier innerhalb der Mauern schützen, wo doch niemand hier gut auf ihn zu sprechen war? Oder würden sie ihn ausliefern und ihn für das was er getan hatte, zahlen lassen?





Wie würde das endgültige Urteil der Meister lauten? Konnte es passieren, dass Meister Caius Aro in seiner Entscheidung noch überstimmte? Diese und noch unzählige weitere Fragen ließen Alessandro nicht zur Ruhe kommen.



Wollte er selbst überhaupt noch weiter existieren, wenn er die nächsten eintausend Jahre mit so viel Ablehnung bestraft wurde? Er konnte es sich einfach nicht beantworten.



Es fühlte sich falsch an, hier zu sein. Er passte einfach nicht mehr hierher und Alessandro verspürte den nie gekannten Drang, das Schloss sofort wieder zu verlassen. Er war in den letzten Stunden mit Gefühlen konfrontiert gewesen, die er so nicht gekannt hatte. Er war in der Garde stets angesehen gewesen und war mit allen Wächtern gut ausgekommen. Die Abneigung die ihm bei seiner Rückkehr entgegengebracht worden war, war ihm fremd und hatte ihn zutiefst verletzt. Aber was hatte er denn wirklich erwartet?



Er war sich bewusst, dass er selbst an dieser Situation schuld war und das ärgerte ihn. Zumal er nicht wusste, was genau ihn dazu getrieben hatte, seine Gefährtin zu betrügen und sich in eine  andere Vampirin zu verlieben. Das Schicksal hielt manchmal sehr ungewöhnliche Wege für einen bereit und stellte einen vor schier unmögliche Prüfungen. Und auf die konnte man sich einfach nicht vorbereiten.



Was hatte ihn nur geritten, dass er Gefühle für eine andere Vampirin, und dann noch für eine Medici hegte? Eine Vampirin aus einem Clan, der den Volturi fast so sehr verhasst war, wie einst die Rumänen? Das grenzte schon an Hochverrat! So dumm konnte man doch gar nicht sein und genau das war passiert. Er war erwachsen! Selbst in Vampirjahren mittlerweile und er kannte die Konsequenzen nur zu gut. Den nächsten Sonnenaufgang würde er nicht mehr erleben und die Verlockung war sehr groß, jetzt sofort die Flucht anzutreten, einfach nicht zurück zusehen und darauf warten, dass Demetri ihn irgendwann aufspürte und ihn seiner Vernichtung zuführte. Dann könnte er in der Zeit auf der Flucht, so wenig es auch sein mochte, wenigstens noch etwas von seiner Existenz ... nun ja... genießen, auch wenn das in dieser Lage ein eher falscher Ausdruck war.



Wie hatte er Ariana so etwas antun können? Je öfter er sich diese Frage stellte, desto schwieriger wurde es, darauf eine passende Antwort zu finden. Er wusste auf diese unzähligen Fragen einfach keine Antworten, so sehr er sich auch den Kopf darüber zerbrach. Auf manche Fragen gab es einfach keine Antworten.



Alessandro hatte sich anderes von seiner Rückkehr erhofft und diese Enttäuschung die er nun verspürte schien ihn zu erdrücken. War Treue seiner Partnerin gegenüber für die Unendlichkeit nicht das Wichtigste, was man geben kann?  Was man sich erhoffte?



Die Abneigung aller schmerzte.



Selbst den Blick aus dem Fenster über die Ländereien des Schlosses konnte er nicht genießen. Der Sonnenuntergang der sonst so malerisch und bezaubernd war, verblasste und die Nacht zog übers Land. Sonst hatte er dieses Naturschauspiel genossen. Alessandro schüttelte den Kopf. Wann immer die Zeit es erlaubte, war Ariana erschienen und sie hatten den Tag verabschiedet und die Nacht begrüßt.



Wenn er jetzt daran zurückdachte, verspürte er nichts. Diese Gefühlsleere überraschte ihn selbst und er konnte sie sich nicht einmal erklären. Warum fühlte er keine Scham darüber, wie unglaublich dumm er sich benommen hatte? Warum fühlte er keine Wut auf sich selbst, so manipulierbar zu sein?



Erneut drang Lachen aus den angrenzenden Zimmern an seine Ohren. Gepeinigt presste er sich die Hände auf die Ohren um die fröhlichen Stimmen nicht mehr hören zu müssen.



Als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm, sprang er erschrocken auf. Doch es war nur Alec, der ihn skeptisch und mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. Offenbar hatte er mit Aro gesprochen und Alessandro hatte Angst vor den Worten die sein Schöpfer gleich an ihn richten würde. Dabei wusste er doch schon ganz genau, was ihn erwartete. Es gab keine andere Alternative, als das Unausweichliche.



„Du hast zurecht ein schlechtes Gewissen“, begann Alec mit den vielleicht alles entscheidenden Worten die Alessandros Zukunft bedeuteten. Er konnte sich vorstellen, wie es in seinem einstigen Zögling gerade aussah, aber er konnte kein Mitleid empfinden. Sich wissentlich einer Frau eines verbotenen Clans anzuvertrauen war Verrat. Alessandro hatte sich die Lage selbst zuzuschreiben. Er hatte Alessandro mehrfach angesprochen, weil er einen Konflikt spüren konnte, doch sein Zögling hatte sich ihm entzogen. Und Alec war wahrlich niemand, der einem ihm anvertrauten Vampir hinterher rannte, wenn dieser in einer Krise steckte und doch keine Hilfe annahm.



„Ich würde es verstehen, wenn du mich mit einem Tritt in den Hintern aus dem Schloss befördern würdest. Das ist wahrlich das Einzige, was ich verdient habe.“



„Ich war für einen Augenblick wirklich versucht, es zu tun“, gestand Alec. „Und das allein wäre nicht Strafe genug.“



„Aber du hast es nicht getan und das nehme ich als ein gutes Zeichen“, wagte er ein winziges Fünkchen Hoffnung zu hegen, dass sich doch noch alles zum Guten wenden konnte.



„Sei dir da nicht so sicher. Ich kann es immer noch tun und ich würde damit vollstes Verständnis von allen Schlossbewohnern haben.“



„Ich schäme mich für das was ich getan habe. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“



„Das sagtest du bereits und ich kann dir nur die gleiche Antwort geben: Es bringt nichts, wenn du mir diese Worte sagst.“



„Ich habe versucht mit ihr zu reden. Sie ignoriert mich.“ Seit Tagen schon.



„Sag mir nicht, dass dich das verwundert.“



Alec hatte Recht, mit jedem Wort, das er an ihn gerichtet hatte. Alessandro konnte die Versöhnung nicht ewig vor sich herschieben. Das würde alles vermutlich nur noch schlimmer machen und doch wusste er absolut nicht, wie er sein überaus kopfloses Verhalten erklären sollte.



Sie sah ihn ja nicht mal an, wenn sie sich begegneten.





***






Es tat weh, als sie ohne ihn eines Blickes zu würdigen, wieder einmal an ihm vorbeilief. So als existiere er gar nicht mehr. Etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Wie sollte er da den Mut aufbringen, sich angemessen zu entschuldigen? Es war so schon so verdammt schwer.



Was hätte er ihr sagen sollen? Sie hatte seine erste Entschuldigung nicht akzeptiert und würde auch eine weitere ignorieren. So wie sie ihn immer noch wie Luft behandelte. Also schwieg er und unternahm erst gar nicht den Versuch, etwas zu sagen.  Vielleicht sollte er froh sein, dass sie ihm noch nicht den Kopf abgerissen und auch niemand anderes es getan hatte.



Erneut war er auf dem Weg durch das Schloss, den abneigenden und teils verachtenden Blicken seiner  Kameraden ausgesetzt. Es kam ihm vor, wie ein Spießrutenlauf und Alessandro begann erneut, darüber nachzudenken, ob sein Handeln damals wirklich richtig gewesen war.



War das die Strafe, die man ihm auferlegt hatte? Bestrafung durch Nichtbeachtung?



Er selbst konnte ja nicht einmal eine plausible Erklärung für sein Verhalten liefern.



Warum akzeptierte man ihn hier denn überhaupt noch?



Warum hatte man ihn nicht gleich wieder vor das Schlosstor gesetzt?



Wollte man etwas damit bezwecken, dass man ihn hier ließ? Sollte er womöglich nochmals zurück zu den Medici geschickt werden, um… ja, um was zu tun? Vielleicht um zu spitzeln?



„Hatte ich nicht gesagt, du sollst dein Zimmer nicht verlassen?“ Aus dem Nichts war Alec erschienen und wartete verärgert auf eine Antwort.



„Selbst du musst zugeben, dass es unter diesen Umständen bei Vampiren zu schwerwiegenden Depressionen kommen kann, wenn sie so lange eingesperrt in einem Zimmer sind.“ Dass er überhaupt den Mut aufbrachte, um so eine ironische Antwort zu geben, war selbst für ihn überraschend. Er war gar nicht in der Position, das zu tun. Nicht jetzt.



„Wenn dich eine unverschlossene Tür nicht davon abhält, dich an Regeln zu halten, vielleicht sollte man dich dann in die Kerker stecken. Da kommst du zumindest nicht so leicht raus.“ Alec war nicht zum Spaßen zumute. „Ich war auf dem Weg zu dir. Meister Caius wünscht, dich zu sehen. Er war sichtlich erstaunt, dass du dein Zimmer ohne Aufforderung alleine verlassen hast. Er hatte Ariana sein Wort gegeben, das sie nicht mit dir rechnen muss, solange du keine Unterredung bei ihm hattest. Und doch seid ihr euch begegnet.“



Alessandro nickte und fasste sich nervös in seine Haare und schob sie etwas hinters Ohr. „Verstehe.“



„Das bezweifle ich. Leider werde ich es nicht erfahren. Meister Aro hat kein Interesse, sich einzumischen.“



Der junge Gardist schwieg betroffen. Wenn Meister Aro kein Interesse zeigte, dann stand es schlecht um ihn. Alecs aufmerksame Blicke machten ihn nervös. Er wusste nicht, was er tun sollte und Alec sah nicht danach aus, dass er ihm jetzt gute Ratschläge geben würde.



Nachdem keine weitere Antwort kam, trat Alec zur Seite und machte eine Handbewegung in Richtung des Aufzuges. „Du wirst im Thronsaal erwartet.“  







***






Corin lief voran, während Alec seinem Zögling folgte. Es herrschte absolute Stille, als sie den Thronsaal betraten und Alessandro sich den drei Meistern näherte.



Die gesamte Garde, sogar die Wächter, welche noch in der Ausbildung steckten, waren angetreten.



Er fühlte sich schlecht und fragte sich kurzzeitig, ob Vampire auch an einem Nervenzusammenbruch leiden konnten und wie viel Druck er noch aushielt.



Konzentriert und in Erwartung seiner Prüfung sah er zu Aro, Marcus und Caius auf, die etwas erhöht auf den Thronen Platz genommen hatten. Aro erhob sich und schritt auf ihn zu, blieb aber in einigem Abstand die drei Stufen über ihm stehen.



„Es bedarf einer gewissen Arroganz, sich in eine Affäre einzulassen, wohlwissend welchem Zirkel die Auserwählte angehört. Ohne jedoch den festen Plan zu hegen, die Seiten zu wechseln.“ Meister Aro schaute sich um. Seine Garde stand aufgereiht nebeneinander. So mancher schüttelte den Kopf oder zischte leise.  



„Es gibt durchaus Beispiele, die ich erwähnen könnte. Doch waren dies Taten von Menschen. Sterblichen. Männer und Frauen, welche unbedeutend waren für uns. Doch hier und heute steht ein Unsterblicher, dem wir mehr zugetraut hatten.“ Aro trat eine Stufe nach unten. „Die Geschichte der Familie Medici ist eine lange und durchaus beeindruckende. Umso erstaunlicher ist es, dass Alessandro sich dem Befehl Abstand zu halten, widersetzt hat.“ Erneut nahm er eine Stufe, um dann stehen zu bleiben und kurz zu warten. „Glücklicherweise ist die Geschichte der Volturi älter und wir sind der stärkere Clan. Daher wird es von Seiten der Familie Medici zu keiner Aktion kommen.“ Er nahm die letzte Stufe und lief um Alessandro herum und blieb in der Mitte vom Saal stehen. „Es gab jedoch eine geheime Abstimmung innerhalb der Garde, ob wir einen Befehlsverweigerer weiterhin trainieren und beherbergen wollen. Erstaunlicherweise war die Mehrzahl der Befragten gegen Alessandro und für seine Vernichtung.“ Der dunkelhaarige Monarch drehte sich zu Ariana. „Dein Zettel ist ungültig, da bei einer geheimen Wahl kein Name angegeben werden darf.“



„Ich wollte keine geheime Wahl. Daher kann jeder wissen, was ich für Alessandro empfinde!“, zischte sie wütend. „Auch wenn wir am Anfang keinen leichten Start hatten, hätte er mich nicht so demütigen müssen.“



Aro schaute die Vampirdame geduldig an. „Du bist die jüngste Gardistin hier und keiner nimmt dir deine Gefühle übel. Aber einem Gefährten den Tod zu wünschen ist keine einfache Angelegenheit.“



Ariana fing an zu schluchzen. „Dass ich am Anfang Schwierigkeiten hatte mit dem Schloss und den Regeln und Alessandro, das weiß jeder und es tut mir leid. Aber eine Affäre? Und dann noch mit einer Frau, die mir im Rang und Namen so weit voraus ist und noch nicht einmal anerkannt wird? Ich wünschte er wäre von den Medici gefasst und vernichtet worden. Dann müsste ich jetzt nicht damit leben, ihm weiterhin begegnen zu müssen.“ Sie erhaschte einen Blick auf ihren Gefährten und atmete tief ein. „Ich wünschte du wärst tot.“



Die zwei einstiegen Liebenden sahen sich an. Es war nur ein kurzer Augenblick. Hass auf der einen Seite und stumme Verzweiflung auf der anderen.



Es folgte eine unglaubliche Stille im Saal. Marcus und Caius rutschten auf ihren Stühlen herum. Auch Aro schien für einen Augenblick aus dem Konzept gekommen.



„Ich verstehe.“ Ohne Alessandro mit einem weiteren Blick zu würdigen lief er die Treppen nach oben und drehte sich zu seiner Garde. „Das Urteil ist gefällt und wird sofort vollzogen.“



Demetri und Felix standen umgehend neben dem jungen Gardisten und Alessandro unternahm keinen Widerstand, als sie ihn auf die Knie brachten und an den Armen festhielten. Doch Meister Aro ließ sich nicht seinem mit Goldborte verzierten schweren Mantel bringen. Er gab den beiden Männern den Befehl sich etwas zu entfernen und schaute zu Ariana. „Du vollstreckst das Urteil!“



Selbst Jane verlor für einen kurzen Augenblick die Fassung und ein leises Raunen durchzog die heiligen Hallen. Ariana trat vor. Sie zögerte kurz, dann stellte sie sich vor ihren Gefährten und blickte zu Meister Aro. Völlig ausdruckslos stand er vor seinem Thron und wartete. Auch Meister Caius war aufgestanden und gab ihr das Zeichen zu beginnen.



Ariana zitterte vor Wut und umgriff den Kopf, so wie man es ihr im Training gezeigt hatte. Zu langsam jedoch  für den älteren und besser ausgebildeten Mann vor ihr, bekam sie ihn nicht richtig zu fassen. Alessandros Überlebensinstinkte waren auch auf Hochtouren. Und selbst wenn er gewollt hätte, er konnte sich nicht kampflos ergeben. Der Vampir in ihm ließ dies nicht zu.



Es war ein Ruck und kurzes Wegdrehen von ihm und Ariana verlor den Halt und musste Nachgreifen. „Du verdammter Feigling!“, raunte sie ihm zu. Je wütender sie wurde, desto mehr Fehler machte sie. „Vergib mir!“ Alessandro schämte sich. Er spürte die neugierigen Blicke. Wusste, dass niemand eingreifen würde. Spürte auch, dass die Bürde seiner Vernichtung vollends auf Ariana lag. „Es tut mir leid.“



Ein Fauchen, welches tief aus ihrer Kehle kam, durchbrach die Stille. „Niemals werde ich dir vergeben!“ Erneut hatte sie ihren Griff verloren.  Sie drehte sich, zog auf und traf den Gardisten mit der Fußspitze am Kinn. Alessandro stürzte zu Boden und Ariana nutzte den kleinen Vorteil und packte ihn am Kopf. Ein Ruck am Kopf und die Haut an Alessandros Hals bekam Risse. Doch noch immer war sie nicht stark genug, den Kopf abzutrennen, denn ihr Kamerad wehrte sich. „Widerlicher Feigling!“ Sie schrie frustriert und mit einem schnellen, gekonnten Tritt auf das Rückgrat war der Mann, der sie jahrelang beschützt und geliebt hatte bewegungsunfähig.



Ihr Blick hing an der reglosen Gestalt ihres Freundes und Gefährten und ein nie gekannter Schmerz durchzog sie. Hass und Liebe. Einsamkeit und Hoffnung und Verlust, Verrat,  Freundschaft und Trost …. Licht in der Dunkelheit.



Sie brüllte ihre Gefühle heraus, und als sie keine Kraft mehr hatte und nichts mehr fühlte, erst dann bemerkte sie, dass sie alleine im Thronsaal war.  Die Garde war abgezogen. Wahrscheinlich hatten sie einen Befehl erhalten und Ariana konnte sich nicht einmal daran erinnern, was gesagt worden war. Sonnenlicht fiel durch das große, runde Fenster und die vielen Fackeln taten ihr Übriges, den Saal hell zu belechten.



Die alten Gemäuer ließen keinen Lärm von außen hinein. Ariana konnte sich atmen hören. Fühlte ihren Puls. Und noch etwas:



Sie war nicht ganz alleine im Saal. Alessandro lag am Bogen. Er konnte sich nicht bewegen. Doch er hatte ihre Schreie gehört.



Es war keine Verachtung, die sie aufschreckte. Sie war verwirrt und traurig und alleine. Als sie sich abwendete, fand sie noch jemanden im Saal. Master Aro hatte seinen schwarzen Umhang abgelegt und lächelte ihr freundlich zu, als sie ihn erblickte. Als sie ihn wahrnahm in seiner Position als Herrscher der Volturi. Der innere Rausch war verflogen. Die dunklen Gedanken waren noch da. Die Kälte, die Wut. Doch sie fühlte auch sich wieder.



Am liebsten wäre sie weinend aus dem Saal, doch Meister Aro kam näher und streckte seine Hand nach ihr aus. „Warte kurz.“ Er hob ihren Umhang auf und legte ihn ihr vorsichtig um, ohne Hautkontakt herzustellen.



„Was du gerade getan hast, wirst du nie wieder vergessen. Ich bin froh, dass du ihn nicht getötet hast.“ Sie wollte etwas erwidern, doch Aros Blick wurde augenblicklich streng und sie zog sich etwas zurück und nahm Haltung an. „Nur du kennst deine wahren Gefühle und ich mache dir ein Angebot. Alessandro wird die nächsten 48 Stunden hier unten bleiben, so wie er ist. Bewegungsunfähig und doch in der Lage alles mitanzuhören. Wer ihn hier unten besucht und was gesprochen wird… Wer weiß?“ Seine roten Augen zeigten keine Freude. „Wenn du in 48 Stunden noch immer seinen Tod forderst, dann wird dem Folge geleistet.“





Sie überlegte kurz. „Was wird aus ihm? Bleibt er im Schloss? Bekommt er noch eine Strafe?“





„Deine Fragen beantworte ich dir in 48 Stunden, Ariana. Vorausgesetzt, du lässt ihn am Leben.“









Nachworte gibt es selten: Hier hab ich ein alternatives Ende wieder gewählt, weil es einfach passte. Und beim Schreiben und doch noch mal im Hauptwerk lesen, ist mir wieder bewusst geworden, wie lange ich doch dort nicht mehr gelesen und wie viel ich doch von diesem komplexen Plot vergessen habe. Aber irgendwann wird es auch dort weiter gehen. Die Muse braucht so ihre Zeit.
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