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Geistertanz

Kurzbeschreibung
GeschichteMystery, Übernatürlich / P16 / Gen
31.10.2010
30.12.2010
13
53.544
 
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13 Reviews
Dieses Kapitel
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31.10.2010 2.988
 
Autoren: Neko & She Seya
E-Mail: sumeragi_subarukun@yahoo.de & sheseya@yahoo.de
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"Tausend Dank, Herr Wieland! Dank Ihnen kann ich endlich wieder gut schlafen!"
Die kleine alte Dame mit dem schneeweißen Pudel auf dem Arm wollte Jonathans Hand gar nicht mehr loslassen. Dieser lächelte charmant und einnehmend wie immer.
"Keine Ursache, Frau von Arnstetten. Und wenn Sie wieder einmal Probleme haben sollten oder vielleicht eine Ihrer Freundinnen, Sie wissen ja, wie Sie mich erreichen können."
"Ja, sicher. Ach, mein armer, guter Paul kann nun endlich in Frieden ruhen - dank Ihnen." Sie ließ Jonathans Hand los, um ein Taschentuch zu zücken und sich damit die Augen abzutupfen.
"Dafür bin ich ja da. Aber wenn Sie erlauben, schicke ich Ihnen die Rechnung nächste Woche. Auf Wiedersehen, Frau von Arnstetten."
So lief das immer. Geradezu in einer widerlich exakt ablaufenden Wiederholungsschleife, als hätte man die viertplatzierten Fernsehsender angeschaltet und sah die abgelegten Filme und Serien, die einmal vor zehn, zwanzig Jahren ein Kassenschlager gewesen waren. Eine liebe nette Dame älteren Jahrgangs bemerkte seltsame Vorgänge in ihrem Haus oder in ihrer Wohnung. Der verstorbene Ehegatte, das liebe Haustier, bevorzugt ein Schoßhündchen oder eine Katze, konnte der Grund sein. Die Idee dazu kam jedoch nicht immer von allein, sondern wurde im gemütlichen Kaffeekränzchen der älteren Dame und ihrer Freundinnen weitergetragen. Und dann überlegte die eine oder andere Freundin: "Oh, bei mir gibt es da auch so seltsame Geräusche. Sie kommen aus den Wänden. Es ist ein fürchterliches Geräusch. Meint ihr, es könnte mein geliebter Georg sein?" Und die Freundinnen sahen sie erschrocken an. "Oh mein Gott. Dein Georg. Aber natürlich..."
Jonathan Wieland rückte seine Krawatte zurecht und lächelte selbstgefällig. In seinem Beruf lebte er von gelösten Problemen und den Kaffeekränzchen, in denen über seine hervorragende Arbeit gesprochen wurde. Er war gut in seinem Job. Und man konnte ihn in den Gelben Seiten finden. Ganz einfach unter G wie Geisterjäger.
Und genauso oft, wie die Leute die Wahrsagerinnen in den Dauerwerbekanälen anriefen, genauso oft konsultierte man ihn wegen merkwürdiger Geräusche und Vorkommnisse in alten Häusern. Dabei war es keinesfalls immer das abgelegene Herrenhaus, das einem Horrorfilm entsprungen schien, sondern oft genug das hübsche Reihenhaus in einem Vorort.
Jonathan ging immer nach dem gleichen Prinzip vor: er schickte die Bewohner oder Besitzer für ein bis zwei Stunden weg, um dann systematisch nach allem zu suchen, was die beschriebenen Vorkommnisse erklären konnte. Jonathan hatte als Teenager in der Installationsfirma seines Vaters eine Ausbildung gemacht und wusste um knackende Rohre, undichte Wände, Mäuse im Gebälk und Ähnliches.
Kamen die besorgten Besitzer zurück, tischte Jonathan ihnen eine haarsträubende Geschichte auf, die meist die Vermutungen der Leute aufnahm und weiterspann. Ein Vertrag wurde unterschrieben, Jonathan bekam einige weitere Stunden für die "spirituelle Reinigung", in denen er die Quelle des Übels beseitigte.
Mitunter genügte es, ein Rohr mit einer neuen Schelle zu versorgen oder einige Giftköder auszulegen, wobei er da mitunter schon nicht der erste war, der es probiert hatte. Die Kammerjäger waren in Deutschland meist die Ersten vor Ort für alles, was krabbelte und herumtapste. Waren sie erfolglos, dann vermutete der Hausherr, in seinem Fall Hausherrin, etwas anderes. Doch nicht selten war einfach nur der Untermieter eine ganze Spur intelligenter als die ihm gestellten Fallen.
Jonathan schwang sich in seinen Wagen, einen Transporter. Für sich selbst bevorzugte er einen Sportwagen. Nur, in diesen bekam er nicht die gesamte Ausrüstung hinein, also musste er darauf verzichten. Doch ein durch einen Schutzanzug geschützter Anzug war wichtig. Der Schlips war wichtig, schließlich gab es ihm das Äußere einer der Männer, die die wohlhabenden Witwen gern für ihre Töchter gehabt hätten. Jung, erfolgreich, dynamisch, mit guter genetischer Ausstattung. Beste Referenzen also.
Jonathan wählte das Büro an. Unwirsch meldete sich Jennifer, seine Bürogehilfin. Die junge Dame hatte ihm schon so manches Geschäft mit ihrer Unwilligkeit versaut, aber so sie sah so gottverdammt geil aus, wenn er sie in diesem wirklich kurzem Rock und der hautengen Bluse sah. "Schätzchen, ich bin für heute fertig. Schalte den Anrufbeantworter an. Du kannst Feierabend machen. Ich fahre auch nach Hause", teilte er ihr mit.
"Na endlich", murrte sie. "ich dachte schon, du wirst überhaupt nicht mehr fertig."
"Doch, doch. Mach morgen früh gleich die Rechnung für Frau von Arnstetten fertig und schlag den Sonderpreis drauf für schwierige Umstände", wies Jonathan sie an.
"Aber natürlich, Chefchen", meinte sie wenig respektvoll, "Wann darf ich eigentlich mal wieder deine Anwesenheit vermerken? Ich meine, die Leute wollen dich auch mal sehen?", fragte sie dann mit lasziver Stimme. Ganz sicher wollte sie nicht auf die paar Kunden hinweisen, die sie persönlich aufsuchten. Die meisten wünschten entweder ein neutrales Gebiet, weil es Gespenster eben nicht gab und sich niemand dabei erwischen lassen wollte, wie er ein Geisterjägerbüro aufsuchte, oder Jonathan kam gleich zu seinen Kunden nach Hause. Was Jennifer genau wollte, war ein kleiner Rutschwettbewerb über den Teppich. Sie liebte es, ihrem Freund Hörner aufzusetzen. Jonathan war das nur recht, schließlich wusste besagter Freund ja nicht, wer sich mit seiner Freundin einen schönen Tag machte.
"Keine Sorge, Herzchen, ich bin morgen den ganzen Vormittag im Büro für langweiligen Papierkram und viel Schreibtischarbeit", erwiderte Jonathan grinsend.
"Ich warte auf dich", säuselte sie und unterbrach die Verbindung.
Jonathan legte sein Handy weg, als er an einer roten Ampel stand. Jetzt freute er sich auf einen gemütlichen Feierabend in seiner Wohnung. Am Wochenende würde er wieder auf die Piste gehen, aber den heutigen Erfolg wollte er dann doch lieber allein mit einem Fläschchen Rotwein begießen. Außerdem war bald Halloween, da würden sich vorher die Aufträge häufen. Viele riefen an, um ihn als Unterhalter zu buchen, aber einige waren sich sicher, dass zu Halloween die Geister ganz besonders umtriebig waren. Nun, Jonathan konnte es nur recht sein.

Drei Tage später sah sein Terminkalender aus wie der eines Showstars zur Weihnachtszeit. Es passte kaum ein Espresso dazwischen. Die Geschäfte gingen an sich immer gut, doch im Grunde wünschte sich Jonathan, dass es für die nächsten Monate so bleiben würde. Doch gegen Frühjahr flaute das Interesse regelmäßig ab, so dass er vom Mund in die Hand lebte. Der Sommer war lau gewesen, und eine seiner Leidenschaften hatte ihn am gestrigen Abend eingeholt. Der Name war Konrad Russ, und er war der Besitzer von fünf Nachtclubs, zwei Spielhöllen und fünf Tankstellen in der näheren und weiteren Umgebung. Zwei seiner Schläger hatte Jonathan einen Besuch abgestattet und ihn dezent daran erinnert, dass er Konrad Russ noch Zehntausend Euro schuldete. Das war inklusive Zinsen. Eigentlich betrug die Schuld nur fünftausend Euro. Aber was bedeuteten Wucherzinsen schon etwas zwischen Freunden? Jonathan hatte fünftausend Euro bezahlt und sich sieben Tage ausbedungen, was seine Restschuld auf Siebentausendfünfhundert anwachsen ließ. Eindeutig Wucher. Die Frage war nur, wie er an das Geld herankam? Es standen noch Außenstände von Fünfzehntausend Euro offen, aber die Zahlungen standen vielleicht erst in einem Monat als Eingang auf seinem Konto. Dazu kam die Miete des Büros, das Gehalt von Jennifer, die Miete seiner Wohnung und die Leasingrate seines Autos. Alles im Allem nicht wenig.
"Was gäbe ich für einen richtig guten Auftrag", murmelte er. "Mit Vorkasse", fügte er hinzu.
Die kleinen, aber zeitaufwändigen Aufträge würden das so schnell nicht hereinbringen. Jonathan lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück und starrte ärgerlich auf die gegenüberliegende Wand. Wenn es hart auf hart kam, musste er noch den Designerschreibtisch veräußern!
Jonathan betätigte die Gegensprechanlage. "Jennifer? Hat noch jemand für mich angerufen?"
"Nein, Jonny, genauso wie die letzten drei Minuten nicht. Was ist los? Hast du eine neue Freundin?"
"Nein, mein Engel, aber wenn dir was an deinem Job liebt, fragst du besser nicht weiter!" Dabei wusste Jennifer ganz genau, was ihm so zusetzte.
Sie schmollte hörbar. "Sag mir Bescheid, wenn ich meinen Hut nehmen soll", bat sie leise. "Aber ich verstehe nicht, warum du dich jedes Mal in die Scheiße reitest. Du weißt, dass Russ ein Arsch ist. Er lässt dich nicht aus der Mangel, bis du nicht den fünffachen Betrag bezahlt hast, den du bei ihm verspielt und nicht bezahlt hast."
"Denkst du, das weißt ich nicht? Ich werde mich bei dem blöden Sack nie wieder blicken lassen, sobald ich das endlich hinter mir habe", versprach Jonathan. "Aber dafür brauche ich zuerst das verdammte Geld. Vielleicht sollten wir ein paar Leute buchen, damit sie Geistererscheinungen in den Häusern legen."
Jennifer murmelte etwas Unverständliches, aber sie glaubte ihm nicht. Sie hatte damit auch fast Recht, schließlich steckte er jetzt schon zum dritten Mal in dieser Zwickmühle. Nur dieses Mal war es eine echte Zwickmühle. Egal was er tat oder wohin er schaute, er kam aus diesem Labyrinth nicht heraus.
Es klingelte, aber es war eindeutig das Klingeln im Vorzimmer. Jennifer nahm ab und meldete sich mit ihrem Sprüchlein.
"Ja, ich stelle Sie gleich zu Herrn Wieland durch. Einen Augenblick." Schweigen. "Ich höre gerade, dass er telefoniert. Darf ich vielleicht Ihre... Oh natürlich. Ja, ich habe alles notiert. Herr Wieland wird Sie umgehend zurückrufen. Wir sind für unsere Schnelligkeit und unsere Diskretion bekannt", säuselte sie und legte auf. "Hast du gehört?", fragte sie Jonathan.
"Nein, habe ich nicht. Gib den Namen raus, damit ich sie anrufen kann. Ist doch eine Sie, oder?"
Jennifer schmatzte deutlich auf einem Kaugummi herum. "Natürlich ist es eine Sie", erwiderte sie. "Die Dame heißt Siewers und hat die Telefonnummer 4376501. Du rufst Sie an und machst einen perfekten Preis fertig. Hört sich nach einem Großauftrag an. Sie meint, das Haus wäre schon seit Jahren verseucht, und sie verliert tausende Euro im Jahr deswegen."
"Endlich mal was Gutes." Hastig schrieb Jonathan die Nummer auf. Ungeduldig wartete er ein paar Minuten, dann nahm er den Hörer ab und wählte die Nummer.
"Hier ist Jonathan Wieland. Frau Siewers?"
"Oh, ja, äh, ja, ich bin Frau Siewers", stammelte eine jung klingende Frau am anderen Ende der Leitung.
"Also, womit kann ich Ihnen helfen?", fragte Jonathan in seinem allerherzlichsten Frauenversteher-Ton. "Meine Sekretärin sagte, Sie hätten ein größeres Problem übernatürlicher Art?"
"Oh, nein, ja, ich will sagen, da ist ein Problem. Oh verdammt", jammerte sie. "Also, ja da gibt es etwas, und vielleicht können Sie sich das anschauen. Ich habe da eine Villa, die ich als Ferienhaus vermiete. Ich habe sie teuer renovieren lassen, und jetzt hauen schon zum fünften Mal die Gäste ab. Und im Holidaycheck schneidet mein Haus ganz mies ab. Das kann nicht sein. Was auch immer das ist, es ruiniert mich. Ich habe alles getan, und jetzt höre ich schon zum xten Male, dass da etwas sei. Von Geistern wollte eigentlich nur einer reden. Oh, ich komme mir so idiotisch vor."
"Das ist keineswegs idiotisch, und ihre Gäste werden sicher einen guten Grund gehabt haben, von Geistern zu reden", beruhigte Jonathan sie und machte sich erste Notizen. "Was genau soll denn vorgefallen sein?"
"Ach, wissen Sie, ich glaube, ich werde noch mal den Kammerjäger..."
"Nein, bitte, ich höre Ihnen zu und nehme jedes Wort ernst. Sie würden nie glauben, was ich schon alles gesehen und erlebt habe. Ich glaube kaum, dass Sie mich mit Ihren Schilderungen noch überraschen können, Frau Siewers", säuselte Jonathan. "Fahren Sie doch fort."
Auf keinen Fall wollte er sich diesen Auftrag entgehen lassen. Er roch geradezu das Honorar. Die Frau jedoch wand sich hörbar. "Ich habe eine Hellseherin angerufen, und sie meinte, ich hätte eine Art Zombie-, Vampir- und Geister-WG im Haus, die das alles verursachte. Sie meinte, das wäre ungewöhnlich, da sich diese kaum verstehen. Ich halte das für einen Witz. Sie meinte jedoch, ich sollte einen Geisteraustreiber suchen. Das wäre nicht ihr Metier."
"Nein, das ist meins. Am besten ist wohl, ich komme vorbei und sehe mir das Haus an", meinte Jonathan. "Ist das es momentan bewohnt?" Wenn irgendwelche Touristen dort herumwuselten, konnte es schwieriger werden, ungestört zu arbeiten.
Die Frau zögerte sichtlich, aber dann erklärte sie: "Im Moment ja. Aber, naja, es wurde für dieses Wochenende gebucht. Hier in der Gegend wird ziemlich aufwendig Halloween gefeiert. Es kommen sogar Amerikaner hierher, weil sie sehen wollen, wie Deutsche das Fest feiern. Naja, ich halte nichts davon. Doch es bringt Geld. Und ich muss dieses verdammte Haus vermieten, sonst kann ich es nur noch verkaufen, weil ich die Kosten nicht mehr zahlen kann. Ich kann die Leute nicht ausbuchen. Unmöglich!"
"Dann werde ich besonders diskret vorgehen. Wie viele Leute sind zu Halloween dort?"
"Nun, vier Leute. Sie sind offenbar Freunde, die sich so langsam in Stimmung bringen wollen."
"Gut. Wenn Sie nicht bis nach Halloween warten wollen, dann wäre es wohl das Beste, ich würde mich als Gast in Ihrem Haus einquartieren. Wir können das ja mit meinem Honorar verrechnen, wenn Sie möchten, Frau Siewers. Aber Sie müssen wissen, zu Halloween sind die Tore zwischen den Welten offen, und ich werde Ihre unliebsamen Bewohner besonders gut erreichen können", erklärte Jonathan zuckersüß.
"Oh", meinte Frau Siewers. "Nun gut, wenn das kein Problem ist. Ich werde das natürlich honorieren." Sie räusperte sich. "Ähm, Sie kommen natürlich mit solchen Geräten oder so. Ähm, naja, vielleicht könnten Sie das erledigen, bevor die Gäste kommen. Und seien Sie bitte diskret. Oder verkaufen Sie es ihnen als besondere Lightshow zu Halloween?" Sie atmete kurz auf und fügte leiser hinzu: "Vielleicht kann ich das künftig als Sonderattraktion anbieten."
Jonathan lachte leise. "Wir werden sehen, Frau Siewers. Was ich mache, sieht aber nicht besonders spektakulär aus, und ich habe auch Geräte für unauffällige Aktionen. Ich werde Ihre Gäste nicht stören, es sei denn, sie möchten wirklich eine Show. Aber wenn Sie soweit einverstanden sind, dann brauche ich natürlich die Adresse und Ihre weiteren Kontaktdaten, damit ich Ihnen meinen Vertrag schicken kann."
"Oh, natürlich, richtig, ja." Es raschelte, und Frau Siewers stieß dabei offenbar auch noch etwas vom Tisch, denn sie fluchte leise vor sich hin. "Hier ist es", rief sie dann offen erleichtert, dann gab sie ihm alle Daten einschließlich ihrer eigenen Adresse durch.
Jonathan schrieb alles auf und versprach dann, sich umgehend abreisebereit zu machen, damit er noch zwei Tage Zeit allein hatte, bevor die Gäste kamen. Das würde vermutlich nicht ausreichen, aber Jonathan hatte vor, sich zu beeilen. Er verabschiedete sich mit Engelszungen von Frau Siewers, legte auf und stürmte ins Vorzimmer.
"Auftrag!" Er riss die verblüffte Jennifer von ihrem Stuhl hoch und küsste sie stürmisch.
"So gut?", fragte sie verblüfft.
"Großes Ferienhaus, verzweifelte Kundin und Halloween. Was will man mehr?" Jonathan ließ sie wieder los. "Setz gleich einen Vertrag auf, hier sind alle Daten. Sonderzuschläge, Feiertagszuschläge, das ganze Tamtam. Und es sind mehrere Geistererscheinungen, also unser Höchstsatz."
"Uhhh", rief Jennifer vergnügt. "Kann es sein, Chefchen, dass du doch noch aus dem Schlamassel rauskommst und ich sogar noch mein Gehalt bekomme? Sagen wir, mit Zuschlägen?"
"Aber sowas von, mein Herz!", verkündete Jonathan grinsend. "Und der blöde Russ bekommt eine dicke Anzahlung, damit er erstmal zufrieden ist. Jetzt mach schnell den Vertrag fertig, dann gehe ich meine Sachen packen. Ich melde mich, sobald ich da bin, falls du noch etwas für mich recherchieren musst."
"Aye, Chefchen, ich bin hier und ich werde dir ganz sicher noch das eine oder andere an Land bringen. Das Geschäft läuft zu Halloween. Du hast mehr Glück als Verstand, das weißt du!"
"Aber sicher. Irgendwas muss ich ja an mir haben, oder? Wenn ich zurück bin, feiern wir auch noch." Jonatahn griff nach seinem Mantel, der an der Garderobe hing. "Aber ich muss jetzt wirklich los, damit ich das Haus untersuchen kann, ehe die Gäste da herumstolpern. Mach's gut, Süße! Und grüß seinen Freund von mir."
"Ganz sicher nicht. Er kocht auch schon im Moment vor Eifersucht."
"Soll er lieber Essen kochen. Mach dir ein schönes Wochenende, Schätzchen." Pfeifend verließ Jonathan sein Büro. Diesmal würde er nicht den Firmenwagen nehmen, da er das schwere "Gerät" nicht mitnehmen würde. Nur einige kleine, handliche EMF-Scanner und seinen Laptop mit der Infrarotkamera würden mitkommen. Zuhause in seiner Wohnung packte er ein, was er sonst für einige Übernachtungen fürs Wochenende brauchte.
Jonathan wollte gerade die Wohnung verlassen, als ihm das Blinken des Anrufbeantworters auffiel. Nur widerwillig beschloss er, ihn noch schnell abzuhören.
"Jonathan, du hast lange nicht mehr angerufen. Dein Vater will dich auch mal wieder sehen", erklang die Stimme seine Mutter. "Bitte melde dich doch. Und nicht wieder erst zu Weihnachten. Einmal im Jahr ist nicht wirklich aufmerksam. Ich habe dich lieb, Jonathan." Es piepte.
Jonathan verzog das Gesicht. Es half nichts, er musste irgendwann am Wochenende bei seiner Familie anrufen. Obwohl, er wusste auch nicht so recht, was sie von ihm wollten. Jonathan hatte einen Bruder und eine Schwester, beide verheiratet mit Kindern. Seine Eltern waren eigentlich ausgelastet, was Familienfürsorge betraf.
Die andere Nachricht war jedoch noch weit weniger schön. Sein Gläubiger meldete sich höchstpersönlich und erinnerte ihn mit seinem liebenswürdigen Ton daran, dass er die Schuld nicht vergessen hatte und Jonathan daran denken sollte, pünktlich zu sein, da er als Geschäftsmann immer nur begrenzt Zeit für seine Schützlinge hatte, die ihm Geld schuldeten. Alle brauchten sie seine Aufmerksamkeit.
Das alles vertrieb wieder etwas von der Hochstimmung, in der Jonathan sich befand. Aber nach diesem Wochenende würde sich alles bessern, das wusste er. Jetzt ging es nur darum, möglichst schnell zu diesem Ferienhaus hinauszufahren und herauszufinden, was da solchen Tumult veranstaltete.
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