Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

September

von Zerase
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P12 / MaleSlash
Cassander Hephaestion
05.04.2010
05.04.2010
1
2.286
 
Alle Kapitel
6 Reviews
Dieses Kapitel
5 Reviews
 
 
 
05.04.2010 2.286
 
... Ich weiß nicht, woher dieser Oneshot kam. Ehrlich. Vielleicht lag es daran, dass ich gestern Abend kurz vor dem Einschlafen eine Überdosis Hephaistion/Kassander erhalten habe (Ja, Polly, ich meine dich :P) und mir dann die ganze Zeit diese Szene im Kopf herumgeisterte. Und wie es eben immer so schön ist, kann ich nicht an etwas - in diesem Falle Bloody Valentine - schreiben, während mir etwas anderes auf der Schreiberseele liegt, also musste ich dem Ganzen Luft machen. Wenn ich eine Lektion gelernt habe, dann ist nämlich es diese: Widersetze dich nie deiner inneren Dramaqueen. Vor allem dann nicht, wenn sie eine dominante Zicke ist, so wie meine. ;D Der OS ist im Grunde genommen also nur ein Produkt meiner wirr aneinandergereihten Gedanken, aber weil man von dem Pairing einfach nie genug kriegen kann wollte ich ihn euch nicht vorenthalten. Man könnte das Ganze auch als eine Überbrückung zu der Fortsetzung von BV sehen. :) Was noch? Ach ja - die Story nicht gebetat und steht auch sonst in keinem Zusammenhang zu einer anderen Fanfiction, der Titel spiegelt nur das Lied wieder, was ich beim Schreiben gehört habe: September von Daughtry.
Auch die Textpassagen am Anfang und Ende sind aus besagtem Lied und ich habe mir mal vorgestellt, dass die Szene im Spätsommer spielt. Dann passts einfach so schön.
http://www.youtube.com/watch?v=KVEdeed6lxE - hier ist der Link zu dem Ganzen; wer mag, kann es sich ja beim Lesen anhören. :)

______________________________________________

Now the days are so long, that summer's moving on.
We reach for something that's already gone.
Of  all the things I still remember, summers never looked the same.


Ein sanfter Wind wiegte die Gräser und Äste der Bäume, die die beiden Männer umrahmten; spielte mit ihren Haaren und umfing sie wie ein schützender, unsichtbarer Mantel. Er brachte den charakteristischen Geruch von Regen mit sich, kündete von einem aufgestauten Herbstgewitter. Im Nachhinein wusste Hephaistion nicht mehr, wie es dazu gekommen war, dass er nun hier stand. Es hatte sich einfach ergeben, vielleicht aus einem unausgesprochenen Wunsch seines Unterbewusstseins heraus. Er wusste es nicht, aber es machte auch keinen Unterschied mehr.

Sie standen mit dem Rücken zueinander und obwohl sie durch wenige Zentimeter getrennt wurden, hatte Hephaistion das Gefühl jeden Atemzug, jeden Herzschlag und vor allem die Wärme des etwas kleineren Körpers hinter ihm zu spüren, als wäre es seine eigene. Es machte ihm ein wenig Angst, ohne dass er genau sagen konnte, weshalb.

Die Stille hatte sich minutenlang hingezogen, ehe Hephaistions leise Stimme sie nun unterbrach. "Wieso hast du mich hergebeten, Kassander?"
Es dauerte einige Sekunden, ehe er eine Antwort vernahm. Sie war kaum mehr als ein Flüstern, das, vom Wind hinauf in den nächtlichen Sternenhimmel getragen, drohte, die gesprochenen Worte ungehört verklingen zu lassen. "Alexander schickt mich nach Makedonien zurück."
Hephaistions Augen weiteten sich leicht; eine untypische Emotionsbekundung seinerseits, die verriet, dass er mit so einer Erklärung nicht gerechnet hatte. Bereits Sekunden später hatte ihn jedoch die Macht der Gewohnheit wieder im Griff und verlieh seiner Stimme nunmehr einen leicht ironischen, dennoch fragenden Unterton. "Und?"

Ein Seufzen.
"Ich wollte mich verabschieden."
Für einen Moment wusste Hephaistion nicht, was er erwidern sollte. Ihm wurde mit unangenehmer Wucht bewusst, wie unsicher er sich in dieser Situation fühlte. Es war nicht so, dass ihn viel mit Kassander verbunden hätte, aber man konnte auch nicht sagen, dass sie gar nichts teilten. Gerade in den letzten Wochen hatten sie sich absurderweise angenähert, als sie bei der Aufgabenverteilung festgestellt hatten, dass ihre Arbeit im Team effektiver sein würde. Und Hephaistion allen voran war nicht der Typ dafür, persönliche Abneigungen über die Dinge zu stellen, die nun einmal erledigt werden mussten.

Sie hatten begonnen zu reden.
Anfangs waren es Streitereien, kleine Sticheleien und unzählige Anspielungen gewesen. Dann hatten sie auch außerhalb ihrer Aufgaben miteinander Zeit verbracht und mehr als einmal den Übungsplatz gemeinsam aufgesucht - da ihre Arbeit nun einmal so eng miteinander verbunden war, war es auch naheliegend, dass sie sich gemeinsam eine Auszeit nehmen konnten, ohne dass der Andere allzu viel verpasste.
Und ob es nun daran lag, dass sie sich in dieser bizarren Situation befanden, an dem Schock über Alexanders Entscheidung - die er getroffen hatte, ohne ihm auch nur ein Wörtchen davon mitzuteilen -, oder doch daran, dass der kleine Abstand zwischen ihnen immer geringer zu werden schien, konnte Hephaistion nicht sagen, aber die Eröffnung hatte ihn durcheinander gebracht. Mehr, als er zugeben wollte.

Der Dunkelhaarige war bekannt dafür, dass ihn nichts erschüttern konnte, weil er sich schlicht und ergreifend nichts zu Herzen nahm, abgesehen von Alexander. Umso schlimmer war es, nun feststellen zu müssen, dass der Gedanke an Kassanders Fortgehen ihm auf seltsame Art und Weise zusetzte.
Auf seiner Miene spiegelte sich dergleichen selbstverständlich nicht wieder, zumal die beiden sich immer noch den Rücken zudrehten, aber Hephaistions langes Schweigen wurde von dem Anderen offenbar falsch gedeutet.

"Du scheinst nicht sehr begeistert zu sein, hm?" Ein leises, aber irgendwie wehmütiges Auflachen folgte. "Aber andererseits verständlich."
Hephaistion spürte, wie seine Brauen sich zusammenzogen. Wenn es so verständlich war, wieso fragte Kassander dann erst nach? Gerade, als er ansetzte diesen Gedanken in Worte zu kleiden, wurde er von einem Seufzen unterbrochen. "Naja, immerhin bist du noch hier. Das muss mir vermutlich reichen."
"Wie meinst du das?"
Und dieses Mal war es an Kassander so lange zu schweigen, dass der Andere schon glaubte, gar keine Antwort mehr zu erhalten. Als er sie dann jedoch erhielt, überraschte sie durch ihren spitzen und den typisch spöttischen Unterton. "Was denkst du denn, weshalb ich zurückgeschickt werde?"

Es war eine Antwort, die Hephaistion nur noch mehr verwirrte, denn er konnte sich keinen Reim auf Alexanders Entscheidung machen. "Ich weiß es nicht", gab er also ehrlich zu. "Es ist nicht so, als hättest du ein Verbrechen begangen."
"Das zu begehren, was anderen gehört, ist ein Verbrechen. Alexander weiß das."

Mit einem Mal ergab alles einen Sinn.
Aber es war ein Sinn, der Hephaistion nicht gefiel, denn das, was er mit sich brachte, war gefährlich. Und der Dunkelhaarige konnte sich nicht sicher sein, ob er die nötige Widerstandskraft aufbringen konnte, um sich zu wehren. Beweis genug war die Tatsache, dass er immer noch hier stand und auch stehen blieb; war dies doch der letzte Moment in dem er gehen und somit sicherstellen konnte, das alles zwischen ihnen so blieb, wie es war. Aber er tat es nicht und es war absurderweise genau diese Sekunde, in der ihm bewusst wurde, dass ein leichter Regen eingesetzt hatte, der die Welt um sie herum ausschloss und dass gleichzeitig die Zentimeter zwischen ihren Körpern gewichen waren.
Spürbar lehnte Kassander an seinem Rücken und berührte ihn dennoch auf ganz andere Art und Weise, als er nun seinen Hinterkopf in die Kuhle von Hephaistions Nacken bettete, dabei leise seufzend. "Erinnerst du dich an unsere Zeit in Mieza?"

... Es war ein angenehmes Gefühl. Hephaistion blinzelte gegen die Regentropfen an, die seine Augenlider bedeckten, über seine Wangen und schließlich den Hals rannen; dachte für einen Moment nach. Er wusste nicht, worauf Kassander abzielte und entschied sich daher für die naheliegende Antwort. "Ich habe dich immer für einen arroganten Egoisten gehalten, der sich auf dem Namen seines Vaters ausruht."
"Gleichfalls." Die Antwort war prompt gekommen, ohne eine Spur von Bereuen oder verletzten Gefühlen. Es war ein offenes Geheimnis, dass sie in ihrer Jugend schon nicht viel voneinander gehalten hatten und genau deshalb war Hephaistion nicht sicher, was diese Unterhaltung bezwecken sollte. Sie driftete in eine ganz andere Richtung, als eine simple Verabschiedung und genau das behagte ihm nicht.
"Es war alles nicht so leicht, hm? Für keinen von uns beiden", fuhr Kassander in diesem Moment leise fort; eine seltsame Wehmut in seiner Stimme, die er so noch nie bei dem Anderen gehört hatte.

"Worauf willst du hinaus?"
"Dass ich gemerkt habe, dass du nicht der arrogante Egoist bist, den du andere Menschen sehen lässt."
Das saß. Hephaistion hätte schwören können, dass Kassander spürte, wie sein Herzschlag für einen Moment aussetzte. Noch nie hatte ihn jemand so unverblümt, aber gleichzeitig leichthin bloßgestellt, als sei das Ganze keine große Sache. Aber vielleicht war sie das für Kassander ja auch gar nicht?
Kaum, dass er den Gedanken geformt hatte, verwarf er ihn auch wieder. Das war nicht die Art des Anderen - er wusste immer, wie er jegliche Information gegen jemanden verwenden konnte. Vermutlich wollte er für Hephaistion eine bleibende Erinnerung darstellen, in dem er sich hier und jetzt so verhielt.

Es dauerte viel zu lange, ehe der Dunkelhaarige seine Sprache wiederfand und als er es tat, brachte er nichts, als ein abwehrend ausgesprochenes Wort heraus. "... und?"
Kassander zuckte mit den Schultern, das spürte er, und unterstrich damit den Eindruck des Mannes, der sich im Grunde genommen nicht viel aus dieser Unterhaltung machte. Aber Hephaistion sollte eines Besseren belehrt werden, denn die Geste diente wohl viel mehr dazu, um die folgenden Worte und ihre Tragweite abzuschwächen. "Ich mag ihn. Diesen anderen Hephaistion."
Es fühlte sich an, als sei jede einzelne Silbe ein Stich ins Herz.
Jedoch kein schmerzhafter, nein, eher einer, der wärmte und das Gefühl war Hephaistion so fremd, dass er rasch die Lippen aufeinanderpresste, ehe der Andere auch schon fortfuhr.
"Aber du wirst ihn jetzt vor mir verstecken, richtig? Weil du nicht willst, dass dich jemand anders sieht, als du es möchtest und es dich verärgert, dass es einen Menschen außer Alexander gibt, der genau das tut."

Es erschreckte ihn, wie leicht Kassander hinter seine Fassade geblickt zu haben schien. Hatte er zu viel von sich preisgegeben? War er leichtsinnig geworden in den letzten Wochen? Nein, das war es nicht.
Vielleicht war es einfach ein Verständnis zwischen zwei Männern, die dasselbe Schicksal teilten, doch das wollte Hephaistion nicht so einfach zugeben. Er wusste selbst nicht, wie es ihm gelang, die Leichtigkeit und den Spott in seine Stimme zurückzubringen. "Wann bist du so einsichtig geworden, Kassander?"
Ein leises Lachen ertönte, eine Bewegung in seinem Nacken verriet, dass der Andere wohl den Kopf angehoben haben musste.
"Ich war es schon immer. Ich lasse es die Menschen bloß nicht sehen", erwiderte er und dieses Mal machte er sich keine Mühe, die Bedeutung der Worte mildern zu wollen. Nicht, dass er es gekonnt hätte.
Hephaistions zuvor geweitete Augen schlossen sich nun ganz, ehe ein kurzes Lächeln an seinen Mundwinkeln zupfte. Sie waren sich wirklich ähnlicher als gedacht.

Dennoch war dies eine Einsicht, die er nicht zwischen sie gelangen lassen durfte. Sie würde mehr zerstören als nützen - und gleichzeitig wurde Hephaistion mit jeder Sekunde klarer, wieso Kassander Babylon würde verlassen müssen. Alexander hatte wieder einmal mehr gesehen als er, weil er selbst nicht hatte begreifen wollen.
Alexander wusste um die Gefahr, die die Bindung zwischen den beiden Männern mit sich brachte.
Und es war, wie Kassander sagte: Niemand begehrte das, was der König liebte und kam ungeschoren davon.

Erneut biss Hephaistion sich auf die Unterlippe und lehnte nun seinerseits den Kopf ein wenig nach hinten. Sie bewegten sich auf einem Terrain, das dünner und zerbrechlicher war, als jedes Eis und genau deshalb durfte er nicht darauf eingehen, was wiederum nur eine Nothandlung zuließ. Also reagierte Hephaistion so, wie er es sich seit frühester Kindheit angeeignet hatte, auf dem einzigen Weg, den er kannte um mit diesen Situationen umzugehen. Kassander würde die Abwehrreaktion verstehen.
"Dann ist es ziemlich dumm, wenn du genau das zugibst, nicht?"

Erneutes Lachen. Kassander hatte verstanden.
"Jetzt hast du den Moment ruiniert, Hephaistion."
Der Angesprochene atmete innerlich auf. "Ich weiß."
"Unsensibler Bastard."
"Manipulative Schlange."
Das Lächeln, dass die Lippen des einen Mannes bedeckte, wurde von denen des Anderen wiedergespiegelt.

Eine Weile standen sie einfach schweigend da, ohne dass etwas gesagt werden musste, weil sie beide verstanden, was ohne Worte gesprochen wurde, doch als Hephaistion schließlich seinen Namen vernahm, öffnete er die Augen wieder.
Die Berührung war die ganze Zeit über so sanft, so hauchzart gewesen, dass er anfangs nicht sicher war, ob er sie sich eingebildet hatte, doch nun gab es keinen Zweifel mehr. Kassanders Fingerspitzen geisterten über die weiche Innenfläche von seiner Hand, schienen sie umfassen und festhalten zu wollen und wagten es sich dennoch nicht, weil sie beide wussten, was es bedeutete, wenn Hephaistion die Geste zuließ.
Er ließ sie zu.

Langsam, zögernd drehte Hephaistion seine Hand, streckte sie den tastenden Fingerspitzen entgegen, zum ersten Mal ohne sich Gedanken über die Konsequenzen seiner Handlungen zu machen. Doch gerade als er sie berühren wollte, fuhr ihm ein heftiger Windstoß ins Gesicht und dann war die Berührung mit einem Mal verschwunden und mit ihr auch die Wärme in seinem Rücken. Als habe der Wind selbst die ausreichende Distanz zwischen sie gebracht und sie an das erinnert was geschehen durfte und was nicht, drehte er nun wieder; trug die leisen Worte an Hephaistions Ohr, die von viel mehr Schmerz erfüllt waren, als sie es sein durften. Es war eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Kassander in der Situation, in der er es am wenigsten wollte, als Stimme der Vernunft agierte.
"Leb wohl ..."
Hephaistion wollte erneut die Hand ausstrecken, doch er wusste, dass seine Finger ins Leere gegriffen hätten.
Er wollte etwas erwidern, doch er wusste, dass seine Stimme ungehört verklungen wäre.

Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Kassander fort war.


We knew we had to leave this town but we never knew when
and we never knew how we would end up here the way we are.
Of all the things I still remember, summers never looked the same.
Review schreiben
 
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast