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.This is War.

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P16 / Gen
24.11.2010
24.11.2010
1
1.002
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Dieses Kapitel
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24.11.2010 1.002
 
Juhu~
Ich bin seid Jahren mal wieder im Prosabereich unterwegs. Und ich bin irgendwie stolz drauf. Wirklich. Diese Kurzgeschichte entstand für den Deutschunterricht, ist aber von der Idee her schon lange in meinem Kopf drin. Ich bin wie immer sehr offen für Kritik aller Art [klar, auch für Lob] und ich hoffe, dass euch diese Kurzgeschichte gefallen wird. Gebetat wurde sie von der wundervollen Amadi.
Hochachtungsvoll,
Rockaholic
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Schneller, immer schneller rasen meine Füße über den Boden, der panische Rhythmus geht mit dem hysterischen Klopfen meines Herzens einher. Viel zu viel Adrenalin schießt durch meine Venen, gehetzt zwinge ich mich weiter zu laufen. Das Dickicht streckt die grünen Arme nach mir aus, reißt an meiner wetterfesten Kleidung, die mich fast unsichtbar in dieser Hölle macht.

Mein Atem brennt in meinen Lungen, während ich anhalte, mich hinter einen Baumstumpf kauere, das Gewehr fest in meinen leicht zitternden Händen. Ich musste mich umsehen, mir klar über meinen Standpunkt werden. Mehr Umhergerenne würde mich nicht weiter bringen. Schwer hebt und senkt sich meine Brust, ein leises Rasseln kommt aus meiner Kehle, geht aber unter in dem mich umgebenden Lärm.

Schreie - Sie sind alle so laut, schmerzerfüllt. Meine Innereien ziehen sich leicht zusammen, als ich wieder einen lang gezogenen Todesschrei höre. Schnell schüttele ich den Kopf, versuche dieses Klingeln, diesen Schmerz aus meinem Kopf zu bekommen, aber es will mir nicht gelingen. Nichts will mir mehr gelingen.

Schüsse – Ratternd und kalt, schnell hintereinander verlassen die tödlichen Geschosse den Lauf der Waffen, machen sich auf den Weg um Fleisch, Arterien, Muskeln zu zertrennen und das Leben so vieler Menschen zu beenden. Emotionsloser Stahl, geführt von Monstern, geführt von mir, geboren um zu töten.

Schweiß - Ich spüre ihn deutlich auf meiner Haut, angespannt verziehen sich meine Muskeln, während meine Augen die Umgebung absuchen. Bin ich alleine? Oh, lass mich alleine sein, ich muss überlegen. Wohin muss ich? Wo bin ich? Ich lecke mir leicht über die Lippen, schmecke meinen salzigen Schweiß, drücke mich noch dichter an den Stamm. Die grünen Zweige um mich herum greifen nach mir, das subtropische Klima macht mir zu schaffen.

Knacken- Ich zucke zusammen, richte meine geladene Waffe in Richtung des Geräusches, das Fadenkreuz sucht ein Ziel, einen Menschen, einen Feind. Nur wenige Sekunden, Sekundenbruchteile habe ich, um die Lage zu erfassen. Schnelle Reaktionen bedeuten ein längeres Leben. Doch… will ich dieses Leben?

Dort steht einer von ihnen. Mir so ähnlich und doch so fremd. Die Haltung ist, wie die meine angespannt, fast schon furchtsam und auch er hat eine Waffe im Anschlag. Wie ich geht er fast schon in dem Dickicht unter, nur ein geübter Blick würde ihn erkennen.

Ich handle schnell, ich muss schnell handeln. Er oder ich, sein Leben gegen das Meine. Auch wenn alles in mir schreit es nicht zu tun bleibt meine Miene vollkommen unbewegt. Die Augenbraun leicht verzogen, die Lippen zusammengepresst, drücke ich ab. Es ist ein lauter Knall, ganz ohne Frage. Ich werde leicht vom Rückstoß nach hinten gedrückt, sehe aber voll und klar, wie die Kugel zwischen den Augen des Feindes eintritt und auf der anderen Seite wieder hinaus schnellt.

Blut - Es fließt über sein Gesicht. Auch er hatte sich nicht bewegt, blickt immer noch mit demselben Ausdruck in die Welt hinaus, die Augen stumpf und leer, als sein Körper in sich zusammen bricht und hart auf der modrigen Erde aufschlägt. Die anderen Geräusche überfluten wieder mein Bewusstsein. Mehr Schüsse, mehr Schreie, mehr Blut. So sinnlos vergossenes Blut. Andere kämpfen mit denselben Dämonen wie ich. Ich richte mich auf, will weiter laufen, damit ich meinen Zielort noch erreiche, damit ich meine Mission erfülle.

Schuss - Ich habe keine Zeit mehr zusammen zuzucken oder mich gar zu wehren. Auch habe ich keine Zeit mehr für irgendwelche epischen Worte oder Handlungen. Man hatte mich hinterrücks erschossen. Mein Blickfeld färbt sich langsam rot. Alles wirkt, als würde ich es durch einen roten Schleier betrachten. Alles blende ich aus, nur mein Herz höre ich. Mein Herz und meinen Atem. Doch… wie lange noch?

Ich sacke in die Knie, als sich langsam die Schwärze von den Seiten meines Blickfeldes zur Mitte hin schiebt, meine Waffe rutscht kraftlos aus meinen bebenden Händen, fällt, ebenso wie ich, zu Boden. Es tut nicht weh, ich spüre keinen Schmerz. Einzig Wut über meine Unaufmerksamkeit ist in mir, versüßt mir meine letzten Sekunden.

Schwärze- Und dann… wart es Dunkelheit.  


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Ich knurre wütend. Ich hasse es einfach bei diesem verdammten Spiel zu sterben, verliere ich doch all meine bisherigen Punkte, welche ich in diesem Match gesammelt habe. Ich werfe den Controller zu Boden, stehe aus meinem bequemen Sitzsack auf, ziehe mir die schlabbernde Jogginghose wieder in eine annehmbare Höhe und starre einige wenige hasserfüllt auf den Bildschirm meines staubigen Fernsehers.

Das geht doch zu weit, einfach so zu sterben. Da vergeht mir wirklich die Lust am töten. Ich drücke den rot leuchtenden Knopf auf dem Gerät, ein leises Summen ertönt und mein, nur von der abendlichen Sonne erleuchtetes, Zimmer ist vollkommen still. Keine Schüsse, keine Schreie. Kaum merklich entspannt sich meine Haltung, die Muskeln lockeren sich leicht.

Stille - Ich kann meinen eigenen Atem hören, etwas belegt klingt er von der letzten Zigarette. Mein Herz schlägt ruhiger in meinem Brustkorb und ich spüre, wie meine brennenden Augen anfangen zu tränen. Habe wohl zu lange auf den Bildschirm gesehen. Schnell klimpere ich mit den Wimpern, wende mich vollends von meinem Fernseher ab und schreite auf meinen Schreibtisch zu.

Langsam setzte ich mich auf meinen schwarzen Bürostuhl, ein Knarren durchbricht kurz die Stille, dann mache ich die Lampe an, starre schweren Herzens auf die Kurzgeschichte, die noch unbeendet auf meinem Schreibtisch liegt, aber bis morgen fertig sein muss. Mit einem Seufzen nehme ich mir meinen Lieblingsstift, beginne Wörter aneinander zu reihen. Immer voller wird das Papier, immer enger stehen die Buchstaben. Während ich die Zeilen ausfülle, eine Welt erschaffe, vergesse ich die toten Soldaten immer mehr, bis sie nur noch Schatten einer Erinnerung sind.
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