Basilisk - Kouga Ninpo Chou Fanfiction
von Hinoko
Kurzbeschreibung
Wir schreiben das Jahr 1614. Ein Hass, der schon 400 Jahre bestand hatte, machte den Clan der Iga und den Clan der Kouga zu erbitterten Feinden. Einzig ein Friedensvertrag, vor einigen Jahren unterzeichnet von Hattori Hanzo, hielt die beiden verfeindeten Ninja Clans davon ab, sich gegenseitig zu töten… Dies ist die Geschichte zweier Liebender, zerbrochner Hoffnung und verlorenen Träumen. Eine Geschichte über verzweifelte Liebe, undurchdringlichen Hass und einem Paar dem man nicht die Wahl lässt, sich auszusuchen ob ihnen die Liebe oder die Zukunft ihrer Clans wichtiger ist…
GeschichteAllgemein / P18 / Gen
09.10.2010
05.07.2011
11
53.386
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Dieses Kapitel
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09.10.2010
5.980
Kapitel 11: Die Strafe des Hochmuts
Verloren ist verloren.
Es heißt, es kehrt nicht wieder.
Was die Ninja in dem Krieg verloren,
war nicht nur ihr Leben.
Die einen starben aus Hochmut,
die anderen durch den verzweifelten Wunsch
nach Rache für den Liebsten.
Nicht alle waren gewillt zu kämpfen,
doch eine Wahl hatte niemand.
Meine Liebe, mach dich bereit zu sterben!
Wir drehen nun die Zeit ein paar Stunden zurück, um zu erklären, was in der Nacht bis zum frühen Morgen in Kouga Manjidani passierte.
Kurz nach Sonnenuntergang waren Gennousuke, Kuraiko, Gyoubu und Saemon in Kouga angelangt.
Kagerou und Hyouma erwarteten sie schon und auch die anderen Kouga standen teilweise vor den Mauern des Dorfes, nachdem Hyouma die Ankunft der vier Verschollenen gehört hatte.
"Wo ist Jousuke?" oder "Wo ist Okoi?", kam es von einigen.
Die düsteren Gesichter, von Gennousuke, Kuraiko und den anderen beiden sprachen Bände.
Kagerou lief zugleich zu Gennousuke und auch Hyouma setzte sich in Bewegung, bis er vor seinem Neffen stand.
"Was ist in Iga geschehen?", fragte er ohne Umschweife, doch Gennousuke antwortete nicht.
Zu tief saß der Schock über all das, was geschehen war.
"Das erzähle ich euch drinnen.", sagte er schließlich nur und lief an Kagerou und Hyouma vorbei.
Gyoubu und Saemon folgten ihm.
Kuraiko blieb jedoch vor Hyouma stehen.
Sie brachte kein Wort heraus und sah nur mit vor Scham geröteten Wangen zum Boden hinab.
Sie wusste, wären Hyoumas Augen durch seine Blindheit nicht verschlossen, hätte er sie mit einem sehr ernsten Blick bedacht.
Allein diese Vorstellung ließ sie innerlich verkrampfen.
"Kuraiko-sama.", sagte er langsam. "Wie konntet Ihr so etwas nur tun? Ich habe Euch doch gesagt, Ihr sollt in Manjidani bleiben. Warum habt Ihr nicht auf mich gehört? Ist Euch nicht bewusst, dass Ihr Euer Leben hättet verlieren können?"
Die Stimme, mit der Hyouma zu ihr sprach, war sehr ruhig und sehr ernst. Auch hörte sie Enttäuschung daraus und es wäre ihr beinahe lieber gewesen, wenn er sie angeschrien hätte, als diesen ernsten und enttäuschten Tonfall zu ertragen.
"Es tut mir aufrichtig Leid.", antwortete Kuraiko, ohne aufzusehen. "Es war dumm von mir, Saemon-dono und Gyoubu-dono zu folgen... Verzeiht."
"Der jugendliche Leichtsinn, nicht wahr?", ertönte die Stimme Kagerous höhnisch.
Kuraiko ballte ihre Hände zu Fäusten, doch sah nicht auf, während Hyouma sich zu der jungen Frau umwandte.
"Schweig, Kagerou. Das ist etwas, was dich nicht zu interessieren hat. Ich möchte, das du gehst und dich um Gennousuke-sama kümmerst."
"Verstanden.", antwortete Kagerou scharf und ging hinein zum Haupthaus.
"Folgt mir.", sagte Hyouma zu Kuraiko und ging schließlich mit dieser im Schlepptau auch hinein.
Drinnen erzählte Gennousuke, was Geschehen war.
Wie er von der Auflösung des Friedensvertrags erfahren hatte, wie die Iga ihn und Jousuke reingelegt hatten und das Jousuke und Okoi tot waren.
Kuraiko sagte nichts. Ihre Fingernägel kratzten nur wütend über den Holzboden.
"Ich wusste es.", kam es von Kagerou. "Gennousuke-sama wurde von Oboro hintergangen. Als Enkelin von Ogen ist sie nun die Anführerin. Es kann nicht sein, dass sie von der Auflösung des Friedensvertrags keine Ahnung hatte!" Kagerou hatte sich heiß geredet. "Ihre Untergebenen wussten doch davon! Sie hat Gennousuke-sama ganz gezielt nach Iga eingeladen!"
"Das wäre möglich.", sagte Hyouma nachdenklich. "Aber das... ist jetzt nicht mehr länger wichtig. Ich vermute, dass Oboros Männer von ihr davon erfahren haben. Vermutlich hatte Yakushiji Tenzen seine Finger im Spiel."
"Hyouma-dono! Oboro ist nicht mehr länger Gennousuke-samas Verlobte!", rief Kagerou aufgebracht. "Ihr braucht sie nicht länger in Schutz zu nehmen! Gennousuke-sama wurde betrogen. Er hat auf Versöhnung gehofft, aber Oboro hat die Gefühle seines Herzens schamlos ausgenutzt!"
"Kagerou! Oboro ist die Anführerin von Tsubagakure, aber Gennousuke ist der Anführer von Kouga Manjidani. Wer so redet wie du, hält seinen Anführer für einen Dummkopf.", sagte Hyouma und Kagerou blickte zur Seite.
"Es ist mir egal, was Oboro vorhatte!", brüllte Gyoubu dazwischen.
So laut, dass Kuraiko zusammenzuckte. "Endlich! Endlich ist der Tag gekommen! Gennousuke-sama! Wir sollten sofort zurückschlagen!", rief er an Gennousuke gewandt. "Unsere Feinde fürchten Eure Augen. Mit Ihrer Hilfe können wir sie schlagen!"
Doch Gennousuke schwieg. Er saß nur da. Die Augen geschlossen.
„Jetzt sagt doch etwas, Gennousuke-sama!“, rief Gyoubu.
Wolken schoben sich über den Vollmond, der hell und klar über Kouga Manjidani erstrahlte.
„Saemon. Bring mir bitte Pinsel und Tuscheblock.“, sagte Gennousuke und öffnete seine Augen, als habe er lange genug nachgedacht.
„Jawohl.“, sagte Saemon und stand auf.
Gerade als er die Tür öffnen wollte, um den Raum zu verlassen, erklang nochmals Gennousukes Stimme hinter ihm. „Das mit Okoi... tut mir sehr leid...“
Saemon schwieg eine Zeit lang. Sein Gesicht regte sich nicht.
„Mir auch...“, kam es von ihm in einem sehr ernüchternden Tonfall. „Kouga Ninja wie wir, müssen stark sein.“
Mit diesen Worten verschwand er nach draußen.
Kuraiko sah ihm lange nach. Ihr tat Saemon sehr Leid. Auch wenn sie ihn nie wirklich so recht hatte Leiden können. Aber sie wusste, wie nahe ihm Okois Verlust wirklich ging. Er sagte nichts, er verzog nicht eine Miene, aber in Wahrheit musste er sich schrecklich fühlen. Noch schrecklicher als sie es sich fühlte.
Wenn Saemon zurück war, wollte sie sich auch bei ihm entschuldigen. Dafür, dass sie nicht auf ihn gehört hatte, dafür dass sie so frech zu ihm gewesen war. Für all die üblen Streiche, die sie ihm je gespielt hatte. Das war sie ihm jetzt, nach alledem, schuldig.
Sie sah zu Gennousuke, der in das flackernde Licht der Kerze blickte, die auf dem Boden stand und den Raum erhellte.
„Trotz alledem...“, sagte er nach einer Weile. „Sind wir alle Menschen...“
Kuraiko starrte ihn weiter an. Auch die anderen sahen zu ihm oder hatten, wie in Hyoumas Fall zumindest den Kopf in seine Richtung gedreht.
„Sowohl die Kouga, als auch die Iga. Wir alle sind Menschen.“
Gyoubu räusperte sich kaum merklich, sagte jedoch nichts.
„Wir müssen uns von unserem Groll befreien und uns öffnen. Wir müssen die Menschen aus Iga kennen lernen. Das wollte ich euch noch sagen...“
Kuraiko sah zum Boden. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte Ihr Vetter ja recht. Sie waren alle Menschen. Aber was sollte es bringen, die Iga kennen zu lernen? wollte sie das überhaupt? Nach allem, was sie ihr schon angetan hatten?
Und die Iga hatten gewiss auch kein Interesse daran, die Kouga kennen zu lernen.
Je mehr sie über Gennousukes Worte nachdachte, umso verwirrter machte sie das.
„Wenn die Iga aber nun gar nicht wollen, das wir sie kennen lernen? Was dann!?“, entfuhr es ihr ungewollt.
„Kuraiko-sama!“, sagte Hyouma.
Kuraiko spürte den Blick von Kagerou. Und auch den, ihres Vetters.
„Es wird immer Menschen geben, die den anderen nicht verstehen wollen. Gleichermaßen bin ich mir jedoch sicher, das es auch Menschen gibt, die es vielleicht zumindest versuchen würden. Sowohl in Iga, als auch in Kouga....“
Kuraiko sagte nichts mehr. Sie sah nur stumm vor sich und presste die Zähne zusammen.
Sie wusste genau, dass Gennousuke bei seinen Worten gewiss an Oboro gedacht hatte.
Dann, wie von der Tarantel gestochen, zuckte Kuraiko auf einmal zusammen.
Ein Geistesblitz war ihr plötzlich in den Sinn getreten.
„Diese Frau!“, rief sie und war aufgestanden. „Gennousuke-sama. Diese Frau in dem kurzen violetten Kimono, die bei Yakushiji Tenzen war und die zu Chikuma Koshirou gelaufen ist, als Ihr ihn verletzt habt.“
Sie atmete schnell. „Ihr Name ist Hinoko. Sie war bei den Ninja aus Iga dabei, die heute morgen Manjidani angegriffen haben. Ihr Name steht zwar nicht auf der Liste, aber sie ist sehr gefährlich!“
Gyoubu sah zu Kuraiko. „Ihr habt gegen sie gekämpft, nicht wahr? obwohl Ihr euch nicht einmischen solltet, wie ich Euch eigentlich gesagt hatte.“
Kuraiko senkte ihren Kopf.
„Ich weiß.“
Dann sah sie aber erst zu Gyoubu, dann zu Gennousuke und schließlich auch zu Kagerou und Hyouma. „Aber ich wollte euch nur warnen. Ich weiß nicht, in wie weit sie sich bereits bei dem Krieg eingemischt hat. Aber ich kenne ihre Technik und die ist... ist...“
Gennousuke sah lange zu Kuraiko.
„Wenn sie nicht auf der Schriftrolle steht, wird sie wohl nicht weiter mitkämpfen...“, sagte er. „Ich denke nicht, das Yakushiji Tenzen das zulassen wird... Immerhin hat er auch nicht zugelassen, dass sie sich in den Kampf gegen mich einmischt. “
Kuraiko starrte zur Wand. Sie wollte überall hin sehen, nur nicht in die Augen ihres Vetters.
„Ich traue diesem Tenzen alles zu. Leute mit in den Krieg nehmen, die nicht auf der Schriftrolle stehen... Als Geheimwaffe gegen uns Kouga.“, sie grinste schief. „Und Hinoko kann Feuer speien, wie ein Drache.“
Sie wandte sich zu Kagerou und Gyoubu. In dem Moment kam auch Saemon wieder.
„Aber ich kenne ihre Schwachstelle.“ Ihr Grinsen wurde noch schiefer: „Chikuma Koshirou!“
Der nächste Tag war angebrochen. Gennousuke hatte den Iga in der Nacht noch deren Schriftrolle zurückgeschickt, mitsamt einem Brief, das er mit den verbliebenen Kouga nach Sunpu reisen würde, um den Shogun zu fragen, warum der Friedensvertrag aufgelöst wurde und mit der Aufforderung, ihm zu folgen, wenn sie den Grund für die Auflösung des Friedensvertrags wissen wollten oder sich dem Kampfe zu stellen, wenn es ihnen so sehr danach verlangte.
Die verbliebenen Kouga waren schon gleich, nachdem Gennousuke den Brief geschickt hatte, losgezogen.
Hyouma kniete sich hin und wieder zum Boden und lauschte. „Noch verfolgt uns niemand.“
„Du übertreibst mit deiner Vorsicht, Hyouma.“, sagte Gyoubu der sich zu ihm umgewandt hatte. „Die Iga werden uns keinesfalls durch Kouga Manjidani hindurch folgen.
„Ja. Vermutlich hast du recht.“, sagte Hyouma. „Wenn, dann werden sie eher durch das Gebiet der Iga kommen.“ Er stand auf. „Es ist noch ein weiter Weg bis nach Sunpu... Wo werden wir auf sie stoßen?“
„Das ist mir zu wenig!“, sagte Gyoubu. „Einen Kampf kann man nur dann gewinnen, wenn man als erster angreift!“
Er sah zu Gennousuke, Kagerou und Saemon, die schon ein gutes Stück Vorsprung hatten.
„Wieso hat Gennousuke-sama eigentlich die Schriftrolle den Iga zurückgegeben?“
Er schüttelte den Kopf. „Wir reisen nach Sunpu, um nach dem Grund des Krieges zu fragen? Was für ein Unsinn! Was für einen Grund brauchen wir, um gegen die Iga zu kämpfen, mit denen wir seit vierhundert Jahren verfeindet sind!?“
Gyoubus Hände ballten sich zu Fäusten und er musste an seine Kindheit denken. An den Tag, als sein Vater von Iga Ninja grausam ermordet worden war.
„Wenn ich damals nicht noch ein kleines Kind gewesen wäre...“, knurrte er leise, bei dem Gedanken daran. „Jetzt muss ich mich dringend rächen!“
Langsam folgte er Hyouma, der weitergegangen war.
„Ich bin mir sicher, Gennousuke-sama hat den Iga nur die Schriftrolle wiedergegeben, weil er sich sicher war, dass sie uns verfolgen würden.“
„Du meinst seinen provozierenden Brief?“
„Wenn sie ihn gelesen haben, werden sie uns mit Sicherheit folgen.“
Gyoubu sagte nichts.
„Wenn wir den gesamten Iga Clan ausgelöscht haben, können wir uns die Schriftrolle zurückholen.“, sagte Hyouma. „Das ist sicher kein Problem für dich.“
„Aber ob Gennousuke-sama auch bereit dazu ist, Iga no Oboro zu töten?“
Hyouma dachte an die Nacht, bevor sie losgegangen waren. Diese unheimliche Stille, als Gennousuke den Brief geschrieben hatte.
Er wurde aus den Gedanken gerissen, als er plötzlich nicht mehr Gyoubus Schritte neben sich vernahm.
„Warte, Gyoubu!“, rief er noch, doch er hörte nur noch von irgendwo Gyoubus Stimme sagen: „Wir treffen uns später, Hyouma.“
Hyouma stand eine Weile da. Dann seufzte er laut und neigte seinen Kopf hoch zum Blätterdach der Bäume.
„Ihr braucht Euch nicht länger zu verstecken, Kuraiko-sama! Ich weiß dass Ihr da seid!“
Kuraiko, die auf einem der Äste stand, bekam einen solchen Schreck, dass sie das Gleichgewicht verlor und sehr unsanft in ein Gebüsch fiel. Was jedoch ihren Sturz gleichzeitig etwas abfederte.
„H-Hyouma-dono... ich... ich...“
Sie sah auf und direkt in Hyoumas sehr wütendes und enttäuschtes Gesicht, der sich nun direkt vor ihr aufgebaut hatte.
„Sagt mir bitte nur eines, Kuraiko-sama. Warum könnt Ihr nie auf das hören, was man Euch sagt?“
Kuraiko blickte zur Seite, Richtung Bode, während sie sich langsam aufsetzte und den Hinterkopf rieb.
„Ich... Ich will mit euch kämpfen. Ich kann nicht einfach in Manjidani bleiben und auf eure Rückkehr warten. Ich will....“
Sie sah zu Hyouma, musterte ihn eine ganze Weile und schaute dann wieder weg. Ihre Wangen hatten sich rot gefärbt. „Verzeiht... Aber ich bin kein kleines Kind mehr..“
Sie stand auf und klopfte sich den Staub von ihrem kurzen, roten Kimono. „Ich bin eine Frau aus Kouga und Gennousuke-samas Base. Es ist mein Wunsch, ihm in diesem Krieg zu helfen und ihn zu unterstützen. Koste es, was es wolle.“
Mit ihren blauen Augen fixierte sie Hyouma. Es war ein Blick, voller Entschlossenheit und Hyouma spürte und wusste, dass keine Worte auf der Welt helfen würden, Kuraiko von ihrem Vorhaben abzubringen.
„Kuraiko-sama...“
Er stieß einen langen Seufzer aus. „Na gut. Dann soll es so sein. Aber bitte versucht, Euch nicht zu sehr in Gefahr zu bringen. Bleibt immer in meiner Nähe oder der von Saemon oder Gennousuke-sama. Wenn Euch etwas zustoßen würde, wäre das....“
Kuraiko nickte. „Ich weiß....“
So folgte sie Hyouma und es dauerte nicht allzu lange, da hatten sie Gennousuke, Saemon und Kagerou eingeholt.
Gennousuke war natürlich überhaupt nicht begeistert und auch Saemon sah mehr, als unglücklich aus.
„Wie könnt Ihr nur so Gedankenlos handeln, Kuraiko-sama? ist Euch nicht bewusst, wie wichtig Eure Sicherheit ist und dass Ihr am Leben bleibt? Zum Wohle von Kouga Manjidani solltet Ihr-“
„Ich will aber nicht!“, fauchte Kuraiko und bereute es im nächsten Moment wieder. Immerhin hatte sie doch vorgehabt, sich bei Saemon zu entschuldigen.
Sie blickte beschämt zu Boden. „Verzeiht. Ich habe Euch sehr viel Ärger gemacht, Saemon-dono. Es tut mir Leid, dass ich so frech Euch gegenüber war und alles... Ihr habt so viel schreckliches durchgemacht. Die Sache mit Okoi... muss Euch immer noch arg belasten. Verzeiht mir!“
Sie verbeugte sich so tief, wie nur irgendwie möglich und Saemon betrachtete sie eine Weile.
„Bitte hebt Euren Blick, Kuraiko-sama. Ich möchte nicht, dass Ihr Euch so unterwürfig bei mir entschuldigt, obwohl Ihr höher gestellt seid, als ich. Damit bringt Ihr mich in Verlegenheit.“
Kuraiko aber schüttelte den Kopf. „Es gibt keinerlei Entschuldigung für mein Verhalten Euch gegenüber.“
Dann nahm sie wieder eine aufrechte Haltung ein. „Auch nicht dafür, dass ich schon wieder einfach das tue, was ich eigentlich nicht tun sollte. Aber dafür entschuldige ich mich auch nicht, denn es war und ist mein Wunsch, euch allen beizustehen und mitzukämpfen.“
„Genug der Worte, Kuraiko.“, sagte Gennousuke schließlich mit einem strengen Blick auf seine Cousine. „Ich kann dich nicht mehr nach Manjidani zurückschicken, also bleibt mir keine Wahl, als dich mitzunehmen. Aber ich möchte, dass du immer in meiner Nähe bleibst und keine Kämpfe provozierst, falls wir auf die Iga treffen, verstanden?“
Kuraiko sah ihren Vetter lange an. „Verstanden.“
So gingen sie schließlich weiter.
Nach einer Weile machten die fünf Kouga kurz Rast an einem Fluss, wo Kagerou sich ein wenig frisch machte und ihr Spiegelbild im Wasser betrachtete. Sehnsüchtig sah sie zu Gennousuke, der den Waldweg mit Hyouma entlang ging und kurz stehen blieb.
Kuraiko, die neben Gennousuke lief, fing Kagerous Blick auf.
Diese blickte schnell wieder weg.
Eine Biene flog durch die Luft und landete summend, nahe der Schulter auf Kagerous rosafarbenem Kimono.
Kagerou sah das Insekt an und hauchte kurz in dessen Richtung. Die Biene flog weg und landete ein paar Zentimeter, scheinbar tot, auf dem Boden.
Kagerou sah mit geröteten Wangen zu Boden. Saemon, der das beobachtet hatte, wirkte sehr ernst.
Die Stunden zogen ins Land und es hatte wieder zu Regnen begonnen.
Hotarubi und Nenki waren immer noch auf ihrer Mission unterwegs, die Kouga zu suchen.
Sie sprangen über Stock und Stein, rannten und rannten. Der Regen und der Wind peitschte ihnen in die Gesichter, doch nichts hielt sie von ihrem Vorhaben ab.
Tenzen, einmal mehr hast du auf mich herabgesehen..., dachte sich Nenki, als sie einen Hügel, neben einem Wasserfall heruntergesprungen waren. Dann dachte er an Hinoko. Ich werde Gennousuke töten. Ich muss ihn töten. Ich tue das für dich und für Koshirou... Und im Namen der Iga!
Die Kouga hatten mittlerweile Rast in der Poststation Sekijuku gemacht und um dort zu übernachten. „Gyoubu, der Dummkopf. Was will er alleine ausrichten?“, fragte Saemon, der mit Hyouma zusammen saß und Tee trank. Hyouma hatte ihm erzählt, das Gyoubu losgegangen war, um die Iga auf eigene Faust zu vernichten.
„Seinetwegen war Gennousuke-sama wütend auf mich, sagte Hyouma.“
„Du hast ja auch so getan, als wüsstest du nichts davon.“, antwortete Saemon und schüttete dem Älteren Tee nach.
„Wir könnten die Iga glauben lassen, dass wir ihnen voraus sind, um sie dann aus dem Hinterhalt anzugreifen.“, sagte Hyouma. „Wir müssen sorgfältig planen.“
„Aber ein Mann, wie Gyoubu...“, sagte Saemon.
„Er hegt einen tiefen Groll, weil seine Eltern ermordet wurden.“, kam es von Hyouma. „Aber ich denke nicht, dass er zu früh und zu unüberlegt handeln wird. Gyoubu hat einfach ein anderes Temperament, als du.“
Saemon stellte die Kanne, aus der er sich nun auch selbst eingeschüttet hatte, zu Boden.
„Das habe ich nicht gemeint.“, sagte er. „Aber es gibt noch jemanden, um den wir uns Sorgen machen müssen.“
„Kagerou?“
„Ja. Sie ist bis über beide Ohren in Gennousuke-sama verliebt. Seit er Oboro heiraten wollte, hat sich dieses Gefühl verstärkt.“, erzählte Saemon
Kagerou war ein paar Häuser weiter zusammen mit Kuraiko im Bad und wusch sich gerade. Kuraiko goss sich einfach einen Eimer kalten Wassers über den Kopf und beobachtete Kagerou wieder.
Sie ist wirklich hübsch..., dachte sie sich und spürte, wie ein wenig Neid in ihr hochkam. Jeder Mann würde sie heiraten wollen, wenn sie nur nicht...
Sie seufzte kurz.
Auch Kagerou sah kurz zu Kuraiko rüber. Drehte sich aber sofort wieder mit einem abschätzigen Blick um, als sie bemerkte, dass Kuraiko sie fixiert hatte.
Kuraiko wandte ihren Blick ab und starrte zur Decke. Ihre Gedanken glitten zu Hyouma. Dann schüttelte sie den Kopf und goss sich noch einen Eimer Wasser über.
Ich will sowieso nicht heiraten!
„Sie bemerkt es selber nicht, aber sie ist soviel weiblicher geworden.“, erzählte Saemon weiter. „Im Gegensatz zu Kuraiko-sama.“ Er lachte leicht.
Auch Hyouma schmunzelte kurz, wurde dann aber schnell wieder ernst. „Ich habe gehört, dass sie wie ihre Mutter ist...“ Er stockte kurz. „Wenn sie erregt ist, verwandelt sich ihr süßer Atem. Er wird zu einem tödlichen Gift für jeden Mann. Sie ist sich dessen bewusst, aber...“
Saemon seufzte. „Ein Glück, dass Kuraiko-sama nicht auch...“ Er stoppte mitten im Satz und schüttelte den Kopf. „Was Kagerou betrifft... Das Schicksal ist hart mit diesem Mädchen umgesprungen., aber wenn es darauf ankommt...“, er sah zu dem Finger mit dem Verband, wo Hotarubis Schlange ihn gebissen hatte, „ können alle Frauen zu Bestien werden.“
Gennousuke saß in seinem Zimmer. Es war dunkel und draußen hörte er den Regen gegen die Tür prasseln. Er dachte an Oboro. Hatte sie ihn wirklich verraten? War das alles von Anfang an ein abgekatertes Spiel gewesen? hatte sie sein Vertrauen wirklich ausgenutzt, um ihn in eine Falle zu locken, wie Kagerou es gesagt hatte. Wusste sie etwa die ganze Zeit bescheid? Es fiel ihm unsagbar schwer, sich solche Hinterhältigkeit bei Oboro vorzustellen. Aber sie war eine Ninja. Auch wenn sie keinerlei Ninja-Techniken beherrschte. Sie war in einem Ninja Clan geboren und aufgewachsen und wusste gewiss trotzdem, wie man seine Gegner geschickt hereinlegte.
Nach einer Weile hörte er Schritte von draußen.
„Wer ist da?“, fragte er in die Stille und die Schiebetür wurde aufgeschoben. Es war Kagerou.
„Was ist los?“, fragte Gennousuke die junge Frau mit einem grimmigen Blick.
„Wir werden also morgen von Kuwana aus mit dem Schiff aufbrechen?“, fragte Kagerou.
„Das hängt vom Wetter ab.“, antwortete Gennousuke. „Ich denke, dass die Landroute über Sayaji sicherer ist.“ Er sah Kagerou an: „Ist das alles?“
Sie schwieg kurz und senkte ihren Blick gen Boden.
„Also dann...“
„An was denkt Ihr gerade?“, fragte sie mit leiser Stimme.
„Das weißt du doch.“, antwortete Gennousuke, den Blick immer noch auf sie gerichtet.
„An das Iga-Mädchen, nicht wahr?“ Auch wenn ihre Stimme ruhig war, so konnte Gennousuke dennoch die Wut und die Eifersucht in Kagerous Stimme hören.
Kuraiko war derweil auch aus dem Bad verschwunden. Sie lief gerade an dem Zimmer von Hyouma und Saemon vorbei, als sie ihren Namen vernahm. Sie wollte eigentlich nicht lauschen, aber die Neugier trieb sie dazu, ihren Kopf an die Tür, nahe dem Türspalt zu halten.
Noch immer saßen beide da und tranken Tee.
Hyouma schwieg und nahm einen Schluck aus seinem Teebecher.
„Ich mache mir auch Sorgen um Kuraiko-sama.“, sagte er schließlich. „Sie ist noch so jung und weiß im Grunde noch gar nichts von der Grausamkeit dieser Welt. Ich mache mir Sorgen, dass der Krieg sie kaputt macht. Ob es ein Fehler war, ihr ihren Wunsch zu gewähren?“
Saemon sah Hyouma an. „Du solltest dir keine Vorwürfe deswegen machen. Kuraiko-sama war schon immer stur. Und sie ist so in Gennousuke-sama vernarrt, dass sie alles tut, um in seiner Nähe zu sein und ihn in Sicherheit zu wissen. Sie hat ja nur noch ihn, als Familienmitglied...“
„Nicht ganz.“, sagte Hyouma und stellte seine Teetasse ab. Sie hat noch jemanden, der aus ihrer Familie übrig geblieben ist und dessen Blut ihrem noch näher ist, als das von Gennousuke-sama.“
Saemon stellte ebenfalls seine Teetasse ab. „Du hast Recht. Ich hatte es beinahe vergessen. Aber sie wird es ihr wohl niemals sagen. Dazu ist sie viel zu stolz...“
„Es ist nicht unbedingt der Stolz. Das auch, aber vielmehr ist es der pure Neid, weil Kuraiko-sama sich so gut mit Gennousuke-sama versteht und ihm näher steht, als sie es je könnte...“
Kuraikos Augen weiteten sich und sie schlich sich heimlich weiter, in der Hoffnung, dass Hyouma sie nicht gehört hatte.
Doch seinem Gehör entging nichts.
„Was?“, kam es von ihm und er stand auf und schob die Schiebetür auf. Er drehte den Kopf in alle Richtungen und lauschte. „Also doch...“, sagte er und ging wieder herein und schob die Tür hinter sich zu.
„Was war denn?“, fragte Saemon.
„Ich bin mir sicher, dass vorhin jemand direkt vor der Tür war.“, antwortete Hyouma. „Ich denke, es war Kuraiko-sama, aber ich bin mir nicht ganz sicher.“
„Du meinst, sie hat gelauscht?“, fragte Saemon.
Hyouma nickte. „Gut möglich.“
Kuraiko stand nun einige Meter weiter vor dem Haus, in dem Gennousuke sich aufhielt.
Ihr Herz klopfte schnell.
„Es gibt jemanden in Kouga, mit dem ich näher verwandt sein soll, als mit Gennousuke-sama?“, sagte sie leise zu sich selbst. „Aber das ist... Wer soll das sein? Meine Eltern sind tot und außer ihnen, dachte ich, habe ich nur noch Gennousuke-sama...“
Sie schüttelte den Kopf und schaute zum bewölkten Nachthimmel. „Warum... hat Hyouma-dono mir das verschwiegen? Und Saemon-dono auch. Warum weiß jeder Sachen über mich, von denen ich selber bisher nicht die geringste Ahnung hatte?“
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ich weiß fast gar nichts über meine Familie und über mich... Aber ich will es wissen! Ich will wissen wer diese Person ist!“
Ein lauter Schrei ließ sie plötzlich herum fahren. „Was...?“
„Danjou-sama hat mir vor seiner Abreise nach Sunpu übrigens noch etwas anvertraut.“, sagte Hyouma nach einer Weile. Saemon hatte sich mittlerweile, mit dem Rücken zu Hyouma, der Länge nach hingefläzt.
„Er sähe es gerne, wenn Kagerou möglichst bald heiratet.“
„Damit sie schwanger wird?“, kam es von Saemon zurück. „Dafür wird noch so mancher den Sanzu überqueren müssen.“
„Es dürfte viele Männer geben, die ihr Glück versuchen würden.“, antwortete Hyouma, das Gesicht in Saemons Richtung gewandt.
„Sie ist ja auch eine sehr schöne Frau.“, sagte Saemon.
„Genau das macht mir Angst.“, entgegnete Hyouma.
Kagerou stand immer noch vor Gennousuke und sah ihn an. Dann, plötzlich, setzte sie sich in Bewegung und lief auf ihn zu. Direkt in seine Arme.
Gennousukes Augen weiteten sich erschrocken, denn damit hatte er nun nicht gerechnet.
„K-Kagerou?“
„Gennousuke-sama...“, hauchte sie und sah ihn mit Tränen in den Augen und geröteten Wangen an. „Bitte nehmt mich...“
Gennousuke, der spürte, wie das Gift, welches Kagerous heißer Atem mit sich brachte, langsam zu wirken begann, packte Kagerou am Hinterkopf und zog ihren Kopf an ihren Haaren nach hinten.
„Sieh mir in die Augen!“, rief er und benutzte sein Doujutsu.
Dadurch atmete Kagerou ihr eigenes Gift ein, welches zwar nicht für sie selber tödlich war, aber sie zumindest von ihrem Vorhaben abbrachte. Völlig verstört, saß sie nun am Boden und auch Gennousuke saß da und atmete schwer.
„Kagerou, was tust du?“, fragte er die junge Frau völlig erschöpft.
Kagerou sah ihn nicht an. Sie blickte zu Boden. „Ich will sterben... zusammen mit Euch.“, schluchzte sie.
„Du Närrin!“, rief Gennousuke. „Wenn du unbedingt sterben willst, dann warte damit, bis wir alle Iga auf der Liste erledigt haben.“
„Die Iga...“
„Ja.“
„Mit meiner Technik kann ich keine Frauen töten.“, sagte Kagerou, während sich durch das kleine, vergitterte Fenster des Raumes leise Hotarubis weiße Schlange wand.
„Gennousuke-sama? Würdet Ihr Euch um Oboro kümmern?“, fragte Kagerou und einige Tränen liefen ihre Wangen hinab.
Gennousuke schwieg kurz und schloss die Augen. „Ich werde es tun.„
Kagerou ließ sich leicht mit dem Oberkörper nach hinten fallen: „Ich kann mit meinem Körper sämtliche Männer des Iga Clans übernehmen. Ich werde sie ganz allein vernichten.“
Gennousuke wollte gerade antworten, als er die Schlange bemerkte, die sich durch das Gitter des Fensters geschlängelt hatte und sich gerade zum Angriff bereit machte. Gerade noch Rechtzeitig zog er sein Schwert und schlug der Schlange den Kopf ab.
Dabei fiel dieser jedoch eine kleine, runde Kapsel aus dem Maul, die sich öffnete und ihr Inhalt direkt in Gennousukes Gesicht landete.
„Gennousuke-sama!“, schrie Kagerou entsetzt.
„Was ist passiert!?“, rief Kuraiko, die die Schiebetür auf einmal aufgerissen hatte und hereingestürmt kam, als sie den Schrei vernommen hatte.
Sofort lief sie zu ihrem Vetter. Kagerou saß neben ihm und wirkte vollkommen entsetzt.
„Gennousuke-sama!“, rief sie erneut, als dieser immer noch nichts sagte und den Kopf nur stumm gen Boden geneigt hatte.
Nun stürmten auch Saemon und Hyouma herein. „Was ist geschehen!?“
Kuraiko sah die tote Schlange am Boden und die Reste der Kapsel und der Flüssigkeit die ausgelaufen war.
Gennousuke hob langsam sein Gesicht. Seine Augenlieder waren durch die Flüssigkeit verklebt und er konnte sie nicht öffnen.
Eins war Kuraiko sofort klar: Das war das Werk der Iga gewesen. Sie hatten sie gefunden und nun einen Anschlag auf Gennousuke verübt.
„Offenbar wurden meine Augen versiegelt.“, sagte Gennousuke und Kagerou warf schockiert die Hände vor den Mund.
„Was!?“, kam es gleichzeitig von Saemon und Hyouma.
Kuraiko ging zu ihrem Vetter und ballte die Fäuste. Sie blickte zähneknirschend zur Tür raus: „Dafür werden sie bezahlen! Dieses verdammte Iga-Pack!“
Nenki und Hotarubi saßen derweil direkt gegenüber auf einem Dach und hatten dass Szenario durch das Fenster des Hauses beobachtet, welches sie von ihrem Versteck aus gut im Blick hatten.
Nenki grinste breit: „Es hat überraschend gut geklappt, nicht wahr, Hotarubi.
„Ja.“, antwortete diese nur.
Es war Nenkis Idee gewesen, die Salbe zu stehlen, mit der Oboro ihre Augen versiegelt hatte und sie für einen Anschlag auf Gennousuke einzusetzen. So mussten sie nun nicht mehr dessen Doujutsu fürchten.
Dann sah Nenki unter sich, wo Saemon und die anderen nun nach den Attentätern suchten.
Er erstarrte: „Kasumi Gyoubu ist nicht bei ihnen!“ Seine Augen verengten sich zu wütenden Schlitzen. „Hat er etwa vor, Oboro-sama und die anderen alleine heimlich anzugreifen?“
Er blickte zu Hotarubi. „Hotarubi! Geh schnell zurück und sag Oboro-sama und den anderen bescheid, dass sie auf der Hut sein sollen.“
Hotarubi schwieg kurz. Sie sah zu Saemon und alles in ihr verkrampfte sich. Dieser Mann hatte sich als ihr Liebster Yashamaru ausgegeben und sie reingelegt und zweifelsohne hatte er...
„Und was ist damit?“, fragte sie schließlich.
„Überlass das ruhig mir.“, antwortete Nenki und verschwand.
„In Ordnung.“, sagte Hotarubi nur und blickte weiterhin zu Saemon.
Dann beschwor sie ihre Schmetterlinge, um Saemon und die anderen auf sich aufmerksam zu machen und Nenki damit zu helfen, sich zu Gennousuke zu schleichen, der noch mit Hyouma und Kuraiko in dem Haus war.
Saemon und Kagerou rannten Hotarubi nach und kaum, dass sie außer Sicht waren, ließ Nenki sich an seinen Haaren von einem niedrigen Dach auf den Boden hinab.
Ich werde hier gute Arbeit leisten, um es Tenzen mal richtig zu zeigen, dachte er grummelnd. Und dann kehre ich zu den anderen zurück und rede noch einmal ein ernstes Wort mit ihm, wegen Hinoko... Dass er ihr das angetan hat...
Er knirschte wütend mit den Zähnen.
Langsam betrat er die Veranda. Das Holz unter seinen Füßen quietschte leise.
„Du bist aus Iga oder?“, hörte er Gennousukes Stimme sagen und war nun beim Türrahmen angekommen. In dem Zimmer saß Gennousuke an der Wand gelehnt. Neben ihm und mit dem Gesicht zu Nenki gewandt, Muroga Hyouma und dann sah Nenki etwas, was ihn kurz erstarren ließ. Ein Mädchen, dass ihm zwar bekannt vorkam, aber gewiss nicht auf der Schriftrolle stand.
Kuraiko saß halb hinter Hyouma versteckt und lugte seitlich nur mit dem Kopf hervor. Sie warf Nenki einen hasserfüllten Blick zu.
Mit der Hand, die sie hinter ihrem Rücken versteckte, umklammerte sie ihr Kusarigama.
„Kuraiko-sama!“, flüsterte Hyouma, der Kuraikos Bewegung hinter sich hörte und fühlte
Wer ist das Mädchen?, dachte sich Nenki. Ihr Name steht nicht auf der Schriftrolle. Von den Kouga waren nur zwei Frauen aufgeführt. Die eine war diese Okoi, die ich bereits erledigt habe und die andere ist dieses Weib namens Kagerou, aber das Mädchen da...? Wollen die Kouga sie etwa als Geheimwaffe gegen uns einsetzen, so wie Tenzen es mit Hinoko vorhat?
Das ist Okois Mörder!, dachte sich Kuraiko, die Nenki immer noch wütend anstarrte. Dieser widerliche Affenmann hat Okoi auf dem Gewissen!
Sie knurrte leise. Dafür wird er jetzt bezahlen...
Mit einem Mal war Kuraiko aufgestanden und rannte auf Nenki zu. Ihr Kusarigama direkt auf ihn gerichtet. „Du verdammter Affenmann! Das ist für Okoi!“, rief sie.
Sie ist schnell!, dachte sich Nenki, doch bevor er überhaupt zum Gegenangriff ausholen konnte, sah er, dass Gennousuke die Kette von Kuraikos Kusarigama zu packen bekommen hatte und das Mädchen mitsamt Kette zu sich zurückzog.
„Kuraiko!“, rief er aufgebracht.
„Lasst mich los! Gennousuke-sama! Lasst... mich!“, rief Kuraiko und zappelte, als Gennousuke sie in einer Art Schwitzkasten festhielt.
„Verzeiht. Ich konnte kaum reagieren...“, entschuldigte sich Hyouma bei Gennousuke, der noch versucht hatte, Kuraiko aufzuhalten.
Nenki grinste belustigt: „Ihr feigen Kouga seit also schon so verzweifelt, dass ihr euch ein kleines Mädchen als Unterstützung mitgenommen habt? Wie armselig.“
Kuraiko knurrte laut: „Wenn nennst du hier ein kleines Mädchen, du verdammter, dreckiger-“
Doch weiter kam sie nicht, denn Gennousuke hielt ihr den Mund zu.
„Sie ist uns nachgelaufen. Sie sollte gar nicht bei uns sein.“, sagte er wahrheitsgemäß, doch Nenki lachte nur.
„Wie dem auch sei...“ Er lachte noch mehr. „Ich bin derjenige der euch töten wird!“ Dabei fuchtelte er mit den zerbrochenen Hälften seines Bo-Stabs herum.
Kuraiko fühlte, wie ihr Körper innerlich brannte. Sie wollte diesem verdammten Iga den Kopf abreißen und ihn in seine Einzelteile zerlegen. Aber sie kam nicht weg. Ihr Vetter war zu stark, als dass sie sich von ihm losreißen könnte.
Aber sie wusste, dass hier trotzdem Endstation für diesen überheblichen Iga sein würde. Gennousuke konnte zwar durch die versiegelten Augen weder sehen, noch sein Doujutsu benutzen, aber es gab immer noch Hyouma...
Nenki grinste und kam noch einige Schritte näher. „Kannst du mich sehen, Gennousuke?“, rief er. „Du kannst mich auch nicht sehen, nicht wahr Hyouma?.“ Er kicherte leise. „Die einzige, die mich sehen kann, ist die kleine unverschämte Göre da und die darf ja scheinbar nichts gegen mich unternehmen.“
Er kam noch näher. „Lass mich raten. Eine Verwandte von dir, Gennousuke? Dann würde ich verstehen, dass es wirklich ein Verlust wäre, wenn die Kleine stirbt.“ Sein Grinsen wurde noch breiter. „Aber egal. Ihr werdet trotzdem alle sterben!“
Kuraiko zischte halblaute Flüche vor sich hin.
Nenki schwang seinen kaputten Bo-Stab. „Na, wessen Kopf soll zuerst rollen?“
Gennousuke drehte seinen Kopf in Hyoumas Richtung. „Sieh! Hyouma!“, sagte er.
Nenki lachte kaut. „Bist du nun völlig verrückt geworden, Gennousuke? Du sagst dem blinden Hyouma, dass er sehen soll? Du verdammter Idiot!“
Nun grinste Kuraiko breit. Das war es, du dreckiger Iga-Bastard!
Bevor Nenki überhaupt reagieren konnte, hatte Hyouma, was Nenki zutiefst schockierte, seine Augen geöffnet.
Sie leuchteten in einem rötlich orangegoldenen Ton auf. Der selbe Farbton, wie bei Gennousuke, wenn er sein Doujutsu benutze.
Nenki hatte kaum Zeit, sich zu fragen, wie das möglich war, dass der eigentlich blinde Hyouma ebenfalls Gennousukes Augentechnik anwenden konnte, da wickelten sich schon seine eigenen Haare um seinen Körper, verdrehten seine Gelenke und brachen ihm dabei sämtliche Knochen.
„Du verdammter Mistkerl...!“, waren seine letzten Worte, bevor ihm die Stimme versagte und Hinoko das letzte, an das er dachte, und er, der einst so stolze Mino Nenki, von seinen eigenen Haaren erwürgt, merkwürdig verdreht und mit gebrochenen Gliedern an dem Holzbalken über der Tür hing. Steif wie ein Brett, mit dem kaputten Bo-Stab zwischen den Zähnen.
Gennousuke hatte Kuraiko noch zugeflüstert, dass sie am besten nicht hinsehen solle, aber Kuraiko hatte nicht im Traum daran gedacht. Sie war immerhin schon siebzehn Jahre alt und kein kleines Mädchen mehr. Doch trotzdem überkam sie ein merkwürdiges Gefühl in ihrem Magen, als sie nun mitangesehen hatte, wie Nenki gestorben war.
Sie wand sich aus Gennousukes Griff, stand auf und ging einige Schritte auf Nenkis Leiche zu.
Ihre Augen zu Schlitzen verengt stand sie da und ihre rechte Hand umklammerte den Griff des Kusarigama.
„Lasst es bitte.“, sagte Hyouma, der zwar nicht sah, was Kuraiko tat, aber es durchaus hörte. „Es ist nicht recht, einen Menschen nach dem Tod zu entehren. Auch wenn er noch so schlimmes getan haben mag.“
Kuraiko fuhr herum. Nun glitzerten Tränen in ihren Augen. „Dieser Kerl ist kein Mensch! Er ist ein Monster! Und er hat Okoi brutal ermordet!“, rief sie. Ihre Stimme zitterte und vibrierte.
„Ich verstehe Euren Zorn.“, sagte Hyouma ruhig. „Aber dennoch...“
Kuraiko schaute zu Boden. Einige Tränen liefen ihre Wangen hinab.
„Ihr hättet zuhause bleiben sollen.“, sagte Hyouma. „Ihr hättet wirklich in Manjidani bleiben sollen...“
Kuraiko spürte, wie das merkwürdige Gefühl in ihrem Magen immer stärker wurde und die Übelkeit, die sie überkam, bis in ihren Kopf stieg.
Sie atmete tief ein und schluckte. Noch immer sah sie zu Boden und einige Ponysträhnen beschatteten ihr Gesicht. „Nein.“, flüsterte sie. „Das ist auch mein Krieg...“
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ich bin nicht schwach... Ich bin stark. Genauso stark wie alle anderen!“, sagte sie halblaut zu sich selbst, doch Hyouma hatte es gehört.
Während Kuraiko ein plötzlicher Anfall von Schwindel überkam und sie sich setzen musste, dachte Gennousuke nach. Er dachte an die verbliebenen Iga Ninja. Yakushiji Tenzen, Chikuma Koshirou, Hotarubi, Akeginu, Amayo Jingorou und... Oboro!
Oboro, wie sie mit dem Rücken zu ihm da stand und zu Boden sah. Er versuchte sie sich mit einem heimtückischen Lächeln vorzustellen, was überhaupt nicht zu ihr passte und als sie ihr Gesicht hob und ihn ansah, war es der selbe unschuldige Blick wie immer.
„Für mich ist das...“, sagte er leise und ballte seine Hände, während der Regen erbarmungslos weiter auf den Boden prasselte...
Vorschau:
Blutstropfen, die den Boden rot färben
Der tiefe Groll verstärkt sich
und eine schöne Blume verwandelt sich in ein Monster
Die Hoffnung ist am Boden, die jener sah, der seine Augen verloren hat
Ein plätschernder Wasserfall vereint zwei Liebende.
Eine tragisch-romantische Szenerie unterm Sternendach.
Ein hoffnungsloser Seufzer im Mondschein.
Alte Erinnerungen werden wach.
Das Ende der Reise ist ungewiss,
doch die Ninja ziehen trotzdem weiter
Das nächste Mal bei Basilisk:
Geheimes Stelldichein der Liebe
Verloren ist verloren.
Es heißt, es kehrt nicht wieder.
Was die Ninja in dem Krieg verloren,
war nicht nur ihr Leben.
Die einen starben aus Hochmut,
die anderen durch den verzweifelten Wunsch
nach Rache für den Liebsten.
Nicht alle waren gewillt zu kämpfen,
doch eine Wahl hatte niemand.
Meine Liebe, mach dich bereit zu sterben!
Wir drehen nun die Zeit ein paar Stunden zurück, um zu erklären, was in der Nacht bis zum frühen Morgen in Kouga Manjidani passierte.
Kurz nach Sonnenuntergang waren Gennousuke, Kuraiko, Gyoubu und Saemon in Kouga angelangt.
Kagerou und Hyouma erwarteten sie schon und auch die anderen Kouga standen teilweise vor den Mauern des Dorfes, nachdem Hyouma die Ankunft der vier Verschollenen gehört hatte.
"Wo ist Jousuke?" oder "Wo ist Okoi?", kam es von einigen.
Die düsteren Gesichter, von Gennousuke, Kuraiko und den anderen beiden sprachen Bände.
Kagerou lief zugleich zu Gennousuke und auch Hyouma setzte sich in Bewegung, bis er vor seinem Neffen stand.
"Was ist in Iga geschehen?", fragte er ohne Umschweife, doch Gennousuke antwortete nicht.
Zu tief saß der Schock über all das, was geschehen war.
"Das erzähle ich euch drinnen.", sagte er schließlich nur und lief an Kagerou und Hyouma vorbei.
Gyoubu und Saemon folgten ihm.
Kuraiko blieb jedoch vor Hyouma stehen.
Sie brachte kein Wort heraus und sah nur mit vor Scham geröteten Wangen zum Boden hinab.
Sie wusste, wären Hyoumas Augen durch seine Blindheit nicht verschlossen, hätte er sie mit einem sehr ernsten Blick bedacht.
Allein diese Vorstellung ließ sie innerlich verkrampfen.
"Kuraiko-sama.", sagte er langsam. "Wie konntet Ihr so etwas nur tun? Ich habe Euch doch gesagt, Ihr sollt in Manjidani bleiben. Warum habt Ihr nicht auf mich gehört? Ist Euch nicht bewusst, dass Ihr Euer Leben hättet verlieren können?"
Die Stimme, mit der Hyouma zu ihr sprach, war sehr ruhig und sehr ernst. Auch hörte sie Enttäuschung daraus und es wäre ihr beinahe lieber gewesen, wenn er sie angeschrien hätte, als diesen ernsten und enttäuschten Tonfall zu ertragen.
"Es tut mir aufrichtig Leid.", antwortete Kuraiko, ohne aufzusehen. "Es war dumm von mir, Saemon-dono und Gyoubu-dono zu folgen... Verzeiht."
"Der jugendliche Leichtsinn, nicht wahr?", ertönte die Stimme Kagerous höhnisch.
Kuraiko ballte ihre Hände zu Fäusten, doch sah nicht auf, während Hyouma sich zu der jungen Frau umwandte.
"Schweig, Kagerou. Das ist etwas, was dich nicht zu interessieren hat. Ich möchte, das du gehst und dich um Gennousuke-sama kümmerst."
"Verstanden.", antwortete Kagerou scharf und ging hinein zum Haupthaus.
"Folgt mir.", sagte Hyouma zu Kuraiko und ging schließlich mit dieser im Schlepptau auch hinein.
Drinnen erzählte Gennousuke, was Geschehen war.
Wie er von der Auflösung des Friedensvertrags erfahren hatte, wie die Iga ihn und Jousuke reingelegt hatten und das Jousuke und Okoi tot waren.
Kuraiko sagte nichts. Ihre Fingernägel kratzten nur wütend über den Holzboden.
"Ich wusste es.", kam es von Kagerou. "Gennousuke-sama wurde von Oboro hintergangen. Als Enkelin von Ogen ist sie nun die Anführerin. Es kann nicht sein, dass sie von der Auflösung des Friedensvertrags keine Ahnung hatte!" Kagerou hatte sich heiß geredet. "Ihre Untergebenen wussten doch davon! Sie hat Gennousuke-sama ganz gezielt nach Iga eingeladen!"
"Das wäre möglich.", sagte Hyouma nachdenklich. "Aber das... ist jetzt nicht mehr länger wichtig. Ich vermute, dass Oboros Männer von ihr davon erfahren haben. Vermutlich hatte Yakushiji Tenzen seine Finger im Spiel."
"Hyouma-dono! Oboro ist nicht mehr länger Gennousuke-samas Verlobte!", rief Kagerou aufgebracht. "Ihr braucht sie nicht länger in Schutz zu nehmen! Gennousuke-sama wurde betrogen. Er hat auf Versöhnung gehofft, aber Oboro hat die Gefühle seines Herzens schamlos ausgenutzt!"
"Kagerou! Oboro ist die Anführerin von Tsubagakure, aber Gennousuke ist der Anführer von Kouga Manjidani. Wer so redet wie du, hält seinen Anführer für einen Dummkopf.", sagte Hyouma und Kagerou blickte zur Seite.
"Es ist mir egal, was Oboro vorhatte!", brüllte Gyoubu dazwischen.
So laut, dass Kuraiko zusammenzuckte. "Endlich! Endlich ist der Tag gekommen! Gennousuke-sama! Wir sollten sofort zurückschlagen!", rief er an Gennousuke gewandt. "Unsere Feinde fürchten Eure Augen. Mit Ihrer Hilfe können wir sie schlagen!"
Doch Gennousuke schwieg. Er saß nur da. Die Augen geschlossen.
„Jetzt sagt doch etwas, Gennousuke-sama!“, rief Gyoubu.
Wolken schoben sich über den Vollmond, der hell und klar über Kouga Manjidani erstrahlte.
„Saemon. Bring mir bitte Pinsel und Tuscheblock.“, sagte Gennousuke und öffnete seine Augen, als habe er lange genug nachgedacht.
„Jawohl.“, sagte Saemon und stand auf.
Gerade als er die Tür öffnen wollte, um den Raum zu verlassen, erklang nochmals Gennousukes Stimme hinter ihm. „Das mit Okoi... tut mir sehr leid...“
Saemon schwieg eine Zeit lang. Sein Gesicht regte sich nicht.
„Mir auch...“, kam es von ihm in einem sehr ernüchternden Tonfall. „Kouga Ninja wie wir, müssen stark sein.“
Mit diesen Worten verschwand er nach draußen.
Kuraiko sah ihm lange nach. Ihr tat Saemon sehr Leid. Auch wenn sie ihn nie wirklich so recht hatte Leiden können. Aber sie wusste, wie nahe ihm Okois Verlust wirklich ging. Er sagte nichts, er verzog nicht eine Miene, aber in Wahrheit musste er sich schrecklich fühlen. Noch schrecklicher als sie es sich fühlte.
Wenn Saemon zurück war, wollte sie sich auch bei ihm entschuldigen. Dafür, dass sie nicht auf ihn gehört hatte, dafür dass sie so frech zu ihm gewesen war. Für all die üblen Streiche, die sie ihm je gespielt hatte. Das war sie ihm jetzt, nach alledem, schuldig.
Sie sah zu Gennousuke, der in das flackernde Licht der Kerze blickte, die auf dem Boden stand und den Raum erhellte.
„Trotz alledem...“, sagte er nach einer Weile. „Sind wir alle Menschen...“
Kuraiko starrte ihn weiter an. Auch die anderen sahen zu ihm oder hatten, wie in Hyoumas Fall zumindest den Kopf in seine Richtung gedreht.
„Sowohl die Kouga, als auch die Iga. Wir alle sind Menschen.“
Gyoubu räusperte sich kaum merklich, sagte jedoch nichts.
„Wir müssen uns von unserem Groll befreien und uns öffnen. Wir müssen die Menschen aus Iga kennen lernen. Das wollte ich euch noch sagen...“
Kuraiko sah zum Boden. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte Ihr Vetter ja recht. Sie waren alle Menschen. Aber was sollte es bringen, die Iga kennen zu lernen? wollte sie das überhaupt? Nach allem, was sie ihr schon angetan hatten?
Und die Iga hatten gewiss auch kein Interesse daran, die Kouga kennen zu lernen.
Je mehr sie über Gennousukes Worte nachdachte, umso verwirrter machte sie das.
„Wenn die Iga aber nun gar nicht wollen, das wir sie kennen lernen? Was dann!?“, entfuhr es ihr ungewollt.
„Kuraiko-sama!“, sagte Hyouma.
Kuraiko spürte den Blick von Kagerou. Und auch den, ihres Vetters.
„Es wird immer Menschen geben, die den anderen nicht verstehen wollen. Gleichermaßen bin ich mir jedoch sicher, das es auch Menschen gibt, die es vielleicht zumindest versuchen würden. Sowohl in Iga, als auch in Kouga....“
Kuraiko sagte nichts mehr. Sie sah nur stumm vor sich und presste die Zähne zusammen.
Sie wusste genau, dass Gennousuke bei seinen Worten gewiss an Oboro gedacht hatte.
Dann, wie von der Tarantel gestochen, zuckte Kuraiko auf einmal zusammen.
Ein Geistesblitz war ihr plötzlich in den Sinn getreten.
„Diese Frau!“, rief sie und war aufgestanden. „Gennousuke-sama. Diese Frau in dem kurzen violetten Kimono, die bei Yakushiji Tenzen war und die zu Chikuma Koshirou gelaufen ist, als Ihr ihn verletzt habt.“
Sie atmete schnell. „Ihr Name ist Hinoko. Sie war bei den Ninja aus Iga dabei, die heute morgen Manjidani angegriffen haben. Ihr Name steht zwar nicht auf der Liste, aber sie ist sehr gefährlich!“
Gyoubu sah zu Kuraiko. „Ihr habt gegen sie gekämpft, nicht wahr? obwohl Ihr euch nicht einmischen solltet, wie ich Euch eigentlich gesagt hatte.“
Kuraiko senkte ihren Kopf.
„Ich weiß.“
Dann sah sie aber erst zu Gyoubu, dann zu Gennousuke und schließlich auch zu Kagerou und Hyouma. „Aber ich wollte euch nur warnen. Ich weiß nicht, in wie weit sie sich bereits bei dem Krieg eingemischt hat. Aber ich kenne ihre Technik und die ist... ist...“
Gennousuke sah lange zu Kuraiko.
„Wenn sie nicht auf der Schriftrolle steht, wird sie wohl nicht weiter mitkämpfen...“, sagte er. „Ich denke nicht, das Yakushiji Tenzen das zulassen wird... Immerhin hat er auch nicht zugelassen, dass sie sich in den Kampf gegen mich einmischt. “
Kuraiko starrte zur Wand. Sie wollte überall hin sehen, nur nicht in die Augen ihres Vetters.
„Ich traue diesem Tenzen alles zu. Leute mit in den Krieg nehmen, die nicht auf der Schriftrolle stehen... Als Geheimwaffe gegen uns Kouga.“, sie grinste schief. „Und Hinoko kann Feuer speien, wie ein Drache.“
Sie wandte sich zu Kagerou und Gyoubu. In dem Moment kam auch Saemon wieder.
„Aber ich kenne ihre Schwachstelle.“ Ihr Grinsen wurde noch schiefer: „Chikuma Koshirou!“
Der nächste Tag war angebrochen. Gennousuke hatte den Iga in der Nacht noch deren Schriftrolle zurückgeschickt, mitsamt einem Brief, das er mit den verbliebenen Kouga nach Sunpu reisen würde, um den Shogun zu fragen, warum der Friedensvertrag aufgelöst wurde und mit der Aufforderung, ihm zu folgen, wenn sie den Grund für die Auflösung des Friedensvertrags wissen wollten oder sich dem Kampfe zu stellen, wenn es ihnen so sehr danach verlangte.
Die verbliebenen Kouga waren schon gleich, nachdem Gennousuke den Brief geschickt hatte, losgezogen.
Hyouma kniete sich hin und wieder zum Boden und lauschte. „Noch verfolgt uns niemand.“
„Du übertreibst mit deiner Vorsicht, Hyouma.“, sagte Gyoubu der sich zu ihm umgewandt hatte. „Die Iga werden uns keinesfalls durch Kouga Manjidani hindurch folgen.
„Ja. Vermutlich hast du recht.“, sagte Hyouma. „Wenn, dann werden sie eher durch das Gebiet der Iga kommen.“ Er stand auf. „Es ist noch ein weiter Weg bis nach Sunpu... Wo werden wir auf sie stoßen?“
„Das ist mir zu wenig!“, sagte Gyoubu. „Einen Kampf kann man nur dann gewinnen, wenn man als erster angreift!“
Er sah zu Gennousuke, Kagerou und Saemon, die schon ein gutes Stück Vorsprung hatten.
„Wieso hat Gennousuke-sama eigentlich die Schriftrolle den Iga zurückgegeben?“
Er schüttelte den Kopf. „Wir reisen nach Sunpu, um nach dem Grund des Krieges zu fragen? Was für ein Unsinn! Was für einen Grund brauchen wir, um gegen die Iga zu kämpfen, mit denen wir seit vierhundert Jahren verfeindet sind!?“
Gyoubus Hände ballten sich zu Fäusten und er musste an seine Kindheit denken. An den Tag, als sein Vater von Iga Ninja grausam ermordet worden war.
„Wenn ich damals nicht noch ein kleines Kind gewesen wäre...“, knurrte er leise, bei dem Gedanken daran. „Jetzt muss ich mich dringend rächen!“
Langsam folgte er Hyouma, der weitergegangen war.
„Ich bin mir sicher, Gennousuke-sama hat den Iga nur die Schriftrolle wiedergegeben, weil er sich sicher war, dass sie uns verfolgen würden.“
„Du meinst seinen provozierenden Brief?“
„Wenn sie ihn gelesen haben, werden sie uns mit Sicherheit folgen.“
Gyoubu sagte nichts.
„Wenn wir den gesamten Iga Clan ausgelöscht haben, können wir uns die Schriftrolle zurückholen.“, sagte Hyouma. „Das ist sicher kein Problem für dich.“
„Aber ob Gennousuke-sama auch bereit dazu ist, Iga no Oboro zu töten?“
Hyouma dachte an die Nacht, bevor sie losgegangen waren. Diese unheimliche Stille, als Gennousuke den Brief geschrieben hatte.
Er wurde aus den Gedanken gerissen, als er plötzlich nicht mehr Gyoubus Schritte neben sich vernahm.
„Warte, Gyoubu!“, rief er noch, doch er hörte nur noch von irgendwo Gyoubus Stimme sagen: „Wir treffen uns später, Hyouma.“
Hyouma stand eine Weile da. Dann seufzte er laut und neigte seinen Kopf hoch zum Blätterdach der Bäume.
„Ihr braucht Euch nicht länger zu verstecken, Kuraiko-sama! Ich weiß dass Ihr da seid!“
Kuraiko, die auf einem der Äste stand, bekam einen solchen Schreck, dass sie das Gleichgewicht verlor und sehr unsanft in ein Gebüsch fiel. Was jedoch ihren Sturz gleichzeitig etwas abfederte.
„H-Hyouma-dono... ich... ich...“
Sie sah auf und direkt in Hyoumas sehr wütendes und enttäuschtes Gesicht, der sich nun direkt vor ihr aufgebaut hatte.
„Sagt mir bitte nur eines, Kuraiko-sama. Warum könnt Ihr nie auf das hören, was man Euch sagt?“
Kuraiko blickte zur Seite, Richtung Bode, während sie sich langsam aufsetzte und den Hinterkopf rieb.
„Ich... Ich will mit euch kämpfen. Ich kann nicht einfach in Manjidani bleiben und auf eure Rückkehr warten. Ich will....“
Sie sah zu Hyouma, musterte ihn eine ganze Weile und schaute dann wieder weg. Ihre Wangen hatten sich rot gefärbt. „Verzeiht... Aber ich bin kein kleines Kind mehr..“
Sie stand auf und klopfte sich den Staub von ihrem kurzen, roten Kimono. „Ich bin eine Frau aus Kouga und Gennousuke-samas Base. Es ist mein Wunsch, ihm in diesem Krieg zu helfen und ihn zu unterstützen. Koste es, was es wolle.“
Mit ihren blauen Augen fixierte sie Hyouma. Es war ein Blick, voller Entschlossenheit und Hyouma spürte und wusste, dass keine Worte auf der Welt helfen würden, Kuraiko von ihrem Vorhaben abzubringen.
„Kuraiko-sama...“
Er stieß einen langen Seufzer aus. „Na gut. Dann soll es so sein. Aber bitte versucht, Euch nicht zu sehr in Gefahr zu bringen. Bleibt immer in meiner Nähe oder der von Saemon oder Gennousuke-sama. Wenn Euch etwas zustoßen würde, wäre das....“
Kuraiko nickte. „Ich weiß....“
So folgte sie Hyouma und es dauerte nicht allzu lange, da hatten sie Gennousuke, Saemon und Kagerou eingeholt.
Gennousuke war natürlich überhaupt nicht begeistert und auch Saemon sah mehr, als unglücklich aus.
„Wie könnt Ihr nur so Gedankenlos handeln, Kuraiko-sama? ist Euch nicht bewusst, wie wichtig Eure Sicherheit ist und dass Ihr am Leben bleibt? Zum Wohle von Kouga Manjidani solltet Ihr-“
„Ich will aber nicht!“, fauchte Kuraiko und bereute es im nächsten Moment wieder. Immerhin hatte sie doch vorgehabt, sich bei Saemon zu entschuldigen.
Sie blickte beschämt zu Boden. „Verzeiht. Ich habe Euch sehr viel Ärger gemacht, Saemon-dono. Es tut mir Leid, dass ich so frech Euch gegenüber war und alles... Ihr habt so viel schreckliches durchgemacht. Die Sache mit Okoi... muss Euch immer noch arg belasten. Verzeiht mir!“
Sie verbeugte sich so tief, wie nur irgendwie möglich und Saemon betrachtete sie eine Weile.
„Bitte hebt Euren Blick, Kuraiko-sama. Ich möchte nicht, dass Ihr Euch so unterwürfig bei mir entschuldigt, obwohl Ihr höher gestellt seid, als ich. Damit bringt Ihr mich in Verlegenheit.“
Kuraiko aber schüttelte den Kopf. „Es gibt keinerlei Entschuldigung für mein Verhalten Euch gegenüber.“
Dann nahm sie wieder eine aufrechte Haltung ein. „Auch nicht dafür, dass ich schon wieder einfach das tue, was ich eigentlich nicht tun sollte. Aber dafür entschuldige ich mich auch nicht, denn es war und ist mein Wunsch, euch allen beizustehen und mitzukämpfen.“
„Genug der Worte, Kuraiko.“, sagte Gennousuke schließlich mit einem strengen Blick auf seine Cousine. „Ich kann dich nicht mehr nach Manjidani zurückschicken, also bleibt mir keine Wahl, als dich mitzunehmen. Aber ich möchte, dass du immer in meiner Nähe bleibst und keine Kämpfe provozierst, falls wir auf die Iga treffen, verstanden?“
Kuraiko sah ihren Vetter lange an. „Verstanden.“
So gingen sie schließlich weiter.
Nach einer Weile machten die fünf Kouga kurz Rast an einem Fluss, wo Kagerou sich ein wenig frisch machte und ihr Spiegelbild im Wasser betrachtete. Sehnsüchtig sah sie zu Gennousuke, der den Waldweg mit Hyouma entlang ging und kurz stehen blieb.
Kuraiko, die neben Gennousuke lief, fing Kagerous Blick auf.
Diese blickte schnell wieder weg.
Eine Biene flog durch die Luft und landete summend, nahe der Schulter auf Kagerous rosafarbenem Kimono.
Kagerou sah das Insekt an und hauchte kurz in dessen Richtung. Die Biene flog weg und landete ein paar Zentimeter, scheinbar tot, auf dem Boden.
Kagerou sah mit geröteten Wangen zu Boden. Saemon, der das beobachtet hatte, wirkte sehr ernst.
Die Stunden zogen ins Land und es hatte wieder zu Regnen begonnen.
Hotarubi und Nenki waren immer noch auf ihrer Mission unterwegs, die Kouga zu suchen.
Sie sprangen über Stock und Stein, rannten und rannten. Der Regen und der Wind peitschte ihnen in die Gesichter, doch nichts hielt sie von ihrem Vorhaben ab.
Tenzen, einmal mehr hast du auf mich herabgesehen..., dachte sich Nenki, als sie einen Hügel, neben einem Wasserfall heruntergesprungen waren. Dann dachte er an Hinoko. Ich werde Gennousuke töten. Ich muss ihn töten. Ich tue das für dich und für Koshirou... Und im Namen der Iga!
Die Kouga hatten mittlerweile Rast in der Poststation Sekijuku gemacht und um dort zu übernachten. „Gyoubu, der Dummkopf. Was will er alleine ausrichten?“, fragte Saemon, der mit Hyouma zusammen saß und Tee trank. Hyouma hatte ihm erzählt, das Gyoubu losgegangen war, um die Iga auf eigene Faust zu vernichten.
„Seinetwegen war Gennousuke-sama wütend auf mich, sagte Hyouma.“
„Du hast ja auch so getan, als wüsstest du nichts davon.“, antwortete Saemon und schüttete dem Älteren Tee nach.
„Wir könnten die Iga glauben lassen, dass wir ihnen voraus sind, um sie dann aus dem Hinterhalt anzugreifen.“, sagte Hyouma. „Wir müssen sorgfältig planen.“
„Aber ein Mann, wie Gyoubu...“, sagte Saemon.
„Er hegt einen tiefen Groll, weil seine Eltern ermordet wurden.“, kam es von Hyouma. „Aber ich denke nicht, dass er zu früh und zu unüberlegt handeln wird. Gyoubu hat einfach ein anderes Temperament, als du.“
Saemon stellte die Kanne, aus der er sich nun auch selbst eingeschüttet hatte, zu Boden.
„Das habe ich nicht gemeint.“, sagte er. „Aber es gibt noch jemanden, um den wir uns Sorgen machen müssen.“
„Kagerou?“
„Ja. Sie ist bis über beide Ohren in Gennousuke-sama verliebt. Seit er Oboro heiraten wollte, hat sich dieses Gefühl verstärkt.“, erzählte Saemon
Kagerou war ein paar Häuser weiter zusammen mit Kuraiko im Bad und wusch sich gerade. Kuraiko goss sich einfach einen Eimer kalten Wassers über den Kopf und beobachtete Kagerou wieder.
Sie ist wirklich hübsch..., dachte sie sich und spürte, wie ein wenig Neid in ihr hochkam. Jeder Mann würde sie heiraten wollen, wenn sie nur nicht...
Sie seufzte kurz.
Auch Kagerou sah kurz zu Kuraiko rüber. Drehte sich aber sofort wieder mit einem abschätzigen Blick um, als sie bemerkte, dass Kuraiko sie fixiert hatte.
Kuraiko wandte ihren Blick ab und starrte zur Decke. Ihre Gedanken glitten zu Hyouma. Dann schüttelte sie den Kopf und goss sich noch einen Eimer Wasser über.
Ich will sowieso nicht heiraten!
„Sie bemerkt es selber nicht, aber sie ist soviel weiblicher geworden.“, erzählte Saemon weiter. „Im Gegensatz zu Kuraiko-sama.“ Er lachte leicht.
Auch Hyouma schmunzelte kurz, wurde dann aber schnell wieder ernst. „Ich habe gehört, dass sie wie ihre Mutter ist...“ Er stockte kurz. „Wenn sie erregt ist, verwandelt sich ihr süßer Atem. Er wird zu einem tödlichen Gift für jeden Mann. Sie ist sich dessen bewusst, aber...“
Saemon seufzte. „Ein Glück, dass Kuraiko-sama nicht auch...“ Er stoppte mitten im Satz und schüttelte den Kopf. „Was Kagerou betrifft... Das Schicksal ist hart mit diesem Mädchen umgesprungen., aber wenn es darauf ankommt...“, er sah zu dem Finger mit dem Verband, wo Hotarubis Schlange ihn gebissen hatte, „ können alle Frauen zu Bestien werden.“
Gennousuke saß in seinem Zimmer. Es war dunkel und draußen hörte er den Regen gegen die Tür prasseln. Er dachte an Oboro. Hatte sie ihn wirklich verraten? War das alles von Anfang an ein abgekatertes Spiel gewesen? hatte sie sein Vertrauen wirklich ausgenutzt, um ihn in eine Falle zu locken, wie Kagerou es gesagt hatte. Wusste sie etwa die ganze Zeit bescheid? Es fiel ihm unsagbar schwer, sich solche Hinterhältigkeit bei Oboro vorzustellen. Aber sie war eine Ninja. Auch wenn sie keinerlei Ninja-Techniken beherrschte. Sie war in einem Ninja Clan geboren und aufgewachsen und wusste gewiss trotzdem, wie man seine Gegner geschickt hereinlegte.
Nach einer Weile hörte er Schritte von draußen.
„Wer ist da?“, fragte er in die Stille und die Schiebetür wurde aufgeschoben. Es war Kagerou.
„Was ist los?“, fragte Gennousuke die junge Frau mit einem grimmigen Blick.
„Wir werden also morgen von Kuwana aus mit dem Schiff aufbrechen?“, fragte Kagerou.
„Das hängt vom Wetter ab.“, antwortete Gennousuke. „Ich denke, dass die Landroute über Sayaji sicherer ist.“ Er sah Kagerou an: „Ist das alles?“
Sie schwieg kurz und senkte ihren Blick gen Boden.
„Also dann...“
„An was denkt Ihr gerade?“, fragte sie mit leiser Stimme.
„Das weißt du doch.“, antwortete Gennousuke, den Blick immer noch auf sie gerichtet.
„An das Iga-Mädchen, nicht wahr?“ Auch wenn ihre Stimme ruhig war, so konnte Gennousuke dennoch die Wut und die Eifersucht in Kagerous Stimme hören.
Kuraiko war derweil auch aus dem Bad verschwunden. Sie lief gerade an dem Zimmer von Hyouma und Saemon vorbei, als sie ihren Namen vernahm. Sie wollte eigentlich nicht lauschen, aber die Neugier trieb sie dazu, ihren Kopf an die Tür, nahe dem Türspalt zu halten.
Noch immer saßen beide da und tranken Tee.
Hyouma schwieg und nahm einen Schluck aus seinem Teebecher.
„Ich mache mir auch Sorgen um Kuraiko-sama.“, sagte er schließlich. „Sie ist noch so jung und weiß im Grunde noch gar nichts von der Grausamkeit dieser Welt. Ich mache mir Sorgen, dass der Krieg sie kaputt macht. Ob es ein Fehler war, ihr ihren Wunsch zu gewähren?“
Saemon sah Hyouma an. „Du solltest dir keine Vorwürfe deswegen machen. Kuraiko-sama war schon immer stur. Und sie ist so in Gennousuke-sama vernarrt, dass sie alles tut, um in seiner Nähe zu sein und ihn in Sicherheit zu wissen. Sie hat ja nur noch ihn, als Familienmitglied...“
„Nicht ganz.“, sagte Hyouma und stellte seine Teetasse ab. Sie hat noch jemanden, der aus ihrer Familie übrig geblieben ist und dessen Blut ihrem noch näher ist, als das von Gennousuke-sama.“
Saemon stellte ebenfalls seine Teetasse ab. „Du hast Recht. Ich hatte es beinahe vergessen. Aber sie wird es ihr wohl niemals sagen. Dazu ist sie viel zu stolz...“
„Es ist nicht unbedingt der Stolz. Das auch, aber vielmehr ist es der pure Neid, weil Kuraiko-sama sich so gut mit Gennousuke-sama versteht und ihm näher steht, als sie es je könnte...“
Kuraikos Augen weiteten sich und sie schlich sich heimlich weiter, in der Hoffnung, dass Hyouma sie nicht gehört hatte.
Doch seinem Gehör entging nichts.
„Was?“, kam es von ihm und er stand auf und schob die Schiebetür auf. Er drehte den Kopf in alle Richtungen und lauschte. „Also doch...“, sagte er und ging wieder herein und schob die Tür hinter sich zu.
„Was war denn?“, fragte Saemon.
„Ich bin mir sicher, dass vorhin jemand direkt vor der Tür war.“, antwortete Hyouma. „Ich denke, es war Kuraiko-sama, aber ich bin mir nicht ganz sicher.“
„Du meinst, sie hat gelauscht?“, fragte Saemon.
Hyouma nickte. „Gut möglich.“
Kuraiko stand nun einige Meter weiter vor dem Haus, in dem Gennousuke sich aufhielt.
Ihr Herz klopfte schnell.
„Es gibt jemanden in Kouga, mit dem ich näher verwandt sein soll, als mit Gennousuke-sama?“, sagte sie leise zu sich selbst. „Aber das ist... Wer soll das sein? Meine Eltern sind tot und außer ihnen, dachte ich, habe ich nur noch Gennousuke-sama...“
Sie schüttelte den Kopf und schaute zum bewölkten Nachthimmel. „Warum... hat Hyouma-dono mir das verschwiegen? Und Saemon-dono auch. Warum weiß jeder Sachen über mich, von denen ich selber bisher nicht die geringste Ahnung hatte?“
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ich weiß fast gar nichts über meine Familie und über mich... Aber ich will es wissen! Ich will wissen wer diese Person ist!“
Ein lauter Schrei ließ sie plötzlich herum fahren. „Was...?“
„Danjou-sama hat mir vor seiner Abreise nach Sunpu übrigens noch etwas anvertraut.“, sagte Hyouma nach einer Weile. Saemon hatte sich mittlerweile, mit dem Rücken zu Hyouma, der Länge nach hingefläzt.
„Er sähe es gerne, wenn Kagerou möglichst bald heiratet.“
„Damit sie schwanger wird?“, kam es von Saemon zurück. „Dafür wird noch so mancher den Sanzu überqueren müssen.“
„Es dürfte viele Männer geben, die ihr Glück versuchen würden.“, antwortete Hyouma, das Gesicht in Saemons Richtung gewandt.
„Sie ist ja auch eine sehr schöne Frau.“, sagte Saemon.
„Genau das macht mir Angst.“, entgegnete Hyouma.
Kagerou stand immer noch vor Gennousuke und sah ihn an. Dann, plötzlich, setzte sie sich in Bewegung und lief auf ihn zu. Direkt in seine Arme.
Gennousukes Augen weiteten sich erschrocken, denn damit hatte er nun nicht gerechnet.
„K-Kagerou?“
„Gennousuke-sama...“, hauchte sie und sah ihn mit Tränen in den Augen und geröteten Wangen an. „Bitte nehmt mich...“
Gennousuke, der spürte, wie das Gift, welches Kagerous heißer Atem mit sich brachte, langsam zu wirken begann, packte Kagerou am Hinterkopf und zog ihren Kopf an ihren Haaren nach hinten.
„Sieh mir in die Augen!“, rief er und benutzte sein Doujutsu.
Dadurch atmete Kagerou ihr eigenes Gift ein, welches zwar nicht für sie selber tödlich war, aber sie zumindest von ihrem Vorhaben abbrachte. Völlig verstört, saß sie nun am Boden und auch Gennousuke saß da und atmete schwer.
„Kagerou, was tust du?“, fragte er die junge Frau völlig erschöpft.
Kagerou sah ihn nicht an. Sie blickte zu Boden. „Ich will sterben... zusammen mit Euch.“, schluchzte sie.
„Du Närrin!“, rief Gennousuke. „Wenn du unbedingt sterben willst, dann warte damit, bis wir alle Iga auf der Liste erledigt haben.“
„Die Iga...“
„Ja.“
„Mit meiner Technik kann ich keine Frauen töten.“, sagte Kagerou, während sich durch das kleine, vergitterte Fenster des Raumes leise Hotarubis weiße Schlange wand.
„Gennousuke-sama? Würdet Ihr Euch um Oboro kümmern?“, fragte Kagerou und einige Tränen liefen ihre Wangen hinab.
Gennousuke schwieg kurz und schloss die Augen. „Ich werde es tun.„
Kagerou ließ sich leicht mit dem Oberkörper nach hinten fallen: „Ich kann mit meinem Körper sämtliche Männer des Iga Clans übernehmen. Ich werde sie ganz allein vernichten.“
Gennousuke wollte gerade antworten, als er die Schlange bemerkte, die sich durch das Gitter des Fensters geschlängelt hatte und sich gerade zum Angriff bereit machte. Gerade noch Rechtzeitig zog er sein Schwert und schlug der Schlange den Kopf ab.
Dabei fiel dieser jedoch eine kleine, runde Kapsel aus dem Maul, die sich öffnete und ihr Inhalt direkt in Gennousukes Gesicht landete.
„Gennousuke-sama!“, schrie Kagerou entsetzt.
„Was ist passiert!?“, rief Kuraiko, die die Schiebetür auf einmal aufgerissen hatte und hereingestürmt kam, als sie den Schrei vernommen hatte.
Sofort lief sie zu ihrem Vetter. Kagerou saß neben ihm und wirkte vollkommen entsetzt.
„Gennousuke-sama!“, rief sie erneut, als dieser immer noch nichts sagte und den Kopf nur stumm gen Boden geneigt hatte.
Nun stürmten auch Saemon und Hyouma herein. „Was ist geschehen!?“
Kuraiko sah die tote Schlange am Boden und die Reste der Kapsel und der Flüssigkeit die ausgelaufen war.
Gennousuke hob langsam sein Gesicht. Seine Augenlieder waren durch die Flüssigkeit verklebt und er konnte sie nicht öffnen.
Eins war Kuraiko sofort klar: Das war das Werk der Iga gewesen. Sie hatten sie gefunden und nun einen Anschlag auf Gennousuke verübt.
„Offenbar wurden meine Augen versiegelt.“, sagte Gennousuke und Kagerou warf schockiert die Hände vor den Mund.
„Was!?“, kam es gleichzeitig von Saemon und Hyouma.
Kuraiko ging zu ihrem Vetter und ballte die Fäuste. Sie blickte zähneknirschend zur Tür raus: „Dafür werden sie bezahlen! Dieses verdammte Iga-Pack!“
Nenki und Hotarubi saßen derweil direkt gegenüber auf einem Dach und hatten dass Szenario durch das Fenster des Hauses beobachtet, welches sie von ihrem Versteck aus gut im Blick hatten.
Nenki grinste breit: „Es hat überraschend gut geklappt, nicht wahr, Hotarubi.
„Ja.“, antwortete diese nur.
Es war Nenkis Idee gewesen, die Salbe zu stehlen, mit der Oboro ihre Augen versiegelt hatte und sie für einen Anschlag auf Gennousuke einzusetzen. So mussten sie nun nicht mehr dessen Doujutsu fürchten.
Dann sah Nenki unter sich, wo Saemon und die anderen nun nach den Attentätern suchten.
Er erstarrte: „Kasumi Gyoubu ist nicht bei ihnen!“ Seine Augen verengten sich zu wütenden Schlitzen. „Hat er etwa vor, Oboro-sama und die anderen alleine heimlich anzugreifen?“
Er blickte zu Hotarubi. „Hotarubi! Geh schnell zurück und sag Oboro-sama und den anderen bescheid, dass sie auf der Hut sein sollen.“
Hotarubi schwieg kurz. Sie sah zu Saemon und alles in ihr verkrampfte sich. Dieser Mann hatte sich als ihr Liebster Yashamaru ausgegeben und sie reingelegt und zweifelsohne hatte er...
„Und was ist damit?“, fragte sie schließlich.
„Überlass das ruhig mir.“, antwortete Nenki und verschwand.
„In Ordnung.“, sagte Hotarubi nur und blickte weiterhin zu Saemon.
Dann beschwor sie ihre Schmetterlinge, um Saemon und die anderen auf sich aufmerksam zu machen und Nenki damit zu helfen, sich zu Gennousuke zu schleichen, der noch mit Hyouma und Kuraiko in dem Haus war.
Saemon und Kagerou rannten Hotarubi nach und kaum, dass sie außer Sicht waren, ließ Nenki sich an seinen Haaren von einem niedrigen Dach auf den Boden hinab.
Ich werde hier gute Arbeit leisten, um es Tenzen mal richtig zu zeigen, dachte er grummelnd. Und dann kehre ich zu den anderen zurück und rede noch einmal ein ernstes Wort mit ihm, wegen Hinoko... Dass er ihr das angetan hat...
Er knirschte wütend mit den Zähnen.
Langsam betrat er die Veranda. Das Holz unter seinen Füßen quietschte leise.
„Du bist aus Iga oder?“, hörte er Gennousukes Stimme sagen und war nun beim Türrahmen angekommen. In dem Zimmer saß Gennousuke an der Wand gelehnt. Neben ihm und mit dem Gesicht zu Nenki gewandt, Muroga Hyouma und dann sah Nenki etwas, was ihn kurz erstarren ließ. Ein Mädchen, dass ihm zwar bekannt vorkam, aber gewiss nicht auf der Schriftrolle stand.
Kuraiko saß halb hinter Hyouma versteckt und lugte seitlich nur mit dem Kopf hervor. Sie warf Nenki einen hasserfüllten Blick zu.
Mit der Hand, die sie hinter ihrem Rücken versteckte, umklammerte sie ihr Kusarigama.
„Kuraiko-sama!“, flüsterte Hyouma, der Kuraikos Bewegung hinter sich hörte und fühlte
Wer ist das Mädchen?, dachte sich Nenki. Ihr Name steht nicht auf der Schriftrolle. Von den Kouga waren nur zwei Frauen aufgeführt. Die eine war diese Okoi, die ich bereits erledigt habe und die andere ist dieses Weib namens Kagerou, aber das Mädchen da...? Wollen die Kouga sie etwa als Geheimwaffe gegen uns einsetzen, so wie Tenzen es mit Hinoko vorhat?
Das ist Okois Mörder!, dachte sich Kuraiko, die Nenki immer noch wütend anstarrte. Dieser widerliche Affenmann hat Okoi auf dem Gewissen!
Sie knurrte leise. Dafür wird er jetzt bezahlen...
Mit einem Mal war Kuraiko aufgestanden und rannte auf Nenki zu. Ihr Kusarigama direkt auf ihn gerichtet. „Du verdammter Affenmann! Das ist für Okoi!“, rief sie.
Sie ist schnell!, dachte sich Nenki, doch bevor er überhaupt zum Gegenangriff ausholen konnte, sah er, dass Gennousuke die Kette von Kuraikos Kusarigama zu packen bekommen hatte und das Mädchen mitsamt Kette zu sich zurückzog.
„Kuraiko!“, rief er aufgebracht.
„Lasst mich los! Gennousuke-sama! Lasst... mich!“, rief Kuraiko und zappelte, als Gennousuke sie in einer Art Schwitzkasten festhielt.
„Verzeiht. Ich konnte kaum reagieren...“, entschuldigte sich Hyouma bei Gennousuke, der noch versucht hatte, Kuraiko aufzuhalten.
Nenki grinste belustigt: „Ihr feigen Kouga seit also schon so verzweifelt, dass ihr euch ein kleines Mädchen als Unterstützung mitgenommen habt? Wie armselig.“
Kuraiko knurrte laut: „Wenn nennst du hier ein kleines Mädchen, du verdammter, dreckiger-“
Doch weiter kam sie nicht, denn Gennousuke hielt ihr den Mund zu.
„Sie ist uns nachgelaufen. Sie sollte gar nicht bei uns sein.“, sagte er wahrheitsgemäß, doch Nenki lachte nur.
„Wie dem auch sei...“ Er lachte noch mehr. „Ich bin derjenige der euch töten wird!“ Dabei fuchtelte er mit den zerbrochenen Hälften seines Bo-Stabs herum.
Kuraiko fühlte, wie ihr Körper innerlich brannte. Sie wollte diesem verdammten Iga den Kopf abreißen und ihn in seine Einzelteile zerlegen. Aber sie kam nicht weg. Ihr Vetter war zu stark, als dass sie sich von ihm losreißen könnte.
Aber sie wusste, dass hier trotzdem Endstation für diesen überheblichen Iga sein würde. Gennousuke konnte zwar durch die versiegelten Augen weder sehen, noch sein Doujutsu benutzen, aber es gab immer noch Hyouma...
Nenki grinste und kam noch einige Schritte näher. „Kannst du mich sehen, Gennousuke?“, rief er. „Du kannst mich auch nicht sehen, nicht wahr Hyouma?.“ Er kicherte leise. „Die einzige, die mich sehen kann, ist die kleine unverschämte Göre da und die darf ja scheinbar nichts gegen mich unternehmen.“
Er kam noch näher. „Lass mich raten. Eine Verwandte von dir, Gennousuke? Dann würde ich verstehen, dass es wirklich ein Verlust wäre, wenn die Kleine stirbt.“ Sein Grinsen wurde noch breiter. „Aber egal. Ihr werdet trotzdem alle sterben!“
Kuraiko zischte halblaute Flüche vor sich hin.
Nenki schwang seinen kaputten Bo-Stab. „Na, wessen Kopf soll zuerst rollen?“
Gennousuke drehte seinen Kopf in Hyoumas Richtung. „Sieh! Hyouma!“, sagte er.
Nenki lachte kaut. „Bist du nun völlig verrückt geworden, Gennousuke? Du sagst dem blinden Hyouma, dass er sehen soll? Du verdammter Idiot!“
Nun grinste Kuraiko breit. Das war es, du dreckiger Iga-Bastard!
Bevor Nenki überhaupt reagieren konnte, hatte Hyouma, was Nenki zutiefst schockierte, seine Augen geöffnet.
Sie leuchteten in einem rötlich orangegoldenen Ton auf. Der selbe Farbton, wie bei Gennousuke, wenn er sein Doujutsu benutze.
Nenki hatte kaum Zeit, sich zu fragen, wie das möglich war, dass der eigentlich blinde Hyouma ebenfalls Gennousukes Augentechnik anwenden konnte, da wickelten sich schon seine eigenen Haare um seinen Körper, verdrehten seine Gelenke und brachen ihm dabei sämtliche Knochen.
„Du verdammter Mistkerl...!“, waren seine letzten Worte, bevor ihm die Stimme versagte und Hinoko das letzte, an das er dachte, und er, der einst so stolze Mino Nenki, von seinen eigenen Haaren erwürgt, merkwürdig verdreht und mit gebrochenen Gliedern an dem Holzbalken über der Tür hing. Steif wie ein Brett, mit dem kaputten Bo-Stab zwischen den Zähnen.
Gennousuke hatte Kuraiko noch zugeflüstert, dass sie am besten nicht hinsehen solle, aber Kuraiko hatte nicht im Traum daran gedacht. Sie war immerhin schon siebzehn Jahre alt und kein kleines Mädchen mehr. Doch trotzdem überkam sie ein merkwürdiges Gefühl in ihrem Magen, als sie nun mitangesehen hatte, wie Nenki gestorben war.
Sie wand sich aus Gennousukes Griff, stand auf und ging einige Schritte auf Nenkis Leiche zu.
Ihre Augen zu Schlitzen verengt stand sie da und ihre rechte Hand umklammerte den Griff des Kusarigama.
„Lasst es bitte.“, sagte Hyouma, der zwar nicht sah, was Kuraiko tat, aber es durchaus hörte. „Es ist nicht recht, einen Menschen nach dem Tod zu entehren. Auch wenn er noch so schlimmes getan haben mag.“
Kuraiko fuhr herum. Nun glitzerten Tränen in ihren Augen. „Dieser Kerl ist kein Mensch! Er ist ein Monster! Und er hat Okoi brutal ermordet!“, rief sie. Ihre Stimme zitterte und vibrierte.
„Ich verstehe Euren Zorn.“, sagte Hyouma ruhig. „Aber dennoch...“
Kuraiko schaute zu Boden. Einige Tränen liefen ihre Wangen hinab.
„Ihr hättet zuhause bleiben sollen.“, sagte Hyouma. „Ihr hättet wirklich in Manjidani bleiben sollen...“
Kuraiko spürte, wie das merkwürdige Gefühl in ihrem Magen immer stärker wurde und die Übelkeit, die sie überkam, bis in ihren Kopf stieg.
Sie atmete tief ein und schluckte. Noch immer sah sie zu Boden und einige Ponysträhnen beschatteten ihr Gesicht. „Nein.“, flüsterte sie. „Das ist auch mein Krieg...“
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ich bin nicht schwach... Ich bin stark. Genauso stark wie alle anderen!“, sagte sie halblaut zu sich selbst, doch Hyouma hatte es gehört.
Während Kuraiko ein plötzlicher Anfall von Schwindel überkam und sie sich setzen musste, dachte Gennousuke nach. Er dachte an die verbliebenen Iga Ninja. Yakushiji Tenzen, Chikuma Koshirou, Hotarubi, Akeginu, Amayo Jingorou und... Oboro!
Oboro, wie sie mit dem Rücken zu ihm da stand und zu Boden sah. Er versuchte sie sich mit einem heimtückischen Lächeln vorzustellen, was überhaupt nicht zu ihr passte und als sie ihr Gesicht hob und ihn ansah, war es der selbe unschuldige Blick wie immer.
„Für mich ist das...“, sagte er leise und ballte seine Hände, während der Regen erbarmungslos weiter auf den Boden prasselte...
Vorschau:
Blutstropfen, die den Boden rot färben
Der tiefe Groll verstärkt sich
und eine schöne Blume verwandelt sich in ein Monster
Die Hoffnung ist am Boden, die jener sah, der seine Augen verloren hat
Ein plätschernder Wasserfall vereint zwei Liebende.
Eine tragisch-romantische Szenerie unterm Sternendach.
Ein hoffnungsloser Seufzer im Mondschein.
Alte Erinnerungen werden wach.
Das Ende der Reise ist ungewiss,
doch die Ninja ziehen trotzdem weiter
Das nächste Mal bei Basilisk:
Geheimes Stelldichein der Liebe