Almost Forgotten Memories
Kurzbeschreibung
V ist überraschenderweise zu Evey zurückgekehrt und erzählt ihr wie er überlebt hat. Von da an lebt Evey mit ihm zusammen in der Schattengallerie. Eines Tages hat Evey einen Traum, den sie erst nicht einordnen kann und der sie an ihre Kindheit denken lässt. Nach diesem Traum ist nichts mehr wie es vorher war, denn schließlich scheint Evey auf einer heißen Spur zu sein. Sie scheint V doch schon länger zu kennen, als sie anfangs dachte.... doch wie nimmt V das auf? Eine Mischung aus Drama und Romanze.... V and Evey ONLY :)
GeschichteMystery, Romance / P12 / Het
Evey Hammond
V
10.04.2010
26.04.2010
7
13.440
2
Alle Kapitel
34 Reviews
34 Reviews
Dieses Kapitel
3 Reviews
3 Reviews
10.04.2010
2.293
Vertrauen
“…Der Liebe leichte Schwingen trugen mich, kein steinern Bollwerk kann der Liebe wehren.”
Evey liebte es Vs Stimme zu lauschen. Schon als sie noch klein war, hatte sie seiner Stimme mit Leidenschaft zugehört.
Er saß auf einem Stuhl neben ihrem Bett, während Evey auf dem Bett lag und sich von ihm “Romeo und Julia” vorlesen ließ, was sie sich selbst gewünscht hatte, da es sie so sehr an ihre Kindheit erinnerte.
“…und Liebe wagt-”
“-was irgend Liebe kann.”, sprachen V und Evey gleichzeitig. Sie war selbst etwas überrascht, dass sie sich an die meisten Verse noch erinnern konnte. Es war schon so lange her seit sie das Stück gelesen hatte. Evey lächelte V an und Evey war sich sicher, dass V ebenfalls lächelte. Dann richtete sie sich auf und griff nach dem Buch, welches V in den Händen hielt. Behutsam und ohne ihren Blick von ihm abzuschweifen, klappte sie es zu und legte es auf den Nachttisch.
“Hast du keine Lust mehr?”, fragte V etwas erstaunt.
“Doch…”, flüsterte sie und beugte sich dabei immer mehr zu ihm. Dann führte sie ihre Hand zu seiner, sodass ihre Handinnenflächen sich berührten, bevor Evey ihre Finger mit seinen verschränkte. Ihre andere Hand umfasste liebevoll das Gesicht seiner Maske und strich über die Haare seiner Perücke. V rührte sich nicht, doch sie wusste, dass er ihre Berührungen genoss. Berührungen, die eigentlich keine waren, dachte Evey. Noch nie hatte sie seine Haut berühren dürfen, obwohl ihre Kehle danach brannte.
Sie wollte ihn spüren. Jetzt.
Sie löste ihre Hand wieder von seiner und versuchte dann langsam, um ihn nicht zu verschrecken, einen Finger unter seinen schwarzen Handschuh zu schieben und ihn über sein Handgelenk zu ziehen. Doch bevor sie dazu kam, hatte V seine Hand schon wieder zurückgezogen.
“Evey, das ist keine gute Idee.”, sagte er und ballte seine Hand zu einer Faust, wie er es schon so oft getan hatte.
“Wieso nicht?”, wollte sie wissen. “Ich habe deine Hände schon einmal gesehen. Hast du das vergessen?”
“Nein.”, sagte er nach anfänglichen Zögern. “Aber ich kann mich auch an deinen Blick erinnern.”
Sie presste die Lippen aufeinander.
“Ich war nur… erschrocken. Das ist alles.”
“Und angewidert.”
V senkte den Kopf.
“Nein!” ,rief sie bestimmt. “Das ist nicht wahr. Das ist einfach nicht wahr.”
Und V und Evey erinnerten sich beide an den Moment, als Evey diesen Satz zuletzt mit solcher Leidenschaft zu ihm gesagt hatte und auch an das was danach passierte.
….
“…du hattest Recht mit dem, was ich bin. Auf mich wartet kein Baum. Alles was ich will, alles, was ich verdient habe, ist am Ende dieses Tunnels.”
“Das ist nicht wahr”
….
Die Erinnerung daran war plötzlich so real wie nie zuvor.
Evey griff erneut nach seiner Hand, doch diesmal zog er sie nicht zurück.
“Ich weiß, was mich erwartet und ich habe keinen Grund mich vor dir zu ekeln, weil du für mich der wichtigste Mensch in meinem Leben bist.”
Ihre Stimme war nur ein Wispern, doch sie war von unglaublich viel Liebe gefüllt.
Sie streifte seinen Handschuh mit solcher Zärtlichkeit über seine Hand, als könne sie jeden Moment zerbrechen. Sie legte den Handschuh beiseite, während sie seine entblößte Hand abtastete und dabei genauer betrachtete. Sie hatte das Gefühl, dass die Brandnarben jetzt noch schlimmer aussahen als beim ersten Mal, aber das kam ihr wahrscheinlich nur so vor, weil sie sie vorher nur aus der Entfernung gesehen hatte. Die Haut war gerötet und fleckig und an manchem Stellen schälte sie sich wie die Schale von einer Apfelsine. Als sie über seine Hand fuhr, spürte sie jede kleinste Erhebung, jede winzigste Narbe auf seiner verbrannten Haut. Auf merkwürdige Weise empfand Evey das Gefühl aber nicht als unangenehm. Seine raue Haut kribbelte leicht auf ihrer und trotz allem fand sie, dass seine Hände sie weichsten waren, die sie jemals berührt hatte. V ließ Eveys Berührungen still über sich ergehen. Er bewegte seine Hand nicht ein einziges Mal bei Eveys Inspektionen. Sanft strich sie mit ihren Daumen immer wieder über die schlimmste aller Narben.
“Du musst das nicht tun, Evey.”, sagte V plötzlich mit gesenkter Stimme.
“Keiner zwingt mich dazu.” Sie schaute ihm in die Augen, obwohl es unmöglich war diese hinter dem schwarz auszumachen. “Außerdem…”, begann sie und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. “…liebe ich deine Hände jetzt schon. Sie sind wunderschön.”
Evey hörte wie V ausatmete, fast so als würde ihn das erleichtern. Und zum ersten Mal merkte sie, wie V ihre Hand leicht drückte. Evey erwiderte die Berührung und führte seine Hand an ihren Mund, um die Spitze seines Zeigefingers zu küssen.
“Und Liebe wagt, was irgend Liebe kann.”, zitierte sie flüsternd, als sie fortfuhr seine restliche Hand mit Küssen zu versehen. “Shakespeare hatte wohl Recht.”
“Mehr als einmal.”, sagte V leise, um sich an Eveys Flüstern anzupassen. “Evey?”, fragte er plötzlich und Evey sah sofort auf. Sie liebte es, wenn er ihren Namen sprach und Evey war aufgefallen, dass er das relativ häufig tat. “Glaubst du, dass meine Eltern noch am Leben sind?” Seine Frage kam etwas zögerlich, als hätte er Angst vor einer Antwort. Evey wusste nur nicht, was für eine Antwort er sich wohl erhoffte.
“Schon möglich. So alt können sie noch nicht sein.” V nickte langsam. “Ich bin mir sicher sie würden sich unglaublich freuen, wenn sie wüssten, dass du lebst. Willst du nicht nach ihnen suchen?”
“Ich weiß nicht.”, sagte er nur.
“Warum? Was würdest du verlieren?”
Sie strich erneut beruhigend über seine Hand. Sie hatte den anderen Handschuh jetzt auch ausgezogen und beiseite gelegt und hielt nun seine beiden Hände mit ihren eigenen fest.
“Ich weiß nicht, ob ich das will. Vielleicht wollen sie mich gar nicht mehr sehen, vor allem, so wie ich jetzt bin…” Seine Stimme erstarb und er senkte seinen Blick. Evey legte ihre Hand unter sein Kinn und hob es an, sodass sie ihn zwang ihr in die Augen zu sehen.
“Das ist wirklich totaler Unsinn. Deine Eltern lieben dich, egal wie du aussiehst. Du bist immer noch derselbe wie damals. Willst du ihnen wirklich vorenthalten, dass ihr totgeglaubter Sohn noch am Leben bist? Wäre das nicht egoistisch? Außerdem bin ich mir sicher, dass auch du sie gern kennenlernen möchtest. Du hättest die Chance mehr über deine Vergangenheit zu erfahren als ich dir jemals erzählen könnte. Dazu kannte ich dich zu wenig. Abgesehen davon ist es auch schon viel zu lange her…”
Als Evey geendet hatte, breitete sich eine kurze Stille über die beiden aus.
“Du hast vermutlich Recht.”, gab V schließlich zu, um das Schweigen zu brechen.
“Natürlich”, meinte Evey aufmunternd und stupste ihn kurz an. “Und endlich verstehe ich auch, was der Traum mir sagen wollte.”
“Dass ich er bin?”, fragte V.
Evey lachte. Ihr entging nicht, dass V sich zu weigern schien seinen eigenen “neuen” Namen laut auszusprechen.
“Ja, das sowieso. Aber ich meine das Zitat war ebenfalls ein Hinweis. Es war von Shakespeare. Das habe ich anfangs nicht verstanden, aber jetzt… Ich frage mich nur, warum gerade dieses Zitat…”
“Feuer.”, antwortete V knapp.
Und plötzlich wurde auch Evey das klar.
“Oh.”, machte sie etwas erstaunt. “Also… ein weiterer Hinweis.”, meinte sie etwas verlegen. Sie wusste nicht, warum sie das so in Verlegenheit brachte, spürte aber wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Vielleicht weil es ihr peinlich war, dass sie daran nicht gedacht hatte. Vielleicht war es aber auch, weil sie sich im selben Moment wieder an das Kribbeln in ihrem Traum erinnerte, was ebenfalls ein Hinweis gewesen sein musste. Im Traum hatte sie das nicht verstanden, aber jetzt wo sie wusste, dass Henry und V ein und dieselbe Person waren, ergab das durchaus Sinn. Evey musste an das Foto denken. Er sah unglaublich gut aus, dachte sie. Wenn Evey nur wüsste, wie sein Gesicht jetzt aussah. Auf der einen Seite wollte sie es zu gern wissen, denn ihre Neugier war in dieser Hinsicht einfach zu groß. Auf der anderen Seite hatte sie Angst ihn schon wieder danach zu fragen und vielleicht hatte sie auch vor ihrer eigenen Reaktion Angst. Sie konnte nicht wissen, wie sie reagieren würde, obwohl sie doch eigentlich wusste, was sie erwartete. Evey war ständig hin- und hergerissen, aber sie wusste, dass es auch nicht so weitergehen konnte. Sie lebten beide hier zusammen. Eines Tages würde er ihr sein Gesicht zeigen müssen und umso länger er damit wartete, umso schwerer würde es ihm fallen, da war sie sich ziemlich sicher.
Erneut ergriff Evey die Initiative und erhob sich von ihrem Bett, um sich anschließend auf seinen Schoß zu setzten. So wie damals.
V schaute sie nachdenklich an, legte aber dann seine Hand an ihre Taille und zog sie näher zu sich. Er fühlte genauso wie sie, das wusste Evey und diese Reaktion bestätigte ihre Vermutung erneut. Natürlich empfand er das Gleiche wie sie. Er hatte es ihr selbst gesagt, als er in ihren Armen “gestorben” war. Doch er hatte diesen Moment nie wieder erwähnt seit er vom Tod zurückgekehrt war. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen. Mit ihrer rechten Hand fuhr sie zärtlich über seinen Rücken bis sie schließlich seinen Nacken fand, der unter seiner Perücke versteckt war. Es war eine Stelle, wo sie seine Haut ebenfalls spüren konnte. Evey spürte wie er seinen Kopf nach hinten legte als ihre Hand sich in seinem Nacken befand, fast so als würde er ihre Berührungen genießen. Dann vernahm sie ein leises Einatmen, was schon fast wie ein Aufstöhnen klang und Evey glaubte dabei ihren Namen zu vernehmen.
Dann umfasste sie erneut sein erstarrtes Gesicht und zwang ihn sie anzusehen. Sie näherte sich mit ihrem Gesicht der Maske immer mehr an bis ihre Münder so nah waren, dass sie sich beinahe berührten. Aus dieser Entfernung konnte sie sogar seinen Atem spüren, der durch den Mund der Maske hindurchdrang und das Brennen auf ihren Lippen fühlte sich fast so an, als würden sich ihre Münder wirklich berühren. Die eine ihrer Hände, die auf seiner Brust lag, konnte das Heben und Senken seines Brustkorbs genau wahrnehmen und Evey merkte, wie schwer und angespannt sein Atem war.
Schließlich legte sie ihren Zeigefinger auf seinen unbeweglichen Mund und flüsterte: “Ich möchte dir so gern in die Augen sehen.”
“Das geht nicht, Evey.”
“Wieso nicht?”
“Ich habe es dir schon einmal erklärt. Ich bin nicht mehr der, der ich einst war.”, erklärte er und schüttelte den Kopf.
“Oh doch. Das bist du.”, widersprach sie. “In deiner Brust schlägt noch immer das gleiche Herz wie früher. Du bist immer noch der gleiche wunderbare Mensch, den ich damals kennengelernt habe mit der gleichen Liebe zu Shakespeare. Du bist mehr als nur eine Idee, V. Du bist ein Mann. Ein Mann, der mir beigebracht hat, keine Angst mehr zu haben. Ein Mann, der die Welt gerettet hat. Aber auch ein Mann, der genauso Bedürfnisse hat, wie andere Menschen auch. Und du weißt, welche Bedürfnisse ich damit meine.” Sie küsste kurz den Mund seiner Maske. “Ich liebe dich, V.”
Sie hatte nicht vorgehabt ihm das zu sagen, als sie begonnen hatte zu reden, aber sie war sich jetzt sicher, dass sie das Richtige getan hatte. Es fühlte sich richtig an.
V war zuerst sprachlos, wie es schien, doch er fasste sich unglaublich schnell wieder.
“Ich liebe dich auch, Evey. Und ich dachte nicht, dass ich jemals dazu in der Lage sein würde. Ich habe nie damit gerechnet und ich kann nicht ausdrücken, wie dankbar ich dir dafür bin, dass du diese Gefühle in mir auslöst.”
“Liebe passiert immer, wenn man sie am wenigsten erwartet.”, lächelte sie. “Was ich damit eigentlich sagen wollte: du hast mich gelehrt ohne Angst zu leben. Wieso jedoch hast du selbst Angst mir dein Gesicht zu zeigen? Ein Gesicht, dass ich eigentlich bereits kenne. Nun ja… kannte.”
“Auch Lehrer machen Fehler.”, sagte V nur. “Ich möchte außerdem, dass du mich so in Erinnerung behältst wie ich jetzt bin und nicht als… ein Monster.” Er flüsterte das letzte Wort nur.
“Das bist du nicht. Du bist kein Monster, V.”
“Du musst mich nicht trösten. Du hattest Recht, als du mir das vor einiger Zeit sagtest. Es gibt nichts anderes hinter dieser Maske, was von mir übrig geblieben ist.”, meinte er traurig.
“Das redest du dir ein. Da gibt es viel mehr. Schließlich ist es noch immer deine Haut,deine Knochen. Und das reicht für mich völlig aus. Ich will dich so in Erinnerung behalten wie du wirklich bist, nicht das Gesicht von Guy Fawkes. Denn das ist nicht der Mann, den ich liebe. Der Mann, den ich liebe, das bist du. Du ganz allein. Und das unter der Maske bist du, denn wenn nicht du das bist, dann frag ich dich, wer ist es dann? Auf jeden Fall kein Monster. Monster sind böse und hässlich. Du bist keines von beiden. Wer so eine schöne Stimme hat und damit so schöne Worte formulieren kann wie du und jemand der solche einzigartigen Hände hat, kann nicht hässlich sein. Für mich wirst du immer schön sein. Auf deine ganz spezielle Art.”
Evey kuschelte sich wieder an ihn, wie um ihre Worte zu beweisen. Er legte seine Arme um sie und drückte ihren zierlichen Körper an seinen.
“Das sind die wundervollsten Worte, die jemals ein Mensch zu mir gesagt hat.”
“Das wichtigste ist, dass du mir auch glaubst. Ich will, dass du mir vertrauen kannst. Vertraust du mir?”, fragte sie und ihre Hand krallte sich leicht in seinen Arm fest.
“Ja, ich vertraue dir.”
____________________
Ich glaube das war das romantischste Kapitel bisher. Aber schließlich hab ich ja geschrieben, dass die FF aus Drama UND Romantik besteht und Evey und V sind einfach nur so süß. Es macht Spaß über sie zu schreiben^^
Achja, Ich denke es wird nur noch ein Kapitel kommen...
Review-schreibebedarf? Denn ich hab nämlich Review-lesebedarf :D
“…Der Liebe leichte Schwingen trugen mich, kein steinern Bollwerk kann der Liebe wehren.”
Evey liebte es Vs Stimme zu lauschen. Schon als sie noch klein war, hatte sie seiner Stimme mit Leidenschaft zugehört.
Er saß auf einem Stuhl neben ihrem Bett, während Evey auf dem Bett lag und sich von ihm “Romeo und Julia” vorlesen ließ, was sie sich selbst gewünscht hatte, da es sie so sehr an ihre Kindheit erinnerte.
“…und Liebe wagt-”
“-was irgend Liebe kann.”, sprachen V und Evey gleichzeitig. Sie war selbst etwas überrascht, dass sie sich an die meisten Verse noch erinnern konnte. Es war schon so lange her seit sie das Stück gelesen hatte. Evey lächelte V an und Evey war sich sicher, dass V ebenfalls lächelte. Dann richtete sie sich auf und griff nach dem Buch, welches V in den Händen hielt. Behutsam und ohne ihren Blick von ihm abzuschweifen, klappte sie es zu und legte es auf den Nachttisch.
“Hast du keine Lust mehr?”, fragte V etwas erstaunt.
“Doch…”, flüsterte sie und beugte sich dabei immer mehr zu ihm. Dann führte sie ihre Hand zu seiner, sodass ihre Handinnenflächen sich berührten, bevor Evey ihre Finger mit seinen verschränkte. Ihre andere Hand umfasste liebevoll das Gesicht seiner Maske und strich über die Haare seiner Perücke. V rührte sich nicht, doch sie wusste, dass er ihre Berührungen genoss. Berührungen, die eigentlich keine waren, dachte Evey. Noch nie hatte sie seine Haut berühren dürfen, obwohl ihre Kehle danach brannte.
Sie wollte ihn spüren. Jetzt.
Sie löste ihre Hand wieder von seiner und versuchte dann langsam, um ihn nicht zu verschrecken, einen Finger unter seinen schwarzen Handschuh zu schieben und ihn über sein Handgelenk zu ziehen. Doch bevor sie dazu kam, hatte V seine Hand schon wieder zurückgezogen.
“Evey, das ist keine gute Idee.”, sagte er und ballte seine Hand zu einer Faust, wie er es schon so oft getan hatte.
“Wieso nicht?”, wollte sie wissen. “Ich habe deine Hände schon einmal gesehen. Hast du das vergessen?”
“Nein.”, sagte er nach anfänglichen Zögern. “Aber ich kann mich auch an deinen Blick erinnern.”
Sie presste die Lippen aufeinander.
“Ich war nur… erschrocken. Das ist alles.”
“Und angewidert.”
V senkte den Kopf.
“Nein!” ,rief sie bestimmt. “Das ist nicht wahr. Das ist einfach nicht wahr.”
Und V und Evey erinnerten sich beide an den Moment, als Evey diesen Satz zuletzt mit solcher Leidenschaft zu ihm gesagt hatte und auch an das was danach passierte.
….
“…du hattest Recht mit dem, was ich bin. Auf mich wartet kein Baum. Alles was ich will, alles, was ich verdient habe, ist am Ende dieses Tunnels.”
“Das ist nicht wahr”
….
Die Erinnerung daran war plötzlich so real wie nie zuvor.
Evey griff erneut nach seiner Hand, doch diesmal zog er sie nicht zurück.
“Ich weiß, was mich erwartet und ich habe keinen Grund mich vor dir zu ekeln, weil du für mich der wichtigste Mensch in meinem Leben bist.”
Ihre Stimme war nur ein Wispern, doch sie war von unglaublich viel Liebe gefüllt.
Sie streifte seinen Handschuh mit solcher Zärtlichkeit über seine Hand, als könne sie jeden Moment zerbrechen. Sie legte den Handschuh beiseite, während sie seine entblößte Hand abtastete und dabei genauer betrachtete. Sie hatte das Gefühl, dass die Brandnarben jetzt noch schlimmer aussahen als beim ersten Mal, aber das kam ihr wahrscheinlich nur so vor, weil sie sie vorher nur aus der Entfernung gesehen hatte. Die Haut war gerötet und fleckig und an manchem Stellen schälte sie sich wie die Schale von einer Apfelsine. Als sie über seine Hand fuhr, spürte sie jede kleinste Erhebung, jede winzigste Narbe auf seiner verbrannten Haut. Auf merkwürdige Weise empfand Evey das Gefühl aber nicht als unangenehm. Seine raue Haut kribbelte leicht auf ihrer und trotz allem fand sie, dass seine Hände sie weichsten waren, die sie jemals berührt hatte. V ließ Eveys Berührungen still über sich ergehen. Er bewegte seine Hand nicht ein einziges Mal bei Eveys Inspektionen. Sanft strich sie mit ihren Daumen immer wieder über die schlimmste aller Narben.
“Du musst das nicht tun, Evey.”, sagte V plötzlich mit gesenkter Stimme.
“Keiner zwingt mich dazu.” Sie schaute ihm in die Augen, obwohl es unmöglich war diese hinter dem schwarz auszumachen. “Außerdem…”, begann sie und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. “…liebe ich deine Hände jetzt schon. Sie sind wunderschön.”
Evey hörte wie V ausatmete, fast so als würde ihn das erleichtern. Und zum ersten Mal merkte sie, wie V ihre Hand leicht drückte. Evey erwiderte die Berührung und führte seine Hand an ihren Mund, um die Spitze seines Zeigefingers zu küssen.
“Und Liebe wagt, was irgend Liebe kann.”, zitierte sie flüsternd, als sie fortfuhr seine restliche Hand mit Küssen zu versehen. “Shakespeare hatte wohl Recht.”
“Mehr als einmal.”, sagte V leise, um sich an Eveys Flüstern anzupassen. “Evey?”, fragte er plötzlich und Evey sah sofort auf. Sie liebte es, wenn er ihren Namen sprach und Evey war aufgefallen, dass er das relativ häufig tat. “Glaubst du, dass meine Eltern noch am Leben sind?” Seine Frage kam etwas zögerlich, als hätte er Angst vor einer Antwort. Evey wusste nur nicht, was für eine Antwort er sich wohl erhoffte.
“Schon möglich. So alt können sie noch nicht sein.” V nickte langsam. “Ich bin mir sicher sie würden sich unglaublich freuen, wenn sie wüssten, dass du lebst. Willst du nicht nach ihnen suchen?”
“Ich weiß nicht.”, sagte er nur.
“Warum? Was würdest du verlieren?”
Sie strich erneut beruhigend über seine Hand. Sie hatte den anderen Handschuh jetzt auch ausgezogen und beiseite gelegt und hielt nun seine beiden Hände mit ihren eigenen fest.
“Ich weiß nicht, ob ich das will. Vielleicht wollen sie mich gar nicht mehr sehen, vor allem, so wie ich jetzt bin…” Seine Stimme erstarb und er senkte seinen Blick. Evey legte ihre Hand unter sein Kinn und hob es an, sodass sie ihn zwang ihr in die Augen zu sehen.
“Das ist wirklich totaler Unsinn. Deine Eltern lieben dich, egal wie du aussiehst. Du bist immer noch derselbe wie damals. Willst du ihnen wirklich vorenthalten, dass ihr totgeglaubter Sohn noch am Leben bist? Wäre das nicht egoistisch? Außerdem bin ich mir sicher, dass auch du sie gern kennenlernen möchtest. Du hättest die Chance mehr über deine Vergangenheit zu erfahren als ich dir jemals erzählen könnte. Dazu kannte ich dich zu wenig. Abgesehen davon ist es auch schon viel zu lange her…”
Als Evey geendet hatte, breitete sich eine kurze Stille über die beiden aus.
“Du hast vermutlich Recht.”, gab V schließlich zu, um das Schweigen zu brechen.
“Natürlich”, meinte Evey aufmunternd und stupste ihn kurz an. “Und endlich verstehe ich auch, was der Traum mir sagen wollte.”
“Dass ich er bin?”, fragte V.
Evey lachte. Ihr entging nicht, dass V sich zu weigern schien seinen eigenen “neuen” Namen laut auszusprechen.
“Ja, das sowieso. Aber ich meine das Zitat war ebenfalls ein Hinweis. Es war von Shakespeare. Das habe ich anfangs nicht verstanden, aber jetzt… Ich frage mich nur, warum gerade dieses Zitat…”
“Feuer.”, antwortete V knapp.
Und plötzlich wurde auch Evey das klar.
“Oh.”, machte sie etwas erstaunt. “Also… ein weiterer Hinweis.”, meinte sie etwas verlegen. Sie wusste nicht, warum sie das so in Verlegenheit brachte, spürte aber wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Vielleicht weil es ihr peinlich war, dass sie daran nicht gedacht hatte. Vielleicht war es aber auch, weil sie sich im selben Moment wieder an das Kribbeln in ihrem Traum erinnerte, was ebenfalls ein Hinweis gewesen sein musste. Im Traum hatte sie das nicht verstanden, aber jetzt wo sie wusste, dass Henry und V ein und dieselbe Person waren, ergab das durchaus Sinn. Evey musste an das Foto denken. Er sah unglaublich gut aus, dachte sie. Wenn Evey nur wüsste, wie sein Gesicht jetzt aussah. Auf der einen Seite wollte sie es zu gern wissen, denn ihre Neugier war in dieser Hinsicht einfach zu groß. Auf der anderen Seite hatte sie Angst ihn schon wieder danach zu fragen und vielleicht hatte sie auch vor ihrer eigenen Reaktion Angst. Sie konnte nicht wissen, wie sie reagieren würde, obwohl sie doch eigentlich wusste, was sie erwartete. Evey war ständig hin- und hergerissen, aber sie wusste, dass es auch nicht so weitergehen konnte. Sie lebten beide hier zusammen. Eines Tages würde er ihr sein Gesicht zeigen müssen und umso länger er damit wartete, umso schwerer würde es ihm fallen, da war sie sich ziemlich sicher.
Erneut ergriff Evey die Initiative und erhob sich von ihrem Bett, um sich anschließend auf seinen Schoß zu setzten. So wie damals.
V schaute sie nachdenklich an, legte aber dann seine Hand an ihre Taille und zog sie näher zu sich. Er fühlte genauso wie sie, das wusste Evey und diese Reaktion bestätigte ihre Vermutung erneut. Natürlich empfand er das Gleiche wie sie. Er hatte es ihr selbst gesagt, als er in ihren Armen “gestorben” war. Doch er hatte diesen Moment nie wieder erwähnt seit er vom Tod zurückgekehrt war. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen. Mit ihrer rechten Hand fuhr sie zärtlich über seinen Rücken bis sie schließlich seinen Nacken fand, der unter seiner Perücke versteckt war. Es war eine Stelle, wo sie seine Haut ebenfalls spüren konnte. Evey spürte wie er seinen Kopf nach hinten legte als ihre Hand sich in seinem Nacken befand, fast so als würde er ihre Berührungen genießen. Dann vernahm sie ein leises Einatmen, was schon fast wie ein Aufstöhnen klang und Evey glaubte dabei ihren Namen zu vernehmen.
Dann umfasste sie erneut sein erstarrtes Gesicht und zwang ihn sie anzusehen. Sie näherte sich mit ihrem Gesicht der Maske immer mehr an bis ihre Münder so nah waren, dass sie sich beinahe berührten. Aus dieser Entfernung konnte sie sogar seinen Atem spüren, der durch den Mund der Maske hindurchdrang und das Brennen auf ihren Lippen fühlte sich fast so an, als würden sich ihre Münder wirklich berühren. Die eine ihrer Hände, die auf seiner Brust lag, konnte das Heben und Senken seines Brustkorbs genau wahrnehmen und Evey merkte, wie schwer und angespannt sein Atem war.
Schließlich legte sie ihren Zeigefinger auf seinen unbeweglichen Mund und flüsterte: “Ich möchte dir so gern in die Augen sehen.”
“Das geht nicht, Evey.”
“Wieso nicht?”
“Ich habe es dir schon einmal erklärt. Ich bin nicht mehr der, der ich einst war.”, erklärte er und schüttelte den Kopf.
“Oh doch. Das bist du.”, widersprach sie. “In deiner Brust schlägt noch immer das gleiche Herz wie früher. Du bist immer noch der gleiche wunderbare Mensch, den ich damals kennengelernt habe mit der gleichen Liebe zu Shakespeare. Du bist mehr als nur eine Idee, V. Du bist ein Mann. Ein Mann, der mir beigebracht hat, keine Angst mehr zu haben. Ein Mann, der die Welt gerettet hat. Aber auch ein Mann, der genauso Bedürfnisse hat, wie andere Menschen auch. Und du weißt, welche Bedürfnisse ich damit meine.” Sie küsste kurz den Mund seiner Maske. “Ich liebe dich, V.”
Sie hatte nicht vorgehabt ihm das zu sagen, als sie begonnen hatte zu reden, aber sie war sich jetzt sicher, dass sie das Richtige getan hatte. Es fühlte sich richtig an.
V war zuerst sprachlos, wie es schien, doch er fasste sich unglaublich schnell wieder.
“Ich liebe dich auch, Evey. Und ich dachte nicht, dass ich jemals dazu in der Lage sein würde. Ich habe nie damit gerechnet und ich kann nicht ausdrücken, wie dankbar ich dir dafür bin, dass du diese Gefühle in mir auslöst.”
“Liebe passiert immer, wenn man sie am wenigsten erwartet.”, lächelte sie. “Was ich damit eigentlich sagen wollte: du hast mich gelehrt ohne Angst zu leben. Wieso jedoch hast du selbst Angst mir dein Gesicht zu zeigen? Ein Gesicht, dass ich eigentlich bereits kenne. Nun ja… kannte.”
“Auch Lehrer machen Fehler.”, sagte V nur. “Ich möchte außerdem, dass du mich so in Erinnerung behältst wie ich jetzt bin und nicht als… ein Monster.” Er flüsterte das letzte Wort nur.
“Das bist du nicht. Du bist kein Monster, V.”
“Du musst mich nicht trösten. Du hattest Recht, als du mir das vor einiger Zeit sagtest. Es gibt nichts anderes hinter dieser Maske, was von mir übrig geblieben ist.”, meinte er traurig.
“Das redest du dir ein. Da gibt es viel mehr. Schließlich ist es noch immer deine Haut,deine Knochen. Und das reicht für mich völlig aus. Ich will dich so in Erinnerung behalten wie du wirklich bist, nicht das Gesicht von Guy Fawkes. Denn das ist nicht der Mann, den ich liebe. Der Mann, den ich liebe, das bist du. Du ganz allein. Und das unter der Maske bist du, denn wenn nicht du das bist, dann frag ich dich, wer ist es dann? Auf jeden Fall kein Monster. Monster sind böse und hässlich. Du bist keines von beiden. Wer so eine schöne Stimme hat und damit so schöne Worte formulieren kann wie du und jemand der solche einzigartigen Hände hat, kann nicht hässlich sein. Für mich wirst du immer schön sein. Auf deine ganz spezielle Art.”
Evey kuschelte sich wieder an ihn, wie um ihre Worte zu beweisen. Er legte seine Arme um sie und drückte ihren zierlichen Körper an seinen.
“Das sind die wundervollsten Worte, die jemals ein Mensch zu mir gesagt hat.”
“Das wichtigste ist, dass du mir auch glaubst. Ich will, dass du mir vertrauen kannst. Vertraust du mir?”, fragte sie und ihre Hand krallte sich leicht in seinen Arm fest.
“Ja, ich vertraue dir.”
____________________
Ich glaube das war das romantischste Kapitel bisher. Aber schließlich hab ich ja geschrieben, dass die FF aus Drama UND Romantik besteht und Evey und V sind einfach nur so süß. Es macht Spaß über sie zu schreiben^^
Achja, Ich denke es wird nur noch ein Kapitel kommen...
Review-schreibebedarf? Denn ich hab nämlich Review-lesebedarf :D