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Wake up little Susie

von Raxa Blue
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P18 / Gen
Clarice Starling Hannibal Lecter Jack Crawford Will Graham
23.10.2010
19.01.2013
20
37.261
1
Alle Kapitel
26 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
 
23.10.2010 2.737
 
Der Anfang der Geschichte spielt ungefähr ein Jahr vor dem Film Hannibal.

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Wenn wir versuchen Türen zu unserer Vergangenheit  zu öffnen, sollten wir vorsichtig sein. Manchmal sind dort Menschen die uns beim Ausflug zum Abgrund begleiten und uns – ob aus Liebe oder Boshaftigkeit – hineinstoßen.

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„Nein Sir, ich denke nur nicht, dass es eine gute Idee ist.“Einen Moment herrschte Stille in dem fensterlosen Kellerraum.
„Geben sie dem Ganzen einfach eine Chance, Starling. Wenn es nicht klappt, haben wir uns jedenfalls nicht vorzuwerfen, wir hätten nicht alle Kapazitäten ausgenutzt.“
„Ich möchte trotzdem festhalten, dass mir die Sache nicht gefällt. Ich meine… Sir, sie ist zu jung dafür.“
„Ach ja? Wie alt waren Sie damals, Starling? Und wie erfahren? Außerdem hat sie uns schon gute Dienste in anderen Fällen geleistet.“
„Bei allem Respekt, Sir. Sie war nie bei einem Außeneinsatz dabei, nur immer in abgeschotteten Bereichen dieses Gebäudes. Glauben Sie sie weiß, auf was sie sich da einlässt? Auf die Gefahr? Was passiert wenn wir ihn aufspüren? Wollen Sie das riskieren? Crawford wird Jemandem den Kopf abreißen, wenn ihr auch nur ein Kratzer zugefügt wird.“
„Agent Starling, ich verstehe ihren Einwand. Crawford steht momentan nicht zur Verfügung und so lange er abwesend ist gebe ich hier den Ton an. Das ist seit Jahren die erste Chance ihm auch nur annähernd auf die Spur zu kommen, ich kann das nicht so verstreichen lassen. Könnten Sie es? Und für den Fall, dass er es gar nicht ist, haben Sie auch keinen Grund sich Sorgen zu machen.“
„Sir, ich hoffe Sie wissen: ein Team ist immer nur so stark wie sein schwächstes Glied.“
„Das sagt man im Allgemeinen. Woher wollen Sie aber wissen wer in dieser Kette, im Speziellen, das schwächste Glied ist?“
„Ich denke, dass ist offensichtlich!“
„Ach, denken Sie das? Manchmal, Starling, ist etwas was eindeutig erscheint, doch nicht so eindeutig wie wir es gerne hätten.“

Das Geräusch von Schritten kam Mary immer näher. Kurz bevor der Boss an ihr vorbei und somit außer Hörweite war, murmelte er: „Sonst wären sie nicht dort wo sie jetzt sind.“
Einmal mehr freute Mary sich über die Erfindung von Kopfhörern und Nischenplätzen. In Kombination waren die beiden Sachen einfach unschlagbar um ungesehen einem Gespräch beiwohnen zu können. Auch wenn die beiden Agenten sie gesehen hätten, zu behaupten man hat nichts gehört und auf die Kopfhörer zu deuten, war eine leichte Übung.  Nun wusste sie ein wenig mehr wie ihre Lage aussah. Im Besonderen was ihre vorgesetzte Agentin von ihr dachte. Sich im Stuhl zurücklehnend dachte sie darüber nach, ob es wirklich eine gute Idee war, so begeistert zuzusagen als der Boss ihr die Chance gab sich bei so einem prominenten Fall zu beweisen. Hatte sie nicht schon in ähnlichen Fällen gute Arbeit geleistet? Warum dann nicht jetzt auch? Unter Jack wäre sie wohl nie auch nur in die Nähe gekommen. Lecter war sein persönlicher Alptraum. Als ob sie es nie bemerkt hätte, dass er sie, wann immer der  Hauch bestand sie könnte nur seinen Namen hören, in irgendwelche wichtigen Aktensortier- oder Ach-Du-hast-heute-Frei-mach-was-Nettes Aktivitäten schickte. Natürlich hatte sie von Lecter gehört, er war Bestandteil so einiger Kurse an der Akademie. Einen davon konnte sie sogar besuchen, Jack hatte wohl nicht genug aufgepasst. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht – besorgter Onkel Jack. Nun also wurde dieser so prominente Fall zu einem, in dem sie eine Rolle spielen würde. Etwas in ihrem Unterbewusstsein, ein beklemmendes Gefühl, versuchte sich in den Vordergrund zu drängen. Nichts, was sich nicht wieder beseitigen ließ. Jetzt, so wie noch nie zuvor, musste sie präsent sein. Voll da. Wunderbar passend, dass sie sich seit langem nicht mehr so stark gefühlt hatte.

„Agent Malthauser.“ Zu schnell sah sie auf. Damit war die Tarnung der Kopfhörer wahrscheinlich nichtig. „Ich denke ich muss ihnen nicht mehr sagen, dass sie im Einsatz dabei sind. Packen sie ihre Sachen, es wird Zeit das wir loskommen.“ Mary wollte etwas fragen, doch Starlings erhobene Hand bedeutete ihr zu warten. „Alle weiteren Fakten werden wir mit den anderen im Flugzeug besprechen. Sie bekommen hiermit komplette Einsicht in die Unterlagen. Nutzen sie die Zeit um sich einzuarbeiten.“ Ein kurzes Zögern, dann fuhr sie fort. „Ich bin nicht begeistert, dass Du dabei bist.“ Mary kam nicht umhin zu bemerken, dass Starling zum Du gewechselt war. „Ich denke, du kennst den Grund – spätestens seit eben noch einiges mehr.“ Ihr Blick haftete an dem von Mary. „Ich habe die Leitung des Teams. Alle haben mir zu folgen. Das schließt dich mit ein.“ Hatte Starling Zweifel, dass sie ihre Autorität nicht anerkannte? Sie sollte sich vornehmen ihr zu zeigen, dass dem nicht so war. „Merke Dir, der erste Einsatz läuft nie perfekt. Setz Dich nicht unter zu viel  Erfolgsdruck. Die richtige Portion Ehrgeiz ist gut - wenn man es übertreibt macht man Fehler.“ Nächster Punkt für ihre Merkliste: kein Druck. Hatte sie bis jetzt nicht gehabt. Mit dem Ehrgeiz war es dasselbe. Andere hatten immer Ehrgeiz sie etwas schaffen zu lassen. Nicht umsonst war sie hier. „Also, eigentlich wollte ich nur sagen: Willkommen im Team, Mary.“ Ein leichtes Nicken und Starling ging weg. Einfach würde es wohl nicht werden. Dennoch freute Mary sich darauf raus zu kommen. Wer weiß, vielleicht könnte sie ja diesmal etwas eigenen Ehrgeiz entwickeln. Bei diesem Gedanken kam das unterschwellige Gefühl wieder hoch. Einmal tief Durchatmen half es wieder verschwinden zu lassen. Mary stand auf um ihre Sachen zu holen. Auf ins große Abenteuer.

Ort: London

Die Seiten in ihren Fingern fühlten sich an wie oft gelesen. An einigen Stellen war die natürliche Struktur des Papiers so abgerieben, dass eine glatte Oberfläche entstanden war. Ein Bild von mit Speichel befeuchteten Fingern, die an den Seiten fummelten erschien in Marys Bewusstsein. Schnell verdrängte sie es wieder. Die nächste Seite, wieder Bilder. Das 2. Opfer. Hinter jedem der Bilder auf diesen Seiten steckte eine Geschichte. Ein Mensch, der nicht mehr weiter leben konnte. Wenig erfolgreich versuchte Mary nicht an Schmerzen, Blut und Erniedrigung zu denken. Dies waren nur Bilder – totes Papier mit Farbe drauf. Sie musste unwillkürlich schlucken. Die nächsten Seiten klebten leicht zusammen. Reflexartig befeuchtete Mary sich den rechten Zeigefinger. Als dieser das Papier berührte war das Bild von eben wieder da. Unbefriedigt stellte sie fest, dass sie auch zu diesen Menschen gehörte die ihre Bakterien nicht bei sich behalten wollten. In die Akte vertieft bekam Mary nicht viel von ihrer Umgebung mit.

Das kleine Café, in dem sich die vier Ermittler nun befanden, lag an einem nicht allzu belebten Platz. Nur an dem kleinen Brunnen tummelten sich ein paar Menschen. Einige Kinder spielten mit dem Wasser das sich rund um die Mittelfigur gesammelt hatte. Nachdem das Team um Agent Starling sich mit den englischen Ermittlern kurzgeschlossen hatte, fanden alle dass es Zeit war, um den Abend in einer kleinen Runde zu beenden. Über die Nacht würde sich jeder  in die weitere Thematik einarbeiten, individuell und damit nahezu unvereinbar. Derzeit saßen sie nun in an einem kleinen Vierertisch unter einer orangefarbenen Markise. Die Ecke war sehr gemütlich, an zwei Seiten von Rankgittern mit Rosen und Efeu umwachsen.

„Na, hast Du noch nicht genug von Deiner Lektüre? Gibt gleich Essen. Wir wollen doch nicht, dass Dir der Appetit vergeht.“ Weiser lachte über seinen Versuch eines – zweifelsfrei geschmacklosen – Scherzes. Mary kannte Weiser zwar schon etwas länger von ihrer Arbeit beim FBI, aber in den wenigen Stunden die sie jetzt gezwungener maßen miteinander verbracht hatten, lernte sie immer mehr zu schätzen wie schön es doch war, als sie den älteren, leicht untersetzten Mann mit den grauen Haaren, nur vom Sehen her kannte. Seine Scherze gingen ihr auf die Nerven. Entweder sie waren geschmacklos, sexistisch oder er vermasselte die Pointe. In schlimmen Fällen auch alles zusammen. Zum mindestens zehnten Mal fragte sie sich warum er bei dieser Aktion  dabei sein musste. Nicht, dass er nicht ständig darauf hinwies wie sehr er sich doch mit diesem Fall auskannte. Gerne anmerkend, dass er einer der ersten Stunde sei. Auch wenn diese Stunde, wie Mary mittlerweile aus den Unterlagen wusste, erst gut ein halbes Jahr nach der Verhaftung Lecters gewesen war. So musste sie doch zugeben, das Agent Weiser, wenn er mal ernst war, einen hervorragenden Überblick über alles hatte. Trotzdem nervte er.

„Man habe ich einen Kohldampf!“ beschwerte Weiser sich für alle gut hörbar. „Ah, wie freue ich mich schon auf mein Steak. Solltest Du auch mal probieren Kleine. Nicht immer nur dieses Grünzeug, das ist was für Karnickel. Na, Malthauser, wie wärs? Schönes Stück Fleisch auf englische Art?“ Mary verdrehte die Augen. Es ging schon wieder los mit seinen Sticheleien. Und sie war sein bevorzugtes Opfer. „Komm schon. Passt doch zu Deinen Bildchen.“ Sein Grinsen wurde dreckig als er nachsetzte: „Schön blutig!“ Sich über diesen genialen Witz freuend fing er dröhnend an zu lachen. Ein leises Glucksen kam vom Platz auf Marys rechter Seite, kaum hörbar. Das Lachen von Weiser kam einer Herausforderung gleich und bevor Mary sich noch auf die Zunge beißen konnte, hörte sie sich auch schon Antworten. „Nach meiner Lektüre wäre englisch schon zu weit durch. Vielleicht sollten sie es mal mit Rohkost versuchen, Agent Weiser.“ Ein kurzes Nicken zu Weisers Bauch. „Würde Ihnen auch gut tun.“
„Ich bin doch kein verfluchter Kannibale.“ Das Entsetzen auf Weisers Gesicht schaffte für einen Augenblick Genugtuung. Ein kaum sichtbares Lächeln zeichnete sich um Marys Mund, doch es erreichte die Augen nicht. „Ich dachte da eher an Gemüse.“, setze sie trocken nach und wendete sich wieder den Fotos zu. In den nächsten Minuten würde sie sich für ihr Mundwerk wieder  selber verfluchen, aber jetzt genoss sie ihren Triumph. Das Glucksen zu ihrer Rechten war jetzt deutlich zu hören. „Ich würde sagen mit den eigenen Waffen geschlagen. Gut gemacht Malthauser. In dir steckt ja doch nicht nur ein kleines Mädchen.“ Mit diesen Worten landete eine Hand auf ihrer Schulter. Unwillkürlich versteifte sich ihr Körper. Sie hatte ihn aber eine Sekunde später wieder im Griff, nachdem ihr klar geworden war, das diese Hand zu Bales gehörte. „Ach komm, mach nicht so ein Gesicht.“ Bales hatte eine sanfte Stimme, nicht so aufdringlich wie die von Weiser. „Na Malthauser, was Interessantes in den Unterlagen gefunden? Gib doch mal eine kleine Prognose ab. Ich weiß, wir haben bis jetzt erst ein paar Tatortfotos und einen vorläufigen Autopsiebericht, aber einfach mal aus dem Bauch heraus. Was denkst Du?“ Mit einem warmen Lächeln im Gesicht schaute er Mary direkt an.

Wie sollte sie jetzt schon etwas Eindeutiges sagen können. Sie waren doch erst vor drei Stunden angekommen. Hatten ein kurzes Briefing mit den englischen Ermittlern gehabt. Durften einige Fotos und zwei Berichte mitnehmen. Ehe Mary unter den ganzen Eindrücken wusste wie ihr geschah, waren sie schon zum Hotel gebracht worden. Morgen durften sie die Leiche begutachten. Wie nett – sie durften. Seit einer halben Stunde saßen sie nun hier in diesem kleinen englischen Café. Wo also sollte sie Zeit finden für eine Prognose? Bales beobachtete sie noch immer, irgendetwas musste sie also sagen. Leider war sie immer noch nicht ganz aus der Scherzlaune von vorhin herausgerissen. „Es sind Ähnlichkeiten im Muster vorhanden. Doch bei meinem bisherigen Wissensstand und der Berücksichtigung das wir hier in London sind könnte der Täter auch Jack the Ripper sein.“ Kurz wurde das Lächeln auf Bales Gesicht größer, dann wurde es von einer ernsteren Miene abgelöst. „Sei  vorsichtig Mary, der Ripper ist den Londonern heilig. Wir wollen doch niemand verärgern.“ Im ersten Moment von dem plötzlichen Stimmungswechsel verunsichert war Mary froh das Bales Lächeln wiederkam.  Es stand ihm gut. Machte ihn sehr attraktiv befand Mary. Zu alt für sie – schon irgendwie – aber, wer weiß, wenn sie nicht Kollegen wären. Sein Gesicht, mit den Sommersprossen auf Wange und Nase, den durch blonde Haare eingerahmten Konturen, hatte immer noch etwas Jungenhaftes. Abwegig wäre der Gedanke an eine, wie auch immer geartete Beziehung nicht. In ihre Gedanken drang der Geruch von Essen. Warmen Essen um genau zu sein. Ihr Magen fing an zu knurren.


„Also, warum isst du immer nur Grünzeug?“, wollte Weiser nach dem Essen wissen. Erfolgreich hatte Mary ihn bis eben verdrängt. Bei den grunzenden Geräuschen die er beim Runterschlingen seines Steaks gemacht hatte, gar nicht so einfach. „Ich mag kein Fleisch.“
„Ah, du bist also so ne Vegetarierin. Eine von diesen Weltverbesserern die es nicht mit ansehen können, wenn ein Rind einen Bolzen in den Schädel bekommt.“
„Nein. Ich mag einfach den Geschmack nicht.“ Mit Begriffsstutzigkeit gesegnet meinte Weiser: „Jeder mag den Geschmack von Fleisch.“
„Ich nicht. Es schmeckt wie ein fader Abklatsch von irgendwas. Ich kann nicht definieren was genau, aber es befriedigt mich nicht.“ Weiser schnaubte und schnitt an einem kleinen Rest seines Essens herum. „Das hier ist perfekt. Alles dran. Geschmack, Geruch. Selbst die richtige Festigkeit wenn man reinbeißt.“ Er pikste den Rest auf seine Gabel und hielt sie Mary provozierend vor das Gesicht. Überraschung trat auf sein Gesicht als sie die Gabel nahm und das Fleisch in den Mund steckte. Während sie kaute schaute sie ihm in die Augen, sich immer bewusst wie er sie seinerseits beobachtete. Das Fleisch bestätigte die Erwartungen – allerdings nicht von Weiser. Fade wie gedacht. Bestimmt war es gut, aber es erfüllte nicht Marys Ansprüche. Die Ansprüche die ihre Erinnerung stellte. Sie wusste nicht woher diese Erinnerung kam, wie bei vielem anderen auch, doch sie setzte ein klares Bild. Mit den Schultern zuckend schluckte sie das Stück runter. „Es schmeckt mir nicht.“Ein spöttisches Grunzen erklang, es kam von Weiser.
„Ok. Jetzt wissen wir also schon mal was Du nicht magst.“ Bales lächelte ihr zum wiederholten Male zu. „Vielleicht erzählst Du uns mal was Du so magst. Schließlich kennen wir Dich ja kaum.“ Ihre hochgezogene Augenbraue schien ihn zu belustigen. „Ok, kennen tun wir Dich schon. Hast ja nicht umsonst den Spitznamen 'Jakes Wunderkind' bekommen. Was Du, wie ich Deinem Gesichtsausdruck entnehme bis eben noch nicht wusstest.“ Täuschte sie sich da, oder war es ihm unangenehm sich verraten zu haben? „Aber so privat kennt man Dich kaum.“ Nur was man sich so alles über mich erzählt, fügte sie in Gedanken hinzu. Es war ein offenes Geheimnis das 'Jakes Wunderkind' mehr Zeit in therapeutischen Instituten verbracht hatte als beim Spielen in der Sandkiste. Ob das nun Fluch oder Segen war, konnte bis jetzt noch keiner beantworten. Am wenigsten sie selber.

„Also?“  Schlagartig wurde ihr klar, dass sie ins Grübeln geraten war, man aber eine Antwort von ihr erwartete. „Wir sind hier in London. Was würdest Du hier so unternehmen wollen?“, half er ihr über den Anfang. „Als Frau sollte ich jetzt wohl sagen dass ich die Boutiquen hier unsicher machen würde.“ Das brachte ihr ein Schmunzeln ein, auch von Weiser. Starling schmunzelte nicht. „Ich weiß nicht genau. Hier gibt es viele kulturelle Angebote. Vorhin habe ich einen Aushang für eine Kunstausstellung gesehen. Das würde mich interessieren. Vielleicht auch eines von den Theatern besuchen. Wenn man schon mal im Mutterland von Shakespeare ist.“ „Oder in dem von Andrew Lloyd Webber. Für Leute wie mich, die eher auf leichte Kost stehen. Nicht jeder kann den hohen Ansprüchen der Intellektuellen genügen.“ Mary musste lachen. „ Ok. Dann also Cats oder Phantom der Oper.“
„Ah, schon besser. Ich bin fürs Phantom. Irgendwie habe ich es nicht so mit Katzen.“
„Gut, abgemacht.“ Sie schüttelten sich, wie bei einem Handel, die Hände. Ein Räuspern unterbrach die freudige Stimmung. Es kam von Starling. „Darf ich darauf hinweisen, dass wir hier nicht zum Vergnügen sind.“ Ärgerlich schaute sie in die Runde. Es war einer der wenigen Sätze die sie an diesem Tag sagte. „Natürlich, hab ich das nicht vergessen.“, sagte Mary etwas zu hastig. Sie wollte nicht das Clarice dachte sie nehme ihre Arbeit auf die leichte Schulter. Es war Zeit zum Hotel zurückzufahren. Der morgige Tag würde anstrengend werden. Beim Gehen blinzelte Bales ihr verschwörerisch zu. Der Gedanke an Clarice Ansprache war verflogen.


Vom Tisch der vier Agenten aus durch einen kleinen Palisadenzaun getrennt und darum nicht zu sehen, standen noch zwei kleine Tische. Sie boten nur Platz für je zwei  Personen. Derzeit war dieses kleine Separee nur von einer Person besetzt. Die vergangenen Augenblicke waren für ihn eine kleine Überraschung gewesen. Die Männer waren uninteressant – jedenfalls im Augenblick. Doch die ältere Agentin war sehr willkommen. Über die andere musste er noch genauer nachdenken. Wenn sie es war, war es  zwar unerwartet, aber auch nicht unwillkommen. Der Mann bezahlte, stand vom Tisch auf, nahm seinen Hut und verließ das Lokal. Er war sich sicher dass die nächste Zeit sehr interessant werden würde.
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