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Dark Mirror

von saskat
Kurzbeschreibung
GeschichteMystery / P12 / Gen
April Eagle Colt Fireball Jesse Blue Saber Rider
30.04.2010
30.04.2010
6
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Dark Mirror


Über allen Gipfeln ist Ruh,
in allen Wipfeln spürtest du
kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur,
balde
ruhest du auch.

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), dt. Dichter



Dark Mirror.

Prolog.



“Sie starb letztendlich am multiplem Organversagen. Sie hat die letzten Stunden nicht leiden müssen.”
Dr. Willard schob sich wieder seine Lesebrille auf die Nase und sah  April aus klugen und braunen Augen ohne falsches Mitgefühl an. Sie war Dankbar dafür.
Sie hatte sich die Haare im Nacken zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammen gebunden und dennoch fühlte sie sich zu frei für diesen Anlass.
Wieder einmal machte sie den Mund auf, um etwas zu sagen, räusperte sich dann erst und  schluckte.
“Wird ihre Familie für alles aufkommen? Wenn nicht, dann…”
Dr. Willard schüttelte den Kopf.
“Nein, nein, es ist für alles gesorgt. Da brauchen sie sich keine Gedanken zu machen.”
Er lächelte. Es wirkte wie einstudiert. Ihm war auch nicht nach lächeln zumute, aber man hatte es ihm so beigebracht. Sollte es ein vertrautes Gefühl vermitteln, doch es hatte keine Wirkung bei ihr.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück….April hörte, wie er unter der Last des Mannes knirschte, dessen Bauchumfang wohl das meiste seines Gewichtes ausmachte….und legte seine dennoch seltsam filigranen Hände auf die Kugel, die er in seiner Körpermitte vor sich her schob.
April starrte sie eine Weile an, schüttelte sich dann innerlich und sah wieder hoch.
“Es war ihr sehr wichtig, dass er es bekommt. Sie erwähnte es in den letzten Stunden ihres Lebens wieder und wieder. Nun ja, ich persönlich sehe keine andere Möglichkeit, als da die Star Sheriffs ein zu schalten. Ich vermute, ich kann es ihm nicht als Päckchen schicken.”
April nickte langsam.
Vor ihrem geistigem Auge klingelte ein freundlicher Postbote in grau-grüner Uniform bei Jesse an der Tür, hielt ihm ein Päckchen hin, dass der blauhaarige junge Mann brav quittierte.
Sie lächelte leicht.
“Wir werden unser bestes probieren….allerdings stehen auch für uns nicht gerade seine Türen offen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ihr Tod ihn in irgendeiner Weise interessiert.”
Die letzten Worte klangen verbittert. Nicht, dass sie es geplant hätte. Es war einfach so. Eine schlichte Tatsache. Faktum, Basta.
April strich sich fahrig über die schlanken Oberschenkel.
“Es war ihr so wichtig. Sie legte ihre ganze Energie hinein. Alles, was sie wollte, was sie immer und immer wieder sagte, war, das Jesse Blue es nach ihr Ableben bekommt.”
Für die blonde, junge Frau war es immer noch ein Rätsel. Er hatte ihr so weh getan, ihr so übel mitgespielt, ihr sein wahres Gesicht gezeigt….jenes, das hinter der hübschen und charmanten Maske hauste…nein, gar lauerte.
“Wir werden dafür sorgen, dass er es bekommt. Ich verspreche es. Ich wünschte nur, ich könnte es ihr noch versprechen.”
Sie senkte den Kopf, wollte dem anderen nicht zeigen , wie heiße Tränen sich unter ihren Lider hervor stahlen.
Er machte es ihr einfacher, indem er so tat, als würde er es nicht bemerken.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit sah sie auf.
“Kann ich es mitnehmen? Oder ist es irgendwo untergebracht?”
Dr. Willard war sichtlich erleichtert, dass die Navigatorin hier nun nicht hemmungslos zu weinen anfangen würde. In dreißig Jahren des Arztseins hatte er sich immer wieder erfolgreich aus der Affäre gezogen,  wenn junge Frauen weinten.
Es machte ihn nervös-
Nicht, dass sie weinten…sondern das es ihm gefiel.
Ein Schweißfilm hatte sich fast unmerklich auf seiner Stirn gebildet, als er April erklärte, dass sie es mitnehmen kann.

***

“Es ist groß.”
Colt hatte das etwa 1.20 lange und 1 Meter breite, in brauner Folie eingepackte Etwas auf den Tisch gelegt. Es nahm beinahe die ganze Fläche ein und so musste er auf die Anrichte greifen, um an seinen Kaffee zu kommen.
Eine Tasse hatte das Gebilde schon herunter geschmissen und ein weiteres Mal wollte er es nicht riskieren.
Schließlich und endlich hatte er über den Tag verteilt schon genug böse Blicke geerntet. Die meisten von April, einige von Fireball aber auch Saber hatte schon eine Augenbraun hochgezogen, nachdem Colt einen sarkastischen Kommentar über das gemacht hatte, was wohl eingepackt nun auf dem Tisch lag.
“Wie sollen wir es denn zustellen?”
Fireball setzte sich an den Tisch, beugte sich tief, um die Dicke des Päckchens aus zu machen. Fünf Zentimeter, Nicht mehr. Die Tiefe einer normalen Leinwand.
“Dr. Willard hat erzählt, dass sie bis zur letzten Stunde ihres Lebens daran gemalt hat. Ich wusste gar nicht, dass sie malt. Ich wusste eigentlich nichts über sie.”
Saber fuhr sich mit der flachen Hand über die noch unrasierte Wange. Es machte es kratzendes Geräusch, das seltsam lange nachhallte.
“Wir haben uns aus den Augen verloren. Deswegen brauchst du kein schlechtes Gewissen zu haben.”
April wusste, dass er recht hatte.
Die ersten Monate, nachdem sie Tris von Jesse befreit hatten, war der Kontakt freundschaftlich gewesen. Sie trafen sich, waren zusammen in der Stadt…dann telefonierten sie viel miteinander, schließlich, nach zwei Jahren, schrieben sie sich nur noch, erst regelmäßig, dann, nur noch zu besonderen Anlässen. Und im letztem Jahr hatten sie sich dann völlig aus den Augen verloren. Dass Tris krank war…so sehr krank, dass ahnte sie nicht.
Nicht einmal im Traum.




***

“19. September.
Eigentlich kann ich es nicht einmal glauben. Kann sich das einer Vorstellen? Ich bin nun der Besitzer eines wirklich hässlichen Bildes. Aber nichts für ungut. Es ist von Tris. Sie hat es selbst gemalt. Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen durcheinander bin. Ich wusste nicht, dass sie krank war. War sie es denn schon, als wir uns kannten? Ich weiß es nicht. Bemerkt habe ich nichts,…aber ich hatte andere Sachen im Kopf. Vielleicht hätte sie blutend vor mir zusammen brechen können und ich hätte es nicht einmal bemerkt.
Die ganze Angelegenheit entging nicht einer gewissen Komik. Saber hatte es tatsächlich geschafft, eine Signatur der Basis zu bekommen, auf der wir uns gerade befinden. Nun, sie liegt im absoluten Grenzbereich also was soll’s. Machen können sie eh nichts. Wir befinden uns nicht im Gebiet des KOK, wenn wir auch draufspucken könnten . *g*
Er sagte, dass….”



***



“…sie dir tatsächlich was hinterlassen hat.”
Jesse, immer noch im Taumel dessen, dass er in seinen privaten Räumen stand, und über die große Leinwand mit Saber kommunizierte, zog eine Augenbraun hoch.
Er hatte eine Tasse Kaffee in der Hand, die nun langsam aber sicher drohte, aus zu kippen, weil er sie schlicht vergessen hatten.
“Sie ist tot..”, wiederholte er wieder.
Ihm wurde kalt und er schlang einen Arm um seinen nackten Oberkörper. Vor weniger als fünfzehn Minuten hatte er noch in seinem weichen und warmen Bett gelegen.
Bis jemand an seiner Schulter rüttelte und er wie aus weiter Ferne hörte, dass jemand an seinem Com war.
Nun stand er hier, mit langsam erwachendem Verstand.
“Ja, verstorben.”, erklärte Saber noch einmal.
Er sah auf die Uhr.
“Vor wenigen Stunden.”
“Verstorben…” Jesse kam sich schon blöd vor, weil er ständig wiederholte, was der Blonde ihm sagte.
Saber, der auf dem großen Monitor in seinem Wohnzimmer bedrohlich nah wirkte, obschon er tausende von Kilometer entfernt war, holte einmal tief Luft.
“Hast du verstanden, dass sie dir was hinterlassen hat.”
“Mir was hinterlassen…”
Wieder eine Wiederholung, wieder ärgerte er sich, schüttelte den Kopf und konzentrierte sich.
“Ich kann mir gar nicht denken, was sie mir hinterlassen wollen würde.”
Sekundenlang dachte er tatsächlich über die grammatische Richtigkeit des Satzes nach, wobei er kurz nach recht unten sah, dann wieder aufschaute und Saber unschuldig anblickte.
“Was ist es denn?”
Saber lächelte zurück. Er konnte sich bewusst nicht daran erinnern, dass er den blauhaarigen jungen Mann schon mal angelächelt hatte.
“Es ist ein Bild. Ein selbst gemaltes Bild. Es war ihr wohl sehr wichtig, es zu Ende zu stellen. Sie hat bis zum Schluss daran gearbeitet.”
“Ein Bild?”
Saber grinste.
“Was ist drauf?”
Nun zuckte der blonde die Schultern. Er wusste es nicht. Sie hatten es nicht ausgepackt.
“Wie und wann können wir es dir übergeben?”
Jesse dachte einen Augenblick darüber nach.
“Ohne Tricks? Ich bekomme das Bild und wir gehen wieder unserer Wege?”
“Ohne Tricks.”
Jesse lächelte offener.
“Dann komme ich heute nach Yuma City. Central Park. So um 19.00 Uhr.”



***
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