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Eine Symphonie

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P12 / Gen
08.06.2010
08.06.2010
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08.06.2010 1.762
 
Für meine liebe Freundin, Franzi, die es sich so gewüscht hat, eine Gunslinger Girl-Story zu lesen. Ich hoffe es gefällt dir, denn sie ist nur für dich!
Und jetzt viel Spaß beim Lesen!


Artist:    
   Silbermond

Song:  
   Symphonie





Eine Symphonie



~Sag mir was ist bloß um uns geschehen~

Der Regen, der hart ans Fenster prallte, war erbarmungslos und hinterließ eine
nasse Spur, die an Tränen errinerte. Er war fast so heftig wie das Schicksal der
Person, die in dem Bett vor dem Fenster lag.
Keinerlei Bewegung ging von ihr aus, denn das blonde Mädchen lag ganz still da.
Auch wenn sie recht blass wirkte, so konnte man doch sehen, dass sie einst recht
kräftig gewesen sein musste. Oder es immer noch war. Das blaue Krankenhaus Hemd
verdeckte nämlich den weitläufigen Teil ihres muskulösen Oberkörpers. Auch an ihrem,
zwar hübschen, doch eben auch strengen Gesichtszügen konnte man erkennen, dass
sie wohl in ihrem Leben einiges erlebt haben musste.
Momentan allerdings wirkte sie eher schwächlich. So gar nicht wie gewohnt.


~Du scheinst mir auf einmal völlig fremd zu sein~

Triela, so hieß sie, lag ganz allein in dem Raum. Dieser befand sich irgendwo auf der
achten Etage, die sehr still gelegt wirkte. Außerhalb des Zimmers waren weder
Krankenschwestern, noch Ärzte zu sehen. Von anderen Patienten ganz zu Schweigen.
Keine Besucher ließen den Gang lebendiger machen.
Keine Besucher außer ihm.
Vor dem Krankenzimmer stand, vereinsamt, ein Mann. Ein großer und schlanker, gutaussehender Mann,
schwarze Haare. Und das der achte Stock im Krankenhaus so verloren wirkte, richtig deprimierend, lag an ihm.
Der Mann schien zu zögern, seine Finger hatten unsicher den Türknauf umfasst, aber
sie konnten sich anscheinend nicht dazu durchdringen ihn umzudrehen.
Und das ernste Gesicht war auf das „Exit“ Schild, weiter den Flur hinunter, geheftet.
Nicht etwa auf die Tür vor ihm.


~Warum gehts mir nicht mehr gut wenn ich in deinen Armen liege~

Nach gefühlten Stunden zwang er sich den Blick doch abzuwenden,
und schaute zweifelnd auf den Knauf. Reingehen, oder zurückgehen?
Warum nur war es so schwer?
Dabei wusste er doch wie es lief! Drück die Klinke, sagte er sich.
Aber etwas hielt ihn zurück; wozu? Was würde es jetzt noch bringen?


~Ist es egal geworden was mit uns passiert?~

Hillshire hieß der Mann. Schwer fiel es ihm der Tatsache ins Gesicht zu sehen.
Am liebsten würde er gehen, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Tschüss,
weg von seinem Zweifel.
Doch ihm fiel, nicht zum ersten Mal, wieder ein, dass vor diesem Problem davonzulaufen
einen Verrat gleichkam. Verschlimmern würde es die Situation sowieso: Die Geister der
Vergangenheit gaben nie Ruhe, sie verfolgten Einen bis zum bitteren Ende.
Jose, sein Freund und Kollege wusste darum, einmal hatte er ihm gesagt, dass er
niemals würde mit der Vergangenheit abschließen können, weil er davongerannt sei.
Feige und für immer.
Der Gedanke daran, dass Triela wohl für immer durch seinen Kopf spuken würde,
ließen Hillshire bitter schlucken. Schließlich war er ja nicht zum ersten Mal davongerannt.
Immer wenn er sich unwohl gefühlt hatte, war er gegangen.
Im Nachhinein fragte er sich ob vielleicht das der Grund war, warum Triela oft so
zurückhaltend war und ihm aus dem Weg ging.
Am Anfang hatte er gedacht, er müsse ihr mehr Raum geben, dann käme
Triela vielleicht mehr auf ihn zu.
Vielleicht hatte er dadurch aber genau das Gegenteil erreicht?
Er seufzte vergebens auf; als er einmal Nähe zugelassen hatte, hatte es ihn
mehr verwirrt noch als Triela selbst.


~Wo willst du hin ich kann dich kaum noch sehen, unsere Eitelkeit stellt sich uns in den Weg~

Ob sie überhaupt etwas dazu dachte?
Er biss sich kurz auf die Lippen, es war schließlich nur eine Umarmung gewesen.
Von ihm aus, sie hatte sie doch nur erwidert, warum auch immer.
Warum sie das getan hatte, das nagte an ihm, doch hier würde er auch keine
Antwort bekommen.
Hatte sie es aus Erleichterung getan? Weil sie dem Feind so knapp entkommen war?
Oder war es, weil sie einfach nur überrascht gewesen war?
Wahrscheinlich das Letztere, überlegte er verbittert. Was sonst...
Aber war es nicht egal was er dachte?
Es ging doch letztendlich um Triela. Sie lag doch hier, sie würde doch schließlich sterben,
nicht er.
Da war es doch fehl am Platz so in Gedanken zu vesinken, wie Triela jetzt zu ihm stand,
war doch unwichtig.
Sterben.
Wusste sie überhaupt was das bedeutete? Konnte sie verstehen was das
für ihn bedeutete?
Es schüttelte ihn innerlich. Es lag nicht in seinem Bereich sich darum zu kümmern.
Es durfte gar nicht in seinem Bereich liegen.
Um ihre Ausbildung, ja, darum konnte er sich gut kümmern. Das war auch seine
Aufgabe gewesen. Den Rest besorgte Triela selbst, was gut war. Das hatte es auch für
ihn leichter gemacht, mit der neuen Verantwortung klarzukommen. Jetzt musste er eben beweisen,
dass er der Verantwortung auch gewachsen war.


~Wollten wir nicht alles wagen, haben wir uns vielleicht verraten, ich hab geglaubt wir könnten echt alles ertragen~

Würde sie ihn überhaupt empfangen?
Natürlich würde sie, Hillshire lächelte, daran bestand kein Zweifel. Mit der
Ausrede konnte er sich nicht entschuldigen. Es ging doch auch nicht darum sich
auszussprechen, oder so. Nicht von seiner Seite aus zumindest. Das würde Triela
nicht verlangen, oder? Wollte sie überhapt reden? Was wollte sie bitte mit ihm anfangen?
Auch wenn kein offener Streit zwischen ihnen herrschte, so wohl dabei fühlte er sich nicht.
Mit der Blonden ein Gespräch führen zu müssen, dass konnte er einfach nicht ertragen.


~Symphonie
Und jetzt wird es still um uns
Denn wir stehn hier im Regen
haben uns nichts mehr zu geben
Und es ist besser wenn du gehst

Denn es ist Zeit
Sich einzugestehn, dass es nicht geht
Es gibt nichts mehr zu reden
Denn wenn´s nur regnet
Ist es besser aufzugeben~

Was sollte er ihr sagen? Was konnte er ihr sagen?
Worüber wollten sie bitte sprechen?
Eine Verabschiedung hielt er nicht aus, schon jetzt krümmten sich seine Eigenweide
beim bloßen Gedanken daran. Sie selbst war, so glaubte er, auch nicht so der Typ
für Tränenreiche Abschiedsszenen.
Gott sei Dank!
Wenn er aber noch länger hier, wie festgefroren, stehen würde, konnte er nie erfahren,
wie lange sie sich gleich anschweigen würden.
Augen zu und durch? Und warum musste es ausgerechnet heute regnen?
Triela mochte keinen Regen, er auch nicht.


~Und es verdichtet sich die Stille über uns
Ich versteh nich ein Wort mehr aus deinem Mund ~

Mit einem klacken öffnete Hirscher die Tür. Als er zögernd den Raum betrat und seinen
Blick schweifen ließ, bereute er sofort nicht früher gekommen zu sein.
Sein Schützling lag, fast leichenblass, in ihrem Bett. Unzählige Geräte und Kabel lagen um
sie herum, es roch steril, es roch nach Tod.
Geschockt und unsicher trat er näher, er war versucht nicht allzu sehr auf die Bewusstlose zu
starren. Oder war es vielleicht gar unhöflich sie nicht anzusehen?
Warum überhaupt war sie nicht wach? Das machte es doch noch viel schwerer für ihn.
Der Schwarzhaarige hatte sich gerade so dazu durchgerungen mit ihr zu reden, nun schwieg sie.
Und er wusste nicht für wie lange noch.


~Haben wir zu viel versucht
Warum konnten wir's nich ahnen
Es wird nicht leicht sein das alles einzusehn~

Er war zu spät, viel zu spät!
Fassungslos ließ er sich auf einen Stuhl neben dem Bett fallen, es krachte, doch
das interessierte ihn nicht.
Seine Chance war verpasst. Er hatte einfach zu lange gewartet und jetzt würde ihn die
Geister gewiss nie in Ruhe lassen. Das war die Strafe für Feigheit.
Jetzt musste er wenigstens hinsehen.
Er zwang sich Triela genau anzusehen, nahm ihr Gesicht in sich auf, nahm jedes Detail auf.
Von ihrem schönem blonden Haar, bis hin zu den geschlossenen Augen, deren Farbe er aber
noch ganz genau vor sich hatte.
Das war es also.


~Symphonie
Und jetzt wird es still um uns
Denn wir stehen hier im Regen
Haben uns nichts mehr zu geben
Und es ist besser wenn du gehst~

Er musste über sich selbst lachen, wie dumm er doch gewesen war! Das,
was hier passierte, war schließlich doch seine Schuld ! Er ganz allein war ja für
sie verantwortlich!
Es stand ihm nicht zu hier zu weinen oder gar zu trauern. Er hatte dem Schmerz verdient
der ihn wie eine Wolke umgab. Hirscher senkte verzweifelt den Blick, aber Triela
würde nie von ihm verlangen so stark zu sein, oder?
Das würde ihr doch nichts ausmachen, wenn er jetzt weinte, bestimmt nicht!
Aber ihm machte es etwas aus. Sehr viel sogar! Konnte man sich denn verbieten
nicht traurig zu sein?
Er seufzte, nein, das funktionierte nicht. Vielleicht würde es besser werden, wenn er
sich an etwas schönes zurück erinnerte?
Doch da kam ihm das Bild der singenden Triela, die glücklich gen Sternenhimmel geschaut hatte,
wieder auf.
Es tat weh!
Sie hatte gern gesungen, gut, wie er hinzufügen musste. Eine schöne Stimme hatte sie gehabt.


~Irgendwo sind wir gescheitert
Und so wie’s ist so geht’s nich weiter
Das Ende ist schon lang geschrieben
Und das war unsere~

Hillshire war so in seine Gedanken vertieft, dass ihm fast entging, wie die Augen der
Blonden flackerten. Vorsichtig blinzelte das Mädchen, erst gegen das grelle Licht, dann gegen
ihre Tränen. Sie konnte ja doch weinen! Schließlich öffneten sich ihre blauen Augen.
Ausdruckslos starrte sie ihn an. Zuerst war er überfordert, er war versucht zu fliehen, bis ihm klar
wurde das dies hier seine allerletzte Chance war.
Jetzt war es an ihm diese auch zu nutzen. Triela schaffte es ihm immer das Gefühl zu
geben sich schuldig zu fühlen, aber wenn er hier mit ihr unterging, dann nicht ohne ihr das zu sagen:


~Und jetzt wird es still um uns
Denn wir stehn hier im Regen
Haben uns nicht’s mehr zu geben
Und es ist besser wenn du gehst

Denn es ist Zeit
Sich ein zu gestehen, dass es nicht geht
Es gibt nichts mehr zu reden
Denn wenn’s nur regnet
Ist es besser aufzugeben~

„Triela?“
Die Angesprochene sagte zwar nichts, doch schaute sie fragend in seine Richtung.

„Ich...... lie-“, er stockte, war draußen eine Baustelle? Warum war es so laut?
Auf dem Gesicht der Blonden zeichnete sich verstehend ein leises Lächeln, ihre Augen
schlossen sich wieder und sie sank ohne ein Wort zu sagen in den tiefen Schlaf.
Die lebenserhaltenden Geräte waren so furchtbar laut gewesen, das wusste Hirscher,
jetzt waren sie allerdings still geworden. Dem Mann wurde mit schmerzhafter Intensivität bewusst,
was gerade passiert war.
Er hatte es nicht mehr geschafft es zu sagen.

Und ihr Lächeln?
Das wohl war ihre Symphonie.






Danke fürs Lesen^^ Reviews sind herzlich willkommen =)
 
 
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