Weil ich bei Hikaru bin
von Saelyna T
Kurzbeschreibung
Drei Tage bis zum Hokuto-Pokal, nach Shindos Aufruhr er wolle erstes Brett sein, abends (Akiras POV) - abgeschlossen! Vielleicht folgt ja noch ein Sequel... Mit anderer Altersangabe, he he... ;-)
GeschichteLiebesgeschichte / P12 / MaleSlash
Akira Touya
Hikaru Shindou
08.03.2010
11.05.2010
4
4.704
08.03.2010
1.540
Mir gehört weder Shindo noch Touya... leider! Takeshi Obata & Yumi Hotta rulez!
Müde fallen mir die Augen zu. Langsam und tief atmend versuche ich endlich zur Ruhe zu kommen. Nachdem wir vorletzte Nacht durchgespielt haben, hätte ich eigentlich nach der letzten kurzen Nacht erwartet ohne Probleme einschlafen zu können. Allerdings laufen die einzelnen Spiele und die Auswertungen der letzten beiden Tage noch immer vor meinem geistigen Auge ab. Es ist nicht Nervosität oder Angst vor dem bevorstehenden Turnier, eher die Anspannung, die sich in den letzten Tagen intensiven Lernens aufgebaut hat, die mich von der ersehnten Ruhe abhält.
Mein Zimmer ist recht dunkel, lediglich ein wenig Mondlicht fällt durch die Lamellen des Fensters hinein.
Den Versuch, mir zum dritten Male einen schwarzen leeren Raum um mich herum vorzustellen scheitert, als ich ein leichtes Knarzen im Flur vernehme. Ich liege still und atme. Trotzdem höre ich den Boden erneut unter dem Gewicht einer meiner Gäste quietschen. Langsam nähert sich das Geräusch meiner Tür. Merkwürdigerweise bewegt es sich nicht weiter Richtung Bad, sondern verweilt dort.
Noch immer in meine Trance versunken bemerke ich, wie ein Fuß sich durch die Tür schiebt und Shindos Stimme flüsternd ertönt: „Touya, bist du noch wach?“
Könnt ihr mich nicht irgendwann mal in Frieden lassen, ich will doch nur schlafen! Bloß nicht reagieren. Doch trotz meines reglosen Verhaltens kommt Shindo in mein Zimmer und lässt sich irgendwo vor meinem Bett nieder. Er atmet tief ein, ehe er durch seine Zähne hauchend beginnt Selbstgespräche zu führen, die wohl nicht für meine Ohren bestimmt sind.
„Wieso, wieso kann ich nicht nur ein bisschen deiner Energie in mir tragen? Irgendwas fehlt immer noch. So werde ich dir nie ebenbürtig werden. Touya, seitdem ich dich kennen gelernt habe, warst du mein Ziel. Wie soll ich dich je erreichen, wenn ich nicht stark genug bin? Und jetzt auch noch ohne ihn. Ich vermisse ihn so!“ Nicht dass mir Shindos Worte ohnehin schon in den Ohren klingen, bei den letzten beiden Sätzen verkrampft sich etwas in mir. Von wem spricht er? Den Tränen fast nahe fährt der Eindringling fort: „Wieso hast du mich im Stich gelassen? Wieso musstest du gehen Sai?“
Völlig überrascht drehe ich mich zu ihm, reiße die Augen auf und frage laut: „Sai?“
Er kippt vor Schreck fast hinten über und brabbelt: „E-e-entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.“
Noch einmal wiederhole ich meine Frage: „Sai?“
„Ich geh dann besser wieder“ übergeht er mich. „Hier geblieben!“ zische ich ihn an. Obwohl ich gar nicht wütend bin, will ich auf keinen Fall, dass er jetzt geht. Ich wusste es, ich wusste es die ganze Zeit! Er hatte etwas mit Sai zu tun. Er steht wie angewurzelt an meiner Tür und ich sehe durch das fahle Licht, das ins Zimmer fällt, dass er fröstelt.
„Komm her eh du dich erkältest“ weise ich ihn zurecht und rutsche näher zur Wand um ihm neben mir Platz zu machen. Zögernd bleibt Shindo an der Tür stehen. „Los jetzt, wir müssen fürs Turnier fit sein!“ setze ich noch mal mit Nachdruck hinzu und hebe meine Decke als Signal. Nun kommt er endlich, setzt sich erst auf die Bettkante und legt sich schließlich neben mich.
Eine Weile verbringen wir schweigend, da Shindos Nähe mich plötzlich von meiner ursprünglichen Neugier ablenkt. Irgendwie kommt es mir vertraut vor, einfach so neben ihm zu liegen. Da ich auf der Seite liege habe ich seinen Kopf direkt vor mir. Ich mustere seine langen Wimpern und frage mich, warum mir das nicht schon eher aufgefallen ist. Shindo scheint nervös zu sein, zumindest weicht er meinem Blick aus und zappelt merkwürdig herum. „Jetzt lieg doch mal still, du machst mich ganz kribbelig.“
Nun schaut er mich doch an. Allerdings nur kurz. Ein schlechter Schauspieler. Etwas beschäftigt ihn. Ob es noch mit der Trauer um den fortgegangenen Freund Sai zusammenhängt? Vielleicht kann ich ja eine sensible Frage stellen, die mir hilft etwas über diesen grandiosen Go-Spieler rauszufinden. „Du vermisst ihn sehr, hm?“
Nun wird er noch unruhiger und fährt sich mit den Händen über Brust und Arme. Ich schelte mich selbst für meinen dummen Einfall und versuche seine Verlegenheit zu mindern. „Ist dir kalt, willst du noch ne Decke?“ – „Ich würde lieber wieder auf meinen Futon, Touya.“ – „Aber du frierst doch, komm, komm noch etwas näher, das kann man sich ja nicht mit ansehen.“ Er robbt noch ein wenig zu mir und dreht sich auf die Seite, mit dem Rücken zu mir. Einen Moment stutze ich, ehe ich meine Arme wie in einer Umarmung um ihn schließe und ihn an mich drücke.
Seltsam. Wieso fühlt es sich so gut an? Mir ist, als gehöre es so. Er, hier bei mir, meine Nase in seinem Haar. Ich schnuppere vorsichtig und rüge mich augenblicklich. Ob es ihm überhaupt Recht ist?
„Na etwas wärmer?“ frage ich leicht verunsichert. Er nickt nur. „Ich wollte dir eben nicht zu Nahe treten, tut mir Leid.“ Aber du musst doch verstehen, dass ich alles über Sai erfahren will, denke ich mir im Stillen. Doch ich habe Angst ihn zu verprellen, Angst, dass er womöglich aufsteht und mich alleine in meinem Bett zurücklässt. Allein in einem kalten Bett, das nach ihm riecht. Meine Güte, was denke ich denn da? Es ist ja grad so, als wäre ich auf ihn fixiert, oder schlimmer noch in ihn verl... verliebt? Nein, nein, das kann nicht sein. Er ist doch ein Junge! Außerdem hab ich so was noch nie empfunden, für niemanden.
Ich will ihn einfach nur festhalten und automatisch verstärkt sich mein Griff um seine Brust und mein Gesicht landet in seinem Nacken. „Shindo“ hauche ich nur, doch er löst sich von mir. Oh nein, ich Trottel, wie konnte ich mich so gehen lassen. Ich, der immer Stärke, Disziplin und Besonnenheit zeigt. Mist!
Aber es kommt anders als ich denke. Er steht nicht vom Bett auf und wirft mir auch keine wütenden Blicke zu, nein, er dreht sich zu mir hin, begibt sich wieder in unsere vorherige Umarmung und schaut mir in die Augen.
Ich merke wie meine Knie weich werden und verstehe es selbst nicht. Will er dass ich etwas sage? Oh meine Güte, Akira denk nach! Während ich verzweifelt nach etwas Sinnvollem zu sagen suche, räuspert sich mein Gegenüber. „Ich wusste nicht, wo ich hin sollte. Ich fühle mich so allein, seit...“ Er wendet die Augen schließend den Kopf ab.
Mir ist, als sehe ich eine kleine Träne in seinem linken Augenwinkel und mein Zeigefinger streicht ohne zu fragen da rüber. Tatsächlich. Er blinzelt mir entgegen und meint: „’Tschuldigung.“ Ich zucke zurück und entschuldige mich ebenfalls. „Wofür?“ fragt er verblüfft. „Dass ich dich zum Weinen gebracht habe“ poltert es aus mir heraus ohne Nachzudenken. „Aber das ist doch nicht deine Schuld, Dummkopf“ entgegnet er und zieht geräuschvoll die Nase hoch.
„Bah Shindo, musste das jetzt sein?“ – „Sorry ich kann nicht anders!“ grinst er mich leicht verlegen an. Also echt, macht dieser Prolet die ganze Stimmung kaputt! Was fasel ich hier eigentlich, welche Stimmung? Hach, es ist wohl amtlich, ich benehme mich wie ein Idiot.
Von meiner ausbleibenden Rüge irritiert setzt er nach: „Tut mir wirklich leid, sorry. Sei nicht sauer, ja?“ Und plötzlich schauen mich zwei sehr verunsicherte und doch so beruhigende braune Augen an und warten auf eine Antwort.
Wie kann ich da Nein sagen? Soll ich tun, was ich gerade denke? Doch bevor ich den aufkeimenden Drang in mir zur Raison bringen kann hat sich mein Gesicht dem von Shindo angenähert, meine Lider sind kurz davor sich zu schließen und meine Lippen sind seinen ganz nahe. Und dann spüre ich diese leicht rauen und doch so einladenden warmen Lippen. Wow. Sanft streiche ich mit meiner Unterlippe über seinen Mundwinkel und fühle nur noch diese fremde Haut und sonst nichts.
So merke ich auch erst nicht, als er sich von mir löst und ein „Akira“ ertönt, welches nicht meinen eigenen Gedanken angehört. Er war es, er hat meinen Namen gesagt! Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Ich wage nicht die Augen zu öffnen, presse sie noch fester zusammen und warte auf seine Reaktion.
Allerdings verblüfft er mich erneut, denn seine um mich greifenden Arme wandern meinen Rücken hoch, so dass seine Hände schließlich meinen Kopf halten und ihn zu ihm ziehen. Da sind sie wieder, seine vollen Lippen. Nun fordern sie meine auf sich zu öffnen. Etwas überrascht tue ich es, doch dann spüre ich seine Zunge. Ich zucke zusammen. Er lässt von mir ab. Doch irgendwie war es toll. Ich will mehr!
Schon nähere ich mich ihm wieder als er meint: „Sorry, i-ich weiß auch nicht was da gerade...“ Aber da habe ich ihn schon mundtot gemacht, indem ich ihn küsse.
Wahnsinn! Ich hätte nie gedacht, dass es so gigantisch ist, dass es sich wirklich so unbeschreiblich schön anfühlt, einem anderen Menschen auf diese Weise nahe zu sein.
Plötzlich verstehe ich die ganzen Schnulzen, Romanzen und Balladen, die einem immer und überall suggerieren, dass man nicht normal ist, wenn man niemanden an seiner Seite hat. Diese Erkenntnis macht mich teils traurig, denn ich war allein und auf der anderen Seite könnte ich übersprudeln. Überlaufen von diesem berauschenden Gefühl was sich in mir ausbreitet, bloß weil ich Shindo küsse. Weil ich bei Hikaru bin.
tbc
Müde fallen mir die Augen zu. Langsam und tief atmend versuche ich endlich zur Ruhe zu kommen. Nachdem wir vorletzte Nacht durchgespielt haben, hätte ich eigentlich nach der letzten kurzen Nacht erwartet ohne Probleme einschlafen zu können. Allerdings laufen die einzelnen Spiele und die Auswertungen der letzten beiden Tage noch immer vor meinem geistigen Auge ab. Es ist nicht Nervosität oder Angst vor dem bevorstehenden Turnier, eher die Anspannung, die sich in den letzten Tagen intensiven Lernens aufgebaut hat, die mich von der ersehnten Ruhe abhält.
Mein Zimmer ist recht dunkel, lediglich ein wenig Mondlicht fällt durch die Lamellen des Fensters hinein.
Den Versuch, mir zum dritten Male einen schwarzen leeren Raum um mich herum vorzustellen scheitert, als ich ein leichtes Knarzen im Flur vernehme. Ich liege still und atme. Trotzdem höre ich den Boden erneut unter dem Gewicht einer meiner Gäste quietschen. Langsam nähert sich das Geräusch meiner Tür. Merkwürdigerweise bewegt es sich nicht weiter Richtung Bad, sondern verweilt dort.
Noch immer in meine Trance versunken bemerke ich, wie ein Fuß sich durch die Tür schiebt und Shindos Stimme flüsternd ertönt: „Touya, bist du noch wach?“
Könnt ihr mich nicht irgendwann mal in Frieden lassen, ich will doch nur schlafen! Bloß nicht reagieren. Doch trotz meines reglosen Verhaltens kommt Shindo in mein Zimmer und lässt sich irgendwo vor meinem Bett nieder. Er atmet tief ein, ehe er durch seine Zähne hauchend beginnt Selbstgespräche zu führen, die wohl nicht für meine Ohren bestimmt sind.
„Wieso, wieso kann ich nicht nur ein bisschen deiner Energie in mir tragen? Irgendwas fehlt immer noch. So werde ich dir nie ebenbürtig werden. Touya, seitdem ich dich kennen gelernt habe, warst du mein Ziel. Wie soll ich dich je erreichen, wenn ich nicht stark genug bin? Und jetzt auch noch ohne ihn. Ich vermisse ihn so!“ Nicht dass mir Shindos Worte ohnehin schon in den Ohren klingen, bei den letzten beiden Sätzen verkrampft sich etwas in mir. Von wem spricht er? Den Tränen fast nahe fährt der Eindringling fort: „Wieso hast du mich im Stich gelassen? Wieso musstest du gehen Sai?“
Völlig überrascht drehe ich mich zu ihm, reiße die Augen auf und frage laut: „Sai?“
Er kippt vor Schreck fast hinten über und brabbelt: „E-e-entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.“
Noch einmal wiederhole ich meine Frage: „Sai?“
„Ich geh dann besser wieder“ übergeht er mich. „Hier geblieben!“ zische ich ihn an. Obwohl ich gar nicht wütend bin, will ich auf keinen Fall, dass er jetzt geht. Ich wusste es, ich wusste es die ganze Zeit! Er hatte etwas mit Sai zu tun. Er steht wie angewurzelt an meiner Tür und ich sehe durch das fahle Licht, das ins Zimmer fällt, dass er fröstelt.
„Komm her eh du dich erkältest“ weise ich ihn zurecht und rutsche näher zur Wand um ihm neben mir Platz zu machen. Zögernd bleibt Shindo an der Tür stehen. „Los jetzt, wir müssen fürs Turnier fit sein!“ setze ich noch mal mit Nachdruck hinzu und hebe meine Decke als Signal. Nun kommt er endlich, setzt sich erst auf die Bettkante und legt sich schließlich neben mich.
Eine Weile verbringen wir schweigend, da Shindos Nähe mich plötzlich von meiner ursprünglichen Neugier ablenkt. Irgendwie kommt es mir vertraut vor, einfach so neben ihm zu liegen. Da ich auf der Seite liege habe ich seinen Kopf direkt vor mir. Ich mustere seine langen Wimpern und frage mich, warum mir das nicht schon eher aufgefallen ist. Shindo scheint nervös zu sein, zumindest weicht er meinem Blick aus und zappelt merkwürdig herum. „Jetzt lieg doch mal still, du machst mich ganz kribbelig.“
Nun schaut er mich doch an. Allerdings nur kurz. Ein schlechter Schauspieler. Etwas beschäftigt ihn. Ob es noch mit der Trauer um den fortgegangenen Freund Sai zusammenhängt? Vielleicht kann ich ja eine sensible Frage stellen, die mir hilft etwas über diesen grandiosen Go-Spieler rauszufinden. „Du vermisst ihn sehr, hm?“
Nun wird er noch unruhiger und fährt sich mit den Händen über Brust und Arme. Ich schelte mich selbst für meinen dummen Einfall und versuche seine Verlegenheit zu mindern. „Ist dir kalt, willst du noch ne Decke?“ – „Ich würde lieber wieder auf meinen Futon, Touya.“ – „Aber du frierst doch, komm, komm noch etwas näher, das kann man sich ja nicht mit ansehen.“ Er robbt noch ein wenig zu mir und dreht sich auf die Seite, mit dem Rücken zu mir. Einen Moment stutze ich, ehe ich meine Arme wie in einer Umarmung um ihn schließe und ihn an mich drücke.
Seltsam. Wieso fühlt es sich so gut an? Mir ist, als gehöre es so. Er, hier bei mir, meine Nase in seinem Haar. Ich schnuppere vorsichtig und rüge mich augenblicklich. Ob es ihm überhaupt Recht ist?
„Na etwas wärmer?“ frage ich leicht verunsichert. Er nickt nur. „Ich wollte dir eben nicht zu Nahe treten, tut mir Leid.“ Aber du musst doch verstehen, dass ich alles über Sai erfahren will, denke ich mir im Stillen. Doch ich habe Angst ihn zu verprellen, Angst, dass er womöglich aufsteht und mich alleine in meinem Bett zurücklässt. Allein in einem kalten Bett, das nach ihm riecht. Meine Güte, was denke ich denn da? Es ist ja grad so, als wäre ich auf ihn fixiert, oder schlimmer noch in ihn verl... verliebt? Nein, nein, das kann nicht sein. Er ist doch ein Junge! Außerdem hab ich so was noch nie empfunden, für niemanden.
Ich will ihn einfach nur festhalten und automatisch verstärkt sich mein Griff um seine Brust und mein Gesicht landet in seinem Nacken. „Shindo“ hauche ich nur, doch er löst sich von mir. Oh nein, ich Trottel, wie konnte ich mich so gehen lassen. Ich, der immer Stärke, Disziplin und Besonnenheit zeigt. Mist!
Aber es kommt anders als ich denke. Er steht nicht vom Bett auf und wirft mir auch keine wütenden Blicke zu, nein, er dreht sich zu mir hin, begibt sich wieder in unsere vorherige Umarmung und schaut mir in die Augen.
Ich merke wie meine Knie weich werden und verstehe es selbst nicht. Will er dass ich etwas sage? Oh meine Güte, Akira denk nach! Während ich verzweifelt nach etwas Sinnvollem zu sagen suche, räuspert sich mein Gegenüber. „Ich wusste nicht, wo ich hin sollte. Ich fühle mich so allein, seit...“ Er wendet die Augen schließend den Kopf ab.
Mir ist, als sehe ich eine kleine Träne in seinem linken Augenwinkel und mein Zeigefinger streicht ohne zu fragen da rüber. Tatsächlich. Er blinzelt mir entgegen und meint: „’Tschuldigung.“ Ich zucke zurück und entschuldige mich ebenfalls. „Wofür?“ fragt er verblüfft. „Dass ich dich zum Weinen gebracht habe“ poltert es aus mir heraus ohne Nachzudenken. „Aber das ist doch nicht deine Schuld, Dummkopf“ entgegnet er und zieht geräuschvoll die Nase hoch.
„Bah Shindo, musste das jetzt sein?“ – „Sorry ich kann nicht anders!“ grinst er mich leicht verlegen an. Also echt, macht dieser Prolet die ganze Stimmung kaputt! Was fasel ich hier eigentlich, welche Stimmung? Hach, es ist wohl amtlich, ich benehme mich wie ein Idiot.
Von meiner ausbleibenden Rüge irritiert setzt er nach: „Tut mir wirklich leid, sorry. Sei nicht sauer, ja?“ Und plötzlich schauen mich zwei sehr verunsicherte und doch so beruhigende braune Augen an und warten auf eine Antwort.
Wie kann ich da Nein sagen? Soll ich tun, was ich gerade denke? Doch bevor ich den aufkeimenden Drang in mir zur Raison bringen kann hat sich mein Gesicht dem von Shindo angenähert, meine Lider sind kurz davor sich zu schließen und meine Lippen sind seinen ganz nahe. Und dann spüre ich diese leicht rauen und doch so einladenden warmen Lippen. Wow. Sanft streiche ich mit meiner Unterlippe über seinen Mundwinkel und fühle nur noch diese fremde Haut und sonst nichts.
So merke ich auch erst nicht, als er sich von mir löst und ein „Akira“ ertönt, welches nicht meinen eigenen Gedanken angehört. Er war es, er hat meinen Namen gesagt! Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Ich wage nicht die Augen zu öffnen, presse sie noch fester zusammen und warte auf seine Reaktion.
Allerdings verblüfft er mich erneut, denn seine um mich greifenden Arme wandern meinen Rücken hoch, so dass seine Hände schließlich meinen Kopf halten und ihn zu ihm ziehen. Da sind sie wieder, seine vollen Lippen. Nun fordern sie meine auf sich zu öffnen. Etwas überrascht tue ich es, doch dann spüre ich seine Zunge. Ich zucke zusammen. Er lässt von mir ab. Doch irgendwie war es toll. Ich will mehr!
Schon nähere ich mich ihm wieder als er meint: „Sorry, i-ich weiß auch nicht was da gerade...“ Aber da habe ich ihn schon mundtot gemacht, indem ich ihn küsse.
Wahnsinn! Ich hätte nie gedacht, dass es so gigantisch ist, dass es sich wirklich so unbeschreiblich schön anfühlt, einem anderen Menschen auf diese Weise nahe zu sein.
Plötzlich verstehe ich die ganzen Schnulzen, Romanzen und Balladen, die einem immer und überall suggerieren, dass man nicht normal ist, wenn man niemanden an seiner Seite hat. Diese Erkenntnis macht mich teils traurig, denn ich war allein und auf der anderen Seite könnte ich übersprudeln. Überlaufen von diesem berauschenden Gefühl was sich in mir ausbreitet, bloß weil ich Shindo küsse. Weil ich bei Hikaru bin.
tbc