Tenchi Forever - Tenchis Kunstwerk
von Mina-san
Kurzbeschreibung
Was passierte am Ende des dritten Kinofilms, als Tenchi und Ryoko am Seeufer standen? Für alle Leser, die finden, dass der Film zu früh endete ^^ Tenchi/Ryoko-Pairing
GeschichteLiebesgeschichte / P12 / Gen
Ryoko
Tenchi Masaki
12.03.2010
12.03.2010
1
2.613
12.03.2010
2.613
Diese Geschichte stellt ein alternatives Ending des dritten Kinofilms „Tenchi Forever“ dar. Oder sollte ich besser sagen: ein erweitertes Ending? Ich besitze keinerlei Urheberrechte dieser Serie, ich habe mir die Charas nur ausgeliehen!!
Tenchi Forever – Tenchis Kunstwerk
„Tenchi!“
Der junge Prinz hielt mit dem Zeichnen inne und wandte sich vom Bergsee ab, an dessen Ufer er saß. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die junge Frau, die ihn gerufen hatte.
„Ryoko!“
Die Raumpiratin trat neben ihn und ließ den Blick über die idyllische Landschaft schweifen, wobei ihre Augen verrieten, dass sie etwas auf dem Herzen hatte. Seit Tenchi aus Harunas Welt zurückgekehrt war, hatten sie noch keine Gelegenheit gefunden, sich in Ruhe zu unterhalten, obwohl es eine Menge zu bereden gab. Die letzten sechs Monate waren eine harte Zeit für die Mädchen gewesen, und besonders Ryoko hatte das Bedürfnis zu wissen, wie es nun eigentlich um Tenchis Herz bestellt war.
„Ich dachte schon, dass ich dich hier finden würde.“
Auch Tenchis Blick wanderte zurück zur Natur.
„Dachtest du etwa, ich wäre wieder verschwunden?“
„Na ja, selbst wenn, ich hätte dich sofort wieder zurückgeholt.“
Tenchi lächelte zaghaft.
„Gut zu wissen.“
Plötzlich starrte er Ryoko überrascht an, als sie lächelnd in die Hocke ging.
„Was ist?“
Selten hatte er sie auf diese Weise lächeln sehen. Sie strahlte in diesem Moment eine faszinierende Liebenswürdigkeit aus, die ihn unwillkürlich in ihren Bann zog. Es war ein warmherziges Lächeln, das man schwer in Worte fassen konnte. Ryokos Kopf neigte sich zur Seite.
„Nichts… ich denke, so gefällst du mir besser.“
Es war nicht schwer zu erraten, dass sie von seinen Haaren sprach, die jetzt wieder zu dem typischen Kurzhaarschnitt mit dem Schwänzchen am Hinterkopf frisiert waren. Sie hob ihre rechte Hand und kniff ihm spielerisch in die Wange, was Tenchi jedoch nicht sonderlich gefiel.
„Ryoko, was soll das werden?!“
Ryoko lachte und ließ wieder von ihm ab. In diesem Moment konnte Tenchi in ihren goldenen Augen wieder den typischen Schalk aufblitzen sehen, welchen er schon unbewusst vermisst hatte.
„Bist du wütend, Tenchi?“
„Hä?“
Ryoko richtete sich wieder auf und blickte abermals auf die glatte Oberfläche des Sees.
„Ich glaube nicht, dass es mir etwas ausmachen würde, wenn du zornig wärst.“
Tenchi starrte die junge Raumpiratin verblüfft an, aber auf seine Lippen stahl sich ein schwaches Lächeln.
„Unglaublich! Das sieht dir gar nicht ähnlich, Ryoko!“
Ryokos Gesichtsausdruck verriet wieder diese eigenartige Melancholie, die sie schon zu Beginn des Gesprächs ausstrahlte. Sie senkte den Blick gedankenverloren, doch dann wandte sie den Kopf und starrte Tenchi lächelnd an.
„So, ich sehe, du hast das Zeichnen aufgegriffen?“
Tenchi saß weiterhin auf dem Boden und stützte sich mit den Armen ab.
„Ja. Ich dachte daran, wie mein Vater gezeichnet hat, als er in meinem Alter war. Doch dann hat er damit aufgehört, weißt du?
Ich mag das Gefühl, das es mir gibt.“
„Aha? Und wie fühlst du dich?“
Tenchi nahm seinen Zeichenblock, der neben ihm gelegen hatte, und senkte den Blick.
„Als würde ich mich an etwas erinnern, das ich vor langer Zeit vergessen habe, etwas Wichtiges. Wenn ich zeichne, fühle ich Dinge, zu denen ich die Verbindung verloren habe, die aber immer noch in meinem Herzen sind.“
Ryoko blickte tief in Tenchis braune Augen, bei solchen Worten wurde ihr immer wieder aufs Neue bewusst, warum sie sich in ihn verliebt hatte.
„Tenchi…“
Der junge Prinz erhob sich und stand nun Seite an Seite mit der Dämonin. Sie verbrachten einige Minuten in angenehmem Schweigen, bis Tenchi den Kopf zur Seite drehte und Ryoko eingehend musterte. Dies ging nicht unbemerkt an der jungen Frau vorbei. Sie starrte ihn mit fragenden Augen an.
„Was ist?“
Tenchis Blick wanderte ein wenig höher und blieb an ihrer ungewöhnlichen Frisur haften.
„Ich kann mich nicht mehr richtig an das erinnern, was in Harunas Welt geschehen ist. Aber ich weiß noch, dass du mir irgendwie im Gedächtnis geblieben bist, während ich alles andere vergessen hatte. Ich glaube, das lag an deinen Haaren.“
Ryokos Hände wanderten unwillkürlich über ihren Kopf und umfassten ihre zerzausten Strähnen. Sie schien sichtlich erschrocken.
„Wie meinst du das? Ist meine Frisur denn so schrecklich?“
Als Tenchi Ryokos fassungslosen Gesichtsausdruck sah, brach er in unkontrollierbares Gelächter aus. Ryoko hingegen wusste nicht, ob sie sauer auf ihn sein sollte, oder ob sie mitlachen sollte. Ihre Unentschlossenheit schien Tenchi nur noch mehr zu beflügeln, aber sie war keine Person, über die man sich ungestraft lustig machte.
„Jetzt hör schon auf damit!“
Der Tonfall der Raumpiratin veranlasste Tenchi, schnell wieder ruhig zu werden und beschwichtigend die Hände zu heben.
„Entschuldige, das war nicht so gemeint, ehrlich. Deine Frisur ist so schon völlig in Ordnung. Ich wüsste nicht, ob dir glattes Haar sonderlich stehen würde, aber ich bezweifle es.
Nein, was ich meinte ist Folgendes:
Es war vielleicht nicht nur deine Frisur, sondern auch deine Ausstrahlung, die mich an dich erinnerte. Das ging so weit, dass ich ein paar Mal eine Skizze von dir anfertigte, weil ich dein Gesicht einfach nicht aus meinem Kopf bekam.“
Ryokos Augen weiteten sich, sie fragte sich insgeheim, worauf Tenchi hinaus wollte, sie verkniff es sich jedoch ihn zu unterbrechen. Tenchi fuhr unbeirrt fort.
„Na ja, ich muss gestehen, es war lediglich eine grobe Zeichnung. Haruna hat mir für ein Portrait Modell gestanden, das ist wesentlich einfacher.“
Tenchi blickte Ryoko lächelnd an.
„Würdest du für mich Modell stehen?“
Diese Frage überrumpelte Ryoko derart, dass sie keinen Ton herausbrachte. Sie starrte ihre große Liebe mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen an, unfähig, seine Frage zu beantworten.
„Ryoko?“
Sie schüttelte den Kopf, um die Denkblockade loszuwerden.
„Meinst du das ernst? Ich soll für dich Modell stehen?“
„Natürlich. Es wäre mir eine Ehre, wenn du mir diesen Gefallen tun würdest.“
Ryoko spürte, wie sich ihre Augen mit Freudentränen füllten, doch sie hielt sie zurück. Sie nickte freudestrahlend.
„Sehr gern.“
Tenchi lächelte und ergriff ihre Hand.
„Na dann komm, ich weiß schon, wo der beste Ort dafür ist!“
Sie durchquerten den Wald mit eiligen Schritten, während Ryoko sichtlich Probleme hatte, die Tatsache zu verdrängen, dass Tenchi immer noch ihre Hand festhielt. Was war mit ihm los? Hatte es Haruna wirklich geschafft, ihn von seiner Scheu gegenüber Frauen zu heilen? Oder tat er es wahrhaftig unbewusst?
Sie erreichten eine Lichtung, in der das Licht der Herbstsonne durch die bunten Blätter strahlte und einen goldglänzenden Schimmer über den Ort legte. Es war atemberaubend. Ryoko hatte beinahe das Gefühl, sie stünde in einem der Märchenwälder, die in Sasamis Büchern des Öfteren erwähnt wurden. Vor einigen Monaten hätte sie dieses Bild als äußerst kitschig empfunden, aber die Tatsache, dass Tenchi hier ein Portrait von ihr anfertigen wollte, ließ ihr Herz höher schlagen.
Tenchi ließ ihre Hand los und ging einige Schritte voraus. Er deutete auf einen Felsbrocken, der unmittelbar vor einem Baum mit herrlich rot-orangefarbenen Blättern lag.
„Hier wäre die perfekte Stelle. Setz dich auf den Felsen.“
Ryoko atmete tief durch und folgte Tenchis Anweisung.
„Hast du eine bestimmte Vorstellung, wie ich mich positionieren soll?“
Tenchi nickte.
„Eine gewisse Vorstellung habe ich schon. Setz dich seitlich auf den Felsen und dreh dich mit dem Oberkörper zu mir. Führe deine Hand über dein Ohr, als wolltest du dir die Haare aus dem Gesicht streifen, mit der anderen Hand stützt du dich am Felsen ab.“
Nachdem sich Ryoko so hingesetzt hatte, legte Tenchi augenblicklich los. Glücklicherweise war es früher Mittag, so hatte Tenchi genügend Zeit bis die Sonne unterging. Behagliches Schweigen legte sich für die nächsten drei Stunden über die Lichtung und Ryoko genoss jede Minute von der gemeinsamen Zeit. Nach sechs Monaten unermüdlichen Suchens hatte sie ihren geliebten Tenchi wieder, und er verbrachte sogar freiwillig einen ganzen Mittag allein mit ihr. Es hätte nicht besser sein können. Jedoch erwartete sie, dass jeden Augenblick eines der anderen Mädchen hier auftauchen könnte und diesen einzigartigen Moment zerstören würde. Doch es blieb still, niemand schien sie zu suchen.
„Glaubst du nicht, dass sich die anderen Sorgen machen werden? Du weißt, wie Sasami reagieren kann, wenn nicht alle pünktlich zum Mittagessen da sind.“
Tenchis Kopf tauchte hinter dem Skizzenblock auf, mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht.
„Keine Sorge, Sasami ist eingeweiht und bemüht sich darum, die anderen zu beschäftigen.“
„Hä?“
Ryokos Augen weiteten sich, sie war so überrascht, dass sie beinahe ihre Pose verändert hätte.
„Nicht bewegen!“
„Hast du das hier etwa geplant?“
„Um ehrlich zu sein, ja. Ich war davon überzeugt, dass du mich im Laufe des Tages aufsuchen würdest. Ich hatte diese Idee geplant, seit ich aus Harunas Welt zurückgekehrt bin.“
Ryoko fiel nichts ein, das sie hätte erwidern können. Letztendlich seufzte sie.
„Du hättest auch einfach zu mir kommen und mich fragen können. Oder hattest du Angst, ich würde dir diesen Gefallen nicht tun?“
Tenchi bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen und zeichnete unbeirrt weiter.
„Nein, das war nicht der Grund. Ich erkläre es dir später, jetzt will ich erst einmal die Skizze fertig zeichnen.“
Eine kühle Brise tat sich auf, die vage Ankündigung, dass sich der Tag allmählich dem Ende zuneigte. Die bunten Blätter der Bäume raschelten und wiegten sich geschmeidig im Wind. Auch Ryokos Haar bewegte sich im Rhythmus der sanften Brise. Tenchi blickte auf und lächelte zaghaft beim Anblick der tänzelnden Haarsträhnen. Augenblicklich korrigierte er dieses Detail auf dem Skizzenblock, was dem Bild sogleich einen lebendigeren Ausdruck verlieh.
„Du frierst hoffentlich nicht, oder sollen wir abbrechen?“
„Nein, keine Sorge, mir geht es gut. Aber nett, dass du dir Gedanken um mich machst.“
Ein wenig irritiert hob Tenchi den Kopf und starrte die posierende Schönheit fragend an. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, besann sich dann aber eines Besseren und senkte schweigend den Kopf. Ein Lächeln konnte sich Ryoko jedoch nicht verkneifen.
Ungefähr zwanzig Minuten später legte Tenchi den Stift auf den Boden und betrachtete sein Werk kritisch. Ein zufriedenes Nicken seinerseits signalisierte Ryoko, dass sie sich endlich aus dieser Stellung lösen durfte. Sie erhob sich und streckte sich ausgiebig, bevor sie an Tenchis Seite trat, um selbst einen Blick darauf zu werfen. Sie war sichtlich überrascht über das Ergebnis.
„Wow, ich hätte nicht gedacht, dass es so gut wird! Beeindruckend.“
„Ach was, das ist lediglich ein grobe Vorskizierung. Das Schwierige ist die Kolorierung, beim Mischen der Farben kann man viel falsch machen. Aber das dürfte für mich kein Problem darstellen.“
Tenchi packte seine Utensilien zusammen und machte sich zusammen mit Ryoko auf den Heimweg. Es war bereits später Nachmittag, die Sonne war gerade hinter den Hügeln verschwunden und beide hatten beträchtlichen Hunger, dennoch legten sie die Strecke in gemütlichem Tempo zurück.
Plötzlich fiel Ryoko etwas ein.
„Du wolltest mir noch den Grund nennen.“
„Was meinst du?“
„Den Grund, warum du diese Aktion so geheim hieltest.“
„Ach ja…“
Ryoko bekam nicht sofort eine Antwort auf ihre Frage, Tenchi schwieg und sie hatte den Eindruck, dass er nicht wusste, wie er es ausdrücken sollte. Nach einer geraumen Weile räusperte er sich und blickte direkt in Ryokos goldgelbe Augen.
„Ich habe lange und intensiv nachgedacht, nachdem ich Zuhause angekommen bin. Ich habe gemerkt, je mehr Zeit vergeht, desto mehr vergesse ich Geschehnisse von meiner Zeit mit Haruna. Auch wenn du das vielleicht nicht gerne hörst, aber ich bin ihr in mancher Hinsicht sehr dankbar. Wenn Haruna nicht gewesen wäre, hätte ich mich nicht zu dem verändert, der ich jetzt bin.
Es fällt mir leichter auf mein Herz zu hören und zu entscheiden, was ich eigentlich will. Früher war ich immer darauf bedacht, die anderen nicht zu verletzen und musste dadurch selbst Einschränkungen hinnehmen. Natürlich war es nicht nur das, ich glaube, ich habe nie verstanden, was mein Herz mir sagen wollte. Jetzt, nachdem ich stundenlang gegrübelt habe, konnte ich so einiges besser verstehen.
Warum, meinst du, konnte ich mich nicht an Ayeka-san, Sasami-chan oder an eines der anderen Mädchen erinnern?“
Ryoko starrte Tenchi beinahe hilflos an, sie wusste nicht, wohin dieses Gespräch führen würde, oder was Tenchi mit dieser Frage wohl beabsichtigte. Sie schüttelte stumm den Kopf.
„Weil keines der anderen Mädchen es geschafft hat, die Sprache meines Herzens zu verstehen. Du bist die Person, die mich immer richtig versteht, selbst, wenn du es dir äußerlich nicht anmerken lässt. Und ganz egal, wie sehr ich dich möglicherweise verletzt oder abgewiesen haben sollte, du bist immer sofort zur Stelle, wenn ich in Schwierigkeiten bin. Du kämpfst mit mir gemeinsam Seite an Seite, ungeachtet dessen, ob die Auswirkungen für dich fatale Folgen haben könnten.“
Tenchi blieb stehen und griff nach Ryokos Handgelenk. Er blickte ihr tief in die Augen und Ryoko konnte deutlich einen Anflug von Reue in den Tiefen seiner braunen Augen sehen.
„Du hättest mir damals die Wahrheit erzählen sollen, was deine Verletzung von Kagato betraf. Nachdem ich Kagato besiegt habe, hat mir Nagi von deinem Zustand berichtet. Auch Azaka und Kamidake sagten, dass du bei deinem Manöver nach Jurai viel Blut verloren haben musstest. Ich hatte keine Ahnung und hätte ich es gewusst, dann hätte ich dein Angebot niemals angenommen. Ich habe dich bisher nie darauf angesprochen, weil ich diese Tatsache verdrängen wollte.
Du hättest sterben können! Warum hast du das nur gemacht? Wäre dir etwas passiert, dann hätte ich mir mein Leben lang Vorwürfe gemacht.“
Ryoko lächelte liebevoll und legte ihre freie Hand auf Tenchis Wange.
„Warum ich das gemacht habe? Weil ich dich liebe, du Esel! Ich wollte auf jeden Fall sicher sein, dass du unverletzt am Palast ankommst. Ich kenne die Verteidigungssysteme von Jurai nur zu gut und ich hatte Angst um dich. Ich bin mir sicher, du hättest das Gleiche für mich getan. Kapierst du denn immer noch nicht, wie viel du mir bedeutest?“
Nun war es Tenchi, der lächelte. Er nahm Ryokos Hand von seiner Wange und umschloss sie mit beiden Händen.
„Doch, ich glaube, ich habe es endlich verstanden. Und genau deswegen bist du mir im Gedächtnis geblieben.“
„Weswegen?“
„Weil wir sehr viel gemeinsam haben. Unter anderem das selbstlose Handeln, wenn es um den anderen geht. Und weißt du, warum wir so handeln?“
Ryoko schüttelte vage den Kopf.
„Weil wir eine Verbundenheit besitzen, die es in unserer Familie kein zweites Mal gibt.“
Ryoko reagierte auf Tenchis Offenheit etwas verhalten und irgendwie eingeschüchtert, doch der junge Prinz fuhr unbeirrt fort.
„Ich habe erkannt, dass nicht nur deine Gefühle mir gegenüber sehr stark sind, sondern dass das auf Gegenseitigkeit beruht.“
„Tenchi… was genau willst du mir damit sagen?“
Ryokos Augen blickten hoffnungsvoll. Sollten all ihre Bemühungen, ihre Aufopferung und ihr Schmerz doch nicht umsonst gewesen sein? Hatte die lange Zeit des Wartens und des Bangens nun endlich ein Ende?
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, nickte Tenchi und nahm die Raumpiratin zärtlich in den Arm.
„Mir ist klar geworden, dass du für mich mehr als nur eine Freundin bist. Du bist die Frau, die ich für immer an meiner Seite haben möchte, ganz gleich wie unsere gemeinsame Zukunft aussehen mag. Ich möchte all meine Freuden, meinen Kummer und meine Wünsche und Sehnsüchte mit dir teilen. Mein ganzes Leben…“
Ryoko schlang ihre Arme um Tenchi und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. Die Freudentränen, die sie schon Stunden zuvor in den Augen hatte, flossen in Strömen, doch es war ihr egal. Auf diesen Augenblick hatte sie so lange gewartet, und nun war er endlich da.
Sie hob den Kopf und starrte Tenchi strahlend an.
„Ich liebe dich, Tenchi…“
Ein langer, zärtlicher Kuss folgte, der Beginn einer Liebe, die bis über die Weiten des Universums hinausreichte.
Einige Tage später zierte das fertige Portrait von Ryoko im Herbstwald Tenchis Zimmerwand. Die schillernd bunten Farben der Blätter und der goldene Schein, der sich über die Lichtung erstreckte, fielen in Tenchis Augen im Vergleich zu Ryokos Schönheit deutlich in den Hintergrund. Die wahre Schönheit saß in der Mitte des Bildes, mit einem Lächeln, das dem eines Engels gleichkam.
Ende
Tenchi Forever – Tenchis Kunstwerk
„Tenchi!“
Der junge Prinz hielt mit dem Zeichnen inne und wandte sich vom Bergsee ab, an dessen Ufer er saß. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die junge Frau, die ihn gerufen hatte.
„Ryoko!“
Die Raumpiratin trat neben ihn und ließ den Blick über die idyllische Landschaft schweifen, wobei ihre Augen verrieten, dass sie etwas auf dem Herzen hatte. Seit Tenchi aus Harunas Welt zurückgekehrt war, hatten sie noch keine Gelegenheit gefunden, sich in Ruhe zu unterhalten, obwohl es eine Menge zu bereden gab. Die letzten sechs Monate waren eine harte Zeit für die Mädchen gewesen, und besonders Ryoko hatte das Bedürfnis zu wissen, wie es nun eigentlich um Tenchis Herz bestellt war.
„Ich dachte schon, dass ich dich hier finden würde.“
Auch Tenchis Blick wanderte zurück zur Natur.
„Dachtest du etwa, ich wäre wieder verschwunden?“
„Na ja, selbst wenn, ich hätte dich sofort wieder zurückgeholt.“
Tenchi lächelte zaghaft.
„Gut zu wissen.“
Plötzlich starrte er Ryoko überrascht an, als sie lächelnd in die Hocke ging.
„Was ist?“
Selten hatte er sie auf diese Weise lächeln sehen. Sie strahlte in diesem Moment eine faszinierende Liebenswürdigkeit aus, die ihn unwillkürlich in ihren Bann zog. Es war ein warmherziges Lächeln, das man schwer in Worte fassen konnte. Ryokos Kopf neigte sich zur Seite.
„Nichts… ich denke, so gefällst du mir besser.“
Es war nicht schwer zu erraten, dass sie von seinen Haaren sprach, die jetzt wieder zu dem typischen Kurzhaarschnitt mit dem Schwänzchen am Hinterkopf frisiert waren. Sie hob ihre rechte Hand und kniff ihm spielerisch in die Wange, was Tenchi jedoch nicht sonderlich gefiel.
„Ryoko, was soll das werden?!“
Ryoko lachte und ließ wieder von ihm ab. In diesem Moment konnte Tenchi in ihren goldenen Augen wieder den typischen Schalk aufblitzen sehen, welchen er schon unbewusst vermisst hatte.
„Bist du wütend, Tenchi?“
„Hä?“
Ryoko richtete sich wieder auf und blickte abermals auf die glatte Oberfläche des Sees.
„Ich glaube nicht, dass es mir etwas ausmachen würde, wenn du zornig wärst.“
Tenchi starrte die junge Raumpiratin verblüfft an, aber auf seine Lippen stahl sich ein schwaches Lächeln.
„Unglaublich! Das sieht dir gar nicht ähnlich, Ryoko!“
Ryokos Gesichtsausdruck verriet wieder diese eigenartige Melancholie, die sie schon zu Beginn des Gesprächs ausstrahlte. Sie senkte den Blick gedankenverloren, doch dann wandte sie den Kopf und starrte Tenchi lächelnd an.
„So, ich sehe, du hast das Zeichnen aufgegriffen?“
Tenchi saß weiterhin auf dem Boden und stützte sich mit den Armen ab.
„Ja. Ich dachte daran, wie mein Vater gezeichnet hat, als er in meinem Alter war. Doch dann hat er damit aufgehört, weißt du?
Ich mag das Gefühl, das es mir gibt.“
„Aha? Und wie fühlst du dich?“
Tenchi nahm seinen Zeichenblock, der neben ihm gelegen hatte, und senkte den Blick.
„Als würde ich mich an etwas erinnern, das ich vor langer Zeit vergessen habe, etwas Wichtiges. Wenn ich zeichne, fühle ich Dinge, zu denen ich die Verbindung verloren habe, die aber immer noch in meinem Herzen sind.“
Ryoko blickte tief in Tenchis braune Augen, bei solchen Worten wurde ihr immer wieder aufs Neue bewusst, warum sie sich in ihn verliebt hatte.
„Tenchi…“
Der junge Prinz erhob sich und stand nun Seite an Seite mit der Dämonin. Sie verbrachten einige Minuten in angenehmem Schweigen, bis Tenchi den Kopf zur Seite drehte und Ryoko eingehend musterte. Dies ging nicht unbemerkt an der jungen Frau vorbei. Sie starrte ihn mit fragenden Augen an.
„Was ist?“
Tenchis Blick wanderte ein wenig höher und blieb an ihrer ungewöhnlichen Frisur haften.
„Ich kann mich nicht mehr richtig an das erinnern, was in Harunas Welt geschehen ist. Aber ich weiß noch, dass du mir irgendwie im Gedächtnis geblieben bist, während ich alles andere vergessen hatte. Ich glaube, das lag an deinen Haaren.“
Ryokos Hände wanderten unwillkürlich über ihren Kopf und umfassten ihre zerzausten Strähnen. Sie schien sichtlich erschrocken.
„Wie meinst du das? Ist meine Frisur denn so schrecklich?“
Als Tenchi Ryokos fassungslosen Gesichtsausdruck sah, brach er in unkontrollierbares Gelächter aus. Ryoko hingegen wusste nicht, ob sie sauer auf ihn sein sollte, oder ob sie mitlachen sollte. Ihre Unentschlossenheit schien Tenchi nur noch mehr zu beflügeln, aber sie war keine Person, über die man sich ungestraft lustig machte.
„Jetzt hör schon auf damit!“
Der Tonfall der Raumpiratin veranlasste Tenchi, schnell wieder ruhig zu werden und beschwichtigend die Hände zu heben.
„Entschuldige, das war nicht so gemeint, ehrlich. Deine Frisur ist so schon völlig in Ordnung. Ich wüsste nicht, ob dir glattes Haar sonderlich stehen würde, aber ich bezweifle es.
Nein, was ich meinte ist Folgendes:
Es war vielleicht nicht nur deine Frisur, sondern auch deine Ausstrahlung, die mich an dich erinnerte. Das ging so weit, dass ich ein paar Mal eine Skizze von dir anfertigte, weil ich dein Gesicht einfach nicht aus meinem Kopf bekam.“
Ryokos Augen weiteten sich, sie fragte sich insgeheim, worauf Tenchi hinaus wollte, sie verkniff es sich jedoch ihn zu unterbrechen. Tenchi fuhr unbeirrt fort.
„Na ja, ich muss gestehen, es war lediglich eine grobe Zeichnung. Haruna hat mir für ein Portrait Modell gestanden, das ist wesentlich einfacher.“
Tenchi blickte Ryoko lächelnd an.
„Würdest du für mich Modell stehen?“
Diese Frage überrumpelte Ryoko derart, dass sie keinen Ton herausbrachte. Sie starrte ihre große Liebe mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen an, unfähig, seine Frage zu beantworten.
„Ryoko?“
Sie schüttelte den Kopf, um die Denkblockade loszuwerden.
„Meinst du das ernst? Ich soll für dich Modell stehen?“
„Natürlich. Es wäre mir eine Ehre, wenn du mir diesen Gefallen tun würdest.“
Ryoko spürte, wie sich ihre Augen mit Freudentränen füllten, doch sie hielt sie zurück. Sie nickte freudestrahlend.
„Sehr gern.“
Tenchi lächelte und ergriff ihre Hand.
„Na dann komm, ich weiß schon, wo der beste Ort dafür ist!“
Sie durchquerten den Wald mit eiligen Schritten, während Ryoko sichtlich Probleme hatte, die Tatsache zu verdrängen, dass Tenchi immer noch ihre Hand festhielt. Was war mit ihm los? Hatte es Haruna wirklich geschafft, ihn von seiner Scheu gegenüber Frauen zu heilen? Oder tat er es wahrhaftig unbewusst?
Sie erreichten eine Lichtung, in der das Licht der Herbstsonne durch die bunten Blätter strahlte und einen goldglänzenden Schimmer über den Ort legte. Es war atemberaubend. Ryoko hatte beinahe das Gefühl, sie stünde in einem der Märchenwälder, die in Sasamis Büchern des Öfteren erwähnt wurden. Vor einigen Monaten hätte sie dieses Bild als äußerst kitschig empfunden, aber die Tatsache, dass Tenchi hier ein Portrait von ihr anfertigen wollte, ließ ihr Herz höher schlagen.
Tenchi ließ ihre Hand los und ging einige Schritte voraus. Er deutete auf einen Felsbrocken, der unmittelbar vor einem Baum mit herrlich rot-orangefarbenen Blättern lag.
„Hier wäre die perfekte Stelle. Setz dich auf den Felsen.“
Ryoko atmete tief durch und folgte Tenchis Anweisung.
„Hast du eine bestimmte Vorstellung, wie ich mich positionieren soll?“
Tenchi nickte.
„Eine gewisse Vorstellung habe ich schon. Setz dich seitlich auf den Felsen und dreh dich mit dem Oberkörper zu mir. Führe deine Hand über dein Ohr, als wolltest du dir die Haare aus dem Gesicht streifen, mit der anderen Hand stützt du dich am Felsen ab.“
Nachdem sich Ryoko so hingesetzt hatte, legte Tenchi augenblicklich los. Glücklicherweise war es früher Mittag, so hatte Tenchi genügend Zeit bis die Sonne unterging. Behagliches Schweigen legte sich für die nächsten drei Stunden über die Lichtung und Ryoko genoss jede Minute von der gemeinsamen Zeit. Nach sechs Monaten unermüdlichen Suchens hatte sie ihren geliebten Tenchi wieder, und er verbrachte sogar freiwillig einen ganzen Mittag allein mit ihr. Es hätte nicht besser sein können. Jedoch erwartete sie, dass jeden Augenblick eines der anderen Mädchen hier auftauchen könnte und diesen einzigartigen Moment zerstören würde. Doch es blieb still, niemand schien sie zu suchen.
„Glaubst du nicht, dass sich die anderen Sorgen machen werden? Du weißt, wie Sasami reagieren kann, wenn nicht alle pünktlich zum Mittagessen da sind.“
Tenchis Kopf tauchte hinter dem Skizzenblock auf, mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht.
„Keine Sorge, Sasami ist eingeweiht und bemüht sich darum, die anderen zu beschäftigen.“
„Hä?“
Ryokos Augen weiteten sich, sie war so überrascht, dass sie beinahe ihre Pose verändert hätte.
„Nicht bewegen!“
„Hast du das hier etwa geplant?“
„Um ehrlich zu sein, ja. Ich war davon überzeugt, dass du mich im Laufe des Tages aufsuchen würdest. Ich hatte diese Idee geplant, seit ich aus Harunas Welt zurückgekehrt bin.“
Ryoko fiel nichts ein, das sie hätte erwidern können. Letztendlich seufzte sie.
„Du hättest auch einfach zu mir kommen und mich fragen können. Oder hattest du Angst, ich würde dir diesen Gefallen nicht tun?“
Tenchi bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen und zeichnete unbeirrt weiter.
„Nein, das war nicht der Grund. Ich erkläre es dir später, jetzt will ich erst einmal die Skizze fertig zeichnen.“
Eine kühle Brise tat sich auf, die vage Ankündigung, dass sich der Tag allmählich dem Ende zuneigte. Die bunten Blätter der Bäume raschelten und wiegten sich geschmeidig im Wind. Auch Ryokos Haar bewegte sich im Rhythmus der sanften Brise. Tenchi blickte auf und lächelte zaghaft beim Anblick der tänzelnden Haarsträhnen. Augenblicklich korrigierte er dieses Detail auf dem Skizzenblock, was dem Bild sogleich einen lebendigeren Ausdruck verlieh.
„Du frierst hoffentlich nicht, oder sollen wir abbrechen?“
„Nein, keine Sorge, mir geht es gut. Aber nett, dass du dir Gedanken um mich machst.“
Ein wenig irritiert hob Tenchi den Kopf und starrte die posierende Schönheit fragend an. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, besann sich dann aber eines Besseren und senkte schweigend den Kopf. Ein Lächeln konnte sich Ryoko jedoch nicht verkneifen.
Ungefähr zwanzig Minuten später legte Tenchi den Stift auf den Boden und betrachtete sein Werk kritisch. Ein zufriedenes Nicken seinerseits signalisierte Ryoko, dass sie sich endlich aus dieser Stellung lösen durfte. Sie erhob sich und streckte sich ausgiebig, bevor sie an Tenchis Seite trat, um selbst einen Blick darauf zu werfen. Sie war sichtlich überrascht über das Ergebnis.
„Wow, ich hätte nicht gedacht, dass es so gut wird! Beeindruckend.“
„Ach was, das ist lediglich ein grobe Vorskizierung. Das Schwierige ist die Kolorierung, beim Mischen der Farben kann man viel falsch machen. Aber das dürfte für mich kein Problem darstellen.“
Tenchi packte seine Utensilien zusammen und machte sich zusammen mit Ryoko auf den Heimweg. Es war bereits später Nachmittag, die Sonne war gerade hinter den Hügeln verschwunden und beide hatten beträchtlichen Hunger, dennoch legten sie die Strecke in gemütlichem Tempo zurück.
Plötzlich fiel Ryoko etwas ein.
„Du wolltest mir noch den Grund nennen.“
„Was meinst du?“
„Den Grund, warum du diese Aktion so geheim hieltest.“
„Ach ja…“
Ryoko bekam nicht sofort eine Antwort auf ihre Frage, Tenchi schwieg und sie hatte den Eindruck, dass er nicht wusste, wie er es ausdrücken sollte. Nach einer geraumen Weile räusperte er sich und blickte direkt in Ryokos goldgelbe Augen.
„Ich habe lange und intensiv nachgedacht, nachdem ich Zuhause angekommen bin. Ich habe gemerkt, je mehr Zeit vergeht, desto mehr vergesse ich Geschehnisse von meiner Zeit mit Haruna. Auch wenn du das vielleicht nicht gerne hörst, aber ich bin ihr in mancher Hinsicht sehr dankbar. Wenn Haruna nicht gewesen wäre, hätte ich mich nicht zu dem verändert, der ich jetzt bin.
Es fällt mir leichter auf mein Herz zu hören und zu entscheiden, was ich eigentlich will. Früher war ich immer darauf bedacht, die anderen nicht zu verletzen und musste dadurch selbst Einschränkungen hinnehmen. Natürlich war es nicht nur das, ich glaube, ich habe nie verstanden, was mein Herz mir sagen wollte. Jetzt, nachdem ich stundenlang gegrübelt habe, konnte ich so einiges besser verstehen.
Warum, meinst du, konnte ich mich nicht an Ayeka-san, Sasami-chan oder an eines der anderen Mädchen erinnern?“
Ryoko starrte Tenchi beinahe hilflos an, sie wusste nicht, wohin dieses Gespräch führen würde, oder was Tenchi mit dieser Frage wohl beabsichtigte. Sie schüttelte stumm den Kopf.
„Weil keines der anderen Mädchen es geschafft hat, die Sprache meines Herzens zu verstehen. Du bist die Person, die mich immer richtig versteht, selbst, wenn du es dir äußerlich nicht anmerken lässt. Und ganz egal, wie sehr ich dich möglicherweise verletzt oder abgewiesen haben sollte, du bist immer sofort zur Stelle, wenn ich in Schwierigkeiten bin. Du kämpfst mit mir gemeinsam Seite an Seite, ungeachtet dessen, ob die Auswirkungen für dich fatale Folgen haben könnten.“
Tenchi blieb stehen und griff nach Ryokos Handgelenk. Er blickte ihr tief in die Augen und Ryoko konnte deutlich einen Anflug von Reue in den Tiefen seiner braunen Augen sehen.
„Du hättest mir damals die Wahrheit erzählen sollen, was deine Verletzung von Kagato betraf. Nachdem ich Kagato besiegt habe, hat mir Nagi von deinem Zustand berichtet. Auch Azaka und Kamidake sagten, dass du bei deinem Manöver nach Jurai viel Blut verloren haben musstest. Ich hatte keine Ahnung und hätte ich es gewusst, dann hätte ich dein Angebot niemals angenommen. Ich habe dich bisher nie darauf angesprochen, weil ich diese Tatsache verdrängen wollte.
Du hättest sterben können! Warum hast du das nur gemacht? Wäre dir etwas passiert, dann hätte ich mir mein Leben lang Vorwürfe gemacht.“
Ryoko lächelte liebevoll und legte ihre freie Hand auf Tenchis Wange.
„Warum ich das gemacht habe? Weil ich dich liebe, du Esel! Ich wollte auf jeden Fall sicher sein, dass du unverletzt am Palast ankommst. Ich kenne die Verteidigungssysteme von Jurai nur zu gut und ich hatte Angst um dich. Ich bin mir sicher, du hättest das Gleiche für mich getan. Kapierst du denn immer noch nicht, wie viel du mir bedeutest?“
Nun war es Tenchi, der lächelte. Er nahm Ryokos Hand von seiner Wange und umschloss sie mit beiden Händen.
„Doch, ich glaube, ich habe es endlich verstanden. Und genau deswegen bist du mir im Gedächtnis geblieben.“
„Weswegen?“
„Weil wir sehr viel gemeinsam haben. Unter anderem das selbstlose Handeln, wenn es um den anderen geht. Und weißt du, warum wir so handeln?“
Ryoko schüttelte vage den Kopf.
„Weil wir eine Verbundenheit besitzen, die es in unserer Familie kein zweites Mal gibt.“
Ryoko reagierte auf Tenchis Offenheit etwas verhalten und irgendwie eingeschüchtert, doch der junge Prinz fuhr unbeirrt fort.
„Ich habe erkannt, dass nicht nur deine Gefühle mir gegenüber sehr stark sind, sondern dass das auf Gegenseitigkeit beruht.“
„Tenchi… was genau willst du mir damit sagen?“
Ryokos Augen blickten hoffnungsvoll. Sollten all ihre Bemühungen, ihre Aufopferung und ihr Schmerz doch nicht umsonst gewesen sein? Hatte die lange Zeit des Wartens und des Bangens nun endlich ein Ende?
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, nickte Tenchi und nahm die Raumpiratin zärtlich in den Arm.
„Mir ist klar geworden, dass du für mich mehr als nur eine Freundin bist. Du bist die Frau, die ich für immer an meiner Seite haben möchte, ganz gleich wie unsere gemeinsame Zukunft aussehen mag. Ich möchte all meine Freuden, meinen Kummer und meine Wünsche und Sehnsüchte mit dir teilen. Mein ganzes Leben…“
Ryoko schlang ihre Arme um Tenchi und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. Die Freudentränen, die sie schon Stunden zuvor in den Augen hatte, flossen in Strömen, doch es war ihr egal. Auf diesen Augenblick hatte sie so lange gewartet, und nun war er endlich da.
Sie hob den Kopf und starrte Tenchi strahlend an.
„Ich liebe dich, Tenchi…“
Ein langer, zärtlicher Kuss folgte, der Beginn einer Liebe, die bis über die Weiten des Universums hinausreichte.
Einige Tage später zierte das fertige Portrait von Ryoko im Herbstwald Tenchis Zimmerwand. Die schillernd bunten Farben der Blätter und der goldene Schein, der sich über die Lichtung erstreckte, fielen in Tenchis Augen im Vergleich zu Ryokos Schönheit deutlich in den Hintergrund. Die wahre Schönheit saß in der Mitte des Bildes, mit einem Lächeln, das dem eines Engels gleichkam.
Ende