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Ka- Tet

von peterle
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer / P12 / Gen
21.12.2009
16.05.2010
7
11.423
 
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Dieses Kapitel
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21.12.2009 1.569
 
Frank schob sich langsam und vorsichtig weiter durch das Unterholz.

Die neue Jagdsaison war zwar noch nicht eröffnet, doch das interessierte ihn wenig. Es gab immer Touristen, die für eine ordentliche Portion Wildbret anständig zahlten.

Die Wilderei war im letzten Jahr sozusagen sein zweites Standbein geworden. Der Job, den ihm sein Bewährungshelfer besorgt hatte, war nicht die Welt.
Er wusch in dem kleinen Kaff hier die Auto´s an der Tankstelle. Zwei Jahre musste er noch durchhalten, dann war die Bewährung rum und er konnte endlich verschwinden.
„Scheisse!!“ fluchte er laut, völlig vergessend, das er ja ein Ziel hatte. Einige tiefhängende Zweige hatten ihm ein Stück seiner Weste aufgerissen. `Ist ja auch kein Wunder`, dachte er gehässig, `ich stehe täglich acht Stunden in dieser Scheiss Waschanlage, meine Hände sehen aus wie toter Fisch- weiss, irgendwie schwammig, und bekomme dafür gerade mal den Mindestlohn. Davon kann doch ein ordentlicher Mann kaum leben, geschweige denn amerikanische Wertarbeit kaufen. Das billige Zeug aus Korea hält doch nix aus!`

Zwei Jahre noch, nach acht Jahren im Bau. Mann, das konnte einen echt fertig machen. Wofür?
Für nicht mal 50 Dollars, die er der Alten klaute. Konnte er doch nichts für, dass das Dreckstück dabei stürtzte und sich am Bordstein das Genick brach.

Er blieb stehen und sah sich um.

So weit war er noch nie gegangen, jedenfalls in diese Richtung. Die Alten mieden dieses Ort, sie faselten irgend etwas von seltsamen Lichtern und einem uralten Ritualplatz von irgendwelchen Rothäuten die wohl mal hier in den Wäldern hausten. Er lachte absichtlich laut und genehmigte sich einen weiteren Schluck aus seiner Feldflasche.
Er schüttelte sich.
Mit dem Zeug könnte er die Auto´s waschen. Er war sich nicht ganz sicher, ob es nicht vielleicht wirklich dazu genutzt wurde. Billig genug war es und außerdem wurden seine Augen in letzter Zeit schlechter.

Irgendwie klappte es mit dem Sehen wirklich nicht so gut.

Flimmerndes Licht war durch das Unterholz zu sehen, eine Art leiser Gesang zu hören. Er schüttelte den Kopf, wie um ihn klar zu bekommen.
Das konnte doch nicht sein. Mit seinen Augen kann irgend etwas nicht stimmen. Ok, wundern würde es ihn nicht, aber mit den Ohren?

Langsam schlich er weiter, hielt auf das Flimmern zu.
Es sah aus, als würden sich dort hinten an dem Haufen Findlinge etwa eine Million Glühwürmchen versammelt haben.
Sie leuchteten in allen Farben des Regenbogens.
Ein leises Singen war zu hören.

Frank richtete sich auf und betrachtete diese Erscheinung mit offenem Mund. Er vergaß völlig, was er hier eigentlich wollte. Er vergaß sein Gewehr, welches ihm aus den Händen entglitt und das er unbeachtet auf dem, mit einem dichten Belag alten Laubes bedeckten, Waldboden liegenließ.

Wie in Trance ging er immer weiter auf das Licht zu. Er streckte seine Hände aus, um einige der Lichter zu berühren, doch sie ließen sich nicht ergreifen.
Der Gesang in seinen Ohren wurde lauter.

Ohne noch auf seine Umgebung zu achten, trat er direkt in diese Erscheinung hinein.
Die Lichter umkreisten ihn plötzlich mit einer Geschwindigkeit die sie völlig verschwimmen ließ. Es waren nur noch Lichterbahnen zu erkennen. Ihr Gleißen wurde immer stärker- es war kaum noch zu ertragen. Frank schloss die Augen, das Licht durchdrang seine Lider, er hatte das Gefühl, die Helligkeit würde im die Augen herausbrennen.
Er begann zu schreien. Dann, als er keine Kraft zum Schreien, oder überhaupt zum Atmen hatte, war es plötzlich vorbei. Wie ein nasser Sack brach er zusammen.

Das Erste, was er fühlte war Kälte. Die Temperatur war mindestens um 20 Grad gefallen. Er öffnete die Augen, sah aber nichts. Er war immer noch geblendet.
Schwankend stand er auf, langsam konnte er schemenhafte Umrisse sehen. Er befand sich scheinbar nicht mehr im Wald. Wenn seine Augen ihn nicht völlig im Stich ließen, stand er in mitten einer, bis zum Horzont reichenden, Ebene.
Schnee bedeckte den Boden. Die Luft war klar und rein.
Eine Gestalt kam auf ihn zu. Sie schien riesig zu sein und bewegte sich scheinbar ungelenk- irgendwie mechanisch.
Frank blinzelte verzweifelt, das konnte doch nicht möglich sein.
Die Gestalt sah aus wie ein Roboter, selbst eine Art Antenne saß auf seinem eimerförmigen Kopf mit den großen Okkularaugen.

Eine tiefe Stimme donnerte ihm, scheinbar gut gelaunt, entgegen:
„Heil Fremder! Lange Tage und angenehme Nächte. Was verschlägt dich denn nach Empathica?“

Frank stellte fest, das er doch noch schreien konnte.


Langsam entfernten sie sich vom Haus in Richtung Wald.

Die Stimmung war nicht so ausgelassen wie bei ihrem letzten Spaziergang. Damals fühlten sie sich, wegen dem gerade erfolgtem Umzug, einfach gut. Sie hatten einige Sandwiches, Burger und Salat dabei gehabt und wollten sich einfach an ihrer neuen Umgebung erfreuen.

Diesesmal waren sie alle angespannt. Nicht schlecht gelaunt, nein, aber nervös eben.

Eddie schob Susannahs Rollstuhl.
Er war heute morgen spät aufgestanden. Jake und Susannah waren scheinbar schon eine Weile auf und hatten das Frühstück vobereitet.

Als er über den gestrigen Abend sprechen wollte, lies Susannah es erst gar nicht zu. Sie meinte, er sollen es ruhig erst mal alles verdauen. Jake sagte fast gar nichts, was für ihn ungewöhnlich war, er teilte ihm nur mit, dass sie auf dem Vormittag etwas im Wald zu erledigen hätten. Was genau wollte er ihm nicht sagen, hatte es aber wohl schon mit Susannah abgesprochen,

Nachdenklich schaute er nach vorn. Jake lief mit Oy voraus. Er schien sich relativ sicher zu sein wohin er wollte.
Der Rollstuhl schob sich noch leicht. Der Waldboden war fest, mit einer dichten Lage alter Blätter bedeckt, Unterholz gab es hier noch nicht so viel.
Langsam war ihm der Wald nicht mehr bekannt. Mit einer Gänsehaut dachte er an Jake´s Erzählung.
Steinringe und seltsame Lichter.
Es war ungewöhnlich ruhig hier, stellte er fest.

Abgesehen vom Rollen des Rollstuhl´s konnte er keine anderen Geräusche vernehmen. Jake lief langsamer, Oy ein kleines Stück voraus.

„Spürst Du es?“ fragte Susannah unvermittelt.

Eddie blieb stehen. Er kannte das Gefühl, seine Nackenhaare stellten sich langsam auf, als würde er direkt unter einer Hochspannungsleitung stehen.
Er nickte.

Oy begann zu knurren. Jake rief „Hört ihr es?“ Eddie wollte gerade fragen ob die beiden der Meinung seien, dass er hier in einer Quizshow wäre, hielt aber lieber den Mund. Es wurde wirklich etwas unheimlich hier. Selbst die Temperatur schien etwas gefallen zu sein.

„Es kann nicht mehr weit sein!“ kam es von Jake. Dieser lief weiter, durch das nun doch beginnende, dichte Unterholz.

„Warte doch mal, das Teil hier hat keine Flügel!“ Ungeduldig ruckelte er an dem Rollstuhl. Dieser verfing sich immer öfter in diesem Gestrüpp.
„Hebe mich raus, geht es eben Huckepack weiter!“ Susannah legte ihm die Arme um den Hals als er sich herunter beugte und war flink wie ein Äffchen auf seinem Rücken.
„So mein Großer, nun hopp- hopp, der Kleine wartet nicht.“ meinte sie.

Mit Susannah auf dem Rücken ging es leichter. Durch sein einsetzendes Keuchen hindurch hörte er leisen Gesang. Das konnte nicht sein.

„Seht mal was ich gefunden habe!“ Jake kam zurückgerannt. In der Hand hielt er eine alte Jagdflinte.
„Guckt mal, das wird doch wohl kaum jemand absichtlich weggeworfen haben? Ausserdem, ich glaube, die Lichter sind wieder da.“

Eddie nahm das Gewehr. Gut, das war nicht gerade das teuerste Modell, das Plastik am Kolben etwas eingerissen, aber es war ansonsten gut gepflegt. Der Sicherungsbügel war entriegelt.

„Wo sind die Lichter?“ Jake zeigte nach vorn. „Dort hinter diesem Gestrüpp! Es ist nicht mehr weit, sieht manvon hier nur nicht, aber man HÖRT es.“
Eddie musste ihm zustimmen. Dieser Gesang war immer lauter geworden.
Ok, dachte er, was solls, gehen wir mal nachsehen.

Die Lichter waren wie das Gefunkel in einem Kaleidoskop. Ein irrer Tanz der Farben.

Die drei starrten die Erscheinung wie gebannt an. Selbst Oy setzte sich und sah hoch.
Es war ein fantastisches Spiel der Farben.
Der Gesang wurde fast überirdisch schön. Man konzentrierte sich einfach nur auf das Leuchten, auf den Gesang und hätte sterben köönen.

Langsam wurde Eddie bewusst, das Oy laut knurrte. Oy sah an der Erscheinung vorbei und fletschte die Zähne.
Eddie versuchte sich zu konzentrieren, was ihm aber schwer fiel.
Er hörte nun auch etwas. Irgend etwas waltzte durch den Wald, irgendwie ruckelnd. Es kam auf sie zu.
Das Gewehr glitt wie von selbst in seine Hand. Er konnte nichts genaues erkennen. Eine, durch das Licht verzerrte, Gestalt kam auf sie zu, Er hob das Gewehr und zielte.

„Nein!!“ schrie Susannah und schlug das Gewehr nach oben weg. Laut dröhnte der Knall durch den Wald.
Das Leuchten verschwand, als hätte der Knall es ausgeschaltet.
Susannah bekam riesige Augen als sie die Gestalt ansah, die auf sie zu gewankt kam.

Die Gestalt schien ein sehr junger Mann zu sein. Er war völlig zerlumpt und furchtbar ausgemergelt.
Irgendeine Art Handwagen zog er hinter sich her, sein Gesicht war völlig verdreckt- die großen blauen Augen strahlten förmlich hervor.

Als er Susannah sah verzog sich sein gesicht zu einer furchtbaren Grimasse des Leidens. Er schrie auf, die Laute waren fast tierisch die er von sich gab. Er lies seinen Handwagen los und stolperte mehr als das er rannte, mit ausgstreckten Armen auf Susannah zu.

Diese begann zu weinen. Eddie lies sie auf den Boden gleiten. Sie hob die Arme, schloß die Gestalt in ihre Arme und weinte hemmungslos. Sie legte seinen Kopf auf ihre Schulter, strich im über´s Harr und tröstete ihn.

„Patrick“ schluchste sie. „Patrick, o Patrick, was ist geschehen? Wo ist Roland?“

Eddie und Jake sahen sich sprachlos an.
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