Ka- Tet
von peterle
Kurzbeschreibung
Susannah verließ Roland im letzten Teil der dunklen Turm Reihe, um Eddie und Jake in einer anderen Welt zu finden und ihr Leben dort fortzuführen. Doch Rolands Welt lässt sie nicht los. Sie wird gezwungen sich zu erinnern und letztendlich zu handeln. Kann sie, ihr Ka- Tet, Roland dieses mal erlösen? Wir wissen, es geschehen einige Dinge auf Rolands Reisen für die es keine Erklärung gibt. Z. B. das Tonband in der Torweghöhle, das plötzliche Auftauchen seines Horns. Dieses Buch soll erklären was im Hintergrund geschieht.
GeschichteAbenteuer / P12 / Gen
21.12.2009
16.05.2010
7
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21.12.2009
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Am Abend schlief Patrick beim Essen ein.
Eddi trug ihn ins Gästezimmer und kam dann heraus auf die Veranda
Dies schien ihr Hauptaufenthaltsplatz zu werden, für Eddie kam die Veranda einem Beratungsraum gleich.
Jake, Susannah und - natürlich - Oy hatten es sich schon in den alten Rattanstühlen bequem gemacht.
Er lies sich seufzend in seinen Schaukelstuhl fallen. `Nun feht nur noch der Hut und die Meerschaumpfeife!` dachte er bei sich.
„Was, meinst du, ist geschehen?“ fragte er Susannah. „Ich denke, du hast die beiden verlassen, kurz bevor ihr den Turm erreicht habt? Hast Du überhaupt etwas aus ihm rausbekommen? Beispielsweise, wo dieser Roland ist?“
Susannah schien gar nicht richtig hinzuhören.
Ihr Blick glitt nur kurz zu Eddie und dann begann sie, in Patrick´s Rucksack zu wühlen.
Seitdem sie gegen Mittag das Haus wieder erreichten, hatte Susannah weder mit ihm noch mit Jake ein Wort gewechselt. Sie kümmerte sich aufopfernd um Patrick.
Eddie war sich gewiss, könnte sie laufen, dann hätte sie ihn die ganze Zeit getragen.
Nachdem sie Patrick als erstes mit Tee und Zwieback gefüttert hatte, begann sie mit ihm zu reden.
Doch eigentlich wurde eine Unterredung war im landläufigen Sinne etwas anders definiert. Zumindest hatte Eddie das bisher gedacht.
Fasziniert beobachtete er diese neue Facette der Kommunikation, die sich vor seinen Augen auftat.
Susannah sprach leise mit ihm und als Antwort zeichnete er.
Zeichnen?
Wenn das Zeichnen war, hatte Babe Ruth mal einen Baseball getroffen.
So etwas hatte Eddie noch nicht gesehen.
Der Junge vollbrachte mit dem Bleistift Dinge, die so mancher `Künstler` sein Leben lang nicht mit allen Farben der Welt fertig brachte.
Er zeichnete für Susannah ein Bild nach dem anderen - in einer irrsinnigen Geschwindigkeit.
Eddie, der sich selbst für begabt hielt, hätte in der Zeit, die Patrick für ein detailliertes Landschaftsbild benötigte, nicht mal eine Skizze seines Hauses anfertigen können.
Das Fantastischste daran war, Patrick benutzte nicht mal einen Radiergummi, er schien nie einen Fehler zu machen.
Susannah stöhnte auf.
Sie sah Eddie und Jake mit großen Augen an. Ganz langsam nahm sie ihre Hände vorsichtig aus dem Rucksack.
Beide hielten jetzt etwas umschlossen.
„Sie waren wirklich da!“ sagte sie voller Ehrfurcht.
Und dann öffnete sie langsam ihre Hände...
... und offenbarte ihnen eine Rosenblüte. Sie war mindestens ein paar Wochen alt, leicht zerdrückt, doch, wie unwahrscheinlich es sich auch anhörte: Sie war perfekt!
Eddie räusperte sich als erstes.
„Gut, Roland und dieser Patrick waren also am Turm. Wärst Du bitte so freundlich, uns mitzuteilen was denn nun passiert ist?
Wo ist Roland? Warum ist Patrick hier? Und, nun die Eine- Million- Dollar Frage:
Wie, zum Teufel kam er hier her? Ist er in´s nächste Last- Minute – Büro gestiefelt, nahm einmal Dimensionswechsel zum Sonderpreis und zahlte mit ´ner Porträtzeichnung?“
„Etwas Aufklärung täte uns wirklich gut, Susannah“, mischte Jake sich ein.
Susannah holte tief Luft.
„Hatte ich euch erzählt, durch was für eine Tür ich hier her kam?“
„Eine Art Dimensionstor?“ fragte Jake.
„Genau, aber wie sie entstand hatte ich nicht erwähnt?“ Eddie und Jake warfen sich einen ratlosen Blick zu. „Nee!“ ertönte es dann von Eddie.
„Patrick hat sie gezeichnet, er setzte sich hin und zeichnete die Tür, einfach so. Ist euch aufgefallen, was er mit einem Stift kann?
Und genau das ist sein großes Talent, sein Geheimniss. Ich stieß durch Zufall darauf. Deshalb bin ich sehr froh, das er keine Radiergummi´s benutzt.“
Nun waren die Augen der beiden wirklich nur noch große Fragezeichen.
„Ich hatte ein kleines Geschwür am Mundwinkel, er zeichnete ein Bild von mir. Ich bat ihn das Geschwür aus diesem perfekten Bild zu entfernen und gab ihm einen Radiergummi.
Als er es aus dem Bild radierte, verschwand es auch aus meinem Gesicht.“
Auf der Veranda herrschte Ruhe. „Meinst Du das ernst?“ fragte Jake.
„Sehr ernst. Ich glaube, der Turm, das Ka, was auch immer, lies ihn zu uns kommen um uns zu helfen.
So half Patrick übrigens auch Roland dabei, in den Turm zu kommen.
Der scharlachrote König hielt den Eingang besetzt und Patrick radierte ihn einfach weg!“
„Okay, es reicht. Jake Du gehst rein und räumst Deinen Globus weg. Nur für alle Fälle, falls er ihn skizziert und ihm der Verlauf der Ostküste nicht gefällt.
Susannah, wenn Roland so ein perfekter Krieger ist, warum musste Patrick diesen König dann förmlich ausradieren?“
Er schmunzelte. Ihm kam das Ganze jetzt langsam wirklich surreal vor.
„Der König war auf einem Balkon über dem Eingang und warf Schnaatze, man kam einfach nicht näher heran. Jedenfalls nicht allein.“
Nun brüllte Eddie wirklich los.
„Klar Suze, wenn er es dann immer noch nicht gepackt hätte, wäre Harry auf ´nem Besen gekommen!“ Er schlug sich auf die Schenkel.
„Eddie, hör auf!“ Susannah fuhr ihn regelrecht an.
„Ich weiss nur, was geschehen ist. Jedenfalls einen Teil davon. Frage mich nicht, warum es wie passiert.
Was ich weiss ist, das Roland in den Turm ging, allein, und ich weiss, das Patrick nichts weiter auffiel. Nichts!
Es gab kein Leuchten, keinen großen Knall, keinen Donner am Himmel. Nichts. Das gesamte Sein sollte durch Roland gerettet werden und es fiel nicht mal ein Blatt vom Baum!“
Eddie wurde wieder ernst.
„Sorry, Kleine..“
„Nenn mich nicht Kleine!!“ fuhr sie ihn wütend an, ihre Augen blitzten. Eddie zuckte zurück.
Sie war außer sich.
****************************************
Langsam ging Parker die staubige Landstrasse enttlang.
Er lief gern.
Vor allem, wenn er nicht genau wusste was vor ihm lag und er sich über sein weiteres Tun noch nicht schlüssig war. Sein Blick wanderte zum Himmel.
Er wanderte auf dem Pfad des Balken. Dem Pfad des Bären und der Schildkröte.
Maturin.
Die Erschafferin der Welten.
Seine Gedanken flogen zurück, seine Füsse fanden allein den Weg. Sie waren genauso selbstständig wie seine Hände. Hände die denen Rolands gleichkamen.
Sie hatten nicht soviel Blut vergossen, sie hatten sich jedoch auch nie der grausamen Prüfung gestellt.
Er war alt, seit Generationen wanderte er durch die Welten und versuchte seinen Fehler wieder gut zu machen, Vergebung zu erlangen.
Vergeben konnte ihm nur Roland, nur er konnte ihm die Last von den Schultern nehmen.
Nur ihn konnte er um Verzeihung bitten. Roland war der letzte Revolvermann, er nur ein Schüler.
Ihm war es zu verdanken, dass der erste des legendären letzten Ka- Tets fiel.
Er war auf seinem Posten eingeschlafen und er hatte Roland daher nicht gewarnt, dass es Alain sei der den Weg entlang kam.
Alain, sein Mentor, starb durch die Hände seiner Freunde, weil er der Müdigkeit nicht widerstehen konnte.
Auf ihrem Marsch zum Jericho Hill waren sie die letzten Verteidiger der Zivilisation.
Zwei Revolvermänner, 11 Schüler.
Er empfand keine Trauer und keinen Schmerz als ihn die Pfeile aus dem Hinterhalt trafen.
Lautlos, ohne einen Schrei fiel er in die Schlucht.
Nicht einmal dieses Ziel erreichte er.
Tagelang lag er auf einem Felsenvorsprung. Ohne den Regen, der zwischenzeitlich einsetzte, wäre er an seinen Verletzungen schnell gestorben.
Doch das Ka hatte andere Dinge mit ihm geplant.
Es waren Mannileute die ihn retteten.
Die zumindest sein Leben retteten.
Sie erkannten ihn als das, was er war. Einen angehenden Revolvermann.
Einer, der mit der Waffe richtet, der mit der Waffe lebt. Einen, der am Ende durch die Waffe stirbt.
Sie lehnten den gewaltsamen Weg seines Volkes ab. So wie sie fast jeden Bestandteil seiner Welt ablehnten.
Doch sie akzeptierten die Aufgabe seiner Kaste, den Turm und die Balken zu schützen.
Von ihnen erfuhr er von der Existenz anderer Welten und von ihnen lernte er, diese Welten zu bereisen.
Sie wiesen ihm den Weg, offenbarten ihm SEINE Aufgabe und er fügte sich.
Er bereiste die Welten. Er schützte Personen und ganze Königreiche vor dem Niedergang.
Die Reise von Jack Sawyer zu begleiten war seine vorletzte Aufgabe. Als er das Ziel von Jacks Mission erkannte, wusste er das er dem Ziel nahe war.
Er sorgte dafür, das Walter die „Schwarze Dreizehn“ bekam, damit sie ihren Weg über Callahan zu Roland fand.
Doch vor dem letzten Teil seiner Aufgabe fürchtete er sich.
Er würde den Dreien, gut – Vieren, den Weg weisen müssen. Sie auf den Pfad führen, und, letztendlich, IHM gegenüber treten.
Würde er vor ihm bestehen?
Würde er ihn und sein Leben als von Ka geleitet anerkennen?
Würde Roland ihm, nach all den Jahren und Rädern, das Recht zusprechen, die Revolver seines Vaters zu tragen?
Er hatte seine Lehrlingsrevolver nie abgelegt.
******************************************
Langsam tauchte das Farmgelände vor ihm auf.
Nun blieb er doch stehen und sah sich aufmerksam um. Das Haus war genau auf den Balken ausgerichtet. Er lächelte gequält.
Die drei hatten überhaupt nicht daran vorbeifahren können.
Auch sie dienten dem Balken. Alles drehte sich nur um ihn.
Es war ein schönes altes Farmhaus. Auf der weit ausladenden Veranda standen alte, bequeme Rattanmöbel.
Das Gartentor knarrte als er es öffnete.
Das erste Knarrren war noch nicht einmal verhallt, als Eddie bereits auf der Terrasse erschien.
Es war so offensichtlich. Zumindest für jemanden, der wusste, worauf er zu achten hatte.
Parker war davon überzeugt, dass der Bengel darauf angesprochen nur mit der Schulter gezuckt hätte. Vielleicht wäre ein lakonisches:
"War ohnehin gerade auf dem Weg", gekommen.
Doch er wusste es besser.
An dieses Haus schlich sich niemand an. Denn dort lebten Revolvermänner. Besser gesagt eine Revolverfrau und zwei Schüler. Auch wenn sie diese Tatsache noch nicht verinnerlicht hatten. Kein Tor knarrte ungehört. Auch wenn sich derjenige, der es betätigte noch so viel Mühe gab. Parker hatte nicht die Absicht, sich den Vieren unbemerkt zu nähern. Wäre das jedoch sein Ziel gewesen, dann hätte er mit Sicherheit nicht dieses verräterische Stück Holz benutzt.
Parker war alt, jedoch nicht dumm.
Hätte er sonst so lange überlebt?
Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, verharrte er keine Sekunde in der Bewegung. Stattdessen winkte er den Revolvermann in Spe zu:
„Hallo Mister Dean, wir waren um 4 Uhr verabredet. Ich hoffe es stört Sie nicht, dass ich ein paar Minuten zu früh da bin?“
„Es stört mich nicht im Geringsten. Ich bin nur etwas überrascht, denn ich hörte ihren Wagen gar nicht.“
Parker hatte die Veranda erreicht und Eddie kam ihnen einige Schritte auf der Treppe entgegen.
„Ich gehe gern zu Fuß. Mein Wagen steht in Gardener, ich glaube, dort ist er gut aufgehoben,“
Lächelnd hielt er Eddie seine Rechte hin, die Eddie ohne zu zögern ergriff.
„Setzen Sie sich, Mr. Parker.
Er lächelte und es war kein unaufrichtiges Lächeln.
Doch Parker erkannte, dass Eddie sich eindeutig in jüngster Zeit mit Problemen herumschlug, von deren Existenz er bis vor wenigen Wochen niemals auch nur im Entferntesten geahnt hätte.
Nun, vielleicht kann ich dir ja ein wenig auf die Sprünge helfen!, dachte er, als er Eddies Lächeln freundlich und offen erwiderte.
Doch einen Gedanken setzte er noch hinzu, bevor er sich in diesen Nachmittag fallen ließ.
Noch besser wäre es natürlich, wenn wir uns gegenseitig helfen könnten.
Eddi trug ihn ins Gästezimmer und kam dann heraus auf die Veranda
Dies schien ihr Hauptaufenthaltsplatz zu werden, für Eddie kam die Veranda einem Beratungsraum gleich.
Jake, Susannah und - natürlich - Oy hatten es sich schon in den alten Rattanstühlen bequem gemacht.
Er lies sich seufzend in seinen Schaukelstuhl fallen. `Nun feht nur noch der Hut und die Meerschaumpfeife!` dachte er bei sich.
„Was, meinst du, ist geschehen?“ fragte er Susannah. „Ich denke, du hast die beiden verlassen, kurz bevor ihr den Turm erreicht habt? Hast Du überhaupt etwas aus ihm rausbekommen? Beispielsweise, wo dieser Roland ist?“
Susannah schien gar nicht richtig hinzuhören.
Ihr Blick glitt nur kurz zu Eddie und dann begann sie, in Patrick´s Rucksack zu wühlen.
Seitdem sie gegen Mittag das Haus wieder erreichten, hatte Susannah weder mit ihm noch mit Jake ein Wort gewechselt. Sie kümmerte sich aufopfernd um Patrick.
Eddie war sich gewiss, könnte sie laufen, dann hätte sie ihn die ganze Zeit getragen.
Nachdem sie Patrick als erstes mit Tee und Zwieback gefüttert hatte, begann sie mit ihm zu reden.
Doch eigentlich wurde eine Unterredung war im landläufigen Sinne etwas anders definiert. Zumindest hatte Eddie das bisher gedacht.
Fasziniert beobachtete er diese neue Facette der Kommunikation, die sich vor seinen Augen auftat.
Susannah sprach leise mit ihm und als Antwort zeichnete er.
Zeichnen?
Wenn das Zeichnen war, hatte Babe Ruth mal einen Baseball getroffen.
So etwas hatte Eddie noch nicht gesehen.
Der Junge vollbrachte mit dem Bleistift Dinge, die so mancher `Künstler` sein Leben lang nicht mit allen Farben der Welt fertig brachte.
Er zeichnete für Susannah ein Bild nach dem anderen - in einer irrsinnigen Geschwindigkeit.
Eddie, der sich selbst für begabt hielt, hätte in der Zeit, die Patrick für ein detailliertes Landschaftsbild benötigte, nicht mal eine Skizze seines Hauses anfertigen können.
Das Fantastischste daran war, Patrick benutzte nicht mal einen Radiergummi, er schien nie einen Fehler zu machen.
Susannah stöhnte auf.
Sie sah Eddie und Jake mit großen Augen an. Ganz langsam nahm sie ihre Hände vorsichtig aus dem Rucksack.
Beide hielten jetzt etwas umschlossen.
„Sie waren wirklich da!“ sagte sie voller Ehrfurcht.
Und dann öffnete sie langsam ihre Hände...
... und offenbarte ihnen eine Rosenblüte. Sie war mindestens ein paar Wochen alt, leicht zerdrückt, doch, wie unwahrscheinlich es sich auch anhörte: Sie war perfekt!
Eddie räusperte sich als erstes.
„Gut, Roland und dieser Patrick waren also am Turm. Wärst Du bitte so freundlich, uns mitzuteilen was denn nun passiert ist?
Wo ist Roland? Warum ist Patrick hier? Und, nun die Eine- Million- Dollar Frage:
Wie, zum Teufel kam er hier her? Ist er in´s nächste Last- Minute – Büro gestiefelt, nahm einmal Dimensionswechsel zum Sonderpreis und zahlte mit ´ner Porträtzeichnung?“
„Etwas Aufklärung täte uns wirklich gut, Susannah“, mischte Jake sich ein.
Susannah holte tief Luft.
„Hatte ich euch erzählt, durch was für eine Tür ich hier her kam?“
„Eine Art Dimensionstor?“ fragte Jake.
„Genau, aber wie sie entstand hatte ich nicht erwähnt?“ Eddie und Jake warfen sich einen ratlosen Blick zu. „Nee!“ ertönte es dann von Eddie.
„Patrick hat sie gezeichnet, er setzte sich hin und zeichnete die Tür, einfach so. Ist euch aufgefallen, was er mit einem Stift kann?
Und genau das ist sein großes Talent, sein Geheimniss. Ich stieß durch Zufall darauf. Deshalb bin ich sehr froh, das er keine Radiergummi´s benutzt.“
Nun waren die Augen der beiden wirklich nur noch große Fragezeichen.
„Ich hatte ein kleines Geschwür am Mundwinkel, er zeichnete ein Bild von mir. Ich bat ihn das Geschwür aus diesem perfekten Bild zu entfernen und gab ihm einen Radiergummi.
Als er es aus dem Bild radierte, verschwand es auch aus meinem Gesicht.“
Auf der Veranda herrschte Ruhe. „Meinst Du das ernst?“ fragte Jake.
„Sehr ernst. Ich glaube, der Turm, das Ka, was auch immer, lies ihn zu uns kommen um uns zu helfen.
So half Patrick übrigens auch Roland dabei, in den Turm zu kommen.
Der scharlachrote König hielt den Eingang besetzt und Patrick radierte ihn einfach weg!“
„Okay, es reicht. Jake Du gehst rein und räumst Deinen Globus weg. Nur für alle Fälle, falls er ihn skizziert und ihm der Verlauf der Ostküste nicht gefällt.
Susannah, wenn Roland so ein perfekter Krieger ist, warum musste Patrick diesen König dann förmlich ausradieren?“
Er schmunzelte. Ihm kam das Ganze jetzt langsam wirklich surreal vor.
„Der König war auf einem Balkon über dem Eingang und warf Schnaatze, man kam einfach nicht näher heran. Jedenfalls nicht allein.“
Nun brüllte Eddie wirklich los.
„Klar Suze, wenn er es dann immer noch nicht gepackt hätte, wäre Harry auf ´nem Besen gekommen!“ Er schlug sich auf die Schenkel.
„Eddie, hör auf!“ Susannah fuhr ihn regelrecht an.
„Ich weiss nur, was geschehen ist. Jedenfalls einen Teil davon. Frage mich nicht, warum es wie passiert.
Was ich weiss ist, das Roland in den Turm ging, allein, und ich weiss, das Patrick nichts weiter auffiel. Nichts!
Es gab kein Leuchten, keinen großen Knall, keinen Donner am Himmel. Nichts. Das gesamte Sein sollte durch Roland gerettet werden und es fiel nicht mal ein Blatt vom Baum!“
Eddie wurde wieder ernst.
„Sorry, Kleine..“
„Nenn mich nicht Kleine!!“ fuhr sie ihn wütend an, ihre Augen blitzten. Eddie zuckte zurück.
Sie war außer sich.
****************************************
Langsam ging Parker die staubige Landstrasse enttlang.
Er lief gern.
Vor allem, wenn er nicht genau wusste was vor ihm lag und er sich über sein weiteres Tun noch nicht schlüssig war. Sein Blick wanderte zum Himmel.
Er wanderte auf dem Pfad des Balken. Dem Pfad des Bären und der Schildkröte.
Maturin.
Die Erschafferin der Welten.
Seine Gedanken flogen zurück, seine Füsse fanden allein den Weg. Sie waren genauso selbstständig wie seine Hände. Hände die denen Rolands gleichkamen.
Sie hatten nicht soviel Blut vergossen, sie hatten sich jedoch auch nie der grausamen Prüfung gestellt.
Er war alt, seit Generationen wanderte er durch die Welten und versuchte seinen Fehler wieder gut zu machen, Vergebung zu erlangen.
Vergeben konnte ihm nur Roland, nur er konnte ihm die Last von den Schultern nehmen.
Nur ihn konnte er um Verzeihung bitten. Roland war der letzte Revolvermann, er nur ein Schüler.
Ihm war es zu verdanken, dass der erste des legendären letzten Ka- Tets fiel.
Er war auf seinem Posten eingeschlafen und er hatte Roland daher nicht gewarnt, dass es Alain sei der den Weg entlang kam.
Alain, sein Mentor, starb durch die Hände seiner Freunde, weil er der Müdigkeit nicht widerstehen konnte.
Auf ihrem Marsch zum Jericho Hill waren sie die letzten Verteidiger der Zivilisation.
Zwei Revolvermänner, 11 Schüler.
Er empfand keine Trauer und keinen Schmerz als ihn die Pfeile aus dem Hinterhalt trafen.
Lautlos, ohne einen Schrei fiel er in die Schlucht.
Nicht einmal dieses Ziel erreichte er.
Tagelang lag er auf einem Felsenvorsprung. Ohne den Regen, der zwischenzeitlich einsetzte, wäre er an seinen Verletzungen schnell gestorben.
Doch das Ka hatte andere Dinge mit ihm geplant.
Es waren Mannileute die ihn retteten.
Die zumindest sein Leben retteten.
Sie erkannten ihn als das, was er war. Einen angehenden Revolvermann.
Einer, der mit der Waffe richtet, der mit der Waffe lebt. Einen, der am Ende durch die Waffe stirbt.
Sie lehnten den gewaltsamen Weg seines Volkes ab. So wie sie fast jeden Bestandteil seiner Welt ablehnten.
Doch sie akzeptierten die Aufgabe seiner Kaste, den Turm und die Balken zu schützen.
Von ihnen erfuhr er von der Existenz anderer Welten und von ihnen lernte er, diese Welten zu bereisen.
Sie wiesen ihm den Weg, offenbarten ihm SEINE Aufgabe und er fügte sich.
Er bereiste die Welten. Er schützte Personen und ganze Königreiche vor dem Niedergang.
Die Reise von Jack Sawyer zu begleiten war seine vorletzte Aufgabe. Als er das Ziel von Jacks Mission erkannte, wusste er das er dem Ziel nahe war.
Er sorgte dafür, das Walter die „Schwarze Dreizehn“ bekam, damit sie ihren Weg über Callahan zu Roland fand.
Doch vor dem letzten Teil seiner Aufgabe fürchtete er sich.
Er würde den Dreien, gut – Vieren, den Weg weisen müssen. Sie auf den Pfad führen, und, letztendlich, IHM gegenüber treten.
Würde er vor ihm bestehen?
Würde er ihn und sein Leben als von Ka geleitet anerkennen?
Würde Roland ihm, nach all den Jahren und Rädern, das Recht zusprechen, die Revolver seines Vaters zu tragen?
Er hatte seine Lehrlingsrevolver nie abgelegt.
******************************************
Langsam tauchte das Farmgelände vor ihm auf.
Nun blieb er doch stehen und sah sich aufmerksam um. Das Haus war genau auf den Balken ausgerichtet. Er lächelte gequält.
Die drei hatten überhaupt nicht daran vorbeifahren können.
Auch sie dienten dem Balken. Alles drehte sich nur um ihn.
Es war ein schönes altes Farmhaus. Auf der weit ausladenden Veranda standen alte, bequeme Rattanmöbel.
Das Gartentor knarrte als er es öffnete.
Das erste Knarrren war noch nicht einmal verhallt, als Eddie bereits auf der Terrasse erschien.
Es war so offensichtlich. Zumindest für jemanden, der wusste, worauf er zu achten hatte.
Parker war davon überzeugt, dass der Bengel darauf angesprochen nur mit der Schulter gezuckt hätte. Vielleicht wäre ein lakonisches:
"War ohnehin gerade auf dem Weg", gekommen.
Doch er wusste es besser.
An dieses Haus schlich sich niemand an. Denn dort lebten Revolvermänner. Besser gesagt eine Revolverfrau und zwei Schüler. Auch wenn sie diese Tatsache noch nicht verinnerlicht hatten. Kein Tor knarrte ungehört. Auch wenn sich derjenige, der es betätigte noch so viel Mühe gab. Parker hatte nicht die Absicht, sich den Vieren unbemerkt zu nähern. Wäre das jedoch sein Ziel gewesen, dann hätte er mit Sicherheit nicht dieses verräterische Stück Holz benutzt.
Parker war alt, jedoch nicht dumm.
Hätte er sonst so lange überlebt?
Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, verharrte er keine Sekunde in der Bewegung. Stattdessen winkte er den Revolvermann in Spe zu:
„Hallo Mister Dean, wir waren um 4 Uhr verabredet. Ich hoffe es stört Sie nicht, dass ich ein paar Minuten zu früh da bin?“
„Es stört mich nicht im Geringsten. Ich bin nur etwas überrascht, denn ich hörte ihren Wagen gar nicht.“
Parker hatte die Veranda erreicht und Eddie kam ihnen einige Schritte auf der Treppe entgegen.
„Ich gehe gern zu Fuß. Mein Wagen steht in Gardener, ich glaube, dort ist er gut aufgehoben,“
Lächelnd hielt er Eddie seine Rechte hin, die Eddie ohne zu zögern ergriff.
„Setzen Sie sich, Mr. Parker.
Er lächelte und es war kein unaufrichtiges Lächeln.
Doch Parker erkannte, dass Eddie sich eindeutig in jüngster Zeit mit Problemen herumschlug, von deren Existenz er bis vor wenigen Wochen niemals auch nur im Entferntesten geahnt hätte.
Nun, vielleicht kann ich dir ja ein wenig auf die Sprünge helfen!, dachte er, als er Eddies Lächeln freundlich und offen erwiderte.
Doch einen Gedanken setzte er noch hinzu, bevor er sich in diesen Nachmittag fallen ließ.
Noch besser wäre es natürlich, wenn wir uns gegenseitig helfen könnten.