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Wahre Jahre 15 Jahre In Extremo

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
04.08.2010
04.08.2010
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Wahre Jahre 15 Jahre In Extremo
                          Festivalbericht

So, nun will auch ich meinen Senf dazu geben und meine Erlebnisse des Wochenendes zum besten geben. Zwar etwas spät, aber ich hatte noch eine Prüfung zu überstehen und ein etwas unangenehmes Mitbringsel aus Erfurt auszukurieren. Aber wie sagt man so schön, besser spät als nie XD.

Freitag 23.07.2010
Wie viele andere auch sind meine Mitstreiterinnen und ich bereits Freitagnachmittag in Erfurt angereist. Weil Mary und ich mit dem Auto aus Leipzig kamen (ich hatte die Woche zuvor Urlaub bei Mary in Leipzig gemacht) waren wir früher bei unserer Herberge als Jule, die mit dem Zug aus Berlin anreisen würde. In der Herberge teilte uns der nette Mann am Empfang mit, dass es uns nur möglich sei gemeinsam einzuchecken und so mussten wir auf die noch fehlenden Zimmergenossen warten. Aber Jule ließ nicht all zu lange auf sich warten, hatte sie mich doch per SMS immer auf dem Laufenden gehalten wo sie sich gerade befand. Aber als sie ankam mussten wir feststellen, dass die Freundin mit der sie eigentlich kommen wollte, kurzfristig abgesprungen war. Na toll, was sollten wir jetzt tun? Würden wir den nun fehlenden Gast mitbezahlen müssen, oder gar nicht erst den Zimmerschlüssel bekommen, oder würde man uns die Sache verzeihen und jedem nur seinen Aufenthalt berechnen?
Zu unserem Glück stellte sich beim einchecken heraus, dass es in Ordnung war. Wir bezahlten unseren Aufenthalt und bekamen den Zimmerschlüssel ausgehändigt. Nummer 13. Ob das eine tiefer Bedeutung hatte? Hierzu ist zu sagen das ich mit Jugendherbergen bisher nicht allzu gute Erfahrungen gemacht hatte und deshalb unheimliche Horrorvisionen im Vorfeld gehabt hatte. Aber die waren zum Glück alle unbegründet, denn unser Zimmer war sauber und gratis Bettwäsche gab es auch noch. Nach kurzer Erklärung, warum ich auf keinen Fall in einem Stockbett oben schlafen würde (ich habe ein unheimliches Talent mich immer und überall ungewollt selbst zu verletzen und wäre deshalb schon allein aus Prinzip garantiert runtergefallen), war unser Zimmer auch schon bezogen. Das heißt nachdem es meine reizenden Gefährtinnen geschafft hatten, sich anstelle von zwei Bettlaken je eine Bettdecke zu besorgen und ich meinen ganz persönlichen Kampf mit meiner Bettwäsche gewonnen hatte. Kurz darauf saßen wir zusammen und ich stellte aufgrund der Tatsache, dass unsere liebe Jule die Einzige von uns Dreien war, die blondes Haar hatte (das von Mary und mir ist schwarz) somit alles überstrahlt. „You sparkle like Diamonds“ waren meine Worte ihr gegenüber, XD woraufhin Mary ihr den Spitznamen Glühwürmchen gab, woraus bald „oh heiliges Glühwürmchen“ wurde, da sie sie ja von ihrer geistigen Umnachtung befreite (ich hatte einige Stunden zuvor im Auto festgestellt, das sie auch lichte Momente hat. Ja ich weiß wir sind wirklich nett zu einander nicht *lach*). Ich glaub es ist überflüssig zu erwähnen dass Jule diesen Spitznamen nie wieder losgeworden ist, genauso wenig wie ich den fürchterlichen Spitznamen Kassandra Wurstsemmeln (sie fanden meine Aussprache des Wortes Wurstsemmeln sehr lustig, sehr bayrisch eben) oder Mary die geistige Umnachtung mit lichten Augenblicken.
Bei einem Blick aus dem Fenster (es regnete Bindfäden und machte auch nicht den Eindruck als wolle es in nächster Zeit aufhören), waren wir uns alle einig. Wir bemitleideten die Camper und waren froh selbst ein trockenes und warmes Bett zu haben.
Doch bald tat sich das erste Problem auf. In welcher Richtung ging es von unserer Herberge aus zur Zitadelle und wo sollten wir die Festivalbändchen herbekommen? Da ich selbst den Orientierungssinn einer Bockwurst besitze überließ ich die Navigation Mary, die es wie keine andere versteht Karten zu lesen und zur Not konnte Frau ja noch nach dem Weg fragen. Weil Mary auf Zigarettenentzug war und es in der Herberge logischerweise verboten war zu rauchen und wir anderen unbedingt wissen wollten, wo wir am nächsten Tag hin mussten, beschlossen wir kurzerhand eine Regenwanderung zu machen, die wir aber nach halbem Weg wieder abbrachen, weil es uns dann doch entschieden zu nass wurde.
Den Rest des Abends verbrachten wir damit uns zu freuen, dass wir eine Dusche hatten sowie mit sinnlosen Spielen. Ich sag nur „Ein Beruf mit R?“ - „Richard!“. Meine reizenden Mitstreiterinnen fanden es aus irgendeinem Grund dann auch saukomisch eine meiner Storys zu verhackstücken, woraus dann der unheimlich sinnfreie Satz entstand „Ich mache mir Sorgen und falle ins Koma“ der sich ebenso wie diese bekloppten Spitznamen wie ein roter Faden durch das ganze Wochenende ziehen sollte, fragt mich bitte nicht wieso, das entzieht sich bis heute meiner Logik.

Samstag 24.07.2010
Ich bin notorischer Morgenmuffel, das ist ein Fakt an dem es eigentlich nichts zu rütteln gibt. Umso seltsamer war es, das diesmal ich diejenige war, die Punkt halb sechs putzmunter im Zimmer umher rannte und meinen beiden Mitbewohnerinnen gehörig auf die Nerven ging. Ich hatte also die Wahl, entweder ich verhielt mich ruhig oder ich würde verbannt. Ich entschloss mich letzten Endes dazu, es noch mal mit schlafen zu probieren und siehe da, es gelang sogar. Nur leider zu gut, denn um Punkt Acht Uhr klingelte schließlich der Wecker und da war sie wieder, die altbekannte schlechte Laune am Morgen. Ich frage mich ernsthaft wer auf die wahnwitzige Idee gekommen war, dass es Frühstück in der Herberge nur von Acht bis Neun gab. Und ein Blick in die Gesichter von Mary und Jule verriet mir, dass sie genau das selbe dachten. Nicht wirklich kommunikationsfähig trotteten wir also runter in den Speisesaal, wo ich eine weitere meiner Horrorvisionen in Form des Frühstücks nicht bestätigt sah. Es gab frischen Kaffee um ordentlich wach zu werden, was mir persönlich normalerweise gereicht hätte. Aber auch das aufgebaute Buffet konnte sich sehen lassen und so frühstückten wir alle drei wahrscheinlich zum ersten Mal in unserem Leben richtig.
Weil wir nach dem Frühstück noch massig Zeit hatten, beschlossen wir noch etwas zu faulenzen, bevor wir uns doch langsam festivalfertig machten, um schließlich gegen 12 Uhr mittags Richtung Zitadelle aufzubrechen. Ich bin im nachhinein sehr froh, dass wir uns entschieden hatten zu Fuß zu gehen, denn so haben wir auch etwas von Erfurts wirklich wunderschöner Altstadt zu sehen bekommen. An dieser Stelle geht mein besonderer Respekt an Mary, die sich auf Höhe des Domplatzes bis hinauf zur Zitatelle Jules und mein gejammertes „Ich hab Hunger!“ anhören musste. „Respekt Maus, ich hätte wahrscheinlich nicht, soviel, Geduld gehabt und Jule und mich an deiner Stelle erschlagen!“ *lach*
An der Zitadelle angekommen wurde auch sogleich das Mysterium Festivalbändchen gelüftet, denn die gab es gegen vorzeigen der Eintrittskarte gleich am Eingang. Als das erledigt war, entschieden wir uns den Mittelaltermarkt aufzusuchen um dort erst mal etwas ess- und trinkbares zu besorgen und die Zeit bis zum Einlass zu verbummeln.
Auf dem Mittelaltermarkt angekommen, traf mich erst mal innerlich der Schlag, die letzte Veranstaltung dieser Art hatte ich zusammen mit meiner Freundin Tine besucht die im September 2009 an den Folgen einer Lungenembolie gestorben ist. Irgendwie waren das verdammt viele Erinnerungen, denn sie hat alles was mit Mittelalter zu tun hat mindestens genauso sehr geliebt wie ich. Trotz allem war ich mir sicher das sie gewollt hätte, dass ich und meine beiden Freundinnen dieses tolle Festival genießen, was wir schließlich auch taten.
So deckten wir uns erst mal mit guten Thüringer Rostbratwürsten und zwei Bechern Met sowie einem Becher Apfelsaft ein, womit Mary auch endlich ihre Ruhe vor quengelnden Weibern hatte, denn die waren ja nun mit Essen versorgt *lach*.
Die Gaukler, denen wir anschließend eine Weile zuschauten waren mein persönliches Highlight, wobei wir alle drei der festen Überzeugung waren. dass der Jüngere der beiden - ein junger Mann mit blonden Haaren - ein Mädchen sei. Aber wir wurden eines Besseren belehrt als die liebreizende Conny Fuchs plötzlich neben uns saß und meinte das es ein Junge wäre. Himmel war das peinlich!
Tja und dann war es auch schon soweit, Einlass. Hingegen meiner Befürchtungen ging es recht gesittet von statten, ich dachte es würde mehr Gedränge geben, aber In Ex hat wohl einfach die liebsten und nettesten Fans *lach*. Wir schafften es einen Platz in den vordersten Reihen und was mir persönlich sehr wichtig war, soweit rechts (von der Bühne aus gesehen  links) wie möglich zu ergattern. Tja und nach einer kurzen Wartezeit ging es auch schon los, den Moderator der die Bühne betrat kannte ich irgendwoher aber ich konnte mich beim besten Willen nicht an den Namen erinnern (später bei Poc Vecem wusste ich dann woher ich ihn kannte, Alzheimer lässt grüßen).
Und dann betrat mit Ohrenfeindt auch schon die erste Band des Tages die Bühne und ich muss sagen, die Jungs haben wirklich gerockt. Zwar kannte ich nicht eines ihrer Lieder, sah mich aber genau wie meine beiden Mitstreiterinnen genötigt mit zurocken, da man bei dieser Musik einfach nicht still sitzen konnte. Der zweiten Band Pothead konnten wir allerdings nicht wirklich etwas abgewinnen. Erstens waren sie musikalisch so gar nicht unser Fall und zweitens fand ich die Interaktion mit dem Publikum mehr als dürftig. So geschah es, das Jule und ich anfingen bescheuerte Discotänze à la Saturday Nightfever mitten in der Menge aufzuführen und so die Blicke Vieler auf uns zogen. Ich glaube, wir haben das Zeug zu Alleinunterhaltern *gg*. Dafür wurden wir von Oomph mehr als entschädigt. Sie hatten es wirklich drauf, das Publikum zu rocken und ich habe mich unheimlich gefreut sie mal wieder live zu sehen, auch unser Glühwürmchen Jule war recht schnell Feuer und Flamme für die Jungs, vor allem für Crap *hust* sie sollte aufpassen das sie sich nicht verbrennt *lach*.
Tja und dann folgte natürlich das Highlight auf das alle gewartet hatten. In Extremo betraten mit einem großen Knall (so erschien es mir zumindest) die Bühne. Schon der Opener in Form von „Raue See“ zog mich und auch meine Mädels in den Bann. Schon mit dem ersten Ton hatten die Jungs uns um den kleinen Finger gewickelt. Meiner Meinung nach war die Setlist einfach klasse, Songs wie „Vollmond“ oder „Spielmannsfluch“ dürfen einfach nicht fehlen aber besonders gefreut habe ich mich über „Ai Vis Lo Lop“ bei dem dann auch die Füchsin mit auf der Bühne stand. Da habe ich mich echt gefreut wie ein Schnitzel! Auch ein heimliches Highlight war der Auftritt von Dero, was hab ich gelacht. Mein erster Gedanke war ‚Himmel was ist das denn für ne muskulöse Frau und nen Bart hat sie auch noch’ XD bis ich dann gesehen habe „Ach du Sch*** das ist ja Dero!“ Echt gelungener Auftritt. Gruß an Micha: Mandarinen sind gespritzt! Klar schmeckt das sch***, wenn man in die Schale beißt *lach*. Wirklich ergreifend fand ich auch die Piano Version von „Spielmann“. Ich hatte ne richtige Gänsehaut und Mühe ein paar Tränchen zu unterdrücken. Hierbei sei erwähnt, das Songs wie „Frei zu sein“ und „Aufs Leben“ zum persönlichen Soundtrack meines Lebens zählen und mein kleines Herzchen einfach nur überquoll vor Glück als ich sie live hören durfte. Als dann noch mein insgeheim Wunsch nach „Poc Vecem“ erfüllt wurde, gab es kein halten mehr. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal auf einem Konzert so sehr abrocken konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich In Extremo vor fünf Jahren das erste und letzte Mal gesehen. Nach diesem Abend frage ich mich, wieso eigentlich? Warum nicht eher? Auch die Fans sind einmalig. Ich hatte, auf diesem Platz an diesem Abend das Gefühl, als wusste einfach jeder was der jeweils andere denkt und das ganz spontan ein Geburtstagsständchen für die Jungs angestimmt wurde - in das ich und meine Mädels natürlich prompt einfielen - war echt der Hammer. Also für den ersten Abend kann ich nur sagen, Hammer Tag mit Hammer Bands. Toller Auftritt von In Extremo die ich - genau wie viele andere wahrscheinlich auch - am liebsten gar nicht mehr von der Bühne gelassen hätten. An dieser Stelle ein riesen Lob an Specki. Ich durfte ihn ja schon bei der Letzten Instanz live erleben und habe an diesem Abend mal wieder festgestellt, dass er einfach einmalig ist. Er hat sein Sache super gut gemacht und es machte unheimlichen Spaß ihm bei der Arbeit zuzusehen. Zum Abschluss plünderten Glühwürmchen Jule und ich noch den Merchstand Schließlich wollte Frau für den kommenden Tag angemessen gekleidet sein. Dann machten wir uns mal wieder geführt von unserer geistig umnachteten guten Seele Mary auf den Weg zur Herberge, wo wir überflüssigerweise feststellten, dass unsere Füße ein einziger Klumpen Schmerz waren *lach*. Tja so ist das Leben und der Tag war es allemal wert.

Sonntag 25.07.2010
„Scheiße es ist halb neun wir haben verschlafen, wir kriegen kein Frühstück mehr!“ Durch diese aufgeregten Rufe von Jule Glühwürmchen wurden wir am Sonntagmorgen unsanft geweckt und ich sah schon einen schrecklichen Tag vor meinem inneren Auge vorbeiziehen, da ich schon befürchtete keinen Kaffee mehr zu bekommen. Wie es dazu kam, das wir augenscheinlich den Wecker nicht hörten ist einfach erklärt. Meine liebreizenden Mitstreiterinnen waren nämlich schon wieder der Meinung besagte Story vom Vortag noch einmal verhackstücken zu müssen. Da kamen so groteske Auswüchse heraus, das selbst ich nicht mehr an mich halten konnte und so kam es das wir uns die halbe Nacht tot lachten (Ich sag nur Sailor Specki! Vielen Dank Mädels, dank euch bekomme ich dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf), was letzten Endes zu Schlafmangel führte. Aber die Entwarnung kam von Mary die meinte es sei erst viertel Neun und wenn wir jetzt aufstehen würden, hätten wir noch Zeit etwas zu Frühstücken was wir auch prompt taten. Puh, Tag gerettet. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn man mich und vor allem Mary ohne morgendlichen Kaffee auf die Menschheit losgelassen hätte. Doch dies blieb ja zum Glück aus und wir hatten nach dem Frühstück sogar wieder genügend Zeit zum fertig machen.
Auf dem Weg zur Zitadelle, wieder etwa auf Höhe des Domplatzes, hatte Mary dann plötzlich ein  Déjà-vu, denn wieder quengelten ihr ihre beiden Begleiterinnen - in Form des Glühwürmchens und meiner Wenigkeit - die Ohren damit voll, dass sie Hunger hatten. Also gleiches Spiel wie am Vortag. Erst mal den Mittelaltermarkt überfallen, dort Essen und Trinken, sowie die Zeit bis zum Einlass totschlagen. Was uns wieder prächtig gelang. Nebenbei ergatterten wir noch ein Kopftuch fürs Glühwürmchen damit die keinen Sonnenbrand auf dem Kopf im Laufe des Tages bekam.
Dann war es auch schon Zeit für den Einlass, hierbei gilt unser ganz besonderer Dank dem lieben René. Einem sehr netten jungen Mann, den wir beim Konzert am Vortag getroffen haben und der uns netterweise einen Platz in der Schlange am Einlass frei hielt. Dies hatte den tollen Nebeneffekt das wir es wieder in die ersten Reihen ganz rechts schafften. Irgendwie der beste Platz für uns drei um ein In Ex Konzert zu verfolgen, obwohl wir wenn es nach Jule gegangen wäre auch etwas mehr mittig hätte stehen können. Aber nix gibt’s! Ich bestand auf rechts und ich habe gewonnen, muahaha.
Tja die Zeit bis zur ersten Band wollte und wollte nicht vergehen und zu allem Übel schien uns die „schöne“ Sonne auch noch direkt an, ich glaub ich muss nicht erwähnen, dass ich auf Grund meiner Sonnenallergie nicht wirklich ein gutes Haar an diesem blöden Stern lassen kann. Weil auf dem Platz eh alle mit sitzen beschäftigt waren und sie wusste, das Jule und ich ihr ihren Platz freihalten würden, entschloss sich Mary noch einmal den Merchstand aufzusuchen. Sie wollte sich auch noch ein T-Shirt kaufen, außerdem hatte ich sie darum geben mir das Buch „Spielmannsfluch“ mitzubringen. Nach einer Ewigkeit (zumindest kam es uns so vor), am Merchstand musste wohl ne ziemlich Schlange gewesen sein, kehrte Marry mit ihrer Beute zurück. Ihr T-Shirt hatte sie schon an, aber wo war mein Buch? Als ich schon etwas sagen wollte meinte sie: „Melli, bevor du dich beschwerst, lass mich dir einen Rat geben. Das Ding ist riesig und gebunden, glaub mir diesen Schinken willst du nicht während der Konzerte mit dir rumschleppen!“ Ich war zwar noch skeptisch, erinnerte mich aber das sie mir bisher immer nur gute Ratschläge erteilt hatte. So entschloss ich mich das Buch am Ende des Abends zu besorgen, denn eines stand für mich sicher fest: Ohne dem Buch würde ich das Gelände nicht verlassen, jawohl! Dann geschah etwas was alle Festivalbesuchern verständlicherweise in Jubel versetzte... Eine Wolke verdeckte die uns schon lange quälende Sonne und spendete uns wohltuenden Schatten. Von Mary kam daraufhin nur der trockene Kommentar, „Diese Wolke hat mehr Applaus bekommen, als Pothead gestern!“ Alles um uns herum begann schallend zu lachen, aber sie hatte recht XD.
Dann war es endlich soweit, Fiddlers Green betraten die Bühne. Auch so eine Band, die ich mehr oder weniger freiwillig vor einer halben Ewigkeit mal live gesehen hatte. Allerdings durfte ich sehr schnell feststellen, das ich total vergessen hatte wie viel Spaß diese Band doch machte. Denn das taten sie. Von der ersten bis zur letzten Minute musste man bei ihrer Musik einfach mit gehen. Einzig die Wall of  Death äh... Folk war mir nicht so wirklich geheuer, ich bin nun mal ein sehr kleiner und auch recht zierlicher Mensch, daher machen mir kloppende Menschenmassen sehr Angst. Dies war wohl auch der Grund aus dem ich panisch die Flucht nach vorne antrat und mich aus der Wall of  Folk heraushielt. Für diejenigen, die in meinem Block standen, ja das schwarzhaarige Weib das sich panisch an die Absperrung in der ersten Reihe geklammert hat, war ich *lach*. Aber alles in allem war ich von Fiddlers Green sehr angetan, ebenso wie meine Maus und mein Glühwürmchen die nur gutes über die Jungs verlautbaren ließen. Tja und dann war auch schon wieder Umbaupause angesagt. Ich muss sagen, im Nachhinein bin ich meinen beiden Weibern mehr als nur dankbar, dass sie auf die Idee gekommen sind das Wasser mitzuschleppen. Ich glaube andernfalls hätten wir diesen Tag nicht überlebt. Und dann war es auch schon Zeit für die zweite Band an diesem Tag, Korpiklaani. Für mich eine Band, bei der es sich ebenso verhielt wie bei Fiddlers Green, denn auch sie gehören in die Kategorie Bands, auf deren Konzert mich mein Ex irgendwann mal mitgeschleppt hat. Nur dass ich an das Konzert dieser Band kaum noch Erinnerungen habe (muss ich wohl verdrängt haben). Jedenfalls hatte ich mich auf Korpiklaani schon sehr gefreut, denn ich höre ihre Musik zwischendurch doch ganz gerne mal. Nur leider muss ich im Nachhinein sagen, dass ich von diesem Auftritt doch etwas enttäuscht war. Ich kann nicht genau sagen woran es lag, aber der Funke wollte einfach nicht so richtig überspringen und als dann noch die brennende Zigarette des Sängers in meinen Haaren landete, war ich dann auch noch dezent angesäuert. Schade, auf dem Album Top, für mein Empfinden live ein Flop, aber zum Glück sind Geschmäcker ja verschieden.
Es folgte wieder eine Pause, in der die Bühne für In Extremo fertig gemacht wurde. Uns schliefen in der Zwischenzeit sämtliche Extremitäten ein, weil wir der Meinung waren uns bis Beginn hin setzen zu müssen. Hier übrigens noch mal ein Dankeschön an meinen ganz persönlichen Helden René, der mir - die mit ihren kaputten Knien  auf keinen Fall mehr auf die Beine gekommen wäre - immer wieder ganz geduldig aufgeholfen hat.
Und dann war es zum zweiten Mal an diesem Wochenende soweit. Die Band auf die alle gewartet hatten, betrat zum wiederholten male die Bühne. Mit „Sieben Köche“ starteten sie in eine, wie ich finde grandiose zweite Runde. Und entgegen der Meinung einiger Kritiker, fand ich auch diese Setlist wieder sehr gelungen und denke das ich auch im Namen meiner Mädels spreche, wenn ich sage, das die Wiederholungen mal überhaupt nicht gestört haben. Im Gegenteil, ich finde es waren Sachen, die Frau gerne noch ein zweites Mal gehört hat. Mein ganz persönliches Highlight an diesem Tag war eindeutig „Herr Mannelig“, denn jeder der mich kennt weiß, dass bei mir alles mit diesem Song angefangen hat. Durch dieses Lied lernte ich die Musik von In Ex richtig kennen und lieben. Auch andere Songs, die am Samstag nicht gespielt wurden wie „Omnia sol Temperat“ waren sehr willkommen und auch an diesem Tag wurde ein heimlicher Wunsch von mir in Form von „En esta Noche“ erfüllt (irgendwie find ich das Lied toll). Allerdings durfte ich bei diesem Lied mal wieder feststellen, ich bin wirklich Kassandra *lach*. Denn als Micha einen weiteren Gast ankündigte meinte ich noch scherzhaft zum Glühwürmchen „Pass auf gleich kommt der Kelly...“ und wer stand wenige Minuten später auf der Bühne? Joey Kelly, ich kriege echt Angst vor mir *lach*.
Ähm ja die Flugzeuge fliegen tief, es gibt schlechtes Wetter *lach*,.Da passte „Über den Wolken“ wirklich wie die Faust aufs Auge. Tja ihr lieben Exler, auch eure Fans haben durchaus Gesangstalent XD. Natürlich, die Klassiker „Spielmannsfluch“ und „Vollmond“, wenn die gefehlt hätten, wäre es wohl kein richtiges In Ex Konzert gewesen. Das sind einfach die Hymnen schlechthin. Auch die Wiederholung der Piano Version von „Spielmann“ sorgte wieder für absolutes Gänsehautfeeling. Als die Jungs dann auch noch „Aufs Leben“ anstimmten, brachen alle Dämme, zumindest bei mir. Das Lied ist so schön und hat so viel Wahres, dass ich die Tränen einfach nicht zurück halten konnte. Wie gesagt, es gehört zum Soundtrack meines Lebens. Wirklich, wieder ein wundervoller Auftritt bei dem die Jungs wieder alles für ihre Fans gegeben haben, einziger Wermutstropfen waren die Probleme mit Yellow Pfeiffers Dudelsack. Es tat dem Konzert zwar keinen Abbruch, aber man sah ihm an dass es ihn schon geärgert hat, trotzdem sehr professionell gemeistert. Meine Hochachtung, Hut ab. Der Kniefall den wir Fans dann anschließen vor den Jungs hinlegten, war meiner Meinung nach mehr als nur ein bisschen verdient, immerhin haben sie für und mal wieder alles gegeben.
„Ohne Zugabe gehen wir nicht nach Haus!“ aber alles rufen half leider nichts das Konzert war aus und was nun? Ach ja richtig ich wollte mir ja ums Verrecken dieses Buch holen. Ohne wollte ich ja wie gesagt nicht das Gelände verlassen. Also setze ich mich von meinen Mitstreiterinnen, die sich etwas zu trinken holen wollten, in Richtung Merchstand ab, um das Objekt meiner Begierde zu ergattern. Das stellte sich dann auch nicht unbedingt als Problem heraus. Ob es nun an meiner Größe lag, dem Niedlichkeitsbonus oder einfach nur dem Fakt zu verdanken war, dass nicht mehr ganz so viel los war, egal ich bekam was ich wollte und war mehr als nur ein bisschen glücklich. Aber als ich besagtes Buch in Händen hielt, wusste ich auch was Mary einige Stunden zuvor gemeint hatte und ja, ich hätte es wirklich nicht die gesamten Konzerte über mit mir herum schleppen wollen. Sah ich doch jetzt ganz offensichtlich schon so aus wie Gollum der gerade den Ring zurück gewonnen hatte. Was mir auch prompt von einem mir unbekannten jungen Mann mit einem gezischelten „MEIN SCHAAAAAAAATZZZZZ“ mitgeteilt wurde. Na und, in gewisser Weise ist es auch so was wie mein Schatz. Das gebe ich nur zu gerne zu. Eigentlich wollten wir uns daraufhin auf den Weg zurück zur Herberge machen, schafften es aber irgendwie nur den halben Berg hinunter, weil wie sollte es auch anders sein, meine Wenigkeit etwas entdeckt hatte. Nämlich einen jungen Mann mit einem gerade zu trefflichen In Extremo Shirt. Als ich ihm sagte das mir sein Shirt gefiele, musste er grinsen und erklärte mir kurz darauf das er im Laufe des Tages wohl schon einige Angebote dafür bekommen hatte, da es das Shirt offenbar nirgends mehr zu kaufen gab. Aber hergeben wollte er es offensichtlich wirklich nicht. Nach kurzer Diskussion und einer Zusicherung meinerseits, das er es auf jedenfall wieder bekommen würde, entschieden wir uns zu einem kurzen T-Shirt Tausch. So geschah es, dass wir uns am Fuße der Zitadelle doch allen ernstes die T-Shirts auszogen und austauschten. Was bedeutete, das er mit meinem Wahre Jahre Girly Shirt herum rannte und ich mit seinem hübsch T-Shirt das ich locker als Kleid hätte tragen können, da es mir schlicht und ergreifend zwei Nummern zu groß war.
Dann ging es in meinen eigenen Kleidern zurück zur Herberge, wo zumindest zwei von uns sich einig waren. So beschlossen Jule und ich kurzerhand „Wir stinken wir gehen Duschen“. Ich war als erste an der Reihe und schaffte es zum Krönenden Abschluss des Abends auch noch fast mich selbst in der Dusche aus zuknocken. Auch an diesem Abend blieb meine arme Story nicht vor Glühwürmchens und den Ideen der geistigen Umnachtung verschont und ich frage mich noch heute wie es sein kann das drei Weiber an einem Wochenende so viel Scheiße labern können.
Kurz vorm Einschlafen dann mein ganz Persönlicher Schock, von dem meine Mädels nicht wirklich etwas mitbekamen. Denn oh Schreck, auf einmal war der Spielmannsfluch weg und ich konnte dieses vermaledeite Buch auch nirgends ausfindig machen. Ich entschloss mich schließlich am nächsten Morgen im Licht weiter zu suchen.

26.07.2010
Der Tag des Aufbruchs, begann für mich mit einem harten Erwachen. Als ich spürte das mein Kopf auf einem ungewöhnlich Hartem Gegenstand lag, war mein erster Gedanke‚ wie konnte mein Kopfkissen über Nacht so hart werden?’ Als ich dann mehr oder weniger wach wurde, fiel mir erst auf worauf ich da wirklich lag. Ganz offensichtlich hatte ich die Nacht nicht auf meinem Kopfkissen, sondern auf dem von mir die Nacht zuvor schmerzlich vermissten Buch verbracht. Super, dieses Rätsel wäre gelöst, stellt sich nur noch die Frage: wie ist das Ding in mein Bett gekommen? Ich beschloss nicht weiter darüber nachzudenken, sondern mich zu freuen, dass es wieder da war (an dieser Stelle sei erwähnt dass ich zwar jetzt wieder Zuhause bin, der Spielmannsfluch aber auf Grund chronischen Platzmangels noch immer in meinem Bett, allerdings nun in meinem eigenen liegt). Tja nach dem Frühstück ging es mit gepackten Taschen, wundervollen Erinnerungen und ganz viel Wehmut, aber guten Gefühlen im Herzen der Heimat entgegen.

Mein Fazit für dieses Wochenende ist Folgendes. Ich bin sehr froh es mit euch allen erlebt zu haben, besonders mit meinen beiden Schätzen Mary und Jule. Mädels ihr seid einfach einmalig und ich vermisse euch jetzt schon so sehr, dass ich es kaum erwarten kann euch wieder zu sehen. Wir haben so viel Schönes erlebt und so viel Scheiß gemacht, einfach unvergesslich. Auch durfte ich an diesem Wochenende so viele neue und unheimlich liebenswerte Menschen kennen lernen wie René und Jana, und auch die beiden Mädels die am Sonntag in unserem Block standen, deren Namen ich leider nicht mehr weiß. Falls ihr das lest, es tut mir leid das ich euch zum Schluss ein wenig Sorgen bereitet habe, das lag nicht in meiner Absicht.
Zum Schluss ein unendlich großes Dankeschön an In Extremo. Jungs ihr macht mein Jahr perfekt. Mit eurer Musik  habe ich mich durch die Prüfungen gekämpft und mit eurer Musik - sogar von euch persönlich gespielt - durfte ich mein Bestehen dieser Prüfungen feiern. Danke für die Musik und danke das ihr die seid, die ihr seid. Die unglaublichste Band die ich je gesehen habe. Ich hoffe darauf noch viele Konzerte mit euch erleben zu dürfen, denn wie ihr schon selbst so treffend gesagt habt, auf die nächsten 15 Jahre.

Eure Melli
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