Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Von Schwüren und Träumen

von Boudicca
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Alexander Hephaestion
01.05.2010
01.05.2010
1
1.150
 
Alle Kapitel
4 Reviews
Dieses Kapitel
4 Reviews
 
 
 
01.05.2010 1.150
 
Disclaimer: Figuren und Schauplatz gehören leider nicht mir, mit den paar Wörtern verdiene ich auch ganz sicher kein Geld (versprochen) und ich hab nicht allzu großen Wert auf historische Korrektheit geleget. Seht es mir bitte nach =)


Von Schwüren und Träumen

Der junge König Makedoniens lief unruhig in seinem Gemach auf und ab.
In Gedanken versunken bemerkte er nicht, dass jemand leise hereinkam. Erst, als zwei Kelche und eine Karaffe mit Wein klirrend auf einem großen Holztisch abgestellt wurden, schreckte er auf.

Er wandte sich um und schaute in blaue Augen, die ihn ihrerseits besorgt musterten. Hephaistion lächelte unsicher und biss sich kurz auf die Lippe, ehe er den Blickkontakt abbrach und begann, die Kelche mit Wein zu füllen.
Einen reichte er Alexander, der ihn nahm und dankend lächelnd nickte. Die Nacht war schon etwas weiter fortgeschritten und das Gemach nur von einigen Fackeln und Öllampen erhellt. Beide schwiegen sie einen Moment, Alexander auf einer Liege sitzend, Hephaistion am Tisch lehnend.

Aber die Gedanken der beiden gingen in eine ähnliche Richtung. Erst vor wenigen Tagen war Philipp getötet worden. So sehr ihn die Ermordung seines Vaters erschütterte: Es war die Frage nach dem „Wer“, die nicht nur dem jungen König den Schlaf raubte.

„Es ist viel passiert, in letzter Zeit“, unterbrach der Blauäugige ihr Schweigen und stellte sich hinter seinen Freund.
Behutsam legte er seine Hände auf die Schultern des anderen und spürte dessen Verspannung. Hephaistion konnte die herannahenden Kopfschmerzen des Königs förmlich wachsen sehen und begann vorsichtig, die Muskeln zu massieren.
Alexander indessen schloss für einen Augenblick genießerisch die Augen. Als er sie wieder öffnete, strich er sich schon wesentlich entspannter ein paar vorwitzige Strähnen goldener Haare aus dem Sichtfeld.

Gedankenverloren drehte er den Weinkelch zwischen seinen Fingern und beobachtete die Reflexion des Lichts der Fackeln auf der blutroten Oberfläche. Blut. Er sah das Blut seines Vaters auf seinen Fingern, nachdem man ihn noch neben dem Toten als König ausgerufen hatte.
„Ich werde ihn jagen, finden und besiegen“, sagte er und seine Stimme bekam einen harten Klang.

Hephaistion unterbrach die Massage, ließ aber die warmen Hände auf den Schultern seines Freundes ruhen.
„Dareios? Es ist nicht sicher, ob der Mord an deinem Vater aus persischen Goldtruhen bezahlt wurde“, wandte er ein.
Unausgesprochen blieb, dass es für die meisten Makedonen die einzig akzeptierbare Wahrheit war. Er schwieg einen Moment, als wollte er seine nächsten Worte abwägen:
„Genauso wenig, wie die Mitschuld deiner Mutter bewiesen werden kann.“

Damit schnitt er ein Thema an, über das Alexander selbst mit ihm noch nicht gesprochen hatte. Doch Hephaistion kannte den anderen zu gut, als dass er dessen Gedanken nicht hätte erraten können. Es tat ihm weh, zu sehen, wie sehr sich sein Freund mit Vorwürfen und Sorgen zusetzte.

Alexander stieß einen langen Seufzer aus, erhob sich und nahm seine Wanderung durch das Gemach wieder auf.
„Ich weiß. Ich weiß. Aber ich muss diesen Kampf führen. Es ist nicht nur … ein Rachefeldzug“, versuchte er zu erklären.
„Es ist …“

„… dein großer Traum eines vereinten Ostens. Gebiete zu erforschen, die keiner vor uns
gesehen hat. Teilende Grenzen zu überschreiten und einzureißen“, unterbrach ihn Hephaistion leise.  
Wieder hatte sich ein Lächeln auf sein Gesicht geschlichen. Dieser Traum war schon in ihrer gemeinsamen Schulzeit gewachsen. Immer wieder hatten er und Alexander davon gesprochen und sich diese Welt in den schönsten Farben ausgemalt.
Denn Hephaistion war der einzige, mit dem der König bis jetzt je darüber geredet hatte und das machte ihn glücklich.

Doch Alexanders großer Traum war für ihn ein zweiseitiges Schwert. So sehr er es ihn freute, wenn er die Augen des anderen beim Gedanken an ihr Geheimnis strahlen sah, so sehr verabscheute er sich selbst für die Eifersucht, die er empfand. Eifersucht auf die weite unbekannte Welt, die ihm seinen geliebten Freund streitig machen wollte.

Hephaistion wusste um die Lächerlichkeit dieser Gefühle, aber sie ließen sich nicht vertreiben. Von diesen Gedanken abgelenkt, hatte er nicht bemerkt, dass Alexander sein Umherwandern aufgegeben und sich stattdessen neben ihn gestellt hatte.

„Warum sprichst du nicht aus, was du denkst? Was hat dein Lächeln vertrieben?“, fragte Alexander verwundert und beobachtete Hephaistion.

Dieser zuckte ertappt zusammen, schüttelte dann aber den Kopf, um Alexander zu zeigen, dass alles in Ordnung sei.  Gleichzeitig fühlte er sich schuldig, ihn anzulügen.

„Hephaistion. Du bist der einzige, der immer ehrlich zu mir war, dem ich immer bedingungslos vertrauen kann. Warum sagst du jetzt nicht, was los ist?“, fragte Alexander eher überrascht, denn verärgert.

Hephaistion wandte den Kopf ab und biss sich erneut auf die Lippe. Alexander hatte ja Recht. Einzig ihm konnte er unbesorgt den Rücken zuwenden, ohne einen hinterhältigen Dolchstoß erwarten zu müssen. Er war wahrscheinlich der einzige, der zu Alexander hielt, weil er Alexander war und nicht König von Makedonien. Wer sonst konnte das von sich behaupten?

„Ich … Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Lass es auf sich beruhen Alexander, ich bitte dich. Es ist unwichtig.“
Nun sah er den Freund wieder an und erwiderte dessen forschenden Blick mit scheinbarer Gelassenheit. Es schien nicht aufzufallen, denn Alexander nickte nur und nippte an seinem Wein, den er die ganze Zeit über in der Hand gehalten hatte. Wieder schwiegen sie eine Zeit, während die Nacht immer weiter ihren Fortgang nahm.

„Hephaistion. Lass es auch in Zukunft so sein“, sprach Alexander plötzlich und hob den Blick. Fragend zog der Angesprochene eine Augenbraue nach oben:

„Was meinst du?“

„Dass ich dir bedingungslos vertrauen kann, dass du ehrlich zu mir bist und sagst, was du wirklich denkst. Dass du mich nicht anders behandelst, weil ich König bin. Wie in der Schule“, bat Alexander.

Hephaistion wusste sofort, was der andere meinte. Es war üblich, dass die Schüler sich im Ringkampf maßen. Wie oft hatten er und Alexander gegeneinander gekämpft? Und nie hatte er dem Königssohn einen Sieg geschenkt. Im Gegenteil: Er war bis jetzt der einzige, der Alexander je besiegt hatte. Das war der Beginn ihrer Freundschaft.  
„Es wird sich nichts ändern“, versprach er dem König, während er ihm fest in die Augen sah.
„Du bist für mich Alexander. Mein Alexander. Ich schwöre es dir: Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, deine Feinde sind die meinen und mit meinem Leben stehe ich für dich und für die Verwirklichung deines Traumes ein. Niemals würde Patroklos Achilles enttäuschen.“

„Und Achilles niemals Patroklos. Wir werden ihre Taten in den Schatten stellen, Hephaistion. Wir werden die Welt erobern und sie einen. Über uns wird man noch in tausenden von Jahren reden“, schwor Alexander nun seinerseits.

Beide wurden sie wieder zu Kindern, Kindern, die sich eine neue Welt erträumten. Doch gleichzeitig blieben sie die Männer, die bereit waren, ihre Träume Wirklichkeit werden zu lassen.  




Tja, das war sie: Meine FF zum Film, auch wenn die Charaktere irgendwie ihr Eigenleben entwickelt haben, statt sich an die Filmvorgaben zu halten.
Ich hoffe, dass sie euch gefallen hat!
Würde mich auch sehr über ein paar Reviews mit eurer Meinung und konstruktiver Kritik freuen!

Liebe Grüße
Bou
Review schreiben
 
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast