Moments of Immortality (Fragmente)
von CarlisleVolturi
Kurzbeschreibung
Eine Sammlung unsterblicher und zugleich unvergesslicher Momente. Taucht ein in eine Weilt voller Liebe, Hass und Trauer. / Eine Sammlung kleiner Momente, die mir durch den Kopf gehen, teilweise Outtakes meiner anderen Storys.
GeschichteAllgemein / P18 / MaleSlash
Carlisle Cullen
Esme Cullen
07.01.2011
09.01.2022
89
149.974
11
Alle Kapitel
208 Reviews
208 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
1 Review
28.09.2018
1.879
In abendlicher Gesellschaft
Helles Lachen hallte durch die langen Gänge des Schlosses. Es war kälter geworden in den letzten Wochen und es gab kaum einen regenfreien Tag. Das graue und trübe Wetter schien den Bewohnern des Schlosses nichts auszumachen. Im Gegenteil. Meist freuten sie sich auf den Herbst, wenn sie sich ungestört draußen bewegen konnten, ohne großartige Vorsichtsmaßnahmen bezüglich der Sonne treffen zu müssen. Und doch hielten sie sich heute im Schloss auf und kaum jemand schob draußen Wache. Die Stimmung war ausgelassen. Die unsterbliche Welt war seit geraumer Zeit friedlich und niemand musste eingreifen und schlichten.
Ein Feuer flackerte im Kamin des Gemeinschaftsraumes, in dem sich ein Großteil der Garde aufhielt. Viele der Sofas und Sessel waren besetzt. Sogar auf Kissen am Boden hatten sich Vampire niedergelassen. So hatten sich kleine Gruppen gebildet und es versprach schon jetzt, ein gemütlicher und toller Abend zu werden. Es war eine spontane Idee gewesen, die schnell die Runde gemacht hatte. Und niemand hatte hierbei fehlen wollen, sodass es dazu kam, dass dieser Raum so voll war, wie schon lange nicht mehr und dass sehr entspannte Gespräche entstanden waren. Teilweise sahen sich Freunde unter den Wächtern Wochen nicht, wenn sie zu verschiedenen Diensten innerhalb und außerhalb des Schlosses eingeteilt waren.
Auf den kleinen Tischen standen, neben Gläsern gefüllt mit Blut, diverse Brettspiele mit denen sich die Unsterblichen die Zeit vertrieben. Wer auch immer diese Spiele ins Schloss gebracht hatte, dem gebührte in solchen Zeiten, in denen die Garde wenig auf Missionen geschickt wurde, größter Dank. Wer schrieb schon vor, dass es Vampiren verboten war, menschliche Spiele zu spielen? Etwas Menschlichkeit hatte sich ein jeder der Unsterblichen noch bewahrt, warum sich nicht einen netten Abend im Kreise der Freunde mit Brettspielen machen?
Eine Gruppe hatte sich beispielsweise dem Detektiv-Spiel Cluedo gewidmet, wieder andere spielten Karten, oder auch Brettspiele. Manche Vampire waren sogar so einfallsreich, dass sie die menschlichen Spiele an die unsterblichen Gegebenheiten anpassen wollten. Wie die Gruppe um Felix und Magnar, die sich als Nachwuchsdetektive versuchten.
„Wir können das Spiel auch an das Schloss anpassen“, schlug der jüngere Vampir in der Runde vor. „Das könnte es ungemein aufwerten.“ Er sah seine Mitspieler der Reihe nach an und wartete auf ihre Reaktionen. Er war recht angetan von seinem Vorschlag und hoffte, die anderen sahen es ebenso.
„Solange du nicht mit Pfeife und Sherlock-Holmes-Hut durch die Flure läufst und seltsame Fragen stellst…“
„Deine Worte bestätigen mir, dass du das Spielkonzept absolut nicht kapiert hast. Wobei … hier steht, es ist geeignet für Mitspieler bis 99 Jahre. Eigentlich dürftest du gar nicht mitspielen Felix.“
„Wo er Recht hat, hat er Recht“, sprang Demetri vom Nebentisch ein. „Er hat seine Schlagfertigkeit durchaus ausgebaut. Das finde ich gut.“
„Ja, ermutige ihn noch Demetri“, grummelte Felix gutgelaunt und lachte.
„Ich kann dir gern meine Schlagfertigkeit demonstrieren Felix.“
„Später. Zuerst muss ich mich hier gegen euch behaupten und dann sehen wir weiter. Aber nochmal zu deinem Vorschlag, das Spiel zu modifizieren“, griff er das Thema noch einmal auf: „Wenn du so viel Langeweile und übersprudelnde Kreativität dein Eigen nennst, kannst du das gerne tun. Niemand wird dich daran hindern. Ich bin sicher, das Ergebnis wird spannend. Vielleicht bekommst du dadurch einen Bonus bei den Meistern und darfst dich auch im Dienst kreativ ausleben. Bei deiner Lebenserfahrung wirst du uns Alte sicherlich überraschen.“ Jetzt war es an Demetri zu lachen.
Magnar ließ sich nicht entmutigen. „Eine gute Idee. Vielleicht können wir das Spielbrett auch etwas anders gestalten. Das Schloss bietet ja geradezu unendliche Möglichkeiten.“
„Wo erheben wir Anklage? Im Kerker, oder doch lieber in Meister Caius privaten Räumen?“ Die Cluedo-Idee schien recht großes Interesse erweckt zu haben, denn Renata, die Skat mit Afton, Phileas und einem Außenposten spielte, der sich dieser trauten Runde angeschlossen hatte, schien ebenfalls nicht abgeneigt zu sein von dieser Idee.
„Dann möchte ich aber mich selbst spielen“, entgegnete Therasia, welche sich ebenfalls zu der Runde um das Detektivspiel gesellt hatte.
„Wenn du das Zeug dazu hast und deine eigene Spielfigur erschaffen kannst, die dir auch noch ähnlich sieht, nur zu.“ Felix war der Meinung, dass man den jüngeren Artgenossen ruhig mehr Zuspruch geben sollte, wenn sie sich so aktiv und vor allem kreativ ins Schlossleben integrierten. Dann machten sie wenigstens keine, oder nicht so viele Dummheiten. Und die Hoffnung, doch mal wieder positiv überrascht zu werden, die hatte er noch nicht verloren.
„Der Thronsaal wäre ganz passend für die Anklageerhebung, findet ihr nicht?“ Erschrockene Augenpaare lagen auf Caius, der in der offenen Tür stand und den Rest der Unterhaltung offenbar mitbekommen hatte. Niemand hatte sein Eintreten bemerkt, da alle in Gedanken waren, was man tun konnte. Er schien die allgemeine Überraschung zu genießen. „Wobei es natürlich auch von dem jeweiligen Vergehen abhängt und ob der Täter auf frischer Tat ertappt wurde. Ganz wie im wirklichen Leben.“
Auf diese Worte herrschte erst einmal Stille. Sämtliche Spielhandlungen waren eingestellt. Einige Blicke lagen immer noch auf Caius, manch einer hatte den Blick scheu abgewandt. Niemand wusste, ob das als allgemein spaßige Äußerung gedacht war, oder ob Tadel dahinter verborgen lag. Kaum jemand war zum Dienst eingeteilt und in ihrer freien Zeit war den meisten Wächtern nicht vorgeschrieben, was sie tun sollten. Die älteren Wächter nahmen Haltung an. Hatte es Entwicklungen gegeben, die eine sofortige Dienstaufnahme erforderten? War er deswegen hier? Aber dafür sah er eigentlich noch zu entspannt aus und dann würde er doch nicht solche Äußerungen von sich geben, oder? So sicher war sich da niemand.
„So kann man es natürlich auch sehen“, murmelte Demetri. Er war in eine Partie Vampir ärgere dich nicht zusammen mit Corin und den Hexenzwillingen vertieft gewesen und hatte als einziger den Mut, recht angemessen auf die Äußerung des Meisters zu reagieren.
Und entgegen aller Annahmen, schien Caius dies sogar zu tolerieren. „Ich wollte nur einmal nachsehen, mit was ihr euch so die Zeit vertreibt. Es ist so ruhig, im Westflügel des Schlosses. Sollte sich in dieser Runde dennoch jemand langweilen, so habe ich noch einige Gesetzestexte, welche wahlweise übersetzt, oder neu verfasst werden müssen. Also wenn Interesse besteht, ihr wisst sicher, wo ihr mich findet.“
Mit diesen Worten hatte er sich auch schon umgedreht und den Raum wieder zu verlassen. Minuten, nachdem die Tür hinter Caius ins Schloss gefallen war, wagte erst wieder jemand zu sprechen.
„Was ist das denn gewesen? Sollte das ein Anflug von Humor gewesen sein? Das habe ich bei ihm noch nie erlebt.“
„Dann kennst du ihn aber schlecht Magnar“, erwiderte Corin. „Wenn er will, kann er durchaus sehr sarkastisch sein. Schwarzer Humor steht ihm auch wirklich gut.“
„Woher soll er das wissen? Niemand hat so viel mit ihm zu tun, wie du Corin“, wurde Magnar sogleich von Demetri verteidigt. „Niemand kennt ihn besser, als du.“
„Genau, woher soll ich das wissen?“, sprang auch Magnar sogleich mit eher belustigter Entrüstung mit ein. Jane konnte sich vor Lachen nicht mehr halten und auch Corin musste grinsen und streckte Magnar die Zunge raus.
„Vielleicht solltest du dich freiwillig zur Wache bei ihm melden. Dann lernst du vielleicht auch andere Seiten an ihm kennen.“ Ein Vorschlag von Corin, der nicht nur Magnar für einen Augenblick sprachlos zurückließ.
Nach einigen Sekunden des unangenehmen Schweigens erwiderte dieser: „Ich bin nicht sicher, ob ich das wirklich möchte.“
Bald waren die Spielhandlungen wieder aufgenommen und Meister Caius fast wieder vergessen, bis eine andere Gruppe die Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Jane du schummelst!“ Alle Augen waren auf Demetri gerichtet, dem das gar nicht aufzufallen schien. Sein Blick lag drohend auf Jane, die diesen nicht minder erbost erwiderte. Vielleicht bereute er es bereits, sich die Hexenzwillinge als Spielpartner auserkoren zu haben und hoffte darauf, dass die Spielrunden bald durchgewechselt werden würden.
„Tu ich gar nicht. Alec, hast du gesehen, dass ich schummle?“, wandte sie sich sogleich an ihren Bruder.
„Ich kann mich nicht daran erinnern Jane.“ In Wirklichkeit war er etwas abgelenkt gewesen von der ersten Anklageerhebung der Cluedo-Runde hinter ihm, die wohl einige Fehler aufzuweisen hatte, sodass das Spiel weiter ging. Therasia hatte keine Chancen mehr auf den Sieg.
„Siehst du Demetri. Das musst du dir mit deiner unglaublichen Fantasie eingebildet haben. Selbst Alec sagt, dass ich fair spiele.“
Der Tracker war damit nicht wirklich einverstanden. „Ihr steckt doch beide unter einer Decke.“
„Wir sind ja auch Zwillinge. Da ist es üblich, dass man sich eine Decke teilt“, konterte Alec sogleich. „Und außerdem heißt das Spiel Vampir ärgerte dich nicht. Also halte dich auch daran. Ansonsten spielen wir nicht mehr mit dir. Dann kannst du dir jemand anderes suchen, falls du dann noch wen findest.“ Das war ein recht fieser Konter, aber auch Alec hatte recht viel Spaß an diesem Spiel gefunden.
„Ich werde mich vorsehen, noch einmal mit euch zusammen zu spielen.“
„Demetri, es ist doch nur ein Spiel.“
„Dann solltet ihr euch auch an die Regeln halten. Ansonsten macht es wirklich keinen Spaß.“
„Ist euer Blut anders konserviert, als unseres?“ Phileas erhob sich von dem Sitzkissen und durchschritt den Raum, um die Karaffe mit Blut genauer zu inspizieren, mit welcher Jane gerade ansetzte, sich ihren Kelch erneut zu füllen. Nachdem sie dies getan hatte, nahm Phileas die Karaffe ans sich, um neben einer Geruchs- auch eine Geschmacksprobe vorzunehmen. „Hm… ich schmecke keinen Unterschied. Warum seid ihr heute alle so zu Späßen aufgelegt? Ich meine, nicht, dass mich das stören würde, aber so kennt man euch gar nicht. Es ist wirklich sehr erheiternd, euch beim Spielen und Streiten zuzusehen.“ Zustimmendes Gemurmel machte sich unter den jüngeren Vampiren breit.
„Da siehst du mal, dass auch wir alten Vampire, noch zu Späßen aufgelegt sind.“
„Ich würde mir auch nie wagen, zu behaupten, dass ihr Spaßbremsen seid. Aber es ist gut zu wissen, dass auch ihr durchaus Humor in euch tragt, auch wenn ihr das sehr selten zur Schau tragt. Was wirklich schade ist, wie ich zugeben muss.“
„Lachen ist hier im Schloss nicht gern gesehen.“ Felix versuchte, bei diesen Worten ernst zu bleiben, was ihm mehr schlecht als recht gelang.
„Da muss man dann schon in den Keller gehen, aber die richtige Abzweigung verwenden, ansonsten landest du noch in den Folterkammern und das ist dann wahrlich der falsche Ort zum Lachen.“
Jetzt konnte sich kaum jemand mehr vor Lachen halten und diese ausgelassene Stimmung wurde durch das Schloss getragen und erreichte die empfindlichen Ohren von Aro und Sulpicia, die es sich in ihren privaten Räumen ebenfalls gemütlich gemacht hatten.
Die Blicke der beiden Vampire trafen sich und beide schmunzelten. Aro freute es, dass die Garde heute so ausgelassen war und dass sie bei diesem doch so trüben Wetter einen guten Zeitvertreib gefunden hatten. Denn manchmal, und manchmal sehr oft in der letzten Zeit, empfand er wirklich sehr viel Dankbarkeit und Zuneigung für die Vampire, welche in seiner Garde dienten. Und warum ihnen nicht mal als Dank einen fast freien Tag mit allerlei Annehmlichkeiten gönnen?
Das war einer dieser seltenen Abende, wo fast die gesamte Garde beisammensaß und unbeschwert fast wieder Mensch sein konnte. Niemand beschwerte sich über das Leben im Schloss und erst recht niemand über die Unsterblichkeit. Sie alle hatten hier eine neue Heimat und eine neue Familie gefunden. Manche hatten sich schneller an dieses Dasein gewöhnt, als andere. Aber diese kleinen und recht seltenen Momente waren es, die dieses Leben noch viel wertvoller und besonderer machten.