Wiederholt sich immer alles?
von TaraT
Kurzbeschreibung
Hyde gehört zu Jekyll, wie Jekyll zu Hyde. Oder? Und was wenn nicht? Nach einer kleinen Zeitreise ans Ende des 20 Jh. und einem Kurzbesuch in der Psychiatrie müssen die Beiden sich dieser Frage ernsthaft stellen. Und während der eine mit unerwarteten Gefühlsschwankungen kämpft, steht vor der Tür des andern plötzlich eine Frau, die verblüffende Ähnlichkeiten mit einer alten Bekannten hat.
GeschichteMystery / P16 / Gen
Edward Hyde
Henry Jekyll
06.05.2010
03.10.2010
10
16.314
1
06.05.2010
2.319
9. Kapitel – Hyde
Als ich wieder zu mir kam, lag ich einem mir vollkommen unbekannten Zimmer. Jekyll musste es also doch irgendwie geschafft haben aus der Anstalt auszubrechen. Er war somit zumindest zu etwas nütze gewesen. Langsam setzte ich mich auf und warf die Decke zurück. Dabei wanderten meine Augen durch das Halbdunkeln des Zimmers.
Aber Hallo!
Mein Blick blieb an der Frau neben mir im Bett hängen. Sie war nicht mehr ganz jung aber immer noch recht hübsch anzusehen. Wer hätte gedacht, dass sich Jekyll
- so schnell - einleben würde. Schon wegen der Sache mit Lisa und Lucy.
Zwei Zentimeter vor dem Gesicht der Frau blieb meine Hand stehen. Was hatte ich gerade vorgehabt? Eine Strähne ihres Haars war ihr ins Gesicht gefallen und ich hatte... was tun wollen?
Verwundert runzelte ich die Stirn. Sie sanft wegschieben? Bei dem Gedanken daran hätte ich fast gelacht. Jekyll muss wohl wacher sein als ich dachte. Meine Hand wieder unter Kontrolle stand ich auf, wobei möglichst leise blieb um sie nicht zu wecken. So ein Schwachsinn. Es konnte mir doch vollkommen egal sein.
„Was ist los Robert?“, murmelte sie.
„Nichts.“, antworte ich automatisch. Ich schwöre, die nächsten Worte kamen nicht von mir. „Schlaf weiter Schatz.“ Oh Gott, drehte ich jetzt wirklich durch? Ich musste hier raus.
Halb rennend erreichte ich die Tür. Darauf trieb mich irgendein Gefühl durch den Flur und die Treppe hinauf. Ich musste feststellen, dass ich jetzt wieder vor einer Tür stand. Auf dieser war groß, in bunten Farben – Lail vs. Sister - geschrieben. Wo war Henry hier nur gelandet?
Der schmale Lichtstrahl der hereinfiel als ich die Tür einen Spalt weit öffnete, beleuchtete zwei Gesichter. Das eine gehörte zu einem vielleicht 11jährigen Jungen und das andere einem schätzungsweise 17jährigen Mädchen. Langsam verstand ich gar nichts mehr. Nachdem ich die Tür wieder geschlossen hatte, drehte ich mich um und zuckte zusammen, als plötzlich Dr. Cheper im Flur stand. Was auch immer er hier machte, niemand schlich sich ungeschafft an Edward Hyde heran.
Mit einem Grinsen, das von grusliger Vorfreude gezeichnet war, schritt ich auf ihn zu. Blieb aber kurz darauf wieder stehen, so dass auch der andere Mann inne halte musste. Der bösartige Gesichtsausdruck Dr. Chepers verwandelte sich langsam in Verwirrung. Mit einem Schlag dämmerte es mir.
Dass war ich.
Besser gesagt, dass war ich in Dr. Robert Chepers Körper. Der Mann im Spiegel schien die Tragweite dieser Erkenntnis ebenso zu verstehen. Das hieß, dass die Frau im Schlafzimmer und die Kinder hinter der Tür an die ich jetzt lehne, meine waren?
Nein, nein, so ein Blödsinn. Lisa war auch nie meine, sondern immer nur Jekylls Verlobte gewesen. Lucy war mein gewesen. Bis ich sie getötet hatte, aber das war ihre eigene Schuld gewesen. Sie hatte ja nicht auf mich warten wollen.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als die Tür hinter mir sich mit einem leisen Knarren öffnete, so dass ich wegspringen musste um nicht hindurch zu fallen. Heraus kam der sehr verschlafen aussehende Junge.
„Dad, was machst du hier?“ Zu jeder anderen Zeit und in jedem anderen Körper hätte ich den Jungen entweder nicht beachtet oder einfach auf der Straße umgerannt. Scheinbar hatte mein neuer Körper andere Pläne mit mir. Beruhigend sagte ich „Alles in Ordnung Lail. Geh wieder ins Bett.“ Mit einem leisen „Okay.“, drehte er sich um und schloss die Tür.
Sobald ich sicher war, dass der Junge wieder im Bett lag, hastete ich so schnell ich konnte die Treppe hinunter. Irgendwo im Flur hatte ich doch Kleider gesehen, oder? Erst die Frau und jetzt noch dieses Kind. Ich wusste, dass all diese Reaktionen nicht meine eigenen waren aber ich musste diesen Körper unter Kontrolle bringen, wollte ich den Rest meines Lebens nicht in einem, ach so bezaubernden Familienleben zubringen. Kommt, lasst uns Vater, Mutter, Kind spielen. Schon beim Gedanken daran wurde mir schlecht. Wie konnte man sich nur selbst so einsperren und beschränken?
Im Flur angekommen, zog ich irgendwelche Sachen an, warf mir noch einen braunen Mantel über und schlüpfte in ein Paar Schuhe. Es war mir herrlich egal wie ich aussah, es war sowieso dunkel draußen.
Wo ich aber schon einmal an Dr. Jekyll dachte, wo war dieser eigentlich?
Mit einem Klicken fiel die Haustür ins Schloss. Kurz sah ich mich um. Die Straße war fast vollkommen verlassen und leer und mir gänzlich unbekannt. Dieser Körper würde schon wissen wo ich jetzt hin wollte. Es hatte auch seine Vorteile nicht alles unter Kontrolle zu haben.
Im Laufen kehrte ich zu meinen Überlegungen zurück. Henry war ja zwangsweise bei mit gewesen, als ich in Dr. Cheper übertragen wurde. Konnte man das so bezeichnen... übertragen? Ich war doch keine Krankheit, die sich von Mensch zu Mensch übertrug.
Als meine Seele den Wirt wechselte. Das klang doch schon viel besser und gleichzeitig so wissenschaftlich, dass es auch Jekyll gefallen hätte.
Vielleicht war er ja tot. Gestorben, weil der dunkle Teil seines Geistes fehlte? Jeder Passant hätte einen großen Bogen um mich gemacht, als ein verschlagenes Lächeln über meine Lippen huschte.
Wenn er wirklich tot war... aber nein, da wäre ja der ganze Spaß vorbei gewesen. Außerdem hatte ich selbst, wenn auch nur für kurze Zeit, gesehen, wie er mich bzw. Dr. Cheper angesehen hatte. Nein, der liebe Dr. Jekyll war so lebendig wie eh und je.
Warum machte ich mir überhaupt Gedanken über ihn? Wütend trat ich gegen eine Mülltonne, so dass sie klirrend umstürzt und die Katze, die gerade noch darauf gethront hatte, fauchend davonrannte. Es interessierte mich nicht.
Eigentlich hätte mir Jekyll, jetzt wo ich ihn endlich los war, vollkommen egal sein müssen. Schließlich war das doch unser beider Wunsch gewesen, oder?
Der Wunsch des Doktors war es eigentlich gewesen, mich wirklich und endgültig los zu werden. Auch er konnte nicht immer alles haben. Sollte mir Jekyll doch gestohlen beleiben. Sollte er doch im Irrenhaus verrotten oder was weiß ich. Hauptsache er ging mir künftig aus dem Weg.
Als ich mein Ziel erreicht hatte, riss ich die Tür auf. Die Bar die dahinter lag war schlecht besucht und dementsprechend erregte mein stürmisches Eintreffen eine gewisse Aufmerksamkeit. Nachdem ich mich umgeblickt hatte und damit alle anderen Blicke zum Schweigen brachte, setzte ich mich auf dem erst besten Hocker an der Bar. Der Mann der vorher darauf saß, hatte sich sicherheitshalber in eine Ecke des Raums verzogen, als er mich auf sich zukomme sah. Gut für ihn, denn wie bei meiner Ankunft hätte ich jetzt eine kleine Schlägerei gut vertragen.
Der von vielen Jahren auf der Straße gezeichnete Wirt kam zu mir und ich bestellte. Ich brauchte jetzt etwas Starkes. Einerseits um mich zu beruhigen, anderseits war das Trinken etwas Gewohntes und Vertrautes. Man konnte nun mal nicht von einem Körper in einen anderen wechseln, ohne dass das ohne Folgen blieb.
Nach einiger Zeit spürte ich, dass man mich beobachtete, doch als ich mich in den Raum umdrehte, senkten sich die Köpfe hastig wieder. Zufrieden mit meinem Einfluss, bemerkte ich nicht den einzelnen Mann, der mich aus dem Dunkeln noch immer fest im Auge behielt. Was sollte ein Einzelner mir schon antun können?
Nach mehreren Gläsern eines Getränks, das mir wie Säure in der Kehle brannte, spürte ich bereits eine angenehme Wärme in mir aufsteigen und als sich dann auch noch diese unbestimmte Losgelöstheit einstellte, die nur die wirklich Betrunken kannten und liebten, sank mein Kopf zufrieden auf die Theke. So gefiel mir die Welt doch gleich viel besser.
Als ich wieder erwachte, war es noch immer dunkel. Oder eher wieder, wie ich nach kurzer Zeit feststellte. Diesmal befand ich mich nicht in dem stillvoll eingerichteten Schlafzimmer, sondern in anderen, ebenfalls sehr gemütlich aussehenden Raum.
Darin, Tisch, Stühle, Schränke und natürlich das Sofa auf dem ich lag. Neben mir auf dem Boden ein großer Eimer, der wohl erste vor kurzen gelehrt worden war und auch der bittere Geschmack in meinem Mund sprach seine eigene Sprache. Der liebe Robert vertrug scheinbar nicht sehr viel. Sicherlich hatte er den ganzen Tag mit üblen Kopfschmerzen über der Kloschüssel gehangen. Er würde sich daran gewöhnen müssen.
Nachdem ich das Bad gefunden und mich von allen Ereignissen befreit hatte, wanderte mein Blick in den Spiegel.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich einem mir vollkommen unbekannten Zimmer. Jekyll musste es also doch irgendwie geschafft haben aus der Anstalt auszubrechen. Er war somit zumindest zu etwas nütze gewesen. Langsam setzte ich mich auf und warf die Decke zurück. Dabei wanderten meine Augen durch das Halbdunkeln des Zimmers.
Aber Hallo!
Mein Blick blieb an der Frau neben mir im Bett hängen. Sie war nicht mehr ganz jung aber immer noch recht hübsch anzusehen. Wer hätte gedacht, dass sich Jekyll
- so schnell - einleben würde. Schon wegen der Sache mit Lisa und Lucy.
Zwei Zentimeter vor dem Gesicht der Frau blieb meine Hand stehen. Was hatte ich gerade vorgehabt? Eine Strähne ihres Haars war ihr ins Gesicht gefallen und ich hatte... was tun wollen?
Verwundert runzelte ich die Stirn. Sie sanft wegschieben? Bei dem Gedanken daran hätte ich fast gelacht. Jekyll muss wohl wacher sein als ich dachte. Meine Hand wieder unter Kontrolle stand ich auf, wobei möglichst leise blieb um sie nicht zu wecken. So ein Schwachsinn. Es konnte mir doch vollkommen egal sein.
„Was ist los Robert?“, murmelte sie.
„Nichts.“, antworte ich automatisch. Ich schwöre, die nächsten Worte kamen nicht von mir. „Schlaf weiter Schatz.“ Oh Gott, drehte ich jetzt wirklich durch? Ich musste hier raus.
Halb rennend erreichte ich die Tür. Darauf trieb mich irgendein Gefühl durch den Flur und die Treppe hinauf. Ich musste feststellen, dass ich jetzt wieder vor einer Tür stand. Auf dieser war groß, in bunten Farben – Lail vs. Sister - geschrieben. Wo war Henry hier nur gelandet?
Der schmale Lichtstrahl der hereinfiel als ich die Tür einen Spalt weit öffnete, beleuchtete zwei Gesichter. Das eine gehörte zu einem vielleicht 11jährigen Jungen und das andere einem schätzungsweise 17jährigen Mädchen. Langsam verstand ich gar nichts mehr. Nachdem ich die Tür wieder geschlossen hatte, drehte ich mich um und zuckte zusammen, als plötzlich Dr. Cheper im Flur stand. Was auch immer er hier machte, niemand schlich sich ungeschafft an Edward Hyde heran.
Mit einem Grinsen, das von grusliger Vorfreude gezeichnet war, schritt ich auf ihn zu. Blieb aber kurz darauf wieder stehen, so dass auch der andere Mann inne halte musste. Der bösartige Gesichtsausdruck Dr. Chepers verwandelte sich langsam in Verwirrung. Mit einem Schlag dämmerte es mir.
Dass war ich.
Besser gesagt, dass war ich in Dr. Robert Chepers Körper. Der Mann im Spiegel schien die Tragweite dieser Erkenntnis ebenso zu verstehen. Das hieß, dass die Frau im Schlafzimmer und die Kinder hinter der Tür an die ich jetzt lehne, meine waren?
Nein, nein, so ein Blödsinn. Lisa war auch nie meine, sondern immer nur Jekylls Verlobte gewesen. Lucy war mein gewesen. Bis ich sie getötet hatte, aber das war ihre eigene Schuld gewesen. Sie hatte ja nicht auf mich warten wollen.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als die Tür hinter mir sich mit einem leisen Knarren öffnete, so dass ich wegspringen musste um nicht hindurch zu fallen. Heraus kam der sehr verschlafen aussehende Junge.
„Dad, was machst du hier?“ Zu jeder anderen Zeit und in jedem anderen Körper hätte ich den Jungen entweder nicht beachtet oder einfach auf der Straße umgerannt. Scheinbar hatte mein neuer Körper andere Pläne mit mir. Beruhigend sagte ich „Alles in Ordnung Lail. Geh wieder ins Bett.“ Mit einem leisen „Okay.“, drehte er sich um und schloss die Tür.
Sobald ich sicher war, dass der Junge wieder im Bett lag, hastete ich so schnell ich konnte die Treppe hinunter. Irgendwo im Flur hatte ich doch Kleider gesehen, oder? Erst die Frau und jetzt noch dieses Kind. Ich wusste, dass all diese Reaktionen nicht meine eigenen waren aber ich musste diesen Körper unter Kontrolle bringen, wollte ich den Rest meines Lebens nicht in einem, ach so bezaubernden Familienleben zubringen. Kommt, lasst uns Vater, Mutter, Kind spielen. Schon beim Gedanken daran wurde mir schlecht. Wie konnte man sich nur selbst so einsperren und beschränken?
Im Flur angekommen, zog ich irgendwelche Sachen an, warf mir noch einen braunen Mantel über und schlüpfte in ein Paar Schuhe. Es war mir herrlich egal wie ich aussah, es war sowieso dunkel draußen.
Wo ich aber schon einmal an Dr. Jekyll dachte, wo war dieser eigentlich?
Mit einem Klicken fiel die Haustür ins Schloss. Kurz sah ich mich um. Die Straße war fast vollkommen verlassen und leer und mir gänzlich unbekannt. Dieser Körper würde schon wissen wo ich jetzt hin wollte. Es hatte auch seine Vorteile nicht alles unter Kontrolle zu haben.
Im Laufen kehrte ich zu meinen Überlegungen zurück. Henry war ja zwangsweise bei mit gewesen, als ich in Dr. Cheper übertragen wurde. Konnte man das so bezeichnen... übertragen? Ich war doch keine Krankheit, die sich von Mensch zu Mensch übertrug.
Als meine Seele den Wirt wechselte. Das klang doch schon viel besser und gleichzeitig so wissenschaftlich, dass es auch Jekyll gefallen hätte.
Vielleicht war er ja tot. Gestorben, weil der dunkle Teil seines Geistes fehlte? Jeder Passant hätte einen großen Bogen um mich gemacht, als ein verschlagenes Lächeln über meine Lippen huschte.
Wenn er wirklich tot war... aber nein, da wäre ja der ganze Spaß vorbei gewesen. Außerdem hatte ich selbst, wenn auch nur für kurze Zeit, gesehen, wie er mich bzw. Dr. Cheper angesehen hatte. Nein, der liebe Dr. Jekyll war so lebendig wie eh und je.
Warum machte ich mir überhaupt Gedanken über ihn? Wütend trat ich gegen eine Mülltonne, so dass sie klirrend umstürzt und die Katze, die gerade noch darauf gethront hatte, fauchend davonrannte. Es interessierte mich nicht.
Eigentlich hätte mir Jekyll, jetzt wo ich ihn endlich los war, vollkommen egal sein müssen. Schließlich war das doch unser beider Wunsch gewesen, oder?
Der Wunsch des Doktors war es eigentlich gewesen, mich wirklich und endgültig los zu werden. Auch er konnte nicht immer alles haben. Sollte mir Jekyll doch gestohlen beleiben. Sollte er doch im Irrenhaus verrotten oder was weiß ich. Hauptsache er ging mir künftig aus dem Weg.
Als ich mein Ziel erreicht hatte, riss ich die Tür auf. Die Bar die dahinter lag war schlecht besucht und dementsprechend erregte mein stürmisches Eintreffen eine gewisse Aufmerksamkeit. Nachdem ich mich umgeblickt hatte und damit alle anderen Blicke zum Schweigen brachte, setzte ich mich auf dem erst besten Hocker an der Bar. Der Mann der vorher darauf saß, hatte sich sicherheitshalber in eine Ecke des Raums verzogen, als er mich auf sich zukomme sah. Gut für ihn, denn wie bei meiner Ankunft hätte ich jetzt eine kleine Schlägerei gut vertragen.
Der von vielen Jahren auf der Straße gezeichnete Wirt kam zu mir und ich bestellte. Ich brauchte jetzt etwas Starkes. Einerseits um mich zu beruhigen, anderseits war das Trinken etwas Gewohntes und Vertrautes. Man konnte nun mal nicht von einem Körper in einen anderen wechseln, ohne dass das ohne Folgen blieb.
Nach einiger Zeit spürte ich, dass man mich beobachtete, doch als ich mich in den Raum umdrehte, senkten sich die Köpfe hastig wieder. Zufrieden mit meinem Einfluss, bemerkte ich nicht den einzelnen Mann, der mich aus dem Dunkeln noch immer fest im Auge behielt. Was sollte ein Einzelner mir schon antun können?
Nach mehreren Gläsern eines Getränks, das mir wie Säure in der Kehle brannte, spürte ich bereits eine angenehme Wärme in mir aufsteigen und als sich dann auch noch diese unbestimmte Losgelöstheit einstellte, die nur die wirklich Betrunken kannten und liebten, sank mein Kopf zufrieden auf die Theke. So gefiel mir die Welt doch gleich viel besser.
Als ich wieder erwachte, war es noch immer dunkel. Oder eher wieder, wie ich nach kurzer Zeit feststellte. Diesmal befand ich mich nicht in dem stillvoll eingerichteten Schlafzimmer, sondern in anderen, ebenfalls sehr gemütlich aussehenden Raum.
Darin, Tisch, Stühle, Schränke und natürlich das Sofa auf dem ich lag. Neben mir auf dem Boden ein großer Eimer, der wohl erste vor kurzen gelehrt worden war und auch der bittere Geschmack in meinem Mund sprach seine eigene Sprache. Der liebe Robert vertrug scheinbar nicht sehr viel. Sicherlich hatte er den ganzen Tag mit üblen Kopfschmerzen über der Kloschüssel gehangen. Er würde sich daran gewöhnen müssen.
Nachdem ich das Bad gefunden und mich von allen Ereignissen befreit hatte, wanderte mein Blick in den Spiegel.
Gestern – war es wirklich erst gestern gewesen? – hatte ich nur einen kurzen Blick in den Spiegel gehabt, außerdem war es dunkel gewesen. Nun offenbarten sich mir all die kleinen Einzelheiten, die nur bei genauer Beobachtung auffallen.
Der Mann im Spiegel war alt, nicht steinalt wie ein Großvater aber alt, mindestens 20 Jahre älter als Jekyll. Wie ich schon bei unserer ersten Begegnung festgestellt hatte, musste er ungefähr im selben Alter, wie Henrys Freund John Utterson sein.
Und der war für damalige Verhältnisse alt gewesen und ich nahm an, dass sein Alter heutzutage nicht viel jünger gewertet wurde.
Missmutig faste ich mir an die ergraute Schläfe. Ich hatte keine Halbglatze, wie der wirkliche Dr. Cheper, aber der Ansatz war gut sichtbar da. Auch die vielen kleinen Gesichtsfalten störten mich. Für einen Moment kam ich mir wie ein uralter, verschrumpelter Tattergreis vor, bis ich mir selbst in die Augen sah und jeden Zweifel beiseite schob.
Ich war Edward Hyde, ich würde bekommen was ich wollte und wann ich es wollte. Und kein Körper dieser Welt würde mich davon abhalten. Selbst im Körper des Papstes hätte ich ein Bordell besuchen können. Außerdem musste ich mir nicht den länger den Kopf über mein Aussehen zerbrechen, weil Selbst die Frau im Schlafzimmer mich so liebte wie ich war.
Meine Gedanken stockten, als mir klar wurde, was ich da gerade gedacht hatte. Innerlich ohrfeigte ich mich selbst dafür. Ich musste die Gedanken Dr. Chepers wirklich unterdrücken lernen. Als ob ich eine Frau nehmen würde, weil sie mich liebte. Wenn mich die Lust packte, dann nahm ich sie einfach, egal ob sie das nun wollte oder nicht. Und jetzt würde ich das, auch diesem Körper beweißen. Festen Schrittes ging ich in das Schlafzimmer, wo Dr. Chepers Frau, wie zu erwarten ruhig schlief. Mein Entschluss stand fest. Doch mit jedem Schritt wurde ich langsamer, bis mein Gang einem Schlurfen gleich kam und ich schließlich einen halben Meter vor dem Bett stehen blieb.
Ich konnte das einfach nicht tun.
Wie festgefroren stand ich im Zimmer. Diese schlafende Frau vertraute darauf, dass ihr Mann sie Notfall beschützte und nicht vergewaltigte. Ich hätte laut geschrieen, wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich sie dadurch nur aufweckte.
Mit einem kräftigen Kopfschütteln leerte ich mein Hirn von all diesen schrecklich netten Gefühlen, die nicht meine eigenen waren.
Der Mann im Spiegel war alt, nicht steinalt wie ein Großvater aber alt, mindestens 20 Jahre älter als Jekyll. Wie ich schon bei unserer ersten Begegnung festgestellt hatte, musste er ungefähr im selben Alter, wie Henrys Freund John Utterson sein.
Und der war für damalige Verhältnisse alt gewesen und ich nahm an, dass sein Alter heutzutage nicht viel jünger gewertet wurde.
Missmutig faste ich mir an die ergraute Schläfe. Ich hatte keine Halbglatze, wie der wirkliche Dr. Cheper, aber der Ansatz war gut sichtbar da. Auch die vielen kleinen Gesichtsfalten störten mich. Für einen Moment kam ich mir wie ein uralter, verschrumpelter Tattergreis vor, bis ich mir selbst in die Augen sah und jeden Zweifel beiseite schob.
Ich war Edward Hyde, ich würde bekommen was ich wollte und wann ich es wollte. Und kein Körper dieser Welt würde mich davon abhalten. Selbst im Körper des Papstes hätte ich ein Bordell besuchen können. Außerdem musste ich mir nicht den länger den Kopf über mein Aussehen zerbrechen, weil Selbst die Frau im Schlafzimmer mich so liebte wie ich war.
Meine Gedanken stockten, als mir klar wurde, was ich da gerade gedacht hatte. Innerlich ohrfeigte ich mich selbst dafür. Ich musste die Gedanken Dr. Chepers wirklich unterdrücken lernen. Als ob ich eine Frau nehmen würde, weil sie mich liebte. Wenn mich die Lust packte, dann nahm ich sie einfach, egal ob sie das nun wollte oder nicht. Und jetzt würde ich das, auch diesem Körper beweißen. Festen Schrittes ging ich in das Schlafzimmer, wo Dr. Chepers Frau, wie zu erwarten ruhig schlief. Mein Entschluss stand fest. Doch mit jedem Schritt wurde ich langsamer, bis mein Gang einem Schlurfen gleich kam und ich schließlich einen halben Meter vor dem Bett stehen blieb.
Ich konnte das einfach nicht tun.
Wie festgefroren stand ich im Zimmer. Diese schlafende Frau vertraute darauf, dass ihr Mann sie Notfall beschützte und nicht vergewaltigte. Ich hätte laut geschrieen, wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich sie dadurch nur aufweckte.
Mit einem kräftigen Kopfschütteln leerte ich mein Hirn von all diesen schrecklich netten Gefühlen, die nicht meine eigenen waren.
Schlagartig, fiel mit wieder die Szene auf Jekylls Hochzeit ein. Ich hatte Lisa an mich gepresst gehalten, einen Arm um ihren zarten Hals geschlungen. Sie hatte sich nicht einmal gewehrt, sondern nur voller Zuversicht, Jekyll ihr Vertrauen ausgesprochen. Und trotz meiner, wie ich glaubte, vollkommenen Macht über mich, hatte er darauf reagiert und mich ein weiteres Mal zurückgedrängt.
Doch dieser Körper war nicht Henrys und ich würde seine schwächlichen Gefühle zu beherrschen lernen, bis er ganz und gar nur mir gehörte.
Doch zuerst musste ich Robert ein wenig bestraffen, damit er lernte nicht immer in meinen Gedanken herumzuspucken, wie ein nerviges Insekt. Und ich wusste auch schon wie.
Nachdem ich die Kleider von gestern gefunden hatte, machte ich mich auf dem Weg nach draußen. Ich passiere den Spiegel im Flur, als mich ein leichter Schwindel erfasste und mein Blick für einige Sekunden verschwamm. Nachdem sich meine Sicht wieder geklärt hatte, schaute ich verwundert auf den kleinen schwarzen Gegenstand in meiner Hand. Ein Lippenstift, wie ich nach kurzer Betrachtung erkannte.
Ohne mir groß weiter irgendwelche Gedanken darüber zu machen, legte ich ihn wieder auf die Kommode und ging nach hinaus.
Die Nacht war wolkenverhangen und nass. Es hatte den Tag wohl geregnet.
Den Weg zur Bar fand ich diesmal ohne fremde Hilfe. Angekommen, betrank ich mich so sehr, dass Dr. Cheper am Morgen so einen Kater haben würde, der ihm hoffentlich eine Lehre war. Wenn nicht, konnte ich dieses Spielchen auch jede Nacht durchziehen.
Durch meine angeschlagene Konzentrationsfähigkeit merkte ich nicht einmal, dass jemand mich beim Hinausgehen verfolgte. Nachdem ich einige Zeit durch die Straßen getorkelt war, musste ich mir eingestehen, dass ich mich verlaufen hatte. Warum mussten diese bescheuerten Straßen auch immer alle gleich aussehen? Mich an einer Hauswand abstützend ging ich eine Gasse entlang von der ich annahm,
dass sie in die richtige Richtung führte.
Wo wollte ich eigentlich hin... nach Hause?
Plötzlich unentschlossen drehte ich mich um, änderte meine Meinung erneut und wand mich wieder in die ursprüngliche Richtung.
Verwundert kniff ich die Augen zusammen.
Am Ende der Gasse stand ein Mann, der vorher eindeutig noch nicht da gestanden hatte. Trotz meiner innigen Anstrengungen sein Gesicht zu erkennen blieb, wegen dem unzureichenden Licht und meiner merklichen Trunkenheit, alles in dunklen Schatten.
Wenn der Kerl mich ausrauben wollte, hatte er sich den Falschen ausgesucht. Ich war vielleicht halb blind und etwas wacklig auf den Beinen, doch so schnell würde sich Edward Hyde nicht unterkriegen lassen. Der Typ würde seine Lektion gelernt haben, wenn er sie überlebte.
Unerschrocken ging ich auf ihn zu und auch der andere Mann setzte sich in Bewegung. Über so viel Dummheit konnte ich nur Lachen.
Doch dieser Körper war nicht Henrys und ich würde seine schwächlichen Gefühle zu beherrschen lernen, bis er ganz und gar nur mir gehörte.
Doch zuerst musste ich Robert ein wenig bestraffen, damit er lernte nicht immer in meinen Gedanken herumzuspucken, wie ein nerviges Insekt. Und ich wusste auch schon wie.
Nachdem ich die Kleider von gestern gefunden hatte, machte ich mich auf dem Weg nach draußen. Ich passiere den Spiegel im Flur, als mich ein leichter Schwindel erfasste und mein Blick für einige Sekunden verschwamm. Nachdem sich meine Sicht wieder geklärt hatte, schaute ich verwundert auf den kleinen schwarzen Gegenstand in meiner Hand. Ein Lippenstift, wie ich nach kurzer Betrachtung erkannte.
Ohne mir groß weiter irgendwelche Gedanken darüber zu machen, legte ich ihn wieder auf die Kommode und ging nach hinaus.
Die Nacht war wolkenverhangen und nass. Es hatte den Tag wohl geregnet.
Den Weg zur Bar fand ich diesmal ohne fremde Hilfe. Angekommen, betrank ich mich so sehr, dass Dr. Cheper am Morgen so einen Kater haben würde, der ihm hoffentlich eine Lehre war. Wenn nicht, konnte ich dieses Spielchen auch jede Nacht durchziehen.
Durch meine angeschlagene Konzentrationsfähigkeit merkte ich nicht einmal, dass jemand mich beim Hinausgehen verfolgte. Nachdem ich einige Zeit durch die Straßen getorkelt war, musste ich mir eingestehen, dass ich mich verlaufen hatte. Warum mussten diese bescheuerten Straßen auch immer alle gleich aussehen? Mich an einer Hauswand abstützend ging ich eine Gasse entlang von der ich annahm,
dass sie in die richtige Richtung führte.
Wo wollte ich eigentlich hin... nach Hause?
Plötzlich unentschlossen drehte ich mich um, änderte meine Meinung erneut und wand mich wieder in die ursprüngliche Richtung.
Verwundert kniff ich die Augen zusammen.
Am Ende der Gasse stand ein Mann, der vorher eindeutig noch nicht da gestanden hatte. Trotz meiner innigen Anstrengungen sein Gesicht zu erkennen blieb, wegen dem unzureichenden Licht und meiner merklichen Trunkenheit, alles in dunklen Schatten.
Wenn der Kerl mich ausrauben wollte, hatte er sich den Falschen ausgesucht. Ich war vielleicht halb blind und etwas wacklig auf den Beinen, doch so schnell würde sich Edward Hyde nicht unterkriegen lassen. Der Typ würde seine Lektion gelernt haben, wenn er sie überlebte.
Unerschrocken ging ich auf ihn zu und auch der andere Mann setzte sich in Bewegung. Über so viel Dummheit konnte ich nur Lachen.
Mein Hohn blieb mir jedoch in der Kehle stecken, als im nächsten Moment kein Mensch, sondern eine fauchende Riesenkatze vor mir stand.
Mehr überrascht als erschrocken versuchte ich hektisch stehen zu bleiben, stolperte aber und fiel vornüber auf die Knie. Für einen winzigen Augenblick sah ich mich zwei großen, gelbleuchtenden Augen gegenüber. Da wusste ich, dass ich jetzt sterben würde.
Es passierte schnell aber auf keinen Fall schmerzlos.
Eine mit messerscharfen Krallen besetzte Tatze bohrte sich in meine Rippen, so dass ich zur Seite geschleudert wurde und mein Kopf mit einen laut hörbaren Splittern gegen die Wand des Durchgangs schlug. Ein Schmerzschrei sammelte sich in meiner Kehle, endete aber nur in einem blutigen Gurgeln, als dass dafür vorhanden Organ mit einem gezielten Biss zerfetzt wurde.
Auf das Blut folgte Dunkelheit, Vergessen und Tod.
Und das Gefühl, erneut aus meinem Körper gerissen zu werden.
Mehr überrascht als erschrocken versuchte ich hektisch stehen zu bleiben, stolperte aber und fiel vornüber auf die Knie. Für einen winzigen Augenblick sah ich mich zwei großen, gelbleuchtenden Augen gegenüber. Da wusste ich, dass ich jetzt sterben würde.
Es passierte schnell aber auf keinen Fall schmerzlos.
Eine mit messerscharfen Krallen besetzte Tatze bohrte sich in meine Rippen, so dass ich zur Seite geschleudert wurde und mein Kopf mit einen laut hörbaren Splittern gegen die Wand des Durchgangs schlug. Ein Schmerzschrei sammelte sich in meiner Kehle, endete aber nur in einem blutigen Gurgeln, als dass dafür vorhanden Organ mit einem gezielten Biss zerfetzt wurde.
Auf das Blut folgte Dunkelheit, Vergessen und Tod.
Und das Gefühl, erneut aus meinem Körper gerissen zu werden.