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Mortal Kombat: Existence

von Nemesis21
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P16 / MaleSlash
05.01.2010
04.04.2011
8
36.530
 
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05.01.2010 5.207
 
DRITTES KAPITEL: ROT UND SCHWARZ


Washington D.C., USA


Man sagte, dass sich das Leben von einer Sekunde auf die nächste komplett auf den Kopf stellen konnte. Es waren diese Momente, in denen man sich die Frage nach dem Sinn des Lebens stellte. Das bedeutete nicht, dass man sein Leben nicht planen konnte oder sollte, aber man konnte sich nie hundertprozentig darauf verlassen, dass alles so eintrat, wie man es erwartete.

Kabal hatte schon zwei solcher Augenblicke erlebt.

Das erste Mal lag schon mehrere Jahre zurück. Damals wurde das Dorf, in dem er wohnte, völlig überraschend von Shao Kahns Truppen angegriffen. Die Soldaten befanden sich in einem Blutrausch, sie verschonten niemanden. Alle Bewohner wurden gnadenlos niedergemetzelt, Männer, Frauen, Kinder. Auch Kabal war dem Tod nahe, wie ein Wunder überlebte er das Massaker, doch er war schrecklich entstellt. Er musste von nun an eine Maske tragen, die die Luft filterte, die er einatmete, und ihn mit zusätzlichem Sauerstoff versorgte. Später erfuhr er, dass sein Dorf der einzige Ort auf der Erde war, das von Shao Kahns Zorn heimgesucht wurde. Danach zogen sich seine Truppen aus unbekanntem Grund völlig von der Erde zurück.

Für Kabal brach die Welt zusammen. Wieso musste es ausgerechnet sein Dorf sein, das zerstört wurde? Weshalb wurden gerade ihm Frau, Kind und Freunde weggenommen? Hatte das einen bestimmten Grund? Eine Zeit lang dachte Kabal an Selbstmord. Das einzige, was ihn daran hinderte, war seine unbändige Wut. Er schwor sich, denjenigen zur Strecke zu bringen, der den Angriff zu verantworten hatte.

Er gab seine Rachepläne erst auf, als er Kano kennen lernte, einen Mann, der seinem Leben einen neuen Sinn gab, indem er ihn in den Klan des Schwarzen Drachen aufnahm. Er beschloss, Kano zu dienen. Er begann seinen Körper zu trainieren und lernte die Künste des bewaffneten und unbewaffneten Kampfes. Dass die Methoden des Klans äußerst gewalttätig und fragwürdig waren, störte Kabal nicht, denn er hatte seine Bestimmung gefunden  Schon bald wurde er zum stellvertretenden Anführer des Klans ernannt.

Dann trat ein zweites Mal ein Ereignis ein, das sein Leben von Grund aus veränderte. Er begegnete eines Tages einem mysteriösen Kämpfer, der sich Mavado nannte. Kabal kannte ihn nicht, aber dass er ein Freund Kanos war, schien für Mavado Grund genug gewesen zu sein, ihn zu einem Duell herauszufordern.

Mavado war ein schlanker Mann mit einem schmalen Gesicht. Sein Erscheinungsbild war sehr gepflegt, ebenso wie seine Stimme. Er war von mittlerer Größe und sah nicht besonders kräftig aus. Kabal dachte, dass er ihn mit Leichtigkeit besiegen könnte. Doch er irrte sich. Zwar hatte Mavado in der Tat weniger Kraft als Kabal, aber die Geschwindigkeit seiner Bewegungen überstieg die von Kabal bei weitem. Zudem wurde seine Schnelligkeit kombiniert mit seiner perfekten Beherrschung von Wing Chun, eines Kampfstils, das auf der Ausgeglichenheit von Angriff und Verteidigung basierte. Kabal fand sich bald als Unterlegener des Duells wieder. In jenem Augenblick offenbarte Mavado seine sadistische Ader. Schon als Kabal am Boden lag, schlug Mavado noch weiter auf ihn ein, bis er sein Bewusstsein verlor. Aber wie um ihn noch mehr zu demütigen, ließ Mavado ihn am Leben und seinen gebrochenen Körper mitten in der Wildnis liegen.

Kabal wäre mit Sicherheit seinen schweren Verletzungen erlegen, wenn er nicht einen unbekannten Helfer gehabt hätte, der ihn wie durch Zufall fand und ihn in einem kleinen Haus eines anderen Reiches wieder gesund pflegte. Erst Wochen später, als er wieder genesen war, stellte Kabal fest, dass er im Kampf noch etwas verloren hatte. Mavado hatte nach dem Kampf seine Waffen, zwei Hakenschwerter, als Trophäe mitgenommen.

Sein Helfer in der Not nannte sich Havik. Doch in all der Zeit, in der Kabal in seinem Haus Unterschlupf fand, hatte er nie sein Gesicht gesehen. Das lag zum einen daran, dass er stets eine dunkle Kapuze trug, die tief in sein Gesicht gezogen war.

Der unbekannte Mann gab Kabal wieder Mut. Er schmiedete ihm zwei neue Hakenschwerter, und gab ihm einen Auftrag. Er sollte zur Erde zurückkehren und neue Mitglieder für den Schwarzen Drachen um sich scharen. Denn nur so hätte er eine Chance gegen Mavado und seine Männer, die einem verfeindeten Klan angehörten, dem Roten Drachen. Mit diesem Auftrag wurde Kabal zurückgeschickt. Und noch immer war Kabal unwissend darüber, wie Havik ihn gefunden hatte und was er auf der Erde zu suchen hatte, wenn er doch in einem anderen Reich wohnte.

Doch irgendetwas in seinem Inneren sagte ihm, dass er sich in Geduld üben musste. Er würde die Antworten auf all seine Fragen erhalten, wenn die Zeit reif war. Vorerst würde er sich nur auf den Auftrag konzentrieren müssen, der ihm von Havik gegeben wurde.

*******


„Wieso interessiert dich dieser Kerl so sehr?“

Kabal drehte seinen Kopf und warf einen kurzen Blick auf die Frau mit den feuerroten Haaren, die auf dem Beifahrersitz saß, dann konzentrierte er sich wieder auf den Verkehr vor ihm.

„Er scheint ein guter Kämpfer zu sein“, antwortete Kabal. „Ich glaube, dass er der richtige Mann für uns ist.“

„Er ist entweder verrückt oder völlig realitätsfern“, sagte die Frau. „Niemand überfällt drei Banken in drei Tagen und macht weiter, wenn er weiß, dass die Polizei hinter ihm her ist.“

„Das zeigt mir nur, wie gut der Junge sein Handwerk versteht“, sagte Kabal. Er bog nach links ab. In einiger Entfernung konnten sie nun mehrere Polizeiwagen mit blinkenden Sirenen sehen. „Da vorne muss es sein.“

„Klasse, und die Kavallerie ist auch schon da“, sagte die Frau.

„Da macht die Sache doch gleich viel mehr Spaß, Kira“, sagte Kabal.

„Ich frage mich langsam, wer hier verrückter ist, der Typ da oder du“, sagte sie.

„Immerhin bin ich nicht so verrückt, dass ich Waffen an die Taliban verkaufen würde“, erwiderte Kabal.

„Autsch! Das hat jetzt wehgetan!“ Kira reagierte zwar im ersten Moment beleidigt, grinste aber wieder breit, als Kabal sie ansah.

Kabal hielt ungefähr fünfzig Meter vor dem Polizei-Aufgebot an. Dann stiegen beide aus. „Okay, die Waffen werden nur eingesetzt, wenn es unbedingt nötig ist“, sagte Kabal. „Wir wollen hier nicht zu viel Aufsehen erregen.“

„Schon klar, dass du den guten Jungen spielen willst“, sagte Kira. „Kano wäre die Sache ganz anders angegangen.“

„Deshalb verrottet Kano jetzt auch im Kerker von Outworld“, sagte Kabal. „Ich habe ihn schon mehrmals davor gewarnt, sich mit jedem anlegen zu wollen. Aber er wollte ja nicht auf den Freak mit der Atemmaske hören... Bist du bereit?“ fragte Kabal.

„Von mir aus kann es losgehen“, sagte Kira.

„Dann los.“

Gemächlich und ohne zu hetzen gingen die beiden voran. Schon bald kamen sie an eine Straßenabsperrung, die von zwei Polizisten bewacht wurde.

„Halt! Wer sind Sie?“ riefen sie. „Sie können hier nicht durch!“

„Wollen wir wetten?“ sagte Kabal. Blitzschnell fuhr er mit der rechten Faust aus und landete einen Treffer in seiner Magengrube, während er mit der offenen Fläche der anderen Hand einen gut gezielten Kinnhaken ansetzte. Der Polizist ging bewusstlos zu Boden. Derweil war der andere von Kira, die eine geübte Kenpo-Kämpferin war, mit zwei raschen Schlägen außer Gefecht gesetzt worden. Die beiden überquerten die Absperrung und traten an die Ansammlung von Polizei-Wagen heran. Da alle mit gezogenen Waffen ihre Blicke auf den Eingang der Bank gerichtet hatten, bemerkte keiner von ihnen die beiden Angreifer, die sich näherten. Erst als zwei der acht Beamten, die dort versammelt standen, durch gezielte Schläge auf den Hinterkopf zu Boden fielen, wurden die anderen auf sie aufmerksam. Sofort wurden sie umkreist. Sechs Pistolen waren sofort auf Kabal und Kira gerichtet.

„Hände hoch! Und keine Bewegung!“ rief einer von ihnen.

„Also, entscheidet euch mal“, sagte Kabal. „Sollen wir nun die Hände hochnehmen oder uns nicht bewegen?“

Noch bevor jemand von ihnen reagieren konnte, schnellte Kabal mit der Hand hervor, packte den Beamten, der ihm am nächsten stand, am Handgelenk und warf ihn über die Schulter. Der Polizist landete hart auf dem Rücken, und Kabal drückte sein Handgelenk kraftvoll nach innen, so dass er seine Waffe fallen ließ. Den nächsten, der von hinten auf ihn zukam, setzte er mit einem Rückwärtstritt außer Gefecht. Kira warf ihrerseits einen weiteren mit einem ausgeholten Fegekick zu Boden. Der vierte bekam noch aus der Drehung heraus einen Schlag mit dem Handballen ins Gesicht.

„Da waren es nur noch zwei“, sagte sie.

Die übrigen zwei befanden sich nun in einer Mischung aus Furcht und Verwirrung. Schließlich nahm der eine seinen ganzen Mut zusammen, raste auf die beiden zu und kassierte einen Tritt gegen den Brustkorb. Der letzte der Polizisten wurde mit einem Tritt gegen das Kinn ins Land der Träume geschickt.

„Das war einfacher, als ich gedacht habe“, sagte Kira.

Nebeneinander einherschreitend betraten sie die Bank. Mehrere Kunden kauerten verängstigt am Boden. In der Mitte der Halle lag ein Mann mittleren Alters, er war tot, durch die Brust erschossen. Ein junger Mann mit blonden, schulterlangen Haaren stand neben dem Toten. Er hielt eine Frau im Würgegriff und richtete eine Pistole gegen ihre Schläfe.

„Kommt mir keinen Schritt näher, oder ich werde die Frau erschießen!“ schrie er, seine Stimme bebte.

„Bitte tun Sie das nicht...“ flehte ihn die Frau mit weinender Stimme an. „Ich habe Kinder...“

„Halt's Maul, Schlampe!“ brüllte der junge Mann sie an. Mehrere der anderen Geiseln fuhren zusammen.

„Wir wollen dir nichts tun“, sagte Kabal ruhig und tat vorsichtig einen Schritt nach vorn.

„Bleibt sofort stehen! Ich meine es ernst!“

„Ja, ich sehe, wie ernst du es meinst“, sagte Kabal und wies mit dem Kinn auf den Toten. „Hat er dir auch nicht gehorchen wollen?“

„Wer seid Ihr überhaupt?“ fragte der junge Mann. „Seid Ihr Unterhändler, die die Bullen angefordert haben?“

„Nein“, antwortete Kabal ruhig. „Wir sind weder Unterhändler noch haben wir sonst etwas mit der Polizei zu tun. Wir wollen nur, dass du mit uns kommst.“

„Ich werde nirgendwohin mitkommen“, sagte der junge Mann.

„Schön, wir werden dich nicht zwingen“, sagte Kabal. „Aber was willst du dann tun? Hier bleiben, bis noch mehr Polizisten hier auftauchen? Du hast jetzt einen Mann getötet, das ist etwas anderes als nur ein Banküberfall.“

„I... ich wollte das nicht“, stammelte der junge Mann. „Aber er ging auf mich los...“

„Und da hast du ihn einfach erschossen.“

„Ich wollte das nicht!“ wiederholte er entschieden.

„Doch, natürlich wolltest du das“, erwiderte Kabal. „Du wusstest es nur nicht. Du brauchst das, weil es dir einen Kick besorgen kann. Deswegen die ganzen Banküberfälle.“

Der junge Mann wusste nichts mehr zu sagen, er schwieg und musterte Kabal aufmerksam, als versuchte er ihn einzuschätzen.

„Und? Was war das für ein Gefühl, als du den Mann erschossen hast?“

„W... was?“

„Hat sich das Töten gelohnt? War es ein gutes Gefühl, diese Macht über Leben und Tod eines Menschen zu haben?“ fragte Kabal.

Der junge Mann musste einen Moment lang überlegen, bevor er antwortete. „Ja.“

„Willst du es noch einmal erleben?“

Wieder ein „Ja.“

„Ich kann dafür sorgen, dass du dieses Gefühl so oft erleben kannst, wie du willst“, sagte Kabal. „Aber dafür gibt es zwei Bedingungen. Die erste wäre, dass du mit uns kommst.“

„Und die zweite Bedingung?“

„Wir töten nicht wahllos unschuldige Menschen“, sagte Kabal. „Der Mann, den du erschossen hast, hat dir nichts getan, ebensowenig wie die anderen in diesem Raum, oder die Frau, der du gerade die Waffe an den Kopf hältst. Heb‘ deinen Hass auf für die wahren Feinde.“

Ein letztes Mal flammte der Widerstand in dem jungen Mann auf. „Hör auf, so einen Müll zu reden! Ich glaube dir kein Wort!“ schrie er. „Du bist doch einer von den Cops und willst mich nur dazu überreden, mich zu ergeben!“

„Hey! Hast du die Polizei draußen gesehen? Was glaubst du, warum du nichts mehr von ihnen hörst?“

Der junge Mann wusste keine Antwort.

„Ganz recht, weil wir sie erledigt haben“, sagte Kabal. „Glaubst du, wir würden so etwas tun, wenn wir welche von ihnen wären?“

Der junge Mann musste nachdenken. Kabal schien langsam sein Vertrauen zu gewinnen. Immerhin schien er schon in Erwägung zu ziehen, auf das Angebot einzugehen. „Na gut“, sagte er zögernd. „Ich werde mitkommen.“

„Eine gute Entscheidung“, sagte Kabal ruhig. „Dann wirst du jetzt die Frau loslassen.“ Als der junge Mann immer noch zögerte, sagte Kabal nun strenger: „Lass‘ sie los! Du hast doch gehört, dass sie Kinder hat, oder? Willst du ihnen ihre Mutter wegnehmen, nur weil du dich nicht beherrschen konntest?“

Nun entließ er sie endlich aus ihrem Griff.

Kabal wandte sich nun an die Frau: „Du wirst dich jetzt zu den anderen setzen und dich nicht vom Fleck rühren, bis wir weg sind, oder ich kann den netten jungen Mann hier nicht mehr daran hindern, dir wehzutun. Hast du verstanden?“

Die Frau nickte verängstigt wimmernd und tat, wie ihr befohlen wurde.

„Das Gleiche gilt auch für die anderen!“ sagte Kabal, bevor er zusammen mit Kira und dem jungen Mann die Bank verließ. „Wie heißt du, mein Freund?“

„Mein Name ist unwichtig“, antwortete er. „Ihr könnt mich Kobra nennen.“

„Wir werden gemeinsam viel Spaß haben, Kobra“, sagte er zu dem jungen Mann. „Heute fängt ein neues Leben für dich an, das verspreche ich dir.“

*******


„Wie konnte denn so etwas passieren?“ fragte Polizei-Chef Paul Grayson. So etwas hatte er in seiner zwanzigjährigen Dienstzeit noch nie erlebt. Zuerst ein Mann, der an drei aufeinander folgenden Tagen drei Banken überfällt, und jetzt auch noch das. Er stand vor dem Bankgebäude und hatte sich gegen einen Wagen gelehnt.

„Er hatte anscheinend Komplizen, von denen wir bisher nichts wussten“, sagte einer der Officers. „Sie kamen einfach hierher, setzten unsere Leute außer Gefecht und verhalfen ihm zur Flucht.“

„Aber wie konnten nur zwei Leute acht bewaffnete Polizisten überwältigen?“ Chief Grayson war außer sich. „Ich will sofort eine Personenbeschreibung der Komplizen haben und dann eine Großfahndung. Diese Typen werden nicht noch einmal entkommen!“

„Ich fürchte nur, das wird nicht so einfach“, sagte eine Stimme hinter ihnen. „Wenn jemand durchtrainiert ist, hat ein Gegner mit einer Schusswaffe gegen ihn nur eine Chance, wenn er sich mehr als acht Schritte von ihm entfernt befindet. Die Leute, die hierfür verantwortlich waren, waren durchtrainiert.“

Als sich die beiden Polizisten umdrehten, sahen sie einen breitschultrigen Mann. Er hatte eine Glatze und asiatische Gesichtszüge. Er trug einen dunklen Anzug und eine dunklerote Krawatte.

„Wer sind Sie? Wer hat Sie hier durchgelassen?“

„Ich bin Special Agent Hsu Hao vom FBI“, sagte der Asiate und holte einen Ausweis aus der Innentasche seines Jacketts. Seine Stimme war hart, hatte einen arroganten Anklang und keinerlei ausländischen Akzent. „Und mein Ausweis dürfte auch Ihre zweite Frage beantworten.“

Das brachte den Chief gleich auf die nächste Frage: „Was will denn das FBI hier?“

„Ihre Goldkinder haben auch in anderen Bundesstaaten Banken ausgeraubt“, gab Agent Hsu Hao zur Antwort. „Wussten Sie das nicht?“

„Ähm..., nein“, sagte der Chief. „Wie meinten Sie das eben mit ‚sie waren durchtrainiert‘? Doch nicht sowas wie Kung Fu, oder?“

„Doch, genau das meinte ich. Wie dem auch sei, es ist eigentlich kein Wunder, dass Sie noch nichts von den Leuten gehört haben, die das hier getan haben. Sie gehören zu einer Gang, die überall im Land Unruhe stiftet“, erklärte Agent Hsu Hao. „Es ist ziemlich schwierig, an sie heranzukommen, denn sie halten sich im Untergrund auf. Wir konnten ein paar von ihnen ausfindig machen und verhaften. Aber der größte Teil hält sich gut verborgen. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich drinnen ein wenig umsehe?“

„Tun Sie sich keinen Zwang an“, sagte Chief Grayson, und Agent Hsu Hao entfernte sich.

„Komisch, ich dachte, FBI-Agenten wären immer zu zweit unterwegs“, sagte der Officer, der noch immer neben dem Chief stand.

„Wie kommen Sie denn darauf?“

„Na ja, Mulder und Scully waren doch auch zu zweit...“, sagte der Officer. „Also, ich mag diese Typen nicht, sie sind immer so aufgeblasen und halten sich für was Besseres als der Rest!“

Chief Grayson warf seinem Untergebenen einen schiefen Blick zu. „Haben Sie eigentlich nichts zu tun? Sie werden nicht für das Herumstehen bezahlt!“

„Ja, Sir!“ sagte der Officer hastig und machte sich wieder an die Arbeit.

*******


Agent Hsu Haos Verdacht wurde von den Menschen, die als Geiseln gehalten wurden, nur zum Teil bestätigt. Ihren Angaben zufolge waren es ein Mann mit einer seltsamen Atemmaske und eine Frau mit leuchtend roten Haaren. Doch eins war ihm neu: Da war noch ein Mann, ein Mann mit blonden Haaren, schätzungsweise Mitte zwanzig. Soweit Agent Hsu Hao es wusste, gab es keine solche Person im Clan des Schwarzen Drachen.

Er verließ die Bank und stieg in seinen Wagen. Dort nahm er sein Funktelefon aus der Tasche und wählte eine Nummer. Nachdem es auf der anderen Seite zweimal geläutet hatte, nahm ein Mann das Gespräch entgegen.

„Ja“, war das einzige, womit er sich meldete.

„Sir, ich habe die beiden Zielpersonen Kabal und Kira ausfindig machen können“, berichtete Hsu Hao. „Allerdings hat sich eine kleine Veränderung ergeben.“

„Was?“

„Der Schwarze Drache ist gerade dabei, neue Mitglieder zu rekrutieren. Zuletzt haben sie einen jungen Mann angeworben, der in den letzten Tagen mehrere Banküberfälle begangen hat."

Stille kehrte auf der anderen Seite ein, so dass Hsu Hao sich fragte, ob nicht vielleicht die Verbindung abgebrochen war. „Sir? Sind Sie noch dran?“

„Ja, ich überlege nur“, antwortete der Mann auf der anderen Seite. Dann folgte wieder ein kurzes Schweigen. „Fahren Sie zurück zur OIA, und bleiben Sie an dieser Sonya Blade dran. Sie wird uns zu Kano führen, er ist unsere oberste Priorität. Das mit den anderen erledige ich selbst.“

„Ja, Sir“, sagte Hsu Hao. Er trennte die Verbindung und startete den Wagen.

Alaska – Zur gleichen Zeit


Schnee und Eis, soweit das Auge reichte. Wolken bedeckten den Himmel, aber der helle Boden reflektierte das vorhandene Licht so, dass es in den Augen schmerzte, wenn man keine Sonnenbrille trug. Aber auch mit Sichtschutz konnte man schwer sagen, wo der Horizont endete. Erde und Himmel bildeten fast eine einzige monotone Einheit.

Der Hubschrauber landete direkt neben der großen, halbkugelförmigen Kuppel, die sich mitten in dieser Einöde erhob. Sonya und Jax stiegen aus. Gebückt liefen sie vorwärts, um dem Wind, den die ratternden Rotoren erzeugten, weniger Angriffsfläche zu bieten. Sie hatten beide dicke Parka an, aber die winzigen Eiskristalle, die aufgewirbelt wurden, fühlten sich an wie unzählige kleiner Nadeln, die sich ins Gesicht bohrten.

Auf den ersten Blick sah die Kuppel unbeschädigt und noch intakt aus. Erst beim näheren Hinsehen entdeckte man die Risse, die sich über das gesamte Runddach zogen.

„Mein Gott“, entfuhr es Sonya. „Was für eine gewaltige Explosion muss das gewesen sein, wenn sie unter der Erde stattfand und sogar dem Dach so zusetzte.“

„Na ja“, meinte Jax. „Das Ding war komplett dicht, und die Energie musste irgendwo hin. Sie hat sich eben ihren eigenen Weg gebahnt.“

Sie betraten die Kuppel und stiegen durch eine Luke im Boden eine lange Leiter hinab. Normalerweise gab es einen Fahrstuhl, der zwischen der Station und der Oberfläche auf und ab fuhr. Aber auch der hatte die Explosion nicht überlebt.

Unten sah es noch schlimmer aus, als es Sonya befürchtet hatte. Überall lagen Trümmer und Geröll herum. Balken waren eingestürzt, Kabel hingen lose von der Decke herab. Entlang der Wand waren Notbeleuchtungslampen aufgestellt worden, die ein kaltes, bläuliches Licht abgaben.

„Sieht nicht gerade sicher aus“, murmelte Jax.

„Keine Sorge, es kann nichts mehr passieren. Wir haben alles abgesichert und den Strom abgestellt.“

Der Mann, der das sagte, trug eine Jacke, auf der die Großbuchstaben ATF gedruckt waren. Er hatte ein kantiges Gesicht und einen Dreitage-Bart. Seine Miene war finster. Auf seinem Kopf trug er einen schweren Schutzhelm. Er brachte zwei weitere Helme herbei, die er an Sonya und Jax weitergab. „Setzen Sie die auf. Einzelne Trümmerteile könnten immer noch von der Decke fallen.“ Die zwei befolgten den Rat.

Kurtis Stryker war ein Sprengstoffspezialist, er hatte schon zahlreiche Bomben entschärft, und fast genauso viele aus ihren Einzelteilen rekonstruiert. Wenn es irgendwo um Sprengstoff ging, zog man ihn zu Rate.

„Wissen Sie schon die Ursache?“ fragte Sonya.

„Ich tippe auf C4-Sprengstoff“, sagte Stryker. „Nur der hat eine solche Kraft. Und selbst dann bräuchte man ziemlich viel von dem Zeug, um den Laden hier in die Luft zu jagen. Wir sind immer noch mit der Suche nach den Einzelteilen der Bombe beschäftigt.“

„Also war es definitiv ein Anschlag, und kein Unfall?“ fragte Jax.

„Ich fürchte, ja“, antwortete Stryker.

„Die große Preisfrage wird sein, wie das Zeug hierher gelangt ist“, sagte Jax. „Ich meine, jemand muss doch die Bombe hierher gekarrt, abgeladen und aktiviert haben. Ist so etwas nicht ziemlich auffällig?“

„Wir können nur hoffen, dass nicht alle Computerfestplatten zum Teufel sind“, sagte Stryker. „Dann könnten wir möglicherweise auf das Protokoll zurückgreifen, und so feststellen, ob jemand hier außerplanmäßig zu Besuch war.“

„Haben Sie sie schon bergen können?“ fragte Sonya.

„Ja, Ma’am“, sagte Stryker. „Sie sind schon auf dem Weg zurück nach Washington. Dort hat man die Mitarbeiterin Vanessa Reyes damit beauftragt, sofort mit der Arbeit zu beginnen, wenn die Ware da ist.“

„Reyes, ist das nicht die Computer-Tussi?“ fragte Jax. „Die mit den knappen Röcken?“

Stryker warf ihm einen ernsten Blick zu, erwiderte aber weiter nichts auf den Kommentar. „Genau die“, sagte er. „Sie ist ein ziemlich begabtes Mädchen. Sie können sich auf sie verlassen.“

„Was ist mit dem Dimensionsportal?“ fragte Sonya. „Ist es ebenfalls beschädigt worden?“

„Ich fürchte, dass das Portal völlig zerstört wurde“, sagte Stryker. „Ich nehme an, dass die Explosion direkt im Portalraum stattgefunden hat. Es tut mir leid, ich weiß, wie viel Mühe Sie investiert haben, damit diese Einrichtung gebaut wurde.“

„Schon okay“, sagte Sonya. „Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen. Sie leisten hier gute Arbeit.“

„Danke, Ma’am“, sagte Stryker.

„Gern geschehen“, sagte Sonya. „Und nennen Sie mich nicht ständig Ma‘am.“

„Ja, Ma’am“, sagte Stryker.

„Nennen Sie mich Sonya, meinetwegen können Sie mich auch Blade nennen, aber hören Sie auf mit ‚Ma’am‘, okay?“

Stryker nickte. „In Ordnung, Blade. Also was werden Sie jetzt tun?“

„Ich werde nach Washington zurückfliegen“, antwortete sie. „Mich um die Bürokratie kümmern. Eine Menge Leute werden Antworten haben wollen. Mir graut es schon jetzt davor.“

„Wir sehen uns dann“, sagte Stryker. „Ich werde mich melden, wenn sich etwas Neues ergibt.“

Washington D.C.


Wenige Stunden später waren Sonya und Jax zurück in der alten Zentrale des OIA. Schon als sie durch die Eingangstür traten, wurden sie erwartet.

„Agent Hsu! Was machen Sie denn hier?“ fragte Sonya ein wenig überrascht. „Ich dachte, Sie wären bei Ihrer Familie in San Fransisco?“

„Ich habe gehört, was passiert ist“, sagte Hsu Hao. „Da bin ich sofort gekommen.“

„Immer im Dienst, was?“ fragte Jax.

„Sind wir das nicht alle?“ fragte Hsu Hao zurück. „Wissen Sie schon die Ursache?“

„Es war ein Sprengstoffanschlag“, sagte Sonya.

„Wow, ich frage mich, wer das getan haben könnte.“

„Das fragen wir uns auch“, sagte Jax.

„Kann ich irgendwie helfen?“ fragte Hsu Hao.

„Das können Sie tatsächlich“, sagte Sonya. „Gehen Sie in die Datenbank und finden Sie heraus, welche Mitglieder des Schwarzen Drachen in letzter Zeit aktiv waren.“

„Wieso glaubst du, dass es der Schwarze Drache war?“ fragte Jax.

„Überleg' doch mal, es ist eine geheime Einrichtung. Nur die wenigsten wissen davon. Und es weiß noch immer fast niemand, dass Outworld überhaupt existiert...“

„Außer denen, die schon einmal dort waren“, spann Jax den Gedanken zu Ende.

„Ganz genau“, sagte Sonya. „Da wir nicht unsere eigene Einrichtung in die Luft gejagt haben, was läge da näher auf der Hand?“

Sie holte eine Key-Card aus ihrer Jackentasche und gab ihn Hsu Hao. „Sie werden einen Zugangscode brauchen. Hier haben Sie ihn... Oder warten Sie, ich komme mit.“

„Was hast du vor?“ fragte Jax.

„Ich will die Computer-Tussi mit dem kurzen Rock sprechen“, sagte Sonya.

„Ich und meine große Klappe! Das hätte ich lieber nicht sagen sollen“, dachte Jax bei sich, während Sonya und Hsu Hao den Raum verließen.

*******


Die Computer-Datenbank war ein Raum im Keller mit mehreren Großrechnern. In einer Ecke stand ein kleiner Tisch mit einem Monitor darauf. Hsu Hao setzte sich und ließ sich von Sonya Zugang verschaffen.

„Kommen Sie zurecht?“ fragte Sonya.

„Ich glaube schon“, antwortete Hsu Hao.

„Wenn Sie Fragen haben sollten, wenden Sie sich einfach an Miss Reyes. Sie sitzt gleich im Zimmer nebenan“, sagte Sonya.

„Ich werde mich melden.“

Sonya ging in das kleine Nebenzimmer, wo Vanessa Reyes an einem separaten Rechner saß. Sie trug einen eleganten Blazer und einen Rock, der knapp über ihren Knien endete. Ihr brünettes Haar hatte sie zu einem Dutt gewickelt, der von zwei Bleistiften gehalten wurde. Eine spezielle Brille diente ihr dazu, beim langen Gebrauch des Computers die Augen zu schonen.

„Haben Sie schon etwas herausfinden können?“ fragte Sonya.

„Nein, bisher gab es nichts auffälliges“, antwortete Vanessa und drehte sich zu Sonya um. „Ich bin aber auch erst beim zweiten Monat der Aufzeichnung.“

Es gab Frauen, die man als hübsch erachtete, weil sie sich auf eine besondere Weise schminkten, oder weil sie besonderen Schmuck trugen, wie etwa schöne Ohrringe, die das Gesicht auf eine bestimmte Weise hervorhoben. Und dann gab es Frauen, die eine natürliche Schönheit besaßen, die gerade durch ihre Schlichtheit zum Vorschein kamen. Sonya hatte festgestellt, dass Vanessa Reyes zu der zweiten Sorte gehörte.

„Lieutenant Stryker scheint ja große Stücke auf Sie zu halten“, sagte Sonya nebenbei.

„Sie haben ihn gesehen?“ fragte Vanessa. „Geht es ihm gut? Ich weiß, es klingt kindisch, und es ist sein Job, diese Orte zu untersuchen. Aber ich mache mir immer ein wenig Sorgen, wenn er unterwegs ist.“

„Sie... Sie sind mit ihm zusammen?“

„O ja, Kurtis ist so romantisch“, sagte Vanessa mit dem Schwärmen eines verliebten Mädchens. „Er mag wie ein Rüpel erscheinen, aber tief in ihm schlägt ein sanftes Herz... Und nächsten Monat wollen wir heiraten!“

„Jetzt weiß ich auch, warum er Jax so komisch angesehen hat...“

„Wie bitte?“

„Ach nichts, ich habe nur laut nachgedacht“, sagte Sonya. „Also, das freut mich für Sie. Dann will ich Sie nicht weiter von Ihrer Arbeit abhalten.“

„Ich sage Ihnen Bescheid, wenn ich was finde“, sagte Vanessa.

*******


Als sie aus dem Keller kam, war Jax nirgends zu finden. Schließlich traf sie ihn vor dem Haupteingang an. Er saß draußen auf einer Treppenstufe und rauchte eine Zigarette.

„Dass dich die Dinger umbringen können, weißt du, oder?“ fragte Sonya und setzte sich neben ihn.

„Wer weiß das nicht?“

„Hast du noch eine?“

„Ich wusste gar nicht, dass du rauchst“, sagte Jax und reichte ihr die Packung.

„Ich hab' damals aufgehört, als ich zur Army ging“, sagte Sonya und steckte sich eine Zigarette in den Mund, Jax gab ihr Feuer. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und rauchten.

„Bist du okay?“ fragte Jax.

„Ja, ich denke schon“, sagte Sonya und blies eine weiße Rauchsäule in die Luft. Nach einer Weile sagte sie: „Ich bin nur fertig. Wir müssen unbedingt die Kerle kriegen, die diesen Anschlag verübt haben!“

„Das werden wir“, sagte Jax. Er warf seine Zigarette auf den Boden und trat sie aus. „Weißt du, was ich mich gefragt habe? Ich habe über deine Theorie nachgedacht. Du weißt doch, die Sache mit dem Schwarzen Drachen.“

Sonya nickte.

„Ich habe mich gefragt, warum das gerade jetzt passiert ist. Warum haben sie erst jetzt das Gebäude zerstört? Warum nicht schon vorher?“

„Vielleicht weil dieser Imperator Shao Kahn ihnen erst jetzt den Befehl dazu gegeben hat?“

Es war dem OIA schon länger bekannt, dass der Schwarze Drache ein treuer Diener des Imperators war.

„Und warum gibt er erst jetzt den Befehl?“ fragte Jax. „Er hätte die Station schon viel früher zerstören können. Warum gerade jetzt?“

„Du meinst...“ Sonya brauchte den Satz nicht zu beenden. Sie wussten beide, dass sie an das Selbe dachten. „Das gefällt mir nicht.“

Es blitzte plötzlich grell auf, und ein Mann in weißen Kleidern erschien vor ihnen.

„Lord Raiden!“ riefen beide fast gleichzeitig.

„Ich bin hergekommen, um euch vor einer neuen Gefahr zu warnen. Aber wie ich erfahren habe, seid ihr schon davon betroffen“, sagte Raiden. „Dennoch muss ich euch um Hilfe bitten, denn noch kennt ihr nicht das ganze Ausmaß der Dinge.“

„Was meint Ihr damit?“ fragte Sonya.

„Im Moment kann ich euch noch nicht mehr sagen, denn es gibt Faktoren, die selbst mir noch unbekannt sind. Aber ich habe bereits die anderen Kämpfer benachrichtigt. Wir treffen uns in zwei Tagen in Hong Kong. Ich weiß, dass ihr euch in einer schwierigen Lage befindet. Aber es ist von ungeheurer Wichtigkeit, dass ihr ebenfalls erscheint. Alles Weitere erfahrt ihr später. Wir sehen uns.“

Mit diesen Worten verschwand Raiden wieder in einem Lichtblitz.

„Ich glaube, wir sollten anfangen, Vorbereitungen für die Reise zu treffen“, sagte Jax.

„Das denke ich auch“, erwiderte Sonya.

22.00 Uhr


Seit mehr als zehn Stunden saß Hsu Hao nun an der Datenbank. Es war ermüdend gewesen, die ungeheure Menge an Daten zu durchforsten, die von der OIA zusammengetragen worden war. Doch wenn etwas die Mitglieder des Roten Drachen auszeichnete, dann war es ihre Disziplin und Ausdauer. Hsu Hao würde seinen Vorgesetzten nicht enttäuschen. Nachdem er alle Informationen gesammelt hatte, die er brauchte, schaltete er den Rechner aus und ging ins kleine Zimmer nebenan.

Vanessa Reyes saß noch immer an ihrem Tisch. Noch jemand mit viel Ausdauer. Sie hätte es beim Roten Drachen weit gebracht.

„Sie geben auch nicht auf, wenn Sie eine Aufgabe angefangen haben, oder?“ fragte Hsu Hao und bemühte sich, freundlich zu klingen.

Sie drehte sich zu ihm um. „Oh, Sie sind es“, sagte sie. „Sie haben mich ganz schön erschreckt.“

„Tut mir leid, war nicht meine Absicht.“

„Schon gut. Haben Sie alles gefunden, wonach Sie gesucht haben?“

„Ja“, antwortete Hsu Hao. „Ich bin ziemlich müde. Ich geh' jetzt nach Hause. Was ist mit Ihnen?“

„Ich glaube, ich mache auch bald Schluss“, sagte Vanessa.

„Wie weit sind Sie mit ihrer Untersuchung gekommen?“

„Bis zum zehnten Monat. Da gab es ein paar ziemlich merkwürdige Ereignisse“, sagte sie.

„Was meinen Sie damit?“

„Also, es gab da ein Problem mit der Elektrik“, erklärte Vanessa. „Angeblich haben Sie uns um Hilfe gebeten. Aber in unserer Datenbank gibt es keine Eintragung eines Hilferufs. Das merkwürdigste kommt allerdings noch. Da kam tatsächlich ein Reparaturenteam und behob das Problem. Aber sie waren ziemlich lange dort...“ sie machte eine kleine Pause. „Ich hoffe, Lieutenant Blade killt mich nicht, weil ich es Ihnen zuerst mitgeteilt habe.“

„Das tut sie ganz bestimmt nicht“, sagte Hsu Hao mit einem Lächeln im Gesicht, das abrupt wieder verschwand. „Weil ich Sie nämlich töten werde.“

Bevor Vanessa reagieren konnte, zog Hsu Hao eine schallgedämpfte Pistole und drückte viermal ab. Die junge Frau sank leblos zusammen.

„Ich hasse es, Frauen wehzutun“, sagte Hsu Hao. „Aber manchmal muss ich es tun...“ Dann lief er zum Computer und löschte die Einträge der letzten Monate.

Als er in der Eingangshalle ankam, begegnete ihm ein OIA-Mitarbeiter, der ihn freundlich grüßte.

„Gute Nacht, Sir.“

„Wünsch‘ ich Ihnen auch“, antwortete Hsu Hao und ging durch die Haupttür. Draußen nahm er sein Funktelefon hervor und wählte die Nummer seines Vorgesetzten. Wie immer klingelte es zweimal, dann meldete sich eine männliche Stimme.

„Ja?“

„Sir, ich habe die gewünschten Informationen: Kano ist nicht hier. Er scheint sich noch in Outworld zu befinden“, berichtete Hsu Hao.

„Gut, das macht die Sache um einiges einfacher“, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. „Unsere neuen Freunde werden uns mit Sicherheit hinführen können. Gute Arbeit, Hsu Hao. Ihr Auftrag ist erfüllt. Kommen Sie zurück.“

„Ja, Sir“, sagte Hsu Hao. Die Verbindung wurde getrennt.

Hsu Hao stieg in seinen Wagen und fuhr in die dunkle Nacht hinaus.
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