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Schatten der Vergangenheit

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P12 / Gen
Hakuoro
29.11.2009
29.11.2009
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2.370
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Copyright: Utawarerumono gehört mir nicht, ‘Into the West’ gehört Annie Lennox oder John Williams, jedenfalls nicht mir. Schade eigentlich...


Bemerkungen: Oneshot. Es hilft, wenn man ‘Ein Licht im Dunkeln’ gelesen hat, aber es geht auch ohne...

Summary: Manchmal ist es gut zu weinen...

***


Es sollte ein kurzer Besuch bei ihrem Vater in Onkamiyamukai werden, ein Ausflug zusammen mit ihren Freunden aus Tusukuru, doch anscheinend hatte sie Pech und die Schatten der Vergangenheit holten sie ein. Einen Moment lang war sie noch verträumt und glücklich durch die grünen Felder ihrer Heimat gestreift, doch dann-
„Da ist sie! Schnappt euch den gruseligen Freak!“
Kamyu erstarrte, als sie die Stimmen hörte, doch als sie deren Besitzer sah, die plötzlich hinter ihr auftauchten, drehte sie sich um und rannte so schnell sie konnte. Sie hörte, wie die jungen Onkamiyamukai, ein Mädchen und ein Junge hinter ihr her rannten und bemühte sich ihr Tempo zu erhören. Sie wusste aus Erfahrung, was geschehen würde, wenn die sie einholten. Ihre schwarzen Flügel waren ihnen unheimlich, sie fürchteten sie und was sie bedeuteten. Normalerweise gingen ihr die meisten der Gleichaltrigen aus dem Weg, doch wenn sie sich in Gruppen zusammenfanden und sich gegenseitig Mut machten, so wie jetzt...
Sie sollte sich besser beeilen bevor sie sie einholen und verprügeln konnten!
Kamyu hetzte um eine Ecke und erstarrte. Vor ihr standen zwei weitere junge Onkamiyamukai, die weißen Flügel ausgestreckt und versperrten ihr den Fluchtweg. Sie saß in der Falle!
Kurz darauf hatten sie auch ihre Verfolger eingeholt und bauten sich leicht keuchend um sie herum auf.
„Du entkommst nicht Freak!“, sagte das Mädchen, das ihr den Weg versperrt hatte.
„Was wollt ihr? Ich habe euch nichts getan!“, fragte Kamyu atemlos.
„Du vergiftest unsere Luft! Verschwinde von hier und komm nie wieder, wir wollen dich hier nicht haben!“, grollte der Junge, der sie verfolgt hatte.
„Dann lasst mich gehen! Wir verlassen Onkamiyamukai bald wieder und ihr seid mich los!“
„Ja lauf zu deiner großen Schwester, kleines zartes Prinzesschen...“, spottete ein Mädchen, das lange blonde Haaren hatte. „Und heul dich bei ihr aus!“
„Doch vorher sollten wir sicher gehen, dass du nicht wieder kommst!“, rief der keuchende Junge und stürzte sich auf sie.
Kamyu schlug zu und schaffte es mit ihren in diversen Kämpfen geschulten Reflexen seinen Schlag abzuwehren und ihn auf den Boden zu schicken. Sofort stürzten sich die Anderen ebenfalls auf sie und hielten ihre Arme und Flügel fest.
„Lasst mich los, oder...!“, rief Kamyu, kämpfte energisch gegen ihren Griff an und trat um sich.
„Oder was? Ohne deine Freundin mit dem großen Tiger bist du wohl nicht mehr so mutig? Oder hoffst du darauf, dass deine dunkle Hälfte dich beschützt, du Freak?“
Kamyu antwortete nicht, sondern kämpfte weiter gegen ihre Kidnapper an. Leider waren die Vier eindeutig in der Überzahl. Sie zerrten sie trotz ihrer Gegenwehr in die Büsche und schlugen auf sie ein.
Gerade als sie einen Schlag auf die Stirn bekam, wurde ihr schwarz vor Augen und sie dachte einen Moment lang sie wäre ohnmächtig geworden, doch dann raste Stärke durch ihre Adern und ihr wurde klar, was wirklich passierte.
„Nein!“, rief sie, doch es war schon zu spät.
Blaues Licht leuchtete um sie herum auf und in einem Wirbel von schwarzen Federn verwandelte sie sich in Mutsumi.
Ihre Angreifer ließen erschrocken los und wichen zurück, die Augen ganz groß vor Entsetzen.
„Niemand greift sie ungestraft an!“, rief die Urahnin und attackierte sie. Bälle aus reiner Energie schossen in die Richtung der Übeltäter, die sich umdrehten und rannten so schnell sie konnten. „Wie könnt ihr es wagen!“, wütete Mutsumi.
Die Blondine und der Junge, der ihr den Weg versperrt hatten, wurden von der Druckwelle, als eine von Mutsumis Attacken den Boden hinter ihnen traf, nach vorn und auf die Erde geschleudert und brauchten ein paar Momente ehe sie sich wieder auf die Beine gehievt hatten. Mutsumi, die Kamyus Angst gespürt und ihr zu Hilfe gekommen war, war immer noch so wütend über die Rücksichtslosigkeit der Kinder, dass  sie ihnen eine weitere Attacke hinterher schickte, der die Beiden nur knapp entgehen konnten.
„Ihr werdet so etwas nie wieder tun!“, rief sie wütend und schoss hinter ihnen her.
Die beiden Angreifer, die sich plötzlich als Gejagte wieder fanden, rannten vor ihr her und schrieen erschrocken auf, als vor ihnen scheinbar wie aus dem Nichts Hakuoro auftauchte.
„Was ist denn hier los?“, fragte er irritiert und musterte die beiden panischen Onkamiyamukai und die wütende Mutsumi, die hinter ihnen her war. Das Mädchen und der Junge rannten ohne ein Wort an ihm vorbei und Mutsumi wollte ihnen folgen, doch Hakuoro rief sie scharf zurück.
„Mutsumi! Was ist hier los?“
Die Schwarzgeflügelte zuckte unter seinem Ton zusammen, stoppte und gab ihre Verfolgung auf. Sie musste ihm gehorchen...wenn sie schon sonst nichts für ihn tun konnte.
Ihr Zorn war plötzlich verschwunden und machte einer erschreckenden Leere und Verzweiflung Platz. Nicht nur die vier Onkamiyamukai hassten sie, weil sie sie nicht verstanden, sondern auch die einzige Person, an der ihr je etwas gelegen hatte.
Ohne, dass sie es verhindern konnte traten Tränen in ihre Augen, ihre Flügel, eben noch wütend gereckt, fielen in sich zusammen und sie senkte den Kopf und wagte es nicht in seine Richtung zu sehen. Es war alles ihre Schuld, sie hatte es nicht besser verdient. Sie hatte ihn schließlich in ihrer Verblendung und dem Wunsch bei ihm zu sein, angegriffen. Sie hatte nicht erkannt, wer Dii war und dass er nicht die Person war, nach deren Nähe es sie verlangte, dass seine Wünsche - nein Befehle an sie - nicht richtig waren. Sie hatte nicht nur einen schrecklichen Fehler gemacht, sondern gleich mehrere, es war nur recht und billig, wenn er nichts mehr von ihr wissen wollte nachdem sie ihn beinahe umgebracht hatte. Nicht, dass sie wirklich die Macht dazu besessen hätte, aber dennoch, sie hatte es versucht...
Mutsumi zuckte erschrocken zurück, als sie eine sanfte Berührung an der Schulter spürte und sah unwillkürlich in seine Richtung. Doch anstatt des Vorwurfes, sah sie nur eine leichte Besorgnis in den schiefergrauen Augen und sie zuckte schuldbewusst zusammen, als er sie leise mit seiner warmen sanften Stimme fragte: „Was ist passiert Mutsumi? Was wollten die von dir?“
„Ich...“ Sie wandte eilig wieder den Blick ab, unfähig in seine Augen zu sehen. Sie trat ein paar Schritte nach vorn, damit sie ihm den Rücken zukehren konnte und er die Tränen in ihren Augen nicht sah.
Gerade aufgerichtet, sagte sie in dem neutralsten unbeteiligsten Berichterstatterton, den sie nur treffen konnte: „Sie haben Kamyu angegriffen. Anscheinend fürchten sie ihre schwarzen Flügel. Sie fürchten mich. Deshalb habe ich sie verteidigt. Ich hätte das nicht tun sollen und erwarte deine Strafe für meine Tat.“ Es würde es vielleicht einfacher machen mit ihren eigenen Schuldgefühlen zu leben.
„Warum sollte ich dich bestrafen, wo du ihr doch nur helfen wolltest?“ Sie spürte, wie er neben sie trat, ihr abermals die Hand auf ihre Schulter legte und sie besorgt musterte.
Das war zuviel für sie.
All die Tränen, die Ängste, die Zweifel, die sie in ihrem Schlaf in der Ewigkeit als böse Träume gequält hatten, nachdem sie geholfen hatte ihn zu versiegeln, sprudelten an die Oberfläche.
Plötzlich standen Tränen in ihren Augen und bevor sie es verhindern konnte, weinte sie hemmungslos. Durch ihren Tränenschleier sah sie von ihm nur einen verschwommenen grau-weißen Schatten, als er um sie herumging. Ehe sie es sich versah, hatte er zugegriffen, die Arme um sie gelegt, sie an sich gedrückt und strich tröstend über ihre Haare. Eigentlich schrie ihr Verstand, dass sie so viel nicht vertrug, aber ihr Selbst sehnte sich nach der Wärme und dem einzigen Festen, in dem Chaos ihrer wirbelnden Gedanken und bevor sie eine bewusste Entscheidung treffen konnte, lehnte sie sich an ihn, vergrub ihr Gesicht in seiner warmen Umarmung und tränkte seinen Kimono mit heißen Tränen, als sie hemmungslos weinte.
„Warum bist du so traurig Mutsumi?“, fragte er sanft, als die Tränen heftigen Schluchzern gewichen waren.
„Ich...ich...“, schluchzte sie, unfähig einen ganzen zusammenhängenden Satz zustande zu bringen.
„Lass dir Zeit...es eilt nicht...“, sagte er leise und strich sacht über ihre silbernen Haare.
„Ich...habe dich angegriffen...“, schniefte Mutsumi schließlich an seine Brust.
„Aber das war doch nicht deine Schuld.“
Das sorgte für einen neuen Tränenschub. „Na-ha-türlich!“, schluchtzte sie. „Ich hä-hätte es so-ho-fort merken so-ho-llen! Ich hä-hätte dich beina-ha-he getö-hötet!“
„Du hast das doch in gutem Glauben getan. Es war nicht deine Schuld, dass sich Dii erinnern konnte und ich nicht, dass ich dich nicht erkannt habe...“
Mutsumi schluchzte nur.
„Ich hätte es erkennen müssen, dann wäre es nie passiert...“
Zwischen ihren Tränen schniefte die Schwarzgeflügelte schließlich: „Ich habe versagt, als ich deiner Bitte nicht nachkommen konnte! Nur wegen mir wurde Onkamiyamukai zerstört!“
„Wieso? Wenn ich mich korrekt erinnere, war ich es doch, der das Labor in die Luft gejagt hat. Das war nun wirklich meine Schuld, du hast damit nichts zu tun.  Ganz im Gegenteil: du hast mir sehr geholfen, damals.“
„Ich habe es total vermasselt! Anstatt deine Bitte zu erfüllen, habe ich alles nur noch schlimmer gemacht und es nicht einmal gemerkt! Ich habe versagt, mein Spruch war zu schwach, ich habe dir großes Leid angetan! Und dann habe ich es nicht einmal gemerkt und habe ihm blindlings vertraut, weil er einen Teil deines Wesens besaß! Wie kannst du mir noch dankbar sein, nach allem, was ich dir angetan habe!“
Sie begann von neuem zu schluchzen.
„Wenn ich nicht den Kopf verloren hätte, wäre gar nichts passiert. Es war mein Temperament, das mit mir durchgegangen ist, du hattest damit überhaupt nichts zu tun. Und ohne deine Hilfe wäre alles noch viel schlimmer geworden. Du hast verhindert, dass es eine wirkliche Katastrophe geben konnte und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Ich wünschte ich hätte mehr für dich tun können, als dir Gesellschaft zu leisten in deinem dunklen Gefängnis.“, sagte Hakuoro leise, bemüht sie zu trösten und zu beruhigen.
„Du warst die einzige Person, die sich je um mich gekümmert hat, der ich je etwas bedeutet habe...“, schniefte Mutsumi. „Und ich habe dich verraten, angegriffen und so total versagt!“
„Aber Mutsumi! Du hast immer nur das getan, was du für das Richtige hieltest. Du konntest doch nichts dafür, dass du Dii zuerst begegnet bist und er dich um den Finger gewickelt hat. Da warst du wirklich nicht die Erste und Einzige... Ich hätte es sofort merken sollen...“
„Du konntest dich nicht erinnern.“ Seltsamerweise war es jetzt Mutsumi, die ihn tröstete und nicht umgekehrt. Es fühlte sich so falsch an...sie hatte es doch total verdorben und nicht er!
„Und dann habe ich wieder versagt! Wie kannst du mich noch guten Gewissens ansehen, du solltest mich hassen!“
„Schon wieder versagt? Wann denn das?“, fragte Hakuoro überrascht ohne einen Augenblick seine beruhigenden Striche über ihre Haare zu unterbrechen.
„Damals, als ich das Siegel nicht brechen konnte. Du hast mich darum gebeten und wieder war ich nutzlos und konnte nicht helfen!“
„Das lag doch an Kamyus Onkamiyamukai-Blut und hatte überhaupt nichts mit dir zu tun!“, konterte Hakuoro, der sich jetzt wieder erinnerte. Er hatte nicht gedacht, dass Mutsumi deshalb solche Vorwürfe machte. „Und es war auch nicht so schlimm, ich konnte das Siegel brechen, nichts ist passiert weil du es nicht geschafft hast...“
„Du hast mich so vorwurfsvoll angesehen damals...“, schniefte sie. Augenblicklich spürte sie, wie er zusammenzuckte.
„Wirklich? Das war mir nicht bewusst. Glaube mir Mutsumi, das wollte ich nicht. Ich habe nur überlegt, wie wir das Siegel brechen konnten, ich wollte dich niemals verletzen.“
„Du ... bist mir nicht böse?“, fragte sie und schielte durch ihren Tränenschleier zu ihm hinauf. Denn obwohl sie plötzlich nicht mehr weinen musste, waren ihre Augen immer noch verquollen und voller Tränen.
„Aber nein, wieso sollte ich? Wir machen alle Fehler und ich mache besonders viele.... Ich bin auch nicht gerade perfekt, wie könnte ich es dann von dir erwarten? Du hast alles getan, was du konntest um zu helfen, was sollte ich mehr verlangen? Es tut mir Leid, dass du so wenig Zeit hattest, um ein einigermaßen normales Leben zu führen...du hattest immer Pech. Ich habe eine zweite Chance bekommen trotz all der Sachen, die ich falsch gemacht habe, aber du? Du musst in der Einsamkeit und Unendlichkeit schlafen...“
„Ach so schlimm ist es gar nicht. Ich träume von dieser Welt, ich sehe durch Kamyus Augen und wenn sie glücklich ist, dann bin ich es auch. Und jetzt, wo ich weiß, dass du mir nicht böse bist...“ Mutsumi schwieg lange und sagte dann leise. „Ja...ich bin glücklich. Endlich.“ Sie drückte ihn noch einmal fest, dann trat sie zurück.
„Ich danke dir, Vater. Jetzt kann ich beruhigt wieder einschlafen und Kamyu zurückkehren lassen.“
„Dann komm her, mein kleiner Schatz und lass dich in den Schlaf wiegen. Wenigstens für heute kannst du auch ein wenig normal sein...“, sagte er und breitete die Arme aus. Mutsumi sprang in seine Umarmung und er hob sie hoch als wäre sie leicht wie eine Feder. Sie kuschelte sich an ihn und schloss glücklich die Augen, als er sie leicht hin und her wiegte und begann leise zu singen, während er sich mit einem Lächeln in Richtung ihrer Gästezimmer in Bewegung setzte.

Lay down your sweet and weary head
Night is falling, You have come to journey’s end
Sleep now...  
Why do you weep? What are this tears upon your face?
Soon you will see, all of your fears will pass away
Safe in my arms, you’re only sleeping.


Schon halb in der Mitte des Liedes war Mutsumi eingeschlafen, ein sanftes entspanntes Lächeln auf ihrem Gesicht und sie verwandelte sich wieder in Kamyu zurück, die aber ebenfalls tief schlief. Hakuoro warf ihr einen langen Blick zu und brachte sie dann zurück in ihr Zimmer, wo er sie sanft auf ihr Bett legte und zudeckte.
Er würde mit Urotori über die vier Onkamiyamukai sprechen müssen, die Kamyu angegriffen hatten. Anscheinend waren ihre schwarzen Flügel doch gefürchteter, als sie gedacht hatten. Sie waren daran gewöhnt, sie bemerkten sie gar nicht mehr, doch in Onkamiyamukai selbst war das anscheinend etwas anderes. Er würde dafür sorgen, dass Kamyu nie wieder in so eine Situation geriet und wenn er höchstpersönlich mit den Kindern reden musste!
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