Free & Independent Heart (DREAMFALL - The Longest Journey)
von akilea
Kurzbeschreibung
"Es war das letzte Mal, dass er einen so wundervollen Sonnenuntergang sehen würde. Dass er überhaupt je wieder etwas sehen würde. Hier, in Arcadia, hatte alles begonnen, und hier, in Arcadia, würde auch alles wieder Enden…" -> Auszug // Oneshot zum Game "Dreamfall - The Longest Journey", kann man lesen, auch wenn man das Game nicht kennt! Kian x April
GeschichteAbenteuer / P12 / Gen
24.08.2010
24.08.2010
1
2.193
24.08.2010
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Herzlich willkommen zu "Free & Independent Heart", einer One-Shot Fanfiction zu dem wundervollen Adventuregame "Dreamfall - The Longest Journey." Ich gehe davon aus, dass hier viele dieses Game nicht kennen, aber das ist nicht schlimm. Man kann auch ohne Kenntnisse zum Spiel diese FF lesen. Im Grunde stimmt Kians Geschichte hier mit der Originalgeschichte im groben überein, nur der Anfang und das Ende der FF sind komplett anders. Die FF stammt von 2007, ist also schon älter, aber ich habe sie ein wenig überarbeitet, damit sie lesbar ist^^ (Ich bin mir der grammatikalischen Richtigkeit des Titels gerade nicht so sicher, ließ ihn aber so, wie ich die FF damals genannt hatte.) Damals war ich besessen von dem Spiel und nach dem seltsamen Ende musste ich dazu was schreiben *lach* (Mittlerweile weiß ich ja, dass es irgendwann eine Fortsetzung geben soll *-*~) Also viel Spaß beim lesen, nicht wundern: ~*~ kennzeichnet Zeit- und Ortsprünge :)
Hier noch das Cover der FF (da seht ihr auch die Charas, ansonsten einfach mal die Namen googeln ;D) : http://hiromi-sakakibara.deviantart.com/#/d2x5wyb
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Free & Independent Heart
Wie ein riesiger, mächtiger Feuerball hing die Sonne blutig-rot am Himmel und verfärbte diesen komplett in ein zartes hellrosa. Einzig und allein die Wolken schienen sich dagegen zu wehren; sie waren kreuz und quer verteilt in lange, lila Streifen.
Kian schloss die Augen. Er hörte den Wind rauschen und merkte, wie dieser ihm durch die Haare strich. Eine Weile genoss er eben diese kleine Berührung, bevor er seine Augen wieder öffnete und hinauf in den Himmel blickte. Es war das letzte Mal, dass er einen so wundervollen Sonnenuntergang sehen würde. Dass er überhaupt je wieder etwas sehen würde. Hier, in Arcadia, hatte alles begonnen, und hier, in Arcadia, würde auch alles wieder Enden…
Kian war jung. Er kam aus dem heißen Orient, sein Körper war gut durchtrainiert und mit Muskeln versehen. Allerdings nicht übertrieben, sondern so, dass er noch äußerst ansehnlich war… Dazu kamen kurze, schwarze Haare, eine leicht bräunliche Haut und eine angenehme Stimme. Seine Augen besaßen ein seltsames Blau; es erinnerte an den Ozean, aber auch an Eis…Tiefen, in denen man sich verlieren konnte. Alles in allem war er mit seinen 28 Jahren ein hübscher, junger Mann, doch obwohl ihm wohl jedes Frauenherz zu Füßen gelegen hätte, kümmerte ihn dies recht wenig. Sein Gesicht blieb meist ernst und emotionslos.
Mit eben diesen 28 Jahren war er ein bereits vollständig ausgebildeter Krieger; lebte in einem Palast, wo er jeden Tag hart trainierte. Kian war zuverlässig, ein Meister der Klingen und somit für die Herrscherinnen seines Landes, sechs Frauen an der Zahl, unentbehrlich.
Er erfüllte jeden seiner Aufträge bedingungslos; er war der Apostel und Assassine seiner Herrinnen, ihr Schwert, ihre Stimme.
Für den streng gläubigen Kian gab es keinen Gott, nur eine Göttin. Seiner Meinung nach gehörten Frauen an die Macht und waren das stärkere Geschlecht. Und so kam es, dass er im Auftrag seiner Herrinnen eben jenen Glauben verbreitete. Doch tat er dies nicht mit Worten, Versprechungen, Predigten oder Warnungen, nein, er tat es mit der blanken Klinge und der Drohung eines unmittelbaren Todes. Somit wurde er zur letzten Hoffnung der Gläubigen.
Eines Tages riefen ihn seine Herrinnen wieder zu sich. Er bekam einen neuen Auftrag. In einer weit entfernten Stadt gab es noch einige Rebellen, die sich gegen den Glauben wehrten. Arcadia hieß diese Stadt.
Arcadia war eine magische Stadt, in der nicht nur Menschen lebten, sondern auch Wesen, die halb Mensch und halb Katze waren. Allerdings verhielten sie sich und sprachen sie wie Menschen.
Doch das interessierte keinen von seinem Glauben. Allesamt wurden sie gefangen genommen, oder durften sich nur noch in bestimmten Bereichen bewegen und aufhalten. Von ihnen lehnten sich jedoch kaum welche auf, die meisten gaben sich stumm ihrem Schicksal hin. Nur wenige schlossen sich den Rebellen an. Denn die meisten der Rebellen waren immer noch Menschen. Es waren zwar eher wenige im Gegensatz zu ihrer Armee, doch gaben sie nicht auf und kämpften bis zum bitteren Ende. Also machte Kian sich auf, die Rebellion zu unterdrücken, ohne zu wissen, dass er sich auf das Abenteuer seines Lebens einließ…
~*~
Diese Stadt war wunderschön… es war gerade Winter und somit alles um ihn herum mit einer leichten Schneeschicht bedeckt. Seine Kleidung war dick, ein starker Gegensatz zu dem, was er sonst trug: nämlich kaum mehr als seine Hose und Waffen. Die wärmende Kapuze tief ins Gesicht gezogen, machte er sich auf zum Gefängnis von Arcadia. Dort würde er sich das Mädchen anschauen, was behauptete, aus einer anderen Welt zu kommen.
Auf dem Weg dahin traf Kian eine junge Frau namens April Ryan. Er stellte sich ihr vor und unterhielt sich kurz mit ihr. Während er freundlich und höflich blieb, wirkte sie kühl und ernst. Dabei hatte sie ein schönes Gesicht…wenn sie lächeln würde, würde sie wahrscheinlich wunderschön aussehen, dachte er sich. Doch nicht nur ihr Ausdruck wirkte seltsam, sondern auch ihr Aussehen… April trug ihre braunen Haare kurz und im Gegensatz zu den anderen Frauen der Stadt zierte kein Kleid ihren Leib, sondern Männerkleidung. Auch ihre Meinung, die sie ihm gegenüber offen und ehrlich vertrat, verwirrte Kian. Nach der kurzen Unterhaltung verschwand sie auch schon wieder, während ihm einige ihrer Wörter durch den Kopf kreisten und ihn verwirrten.
Woher hatten sie das Recht, andere Lebewesen einzusperren? Familie und Freunde zu trennen? Anderen ihren Glauben regelrecht aufzuzwingen? Sollte dies nicht freiwillig geschehen? Woher nahmen sie sich das Recht, andere zu töten? Hatte nicht jeder ein Recht auf Leben, wenn er nichts verbrochen hatte?
Von einem Moment zum anderen begann Kian die Dinge zu hinterfragen, die er für selbstverständlich, eindeutig und wahr gehalten hatte.
~*~
Endlich hatte er es geschafft!
Ganz allein, ohne fremde Hilfe, hatte er das Versteck der Rebellen ausfindig gemacht, die nahezu unsichtbar waren! Und er würde auch dorthin reisen. Allein.
Als Kian ankam, fand er sich an einem düsteren Ort wieder. Im tiefsten Sumpf lebten und versteckten sich die Rebellen in alten Schiffswracks, auf dem Sumpf schwimmenden Holzhäusern oder Bauten in den Bäumen. Tageslicht gab es hier kaum, überall gab es Nebel, einzig und allein Fackeln und Lampen erleuchteten die Wege. Kian staunte über die Bauweise dieser außergewöhnlichen Häuser, während er seinen Weg entlang auf einem der Stege lief. Die Rebellen waren Männer und Frauen, Manche zum Teil noch unglaublich jung, doch er wusste, wenn er sich ihre Anzahl vor Augen führte und dann die Anzahl der Armee der Göttin, dann war mehr als klar, dass es hier keine Überlebende geben würde.
Und dann war er auch schon an dem Treffpunkt, den Na‘ane ihm genannt hatte. Na’ane war eines der Katzenwesen, dass er bedroht hatte und welche ihm schließlich nicht nur dieses Versteck verriet, sondern auch versprach, dass er hier den „Skorpion“, den Anführer der Rebellen, treffen würde.
Na’ane unterdessen schickte mit schweren Herzen ihren Anführer unter dem Vorwand, ein Informant würde ihn treffen wollen, zu den mit Kian vereinbarten Treffpunkt.
Als Kian Schritte auf dem Holzsteg vernahm, drehte er sich um. Im Dunkeln zeichnete sich ein Schatten ab. Langsam erkannte er das Gesicht des Skorpiones: April Ryan.
„Was macht Ihr hier?“, sofort erkannte April den Mann mit den leuchtend blauen Augen und der fremdartigen, dunklen Haut wieder.
„Also seid ihr der Skorpion…?“, stellte der andere die Gegenfrage.
„Bei eurem Volk werde ich durchaus so genannt, ja.“, gab April genauso ruhig zurück.
„Ihr…hattet Recht. Ich habe das Elend gesehen, dass überall in den Ghettos und Städten herrschte. Ich sah, wie sehr sie sich fürchteten, als ich vorbei ging. Darauf begann ich zu überdenken, was ich tat und was Ihr mir gesagt hattet. Mein Glaube hat mich herausgefordert. Und ich glaube, dass die Göttin mir und den anderen Menschen ein vollkommen anderes Schicksal vorherbestimmt hat…“, sein Lächeln war aufrichtig und ruhig.
Doch für April blieb keine Zeit mehr zu antworten. Plötzlich drangen von überall her Schreie zu ihnen und der Himmel war bald überfüllt von Luftschiffen. Und dann tauchte ein Kian sehr bekanntes Gesicht auf. Vamon.
Der Mann, um die 40, hatte in Kian immer eine Art Rivalen gesehen, da dieser so hoch in der Gunst der Herrinnen stand. Auch er selbst hatte den anderen gemieden, der ihm mehr als unsympathisch war und für den er sich auch nicht wirklich sonderlich interessiert hatte.
„Kian der Verräter…. Bist du jetzt zu diesen Halbstarken übergewandert?“, verächtlich traf Kian Vamons Blick, doch sein Gesichtsausdruck blieb nur unverändert kühl. Er befand sich wahrlich in einer Zwickmühle: Vor ihnen die Soldaten, hinter ihm April.
„Du kannst deinen Fehler wieder gut machen, indem du sie tötest!“
Kian erwiderte nichts. Sein Blick ruhte nur ernst auf Vamons.
„Dann geh beiseite!“, der Ältere wurde langsam ungeduldig.
Finster erwiderte Kian Vamons Blick, dann sagte er schlicht und einfach: „Nein.“
„Tötet sie!“
Ehe Kian oder April reagieren konnten, rammte einer der beiden Soldaten die mit Vamon gekommen waren April seinen Speer in den Bauch. Die Dunkelhaarige keuchte entsetzt auf und fasst mit beiden Händen nach den Speer um ihn sich herauszuziehen, dann stürzte sie auch schon nach hinten in den dunklen Sumpf, aus dem sie nicht wieder auftauchte.
Entsetzt starrte Kian auf die Oberfläche des Wassers, doch ehe er etwas tun konnte, bellte Vamon ein „Abführen!“. Die Soldaten kamen dem Befehl nach, fassten nach Kians Armen. Und während überall Kampflärm tobte, Menschen schrien, Waffen klirrten und Häuser in Flammen standen, wurde Kin aus dem Sumpf gezerrt.
~*~
Wasser tropfte von der Decke in das dunkle Verließ, in dem Kian auf sein Urteil wartete. Er hatte bis zuletzt gekämpft. Doch er wusste auch, dass seine einstigen Herrinnen ihn nun nicht mehr retten würden. Es war aussichtslos, doch er war stolz. Stolz darauf, erkannt zu haben, was richtig war. Denn Kian war sich sicher, das Richtige getan zu haben. Natürlich bereute er es, April nicht gerettet haben zu können, aber er war auch nicht wieder auf seine alte Seite zurückgekehrt. Er hatte versucht zu verhandeln, hatte versucht zu überzeugen, den Rebellen ihr Land zu lassen. Aber letztendlich war er hier gelandet. Nun gab es für ihn nichts mehr zu tun. Er hatte alles getan, was er hatte tun können.
Schritte kamen näher, Stimmen drangen an sein Ohr.
Als Kian aufblickte, ging die Tür zu der kleinen Zelle auf und ein Soldat brüllte ihn an: „Los, raus hier!“ Er kam den Worten nach und stolperte mit verbundenen Händen in den Gang.
~*~
„Kian Alvane, hiermit wirst du des Hochverrates beschuldigt und zum Tode verurteilt.“, verkündete Vamon geradezu mit feierlicher Stimme. „Ich hoffe du verstehst, dass die Herrinnen keine Zeit für so eine Nebensächlichkeit haben.“, fuhr er fort, ehe er leise zischte, sodass nur Kian es hörte: „Aber das ist sowieso nicht so schlimm…bei einem wie dir verpasst man nichts.“
Als seine Ansprache geendet hatte, trat Kian die Stufen hinauf. Wie früher zeigte sein Gesicht keine Regung. Wenn er nun schon sterben sollte, dann wenigstens erhobenen Hauptes. Er hatte keine Angst. Nicht vor dem Tod, dem er schon so oft ins Auge geblickt hatte.
Langsam wanderte sein Blick hinauf zur Sonne- und da stockte er. Die umstehenden Menschen sahen sich verwundert um, fragten sich nur, warum er stehen blieb und alles scheinbar hinauszögerte.
Doch das kümmerte Kian nicht. Er achtete auf etwas ganz anderes.
In der blutig-roten Sonne war ein schwaches, erst kaum erkennbares Schimmern zu sehen. Doch langsam wurde es größer, wirkte nun eher wie ein Nebelschleier. Er wuchs und wuchs, bis Kian das Abbild einer jungen Frau erkennen konnte.
„April…“, flüsterte der ehemalige Assassine leise, als sie auf ihn zukam und sich auf seine Schultern stützte.
„Egal was du denkst, du hast mich gerettet, Kian Alvane. Ich hatte das Glauben in das Gute verloren, den Glauben in die Menschen. Doch von eurem Volk waren nicht alle gleich. Du warst anders. Du hast erkannt, was falsch ist. Nur habe ich das zu spät bemerkt…
Mach dir keine Vorwürfe, ich bin frei. Und bald werden wir uns wiedersehen, versprochen.“
Zum allerersten Mal sah Kian diese Frau lächeln. Und wie er es vermutet hatte, war sie so wirklich wunderschön. Sie beugte sich zu ihm und drückte ihm ihre Lippen auf, bevor sie verschwunden war. Die Berührung hatte sich kaum anders als ein Windhauch angefühlt.
Der ehemalige Krieger lächelte und blickte ein letztes Mal in die Sonne, ehe er seinen Weg fort setzte. Und selbst, als sie ihm die Schlinge umlegten, lächelte Kian. Er hatte keine Angst vor dem Tod. Es war nur ein kurzer Augenblick, ein kurzer Zustand. Er wusste genau, was ihn danach erwarten würde.
Und während die Sonne unterging, ging auch das Leben von Kian Alvane zu Ende.
Sein Rivale Vamon jedoch war nicht glücklich. Nicht, nachdem er Alvane’s Lächeln gesehen hatte. So hatte er gehofft, sich wenigstens freuen zu können, nachdem der junge Mann seinen letzten Atemzug getan hatte. Doch auch dem war nicht so. Wie konnte der Kerl nur lächeln?! Jeder Mensch entwickelte im Moment des Todes Angst oder Panik! Warum er nicht?!
Er hatte ihn gefangen genommen, gedemütigt und erniedrigt. Er hatte Kians Körper töten können, nicht aber dessen Seele: Sie war nun endgültig frei.
Free & Independendent Heart - Ende
~~**~~
Hier noch das Cover der FF (da seht ihr auch die Charas, ansonsten einfach mal die Namen googeln ;D) : http://hiromi-sakakibara.deviantart.com/#/d2x5wyb
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Free & Independent Heart
Wie ein riesiger, mächtiger Feuerball hing die Sonne blutig-rot am Himmel und verfärbte diesen komplett in ein zartes hellrosa. Einzig und allein die Wolken schienen sich dagegen zu wehren; sie waren kreuz und quer verteilt in lange, lila Streifen.
Kian schloss die Augen. Er hörte den Wind rauschen und merkte, wie dieser ihm durch die Haare strich. Eine Weile genoss er eben diese kleine Berührung, bevor er seine Augen wieder öffnete und hinauf in den Himmel blickte. Es war das letzte Mal, dass er einen so wundervollen Sonnenuntergang sehen würde. Dass er überhaupt je wieder etwas sehen würde. Hier, in Arcadia, hatte alles begonnen, und hier, in Arcadia, würde auch alles wieder Enden…
Kian war jung. Er kam aus dem heißen Orient, sein Körper war gut durchtrainiert und mit Muskeln versehen. Allerdings nicht übertrieben, sondern so, dass er noch äußerst ansehnlich war… Dazu kamen kurze, schwarze Haare, eine leicht bräunliche Haut und eine angenehme Stimme. Seine Augen besaßen ein seltsames Blau; es erinnerte an den Ozean, aber auch an Eis…Tiefen, in denen man sich verlieren konnte. Alles in allem war er mit seinen 28 Jahren ein hübscher, junger Mann, doch obwohl ihm wohl jedes Frauenherz zu Füßen gelegen hätte, kümmerte ihn dies recht wenig. Sein Gesicht blieb meist ernst und emotionslos.
Mit eben diesen 28 Jahren war er ein bereits vollständig ausgebildeter Krieger; lebte in einem Palast, wo er jeden Tag hart trainierte. Kian war zuverlässig, ein Meister der Klingen und somit für die Herrscherinnen seines Landes, sechs Frauen an der Zahl, unentbehrlich.
Er erfüllte jeden seiner Aufträge bedingungslos; er war der Apostel und Assassine seiner Herrinnen, ihr Schwert, ihre Stimme.
Für den streng gläubigen Kian gab es keinen Gott, nur eine Göttin. Seiner Meinung nach gehörten Frauen an die Macht und waren das stärkere Geschlecht. Und so kam es, dass er im Auftrag seiner Herrinnen eben jenen Glauben verbreitete. Doch tat er dies nicht mit Worten, Versprechungen, Predigten oder Warnungen, nein, er tat es mit der blanken Klinge und der Drohung eines unmittelbaren Todes. Somit wurde er zur letzten Hoffnung der Gläubigen.
Eines Tages riefen ihn seine Herrinnen wieder zu sich. Er bekam einen neuen Auftrag. In einer weit entfernten Stadt gab es noch einige Rebellen, die sich gegen den Glauben wehrten. Arcadia hieß diese Stadt.
Arcadia war eine magische Stadt, in der nicht nur Menschen lebten, sondern auch Wesen, die halb Mensch und halb Katze waren. Allerdings verhielten sie sich und sprachen sie wie Menschen.
Doch das interessierte keinen von seinem Glauben. Allesamt wurden sie gefangen genommen, oder durften sich nur noch in bestimmten Bereichen bewegen und aufhalten. Von ihnen lehnten sich jedoch kaum welche auf, die meisten gaben sich stumm ihrem Schicksal hin. Nur wenige schlossen sich den Rebellen an. Denn die meisten der Rebellen waren immer noch Menschen. Es waren zwar eher wenige im Gegensatz zu ihrer Armee, doch gaben sie nicht auf und kämpften bis zum bitteren Ende. Also machte Kian sich auf, die Rebellion zu unterdrücken, ohne zu wissen, dass er sich auf das Abenteuer seines Lebens einließ…
~*~
Diese Stadt war wunderschön… es war gerade Winter und somit alles um ihn herum mit einer leichten Schneeschicht bedeckt. Seine Kleidung war dick, ein starker Gegensatz zu dem, was er sonst trug: nämlich kaum mehr als seine Hose und Waffen. Die wärmende Kapuze tief ins Gesicht gezogen, machte er sich auf zum Gefängnis von Arcadia. Dort würde er sich das Mädchen anschauen, was behauptete, aus einer anderen Welt zu kommen.
Auf dem Weg dahin traf Kian eine junge Frau namens April Ryan. Er stellte sich ihr vor und unterhielt sich kurz mit ihr. Während er freundlich und höflich blieb, wirkte sie kühl und ernst. Dabei hatte sie ein schönes Gesicht…wenn sie lächeln würde, würde sie wahrscheinlich wunderschön aussehen, dachte er sich. Doch nicht nur ihr Ausdruck wirkte seltsam, sondern auch ihr Aussehen… April trug ihre braunen Haare kurz und im Gegensatz zu den anderen Frauen der Stadt zierte kein Kleid ihren Leib, sondern Männerkleidung. Auch ihre Meinung, die sie ihm gegenüber offen und ehrlich vertrat, verwirrte Kian. Nach der kurzen Unterhaltung verschwand sie auch schon wieder, während ihm einige ihrer Wörter durch den Kopf kreisten und ihn verwirrten.
Woher hatten sie das Recht, andere Lebewesen einzusperren? Familie und Freunde zu trennen? Anderen ihren Glauben regelrecht aufzuzwingen? Sollte dies nicht freiwillig geschehen? Woher nahmen sie sich das Recht, andere zu töten? Hatte nicht jeder ein Recht auf Leben, wenn er nichts verbrochen hatte?
Von einem Moment zum anderen begann Kian die Dinge zu hinterfragen, die er für selbstverständlich, eindeutig und wahr gehalten hatte.
~*~
Endlich hatte er es geschafft!
Ganz allein, ohne fremde Hilfe, hatte er das Versteck der Rebellen ausfindig gemacht, die nahezu unsichtbar waren! Und er würde auch dorthin reisen. Allein.
Als Kian ankam, fand er sich an einem düsteren Ort wieder. Im tiefsten Sumpf lebten und versteckten sich die Rebellen in alten Schiffswracks, auf dem Sumpf schwimmenden Holzhäusern oder Bauten in den Bäumen. Tageslicht gab es hier kaum, überall gab es Nebel, einzig und allein Fackeln und Lampen erleuchteten die Wege. Kian staunte über die Bauweise dieser außergewöhnlichen Häuser, während er seinen Weg entlang auf einem der Stege lief. Die Rebellen waren Männer und Frauen, Manche zum Teil noch unglaublich jung, doch er wusste, wenn er sich ihre Anzahl vor Augen führte und dann die Anzahl der Armee der Göttin, dann war mehr als klar, dass es hier keine Überlebende geben würde.
Und dann war er auch schon an dem Treffpunkt, den Na‘ane ihm genannt hatte. Na’ane war eines der Katzenwesen, dass er bedroht hatte und welche ihm schließlich nicht nur dieses Versteck verriet, sondern auch versprach, dass er hier den „Skorpion“, den Anführer der Rebellen, treffen würde.
Na’ane unterdessen schickte mit schweren Herzen ihren Anführer unter dem Vorwand, ein Informant würde ihn treffen wollen, zu den mit Kian vereinbarten Treffpunkt.
Als Kian Schritte auf dem Holzsteg vernahm, drehte er sich um. Im Dunkeln zeichnete sich ein Schatten ab. Langsam erkannte er das Gesicht des Skorpiones: April Ryan.
„Was macht Ihr hier?“, sofort erkannte April den Mann mit den leuchtend blauen Augen und der fremdartigen, dunklen Haut wieder.
„Also seid ihr der Skorpion…?“, stellte der andere die Gegenfrage.
„Bei eurem Volk werde ich durchaus so genannt, ja.“, gab April genauso ruhig zurück.
„Ihr…hattet Recht. Ich habe das Elend gesehen, dass überall in den Ghettos und Städten herrschte. Ich sah, wie sehr sie sich fürchteten, als ich vorbei ging. Darauf begann ich zu überdenken, was ich tat und was Ihr mir gesagt hattet. Mein Glaube hat mich herausgefordert. Und ich glaube, dass die Göttin mir und den anderen Menschen ein vollkommen anderes Schicksal vorherbestimmt hat…“, sein Lächeln war aufrichtig und ruhig.
Doch für April blieb keine Zeit mehr zu antworten. Plötzlich drangen von überall her Schreie zu ihnen und der Himmel war bald überfüllt von Luftschiffen. Und dann tauchte ein Kian sehr bekanntes Gesicht auf. Vamon.
Der Mann, um die 40, hatte in Kian immer eine Art Rivalen gesehen, da dieser so hoch in der Gunst der Herrinnen stand. Auch er selbst hatte den anderen gemieden, der ihm mehr als unsympathisch war und für den er sich auch nicht wirklich sonderlich interessiert hatte.
„Kian der Verräter…. Bist du jetzt zu diesen Halbstarken übergewandert?“, verächtlich traf Kian Vamons Blick, doch sein Gesichtsausdruck blieb nur unverändert kühl. Er befand sich wahrlich in einer Zwickmühle: Vor ihnen die Soldaten, hinter ihm April.
„Du kannst deinen Fehler wieder gut machen, indem du sie tötest!“
Kian erwiderte nichts. Sein Blick ruhte nur ernst auf Vamons.
„Dann geh beiseite!“, der Ältere wurde langsam ungeduldig.
Finster erwiderte Kian Vamons Blick, dann sagte er schlicht und einfach: „Nein.“
„Tötet sie!“
Ehe Kian oder April reagieren konnten, rammte einer der beiden Soldaten die mit Vamon gekommen waren April seinen Speer in den Bauch. Die Dunkelhaarige keuchte entsetzt auf und fasst mit beiden Händen nach den Speer um ihn sich herauszuziehen, dann stürzte sie auch schon nach hinten in den dunklen Sumpf, aus dem sie nicht wieder auftauchte.
Entsetzt starrte Kian auf die Oberfläche des Wassers, doch ehe er etwas tun konnte, bellte Vamon ein „Abführen!“. Die Soldaten kamen dem Befehl nach, fassten nach Kians Armen. Und während überall Kampflärm tobte, Menschen schrien, Waffen klirrten und Häuser in Flammen standen, wurde Kin aus dem Sumpf gezerrt.
~*~
Wasser tropfte von der Decke in das dunkle Verließ, in dem Kian auf sein Urteil wartete. Er hatte bis zuletzt gekämpft. Doch er wusste auch, dass seine einstigen Herrinnen ihn nun nicht mehr retten würden. Es war aussichtslos, doch er war stolz. Stolz darauf, erkannt zu haben, was richtig war. Denn Kian war sich sicher, das Richtige getan zu haben. Natürlich bereute er es, April nicht gerettet haben zu können, aber er war auch nicht wieder auf seine alte Seite zurückgekehrt. Er hatte versucht zu verhandeln, hatte versucht zu überzeugen, den Rebellen ihr Land zu lassen. Aber letztendlich war er hier gelandet. Nun gab es für ihn nichts mehr zu tun. Er hatte alles getan, was er hatte tun können.
Schritte kamen näher, Stimmen drangen an sein Ohr.
Als Kian aufblickte, ging die Tür zu der kleinen Zelle auf und ein Soldat brüllte ihn an: „Los, raus hier!“ Er kam den Worten nach und stolperte mit verbundenen Händen in den Gang.
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„Kian Alvane, hiermit wirst du des Hochverrates beschuldigt und zum Tode verurteilt.“, verkündete Vamon geradezu mit feierlicher Stimme. „Ich hoffe du verstehst, dass die Herrinnen keine Zeit für so eine Nebensächlichkeit haben.“, fuhr er fort, ehe er leise zischte, sodass nur Kian es hörte: „Aber das ist sowieso nicht so schlimm…bei einem wie dir verpasst man nichts.“
Als seine Ansprache geendet hatte, trat Kian die Stufen hinauf. Wie früher zeigte sein Gesicht keine Regung. Wenn er nun schon sterben sollte, dann wenigstens erhobenen Hauptes. Er hatte keine Angst. Nicht vor dem Tod, dem er schon so oft ins Auge geblickt hatte.
Langsam wanderte sein Blick hinauf zur Sonne- und da stockte er. Die umstehenden Menschen sahen sich verwundert um, fragten sich nur, warum er stehen blieb und alles scheinbar hinauszögerte.
Doch das kümmerte Kian nicht. Er achtete auf etwas ganz anderes.
In der blutig-roten Sonne war ein schwaches, erst kaum erkennbares Schimmern zu sehen. Doch langsam wurde es größer, wirkte nun eher wie ein Nebelschleier. Er wuchs und wuchs, bis Kian das Abbild einer jungen Frau erkennen konnte.
„April…“, flüsterte der ehemalige Assassine leise, als sie auf ihn zukam und sich auf seine Schultern stützte.
„Egal was du denkst, du hast mich gerettet, Kian Alvane. Ich hatte das Glauben in das Gute verloren, den Glauben in die Menschen. Doch von eurem Volk waren nicht alle gleich. Du warst anders. Du hast erkannt, was falsch ist. Nur habe ich das zu spät bemerkt…
Mach dir keine Vorwürfe, ich bin frei. Und bald werden wir uns wiedersehen, versprochen.“
Zum allerersten Mal sah Kian diese Frau lächeln. Und wie er es vermutet hatte, war sie so wirklich wunderschön. Sie beugte sich zu ihm und drückte ihm ihre Lippen auf, bevor sie verschwunden war. Die Berührung hatte sich kaum anders als ein Windhauch angefühlt.
Der ehemalige Krieger lächelte und blickte ein letztes Mal in die Sonne, ehe er seinen Weg fort setzte. Und selbst, als sie ihm die Schlinge umlegten, lächelte Kian. Er hatte keine Angst vor dem Tod. Es war nur ein kurzer Augenblick, ein kurzer Zustand. Er wusste genau, was ihn danach erwarten würde.
Und während die Sonne unterging, ging auch das Leben von Kian Alvane zu Ende.
Sein Rivale Vamon jedoch war nicht glücklich. Nicht, nachdem er Alvane’s Lächeln gesehen hatte. So hatte er gehofft, sich wenigstens freuen zu können, nachdem der junge Mann seinen letzten Atemzug getan hatte. Doch auch dem war nicht so. Wie konnte der Kerl nur lächeln?! Jeder Mensch entwickelte im Moment des Todes Angst oder Panik! Warum er nicht?!
Er hatte ihn gefangen genommen, gedemütigt und erniedrigt. Er hatte Kians Körper töten können, nicht aber dessen Seele: Sie war nun endgültig frei.
Free & Independendent Heart - Ende
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