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120 Leben, 120 Geschichten, 120 Welten, Mythen und Legenden,...

von eLa Dani
Kurzbeschreibung
GeschichteMystery / P18 / MaleSlash
14.06.2010
31.03.2021
35
43.039
 
Alle Kapitel
16 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
 
31.03.2021 844
 
Dying- SterbenKurzgeschichte

Er stand am Fenster und blickte hinaus. Seine Gedanken waren beim vergangenen Sommer, die Freude in ihren Augen, die auch er empfunden hatte. Ihr Glück, welches auch er empfunden hatte. Sie hatten so viele Pläne gehabt und so viel gemeinsam unternehmen wollen. Dann war der Unfall gewesen, hatte sie mitten aus dem Leben gerissen. Seither war sie in diesem Hospital. Zuerst hatte er gefürchtet sie zu verlieren, ehe es richtig begonnen hatte. Doch ihr Zustand hatte sich seltsam rasch stabilisiert. Die Brüche waren geheilt, es ging ihr stetig besser. So gut, sie waren im Park spazieren gewesen, zwar hatte sie in einem Rollstuhl gesessen, aber schon bald hatte sie im Hospital wieder die ersten Schritte gemacht.
In der letzten Woche war er gekommen, um sie nach Hause zu bringen. Sie hatten einen schönen Abend verbracht und zum ersten mal gewagt neue Pläne zu schmieden, kleine Ziele zu stecken. In der Nacht dann war sie unruhig gewesen, am folgenden Morgen unausgeschlafen, matt, ohne viel Hunger und zittrig. Sie war liegen geblieben. In den nächsten Stunden war es ihr immer schlechter gegangen, so dass er sie am Ende zurückgebracht hatte ins Hospital. Die Diagnose an diesem Morgen war Niederschmetternd gewesen. Wie ein Hammerschlag in die Eingeweide. Seine geliebte Moira litt an akutem Nierenversagen. So akut, dass sie in wenigen Tagen, vielleicht auch Wochen sterben würde, einzig eine Organspende würde sie retten können. Allerdings glaubte der Arzt nicht, das eine verfügbar wäre, bis sie zu schwach sein würde.

Hinter ihm bewegte sich Stoff und er wandte sich um.
„Moira.“
„Jonas.“, raunte sie und wirkte ebenso matt wie am Morgen. Er trat neben sie und beugte sich vor, strich ihr über die Wange. „Ich liebe dich.“Sie lächelte und umgriff seine Hand, drückte sie. „Ich weiß, ich dich auch.“, sagte sie, „versprich mir was.“
„Wenn…. Ich kann?“
Ihr Lächeln wurde breiter und sie bat ihn sich neben sie zu legen. Verwundert wollte er wissen, ob das schon alles war. Sie schüttelte den Kopf. „Versprich mir..., dass du… unsere Pläne verfolgen wirst, du wirst nicht davon abrücken, du wirst reisen, dieses… Haus kaufen, den Garten gestalten und,… und du wirst jemanden lieben. Doch… doch… hör zu, du wirst jemanden finden, dich neu verlieben. Ich bitte dich, versprich mir, dass du dich einer neuen Liebe nicht verschließt.“
„Moira…“
„Versprich es! Dein Wort will ich.“Er seufzte, schloss die Augen und versprach es ihr schweren Herzens. Er machte jedoch klar, dass er nicht gewillt war, sie baldmöglichst zu vergessen, seine Liebe zu ihr. Sie nickte, streckt sich, küsste sie und schmiegte sich an ihn. „Denk an dein Versprechen.“, bat sie schlicht. „Das werde ich, versprochen.“
„Gut. Denn irgendwann, kommt deine Zeit, dann sehen wir uns wieder, bestimmt.“
„Schscht, jetzt schlaf!“, bat er und küsste sie, schlang die Arme fest um sie. „Es ist spät und du musst dich schonen, schlaf.“

Minuten später war sie eingeschlafen.Lächelnd betrachtete er sie und war dankbar sie kennengelernt zu haben, ebenso wie er traurig war, sie bald zu verlieren. Er wollte sie nicht vermissen, wollte sie nicht vergessen, glaubte auch nicht das jemals zu können. Irgendwann mitten in seinen Gedanken schlief er ein.

Als er erwachte war es dunkel und sie lag in seinen Armen.Er gähnte, veränderte seine Position. Gerade als er die Augen wieder schloss, wurde ihm klar, dass Moira seltsam steif in seinen Armen lag, sie bewegte sich gar nicht?Erschrocken richtete er sich auf und schaltete das Licht ein. Reglos lag sie da, blass. Er schob eine Hand vor ihren Mund und die Nase, dann drückt er die die Klingel. Da war nichts.

Sie war tot. Moira war tot. Gestorben, einfach so.Viel zu früh.

Und unerwartet, erst vorhin hatten sie gesprochen!Nur vor wenigen Stunden.Einige Wochen später:

Er stand an ihrem Grabstein und ging in die Knie. Leise begrüßte er sie, strich über den Flügel ihrer Engelstatue. „Ich… habe es getan, ich habe unser Haus gekauft und nun muss einiges repariert werden, anderes verändert. Ich denke… es würde dir gefallen.“ Lächelnd stand er auf: „Ich werde mich bemühen mein Versprechen zu halten, mit jedem Tag… ein wenig mehr.“
Er nickte.Dann wandte er sich ab und ging davon. Bisher war er jede Woche an den gleichen drei Tagen gekommen. Von nun an, würde er nur noch einmal die Woche kommen, um mit ihr zu sprechen, sie zu besuchen.Weitere Wochen später besuchte er das Grab nur noch alle zwei bis drei Wochen. Er hatte das Haus inzwischen fertig eingerichtet, inzwischen plante er den Garten. Im Frühjahr würde das sein Projekt werden.

Langsam begann er zu verstehen, wieso Moira diese Versprechen von ihm verlangt hatte. Sie hatte gewollt, dass er wieder glücklich würde zufrieden, wenn der Schmerz und die Trauer es zuließen. Ohne sich schlecht zu fühlen, weil er glaubte sie zu betrügen. Er kam nicht umhin zuzustimmen, dass er Gedanken dieser Art durchaus gehabt hatte.Er seufzte.Ein sanfter Wind umwehte ihn, so einer, wie Moira ihn geliebt hatte.Sein Blick glitt über den Friedhof und er lächelte: „Ich liebe dich auch, Moira. Ewig.“
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