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Basilisk - Kouga Ninpo Chou Fanfiction

von Hinoko
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P18 / Gen
09.10.2010
05.07.2011
11
53.386
 
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09.10.2010 4.355
 
Kapitel 7: Die Hölle der menschlichen Haut

Sie fühlten sich zu Sicher.
Die begangenen Fehler waren ihr Todesurteil
Blutiger Regen, der über das Land fiel
Zerrissene Herzen und gespaltete Seelen
Ein nie endender Teufelskreis aus Rache, Hass und Selbstzweifel
Meine Liebe, mach dich bereit zu sterben!



Okoi erwachte langsam aus ihrer Ohnmacht. Von draußen hörte sie Schritte, die sich ihr näherten. Sie sah an sich runter. Man hatte sie gefesselt und bis auf den Kosode, der offen, ihre Schulter hinab hing, fast vollständig ausgezogen.
Sie hörte ein Klicken und die Tür vor ihr, wurde geöffnet. Rousai kam mit einer Fackel in der Hand herein.
“Mädchen…”

Hinoko stand immer noch neben Koshirou. Rousai war weggegangen, um Okoi ein paar Fragen zu stellen.
Immer wieder warfen sie sich flüchtige Blicke zu. Hinoko hätte ihn nur allzu gern geküsst, aber nach der Störung durch Nenki traute sie sich jetzt nicht mehr. So sah sie ihn nur schweigend an und nahm seine Hand sanft in ihre.
Koshirou drehte seinen Kopf in ihre Richtung und seine graublauen Augen starrten in ihre magentafarbenen. Es war ein Blick, warm und sanft, und doch spürte Hinoko diese Unsicherheit, Unwissenheit und auch irgendwo ein wenig Angst.
Auch wenn Koshirou nichts sagte. Das brauchte er nicht. Sein Blick vermittelte ihr mehr, als alle Worte dieser Welt.
Für einen kurzen Moment waren beide in ihrer eigenen Welt.
Doch dann wurde die Tür beiseite geschoben und Tenzen trat hervor.
Hinoko löste ihre Hand schnell von Koshirous und blickte verlegen zur Seite.
“Koshirou!”, kam es von Tenzen.
Koshirou wandte sich abrupt zu ihm um und nahm eine gerade Haltung ein.
“Jawohl, Tenzen-sama?”
“Sag Oboro-sama, dass sie zu mir kommen soll. Ich habe mich dazu entschieden, dass es an der Zeit ist, ihr die Wahrheit zu sagen.”
Koshirou senkte seinen Blick und nickte. “Verstanden. Wie Ihr wünscht, Tenzen-sama…”
Tenzen zog sich in das Zimmer zurück und Koshirou lief los.
“Warte, Koshirou!”, rief Hinoko und lief ihm hinterher.
Schweigend folgte sie ihm durch den Regen zu Ogens Haus.
Sie sagte nichts. Blickte nur zu Koshirous Rücken und dann gen Boden.

Koshirou ging auf die Schiebetür des Zimmers zu und verneigte sich leicht. “Oboro-sama…”
Oboros Schatten zeichnete sich hinter dem Stoff der Schiebetür ab und dann wurde diese beiseite geschoben und Oboro lugte halb heraus.
Hinoko stand etwas weiter hinter Koshirou, als Oboro die Tür schließlich ganz beiseite schob.
“Was ist los, Koshirou… Hinoko?” In ihrer Stimme lag ein eisiger Unterton. Hinoko vermutete, dass Koshirou sie wohl gerade bei etwas wichtigem gestört hatte.
“Tenzen-sama will Euch sprechen.”, antwortete Koshirou.
Oboro schloss kurz ihre Augen. “Ich verstehe.”
Immer noch lag in ihrer Stimme dieser kalte Unterton.
Sie wandte sich zu Gennousuke um, der noch immer im Zimmer saß. “Ich bin gleich zurück, Gennousuke-sama.”, sagte sie zu ihm. Gennousuke nickte und stand langsam auf. Oboro verneigte sich leicht und ging dann los, zu Tenzens Haus.
Koshirou sah ihr nach. Wenn Oboro doch nur wüsste, dass es kein “Gleich zurück” in dem Sinne mehr gab.
Hinoko lehnte sich seufzend an seine Schulter, bis Koshirou zusammenzuckte, als Gennousukes Stimme neben ihm erklang. “Welch schöne Schnitzereien…”
Langsam trat Gennousuke auf Koshirou und Hinoko zu. “Ich wollte den Menschen kennen lernen, der eine solche Kunst beherrscht.”
Hinoko wusste nicht recht, wie sie sich verhalten sollte.
Sie biss sich auf die Unterlippe und krallte sich in Koshirous Ärmel. Ihre magentafarbenen Augen wachsam auf Gennousuke gerichtet. Auch Koshirou versuchte, seinen Hass gegenüber dem Anführer der Kouga in Zaum zu halten.
Gennousukes Blick war immer noch auf Koshirou gerichtet. “Oboro-dono hat mir gesagt, dass diese Eulen dein Werk sind.”
Dabei wies er zu den vielen Holzeulen, die hier und dort auf dem Gelände von Ogens Haus verteilt standen.
In Hinoko loderte es und sie krallte sich noch fester in Koshirous Arm.
Wie konnte Gennousuke es nur wagen, so respektlos mit Koshirou zu reden? So, als wäre er ein enger Freund oder Vertrauter.
Koshirou schluckte, sah kurz zu Hinoko und dann wieder widerwillig zu Gennousuke.
“Würdest du eines Tages den Kindern von Kouga diese Kunst beibringen?”, fragte Gennousuke unverblümt.
Hinoko sog die kühle Aprilluft scharf ein.
“Du bist Koshirou, richtig?”, redete Gennousuke unbeirrt weiter.
Für dich immer noch Koshirou-dono, Kouga Gennousuke!, dachte sich Hinoko und atmete erneut scharf ein.
“Ich hörte, du bist mit Oboro-dono zusammen aufgewachsen, so als wärt ihr Geschwister.”
Koshirou verkrampfte sich ein wenig.
Gennousuke stand vor ihm. Allein. Nicht sahnend. Unvorbereitet. Es wäre so einfach, ihn jetzt zu töten. Aber Koshirou war sich bewusst, das dieser Zeitpunkt noch nicht der Richtige war.

Hinoko fühlte sich allmählich auch ein wenig ignoriert.
“Auch ich bin mit Oboro-sama aufgewachsen.”, sagte sie schließlich und schnappte nach Luft. “Wir sind zu dritt zusammen aufgewachsen.”
Koshirou blickte sie an.
“Ich erinnere mich. Als ich vor etwas über einem halben Jahr hier war, um Oboro-dono zu treffen. Dein Name war Hinoko, nicht wahr?”
Hinoko funkelte Gennousuke an. “In der Tat…”
Gennousuke blickte zwischen ihr und Koshirou hin und her.
Bemerkte Hinokos Hand, die sich um Koshirous Handgelenk geschlungen hatte.
Wie sich ihr Körper automatisch enger an Koshirous Seite schmiegte.
Gennousuke fragte nicht nach. Er wusste so schon, dass die zwei jungen Iga vor ihm ein Paar waren.
Koshirou sah wieder zu Gennousuke, drehte sich dann um und ging.
Hinoko folgte ihm und wandte sich auch noch einmal zu Gennousuke um, noch nicht ahnend, dass ihr Hass auf die Kouga sich bald vor allem auf ihn spezifizieren sollte.
“Ich habe auch “Brüder” und “Schwestern”, denen ich sehr nahe stehe.”, sagte Gennousuke noch.
“Wir haben noch etwas zu erledigen.”, antwortete Koshirou schlicht und ließ Gennousuke allein im Regen stehen.
Dieser sah den zwei lange nach. Irgendetwas ging da vor sich. Etwas nicht unbedingt gutes.

Rousai stand immer noch vor der gefesselten Okoi. Die Hände hinterm Rücken ineinander gelegt, sagte er zu ihr: “Mädchen aus Kouga. Von deinen Antworten hängt es ab, ob du hier lebend raus kommst oder nicht.”
Okoi zuckte und rutschte hin und her und versuchte irgendwie sich zu befreien. Noch dazu kam, dass sie dringend mal für kleine Mädchen gemusst hätte.
Rousai holte die Schriftrolle aus seinem Oberteil hervor und rollte sie auf. “Die zehn Ninja aus Kouga… Beginnen wir mit Muroga Hyouma. Ich hörte, er seie blind und trotzdem ein Ninja. Welche Technik benutzt er?”
Okoi senkte ihren Blick.
“Diese Frau, namens Kagerou. Welche Technik benutzt sie?”
Rousai ging einige Schritte auf sie zu. “Und dieser Mann, namens Kisaragi Saemon…”
Okoi rutschte erneut hin und her und kniff die Beine fester zusammen.
“Ich werde dir nicht erlauben, dich zu erleichtern! Du musst mir zuallererst die Ninja-Techniken der anderen Kouga verraten.”
“Glaubst du wirklich…, dass ich dir das verraten würde?”, sagte Okoi leise.
“Ich habe es dir bereits gesagt.”, antwortete Rousai. “Wenn du sie mir nicht verrätst….”
“Ach ja, übrigens, Großvater.”, lenkte Okoi ein.
“Was ist?”, kam es von Rousai, ein wenig triumphierend.
“Was hat man dir wohl in deinen Kopf gestopft, dass er so groß geworden ist?”
Die Adern an Rousais Kopf traten hervor und pulsierten wütend, über die Provokation.
“Wenn du es mir verrätst, könnte ich es mir noch mal überlegen.”
Rousai wandte sich um und versuchte, nicht auszurasten und sich über die Dreistigkeit dieses Mädchens aufzuregen.
Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, drehte er sich wieder zu Okoi.
“Ich werde es dir sagen.” Er ging einige Schritte auf sie zu. “Da drin steckt der Hass auf die Kouga. Der Hass eines ganzen Lebens.” Er griff sich an die Stirn. “Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen… Ihr Kouga habt den Angriff der Oda ausgenutzt, um die Iga abzuschlachten!”
“Das ist eine Lüge!”, entgegnete Okoi aufgebracht.
Rousai lachte kurz. “Der schlaue Danjou… Hat alles vertuscht…”
“Ich habe auch davon gehört!”, erzählte Okoi. “Aber, auch wenn die Kouga die Iga gehasst haben, so was hätten sie niemals getan! Das muss ein Missverständnis sein!”

Rousai lachte auf: “So ist das immer, innerhalb einer Familie.” Er ließ seine Handknöchel knacksen.” Und ich muss zugeben, das wir unter diesen Umständen genauso gehandelt hätten.”
Okois Augen wurden schmal. “Wie kannst du nur so reden und die Kouga trotzdem für böse halten!?”
Rousai ließ eine Art Kampfschrei los und ließ seinen linken Arm lang wachsen.
Okoi duckte sich, in der Annahme, er würde sie damit verletzen wollen, doch Rousai zerstörte nur ein Fass mit Salz, welches nun in rauen Mengen herausrieselte.
“Ich stelle hier die Fragen!”, zischte er bedrohlich. Dann sah er sie wieder an. “Nach deinem Ninjutsu brauche ich ja nicht mehr zu fragen, Okoi…”
Er kam ihr sehr nahe und seine Hand wanderte zu ihrem Gesicht. “Soll ich dir erst die Ohren abschneiden? Dann den rechten Arm,… den linken Arm und zuletzt deine Brüste?”
Okoi sah zu ihm auf.
“Ein solches Schicksal willst du doch sicherlich nicht erleiden, oder?”
Okoi ließ den Kopf hängen, während Rousais Hand sich nun ihrer Schulter näherte.
“Antworte mir ehrlich.”, sagte er und berührte diese.
Okoi grinste leicht.
Plötzlich bemerkte Rousai, das er seine Hand nicht mehr von ihrer Schulter losreißen konnte.
“M-Meine Hand!? D-Du…!” Wütend griff er mit der anderen Hand auch noch nach ihr und ließ dabei die Schriftrolle fallen. Doch das war noch ein Fehler mehr gewesen.
Der alte Iga spürte, wie ihm das Blut bei lebendigem Leibe, durch die Berührung von Okois Haut, aus dem Körper gezogen wurde.
“Vielleicht hättest du doch nach meiner Technik fragen sollen!”, sagte Okoi.
“Du Miststück!”, rief Rousai wütend und wollte austreten, aber Okoi stoppte diesen Schlag mit einem ihrer Beine und hielt Rousais fest, indem sie diesen gegen den Dachbalken drückte, an dem sie gefesselt war. Mit ihrem anderen Fuß, trat sie auf Rousais anderen Fuß und fing dort auch an, ihm das Blut mithilfe ihrer Haut aus dem Körper zu ziehen.
So sehr Rousai auch versuchte, sich zu wehren und zu befreien. Es half nichts.
Okoi bekam ihn gänzlich zu fassen, als er langsam schwächer wurde und umschlang seinen Körper mit ihren Beinen, wie eine tödliche Falle, die nun zuschnappte.
“Zur Hölle mit dir!”, rief sie, leckte sich über die Lippen und biss dem Alten in den Hals, wo sie nun auch zu saugen begann.
Rousai stöhnte und wandte sich unter Schmerzen. Sein Körper wurde immer dünner und vertrocknete immer mehr. Ganz langsam und qualvoll wurde ihm sein Leben ausgesaugt, bis schließlich nichts weiter, als ein grauer, vertrockneter, saftloser Körper übrig war.
Okoi grinste kurz und tastete dann mit ihrem Fuß in Rousais Oberteil rum, bis sie fand, was sie suchte: Ein Kunai. Dieses nahm sie mithilfe ihrer Zehen und befreite sich von den Fesseln.

Dann stand sie auf  und zog sich wenigstens ihren kurzen blauvioletten Kosode wieder anständig über. Kurz rieb sich Okoi über die, durch die Fesseln, wund gewordenen Handgelenke.
Dann schluckte sie. Das Blut, dass sie nun zuviel im Körper hatte, musste sofort wieder raus und so rannte sie in eine Ecke des Salzlagers, viel auf die Knie und spuckte das überschüssige Blut aus. Schwer atmend wischte sich Okoi mit der linken Hand den Mund ab und hielt sich den Bauch, als sie wieder aufstand. Noch einmal ging sie zu Rousais verdorrtem Leichnam.
“Ich hab es doch gewusst! Irgendetwas stimmt mit den Iga nicht.”, sagte sie zu sich selbst. “Ich muss unbedingt nachsehen, ob Gennousuke-sama in Sicherheit ist.”
Langsam wandte sie sich zum gehen. “Und ich muss lebend nach Kouga zurückkehren.”

Vor den Toren Igas, etwas abseits in Waldnähe, stand Saemon in Yashamarus Gestalt, auf einem höheren Hügel. Einige Meter hinter ihm, bisher immer noch unbemerkt, hatte sich Kuraiko zwischen den Bäumen versteckt und beobachtete ihn. “Mal schauen, wie er nun rein kommt. Dürfte in dieser Gestalt leicht werden… Anders als bei mir… ich muss mich irgendwie reinmogeln…”, flüsterte sie zu sich selbst. “Gennousuke-itoko-sama, bitte halte durch.…”
Saemon besah sich eine Weile den Aufbau der Mauern von Iga Tsubagakure.
“Ich hatte zwar schon, von Gennousuke-sama davon gehört, aber es stimmt tatsächlich. Es ist alles perfekt angeordnet.”
Hinter ihm tauchte Gyoubu aus einem großen Felsen auf, wie immer, ohne jegliche Kleidung. “Der Angriff der Oda scheint sie viel weiter gebracht zu haben, was die Sicherheit ihres Dorfes anbelangt.”, sagte er grinsend. “Es gibt überall jede menge Späher. Offenbar haben sie große Angst vor einem erneuten Angriff der Kouga.”
Er ging einige Schritte auf Saemon zu und stellte sich neben ihn.
Kuraiko lauschte und griff sich leicht an die Stirn, als sie Gyoubu sah. “Auf diesen Anblick könnte ich gut und gerne verzichten, auch wenn seine Technik sehr nützlich ist…”

“Ich habe dieses Gesicht.”, sagte Saemon schließlich zu Gyoubu. “Ich kann einfach den Eingang des Dorfes benutzen.” Er wandte sich zu ihm. “Wir treffen uns dann später.”
“Alles klar.”, antwortete Gyoubu.
Saemon rannte los, als Gyoubu ihn noch einmal rief. Er stoppte und drehte sich noch einmal zu dem glatzköpfigen Ninja um. “Das Wichtigste ist die Sicherheit von Gennousuke-sama.”, sagte dieser zu ihm.
“Erzähl mir nichts, was ich schon weiß.”, antwortete Saemon mit Yashamarus Stimme und rannte dann richtig los. Gyoubu verschmolz wieder mit der Erde und Kuraiko lief Saemon hinterher. Immer darauf bedacht, nicht von ihm oder Gyoubu bemerkt zu werden.
Als er schließlich direkt vor den Toren Igas angelangt war, blieb er stehen und sah zu dem Spähturm, hinter den Mauern, hinauf.
Er erinnerte sich daran, wie er seine kleine Schwester verabschiedet hatte, als er diese nach Iga geschickt hatte. Obwohl erst wenige Stunden vergangen waren, kam es ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, als er ihr gesagt hatte, das er sich auf sie verließe und das sie auf sich aufpassen solle. Wie sie ihn angelächelt hatte und ihm versprochen hatte, wieder heil nach Hause zurückzukommen. Wie sie ihm noch einmal gewunken hatte und er ihr gesagt hatte, dass sie schon gehen sollte. Wie er noch lächelnd gedacht hatte, was für ein hoffnungsloser Fall sie doch war. Seine kleine, aufgedrehte Schwester Okoi, die er so sehr liebte.
Inständig hoffte er, dass es ihr gut ging.

Saemon schreckte aus seinen Gedanken auf und reagierte gerade noch rechtzeitig, als einige Kunai in den Baumstamm, an dem er gestanden hatte, einschlugen. Immer wieder musste er ausweichen, um nicht getroffen zu werden.
Man hatte ihn entdeckt, noch bevor er Iga betreten hatte. Aber warum griff man ihn an? Er hatte doch die Gestalt eines Mannes aus Iga angenommen.
“Uah!”, rief Kuraiko halblaut, als eines der Kunai, das für Saemon bestimmt war, haarscharf an ihrer Nase vorbei flog.
Vor lauter Schreck viel Kuraiko auf den Hintern.
“Verdammt…”, zischte sie und krabbelte auf allen vieren, geduckt den Boden entlang, um aus der Schussbahn zu raus zu kommen.
Schnell versteckte sie sich hinter ein paar Bäumen und erkannte, wer Saemon angegriffen hatte. Es war die junge Frau mit den Schmetterlingen, die bei denen aus Iga dabei gewesen war, die Kouga angegriffen hatten.
Saemon stand Kerzengerade da, als sich Hotarubis Gestalt aus dem Schatten der Bäume löste.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn als, als wäre er ein Geist.
“Yasha…maru-dono…?”, sagte sie halbflüsternd.
Sie konnte einfach nicht glauben, dass ihr geliebter Yashamaru, den alle schon für tot geglaubt hatten, scheinbar doch zurückgekehrt war.

Im Salzlager, zur selben Zeit, hatte Okoi die Schriftrolle, die neben Rousais verdorrter Hand lag, entdeckt und hob diese auf. Gerade wollte sie einen Blick hineinwerfen, als sie von draußen Schritte hörte. So schnell sie konnte, stopfte sie die Schriftrolle in eine Lücke zwischen den Salzfässern und legte sich in eine dunkle Ecke, die Hände hinterm Rücken, als seie sie noch immer gefesselt. Einzig die Fackel, die Rousai zwischen die Salzfässer gesteckt hatte, erhellte ihren Anblick. Die Tür tat sich auf und Jingorou trat herein und sah sich um. “Rousai? Bist du da?”
Dann stockte er, als er die fast nackte Okoi in der Ecke liegend sah. Ihren Hintern direkt vor seiner Nase. Ein lüsternes Grinsen huschte über sein faltiges Gesicht.
“Hey Mädchen.”, sagte er. “Hast du Rousai gesehen?” Er kam langsam auf sie zu. “So ein Alter mit weißem Bart.”, erklärte er dabei.
Okoi tat so, als würde sie weinen, als Jingorou immer mehr auf sie zukam.
“Töte mich…”, schluchzte sie vor sich hin.
Jingorou blieb vor ihr stehen. “Hm…. Scheint, als hättest du ihm alle deine Geheimnisse verraten.”
“Eine Frau aus Kouga, die von einem Mann aus Iga vergewaltigt wurde…”, schluchzte sie erneut. “So kann ich nicht weiterleben!”
“Was?”, kam es von Jingorou, der prompt auf Okois Schauspiel reingefallen war.
“Dieser Rousai…”, sagte er erstaunt. Dann grinste er dreckig. “Ich habe ihn für einen alten Mann gehalten, dessen Verlangen längst versiegt ist.”
Dabei löste er langsam die Schlaufe des Gurtes, den er um seinen hosenartigen Hakama trug. “…Aber ganz offenbar ist doch noch Leben in dem alten Sack.”
Unachtsam, wie Jingorou angesichts, dieses scheinbar vollkommen hilflosen Mädchen war, trennte er sich nicht nur in Windeseile von seiner Unterbekleidung, sondern auch von seiner Waffe, einem kleinen Kampfmesser, welches nun zusammen mit dem graugrünen Hakama auf dem Boden lag.
Okoi grinste leicht und blickte in die Ecke des Lagers, wo immer noch Rousais verdorrter Körper lag, den Jingorou bis jetzt noch nicht gesehen hatte.

Zur selben Zeit wieder bei Saemon.
Noch immer starrte er Hotarubi unverwandt an. Diese starrte ihn nicht minder überrascht an. Wie hätte sie auch wissen können, dass der Yashamaru, der da vor ihr stand, nicht der echt Yashamaru war.
“Habt Ihr mich denn nicht erkannt?“, fragte Saemon schließlich mit Yashamarus Stimme.
Hotarubis Blick wurde langsam wieder ruhiger. Noch völlig fassungslos, ließ sie einfach zwei Kunai auf den Boden fallen, die sie noch in der Hand gehalten hatte und ging einige Schritte auf den vermeintlichen Yashamaru zu.
Jetzt, wo sie immer näher kam, erkannte auch Saemon Hotarubi.
Dieses Mädchen, sie war heute bei den Leuten, die Manjidani angegriffen haben…
Hotarubi kam wankend immer näher. Sie war immer noch total perplex und starrte ihren vermeintlichen Liebsten mit großen Augen an.
War er es wirklich? Seine Frisur sah ganz anders aus. Aber dieses Gesicht war ohne Zweifel das, ihres geliebten Yashamarus.
Kuraiko beobachtete die Szenerie von ihrem sicheren Versteck aus. Ihr Kusarigama in der Hand, um jeder Zeit bereit zu sein, einzugreifen, falls etwas passieren sollte und Saemon auffliegen würde.
Saemon fragte sich, ob die junge Frau vor ihm, ihn vielleicht, trotz Tarnung, durchschaut hatte.
Hotarubi sah ihn lange an, dann wurde ihr Blick sanft und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Dann rutschte sie leichtfüßig den kleinen, durch den Regen aufgeweichten Hügel, auf dem sie gestanden hatte, hinab, rannte auf Saemon zu, der in jenem Moment kurz seine Schwester vor seinem geistigen Auge hatte, und viel ihm um den Hals.
Verdammt…, dachte sich Saemon noch und war wie erstarrt.
“Ich bin ja so froh!”, hauchte Hotarubi überglücklich und Freudentränen rannen ihre Wangen hinab. “Hotarubi… hat sich solche Sorgen gemacht.”, redete sie in der dritten Person von sich und schluchzte erneut.
Saemon sah sie an und erinnerte sich an den kleinen Anhänger, den dieser Yashamaru bei sich getragen hatte. Langsam verstand er: Die zwei waren ein Paar gewesen.

Nur zögerlich erwiderte er die Umarmung.
“Ich bin ja so froh, dass Ihr noch am Leben seid.”, schluchzte Hotarubi erneut und kuschelte sich an die Brust des Mannes, den sie für ihren Geliebten hielt.
“Natürlich…, was glaubt Ihr, wer ich bin?”, erwiderte Saemon mit Yashamarus Stimme langsam und zwang sich zu einem Grinsen.
Hotarubi wirkte glückselig, als der vermeintliche Yashamaru vor ihr, plötzlich zusammenzuckte und einige Schritte erschocken nach hinten taumelte.
Aus Hotarubis Ärmel kam ihre weiße Schlange hervorgebrochen, die Saemon in den Finger gebissen hatte.
Hotarubi nahm die Schlange am Kopf, um ihr das Maul zuzuhalten und warf sie, selbst total erschocken, von sich. “Idiot”, schimpfte sie mit dem Reptil, welches schnell davon kroch.
Saemon sah Hotarubi misstrauisch an und hielt sich die Hand. Aus der Bisswunde sickerte in kleinen Rinnsälen Blut.
Ob sie mich auf die Probe stellen will?, dachte er. Dann muss ich sie sofort töten!
Aber Hotarubi war so blind vor Liebe und Freude, ihren Liebsten wieder zu haben, dass ihr das Verhalten ihrer Schlange nicht merkwürdig vorgekommen war. Stattdessen schritt sie auf Saemon zu und nahm dessen Hand mit der Wunde in ihre und dann den verletzten Finger in ihren Mund, um das Gift herauszusaugen.
“D-Danke...”, stammelte der völlig perplexe Saemon, immer darauf bedacht, schön mit Yashamarus Stimme zu sprechen, um nicht aufzufallen. Er durfte sich keinen Fehler erlauben.
Hotarubi sah zu ihm auf. Ihre Augen wirkten groß und beinahe entschuldigend.
Ich habe mir wohl umsonst Gedanken gemacht, dachte Saemon bei sich und wirkte ziemlich erleichtert.
Kuraiko beobachtete weiterhin die Szenerie.
Das Verhalten ihrer Schlange, hätte eine Warnung für sie sein sollen, aber scheinbar ist dieses Weib so in diesen Yashamaru verliebt, dass sie alle Warnungen ignoriert… Hmpf… Glück für Euch, Saemon-dono, würde ich sagen…

“Ich bin entsetzt.”, sagte Saemon schließlich, als Hotarubi das Gift komplett so gut es ging, aus der Wunde gesaugt und dann ausgespuckt hatte. Beschämt vergrub sie ihr Gesicht in dem weiten Ärmel ihres violetten Kimonos.
“Die Schlange kann ich verstehen, aber selbst Ihr habt mich nicht erkannt.”, fuhr Saemon fort.
Hotarubi sah zu den Kunai, die noch immer vereinzelt in einigen Baumstämmen steckten.
“Verzeiht mir… Es war nur… Bevor Ihr nach Sunpu aufgebrochen seid, waren Eure Haare ganz anders.”
Saemon sah sie erstaunt an und fuhr sich durch die strubbeligen kurzen Haare, die einst so schön lang gewesen waren. “W-Wirklich?”
Ich wusste doch, dass es geklappt hat, dachte er dabei und grinste leicht.
“Ich nehme an, dass Kouga Danjou oder Kazamachi Shougen dafür verantwortlich sind.”, sagte Hotarubi mit wütender Stimme und ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
“Ja, so ungefähr.”, antwortete Saemon
Hotarubi sah zum Boden. Dann wurde ihre Stimme wieder leicht kindlich. “Ihr könnt Euch glücklich schätzen.” Sie sah wieder zu ihm auf. “Danjou ist vermutlich tot.”
“Was?”, kam es von Saemon entsetzt, aber immer noch mit Yashamarus Stimme.
“Und ich habe Kazamachi Shougen den Gnadenstoß gegeben. Mit diesen Händen…”
Ein Lächeln huschte dabei über ihre Lippen, während  sie ihre Hände, die sonst immer in den weiten Kimonoärmeln vergraben waren, ihm direkt vor die Nase hielt.
“Immer und immer wieder…”
Saemon zwang sich zu einem Grinsen. “Verstehe… Das hast du gut gemacht, Hotarubi…”
Also hat das Horoskop von Juubei-dono recht behalten…

Derweil war Jingorou Okoi schon gefährlich nahe gekommen. “Wie fühlt sich das an?”, sagte er, als er auf dem besten Wege war, sich an ihr zu schaffen zu machen.
“Ich bin doch viel besser, als dieser alte Knacker, nicht wahr?”
Okoi grinste nur vor sich hin und wartete den richtigen Moment ab, um zuzuschlagen.
Dieser schien nicht lange auf sich warten zu lassen. Gerade als Jingorou versuchte, sie zu vergewaltigen, begann sie damit, ihre Fähigkeit einzusetzen und Jingorou das Blut aus der Haut zu ziehen, bevor schlimmeres passieren konnte.
Jingorou wirkte völlig entsetzt und konnte sich kaum rühren, als Okoi sich in Windeseile zu ihm umgedreht hatte und dann, wie zuvor schon bei Rousai, ihn einen Ganzkörper-Schwitzkasten nahm.
“Und wie fühlt sich das an?”, fragte sie fies grinsend.
“Du Miststück!”, zischte Jingorou zwischen zusammengebissenen Zähnen, da Okoi ihm ihre Hand halb auf den Mund gedrückt hatte. “Bist du ein Blutegel?!”
“Du hast wirklich viel mehr Blut in dir, als dieser Großvater.”, sagte Okoi und ihr Grinsen wurde immer breiter und fieser.
Sie lag nun halb auf Jingorou und saugte sogar mit ihren Brüsten das Blut aus seinem Körper.
Sie leckte sich über ihre vollen Lippen. “Ich werde dir dein Blut bis zum letzten Tropfen aussaugen.”
Dann biss sie ihm auch in den Hals, wie ein Vampir.
Jingorou suchte angestrengt nach einer Möglichkeit, diesem teuflischen Weib zu entkommen. Dann entdeckte er das Salz auf dem Boden, welches ausgelaufen war, als Rousai wütend um sich geschlagen hatte und dabei einige Fässer zerstört hatte.

Währenddessen saß Oboro in Tenzens Zimmer und wartete auf diesen. Ihr war ein wenig mulmig zumute und sie fragte sich, was es wohl so wichtiges gab, dass Tenzen sie unbedingt sprechen wollte.
Nach einer Weile tat sich die Schiebetür hinter Oboro auf und Tenzen betrat den Raum. Ein kurzes Grinsen huschte über seine Lippen, als er Oboro ansah, die aufrecht, mit dem Rücken zu ihm, auf ihrem Sitzkissen saß.
Dann lief er um sie herum und stand erst noch eine Weile vor ihr. “Verzeiht. Ich habe Euch warten lassen.”, sagte er, legte sein Schwert beiseite und setzte sich auf sein Sitzkissen, ihr Gegenüber.
“Weswegen wolltet Ihr mich sprechen, Tenzen?”, fragte Oboro sogleich.
Tenzen starrte sie mit düsterer Miene an.
“Tenzen?”, hakte Oboro nach, als Tenzen nicht sofort antwortete.
“Ich habe sehr viel nachgedacht.”, begann er schließlich.
Oboros Augen weiteten sich etwas. Wenn Tenzen so ernst aussah, dann ahnte sie schon, dass es etwas sehr schlechtes wahr, was er ihr zu sagen hatte.
“Ich werde Euch die Wahrheit erzählen.”, fuhr Tenzen fort und schloss kurz seine Augen. Dann öffnete er diese wieder und sah Oboro direkt an. “Oboro-sama, bitte hört mir gut zu.” Er machte noch einmal eine kurze Pause, dann sagte er: “Der Friedensvertrag zwischen Iga und Kouga, der durch die Familie Hattori vermittelt worden ist… Er wurde im Namen des ehemaligen Shoguns, Ieyasu-sama, in Sunpu aufgelöst.”

Oboros Augen weiteten sich. Was hatte Tenzen da gerade gesagt? Seine Worte hallten immer noch in ihrem Kopf und sie konnte es nicht glauben, nicht realisieren.
Draußen hielten sich Koshirou, Hinoko und Akeginu auf. Alle drei mit gesenkten Gesichtern. Koshirou hatte sich wieder mit verschränkten Armen an einen Dachbalken gelehnt, während Hinoko neben ihm stand und zum verregneten Himmel aufsah. Ihre Fingernägel gruben sich tief in ihre Handinnenflächen.
Akeginu, die auf dem Boden, etwas abseits vor ihnen saß, sah kurz zu beiden rüber, seufzte schwer und traurig und drehte sich dann wieder um.
Donnergrollen erfüllte den schwarzen Himmel und Oboro starrte immer noch, mit vor Schreck geweiteten Augen Tenzen an. Das durfte einfach nicht wahr sein!…

Vorschau:

Die Ekstase eines Tieres.
Die unvorstellbare Agonie des Todes.
Dort gibt es einen See aus Blut und eine,
mit Nägeln gefüllte Hölle.
Eine liebevolle Stimme,
Die sie am Tor des Totenreichs vernommen hat,
Das letzte Flackern der verlöschenden Flamme der Seele zaubert,
Ein schwaches Lächeln auf das Gesicht der Unschuldigen.
Tränen, die in der Dunkelheit begraben werden,
Werden vom Donnergrollen verschlungen.
Das nächste Mal bei Basilisk:
Enthüllung der blutigen Wahrheit
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